Die Verbündeten in Middle East und ihre Frontlinien. (Bild: European Council On Foreign Relations (ECFR) / Twitter.com)

Denken wie Macchiavelli, handeln wie Mussolini

Anfang Dezember 2020 strahlte der libanesische Fernsehsender al-Manar Filmmaterial von israelischen Stützpunkten in Obergaliläa aus, das mit einer Hisbollah-Drohne aufgenommen wurde. Dort waren ein israelischer Stützpunkt in Brannite und eine Kommando-Zentrale in Rowaysat al-Alam in Nordisrael zu sehen. Laut Southfront, deren militärische Expertise hoch angesehen ist, betreibt die Hisbollah inzwischen eine Vielzahl von Drohnen, einige davon mit Kampffähigkeiten. [1]

Von Alastair Crooke , veröffentlicht am: 10. Februar 2021, Kategorien: Geopolitik

Dieser Text wurde zuerst am 14.12.2020 auf www.strategic-culture.org unter der URL <https://www.strategic-culture.org/news/2020/12/14/thinking-machiavelli-acting-mussolini/> veröffentlicht. Lizenz: Alastair Crooke, Strategic-Culture.org, CC BY-NC-ND 4.0

Berichte deuten darauf hin, dass die Hisbollah eine gewaltige Streitmacht aus Tarnkappen-Drohnen und intelligenten Marschflugkörpern aufgebaut hat (mit Unterstützung des Iran). Die pro-russische Website Southfront kommt zu dem Schluss, dass die Bewegung inzwischen besser ausgebildet und ausgerüstet ist als viele Armeen der Welt. [2]

Israel ist davon überzeugt, dass der „nächste Krieg“ zum ersten Mal nicht auf libanesisches Gebiet beschränkt sein wird, sondern dass die Offensivkräfte die Kampfhandlungen auch auf israelisches Gebiet ausweiten werden.

Ein gigantisches „Schachspiel“ wird hier ausgetragen, wahrscheinlich hauptsächlich mit bewaffneten Drohnen, Selbstmord-Drohnen und „intelligenten“ Raketen, statt wie im Krieg 2006 mit Panzern. Derzeit kursierende Theorien zu einem neuen Krieg mit der Hisbollah besagen, Israel nehme an, dass dann alle israelischen Flugplätze mit Präzisionsraketen angegriffen würden. Aus diesem Grunde versuchten sie einige Staffeln F-35B-Jets der neuen Generation (die keine langen Landebahnen benötigen) von den USA zu erhalten. Israel wolle damit seine Luftüberlegenheit bei einem möglichen Schwarmdrohnen- oder Raketenangriff sichern [3].
Dies stellt nur eine Komponente dar, die eine israelische oder amerikanische „militärische“ Option gegen den Iran in die „Rote Pille“ einer Selbstmordaktion verwandeln würde, von wem auch immer sie ausginge. Während sich die ganze Welt in den letzten vier Jahren auf die „Große Gefahr“ (vermeintliche Atomwaffen) konzentrierte, hat der Iran in aller Stille einen konventionellen, „intelligenten“ und für ein Radar praktisch unsichtbaren „Schwarm“ bzw. „Ameisenstock“ an Mikro-Waffen aufgebaut, die über den Krisengebieten kreisen – von Gaza über Libanon, Syrien und den Irak bis zum Jemen.

Unterzeichner des Nuklearvertrages JCPOA mit dem Iran bei der Verkündung in Wien. Von links nach rechts: John Kerry USA, Philip Hammond Großbritannien, Sergey Lavrov Russland, Javad Zarif Iran, Frank-Walter Steinmeier Deutschland, Laurent Fabius Frankreich, Baroness Catherine Ashton EU, und Wang Yi China (Bild: U.S. Department of State / commons.wikimedia.org / public domain)

Der Iran hat im Stillen den Spieß umgedreht, obwohl er sich noch auf europäisches und amerikanisches Denken einlassen muss (besessen von dem möglicherweise jetzt obsolet gewordenen Rahmen des „Big One“ – dem JCPOA, [Abkommen über die Kontrolle der Urananreicherung des Irans, d. Ü.]). Er hat jetzt einen Trumpf in der Hand. Den Blick nach Osten gewandt, hat der Iran auch andere Handelsoptionen. Israel und seine „Verbündeten“ aus den Golfstaaten sind dagegen nun in der Defensive.

Was kommt als nächstes?

Ein iranisches Gesetz ist in Kraft getreten, das den USA eine Frist von 60 Tagen zur Aufhebung der Sanktionen setzt. Wenn die USA dies nicht tun, schreibt das Gesetz vor, dass der Iran die Urananreicherung auf 20 % anheben und den Zugang der UN-Inspektoren zu seinen Atomanlagen einschränken muss. Die Quintessenz für Israel ist, dass dieses neue Paradigma schnelle, vertrauliche Gespräche mit Amerika erfordert [4].

Einige in Israel haben es offensichtlich „verstanden“: Einerseits geht es zwar immer noch um Atomwaffen (auf die sich die US-Politik konzentriert), aber andererseits ist Irans Rote-Pille-Abschreckung gegen die USA zu sehen, die die Frage einer militärischen Option wieder aufwirft.

