Die deutsch-amerikanische Clownshow und ihre strategische Bedeutung

Von Published On: 11. April 2024Kategorien: Geopolitik

Dieser Text wurde zuerst am 15.03.2024 auf www.strategic-culture.su unter der URL <https://strategic-culture.su/news/2024/03/15/the-german-american-strategic-depth-clown-show> veröffentlicht. Lizenz: Pepe Escobar, Strategic Culture, CC BY-NC-ND 4.0

Die Komikergruppe „The Three Stooges“. Bild: gemeinfrei

Die „Four Stooges“-Saga über Bundeswehrsoldaten, welche planten, die Kertsch-Brücke auf der Krim mit Taurus-Raketen in die Luft zu jagen in der Erwartung, damit durchzukommen, ist ein grenzenloses Geschenk. (Anm. d. Red.: „Four Stooges“ ist eine Anspielung auf die berühmte US-Komikertruppe „The Three Stooges“. Das Wort „Stooge“ bezeichnet einen Handlanger oder Strohmann, womit die Bundeswehroffiziere gemeint sind.)

Präsident Putin hat es in seinem umfassenden Interview mit Dmitri Kisseljow für Russia 1/RIA Novosti angesprochen:

„Sie phantasieren und sprechen sich in erster Linie selber Mut zu und sie versuchen sie uns einzuschüchtern. Was die Bundesrepublik Deutschland betrifft, dort gibt es verfassungsrechtliche Probleme. Sie sagen richtigerweise: Wenn Taurus(-Raketen) diesen Teil der Krim-Brücke tref­fen – der nach ihren Vorstel­lungen übrigens auch russisches Territorium ist – dann ist das ein Verstoß gegen das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland.“

Und es wird noch kurioser.

Als das Transkript des Taurus-Leaks von RT [1] veröffentlicht wurde, konnte jeder hören, wie Brigadegeneral Frank Gräfe mit Oberstleutnant Udo Fenske vom Deutschen Raumfahrtkommando Luftoperationen über den Plan sprach, Taurus-Systeme in der Ukraine einzusetzen (Anm. d. Red.: Brigadegeneral Frank Gräfe ist Abteilungsleiter für Übungen und Einsätze im Kommando Luftwaffe. Er spricht in den ersten fünf Minuten mit Oberstleutnant Sebastian Florstedt (Leiter der Ausbildung eines taktischen Luftwaffengeschwaders), Oberstleutnant Udo Fenske ist bereits zugeschaltet und hört zu.).

Ein wichtiger Punkt ist, dass die beiden, während sie das Komplott schmieden, erwähnen, dass die Pläne bereits „vor vier Monaten“ mit „Schneider“, dem Nachfolger von „Wilsbach“, besprochen wurden.

Nun, das sind natürlich deutsche Namen. So kam niemand auf die Idee, dass (Kevin) Schneider und (Kenneth) Wilsbach stattdessen … Amerikaner sein könnten.

Doch das ließ den deutschen Enthüllungsjournalisten Dirk Pohlmann – den ich vor Jahren in Berlin kennenlernen durfte – und seinen Recherche-Kollegen Tobias Augenbraun aufhorchen.

Sie fanden heraus, dass die deutsch klingenden Namen tatsächlich Amerikaner identifizierten. Und nicht nur das: Sie sind keine Geringeren als die ehemaligen und aktuellen Befehlshaber der U.S. Pacific Air Forces.

Das Bild der vier (eigentlich sechs) Stooges wird noch verstärkt durch die Feststellung, dass „Leberwurst­“-Kanzler Scholz und sein „totaler“ Kriegsmi­nister Pistorius erst vier Monate später von dem Taurus-Plan erfuhren.

Hier haben wir es also mit einem eindeutigen Fall zu tun, in dem hochrangige deutsche Militärs direkte Befehle für einen Angriff auf die Krim – einen Teil der Russischen Föderation – direkt von amerikanischen Offizieren der Pazifischen Luftstreitkräfte erhalten haben.

