Hinter dem Rücken von Kanzler und Verteidigungsminister:

Absprachen deutscher Generäle mit amerikanischen Generälen?

2 Generäle und zwei hohe Offiziere der Bundeswehr wurden abgehört als sie Ende Februar über Pläne zum Einsatz von TAURUS-Systemen in der Ukraine sprachen und wie sie eine deutsche Beteiligung daran verschleiern könnten [1]. Dieses Gespräch wurde als Vorbereitung auf ein Briefing des Verteidigungsministers Boris Pistorius geführt. Die dort besprochenen Pläne wurden bereits im Oktober 2023 einem US-General „vorgestellt“. Daraus ergeben sich einige brisante Fragen.

Von Published On: 12. März 2024Kategorien: Krieg & Frieden

Lizenz: www.free21.org, Tobias Augenbraun, Lizenz CC 4.0

General Kenneth Wilsbach, damals der Commander der Pacific Air Force und Generalleutnant Ingo Gerhartz, der Inspekteur der Luftwaffe, am 02.05.2022 in Laage. (Ausschnitt) (Quelle: Bundeswehr / Thorsten Weber / https://www.bundeswehr.de/de/organisation/luftwaffe/aktuelles/luftwaffe-partner-indopazifik-5406162)

In dem mitgeschnittenen Gespräch geht es darum, wie TAURUS Systeme in der Ukraine zum Einsatz kommen können und ob es möglich ist, eine deutsche Beteiligung zu verschleiern (Transkript des Gesprächs: [2]). Beim TAURUS handelt es sich um eine Waffe, die von Kampf-Flugzeugen aus abgeschossen wird. Mit eigenem Antrieb hat TAURUS eine Reichweite von über 500 km und fliegt im Tiefstflug, um Abwehrsysteme zu unterfliegen oder zu umfliegen. Da es dafür einen konstanten Datenlink braucht, welche im Moment nur „German Eyes Only“ (Gräfe) sind, wird es schwierig TAURUS ohne deutsche Beteiligung einzusetzen. Mit seiner Reichweite kann er aus dem Norden der Ukraine abgeschossen Moskau erreichen. Dies wäre der Start zu einem 3. Weltkrieg, der wieder von Deutschland ausgehen würde, zumindest würde Russland vermutlich einen Einschlag so bewerten.

Das Militär hat natürlich die Aufgabe Planspiele zu machen und der Politik Optionen anzubieten. Es wird in dem Gespräch deutlich, dass diese hohen Militärs aus Deutschland den Einsatz von TAURUS unbedingt wollen. Die Generäle wollen Pistorius briefen, aber bitte ohne dass man mit einem „Kill-Kriterium“ (Gräfe) argumentiert oder „Show-Stopper reinknallt“ (Gerhartz). Das ist alles andere als „Alle Optionen auf den Tisch“.

Die Teilnehmer am TAURUS-Gespräch

Brigadegeneral Frank Gräfe, Abteilungsleiter Einsatz der Luftwaffe vor einem Eurofighter. Auf dem rechten Arm erkennt man das Abzeichen der Nellis Air Force Base, Las Vegas. (Quelle: https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/landespolitik/pistorius-zu-taurus-leck-fehler-von-saarland-general-ermoeglichte-putin-abhoeraktion-v7_aid-108167219)

Generalleutnant (GL) Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe, damit oberster Soldat der Luftwaffe [3]. Gerhartz ist ein Mann der tatkräftig zupacken kann, ein Macher, der in der BILD-Zeitung für den Einsatz von Atomwaffen plädierte [4]: „Für eine glaubhafte Abschreckung brauchen wir sowohl die Mittel als auch den politischen Willen, die nukleare Abschreckung nötigenfalls umzusetzen.“

Ebenfalls in der BILD warnt er Putin: „,Putin, leg dich nicht mit uns an!‘ Denn: ,Bis 2030 werden die Europäer über 600 moderne Kampfjets im Ostseeraum verfügen. Dazu kommen noch die Flugzeuge der Amerikaner‘.“

Gerhartz wuchs unweit des Fliegerhorst in Büchel auf [5], wo US-amerikanische Atomwaffen stationiert sind, die im Ernstfall von deutschen Piloten ausgeflogen und abgeschossen werden .

Die Zeit titelte vor Kurzem, nach der Abhöraffäre: „So einen lässt man nicht fallen“ [6]. In dem Artikel wird der Inspekteur der Luftwaffe auch als „,Eher Top Gun‘ als ,Staatsbürger in Uniform‘“ bezeichnet, der auch der einzige Chef einer Luftwaffe sei, der noch selbst Kampfjets fliege und insgesamt eine Erfolgsbilanz vorzuweisen habe. So fällt der größte Teil der 100 Milliarden „Sondervermögen, zur Modernisierung der Armee … in Gerhartz’ Beritt“. Er fungierte 2014 und 2015 als Pressesprecher von Ursula von der Leyen und führte danach das Büro des Generalinspekteurs der Bundeswehr.

„In dieser Zeit knüpfte er politische Kontakte, die er seitdem immer weiter intensivierte. Mitglieder im Verteidigungsausschuss, die wichtigen Haushaltspolitiker, die Wehrbeauftragte, enge Vertraute von Bundeskanzler Olaf Scholz: Sie alle gehören längst zu den regelmäßigen Gesprächspartnern von Gerhartz. Einen ,Macher‘ nennt ihn eine aus diesem Kreis. Und ein anderer sagt: ,Kein anderer Soldat versteht das Spiel der Politik so gut wie Gerhartz.‘“

Im April 2022 machte er mit General Amikam Norkin, seinem damaligen Pendant in der israelischen Armee zusammen einen Gedenkflug über das KZ-Dachau und wurde mit Norkin im darauffolgenden Monat mit der „…Ernst-Cramer-Medaille für ihre Verdienste um die deutsch-israelische Aussöhnung ausgezeichnet“.

Bei den Bündnispartnern genießt Gerhartz einen exzellenten Ruf: „Der erwachsene Gerhartz genießt heute beim wichtigsten Nato-Partner, den USA, einen solch exzellenten Ruf, dass er zuletzt für einen ranghohen Posten im Bündnis gehandelt wurde. Stolz ist er aber auf etwas anderes: Aus einem ersten Treffen mit seinem damaligen Pendant in der israelischen Armee, General Amikam Norkin, erwuchs nicht nur eine dauerhafte militärische Zusammenarbeit, sondern auch eine persönliche Freundschaft, die letztlich auch zu Austauschprogrammen und wechselseitigen privaten Besuchen von Pilotenfamilien führte.“ [7]

Brigadegeneral (BG) Frank Gräfe, Abteilungsleiter für Einsätze und Übungen im Kommando Luftwaffe in Berlin.

Niemand könnte die deutsch-amerikanische „Freundschaft“ besser verkörpern als Brigadegeneral Frank Gräfe. Er wurde im Dezember 2019 zum Militärattaché in der deutschen Botschaft in Washington [8, 9] und übernahm somit diplomatische Aufgaben für die Bundesrepublik Deutschland. Die Luftwaffe twitterte: „Unser Mann in Washington…“ [10] Mit dem Antritt als Attaché wurde Gräfe zum Brigadegeneral befördert. Gute Beziehungen zu den Amerikanern waren also Teil seines Jobprofils.

Es scheint außerdem so zu sein, dass Gräfe an gemeinsamen Übungen mit der US-Luftwaffe auf der Nellis Air Force Base in Las Vegas teilgenommen hat. Er trägt auf einem Foto einen Aufnäher mit dem Namen dieser Basis auf seiner Flieger-Uniform und hält sie mehr oder weniger demonstrativ in die Kamera. Darauf ist eine große US-Flagge zu sehen und man kann im unteren Teil das Wort Red erkennen.

Die Nellis Air Force Base ist eine der größten Stützpunkte der Welt und zusammen mit der Nellis Range größer als zum Beispiel das Bundesland Hessen. Auf dem Stützpunkt werden regelmäßig gemeinsame Übungen mit befreundeten Staaten durchgeführt, z.B. die Übung Red Flag, die nahtlos in die Übung Green Flag übergeht, nachdem die Luftüberlegenheit erkämpft wurde [11]. Auch die deutsche Luftwaffe hat nachweislich an solchen Übungen, mit tonnenweise Material, teilgenommen [12]. Die Basis wird aufgrund der Ausbildung auch „Home of The Fighter Pilots“ genannt [13].