Wie Professor Michael Brenner jedoch beobachtet hat, ist die „Außenpolitik der USA in den letzten zwei Jahren verkürzt dargestellt“ (Iran und das JCPOA sind die einzige Ausnahme): „Es gibt kaum Widerspruch zu den beiden Thesen, dass der Iran erstens ein feindlicher Staat ist, der unsere vitalen Interessen bedroht, und dass zweitens mit dem Verschwinden des IS ein ernstes Problem gelöst wäre. Dieser Konsens ist so allgegenwärtig, dass die außenpolitische Gemeinschaft so etwas wie eine Herdenimmunität gegenüber jeglichem kritischen Denken entwickelt hat. Politische Eliten, Think-Tank-Mitglieder und Beratungsgurus singen im Chor dieselbe Hymne. Die wenigen Unterschiede sind kaum wahrnehmbare Variationen der grundsätzlich gleichen Bedrohungseinschätzungen oder jenen Taktiken, wie den angeblichen Bedrohungen zu begegnen sei. Eine Strategie ist nirgends zu sehen.“
Heutzutage sind wir allzu anfällig für „techno-chauvinistische“ Perspektiven.

Unaufhörlich wird uns gesagt, dass Technologie – ob militärisch oder algorithmisch gesteuert – die unwiderstehliche Triebkraft des Wandels ist. Folglich können wir uns einfach keine Zukunft mehr vorstellen, in der die Lösung unserer Probleme nicht in immer mehr oder besseren Technologien/Waffen liegt.

Schrittweise Weiterentwicklungen der Waffentechnik könnten natürlich zu einer Veränderung der strategischen Lage führen (wie jüngst geschehen); doch die beste Lektion, die uns die Geschichte lehrt, ist, dass die Zukunft ebenso von kulturellen und sozialen Bewegungen geformt wird. So wie Amerika seinen kulturellen „Krieg“ zwischen Blau und Rot (zwischen Demokraten und Republikanern, Anm. d. Red.) erlebt, so hat auch der Nahe Osten seine eigenen kulturellen Kriege. Diese werden verschärft und manifestiert, weil Washington sich gegenüber kritischem Denken taub stellt. Daran wird sich nichts ändern, solange die USA die Welt um sich herum als Kampf zwischen den Kräften des Lichts und der Dunkelheit definieren, als Kampf der Freiheit und Gerechtigkeit gegen Despotismus, Unterdrückung und Grausamkeit.

Washington starrt auf sein eigenes Spiegelbild und projiziert es auf den Rest der Welt. Seine eigenen Präsidentschaftswahlen sind nicht mehr rein politisch, sondern inzwischen mehr ein „Kreuzzug gegen das kosmische Böse“ – gegen einen Teufel oder Demiurgen (Trump). Die Bedeutung für den Nahen Osten liegt darin, dass das, was Amerika als „böse und bösartig“ definiert, nicht mehr ist als ein sich in anderen Gesellschaften abspielender Kulturkampf (der sich kaum von Amerikas eigenem unterscheidet).

Hier ist der Punkt: Technologie – ob militärisch oder finanziell – ist oft nicht der bestimmende Faktor. Die iranische Nation wurde unter enormen Druck gesetzt, doch sie hat die inneren Ressourcen gefunden, um eine Lösung zu entwickeln (ihre intelligente Waffen-Abschreckung). Sie hat gesellschaftliche und kulturelle Energie bewiesen. Das ist wichtig.

Die Frage, was eine Nation ausmacht, beantwortete der Geschichtsphilosoph Jacques Barzun mit: „Gemeinsame historische Erinnerungen! Wenn die Geschichte einer Nation in Schulen unzureichend vermittelt wird, von der Jugend ignoriert und von Leitfiguren stolz abgelehnt wird, entwickelt sich ein Traditionsbewusstsein nur dahingehend, sie zerstören zu wollen.“
Die Dezember-Ausgabe des Magazins The Atlantic [5] enthält ein Interview mit dem Zoologen Professor Peter Turchin, einem anerkannten Experten in der Analyse von Populationsdynamiken. Er erforschte grundlegende Prinzipien in der Natur – warum z.B. eine bestimmte Käferart in einem bestimmten Wald lebt oder aus eben jenem verschwindet und fragte sich, ob diese auch für den Menschen gelten.

Ein wiederkehrendes Muster, das Turchin entdeckte, nannte er „Überproduktion der Elite“. Sie entsteht, wenn die herrschende Klasse einer Gesellschaft größer wird, als zum Beherrschen der Gesellschaft nötig ist – wobei für Turchin „Elite“ sowohl die politische Führung als auch all jene einschließt, die Unternehmen (an der Spitze der wirtschaftlichen Nahrungskette), Universitäten und große soziale Institutionen leiten.

