Planlos – Europa ohne Zukunft

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

unbemerkt von den deutschen Medien ist der Ukrainekrieg in eine neue Phase eingetreten.

Zum Einen, weil eine Offensive Russlands mit massiven Kräften bevorsteht. Die begrenzte Militäroperation ist zum Krieg ausgeweitet worden und ähnelt jetzt mehr der US-Kriegführung im Irak oder in Syrien, bei der ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung abgesehen von der Energieversorgung auch die Wasserversorgung vernichtet wurde. Es ist klar, dass die Ukraine den Krieg nicht gewinnen kann, auch wenn Sie in der unsäglichen Spiegel-, T-Online-, Tagesschau-, Focus- oder Bild-Kriegspropaganda nur vernehmen, dass der Leopard 2 dön Endsög an der Ostfront bröngen wörde.

Zum Anderen hat die RAND Corporation, einer der einflussreichsten Think-Tanks der USA, jetzt ein Papier veröffentlicht, über das die dreisten deutschen Hurra-Journalisten erneut lieber schweigen. Es trägt den Titel: „Avoiding a long war. US policy and the trajectory of the Russia Ukraine conflict“ (Einen langen Krieg vermeiden. US-Politik und der Verlauf des Russland-Ukraine-Konfliktes). Die RAND Corporation hatte bereits 2019 mit ihrer Studie „Extending Russia“ (Russland überdehnen) das Drehbuch für die Kriegspolitik der USA gegen Russland geschrieben.

Der entscheidende Satz in diesem aktuellen Papier lautet: „Die Kosten und Risiken eines langen Krieges in der Ukraine sind erheblich und sie überwiegen die möglichen Vorteile für die Vereinigten Staaten.“ Die Analyse hat sich anscheinend geändert. Noch vor einem halben Jahr war der Plan der USA und ihrer NATO-Vasallen, Russland mit Sanktionen zu ruinieren und so einen Regime Change herbeizuführen. Danach sollte Russland in mehrere neue Staaten aufgeteilt werden, eine Jugoslawisierung, die als Dekolonialisierung bezeichnet wird.

Diese Politik ist gescheitert, die USA sind international zunehmend isoliert, der globale Süden formiert sich gerade neu.Nun hat sich Europa mit seiner „Right or Wrong, my Hegemon“-Politik in die wohl schlechtmöglichste Position manövriert – mit Deutschland als Vorreiter der praktischen Dummheit. Außerden hat unsere Regierung die Wirtschaft schwer geschädigt und die diplomatischen Verbindungen zu Russland auf Jahrzehnte zerstört (nicht nur wegen der Minsk 1- und Minsk 2-Farce). Und die Nicht-Reaktion auf die Zerstörung von Nordstream 2 hat Scholz und Baerbock international der Lächerlichkeit preisgegeben.

Das alles ist eine Symphonie der Planlosigkeit. Den außenpolitischen Interessen der USA zu dienen – und koste es die eigene Existenz – ist keine zukunftsfähige Politik. Sicher, sie hilft den Mitgliedern der politischen und medialen Elite mit ihren Anbindungen an die US-Thinktanks Posten in den europäischen und deutschen Apparaten zu ergattern. Die bestehen fast ausschließlich aus Vertretern dieser Spezies, die darüber hinaus zuverlässig dissidente Denker per Cancel Culture eliminieren. All das ist Opportunismus und Verantwortungslosigkeit, aber keine Strategie.

Der nüchterne Bericht der RAND Corporation belegt, dass Geo-Strategen in den USA in der Lage sind, Tatsachen zu erfassen und treffende Analysen zu schreiben. In Europa und insbesondere Deutschland wird geostrategisches Denken als Verschwörungsideologie denunziert, bereits der Versuch ist strafbar.
Wie sorgen wir dafür, dass die Schuldigen für dieses Desaster dafür Verantwortung übernehmen müssen?

Dirk Pohlmann, Chefredakteur Free21