Apple:

Zwangsarbeit bei Foxconn in Indien

Ist die Montage von Apple iPhones in Indien „gute Unternehmensführung"?

Von Published On: 28. März 2023Kategorien: Wirtschaft & Geld

Dieser Text wurde zuerst am 22.12.2022 auf www.strategic-culture.org unter der URL <https://www.nachdenkseiten.de/?p=91897> veröffentlicht. Lizenz: Werner Rügemer, Strategic Culture Foundation, CC BY-NC-ND 4.0

(Foto: Daniel Korpai, Unsplash.com, Unsplash Lizenz)

Apple lässt seine neuesten iPhones 12 und 13 – und seit diesem Jahr auch das iPhone 14 – in der südindischen Sonderwirtschaftszone Chennai im Bundesstaat Tamil Nadu endmontieren. Hier sind zahlreiche indische Elektronikunternehmen angesiedelt, die westliche Autokonzerne wie BMW und Ford sowie Digitalunternehmen wie Nokia, Dell, Hewlett Packard, Microsoft und Apple beliefern.

In den USA kostet das schönste und beste Smartphone der westlichen Welt, hergestellt in der „größten Demokratie der Welt”, je nach Modell zwischen 1.500 und 2.099 Dollar.

Apple hat dafür das taiwanesische Unternehmen Foxconn unter Vertrag genommen. Foxconn ist der weltweit größte Organisator von kasernierten Niedriglohnarbeitern, insbesondere in der Mikroelektronik. Über Subunternehmer rekrutiert Foxconn junge Frauen aus armen ländlichen Gebieten. Diese können mit besonders niedrigen Löhnen abgespeist werden und arbeiten acht Stunden, sechs Tage die Woche, verteilt auf drei Schichten. Sie haben kein reguläres Arbeitsverhältnis, sondern einen Arbeitsvertrag, der jederzeit gekündigt werden kann. Das ist die gängige Praxis bei Foxconn.

Stundenlohn: 88 Cent

Foxconn betreibt zu diesem Zweck eigene Schlafsäle. Bis zu zehn Frauen sind in diesen Massenunterkünften in einem einzigen Schlafsaal untergebracht, in Etagenbetten. Wenn es zu eng wird, müssen sie auf dem Boden schlafen. Der Ausgang ist streng geregelt. Die Schlafsäle werden von Sicherheitsfirmen bewacht. Die Frauen erhalten für die 8-Stunden-Schichten in drei Schichten an sechs Tagen in der Woche einen Lohn von 88 Cent pro Stunde.

Allerdings zieht Foxconn bis zur Hälfte davon wieder ab – für Unterkunft, Verpflegung, einen Mindestbetrag für die Sozialversicherung – und auch für den kostspieligen Transport. Die Massenunterkünfte sind bis zu 60 Kilometer von der Fabrik entfernt, so dass die Fahrt morgens zwei Stunden und abends nochmals zwei Stunden dauern kann.

Die physische und psychische Belastung für die Frauen ist enorm. Durch den Drei-Schicht-Betrieb und die langen Transporte kommt der Schlaf oft zu kurz. Das Essen ist häufig schlecht, was zu Magenproblemen führt. Manchmal ziehen es die Frauen sogar vor, hungrig zur Arbeit zu gehen, um sich nicht selbst zu gefährden. Diese Frauen werden diszipliniert und absichtlich verschlissen – und nach einigen Jahren intensiven Einsatzes können Apple/Foxconn sie durch neue, unverbrauchte junge Frauen ersetzen. Mehrere Vermittlungsagenturen sind zu diesem Zweck ständig in armen Regionen unterwegs. Die staatliche Arbeitsaufsichtsbehörde lässt solche Zustände durchgehen.

Proteste im weit entfernten Indien – von iPhone-Käufern ungehört

Mitte Dezember 2021 protestierten plötzlich Tausende von Frauen, die für Foxconn/Apple arbeiten. Sie blockierten stundenlang eine Autobahn zwischen Chennai und Bangalore. Seitdem hat Foxconn einige kleine Verbesserungen zugestanden: Die Frauen müssen in den Unterkünften nicht mehr auf dem Boden schlafen, und sie haben fließendes Wasser anstelle des Wassertanks im Hof. Aber das ist auch schon alles.