The Atlantic beschreibt es so: „Eine Möglichkeit für eine herrschende Klasse, zu wachsen, ist biologisch – denken Sie an Saudi-Arabien, wo Prinzen und Prinzessinnen schneller geboren werden, als königliche Rollen für sie geschaffen werden können. In den Vereinigten Staaten entsteht „Überproduktion der Elite“ durch wirtschaftlichen und bildungsmäßigen Aufstieg: Immer mehr Menschen werden reich und immer mehr sind gut ausgebildet. Beides klingt für sich genommen nicht schlecht. Wollen wir nicht, dass jeder reich und gebildet ist? Die Probleme beginnen, wenn Geld und Harvard-Abschlüsse wie Königstitel in Saudi-Arabien gehandhabt werden. Wenn viele Leute Geld und Harvard-Abschlüsse, aber nur wenige wirklich Macht haben, wenden sich diejenigen, die keine Macht haben, schließlich gegen die Machthabenden […]“. [6]

Der letzte Auslöser des drohenden Zusammenbruchs, sagt Turchin, sei tendenziell die Staatsinsolvenz. Die steigende Unsicherheit wird immer teurer. Die Eliten müssen unzufriedene Bürger mit kostenloser Versorgung und Geschenken befrieden – und wenn diese nicht mehr bezahlbar sind, müssen sie abweichende Meinungen verfolgen und die Menschen unterdrücken. Schließlich hat der Staat alle kurzfristigen Lösungen ausgeschöpft, und was bisher eine kohärente Zivilisation war, zerfällt [7].

Turchins Artikel war als Beschreibung der USA in ihrem gegenwärtigen Zustand gedacht und fand auch Anklang. Dennoch bringt er auch die Zustände in weiten Teilen des Nahen Ostens auf den Punkt – insbesondere im Kontext der niedrigen Ölpreise. Die Region ist ein wirtschaftliches Desaster. Turchins Beobachtungen treffen jedoch nicht nur auf die autokratischen Regime der Region zu, sondern in einigen wichtigen Punkten – z.B. bei der sozialen Armut und Ungleichheit – auch auf Israel.

Im kulturellen „Krieg“ geht es aber auch darum, ob ein zivilisatorisches „Leben“ erstickt oder vital und fruchtbar erhalten wird.

Kultureller „Krieg“

Im Gefolge der iranischen Revolution; 9/11 und des „arabischen Frühlings“, so Robert Worth in einem langen Essay im NYT Magazine, wechselten wichtige Golfführer wie Mohammad bin Zayed (MbZ) (Kronprinz von Abu Dhabi und stellvertretender Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate. Anm. d. Red) von einer anfänglichen Offenheit dem politischen Islam gegenüber zu einer Erkenntnis, dass die Zielrichtung der Muslimbruderschaft (MB) und die seiner eigenen Feudalmacht einfach „inkompatibel“ seien. [8]

MbZ wurde allmählich zum erbitterten Gegner der MB des Irans und misstraute sogar dem wahhabitischen Establishment in Saudi-Arabien. Im Jahr 2013 war MbZ zutiefst besorgt über die Zukunft. Die Aufstände des Arabischen Frühlings hatten mehrere Autokraten gestürzt, und politische Islamisten erhoben sich, um das Vakuum zu füllen. Es lohnt sich, das genauer zu betrachten:
„Es war ein Rezept für apokalyptische Gewalt; und die regionalen Mächte taten wenig, um sie zu stoppen. Die Türkei feuerte vehement ihre eigenen favorisierten Islamisten an und unterstützte einige von ihnen mit Waffen. Ebenso Katar, der ölreiche Nachbar der Vereinigten Arabischen Emirate am Persischen Golf. Die Saudis waren ambivalent, behindert durch einen alten und kränkelnden Monarchen.“

Er würde bald Mohammed bin Salman als Verbündeten gewinnen, den jungen saudischen Kronprinzen, bekannt als MbS, der in vielerlei Hinsicht MbZ‘s Protegé ist. Gemeinsam halfen sie dem ägyptischen Militär, den gewählten islamistischen Präsidenten des Landes im Jahr 2013 abzusetzen [9].

In Libyen griff MbZ 2015 in den Bürgerkrieg ein und widersetzte sich einem UN-Embargo und amerikanischen Diplomaten. Er kämpfte gegen die Shabab-Miliz in Somalia und nutzte die Handelshäfen seines Landes, um am Horn von Afrika die Strippen zu ziehen. Er schloss sich dem saudischen Krieg im Jemen an, um die vom Iran unterstützte Houthi-Miliz zu bekämpfen. 2017 brach er eine alte Tradition, indem er ein aggressives Embargo gegen sein Nachbarland Katar am Persischen Golf orchestrierte. All dies zielte darauf ab, das zu vereiteln, was er als drohende islamistische Bedrohung ansah.“ [10]

Natürlich machten all dies und die vorbildliche „spartanische“ Armee des in Sandhurst (an der Royal Military Academy, Anm. d. Red.) ausgebildeten Monarchen ihn zu einem Star in Washington (obwohl er sich später mit Obama überwarf, wegen dessen Unterstützung für Mursi – und später wegen Obamas JCPOA, welches MbZ ablehnte).

Was war dann die Antwort der Golfstaaten und der Sunniten auf diese drohende Kulturkriegskatastrophe?