Die Luftwaffenbasis in Las Vegas beherbergt eine Vielzahl an Einheiten, darunter verschiedene Militärgeheimdienste [14]. Diese Treffen unter Kollegen dienen dazu, informelle Kontakte herzustellen. So, wie es Gerhartz bei seinen Kontakten mit israelischen Offizieren beschrieben hat. Solche Kontakte sind vielfältig nutzbar. Deswegen gehören sie zum Kernbestand von Geheimdiensten und deswegen haben Militärattachés meist eine Geheimdienstanbindung.

Oberstleutnant (OTL) Udo Fenske, Zentrum Luftoperationen (ZLO)

Oberstleutnant (OTL) Sebastian

Florstedt: Im September 2023 veröffentlichte Florstedt ein Buch, mit dem Titel: „Informationsvermittlung und -verarbeitung für Lernende und Lehrende: Ein pädagogisches Konzept für die Ausbildung von Luftfahrzeugbesatzungen im digitalen Cockpit“. Dort steht zu seiner Person [15]:

Sebastian Florstedt trat 2004 in den fliegerischen Dienst der Luftwaffe ein. Dort schloss er 2009 das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik als Dipl.-Ing. (Univ.) in München ab. Bis heute ist er als Luftfahrzeugbesatzung auf dem Mehrzweckkampfflugzeug PA200 Tornado eingesetzt. Als Überprüfungs- und Lehrberechtigter, sowie Waffenlehrer, ist er seit 2018 bis heute als Leiter der Ausbildung eines Taktischen Luftwaffengeschwaders tätig. Die berufliche Sozialisation sowie die Fokussierung auf zukünftige Luftfahrzeuge regten Florstedt an, sich mit der Fragestellung, wie Menschen in möglichst kurzer Zeit Informationen verarbeiten und Entscheidungen treffen können, zu beschäftigen. In 2023 erhielt Florstedt den Titel Dr. phil. für die Dissertation ,Ein pädagogisches Konzept zur Informationsvermittlung und –Verarbeitung für Lernende und Lehrende, exemplarisch dargestellt am Ausbildungsgang für Luftfahrzeugbesatzungen im digitalen Cockpit‘.“

Mehr als 140 Tonnen Material wurden 2018 nach Nevada zur Nellis Air Force Base geflogen. Über 90 Container wurden von den Lkw entladen. (Quelle: Luftwaffe/Julian Altenhöner)

Absprachen zwischen deutschen und US-Generälen, 4 Monate bevor die deutsche Politik informiert war?

In den ersten Minuten als der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz noch nicht zugeschaltet ist, sprechen Brigadegeneral Frank Gräfe, der Abteilungsleiter für Einsätze und Übungen der Luftwaffe und ehemaliger Militärattaché in Washington, und Oberstleutnant Sebastian Florstedt miteinander. Zunächst sprechen sie darüber, dass sie sich schon so schnell wieder sehen, da sie (Florstedt und Gräfe) offenbar erst vor Kurzem zusammen in einer Telefonkonferenz waren. Dabei erzählt Florstedt:

Florstedt: Ah, da hab ich auch aufgelegt, da hab ich mich hier parallel bezüglich des Themas, was wir hier haben, vom Intel-Guy briefen lassen.

Dies bedeutet, dass sich Florstedt erst kürzlich von einem „Geheimdienst-Typen“ hat briefen lassen, vermutlich im selben Monat, im Februar 2024. Und dabei ging es um die Pläne die sie im Gespräch besprechen wollen.

Florstedt fragt General Gräfe, ob er am Mittwoch auch dabei ist. Vermutlich bei dem Briefing für den Verteidigungsminister Pistorius.

Florstedt: Bist du Mittwoch auch dabei?

Gräfe: Nee, also eigentlich wär der Inspekteur ja gar nicht mit, wenn ich da gewesen wäre, dann hätte ich das gemacht, aber ich bin ja gerade in Singapur. Und hier ist es jetzt … hier ist es gerade 23:57.

Nach dem dienstlichen folgt noch ein wenig Smalltalk über Singapur, bevor es wieder ernst wird. Dann folgt ein Hammer:

Gräfe: Ja, aber deshalb hab ich jetzt auch, das ist natürlich das Geile bei so Veranstaltungen, da triffst du ja Gott und die Welt. Und ich hab diesen Schneider heute getroffen, das ist ja der Nachfolger von dem Wilsbach … und dem hab ich schon mal von unserem Plan erzählt.

Florstedt: Nice.

Gräfe: Und dann muss ich … wann ist jetzt nochmal deine Reise nach Alaska?

Florstedt: Showtime wird sein der 19. März. Ich reise am Wochenende an, 19. März Dienstag bin ich … Montag-Dienstag bin ich schon da. So …

Gräfe: Hm. Ja.

Florstedt: Solltest du da nochmal vorbei müssen meinst du, oder was?

Gräfe: Ja, ich muss da tatsächlich nochmal hin, wie gesagt. Der ist ja erst 2 Wochen im Amt und der wusste gar nicht, wovon ich rede. Und deshalb hab ich gesagt, dann komm ich lieber nochmal vorbei, weil das war ja Oktober, wo wir dem Wilsbach das alles vorgestellt haben.

Florstedt: Ja, wenn du Begleitung brauchst weißt du Bescheid, ne?

Gräfe: Yes, yes. (lacht)

Diese Passage müssen wir wie folgt interpretieren und sauber auseinander halten: Gräfe erzählt hier, dass er in Singapur „diesen Schneider trifft“, der der Nachfolger von Wilsbach ist. Danach kommt von Gräfe ein Halbsatz, den er nicht zu Ende führt und dann kommt ihm in den Sinn, dass Florstedt doch noch nach Alaska fährt. Dieser Teil über Alaska steht also für sich. Später mehr zu Alaska.

Nun greift Florstedt den Faden wieder auf und will wissen, ob er nochmal zu Schneider müsse. Dies versteht Gräfe auch sofort und redet davon, dass er nochmal hin müsse.

Wer also ist dieser Schneider? Und wer ist Wilsbach?

General Kevin B. Schneider, seit 23.02.24 Commander, Pacific Air Forces and Air Component Commander for U.S. Indo-Pacific Command, JB Pearl Harbor-Hickam, Hawaii. (Bild: Air Force / https://www.af.mil/About-Us/Biographies/Display/Article/108888/kevin-b-schneider/)

General Kenneth S. Wilsbach, bis Februar der Vorgänger von General Schneider als Commander Pacific Air Force, ist seit 21.02.24 Commander, Air Combat Command, Joint Base Langley-Eustis, Va. Quelle: (Air Force / https://www.af.mil/About-Us/Biographies/Display/Article/108478/kenneth-s-wilsbach/)

General Kevin B. Schneider ist seit dem 23.02.24 offiziell der Nachfolger von General Kenneth S. Wilsbach auf dem Posten des Commander Pacific Air Force [16]. Es handelt sich hier bei beiden um US-Generäle. Die Pacific Air Force (PACAF) ist für den Pazifikraum zuständig und eins der wichtigsten Kommandos in den USA, da sie in Stellung gebracht wird gegen den eigentlichen Hauptfeind: China. Schneiders genauer Titel lautet „Pacific Air Forces and Air Component Commander for U.S. Indo-Pacific Command“, JB Pearl Harbor-Hickam, Hawaii.

Da General Schneider erst seit Kurzem im Amt sei, wüsste er noch nicht Bescheid über „unsere Pläne“. Deshalb müsse der deutsche General Gräfe nochmal bei ihm vorstellig werden.

Gräfe: …… Und deshalb hab ich gesagt, dann komm ich lieber nochmal vorbei, weil das war ja Oktober, wo wir dem Wilsbach das alles vorgestellt haben.

Was Gräfe hier sagt, ist, dass sie dem US-General Wilsbach bereits im Oktober 2023 die Pläne vorgestellt haben, über die es im weiteren Verlauf gehen wird.

General Kenneth S. Wilsbach ist seit 21.02.24 der neue Commander, Air Combat Command (ACC), Joint Base Langley-Eustis, Va. [17]. In Langley sitzt ganz nebenbei bemerkt auch die CIA.

Bei seiner Antrittsrede erklärte er, wie er seine neue Aufgabe versteht:

„,Wir werden daran arbeiten, China in Schwierigkeiten zu bringen‘, sagte Wilsbach. ,Um diese Dilemmata mit dem ACC zu schaffen, müssen wir an der Bereitschaft, der Modernisierung und dem agilen Kampfeinsatz arbeiten. An all diesen Dingen hat General Kelly gearbeitet, also werden wir dort weitermachen, wo er aufgehört hat, und wir werden den Rahmen für all diese Dinge weiter ausdehnen.‘“ [18]

Das Ziel ist die Bekämpfung Chinas. Das ACC soll zu „einer Air Force“ („One Air Force“) werden, in der alle Bereiche von einem Zentralkommando aus koordiniert und geplant werden. Dazu soll die Air Force ihr Denken ändern. Sie soll von „Multikompetenten Fliegern“ („multi-capable Airmen”) zu „einsatzbereiten Fliegern“ („mission-ready Airmen”) übergehen, so der Chief of Staff der Air Force, das US-Pendant zu Gerhartz, General David W. Allvin [19].

