02/2019

Magazin

Heuchelei: Westliche Werte

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Scheinheilige westliche „Werte“

Liebe Leserinnen und Leser,

wir möchten diese Ausgabe aus aktuellem Anlass der erwiesenen Doppelmoral und der Verlogenheit in der Politik in Bezug auf Menschenrechte und Demokratie widmen.

Die jüngsten Ereignisse um Venezuela und die Berichterstattung darüber in den Mainstream-Medien, sprechen Bände über den Zustand unserer westlichen „freien“ Gesellschaft. Die Einmischung unserer Regierung, aber auch der Europäischen Union in die inneren Angelegenheiten eines anderen souveränen Staates, zeigen klar die Chuzpe, mit der der Westen schon immer gegen missliebige Staaten oder Personen vorgegangen ist. Wir können live mitverfolgen, wie mit zweierlei Maß gemessen wird und mit welch einer dreisten Frechheit Tatsachen durch Behauptungen ersetzt werden. Ob es 2014 die Unterstützung des Regime-Change in der Ukraine war oder heute die Anerkennung eines selbst ernannten Übergangspräsidenten von Amerikas Gnaden ist – die Anmaßung des Westens ist mehr als dreist.

Ebenso, wie über viele Politiker, kann man sich über große Teile der westlichen Medienlandschaft empören, da die Berichterstattung über die Hintergründe in beiden Fällen überwiegend lausig und vor allem parteiisch war und ist. Dagegen wollen wir mit der vorliegenden Ausgabe wieder etwas tun.

In diesem Magazin zeigen wir anhand vieler Beispiele und Berichte, wie das westliche Vorgehen zur Durchsetzung „unserer Interessen“ aussieht. Es darf uns nicht verwundern, wenn Länder wie China, Russland oder Nordkorea aufrüsten und sich politisch nach Westen hin abschotten, um dem destruktiven Einfluss durch „uns“ zu entgehen. Geopolitisch hat sich seit 2016 eine Menge verändert, ursprünglich mit ausgelöst durch die Ukrainekrise, der wir hier auch wieder Platz einräumen, und besonders durch Russlands militärischen Einsatz in Syrien seit 2015, der eine Zeitenwende in

der einst unipolaren Welt eingeläutet hat.

Hinter den Kulissen sind viele Dinge im Fluss, von denen wir nicht, nur verzerrt oder verzögert erfahren. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es kaum noch investigativen Journalismus gibt.

Wie effektiv die Zensur auch und gerade im Westen funktioniert, erzählt unsaktuell der Filmemacher und Grimme-Preisträger Andrej Nekrasov, der bis heute seine augenöffnende Magnitzki-Dokumentation nicht öffentlich senden konnte.

Ein weiterer wichtiger Artikel zeigt rückblickend noch einmal die Kriegspläne der USA nach 9/11 auf und belegt, wie der Krieg gegen den Terror dazu benutzt wurde, in andere Länder einzufallen, dort missliebige Regierungen abzusetzen und ganze Staaten zu zerstören. Wir erfahren aus dem Munde von Zeitzeugen und Beteiligten, welche Pläne und Hintergedanken die Mächtigen in der US-Regierung und im Pentagon hatten, wie viele davon umgesetzt wurden und welchen Einfluss diese Geopolitik auch auf unser Land hat.

Der konservative amerikanische Politikwissenschaftler und Autor Samuel Huntington sagte einmal: „Der Westen gewann die Welt nicht durch die Überlegenheit seiner Ideen, Werte oder Religion, sondern durch die überlegene Anwendung von organisierter Gewalt.“ Diese Tatsache publik zu machen und die Kriege, Einmischungen und Lügen zu beenden, sollte unser aller Ziel sein.

Holger Bartholz

Inhalt der Ausgabe

  • Sabotierte Untersuchungen

    Genau fünf Jahre nach dem Massaker an Aufständischen und Polizisten auf dem Maidan erklärt der ukrainischstämmige Politikwissenschaftler Ivan Katchanovski im Interview mit dem Rubikon wie und warum die Ermittlungen der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft sabotiert werden. Sichergestellte Gewehrkugeln, Helme und Schilder der Getöteten, Aufnahmen von Überwachungskameras und viele weitere Beweisstücke verschwanden im Verlauf […] Weiter lesen

  • Amerikanischer Imperialismus mit langer Tradition

    Noch viel weniger bekannt ist allerdings, mit welch marginaler Mehrheit sich der Interventionismus als außenpolitische Haltung in den Vereinigten Staaten bereits im 19. Jahrhundert durchsetzte.[1] Fake News schon damals Unterlagen über die vor 120 Jahren stattgefundene außenpolitische Neuausrichtung der Vereinigten Staaten entdeckte der renommierte amerikanische Journalist und Gastprofessor der Boston University, Stephen […] Weiter lesen

