Aufgetaucht...

Regelbasierte Medien im regelbasierten Westen

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Halten sie es für möglich, dass Sie von Ihrer Regierung belogen werden? Blöde Frage, ich weiß. Die Antwort ist nicht schwierig. Aber in diesem Heft geht es in der Titelgeschichte um kompliziertere Lügengebilde als gebrochene Wahlversprechen.

Nämlich um diese Fragen: Halten Sie es für möglich, dass Sie von den Streitkräften ihres Landes belogen werden? Dass die Streitkräfte auch die Regierung belügen, der sie eigentlich treu dienen sollten, in guten wie in schlechten Tagen, sozusagen, wie es alle Landesverfassungen in NATOstan fordern? Halten Sie es für möglich, dass sich die Streitkräfte ihres Landes mit der Regierung einer fremden Supermacht verschworen haben, mit dem Ziel, die Regierung zu stürzen? Weil die Streitkräfte den Eindruck haben, dass die fehlgeleitete Bevölkerung unverzeihlicherweise falsch gewählt hat und korrigiert werden muss? Halten Sie es für möglich, dass die Medien Ihres Landes im entscheidenden Moment nützliche Idioten sind, aus böser Absicht oder aus Dummheit im Dienst?

Nein, die Rede ist nicht von den USA unter Donald Trump, der von Putin am Nasenring durch die Manege geführt wird. Sondern von Schweden. Denn genau was oben beschrieben wurde, ist vor gut 40 Jahren in Schweden passiert. Nur: viele Schweden wissen nichts davon. Viele wollen es nicht wahr haben, wenn sie davon erfahren. Denn: Solche Verhältnisse gab und gibt es vielleicht in Diktaturen in Afrika, oder in Südamerika, glauben sie – aber in Schweden? In einem der zivilisiertesten Länder der Welt? Und dann ist das Ziel dieser Täuschungsoperation, Olof Palme, auch noch umgebracht worden? So etwas zu denken, ist viel verlangt. Zu viel. Insbesondere, wenn man gleichzeitig von regelbasierten Medien konstant auf Linie gehalten wird.

Ganz ähnlich ist es zur Zeit in Deutschland. Erinnern Sie sich noch, dass Pipelines beim Terroranschlag mit dem größten Sachschaden aller Zeiten in Europa gesprengt wurden? Es wird so wenig darüber geredet – und irgendwie hat auch keiner so richtig den Drang, die Sache aufzuklären. Apropos Schweden. Es hat doch den Tatort untersucht und Spuren gesichert? Dazu dürften auch mindestens zwei nicht explodierte Sprengsätze gehören, denn es gibt acht Pipelinestränge, aber nur sechs sind gesprengt worden. Warum erfahren wir nichts dazu? Warum agieren die Ermittlungsbehörden wie beim Mord an John F. Kennedy, bei dem immer wieder neue Theorien in Umlauf gebracht werden, als Nebelkerzen, wenn das Verbrechen in den Umrissen klarer wird?

Wer an die Theorie vom Einzeltäter und dem einzelnen magischen Geschoss glaubt, das vier mal die Richtung geändert hat, und dabei alle Wunden erzeugte, die Kennedy und Conally aufwiesen, der glaubt auch an 5 Männer und eine Frau in einem Segelboot, die eine Pipeline in die Luft gejagt haben, mit Sprengstoff, den sie in der Kombüse mit einem Küchenmesser zurechtgeschnitten haben, während sie vor Anker lagen, in 80 Meter tiefem Wasser, mit Hertieflossen und einem Heuler als Unterwasser-Kumpan.
Und diesen Menschen kommt auch nicht in den Sinn, dass eine „regelbasierte Ordnung“ als Freibrief für jede Art von Verbrechen genutzt werden kann. Beweis: auch die Mafia hat eine regelbasierte Ordnung, aber die ist genausowenig mit dem Völkerrecht kompatibel, wie – (hier dürfen Sie selbst weiterdenken. Ganz ohne Unterstützung regelbasierter Medien.)

Dirk Pohlmann, Chefredakteur Free21