Dies ist alles Teil der sogenannten „Great Power Competition“, bei der es um, „…Pläne für die Umgestaltung, Neuausrichtung und Optimierung der Air Force und Space Force, um die fortgesetzte Vorherrschaft in diesen Bereichen zu gewährleisten und gleichzeitig die Streitkräfte besser zu positionieren, damit sie in einer Ära des Großmächtewettbewerbs („Great Power Competition“) abschreckend wirken und, falls erforderlich, die Oberhand gewinnen können.“, geht [20].

Wie man sich das Ganze vorstellen kann wird in dieser kleinen Powerpointpräsentation mit dem Titel „The Case for Change – Optimizing the air force for great power competition“ erläutert: [21].

Außerdem ist das ACC bei den Red Flag Übungen federführend [22].

Alaska

In dem Zwischenteil kommt zur Sprache, dass Sebastian Florstedt um den 19.03.24 nach Alaska fliegt. In Alaska findet zur Zeit die Militärübung „Arctic Edge 24“ statt. An dieser Übung nehmen auch ausländische Einsatzkräfte teil, unter anderen dänischen, norwegische und britische Spezialeinsatzkräfte [23, 24]. Natürlich ist auch die Pacific Air Force vertreten [25].

Arctic Edge 24 wird im Rahmen der „Large Scale Global Exercise 24“ (LSGE 24) durchgeführt.

„LSGE 24 besteht aus mehreren Übungen, die darauf abzielen, die Beweglichkeit und Interoperabilität mit Verbündeten und Partnern zu verbessern. Die Serie LSGE 24 umfasst fast 30 weitreichende Übungen und militärische Aktivitäten mit unterschiedlichen Zielen. Insgesamt werden diese Aktivitäten die robuste Präsenz und die Fähigkeiten der USA an der Seite von Verbündeten, Partnern und anderen US-Kampfkommandos unterstreichen.“ [26]

Im Zusammenhang mit der LSGE 24 wird auch die Übung „Steadfast Defender“ der NATO in Europa durchgeführt. Mit über 90.000 Soldaten und 12.000 Bundeswehr-Soldaten, das „größte Manöver seit Jahrzehnten“ [27]. Die Arktis ist für die USA bei diesen Übungen von besonderem Interesse. So schreibt die Frankfurter Rundschau„Ohne die Fähigkeiten des US-Militärs geht normalerweise wenig, wie man an der derzeitigen Nato-Übung sieht. Bei ,Steadfast Defender‘ operieren so viele US-Truppen auf dem europäischen Festland wie seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nicht mehr. In der Arktis allerdings sind die USA auf ihre Verbündeten angewiesen.“ [28]

Deutschland ist an Steadfast Defender mit der Übung „Quadriga 2024“ beteiligt [29].

„Als deutscher Beitrag zur NATO-Großübung Steadfast Defender 2024 soll Quadriga 2024 zeigen, dass die Bundeswehr entschlossen und fähig ist, entscheidend zur Verteidigung der NATO-Ostflanke beizutragen.“, so das Presse- und Informationszentrum des Heeres zur Übungsserie Quadriga 2024 [30]. So übt die Bundeswehr nun unter anderem in Norwegen am Polarkreis den Ernstfall [31].

In Alaska und Grönland nahmen Spezialeinsatzkräfte vom 23.02.24 bis 11.03.24 an der Übung Arctic Edge 24 teil. (Screenshot: Arctic Edge 24: Wrap Up Video, von Specialist SPC Michael Westendorf, public domain)

Wusste US-General vor der deutschen Politik über die Pläne Bescheid?

Im Normalfall sollte für die Pläne die in dem Gespräch besprochen wurden ein Auftrag von Verteidigungsminister Pistorius vorliegen. Der wiederrum müsste sich mit dem Kanzler abgestimmt haben und das GO von Kanzler Scholz erhalten. Inspekteur Gerhartz gibt in dem Gespräch zu, dass es kein „auslösendes Momentum“ gibt, warum sich Pistorius jetzt näher mit TAURUS befassen möchte:

Gerhartz: ….Weil, wenn man hört, der Verteidigungsminister will mal, will mal wirklich, auch wirklich tief in Taurus einsteigen, wobei der Termin ist ’ne halbe Stunde so wie ich es gesehen habe, also … wir werden das Ding nicht zum Fliegen bringen können, um es mal so auszudrücken. Ich seh da keinen … im Moment dann nicht ein auslösendes Momentum dahinter. Also es ist nicht so, dass der Kanzler ihm gesagt hat „Hey, mach dich da nochmal schlau und dann lass uns mal morgen entscheiden.“ … das hab ich jedenfalls nicht erkannt, sondern dass er nochmal Pistorius gesehen hat durch diese ganze Diskussion, die da immer und immer wieder kommt. Und sie kommt natürlich, weil keiner so richtig weiß, warum blockt der Kanzler hier? Da kommen natürlich abenteuerlichste Gerüchte auf. …

Es ist also nicht so, dass der Auftrag von Kanzler Scholz kam, sich eingehender mit Taurus zu befassen. Demnach würde es sich um eine Eigenmächtigkeit von Pistorius handeln. Gerhartz wollte dieses Gespräch zur Abstimmung, damit „….das da nicht in die falsche Richtung läuft“. Mit ein paar schicken „Slides“ und hübschen Bildern soll Pistorius den Plänen ruhigen Gewissens zustimmen.

Gerhartz: …. Bastelt was, zur Visualisierung – nicht zu viel, immer dran denken: Die kommen aus einer ganz anderen Welt, aus einer ganz anderen Gedankenwelt als wir, die wir uns hier gerade unterhalten. Also… ja, dann passt das schon. …

Generalmajor Freuding (Heer), Leiter des Lagezentrums Ukraine und des Planungs- und Führungsstabs des Bundesministers der Verteidigung in Berlin, war bis Ende Februar, als das Gespräch mitgezeichnet wurde, nicht komplett über den Plan informiert und war somit auch nicht an der Planung beteiligt.

Gerhartz:…. Also erstmal wär meine Frage mal an Florstedt und Fenske. Hat euch mal jetzt jemand direkt gesprochen oder hat der General Freuding sich mal irgendwie bei euch gemeldet?

Florstedt: Ähm, negativ von meiner Seite aus. Nee, ich hab nur von Frank gehört.

Fenske: Bei mir auch negativ. Hab nur mit dem General Gräfe zusammen kommuniziert.

Gerhartz: Ah ja, alles klar. Und … [unverständlich] …

Gräfe: Ich hab ihm am Sonntag beide Nummern der beiden gegeben und er hat gesagt, dass er mal guckt und… .

Gerhartz: Ja, okay, dann kommt das vielleicht noch. Nee, das ist jetzt halt noch nicht passiert. …

Verteidigungsminister Pistorius trifft sich 2023 mit dem Inspekteur der Luftwaffe Ingo Gerhartz. (Foto: @Team_Luftwaffe / X )

Wann hat sich Boris Pistorius dazu entschlossen, dass er „mal wirklich tief in Taurus einsteigen“ will? Vermutlich relativ kurz vor dem mitgeschnittenen Gespräch. Zu dem Zeitpunkt, als die Diskussionen in den Medien hochkochten, weil der Kanzler die Lieferung „blockt“. Das würde heißen, ebenfalls im Februar. Hier nochmal die entscheidende Passage:

Gerhartz: … das hab ich jedenfalls nicht erkannt, sondern dass er nochmal Pistorius gesehen hat durch diese ganze Diskussion, die da immer und immer wieder kommt. Und sie kommt natürlich, weil keiner so richtig weiß, warum blockt der Kanzler hier?

Wurde Gerhartz dann also von Pistorius beauftragt? Zu dem Zeitpunkt als der Kanzler die Tauruslieferungen blockte? Erfuhr Pistorius 4 Monate nach Wilsbach von den Planungen?

Hat das Militär, General Gerhartz und General Gräfe, auf eigene Faust gehandelt? Sie haben die Pläne Wilsbach bereits im Oktober 2023 vorgestellt. Die Planung musste bis dahin also schon sehr weit fortgeschritten sein und vor Oktober stattgefunden haben.