Das allein eröffnet schon ein breites Spektrum, das von Landesverrat (gegen Deutschland) bis zum Casus Belli (aus Sicht Russlands) reicht. Doch das Einzige, was Brigadegeneral Gräfe zu beunruhigen scheint, ist, dass die deutschen Medien anfangen könnten, die multiple Handlanger-Methodik der Bundeswehr ernsthaft zu hinterfragen. Natürlich wird nichts davon in den deutschen Mainstream-Medien diskutiert. Die Einzigen, die wirklich richtig ermittelt haben, waren Pohlmann und Augenbraun.

Es wäre von deutschen Medien wie der „Bild“-Zeitung zuviel verlangt, zu analysieren, was die russische Antwort auf die multiplen Strohmann-Manöver gegen die Krim sein würde: Ein verheerender Vergeltungsschlag gegen Berliner Vermögenswerte.

Die Krim-Brücke, auch Kertsch-Brücke genannt. Quelle: Wikimedia Commons, Autor: Росавтодор

Es ist so kalt in Alaska

Während des fröhlichen Bundeswehrgesprächs wird noch ein weiterer „Plan“ erwähnt: „Nee, nee. Ich mein wegen der anderen Sache.“ Dann: „Ähm … meinst du Alaska jetzt?“

Es wird noch pikanter, wenn man hinzuzieht, dass Florstedt, Offizier des deutschen Raumfahrtlagezentrums am Dienstag, den 19. März, in Alaska keinen Geringeren als Schneider treffen wird (Anm. d. Red.: Florstedt fährt nicht nach Alaska um Schneider zu treffen. Im Gespräch geht es hier um eine Dienstreise Florstedts, die mit Schneider nichts zu tun hat. Auch General Gräfe fährt nicht nach Alaska um Schneider zu treffen. Er müsse nochmal hin – zu Schneider – und ihm den Plan erläutern. Gräfe würde Florstedt auch niemals zum US-General Schneider mitnehmen. Sie machen darüber sogar Witze, s. Transkript.).

Und Gräfe wird auch „nach Alaska zurückkehren“ müssen, um Schneider alles noch einmal zu erklären, da er „neu“ im Amt ist. Die Frage lautet also: Warum Alaska?

Zur Beteiligung am amerikanischen Schattenspiel über eine Reihe von „Aktivitäten“ in Alaska – die zufällig nichts anderes als China betreffen.

Doch damit nicht genug: Während des Gesprächs taucht auch noch ein weiterer „Plan“ (bzw. „Auftrag“, gemeint eine „Mission“) auf, der einen nicht klar verständlichen Codenamen trägt, der wie „Kumalatra“ klingt.

All das zeigt uns, dass die Crash-Test-Dummy-Administration im Weißen Haus, die CIA und das Pentagon verzweifelt auf einen Totalen Krieg in der schwarzen Erde von Noworossija zu setzen scheinen.

Und nun sprechen sie es offen aus, ohne Schattenspiel – und höchstselbst vom Chef der CIA: William Burns, der offensichtlich eine Niete in Sachen Geheimhaltung ist.

Dies sagte Burns Anfang der Woche (Anm. d. Red.: 11. KW) vor den Mitgliedern des Geheimdienstausschusses des US-Senats:

„Ich denke, ohne zusätzliche Hilfe im Jahr 2024 wird es noch mehr Awdijiwkas geben, und das – so scheint es mir – wäre ein großer und historischer Fehler für die Vereinigten Staaten.“

Das zeigt, wie sehr das Trauma von Awdijiwka in der Psyche des US-Geheimdienstapparats verankert ist.

Doch das ist noch nicht alles:

„Mit zusätzlicher Unterstützung kann die Ukraine bis 2024 und Anfang 2025 an der Front bestehen bleiben. Die Ukraine kann Russland weiterhin Kosten aufbürden, nicht nur mit tiefen Penetrationsschlägen auf der Krim, sondern auch gegen die russische Schwarzmeerflotte.“

Jetzt geht‘s los: Noch einmal die Krim.