MbZ versuchte einen ehrgeizigen Traum zu verwirklichen: „einen Staat zu bauen, der die gesamte islamistische Bewegung vorführt, indem er dort Erfolg hat, wo diese versagt hatte. Anstatt einer illiberalen Demokratie – wie in der Türkei – wollte er ihr Gegenteil aufbauen: Eine sozialliberale Autokratie, ähnlich wie es Lee Kuan Yew in den 1960er und 1970er Jahren in Singapur tat.“ Es gab für ihn nur zwei Möglichkeiten: Repression oder Katastrophe. Er wählte die Repression: „Es ist ‚Kulturkrieg‘“, sagte er. [11]

Mohammed bin Zayed (MBZ), Kronprinz von Abu Dhabi und stellvertretender Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate, links und Kronprinz von Saudi Arabien Mohammed bin Salman (MBS), rechts. Gemeinsam halfen sie dem ägyptischen Militär, den gewählten islamistischen Präsidenten des Landes im Jahr 2013 abzusetzen. Außerdem unterstützte MBZ den saudischen Krieg im Yemen. (Bild: Star 2 Sun / Youtube bei 1:54: <https://www.youtube.com/watch?v=GJBw-vZyDNw>)

Es war eine kohärente, wenn auch kleine Zivilisation, die sich da auflöste. Eine kulturelle Tradition des Golfs wurde bis zur Bedeutungslosigkeit verringert, um sich vor dem islamistischen und iranischen „Virus“ zu schützen. Selbst Worth, der die Region oft besuchte, beschrieb deren Einwohner als „entwurzelte Individuen“, die in den Höhlen unter den hyperkapitalistischen Glastürmen umherwandern. Die Energie schwindet, die Zivilisation stirbt sanft.

Aber für den israelischen Kommentator Zvi Bar‘el ist MbZ‘s Normalisierung der Beziehungen zu Israel einfach eine logische Konsequenz – ein weiterer Stein im Gebäude von MbZ‘s Weltsicht: „Sein Hass auf die Muslimbruderschaft kommt nur seiner Angst vor dem Iran gleich, in dem er eine klare und unmittelbare Bedrohung für die Emirate im Besonderen sieht – und für den sunnitischen Islam im Allgemeinen.“ [12]

Im Nahen Osten erleben die Schiiten weithin eine Renaissance, gerade in dem Moment, in dem sich das sunnitische „alte“ Establishment vor Angst verkrampft, von den Schiiten in der Region überwältigt zu werden. Kulturelle Potenz kann Unterdrückung übertrumpfen, wie der Iran zeigt. Und die richtige Antwort auf ein kulturelles Wiedererstarken ist fast nie eine „militärische Option“. Die Bereitschaft des Irans, sich gegen das JCPOA zu stellen, macht eine westliche Kurskorrektur dringend erforderlich. Wird das geschehen? In Washington mit ziemlicher Sicherheit nicht: Wir werden uns einfach unsicher und nervös am Abgrund entlang tasten müssen – erzeugt durch die israelischen und US-amerikanischen Forderungen nach „ewiger Eindämmung“ – und die Ereignisse abwarten.

Quellen:

[1] SouthFront.org, „HEZBOLLAH RELEASES DRONE FOOTAGE OF ISRAELI BASES IN UPPER GALILEE“, am 04.12.2020, <https://southfront.org/hezbollah-releases-drone-footage-of-israeli-bases-in-upper-galilee/>
[2] siehe [1]
[3] ejmagnier.com, Elijah J Magnier, „ISRAEL’S “LETHAL ARROW” MILITARY EXERCISE ANTICIPATES HEZBOLLAH WILL CROSS ITS BORDERS“, am 04.11.2020, <https://ejmagnier.com/2020/11/04/israels-lethal-arrow-military-exercise-anticipates-hezbollah-will-its-cross-borders>
[4] ynetnews.com, Alex Fishman, „Israel can no longer delay its decisions on Iran“, am 12.08.2020, <https://www.ynetnews.com/article/HJlpA33ow>
[5] theAtlantic.com, Graeme Wood, „The Next Decade Could Be Even Worse“, Dezember 2020, <https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2020/12/can-history-predict-future/616993/>
[6] siehe [5]
[7] MauldinEconomics.com, John Mauldin, „The Great Reset vs. The Great Reset”, am 20.11.2020, <https://www.mauldineconomics.com/frontlinethoughts/the-great-reset-vs.-the-great-reset>
[8] The New York Times Magazine, Robert F. Worth, „Mohammed bin Zayed’s Dark Vision of the Middle East’s Future” , am 09.01.2020, <https://www.nytimes.com/2020/01/09/magazine/united-arab-emirates-mohammed-bin-zayed.html>
[9] The New York Times, David D. Kirkpatrick, „Recordings Suggest Emirates and Egyptian Military Pushed Ousting of Mursi”, am 01.03.2015, <https://www.nytimes.com/2015/03/02/world/middleeast/recordings-suggest-emirates-and-egyptian-military-pushed-ousting-of-morsi.html>
[10] siehe [8]
[11] siehe [8]
[12] Haaretz.com, Zvi Bar’el, „Is UAE‘s Mohammed Bin Zayed a Machiavelli, Mussolini or Both?”, am 21.08.2020, <https://www.haaretz.com/middle-east-news/.premium-is-uae-s-mohammed-bin-zayed-a-machiavelli-mussolini-or-both-1.9091386>