Warum besprach man sich vor dem eigentlichen Dienstherren und Entscheidern in Deutschland mit US-General Wilsbach? Ist hier alles korrekt abgelaufen? In wessen Auftrag handeln die deutschen Generäle?

Hat man sich die Erlaubnis von den Amerikanern geholt? Wer entscheidet in Deutschland? Ist Deutschland souverän?

Die Situation erinnert an die schwedische U-Boot Affäre, bei der sich Militärs, hinter dem Rücken der eigenen Regierung, mit den amerikanischen Militärs zusammenschlossen und Pläne gegen die schwedische Regierung und Bevölkerung schmiedeten [32].

Wusste Bundeskanzler Olaf Scholz oder Verteidigungsminister Pistorius Bescheid, dass ihre Generäle, Pläne für einen Taurus Einsatz in der Ukraine mit dem US-Militär besprechen?

Am Ende des Gesprächs informiert General Gräfe den Inspekteur Gerhartz darüber, dass er General Schneider getroffen hat:

Gräfe: Ich hab noch was aus … Ich hab den Schneider eben getroffen, Oder…kannst du direkt in der Leitung bleiben?

Gerhartz: Ja OK. Ich ruf dich gleich nochmal separat an.

Diese Fragen müssen dringend aufgeklärt werden. Die Taurus Lieferungen sind indes noch immer nicht vom Tisch [33].

Quellen:

[1] Videoplattform Odysee, „Hohe deutsche Offiziere besprechen Angriff auf die Krim-Brücke” vom 01.03.2024, < https://odysee.com/@RTDE:e/Hohe-deutsche-Offiziere-besprechen-Angriff-auf-die-Krim-Br%C3%BCcke:7?src=embed>  <https://odysee.com/@RTDE:e/Hohe-deutsche-Offiziere-besprechen-Angriff-auf-die-Krim-Br%C3%BCcke:7?src=embed>
[2] Free21, Tobias Augenbraun, „”Taurus Leaks” Das Taurus-Gespräch hoher deutscher Militärs“, am 08.03.2024, <https://free21.org/das-taurus-gespraech-hoher-deutscher-militaers/>
[3] Bundeswehr, Lebenslauf von General Gerhartz, <https://www.bundeswehr.de/resource/blob/5606240/77815dd4ac544331f52d2019dea6d90c/ad23-vita-inspekteur-data.pdf>
[4] Bild, Maximilian Both, „Müssen bereit sein, notfalls Atomwaffen zu nutzen“, am 19.06.2022, <https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/top-general-appelliert-an-nato-muessen-bereit-sein-notfalls-atomwaffen-zu-nutzen-80444834.bild.html>
[5] Zeit, Peter Dausend, „So einen lässt man nicht einfach fallen“, am 05.03.2024, <https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-03/ingo-gerhartz-taurus-affaere-luftwaffe/seite-2>
[6] ebd.
[7] ebd.
[8] Bundeswehr, „Personalveränderungen in militärischen Spitzenstellen der Luftwaffe“, am 31.10.2019, <https://www.bundeswehr.de/de/organisation/luftwaffe/presse/personalveraenderungen-in-militaerischen-spitzenstellen-der-luftwaffe-144662>
[9] Neuburger Rundschau, Gloria Geissler, „Frank Gräfe: Von Neuburg ins Zentrum der Macht“, am 31.01.2021, <https://www.augsburger-allgemeine.de/neuburg/neuburg-frank-graefe-von-neuburg-ins-zentrum-der-macht-id58840021.html>
[10] X, Team Luftwaffe, „Unser Mann in Washington, Brigadegeneral Frank Gräfe, …..“, am 21.09.2021, <https://twitter.com/Team_Luftwaffe/status/1440345618535182340>
[11] Bundeswehr, „Red, Green oder Blue Flag – Luftkriegsübungen von 1975 bis heute“, am 18.10.2021, <https://www.bundeswehr.de/de/organisation/luftwaffe/aktuelles/red-green-oder-blue-flag-luftkriegsuebungen-ab-1975-5231542>
[12] Interessengemeinschaft Deutsche Luwtwaffe e.V., „Green Flag West – Eine Dienstreise mit viel Gepäck“, 2018 <https://idlw.de/green-flag-west-eine-dienstreise-mit-viel-gepaeck>
[13] Interessengemeinschaft Deutsche Luwtwaffe e.V., „Nellis Air Force Base: Willkommen in der Wüste“, <https://idlw.de/green-flag-west/nellis-air-force-base-willkommen-in-der-wueste>
[14] Nellis Air Force Base, „FACT SHEETS“, <https://www.nellis.af.mil/About/Fact-Sheets/>
[15] Amazon, Sebastian Florstedt, „Informationsvermittlung und -verarbeitung für Lernende und Lehrende: Ein pädagogisches Konzept für die Ausbildung von Luftfahrzeugbesatzungen im digitalen Cockpit“, 2023 erschienen, <https://www.amazon.de/Informationsvermittlung-verarbeitung-Lernende-Lehrende-Luftfahrzeugbesatzungen/dp/3658427507>
[16] Air Force, „GENERAL KEVIN B. SCHNEIDER“, <https://www.af.mil/About-Us/Biographies/Display/Article/108888/kevin-b-schneider/>
[17] Air Force, „GENERAL KENNETH S. WILSBACH“, <https://www.af.mil/About-Us/Biographies/Display/Article/108478/kenneth-s-wilsbach/>
[18] Air Combat Command, „Air Combat Command welcomes new commander“, am 01.03.2024, <https://www.acc.af.mil/News/Article-Display/Article/3692015/air-combat-command-welcomes-new-commander/>
[19]  Air Combat Command, „CSAF holds all call at Langley AFB“, am 01.03.2024, <https://www.acc.af.mil/News/Article-Display/Article/3692963/csaf-holds-all-call-at-langley-afb/>
[20] Air Force,„Reoptimizing for Great Power Competition“, <https://www.af.mil/reoptimization-for-great-power-competition/>
[21] AirForce, „The Case For Change – Optimizing the air force for great power competition“, <https://www.af.mil/Portals/1/documents/2024SAF/GPC/The_Case_for_Change.pdf>
[22] siehe [19]
[23] Defense Visual Information Distribution Service, MichaelWestendorf „ArcticEdge 24: Wrap Up Video“, am 03.07.2024,<https://www.dvidshub.net/video/915215/arctic-edge-24-wrap-up-video>
[24] Defence Industry Europe, von Special Operations Command North, United StatesNorthern Command, „Arctic security put on full display during Arctic Edge 2024“, am 05.03.2024,<https://defence-industry.eu/arctic-security-put-on-full-display-during-arctic-edge-2024/>
[25] PacificAir Force, „ARCTIC EDGE 24: MACS-24 Marines deploy AN/TPS-80“, <https://www.pacaf.af.mil/News/Photos/igphoto/2003397864/>
[26] U.S. European Command, „Large Scale Global Exercise 24“,<https://www.eucom.mil/spotlight/large-scale-global-exercise-24>
[27] Tagesschau,„NATO kündigt größtes Manöver seit Jahrzehnten an“, am 18.01.2024,<https://www.tagesschau.de/ausland/europa/nato-manoever-118.html>
[28] FrankfurterRundschau, Nana Brink, „„Weg für eine Konfrontation ist geebnet“: Nato reagiert auf Russlands Ansprüche in der Arktis“,am 16.02.2024, <https://www.fr.de/politik/ansprueche-arktis-nordpolar-region-tbl-nato-reaktion-russlands-zr-92826977.html>
[29] Bundeswehr, „Quadriga 2024: Landstreitkräfte üben den Bündnisfall“,<https://www.bundeswehr.de/de/aktuelles/schwerpunkte/quadriga-2024-nato-landstreitkraefte-ueben-buendnisfall>
[30] siehe[29]
[31] Bundeswehr,„Was passiert am nördlichsten Punkt Europas?“, am 04.03.2024,<https://www.bundeswehr.de/de/aktuelles/schwerpunkte/quadriga-2024-nato-landstreitkraefte-ueben-buendnisfall/was-passiert-am-noerdlichsten-punkt-europas-5752476>
[32] Free21,Ola Tunander, „Über ein beschädigtes Mini-U-Boot 1982 in Schweden „Eine Unterwasser-U-2“: Teil 1“, am 17.05.2023, <https://free21.org/eine-unterwasser-u-2-teil-1/>
[33] Spiegel,„Union will Bundestag erneut über Taurus-Lieferung abstimmen lassen“, am 07.03.2024,<https://www.spiegel.de/politik/deutschland/ukrainekrieg-union-will-bundestag-erneut-ueber-taurus-lieferung-abstimmen-lassen-a-141df09b-a2fe-4ba7-838f-0554ca4e7543>

Hinter dem Rücken von Kanzler und Verteidigungsminister:

Absprachen deutscher Generäle mit amerikanischen Generälen?