Burns glaubt tatsächlich, dass das gigantische neue „Hilfspaket“ in Höhe von 60 Milliarden Dollar, welches vom US-­Kongress genehmigt werden muss, Kiew in die Lage versetzen wird, bis Ende 2024 eine „Offensive“ zu starten. Was er immerhin richtig sieht: Gibt es kein neues „Hilfspaket“, so wird „die Ukraine in diesem Jahr erhebliche Gebietsverluste erleiden.“ Burns ist vielleicht nicht die hellste Kerze auf der Geheimdienst-Torte. Zwar war er vor langer Zeit schon Diplomat und CIA-Agent in Moskau, scheint aber nichts gelernt zu haben. Abgesehen davon, jede Menge Katzen und Kätzchen aus dem Sack zu lassen.

Es geht aber nicht nur um den Angriff auf die Krim. Folgendes wird in Peking mit großem Vergnügen gelesen:

„Die USA unterstützen die Ukraine unter anderem deshalb, weil solche Aktivitäten dazu beitragen, China einzudämmen.“

Burns holte sich seinen Oscar für die beste Katze aus dem Sack, als er sagte: „Wenn man sieht, dass wir uns von der Unterstützung für die Ukraine abwenden, wird das nicht nur Zweifel bei unseren Verbündeten und Partnern im Indopazifischen Raum wecken, sondern auch die Ambitionen der chinesischen Führung in Bereichen von Taiwan bis zum Südchinesischen Meer schüren.“

Der unschätzbare Andrei Martyanov brachte die erstaunliche Inkompetenz – gespickt mit geschmacklosem Exzeptionalismus, die diese Leistung von Burns durchdringt – perfekt auf den Punkt.

Es gibt Dinge, „die sie aufgrund ihres niedrigen Bildungs- und Kulturniveaus nicht begreifen können. Dies ist ein neues Paradigma für sie – sie alle sind ,Absolventen‘ der Schule für strategische ,Studien‘, wie man ,wehrlosen Nationen die Scheiße rausprügelt‘, und mit dem Niveau der wirtschaftlichen ,Wissenschaft‘ im Westen können sie nicht begreifen, wie das alles abläuft.“

Was also übrig bleibt, ist Panik, wie sie Burns im Senat zum Ausdruck brachte – gemischt mit der Unfähigkeit, eine „andere Kriegskultur“ wie die russische zu verstehen: „Sie haben einfach keine Bezugspunkte“. Und doch entscheiden sie sich für den Krieg, wie Rostislav Ischenko [2] meisterhaft analysiert hat.

Auch wenn die CIA und 17 weitere US-Geheimdienste in einem Bericht, der Anfang dieser Woche dem Kongress vorgelegt wurde, zu dem Schluss gekommen sind, dass Russland „mit ziemlicher Sicherheit“ einen direkten militärischen Konflikt mit der NATO vermeiden will und seine Politik so gestalten wird, dass ein globaler Krieg vermieden wird [3].

Schließlich geht es dem Imperium des Chaos um ewige Kriege. Und wir alle befinden uns mitten in einer „Friss oder stirb“-Affäre. Das Imperium kann sich die kosmische Demütigung der NATO in Noworossija einfach nicht leisten.

Dennoch ist jeder „Plan“ – im Stil von Taurus auf der Krim – ein Bluff. Russland ist sich eines Bluffs nach dem anderen bewusst. Die westlichen Karten liegen jetzt alle auf dem Tisch. Die Frage ist nur, wann und wie schnell Russland den Bluff aufdecken wird.

Quellen:

[1] RT, “LISTEN to complete leaked Crimean Bridge attack recording” am 04.03.204 <https://www.rt.com/news/593714-full-leaked-crimean-bridge-recording-germany/>
[2] Global South, “War is chosen” von Rotislav Ishchenko am 09.03.2024 <https://globalsouth.co/2024/03/09/war-is-chosen/>
[3] OFFICE of the DIRECTOR of NATIONAL INTELLIGENCE, “ANNUAL THREAT ASSESSMENT OF THE U.S. INTELLIGENCE COMMUNITY” <https://www.dni.gov/files/ODNI/documents/assessments/ATA-2024-Unclassified-Report.pdf>