Denken wie Macchiavelli, handeln wie Mussolini

Von Alastair Crooke , veröffentlicht am: 10. Februar 2021, Kategorien: Geopolitik

Dieser Text wurde zuerst am 14.12.2020 auf www.strategic-culture.org unter der URL <https://www.strategic-culture.org/news/2020/12/14/thinking-machiavelli-acting-mussolini/> veröffentlicht. Lizenz: Alastair Crooke, Strategic-Culture.org, CC BY-NC-ND 4.0

Die Verbündeten in Middle East und ihre Frontlinien. (Bild: European Council On Foreign Relations (ECFR) / Twitter.com)

Anfang Dezember 2020 strahlte der libanesische Fernsehsender al-Manar Filmmaterial von israelischen Stützpunkten in Obergaliläa aus, das mit einer Hisbollah-Drohne aufgenommen wurde. Dort waren ein israelischer Stützpunkt in Brannite und eine Kommando-Zentrale in Rowaysat al-Alam in Nordisrael zu sehen. Laut Southfront, deren militärische Expertise hoch angesehen ist, betreibt die Hisbollah inzwischen eine Vielzahl von Drohnen, einige davon mit Kampffähigkeiten. [1]

Berichte deuten darauf hin, dass die Hisbollah eine gewaltige Streitmacht aus Tarnkappen-Drohnen und intelligenten Marschflugkörpern aufgebaut hat (mit Unterstützung des Iran). Die pro-russische Website Southfront kommt zu dem Schluss, dass die Bewegung inzwischen besser ausgebildet und ausgerüstet ist als viele Armeen der Welt. [2]

Israel ist davon überzeugt, dass der „nächste Krieg“ zum ersten Mal nicht auf libanesisches Gebiet beschränkt sein wird, sondern dass die Offensivkräfte die Kampfhandlungen auch auf israelisches Gebiet ausweiten werden.

Ein gigantisches „Schachspiel“ wird hier ausgetragen, wahrscheinlich hauptsächlich mit bewaffneten Drohnen, Selbstmord-Drohnen und „intelligenten“ Raketen, statt wie im Krieg 2006 mit Panzern. Derzeit kursierende Theorien zu einem neuen Krieg mit der Hisbollah besagen, Israel nehme an, dass dann alle israelischen Flugplätze mit Präzisionsraketen angegriffen würden. Aus diesem Grunde versuchten sie einige Staffeln F-35B-Jets der neuen Generation (die keine langen Landebahnen benötigen) von den USA zu erhalten. Israel wolle damit seine Luftüberlegenheit bei einem möglichen Schwarmdrohnen- oder Raketenangriff sichern [3].
Dies stellt nur eine Komponente dar, die eine israelische oder amerikanische „militärische“ Option gegen den Iran in die „Rote Pille“ einer Selbstmordaktion verwandeln würde, von wem auch immer sie ausginge. Während sich die ganze Welt in den letzten vier Jahren auf die „Große Gefahr“ (vermeintliche Atomwaffen) konzentrierte, hat der Iran in aller Stille einen konventionellen, „intelligenten“ und für ein Radar praktisch unsichtbaren „Schwarm“ bzw. „Ameisenstock“ an Mikro-Waffen aufgebaut, die über den Krisengebieten kreisen – von Gaza über Libanon, Syrien und den Irak bis zum Jemen.

Unterzeichner des Nuklearvertrages JCPOA mit dem Iran bei der Verkündung in Wien. Von links nach rechts: John Kerry USA, Philip Hammond Großbritannien, Sergey Lavrov Russland, Javad Zarif Iran, Frank-Walter Steinmeier Deutschland, Laurent Fabius Frankreich, Baroness Catherine Ashton EU, und Wang Yi China (Bild: U.S. Department of State / commons.wikimedia.org / public domain)

Der Iran hat im Stillen den Spieß umgedreht, obwohl er sich noch auf europäisches und amerikanisches Denken einlassen muss (besessen von dem möglicherweise jetzt obsolet gewordenen Rahmen des „Big One“ – dem JCPOA, [Abkommen über die Kontrolle der Urananreicherung des Irans, d. Ü.]). Er hat jetzt einen Trumpf in der Hand. Den Blick nach Osten gewandt, hat der Iran auch andere Handelsoptionen. Israel und seine „Verbündeten“ aus den Golfstaaten sind dagegen nun in der Defensive.

Was kommt als nächstes?

Ein iranisches Gesetz ist in Kraft getreten, das den USA eine Frist von 60 Tagen zur Aufhebung der Sanktionen setzt. Wenn die USA dies nicht tun, schreibt das Gesetz vor, dass der Iran die Urananreicherung auf 20 % anheben und den Zugang der UN-Inspektoren zu seinen Atomanlagen einschränken muss. Die Quintessenz für Israel ist, dass dieses neue Paradigma schnelle, vertrauliche Gespräche mit Amerika erfordert [4].

Einige in Israel haben es offensichtlich „verstanden“: Einerseits geht es zwar immer noch um Atomwaffen (auf die sich die US-Politik konzentriert), aber andererseits ist Irans Rote-Pille-Abschreckung gegen die USA zu sehen, die die Frage einer militärischen Option wieder aufwirft.