2 Generäle und zwei hohe Offiziere der Bundeswehr wurden abgehört als sie Ende Februar über Pläne zum Einsatz von TAURUS-Systemen in der Ukraine sprachen und wie sie eine deutsche Beteiligung daran verschleiern könnten [1]. Dieses Gespräch wurde als Vorbereitung auf ein Briefing des Verteidigungsministers Boris Pistorius geführt. Die dort besprochenen Pläne wurden bereits im Oktober 2023 einem US-General „vorgestellt“. Daraus ergeben sich einige brisante Fragen.

Von Published On: 12. März 2024Kategorien: Krieg & Frieden

Lizenz: www.free21.org, Tobias Augenbraun, Lizenz CC 4.0

General Kenneth Wilsbach, damals der Commander der Pacific Air Force und Generalleutnant Ingo Gerhartz, der Inspekteur der Luftwaffe, am 02.05.2022 in Laage. (Ausschnitt) (Quelle: Bundeswehr / Thorsten Weber / https://www.bundeswehr.de/de/organisation/luftwaffe/aktuelles/luftwaffe-partner-indopazifik-5406162)

In dem mitgeschnittenen Gespräch geht es darum, wie TAURUS Systeme in der Ukraine zum Einsatz kommen können und ob es möglich ist, eine deutsche Beteiligung zu verschleiern (Transkript des Gesprächs: [2]). Beim TAURUS handelt es sich um eine Waffe, die von Kampf-Flugzeugen aus abgeschossen wird. Mit eigenem Antrieb hat TAURUS eine Reichweite von über 500 km und fliegt im Tiefstflug, um Abwehrsysteme zu unterfliegen oder zu umfliegen. Da es dafür einen konstanten Datenlink braucht, welche im Moment nur „German Eyes Only“ (Gräfe) sind, wird es schwierig TAURUS ohne deutsche Beteiligung einzusetzen. Mit seiner Reichweite kann er aus dem Norden der Ukraine abgeschossen Moskau erreichen. Dies wäre der Start zu einem 3. Weltkrieg, der wieder von Deutschland ausgehen würde, zumindest würde Russland vermutlich einen Einschlag so bewerten.

Das Militär hat natürlich die Aufgabe Planspiele zu machen und der Politik Optionen anzubieten. Es wird in dem Gespräch deutlich, dass diese hohen Militärs aus Deutschland den Einsatz von TAURUS unbedingt wollen. Die Generäle wollen Pistorius briefen, aber bitte ohne dass man mit einem „Kill-Kriterium“ (Gräfe) argumentiert oder „Show-Stopper reinknallt“ (Gerhartz). Das ist alles andere als „Alle Optionen auf den Tisch“.

Die Teilnehmer am TAURUS-Gespräch

Brigadegeneral Frank Gräfe, Abteilungsleiter Einsatz der Luftwaffe vor einem Eurofighter. Auf dem rechten Arm erkennt man das Abzeichen der Nellis Air Force Base, Las Vegas. (Quelle: https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/landespolitik/pistorius-zu-taurus-leck-fehler-von-saarland-general-ermoeglichte-putin-abhoeraktion-v7_aid-108167219)

Generalleutnant (GL) Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe, damit oberster Soldat der Luftwaffe [3]. Gerhartz ist ein Mann der tatkräftig zupacken kann, ein Macher, der in der BILD-Zeitung für den Einsatz von Atomwaffen plädierte [4]: „Für eine glaubhafte Abschreckung brauchen wir sowohl die Mittel als auch den politischen Willen, die nukleare Abschreckung nötigenfalls umzusetzen.“

Ebenfalls in der BILD warnt er Putin: „,Putin, leg dich nicht mit uns an!‘ Denn: ,Bis 2030 werden die Europäer über 600 moderne Kampfjets im Ostseeraum verfügen. Dazu kommen noch die Flugzeuge der Amerikaner‘.“

Gerhartz wuchs unweit des Fliegerhorst in Büchel auf [5], wo US-amerikanische Atomwaffen stationiert sind, die im Ernstfall von deutschen Piloten ausgeflogen und abgeschossen werden .

Die Zeit titelte vor Kurzem, nach der Abhöraffäre: „So einen lässt man nicht fallen“ [6]. In dem Artikel wird der Inspekteur der Luftwaffe auch als „,Eher Top Gun‘ als ,Staatsbürger in Uniform‘“ bezeichnet, der auch der einzige Chef einer Luftwaffe sei, der noch selbst Kampfjets fliege und insgesamt eine Erfolgsbilanz vorzuweisen habe. So fällt der größte Teil der 100 Milliarden „Sondervermögen, zur Modernisierung der Armee … in Gerhartz’ Beritt“. Er fungierte 2014 und 2015 als Pressesprecher von Ursula von der Leyen und führte danach das Büro des Generalinspekteurs der Bundeswehr.

„In dieser Zeit knüpfte er politische Kontakte, die er seitdem immer weiter intensivierte. Mitglieder im Verteidigungsausschuss, die wichtigen Haushaltspolitiker, die Wehrbeauftragte, enge Vertraute von Bundeskanzler Olaf Scholz: Sie alle gehören längst zu den regelmäßigen Gesprächspartnern von Gerhartz. Einen ,Macher‘ nennt ihn eine aus diesem Kreis. Und ein anderer sagt: ,Kein anderer Soldat versteht das Spiel der Politik so gut wie Gerhartz.‘“

Im April 2022 machte er mit General Amikam Norkin, seinem damaligen Pendant in der israelischen Armee zusammen einen Gedenkflug über das KZ-Dachau und wurde mit Norkin im darauffolgenden Monat mit der „…Ernst-Cramer-Medaille für ihre Verdienste um die deutsch-israelische Aussöhnung ausgezeichnet“.

Bei den Bündnispartnern genießt Gerhartz einen exzellenten Ruf: „Der erwachsene Gerhartz genießt heute beim wichtigsten Nato-Partner, den USA, einen solch exzellenten Ruf, dass er zuletzt für einen ranghohen Posten im Bündnis gehandelt wurde. Stolz ist er aber auf etwas anderes: Aus einem ersten Treffen mit seinem damaligen Pendant in der israelischen Armee, General Amikam Norkin, erwuchs nicht nur eine dauerhafte militärische Zusammenarbeit, sondern auch eine persönliche Freundschaft, die letztlich auch zu Austauschprogrammen und wechselseitigen privaten Besuchen von Pilotenfamilien führte.“ [7]

Brigadegeneral (BG) Frank Gräfe, Abteilungsleiter für Einsätze und Übungen im Kommando Luftwaffe in Berlin.

Niemand könnte die deutsch-amerikanische „Freundschaft“ besser verkörpern als Brigadegeneral Frank Gräfe. Er wurde im Dezember 2019 zum Militärattaché in der deutschen Botschaft in Washington [8, 9] und übernahm somit diplomatische Aufgaben für die Bundesrepublik Deutschland. Die Luftwaffe twitterte: „Unser Mann in Washington…“ [10] Mit dem Antritt als Attaché wurde Gräfe zum Brigadegeneral befördert. Gute Beziehungen zu den Amerikanern waren also Teil seines Jobprofils.

Es scheint außerdem so zu sein, dass Gräfe an gemeinsamen Übungen mit der US-Luftwaffe auf der Nellis Air Force Base in Las Vegas teilgenommen hat. Er trägt auf einem Foto einen Aufnäher mit dem Namen dieser Basis auf seiner Flieger-Uniform und hält sie mehr oder weniger demonstrativ in die Kamera. Darauf ist eine große US-Flagge zu sehen und man kann im unteren Teil das Wort Red erkennen.

Die Nellis Air Force Base ist eine der größten Stützpunkte der Welt und zusammen mit der Nellis Range größer als zum Beispiel das Bundesland Hessen. Auf dem Stützpunkt werden regelmäßig gemeinsame Übungen mit befreundeten Staaten durchgeführt, z.B. die Übung Red Flag, die nahtlos in die Übung Green Flag übergeht, nachdem die Luftüberlegenheit erkämpft wurde [11]. Auch die deutsche Luftwaffe hat nachweislich an solchen Übungen, mit tonnenweise Material, teilgenommen [12]. Die Basis wird aufgrund der Ausbildung auch „Home of The Fighter Pilots“ genannt [13].