Die deutsch-amerikanische Clownshow und ihre strategische Bedeutung

Von Published On: 11. April 2024Kategorien: Geopolitik

Dieser Text wurde zuerst am 15.03.2024 auf www.strategic-culture.su unter der URL <https://strategic-culture.su/news/2024/03/15/the-german-american-strategic-depth-clown-show> veröffentlicht. Lizenz: Pepe Escobar, Strategic Culture, CC BY-NC-ND 4.0

Die Komikergruppe „The Three Stooges“. Bild: gemeinfrei

Die „Four Stooges“-Saga über Bundeswehrsoldaten, welche planten, die Kertsch-Brücke auf der Krim mit Taurus-Raketen in die Luft zu jagen in der Erwartung, damit durchzukommen, ist ein grenzenloses Geschenk. (Anm. d. Red.: „Four Stooges“ ist eine Anspielung auf die berühmte US-Komikertruppe „The Three Stooges“. Das Wort „Stooge“ bezeichnet einen Handlanger oder Strohmann, womit die Bundeswehroffiziere gemeint sind.)

Präsident Putin hat es in seinem umfassenden Interview mit Dmitri Kisseljow für Russia 1/RIA Novosti angesprochen:

„Sie phantasieren und sprechen sich in erster Linie selber Mut zu und sie versuchen sie uns einzuschüchtern. Was die Bundesrepublik Deutschland betrifft, dort gibt es verfassungsrechtliche Probleme. Sie sagen richtigerweise: Wenn Taurus(-Raketen) diesen Teil der Krim-Brücke tref­fen – der nach ihren Vorstel­lungen übrigens auch russisches Territorium ist – dann ist das ein Verstoß gegen das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland.“

Und es wird noch kurioser.

Als das Transkript des Taurus-Leaks von RT [1] veröffentlicht wurde, konnte jeder hören, wie Brigadegeneral Frank Gräfe mit Oberstleutnant Udo Fenske vom Deutschen Raumfahrtkommando Luftoperationen über den Plan sprach, Taurus-Systeme in der Ukraine einzusetzen (Anm. d. Red.: Brigadegeneral Frank Gräfe ist Abteilungsleiter für Übungen und Einsätze im Kommando Luftwaffe. Er spricht in den ersten fünf Minuten mit Oberstleutnant Sebastian Florstedt (Leiter der Ausbildung eines taktischen Luftwaffengeschwaders), Oberstleutnant Udo Fenske ist bereits zugeschaltet und hört zu.).

Ein wichtiger Punkt ist, dass die beiden, während sie das Komplott schmieden, erwähnen, dass die Pläne bereits „vor vier Monaten“ mit „Schneider“, dem Nachfolger von „Wilsbach“, besprochen wurden.

Nun, das sind natürlich deutsche Namen. So kam niemand auf die Idee, dass (Kevin) Schneider und (Kenneth) Wilsbach stattdessen … Amerikaner sein könnten.

Doch das ließ den deutschen Enthüllungsjournalisten Dirk Pohlmann – den ich vor Jahren in Berlin kennenlernen durfte – und seinen Recherche-Kollegen Tobias Augenbraun aufhorchen.

Sie fanden heraus, dass die deutsch klingenden Namen tatsächlich Amerikaner identifizierten. Und nicht nur das: Sie sind keine Geringeren als die ehemaligen und aktuellen Befehlshaber der U.S. Pacific Air Forces.

Das Bild der vier (eigentlich sechs) Stooges wird noch verstärkt durch die Feststellung, dass „Leberwurst­“-Kanzler Scholz und sein „totaler“ Kriegsmi­nister Pistorius erst vier Monate später von dem Taurus-Plan erfuhren.

Hier haben wir es also mit einem eindeutigen Fall zu tun, in dem hochrangige deutsche Militärs direkte Befehle für einen Angriff auf die Krim – einen Teil der Russischen Föderation – direkt von amerikanischen Offizieren der Pazifischen Luftstreitkräfte erhalten haben.