Wie Professor Michael Brenner jedoch beobachtet hat, ist die „Außenpolitik der USA in den letzten zwei Jahren verkürzt dargestellt“ (Iran und das JCPOA sind die einzige Ausnahme): „Es gibt kaum Widerspruch zu den beiden Thesen, dass der Iran erstens ein feindlicher Staat ist, der unsere vitalen Interessen bedroht, und dass zweitens mit dem Verschwinden des IS ein ernstes Problem gelöst wäre. Dieser Konsens ist so allgegenwärtig, dass die außenpolitische Gemeinschaft so etwas wie eine Herdenimmunität gegenüber jeglichem kritischen Denken entwickelt hat. Politische Eliten, Think-Tank-Mitglieder und Beratungsgurus singen im Chor dieselbe Hymne. Die wenigen Unterschiede sind kaum wahrnehmbare Variationen der grundsätzlich gleichen Bedrohungseinschätzungen oder jenen Taktiken, wie den angeblichen Bedrohungen zu begegnen sei. Eine Strategie ist nirgends zu sehen.“
Heutzutage sind wir allzu anfällig für „techno-chauvinistische“ Perspektiven.

Unaufhörlich wird uns gesagt, dass Technologie – ob militärisch oder algorithmisch gesteuert – die unwiderstehliche Triebkraft des Wandels ist. Folglich können wir uns einfach keine Zukunft mehr vorstellen, in der die Lösung unserer Probleme nicht in immer mehr oder besseren Technologien/Waffen liegt.

Schrittweise Weiterentwicklungen der Waffentechnik könnten natürlich zu einer Veränderung der strategischen Lage führen (wie jüngst geschehen); doch die beste Lektion, die uns die Geschichte lehrt, ist, dass die Zukunft ebenso von kulturellen und sozialen Bewegungen geformt wird. So wie Amerika seinen kulturellen „Krieg“ zwischen Blau und Rot (zwischen Demokraten und Republikanern, Anm. d. Red.) erlebt, so hat auch der Nahe Osten seine eigenen kulturellen Kriege. Diese werden verschärft und manifestiert, weil Washington sich gegenüber kritischem Denken taub stellt. Daran wird sich nichts ändern, solange die USA die Welt um sich herum als Kampf zwischen den Kräften des Lichts und der Dunkelheit definieren, als Kampf der Freiheit und Gerechtigkeit gegen Despotismus, Unterdrückung und Grausamkeit.

Washington starrt auf sein eigenes Spiegelbild und projiziert es auf den Rest der Welt. Seine eigenen Präsidentschaftswahlen sind nicht mehr rein politisch, sondern inzwischen mehr ein „Kreuzzug gegen das kosmische Böse“ – gegen einen Teufel oder Demiurgen (Trump). Die Bedeutung für den Nahen Osten liegt darin, dass das, was Amerika als „böse und bösartig“ definiert, nicht mehr ist als ein sich in anderen Gesellschaften abspielender Kulturkampf (der sich kaum von Amerikas eigenem unterscheidet).

Hier ist der Punkt: Technologie – ob militärisch oder finanziell – ist oft nicht der bestimmende Faktor. Die iranische Nation wurde unter enormen Druck gesetzt, doch sie hat die inneren Ressourcen gefunden, um eine Lösung zu entwickeln (ihre intelligente Waffen-Abschreckung). Sie hat gesellschaftliche und kulturelle Energie bewiesen. Das ist wichtig.

Die Frage, was eine Nation ausmacht, beantwortete der Geschichtsphilosoph Jacques Barzun mit: „Gemeinsame historische Erinnerungen! Wenn die Geschichte einer Nation in Schulen unzureichend vermittelt wird, von der Jugend ignoriert und von Leitfiguren stolz abgelehnt wird, entwickelt sich ein Traditionsbewusstsein nur dahingehend, sie zerstören zu wollen.“
Die Dezember-Ausgabe des Magazins The Atlantic [5] enthält ein Interview mit dem Zoologen Professor Peter Turchin, einem anerkannten Experten in der Analyse von Populationsdynamiken. Er erforschte grundlegende Prinzipien in der Natur – warum z.B. eine bestimmte Käferart in einem bestimmten Wald lebt oder aus eben jenem verschwindet und fragte sich, ob diese auch für den Menschen gelten.

Ein wiederkehrendes Muster, das Turchin entdeckte, nannte er „Überproduktion der Elite“. Sie entsteht, wenn die herrschende Klasse einer Gesellschaft größer wird, als zum Beherrschen der Gesellschaft nötig ist – wobei für Turchin „Elite“ sowohl die politische Führung als auch all jene einschließt, die Unternehmen (an der Spitze der wirtschaftlichen Nahrungskette), Universitäten und große soziale Institutionen leiten.