Die Luftwaffenbasis in Las Vegas beherbergt eine Vielzahl an Einheiten, darunter verschiedene Militärgeheimdienste [14]. Diese Treffen unter Kollegen dienen dazu, informelle Kontakte herzustellen. So, wie es Gerhartz bei seinen Kontakten mit israelischen Offizieren beschrieben hat. Solche Kontakte sind vielfältig nutzbar. Deswegen gehören sie zum Kernbestand von Geheimdiensten und deswegen haben Militärattachés meist eine Geheimdienstanbindung.

Oberstleutnant (OTL) Udo Fenske, Zentrum Luftoperationen (ZLO)

Oberstleutnant (OTL) Sebastian

Florstedt: Im September 2023 veröffentlichte Florstedt ein Buch, mit dem Titel: „Informationsvermittlung und -verarbeitung für Lernende und Lehrende: Ein pädagogisches Konzept für die Ausbildung von Luftfahrzeugbesatzungen im digitalen Cockpit“. Dort steht zu seiner Person [15]:

Sebastian Florstedt trat 2004 in den fliegerischen Dienst der Luftwaffe ein. Dort schloss er 2009 das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik als Dipl.-Ing. (Univ.) in München ab. Bis heute ist er als Luftfahrzeugbesatzung auf dem Mehrzweckkampfflugzeug PA200 Tornado eingesetzt. Als Überprüfungs- und Lehrberechtigter, sowie Waffenlehrer, ist er seit 2018 bis heute als Leiter der Ausbildung eines Taktischen Luftwaffengeschwaders tätig. Die berufliche Sozialisation sowie die Fokussierung auf zukünftige Luftfahrzeuge regten Florstedt an, sich mit der Fragestellung, wie Menschen in möglichst kurzer Zeit Informationen verarbeiten und Entscheidungen treffen können, zu beschäftigen. In 2023 erhielt Florstedt den Titel Dr. phil. für die Dissertation ,Ein pädagogisches Konzept zur Informationsvermittlung und –Verarbeitung für Lernende und Lehrende, exemplarisch dargestellt am Ausbildungsgang für Luftfahrzeugbesatzungen im digitalen Cockpit‘.“

Mehr als 140 Tonnen Material wurden 2018 nach Nevada zur Nellis Air Force Base geflogen. Über 90 Container wurden von den Lkw entladen. (Quelle: Luftwaffe/Julian Altenhöner)

Absprachen zwischen deutschen und US-Generälen, 4 Monate bevor die deutsche Politik informiert war?

In den ersten Minuten als der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz noch nicht zugeschaltet ist, sprechen Brigadegeneral Frank Gräfe, der Abteilungsleiter für Einsätze und Übungen der Luftwaffe und ehemaliger Militärattaché in Washington, und Oberstleutnant Sebastian Florstedt miteinander. Zunächst sprechen sie darüber, dass sie sich schon so schnell wieder sehen, da sie (Florstedt und Gräfe) offenbar erst vor Kurzem zusammen in einer Telefonkonferenz waren. Dabei erzählt Florstedt:

Florstedt: Ah, da hab ich auch aufgelegt, da hab ich mich hier parallel bezüglich des Themas, was wir hier haben, vom Intel-Guy briefen lassen.

Dies bedeutet, dass sich Florstedt erst kürzlich von einem „Geheimdienst-Typen“ hat briefen lassen, vermutlich im selben Monat, im Februar 2024. Und dabei ging es um die Pläne die sie im Gespräch besprechen wollen.

Florstedt fragt General Gräfe, ob er am Mittwoch auch dabei ist. Vermutlich bei dem Briefing für den Verteidigungsminister Pistorius.

Florstedt: Bist du Mittwoch auch dabei?

Gräfe: Nee, also eigentlich wär der Inspekteur ja gar nicht mit, wenn ich da gewesen wäre, dann hätte ich das gemacht, aber ich bin ja gerade in Singapur. Und hier ist es jetzt … hier ist es gerade 23:57.

Nach dem dienstlichen folgt noch ein wenig Smalltalk über Singapur, bevor es wieder ernst wird. Dann folgt ein Hammer:

Gräfe: Ja, aber deshalb hab ich jetzt auch, das ist natürlich das Geile bei so Veranstaltungen, da triffst du ja Gott und die Welt. Und ich hab diesen Schneider heute getroffen, das ist ja der Nachfolger von dem Wilsbach … und dem hab ich schon mal von unserem Plan erzählt.

Florstedt: Nice.

Gräfe: Und dann muss ich … wann ist jetzt nochmal deine Reise nach Alaska?

Florstedt: Showtime wird sein der 19. März. Ich reise am Wochenende an, 19. März Dienstag bin ich … Montag-Dienstag bin ich schon da. So …

Gräfe: Hm. Ja.

Florstedt: Solltest du da nochmal vorbei müssen meinst du, oder was?

Gräfe: Ja, ich muss da tatsächlich nochmal hin, wie gesagt. Der ist ja erst 2 Wochen im Amt und der wusste gar nicht, wovon ich rede. Und deshalb hab ich gesagt, dann komm ich lieber nochmal vorbei, weil das war ja Oktober, wo wir dem Wilsbach das alles vorgestellt haben.

Florstedt: Ja, wenn du Begleitung brauchst weißt du Bescheid, ne?

Gräfe: Yes, yes. (lacht)

Diese Passage müssen wir wie folgt interpretieren und sauber auseinander halten: Gräfe erzählt hier, dass er in Singapur „diesen Schneider trifft“, der der Nachfolger von Wilsbach ist. Danach kommt von Gräfe ein Halbsatz, den er nicht zu Ende führt und dann kommt ihm in den Sinn, dass Florstedt doch noch nach Alaska fährt. Dieser Teil über Alaska steht also für sich. Später mehr zu Alaska.

Nun greift Florstedt den Faden wieder auf und will wissen, ob er nochmal zu Schneider müsse. Dies versteht Gräfe auch sofort und redet davon, dass er nochmal hin müsse.

Wer also ist dieser Schneider? Und wer ist Wilsbach?

General Kevin B. Schneider, seit 23.02.24 Commander, Pacific Air Forces and Air Component Commander for U.S. Indo-Pacific Command, JB Pearl Harbor-Hickam, Hawaii. (Bild: Air Force / https://www.af.mil/About-Us/Biographies/Display/Article/108888/kevin-b-schneider/)

General Kenneth S. Wilsbach, bis Februar der Vorgänger von General Schneider als Commander Pacific Air Force, ist seit 21.02.24 Commander, Air Combat Command, Joint Base Langley-Eustis, Va. Quelle: (Air Force / https://www.af.mil/About-Us/Biographies/Display/Article/108478/kenneth-s-wilsbach/)

General Kevin B. Schneider ist seit dem 23.02.24 offiziell der Nachfolger von General Kenneth S. Wilsbach auf dem Posten des Commander Pacific Air Force [16]. Es handelt sich hier bei beiden um US-Generäle. Die Pacific Air Force (PACAF) ist für den Pazifikraum zuständig und eins der wichtigsten Kommandos in den USA, da sie in Stellung gebracht wird gegen den eigentlichen Hauptfeind: China. Schneiders genauer Titel lautet „Pacific Air Forces and Air Component Commander for U.S. Indo-Pacific Command“, JB Pearl Harbor-Hickam, Hawaii.

Da General Schneider erst seit Kurzem im Amt sei, wüsste er noch nicht Bescheid über „unsere Pläne“. Deshalb müsse der deutsche General Gräfe nochmal bei ihm vorstellig werden.

Gräfe: …… Und deshalb hab ich gesagt, dann komm ich lieber nochmal vorbei, weil das war ja Oktober, wo wir dem Wilsbach das alles vorgestellt haben.

Was Gräfe hier sagt, ist, dass sie dem US-General Wilsbach bereits im Oktober 2023 die Pläne vorgestellt haben, über die es im weiteren Verlauf gehen wird.

General Kenneth S. Wilsbach ist seit 21.02.24 der neue Commander, Air Combat Command (ACC), Joint Base Langley-Eustis, Va. [17]. In Langley sitzt ganz nebenbei bemerkt auch die CIA.

Bei seiner Antrittsrede erklärte er, wie er seine neue Aufgabe versteht:

„,Wir werden daran arbeiten, China in Schwierigkeiten zu bringen‘, sagte Wilsbach. ,Um diese Dilemmata mit dem ACC zu schaffen, müssen wir an der Bereitschaft, der Modernisierung und dem agilen Kampfeinsatz arbeiten. An all diesen Dingen hat General Kelly gearbeitet, also werden wir dort weitermachen, wo er aufgehört hat, und wir werden den Rahmen für all diese Dinge weiter ausdehnen.‘“ [18]

Das Ziel ist die Bekämpfung Chinas. Das ACC soll zu „einer Air Force“ („One Air Force“) werden, in der alle Bereiche von einem Zentralkommando aus koordiniert und geplant werden. Dazu soll die Air Force ihr Denken ändern. Sie soll von „Multikompetenten Fliegern“ („multi-capable Airmen”) zu „einsatzbereiten Fliegern“ („mission-ready Airmen”) übergehen, so der Chief of Staff der Air Force, das US-Pendant zu Gerhartz, General David W. Allvin [19].