Das allein eröffnet schon ein breites Spektrum, das von Landesverrat (gegen Deutschland) bis zum Casus Belli (aus Sicht Russlands) reicht. Doch das Einzige, was Brigadegeneral Gräfe zu beunruhigen scheint, ist, dass die deutschen Medien anfangen könnten, die multiple Handlanger-Methodik der Bundeswehr ernsthaft zu hinterfragen. Natürlich wird nichts davon in den deutschen Mainstream-Medien diskutiert. Die Einzigen, die wirklich richtig ermittelt haben, waren Pohlmann und Augenbraun.

Es wäre von deutschen Medien wie der „Bild“-Zeitung zuviel verlangt, zu analysieren, was die russische Antwort auf die multiplen Strohmann-Manöver gegen die Krim sein würde: Ein verheerender Vergeltungsschlag gegen Berliner Vermögenswerte.

Die Krim-Brücke, auch Kertsch-Brücke genannt. Quelle: Wikimedia Commons, Autor: Росавтодор

Es ist so kalt in Alaska

Während des fröhlichen Bundeswehrgesprächs wird noch ein weiterer „Plan“ erwähnt: „Nee, nee. Ich mein wegen der anderen Sache.“ Dann: „Ähm … meinst du Alaska jetzt?“

Es wird noch pikanter, wenn man hinzuzieht, dass Florstedt, Offizier des deutschen Raumfahrtlagezentrums am Dienstag, den 19. März, in Alaska keinen Geringeren als Schneider treffen wird (Anm. d. Red.: Florstedt fährt nicht nach Alaska um Schneider zu treffen. Im Gespräch geht es hier um eine Dienstreise Florstedts, die mit Schneider nichts zu tun hat. Auch General Gräfe fährt nicht nach Alaska um Schneider zu treffen. Er müsse nochmal hin – zu Schneider – und ihm den Plan erläutern. Gräfe würde Florstedt auch niemals zum US-General Schneider mitnehmen. Sie machen darüber sogar Witze, s. Transkript.).

Und Gräfe wird auch „nach Alaska zurückkehren“ müssen, um Schneider alles noch einmal zu erklären, da er „neu“ im Amt ist. Die Frage lautet also: Warum Alaska?

Zur Beteiligung am amerikanischen Schattenspiel über eine Reihe von „Aktivitäten“ in Alaska – die zufällig nichts anderes als China betreffen.

Doch damit nicht genug: Während des Gesprächs taucht auch noch ein weiterer „Plan“ (bzw. „Auftrag“, gemeint eine „Mission“) auf, der einen nicht klar verständlichen Codenamen trägt, der wie „Kumalatra“ klingt.

All das zeigt uns, dass die Crash-Test-Dummy-Administration im Weißen Haus, die CIA und das Pentagon verzweifelt auf einen Totalen Krieg in der schwarzen Erde von Noworossija zu setzen scheinen.

Und nun sprechen sie es offen aus, ohne Schattenspiel – und höchstselbst vom Chef der CIA: William Burns, der offensichtlich eine Niete in Sachen Geheimhaltung ist.

Dies sagte Burns Anfang der Woche (Anm. d. Red.: 11. KW) vor den Mitgliedern des Geheimdienstausschusses des US-Senats:

„Ich denke, ohne zusätzliche Hilfe im Jahr 2024 wird es noch mehr Awdijiwkas geben, und das – so scheint es mir – wäre ein großer und historischer Fehler für die Vereinigten Staaten.“

Das zeigt, wie sehr das Trauma von Awdijiwka in der Psyche des US-Geheimdienstapparats verankert ist.

Doch das ist noch nicht alles:

„Mit zusätzlicher Unterstützung kann die Ukraine bis 2024 und Anfang 2025 an der Front bestehen bleiben. Die Ukraine kann Russland weiterhin Kosten aufbürden, nicht nur mit tiefen Penetrationsschlägen auf der Krim, sondern auch gegen die russische Schwarzmeerflotte.“

Jetzt geht‘s los: Noch einmal die Krim.