The Atlantic beschreibt es so: „Eine Möglichkeit für eine herrschende Klasse, zu wachsen, ist biologisch – denken Sie an Saudi-Arabien, wo Prinzen und Prinzessinnen schneller geboren werden, als königliche Rollen für sie geschaffen werden können. In den Vereinigten Staaten entsteht „Überproduktion der Elite“ durch wirtschaftlichen und bildungsmäßigen Aufstieg: Immer mehr Menschen werden reich und immer mehr sind gut ausgebildet. Beides klingt für sich genommen nicht schlecht. Wollen wir nicht, dass jeder reich und gebildet ist? Die Probleme beginnen, wenn Geld und Harvard-Abschlüsse wie Königstitel in Saudi-Arabien gehandhabt werden. Wenn viele Leute Geld und Harvard-Abschlüsse, aber nur wenige wirklich Macht haben, wenden sich diejenigen, die keine Macht haben, schließlich gegen die Machthabenden […]“. [6]

Der letzte Auslöser des drohenden Zusammenbruchs, sagt Turchin, sei tendenziell die Staatsinsolvenz. Die steigende Unsicherheit wird immer teurer. Die Eliten müssen unzufriedene Bürger mit kostenloser Versorgung und Geschenken befrieden – und wenn diese nicht mehr bezahlbar sind, müssen sie abweichende Meinungen verfolgen und die Menschen unterdrücken. Schließlich hat der Staat alle kurzfristigen Lösungen ausgeschöpft, und was bisher eine kohärente Zivilisation war, zerfällt [7].

Turchins Artikel war als Beschreibung der USA in ihrem gegenwärtigen Zustand gedacht und fand auch Anklang. Dennoch bringt er auch die Zustände in weiten Teilen des Nahen Ostens auf den Punkt – insbesondere im Kontext der niedrigen Ölpreise. Die Region ist ein wirtschaftliches Desaster. Turchins Beobachtungen treffen jedoch nicht nur auf die autokratischen Regime der Region zu, sondern in einigen wichtigen Punkten – z.B. bei der sozialen Armut und Ungleichheit – auch auf Israel.

Im kulturellen „Krieg“ geht es aber auch darum, ob ein zivilisatorisches „Leben“ erstickt oder vital und fruchtbar erhalten wird.

Kultureller „Krieg“

Im Gefolge der iranischen Revolution; 9/11 und des „arabischen Frühlings“, so Robert Worth in einem langen Essay im NYT Magazine, wechselten wichtige Golfführer wie Mohammad bin Zayed (MbZ) (Kronprinz von Abu Dhabi und stellvertretender Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate. Anm. d. Red) von einer anfänglichen Offenheit dem politischen Islam gegenüber zu einer Erkenntnis, dass die Zielrichtung der Muslimbruderschaft (MB) und die seiner eigenen Feudalmacht einfach „inkompatibel“ seien. [8]

MbZ wurde allmählich zum erbitterten Gegner der MB des Irans und misstraute sogar dem wahhabitischen Establishment in Saudi-Arabien. Im Jahr 2013 war MbZ zutiefst besorgt über die Zukunft. Die Aufstände des Arabischen Frühlings hatten mehrere Autokraten gestürzt, und politische Islamisten erhoben sich, um das Vakuum zu füllen. Es lohnt sich, das genauer zu betrachten:
„Es war ein Rezept für apokalyptische Gewalt; und die regionalen Mächte taten wenig, um sie zu stoppen. Die Türkei feuerte vehement ihre eigenen favorisierten Islamisten an und unterstützte einige von ihnen mit Waffen. Ebenso Katar, der ölreiche Nachbar der Vereinigten Arabischen Emirate am Persischen Golf. Die Saudis waren ambivalent, behindert durch einen alten und kränkelnden Monarchen.“

Er würde bald Mohammed bin Salman als Verbündeten gewinnen, den jungen saudischen Kronprinzen, bekannt als MbS, der in vielerlei Hinsicht MbZ‘s Protegé ist. Gemeinsam halfen sie dem ägyptischen Militär, den gewählten islamistischen Präsidenten des Landes im Jahr 2013 abzusetzen [9].

In Libyen griff MbZ 2015 in den Bürgerkrieg ein und widersetzte sich einem UN-Embargo und amerikanischen Diplomaten. Er kämpfte gegen die Shabab-Miliz in Somalia und nutzte die Handelshäfen seines Landes, um am Horn von Afrika die Strippen zu ziehen. Er schloss sich dem saudischen Krieg im Jemen an, um die vom Iran unterstützte Houthi-Miliz zu bekämpfen. 2017 brach er eine alte Tradition, indem er ein aggressives Embargo gegen sein Nachbarland Katar am Persischen Golf orchestrierte. All dies zielte darauf ab, das zu vereiteln, was er als drohende islamistische Bedrohung ansah.“ [10]

Natürlich machten all dies und die vorbildliche „spartanische“ Armee des in Sandhurst (an der Royal Military Academy, Anm. d. Red.) ausgebildeten Monarchen ihn zu einem Star in Washington (obwohl er sich später mit Obama überwarf, wegen dessen Unterstützung für Mursi – und später wegen Obamas JCPOA, welches MbZ ablehnte).

Was war dann die Antwort der Golfstaaten und der Sunniten auf diese drohende Kulturkriegskatastrophe?