Dies ist alles Teil der sogenannten „Great Power Competition“, bei der es um, „…Pläne für die Umgestaltung, Neuausrichtung und Optimierung der Air Force und Space Force, um die fortgesetzte Vorherrschaft in diesen Bereichen zu gewährleisten und gleichzeitig die Streitkräfte besser zu positionieren, damit sie in einer Ära des Großmächtewettbewerbs („Great Power Competition“) abschreckend wirken und, falls erforderlich, die Oberhand gewinnen können.“, geht [20].

Wie man sich das Ganze vorstellen kann wird in dieser kleinen Powerpointpräsentation mit dem Titel „The Case for Change – Optimizing the air force for great power competition“ erläutert: [21].

Außerdem ist das ACC bei den Red Flag Übungen federführend [22].

Alaska

In dem Zwischenteil kommt zur Sprache, dass Sebastian Florstedt um den 19.03.24 nach Alaska fliegt. In Alaska findet zur Zeit die Militärübung „Arctic Edge 24“ statt. An dieser Übung nehmen auch ausländische Einsatzkräfte teil, unter anderen dänischen, norwegische und britische Spezialeinsatzkräfte [23, 24]. Natürlich ist auch die Pacific Air Force vertreten [25].

Arctic Edge 24 wird im Rahmen der „Large Scale Global Exercise 24“ (LSGE 24) durchgeführt.

„LSGE 24 besteht aus mehreren Übungen, die darauf abzielen, die Beweglichkeit und Interoperabilität mit Verbündeten und Partnern zu verbessern. Die Serie LSGE 24 umfasst fast 30 weitreichende Übungen und militärische Aktivitäten mit unterschiedlichen Zielen. Insgesamt werden diese Aktivitäten die robuste Präsenz und die Fähigkeiten der USA an der Seite von Verbündeten, Partnern und anderen US-Kampfkommandos unterstreichen.“ [26]

Im Zusammenhang mit der LSGE 24 wird auch die Übung „Steadfast Defender“ der NATO in Europa durchgeführt. Mit über 90.000 Soldaten und 12.000 Bundeswehr-Soldaten, das „größte Manöver seit Jahrzehnten“ [27]. Die Arktis ist für die USA bei diesen Übungen von besonderem Interesse. So schreibt die Frankfurter Rundschau„Ohne die Fähigkeiten des US-Militärs geht normalerweise wenig, wie man an der derzeitigen Nato-Übung sieht. Bei ,Steadfast Defender‘ operieren so viele US-Truppen auf dem europäischen Festland wie seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nicht mehr. In der Arktis allerdings sind die USA auf ihre Verbündeten angewiesen.“ [28]

Deutschland ist an Steadfast Defender mit der Übung „Quadriga 2024“ beteiligt [29].

„Als deutscher Beitrag zur NATO-Großübung Steadfast Defender 2024 soll Quadriga 2024 zeigen, dass die Bundeswehr entschlossen und fähig ist, entscheidend zur Verteidigung der NATO-Ostflanke beizutragen.“, so das Presse- und Informationszentrum des Heeres zur Übungsserie Quadriga 2024 [30]. So übt die Bundeswehr nun unter anderem in Norwegen am Polarkreis den Ernstfall [31].

In Alaska und Grönland nahmen Spezialeinsatzkräfte vom 23.02.24 bis 11.03.24 an der Übung Arctic Edge 24 teil. (Screenshot: Arctic Edge 24: Wrap Up Video, von Specialist SPC Michael Westendorf, public domain)

Wusste US-General vor der deutschen Politik über die Pläne Bescheid?

Im Normalfall sollte für die Pläne die in dem Gespräch besprochen wurden ein Auftrag von Verteidigungsminister Pistorius vorliegen. Der wiederrum müsste sich mit dem Kanzler abgestimmt haben und das GO von Kanzler Scholz erhalten. Inspekteur Gerhartz gibt in dem Gespräch zu, dass es kein „auslösendes Momentum“ gibt, warum sich Pistorius jetzt näher mit TAURUS befassen möchte:

Gerhartz: ….Weil, wenn man hört, der Verteidigungsminister will mal, will mal wirklich, auch wirklich tief in Taurus einsteigen, wobei der Termin ist ’ne halbe Stunde so wie ich es gesehen habe, also … wir werden das Ding nicht zum Fliegen bringen können, um es mal so auszudrücken. Ich seh da keinen … im Moment dann nicht ein auslösendes Momentum dahinter. Also es ist nicht so, dass der Kanzler ihm gesagt hat „Hey, mach dich da nochmal schlau und dann lass uns mal morgen entscheiden.“ … das hab ich jedenfalls nicht erkannt, sondern dass er nochmal Pistorius gesehen hat durch diese ganze Diskussion, die da immer und immer wieder kommt. Und sie kommt natürlich, weil keiner so richtig weiß, warum blockt der Kanzler hier? Da kommen natürlich abenteuerlichste Gerüchte auf. …

Es ist also nicht so, dass der Auftrag von Kanzler Scholz kam, sich eingehender mit Taurus zu befassen. Demnach würde es sich um eine Eigenmächtigkeit von Pistorius handeln. Gerhartz wollte dieses Gespräch zur Abstimmung, damit „….das da nicht in die falsche Richtung läuft“. Mit ein paar schicken „Slides“ und hübschen Bildern soll Pistorius den Plänen ruhigen Gewissens zustimmen.

Gerhartz: …. Bastelt was, zur Visualisierung – nicht zu viel, immer dran denken: Die kommen aus einer ganz anderen Welt, aus einer ganz anderen Gedankenwelt als wir, die wir uns hier gerade unterhalten. Also… ja, dann passt das schon. …

Generalmajor Freuding (Heer), Leiter des Lagezentrums Ukraine und des Planungs- und Führungsstabs des Bundesministers der Verteidigung in Berlin, war bis Ende Februar, als das Gespräch mitgezeichnet wurde, nicht komplett über den Plan informiert und war somit auch nicht an der Planung beteiligt.

Gerhartz:…. Also erstmal wär meine Frage mal an Florstedt und Fenske. Hat euch mal jetzt jemand direkt gesprochen oder hat der General Freuding sich mal irgendwie bei euch gemeldet?

Florstedt: Ähm, negativ von meiner Seite aus. Nee, ich hab nur von Frank gehört.

Fenske: Bei mir auch negativ. Hab nur mit dem General Gräfe zusammen kommuniziert.

Gerhartz: Ah ja, alles klar. Und … [unverständlich] …

Gräfe: Ich hab ihm am Sonntag beide Nummern der beiden gegeben und er hat gesagt, dass er mal guckt und… .

Gerhartz: Ja, okay, dann kommt das vielleicht noch. Nee, das ist jetzt halt noch nicht passiert. …

Verteidigungsminister Pistorius trifft sich 2023 mit dem Inspekteur der Luftwaffe Ingo Gerhartz. (Foto: @Team_Luftwaffe / X )

Wann hat sich Boris Pistorius dazu entschlossen, dass er „mal wirklich tief in Taurus einsteigen“ will? Vermutlich relativ kurz vor dem mitgeschnittenen Gespräch. Zu dem Zeitpunkt, als die Diskussionen in den Medien hochkochten, weil der Kanzler die Lieferung „blockt“. Das würde heißen, ebenfalls im Februar. Hier nochmal die entscheidende Passage:

Gerhartz: … das hab ich jedenfalls nicht erkannt, sondern dass er nochmal Pistorius gesehen hat durch diese ganze Diskussion, die da immer und immer wieder kommt. Und sie kommt natürlich, weil keiner so richtig weiß, warum blockt der Kanzler hier?

Wurde Gerhartz dann also von Pistorius beauftragt? Zu dem Zeitpunkt als der Kanzler die Tauruslieferungen blockte? Erfuhr Pistorius 4 Monate nach Wilsbach von den Planungen?

Hat das Militär, General Gerhartz und General Gräfe, auf eigene Faust gehandelt? Sie haben die Pläne Wilsbach bereits im Oktober 2023 vorgestellt. Die Planung musste bis dahin also schon sehr weit fortgeschritten sein und vor Oktober stattgefunden haben.