  • Der Krieg gegen Venezuela basiert auf Lügen

    Als ich mit Hugo Chávez durch das Land reiste, da verstand ich bald die Gefahr, die von Venezuela ausging. In einer Bauern-Kooperative im Bundesstaat Lara warteten Menschen geduldig und voller Freude in der Hitze. Es wurden Wasserkrüge und Melonensaft herumgereicht. Eine Gitarre spielte; eine Frau namens Katarina stand da und sang […] Weiter lesen

  • Von journalistischen Coups, unterschiedlichen Blickwinkeln und der Abscheu vor Lügen

    „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher! Bertolt Brecht Dieses Brecht-Zitat sollte allen Journalisten ins Stammbuch geschrieben sein. Journalismus bedeutet, zu berichten, was man sieht, nicht was man sehen möchte. Nicht jeder ist gleich ein […] Weiter lesen

  • Pfeif auf Grundgesetz und Völker­recht

    Deutsche Politik in Bezug auf Venezuela und das Völkerrecht – gibt es da nichts Problematisches, nichts Anstößiges? Nichts von nachrichtlichem Wert? Sind ein Bruch mit der UN-Charta und grundgesetzwidrige Politik kein Thema für die Tagesschau? Die Bundesregierung hat wie zahlreiche andere Staaten einen „selbsternannten Übergangspräsident“ Venezuelas, Juan Guaidó, als amtierenden Staatschef […] Weiter lesen

  • Kampagnenjournalismus bei Maidanprotesten

    Gerade hat Bröckers seinen Bestseller „Wir sind die Guten“ aus dem Jahr 2014 in aktualisierter Form veröffentlicht. Darin setzen sich Bröckers und sein Mitautor Paul Schreyer auch mit dem Verhalten der Medien im Umgang mit Russland auseinander. Anlass, von dem Autor zu erfahren, wie er die Berichterstattung der vergangenen fünf Jahre […] Weiter lesen

  • Facebook und Google als Inkarnation des LifeLog-Programms des Pentagon

    Im Mai 2003 berichteten amerikanische Medien und auch „Die Zeit“ über eine Ausschreibung der beim US-Verteidigungsministerium (Pentagon) angesiedelten Forschun gsbehörde Defense Advanced Projects Research Agency (Darpa) [1]. Es ging um ein Projekt namens LifeLog, das in der Ausschreibung laut Zeit so beschrieben wurde: „Das Ziel: Ein digitales Protokoll vom Leben eines […] Weiter lesen

  • Moralische Schande

    Es ist eine moralische Schande, wenn das EU-Parlament, das der Welt die Notwendigkeit der Achtung der Rechtsstaatlichkeit predigt, mit juristischer Sprache Lügen über die Rechtmäßigkeit der Situation in Venezuela erzählt und diese Legalität zerstört. Spannende Nachrichten aus Frankreich: Marine le Pen ist die neue Präsidentin des Landes. Nachdem das Macron-Regime das […] Weiter lesen

  • Human Rights Watch: Menschenrechte und Meinungsmache

    Der Tenor des diesjährigen „Weltberichts“ der Organisation Human Rights Watch deckt sich mit zentralen Aussagen der großen westlichen Medienkonzerne: „Wir“ sind die Guten, und wir müssen das erfolgreiche wirtschaftsliberale System gegen „Populisten“ verteidigen. Zwar werden in den Berichten auch westliche Länder kritisiert – aber erheblich zögerlicher als etwa Russland, Syrien oder […] Weiter lesen

  • Militärmacht China – ein gefährlicher Pentagon-Bericht

    In dem im Jahr 2015 vom Informationsbüro des chinesischen Staatsrates herausgegebenen offiziellen Weißbuch über Chinas Militärstrategie heißt es: „Es ist ein chinesischer Traum, die große Verjüngung der chinesischen Nation zu erreichen. Der chinesische Traum besteht darin, das Land stark zu machen. (…) Ohne ein starkes Militär kann ein Land weder sicher […] Weiter lesen

  • Späte Einsicht

    BBC-Reporter Riam Dalati hat eingeräumt, dass die in Syrien tätigen Weißhelme die Krankenhausszene beim angeblichen Giftgasangriff auf Duma im April 2018 gefälscht haben und es in Wahrheit gar keine Opfer gab. Dalati ist Journalist und Syrien­spezia­list des britischen Fernsehens. In einer Mitteilung bei Twitter bestätigte Dalati aufgrund eigener Recherchen, was Personen, […] Weiter lesen