MbZ versuchte einen ehrgeizigen Traum zu verwirklichen: „einen Staat zu bauen, der die gesamte islamistische Bewegung vorführt, indem er dort Erfolg hat, wo diese versagt hatte. Anstatt einer illiberalen Demokratie – wie in der Türkei – wollte er ihr Gegenteil aufbauen: Eine sozialliberale Autokratie, ähnlich wie es Lee Kuan Yew in den 1960er und 1970er Jahren in Singapur tat.“ Es gab für ihn nur zwei Möglichkeiten: Repression oder Katastrophe. Er wählte die Repression: „Es ist ‚Kulturkrieg‘“, sagte er. [11]

Mohammed bin Zayed (MBZ), Kronprinz von Abu Dhabi und stellvertretender Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate, links und Kronprinz von Saudi Arabien Mohammed bin Salman (MBS), rechts. Gemeinsam halfen sie dem ägyptischen Militär, den gewählten islamistischen Präsidenten des Landes im Jahr 2013 abzusetzen. Außerdem unterstützte MBZ den saudischen Krieg im Yemen. (Bild: Star 2 Sun / Youtube bei 1:54: <https://www.youtube.com/watch?v=GJBw-vZyDNw>)

Es war eine kohärente, wenn auch kleine Zivilisation, die sich da auflöste. Eine kulturelle Tradition des Golfs wurde bis zur Bedeutungslosigkeit verringert, um sich vor dem islamistischen und iranischen „Virus“ zu schützen. Selbst Worth, der die Region oft besuchte, beschrieb deren Einwohner als „entwurzelte Individuen“, die in den Höhlen unter den hyperkapitalistischen Glastürmen umherwandern. Die Energie schwindet, die Zivilisation stirbt sanft.

Aber für den israelischen Kommentator Zvi Bar‘el ist MbZ‘s Normalisierung der Beziehungen zu Israel einfach eine logische Konsequenz – ein weiterer Stein im Gebäude von MbZ‘s Weltsicht: „Sein Hass auf die Muslimbruderschaft kommt nur seiner Angst vor dem Iran gleich, in dem er eine klare und unmittelbare Bedrohung für die Emirate im Besonderen sieht – und für den sunnitischen Islam im Allgemeinen.“ [12]

Im Nahen Osten erleben die Schiiten weithin eine Renaissance, gerade in dem Moment, in dem sich das sunnitische „alte“ Establishment vor Angst verkrampft, von den Schiiten in der Region überwältigt zu werden. Kulturelle Potenz kann Unterdrückung übertrumpfen, wie der Iran zeigt. Und die richtige Antwort auf ein kulturelles Wiedererstarken ist fast nie eine „militärische Option“. Die Bereitschaft des Irans, sich gegen das JCPOA zu stellen, macht eine westliche Kurskorrektur dringend erforderlich. Wird das geschehen? In Washington mit ziemlicher Sicherheit nicht: Wir werden uns einfach unsicher und nervös am Abgrund entlang tasten müssen – erzeugt durch die israelischen und US-amerikanischen Forderungen nach „ewiger Eindämmung“ – und die Ereignisse abwarten.

Quellen:

[1] SouthFront.org, „HEZBOLLAH RELEASES DRONE FOOTAGE OF ISRAELI BASES IN UPPER GALILEE“, am 04.12.2020, <https://southfront.org/hezbollah-releases-drone-footage-of-israeli-bases-in-upper-galilee/>
[2] siehe [1]
[3] ejmagnier.com, Elijah J Magnier, „ISRAEL’S “LETHAL ARROW” MILITARY EXERCISE ANTICIPATES HEZBOLLAH WILL CROSS ITS BORDERS“, am 04.11.2020, <https://ejmagnier.com/2020/11/04/israels-lethal-arrow-military-exercise-anticipates-hezbollah-will-its-cross-borders>
[4] ynetnews.com, Alex Fishman, „Israel can no longer delay its decisions on Iran“, am 12.08.2020, <https://www.ynetnews.com/article/HJlpA33ow>
[5] theAtlantic.com, Graeme Wood, „The Next Decade Could Be Even Worse“, Dezember 2020, <https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2020/12/can-history-predict-future/616993/>
[6] siehe [5]
[7] MauldinEconomics.com, John Mauldin, „The Great Reset vs. The Great Reset”, am 20.11.2020, <https://www.mauldineconomics.com/frontlinethoughts/the-great-reset-vs.-the-great-reset>
[8] The New York Times Magazine, Robert F. Worth, „Mohammed bin Zayed’s Dark Vision of the Middle East’s Future” , am 09.01.2020, <https://www.nytimes.com/2020/01/09/magazine/united-arab-emirates-mohammed-bin-zayed.html>
[9] The New York Times, David D. Kirkpatrick, „Recordings Suggest Emirates and Egyptian Military Pushed Ousting of Mursi”, am 01.03.2015, <https://www.nytimes.com/2015/03/02/world/middleeast/recordings-suggest-emirates-and-egyptian-military-pushed-ousting-of-morsi.html>
[10] siehe [8]
[11] siehe [8]
[12] Haaretz.com, Zvi Bar’el, „Is UAE‘s Mohammed Bin Zayed a Machiavelli, Mussolini or Both?”, am 21.08.2020, <https://www.haaretz.com/middle-east-news/.premium-is-uae-s-mohammed-bin-zayed-a-machiavelli-mussolini-or-both-1.9091386>