Warum besprach man sich vor dem eigentlichen Dienstherren und Entscheidern in Deutschland mit US-General Wilsbach? Ist hier alles korrekt abgelaufen? In wessen Auftrag handeln die deutschen Generäle?

Hat man sich die Erlaubnis von den Amerikanern geholt? Wer entscheidet in Deutschland? Ist Deutschland souverän?

Die Situation erinnert an die schwedische U-Boot Affäre, bei der sich Militärs, hinter dem Rücken der eigenen Regierung, mit den amerikanischen Militärs zusammenschlossen und Pläne gegen die schwedische Regierung und Bevölkerung schmiedeten [32].

Wusste Bundeskanzler Olaf Scholz oder Verteidigungsminister Pistorius Bescheid, dass ihre Generäle, Pläne für einen Taurus Einsatz in der Ukraine mit dem US-Militär besprechen?

Am Ende des Gesprächs informiert General Gräfe den Inspekteur Gerhartz darüber, dass er General Schneider getroffen hat:

Gräfe: Ich hab noch was aus … Ich hab den Schneider eben getroffen, Oder…kannst du direkt in der Leitung bleiben?

Gerhartz: Ja OK. Ich ruf dich gleich nochmal separat an.

Diese Fragen müssen dringend aufgeklärt werden. Die Taurus Lieferungen sind indes noch immer nicht vom Tisch [33].

Quellen:

[1] Videoplattform Odysee, „Hohe deutsche Offiziere besprechen Angriff auf die Krim-Brücke” vom 01.03.2024, < https://odysee.com/@RTDE:e/Hohe-deutsche-Offiziere-besprechen-Angriff-auf-die-Krim-Br%C3%BCcke:7?src=embed>  <https://odysee.com/@RTDE:e/Hohe-deutsche-Offiziere-besprechen-Angriff-auf-die-Krim-Br%C3%BCcke:7?src=embed>
[2] Free21, Tobias Augenbraun, „”Taurus Leaks” Das Taurus-Gespräch hoher deutscher Militärs“, am 08.03.2024, <https://free21.org/das-taurus-gespraech-hoher-deutscher-militaers/>
[3] Bundeswehr, Lebenslauf von General Gerhartz, <https://www.bundeswehr.de/resource/blob/5606240/77815dd4ac544331f52d2019dea6d90c/ad23-vita-inspekteur-data.pdf>
[4] Bild, Maximilian Both, „Müssen bereit sein, notfalls Atomwaffen zu nutzen“, am 19.06.2022, <https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/top-general-appelliert-an-nato-muessen-bereit-sein-notfalls-atomwaffen-zu-nutzen-80444834.bild.html>
[5] Zeit, Peter Dausend, „So einen lässt man nicht einfach fallen“, am 05.03.2024, <https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-03/ingo-gerhartz-taurus-affaere-luftwaffe/seite-2>
[6] ebd.
[7] ebd.
[8] Bundeswehr, „Personalveränderungen in militärischen Spitzenstellen der Luftwaffe“, am 31.10.2019, <https://www.bundeswehr.de/de/organisation/luftwaffe/presse/personalveraenderungen-in-militaerischen-spitzenstellen-der-luftwaffe-144662>
[9] Neuburger Rundschau, Gloria Geissler, „Frank Gräfe: Von Neuburg ins Zentrum der Macht“, am 31.01.2021, <https://www.augsburger-allgemeine.de/neuburg/neuburg-frank-graefe-von-neuburg-ins-zentrum-der-macht-id58840021.html>
[10] X, Team Luftwaffe, „Unser Mann in Washington, Brigadegeneral Frank Gräfe, …..“, am 21.09.2021, <https://twitter.com/Team_Luftwaffe/status/1440345618535182340>
[11] Bundeswehr, „Red, Green oder Blue Flag – Luftkriegsübungen von 1975 bis heute“, am 18.10.2021, <https://www.bundeswehr.de/de/organisation/luftwaffe/aktuelles/red-green-oder-blue-flag-luftkriegsuebungen-ab-1975-5231542>
[12] Interessengemeinschaft Deutsche Luwtwaffe e.V., „Green Flag West – Eine Dienstreise mit viel Gepäck“, 2018 <https://idlw.de/green-flag-west-eine-dienstreise-mit-viel-gepaeck>
[13] Interessengemeinschaft Deutsche Luwtwaffe e.V., „Nellis Air Force Base: Willkommen in der Wüste“, <https://idlw.de/green-flag-west/nellis-air-force-base-willkommen-in-der-wueste>
[14] Nellis Air Force Base, „FACT SHEETS“, <https://www.nellis.af.mil/About/Fact-Sheets/>
[15] Amazon, Sebastian Florstedt, „Informationsvermittlung und -verarbeitung für Lernende und Lehrende: Ein pädagogisches Konzept für die Ausbildung von Luftfahrzeugbesatzungen im digitalen Cockpit“, 2023 erschienen, <https://www.amazon.de/Informationsvermittlung-verarbeitung-Lernende-Lehrende-Luftfahrzeugbesatzungen/dp/3658427507>
[16] Air Force, „GENERAL KEVIN B. SCHNEIDER“, <https://www.af.mil/About-Us/Biographies/Display/Article/108888/kevin-b-schneider/>
[17] Air Force, „GENERAL KENNETH S. WILSBACH“, <https://www.af.mil/About-Us/Biographies/Display/Article/108478/kenneth-s-wilsbach/>
[18] Air Combat Command, „Air Combat Command welcomes new commander“, am 01.03.2024, <https://www.acc.af.mil/News/Article-Display/Article/3692015/air-combat-command-welcomes-new-commander/>
[19]  Air Combat Command, „CSAF holds all call at Langley AFB“, am 01.03.2024, <https://www.acc.af.mil/News/Article-Display/Article/3692963/csaf-holds-all-call-at-langley-afb/>
[20] Air Force,„Reoptimizing for Great Power Competition“, <https://www.af.mil/reoptimization-for-great-power-competition/>
[21] AirForce, „The Case For Change – Optimizing the air force for great power competition“, <https://www.af.mil/Portals/1/documents/2024SAF/GPC/The_Case_for_Change.pdf>
[22] siehe [19]
[23] Defense Visual Information Distribution Service, MichaelWestendorf „ArcticEdge 24: Wrap Up Video“, am 03.07.2024,<https://www.dvidshub.net/video/915215/arctic-edge-24-wrap-up-video>
[24] Defence Industry Europe, von Special Operations Command North, United StatesNorthern Command, „Arctic security put on full display during Arctic Edge 2024“, am 05.03.2024,<https://defence-industry.eu/arctic-security-put-on-full-display-during-arctic-edge-2024/>
[25] PacificAir Force, „ARCTIC EDGE 24: MACS-24 Marines deploy AN/TPS-80“, <https://www.pacaf.af.mil/News/Photos/igphoto/2003397864/>
[26] U.S. European Command, „Large Scale Global Exercise 24“,<https://www.eucom.mil/spotlight/large-scale-global-exercise-24>
[27] Tagesschau,„NATO kündigt größtes Manöver seit Jahrzehnten an“, am 18.01.2024,<https://www.tagesschau.de/ausland/europa/nato-manoever-118.html>
[28] FrankfurterRundschau, Nana Brink, „„Weg für eine Konfrontation ist geebnet“: Nato reagiert auf Russlands Ansprüche in der Arktis“,am 16.02.2024, <https://www.fr.de/politik/ansprueche-arktis-nordpolar-region-tbl-nato-reaktion-russlands-zr-92826977.html>
[29] Bundeswehr, „Quadriga 2024: Landstreitkräfte üben den Bündnisfall“,<https://www.bundeswehr.de/de/aktuelles/schwerpunkte/quadriga-2024-nato-landstreitkraefte-ueben-buendnisfall>
[30] siehe[29]
[31] Bundeswehr,„Was passiert am nördlichsten Punkt Europas?“, am 04.03.2024,<https://www.bundeswehr.de/de/aktuelles/schwerpunkte/quadriga-2024-nato-landstreitkraefte-ueben-buendnisfall/was-passiert-am-noerdlichsten-punkt-europas-5752476>
[32] Free21,Ola Tunander, „Über ein beschädigtes Mini-U-Boot 1982 in Schweden „Eine Unterwasser-U-2“: Teil 1“, am 17.05.2023, <https://free21.org/eine-unterwasser-u-2-teil-1/>
[33] Spiegel,„Union will Bundestag erneut über Taurus-Lieferung abstimmen lassen“, am 07.03.2024,<https://www.spiegel.de/politik/deutschland/ukrainekrieg-union-will-bundestag-erneut-ueber-taurus-lieferung-abstimmen-lassen-a-141df09b-a2fe-4ba7-838f-0554ca4e7543>