04/2017

Magazin

Wer hat in Syrien Giftgas eingesetzt?

Es geht um’s Heroin

In dieser Ausgabe unseres Magazines veröffentlichen wir einen außergewöhnlich brisanten Artikel des u.a. für die Asia Times arbeitenden Korrespondenten Pepe Escobar. Es handelt sich um die Heroin-Exporte aus Afghanistan, welche seit der Invasion des Landes  2001 explosionsartig zugenommen haben.

Der Artikel setzt ein gewisses Vorwissen voraus, welches aber in den Leitmedien eher selten zu finden ist, trotzdem aber vorhanden und den Medien wie auch den Politikern der ganzen Welt frei zugänglich ist.

Die Geschichte der CIA-Beteiligung am Drogenschmuggel ist schon seit längerem bekannt und reicht bis in die 50er Jahre zurück. Mit dem Geld aus derartigen Operationen gelingt es der CIA vorbei am Kongress ihre « eigenen » Ziele durchzuführen und zu finanzieren.

Präsident Truman bereute nachträglich die Gründung der CIA, und auch Präsident Eisenhower warnte vor deren Macht, ja sogar Präsident Kennedy wollte die CIA 1961 in „tausend Teile zersplittern“ und sprach von einer weltweit operierenden Verschwörung gegen die Demokratie.

In den 80er Jahren schmuggelte die CIA über den Flughafen MENA massiv Kokain in die USA und sorgte auch für dessen Vertrieb. Mit dem Erlös aus diesem Geschäft wurden die sogenannten Konterrevolutionäre in Nicaragua finanziert (Iran Contra Affäre).

Als im Jahre 2000 die Taliban nach ihrem Kampf gegen die Sowjetunion an die Macht kamen, zerstörten sie fast sämtliche Opiumfelder. Gemäß ihres Glaubens ist Heroin unmoralisch und der Anbau wurde landesweit verboten.

Dieser Schritt hatte für den Weltmarkt gravierende Konsequenzen. Den Drogenhändlern ging der Stoff aus. Seit der US-initierten Invasion im Jahr 2001 erreichte der Anbau und Export dann wieder seinen früheren Stellenwert und hat seitdem weiter rasant zugenommen.

Nach konservativen Einschätzungen beläuft sich die aktuelle jährliche Produktion auf bis zu 7.000 Tonnen. Somit ist, laut der UNO, Afghanistan heute weltweit der größte Lieferant von Opium. Aus diesem Rohopium werden dann nach der Vearbeitung im Labor rund 700 Tonnen Heroin. Die Opiumfelder Afghanistans umfassen heute eine Fläche, die fast der Größe des Saarlandes entspricht.

Da die aktuelle Regierung den enormen Drogenexport nicht in den Griff bekommt, sollte man davon ausgehen, dies sei Grund genug für die Weltgemeinschaft, dort zu intervenieren. Nun, eine Invasion hatten wir ja schon, und seitdem – oder vielleicht sogar deshalb – erleben wir einen enormen Zuwachs des Drogenanbaus.

Obwohl das Land mit den verschiedensten Mitteln überwacht wird, ist die Frage berechtigt, wieso wir nicht in der Lage sind, diese Drogentransporte zu unterbinden. Überall auf der Welt, ja sogar in den entlegendsten Gebieten, ist jeder Mensch mittels Satelliten und Drohnen heutzutage auffindbar.

Warum aber gelingt es uns nicht, die Labore zu lokalisieren? Sollen wir glauben, die Drogentransporte würden auf Eselsrücken stattfinden? Wieso schaffen wir nicht, was die Taliban vor 17 Jahren geschafft haben?

Der Drogenhandel auf dieser Ebene ist perfekt organisiert und diese Mengen können nur mittels einer umfassenden Logistik vertrieben werden.

Die kleinste Gruppe von Terroristen können wir ausfindig machen, sie fotografieren und und mittels Drohnen sogar töten – die Drogenhändler in Afghanistan finden wir aber nicht. Ebenso wenig können wir die Großabnehmer in Europa feststellen und noch weniger kommen wir an die unterstützenden globalen Finanzquellen heran.

Würden die Leitmedien ihre von ihnen zu erwartende Arbeit leisten, wäre eine Diskussion über solche Themen in der Öffentlichkeit möglich. Solange diese sich aber weigern hier mitzuarbeiten, gibt es viel zu tun für ein unabhängiges Medium.

Power to the Paper!

Tommy Hansen, Chefredakteur

Inhalt der Ausgabe

  • Die Putin-Versteher

    Seit der Jahrhundertwende verschlechtern sich die Beziehungen des Westens zu Russland im Fünfjahresrhythmus. Den jeweiligen Zäsuren 1999 (NATO-Krieg gegen Jugoslawien), 2003 (Irak-Krieg & Festnahme von Michail Chodorkowski), 2008 (Georgien-Krieg) und 2013/14 (Ukraine-Krise) folgte eine politisch und medial immer aufgeladenere Stimmung, die Schritt für Schritt in Hetze umschlug. Je nach Qualität des […] Weiter lesen