Diese Arbeitsbedingungen sind extrem menschenrechtswidrig. Die Gewerkschaften von Tamil Nadu fordern „ein Ende dieser Zwangsarbeit und Ausbeutung”. Doch die rassistische und nationalistische Regierung unter Premierminister Modi fördert mit ihrem „Make in India” – Programm zunehmend solche Praktiken. Deshalb gilt Indien als Verbündeter des Westens und als die „größte Demokratie der Welt”. BlackRock & Co. machen da gerne mit.

Darum hat Apple in den letzten Jahren dieses Subunternehmertum mit Foxconn in Chennai ausgeweitet. Sogar das neueste iPhone 14 von Apple wird von Foxconn in Chennai zusammengebaut.

Die Massenunterkünfte für die Arbeiterinnen sind z.T. weit entfernt von den Fabriken. Die Kosten für die Fahrten werden vom ohnehin sehr geringen Lohn abgezogen. (Foto: Rupinder Singh, Unsplash.com, Unsplash Lizenz)

Foxconn ist unter der Diktatur in Taiwan entstanden

Tatsächlich ist Foxconn nicht nur der größte Lieferant von kasernierten Niedriglohnarbeitern für Apple. Foxconn ist auch der weltweit größte Organisator dieser Art von Subunternehmertum in der Mikroelektronik, vor allem für US-Konzerne und das US-Militär.

Foxconn wurde 1974 in Taiwan gegründet unter dem von den USA unterstützten Diktator Chiang Kai-shek. Bis 1987 herrschte auf der Insel Kriegsrecht und Gewerkschaften waren verboten. Gerade weil die USA in den 1970er Jahren diplomatisch von Chiang abrückten und die Volksrepublik China anerkannten, förderten sie gleichzeitig Taiwan als militärischen und wirtschaftlichen Vorposten gegen China. So war Taiwan ganz nebenbei das größte Bordell für US-Soldaten, wenn diese von ihrem Einsatz in Vietnam Urlaub machten.

Foxconn fertigt seit den 1980er Jahren für Apple, Microsoft, Intel und andere Unternehmen aus dem Silicon Valley: Die am schlechtesten bezahlten Arbeiter in Taiwan wurden in Heimen zusammengepfercht, mussten täglich drei bis vier unbezahlte Überstunden leisten und erhielten keinen bezahlten Urlaub. Die Produktion war und ist fast ausschließlich für den Export bestimmt.

Erst 1997 durfte der Gewerkschaftsdachverband TCTU gegründet werden, und erst im Jahr 2000 wurde er vom Staat anerkannt. Sein Einfluss blieb begrenzt. Selbst im Jahr 2022 rühmt sich Foxconn noch öffentlich damit, dass es im eigenen Unternehmen keine Gewerkschaft gibt. Die rund 50.000 direkten Foxconn-Beschäftigten werden mit gut geführten Kantinen, Fitness- und Abnehmkursen versorgt: Schließlich leiden sie nicht an Unterernährung und Hunger wie die Foxconn/Apple-Beschäftigten in Indien, sondern an Fettleibigkeit, weil sie zu gut essen.

Wanderarbeiter aus Vietnam und Indonesien in Taiwan

Darüber hinaus holte und holt Foxconn jährlich mehrere hunderttausend Wanderarbeiter, vor allem aus Vietnam, aber auch aus Indonesien und von den Philippinen. Sie müssen alle drei Jahre einen neuen Antrag stellen, sich gesundheitlich untersuchen lassen und dürfen maximal 12 Jahre in Taiwan arbeiten: Spätestens dann müssen sie ausreisen und dürfen Taiwan im Alter nicht zur Last fallen. Da sie in der Regel bei Zwischenhändlern hoch verschuldet sind, arbeiten sie willig, billig, unterwürfig und sehr fleißig.

Derzeit sind 700.000 Wanderarbeiter in Taiwan dieser Form der Zwangsarbeit ausgesetzt. Sie verrichten die niedrigsten Arbeiten, die 3D-Jobs: dirty, dangerous, difficult – schmutzig, gefährlich, schwierig. Während der Corona-Pandemie waren sie viel strengeren Beschränkungen unterworfen als die einheimischen Arbeiter. Dies ist zugleich eine moderne Form des Rassismus.