Burns glaubt tatsächlich, dass das gigantische neue „Hilfspaket“ in Höhe von 60 Milliarden Dollar, welches vom US-­Kongress genehmigt werden muss, Kiew in die Lage versetzen wird, bis Ende 2024 eine „Offensive“ zu starten. Was er immerhin richtig sieht: Gibt es kein neues „Hilfspaket“, so wird „die Ukraine in diesem Jahr erhebliche Gebietsverluste erleiden.“ Burns ist vielleicht nicht die hellste Kerze auf der Geheimdienst-Torte. Zwar war er vor langer Zeit schon Diplomat und CIA-Agent in Moskau, scheint aber nichts gelernt zu haben. Abgesehen davon, jede Menge Katzen und Kätzchen aus dem Sack zu lassen.

Es geht aber nicht nur um den Angriff auf die Krim. Folgendes wird in Peking mit großem Vergnügen gelesen:

„Die USA unterstützen die Ukraine unter anderem deshalb, weil solche Aktivitäten dazu beitragen, China einzudämmen.“

Burns holte sich seinen Oscar für die beste Katze aus dem Sack, als er sagte: „Wenn man sieht, dass wir uns von der Unterstützung für die Ukraine abwenden, wird das nicht nur Zweifel bei unseren Verbündeten und Partnern im Indopazifischen Raum wecken, sondern auch die Ambitionen der chinesischen Führung in Bereichen von Taiwan bis zum Südchinesischen Meer schüren.“

Der unschätzbare Andrei Martyanov brachte die erstaunliche Inkompetenz – gespickt mit geschmacklosem Exzeptionalismus, die diese Leistung von Burns durchdringt – perfekt auf den Punkt.

Es gibt Dinge, „die sie aufgrund ihres niedrigen Bildungs- und Kulturniveaus nicht begreifen können. Dies ist ein neues Paradigma für sie – sie alle sind ,Absolventen‘ der Schule für strategische ,Studien‘, wie man ,wehrlosen Nationen die Scheiße rausprügelt‘, und mit dem Niveau der wirtschaftlichen ,Wissenschaft‘ im Westen können sie nicht begreifen, wie das alles abläuft.“

Was also übrig bleibt, ist Panik, wie sie Burns im Senat zum Ausdruck brachte – gemischt mit der Unfähigkeit, eine „andere Kriegskultur“ wie die russische zu verstehen: „Sie haben einfach keine Bezugspunkte“. Und doch entscheiden sie sich für den Krieg, wie Rostislav Ischenko [2] meisterhaft analysiert hat.

Auch wenn die CIA und 17 weitere US-Geheimdienste in einem Bericht, der Anfang dieser Woche dem Kongress vorgelegt wurde, zu dem Schluss gekommen sind, dass Russland „mit ziemlicher Sicherheit“ einen direkten militärischen Konflikt mit der NATO vermeiden will und seine Politik so gestalten wird, dass ein globaler Krieg vermieden wird [3].

Schließlich geht es dem Imperium des Chaos um ewige Kriege. Und wir alle befinden uns mitten in einer „Friss oder stirb“-Affäre. Das Imperium kann sich die kosmische Demütigung der NATO in Noworossija einfach nicht leisten.

Dennoch ist jeder „Plan“ – im Stil von Taurus auf der Krim – ein Bluff. Russland ist sich eines Bluffs nach dem anderen bewusst. Die westlichen Karten liegen jetzt alle auf dem Tisch. Die Frage ist nur, wann und wie schnell Russland den Bluff aufdecken wird.

Quellen:

[1] RT, “LISTEN to complete leaked Crimean Bridge attack recording” am 04.03.204 <https://www.rt.com/news/593714-full-leaked-crimean-bridge-recording-germany/>
[2] Global South, “War is chosen” von Rotislav Ishchenko am 09.03.2024 <https://globalsouth.co/2024/03/09/war-is-chosen/>
[3] OFFICE of the DIRECTOR of NATIONAL INTELLIGENCE, “ANNUAL THREAT ASSESSMENT OF THE U.S. INTELLIGENCE COMMUNITY” <https://www.dni.gov/files/ODNI/documents/assessments/ATA-2024-Unclassified-Report.pdf>