Die neue Nachrüstung

Utopie und Dystopie

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ein neues Jahr beginnt. Und wie ist es um unsere Zukunft bestellt?

Corona wird wohl nicht mehr lange das wichtigste Thema sein, abgesehen von den Ermittlungen, was in den letzten zwei Jahren schiefgegangen ist, die jetzt eigentlich beginnen müssten. Ein Land nach dem anderen verabschiedet sich aus der Pandemie. England, Dänemark, die Schweiz und Schweden, um nur einige zu nennen.

Schweden, Sie erinnern sich an die gar schrecklichen Schlagzeilen? Schweden scheitert in unseren Medien seit Beginn der Krise bei der Bekämpfung der Pandemie. Eigentlich müsste es dort Corona-Massengräber geben, wenn die Berichte realistisch gewesen wären. Das war aber nicht der Fall. Auch die Corona-Berichterstattung über Deutschland hat sich seit 2020 zunehmend von der Realität entfernt. Gegenwärtig könnte man den Eindruck bekommen, der Endkampf Berlin des Pandemikers Karl Lauterbach wird bis zur Pleite des letzten deutschen Friseursalons geführt. Obwohl Omikron das Friedensangebot der Natur zur Beendigung der Pandemie war.

Das drängendste Thema ist jetzt die Ukrainekrise. Wer im Internet US-Fernsehnachrichten anschaut, muss feststellen, dass der Krieg in Europa beschlossene Sache zu sein scheint. In MSNBC wird bereits über wahrscheinliche Opferzahlen der ukrainischen Zivilisten und Soldaten berichtet, ähnlich wie über den Punktestand in der nationalen Baseballliga.

Der Krieg kann aber nach US-Darstellung noch abgewendet werden, wenn die NATO-Staaten den perfiden Plänen des rätselhaften Putin entschlossen entgegentritt.
Der Vorschlag der USA: Die Deutschen sollen Nord Stream 2 nicht in Betrieb nehmen und stattdessen US-Fracking­gas kaufen. Der US-Senat macht sich seit Jahren so große Sorgen um die Unabhängigkeit Deutschlands, dass er wegen Nord Stream 2 Sanktionen gegen uns verhängen wollte. Sanktionen sind sowieso das Mittel der Wahl. Russland soll aus dem SWIFT Finanzverkehr ausgeschlossen werden und man will keine Technologie mehr nach Russland liefern, die auch militärisch genutzt werden kann, ein Gummiparagraph höchster Elastizität.

Die Vorstellung der Biden-Regierung, dass Russland durch Sanktionen zur Unterwerfung gezwungen werden kann, statt sich noch stärker Richtung China zu orientieren, ist absurd. Russland kann sein Gas nach Osten verkaufen, es braucht den Westen nicht. Aber vielleicht ist der Vorschlag cleverer, als es den Anschein hat. Denn wenn es zwischen Europa und Russland wegen der Gaslieferungen kracht, gibt es einen lachenden Dritten jenseits des Atlantiks.

Das sind keine guten Zukunftssausichten, sondern dystopische. Wir stecken offenbar in einer Art Hamsterrad fest, vor dem uns das immer gleiche Murmeltier mit den immer gleichen schlechten Nachrichten erwartet. Es ist Zeit, daran etwas zu ändern.

Dazu müssen wir uns damit beschäftigen, welche Zukunft wir erleben wollen, statt uns immer mehr an Verhältnisse anzupassen, die uns Supermächte und Superreiche aufzwingen wollen.

Free21 wird deshalb eine neue Rubrik einführen: Utopie. Das bedeutet, wörtlich übersetzt, ganz einfach: Der Ort, den es noch nicht gibt. Wir werden in dieser Rubrik in jedem Heft sehr verschiedene Vorschläge, Denkanstöße und Zukunftsvisionen für ein gutes Leben veröffentlichen.

Dass es solche gemeinsamen Entdeckungsreisen ins Unbekannte in anderen Medien nicht mehr gibt, hat uns stutzig gemacht. Nun ist es eine Aufgabe für Free21.

Ich wünsche Ihnen erkenntnisreiche Lektüre in dieser ersten Ausgabe des Jahres 2022.

Ihr Dirk Pohlmann,
Chefredakteur Free21