Wenn sie wüsste, unter welchen Bedingungen Menschen arbeiten und leben müssen, die ihr Handy produziert haben – würde sie es dann noch guten Gewissens benutzen? (Foto: Christian Buehner, Unsplash.com, Unsplash Lizenz)

Dienstleistungs-Export zunächst nach Japan und Südkorea, dann nach China und jetzt nach Indien

Auf diese Weise wurde Foxconn zum größten Unternehmen Taiwans. Foxconn exportierte diese extreme Ausbeutung und Niedriglohnpraxis zunächst nach Japan und Südkorea, dann in größerem Umfang nach China: Dort hatte Foxconn auf seinem Höhepunkt bis zu einer Million Niedriglohnarbeiter unter Vertrag, darunter auch viele junge Frauen aus armen ländlichen Regionen. Auch hier werden die niedrigen Löhne für Unterkunft, Verpflegung und Transport gekürzt.

Anfang der 2000er Jahre streikten in China vor allem die Arbeiter in Foxconn-Fabriken. Regelmäßige Selbstmorde junger Frauen in der Apple-Montage wurden kurzzeitig zu einem internationalen „Skandal”. Apple-Chef Steve Jobs bezeichnete die Arbeitsbedingungen bei Foxconn jedoch weiterhin als „sehr gut”. Seit 2006 schränkt China solche Praktiken allerdings ein: Die Löhne wurden schrittweise erhöht und die Arbeits- und Beschwerderechte der Arbeiter gestärkt. Apple, Microsoft & Co. protestierten gegen die Verbesserungen in China.

Deshalb verlagern Foxconn und Apple seit mehr als einem Jahrzehnt die Montage immer mehr in US-freundliche Niedriglohnländer – nach Indien, Vietnam, Thailand, Indonesien, Malaysia, aber auch in EU-Staaten wie Tschechien und die Slowakei. Mit neuen Aufträgen in Saudi-Arabien, Indonesien, Thailand und auch in gewerkschaftsfreien Regionen der USA treibt Foxconn seine E-Auto-Lieferverträge voran.

BlackRock bei Apple und Foxconn

BlackRock ist der führende westliche Propagandist für die „neuen Werte” eines erneuerten nachhaltigen Kapitalismus: ESG, d.h. gute Umwelt-, Sozial- und Arbeitsbedingungen und gute Unternehmensführung.

BlackRock gehört jedoch zu den fünf größten Apple-Aktionären, zusammen mit den angeschlossenen Investoren Vanguard, Berkshire Hathaway, State Street und Fidelity.

BlackRock und Vanguard sind außerdem die dritt- bzw. viertgrößten Aktionäre von Foxconn, dem weltweit größten Organisator kasernierter Niedriglohnarbeit.

Die Montage von Apple iPhones in Indien zeigt: Die globalen Lieferketten für das Werk in Chennai sind geheim. Die Arbeits- und Lebensbedingungen verletzen alle Menschenrechte. Und das ist die „gute Unternehmensführung”?

Weltweite Aufklärung und Widerstand sind gefragt!

Apple:

Zwangsarbeit bei Foxconn in Indien

Ist die Montage von Apple iPhones in Indien „gute Unternehmensführung"?

Von Published On: 28. März 2023Kategorien: Wirtschaft & Geld

Dieser Text wurde zuerst am 22.12.2022 auf www.strategic-culture.org unter der URL <https://www.nachdenkseiten.de/?p=91897> veröffentlicht. Lizenz: Werner Rügemer, Strategic Culture Foundation, CC BY-NC-ND 4.0

(Foto: Daniel Korpai, Unsplash.com, Unsplash Lizenz)

Apple lässt seine neuesten iPhones 12 und 13 – und seit diesem Jahr auch das iPhone 14 – in der südindischen Sonderwirtschaftszone Chennai im Bundesstaat Tamil Nadu endmontieren. Hier sind zahlreiche indische Elektronikunternehmen angesiedelt, die westliche Autokonzerne wie BMW und Ford sowie Digitalunternehmen wie Nokia, Dell, Hewlett Packard, Microsoft und Apple beliefern.

In den USA kostet das schönste und beste Smartphone der westlichen Welt, hergestellt in der „größten Demokratie der Welt”, je nach Modell zwischen 1.500 und 2.099 Dollar.

Apple hat dafür das taiwanesische Unternehmen Foxconn unter Vertrag genommen. Foxconn ist der weltweit größte Organisator von kasernierten Niedriglohnarbeitern, insbesondere in der Mikroelektronik. Über Subunternehmer rekrutiert Foxconn junge Frauen aus armen ländlichen Gebieten. Diese können mit besonders niedrigen Löhnen abgespeist werden und arbeiten acht Stunden, sechs Tage die Woche, verteilt auf drei Schichten. Sie haben kein reguläres Arbeitsverhältnis, sondern einen Arbeitsvertrag, der jederzeit gekündigt werden kann. Das ist die gängige Praxis bei Foxconn.

Stundenlohn: 88 Cent

Foxconn betreibt zu diesem Zweck eigene Schlafsäle. Bis zu zehn Frauen sind in diesen Massenunterkünften in einem einzigen Schlafsaal untergebracht, in Etagenbetten. Wenn es zu eng wird, müssen sie auf dem Boden schlafen. Der Ausgang ist streng geregelt. Die Schlafsäle werden von Sicherheitsfirmen bewacht. Die Frauen erhalten für die 8-Stunden-Schichten in drei Schichten an sechs Tagen in der Woche einen Lohn von 88 Cent pro Stunde.

Allerdings zieht Foxconn bis zur Hälfte davon wieder ab – für Unterkunft, Verpflegung, einen Mindestbetrag für die Sozialversicherung – und auch für den kostspieligen Transport. Die Massenunterkünfte sind bis zu 60 Kilometer von der Fabrik entfernt, so dass die Fahrt morgens zwei Stunden und abends nochmals zwei Stunden dauern kann.

Die physische und psychische Belastung für die Frauen ist enorm. Durch den Drei-Schicht-Betrieb und die langen Transporte kommt der Schlaf oft zu kurz. Das Essen ist häufig schlecht, was zu Magenproblemen führt. Manchmal ziehen es die Frauen sogar vor, hungrig zur Arbeit zu gehen, um sich nicht selbst zu gefährden. Diese Frauen werden diszipliniert und absichtlich verschlissen – und nach einigen Jahren intensiven Einsatzes können Apple/Foxconn sie durch neue, unverbrauchte junge Frauen ersetzen. Mehrere Vermittlungsagenturen sind zu diesem Zweck ständig in armen Regionen unterwegs. Die staatliche Arbeitsaufsichtsbehörde lässt solche Zustände durchgehen.

Proteste im weit entfernten Indien – von iPhone-Käufern ungehört

Mitte Dezember 2021 protestierten plötzlich Tausende von Frauen, die für Foxconn/Apple arbeiten. Sie blockierten stundenlang eine Autobahn zwischen Chennai und Bangalore. Seitdem hat Foxconn einige kleine Verbesserungen zugestanden: Die Frauen müssen in den Unterkünften nicht mehr auf dem Boden schlafen, und sie haben fließendes Wasser anstelle des Wassertanks im Hof. Aber das ist auch schon alles.

Diese Arbeitsbedingungen sind extrem menschenrechtswidrig. Die Gewerkschaften von Tamil Nadu fordern „ein Ende dieser Zwangsarbeit und Ausbeutung”. Doch die rassistische und nationalistische Regierung unter Premierminister Modi fördert mit ihrem „Make in India” – Programm zunehmend solche Praktiken. Deshalb gilt Indien als Verbündeter des Westens und als die „größte Demokratie der Welt”. BlackRock & Co. machen da gerne mit.

Darum hat Apple in den letzten Jahren dieses Subunternehmertum mit Foxconn in Chennai ausgeweitet. Sogar das neueste iPhone 14 von Apple wird von Foxconn in Chennai zusammengebaut.

Die Massenunterkünfte für die Arbeiterinnen sind z.T. weit entfernt von den Fabriken. Die Kosten für die Fahrten werden vom ohnehin sehr geringen Lohn abgezogen. (Foto: Rupinder Singh, Unsplash.com, Unsplash Lizenz)

Foxconn ist unter der Diktatur in Taiwan entstanden

Tatsächlich ist Foxconn nicht nur der größte Lieferant von kasernierten Niedriglohnarbeitern für Apple. Foxconn ist auch der weltweit größte Organisator dieser Art von Subunternehmertum in der Mikroelektronik, vor allem für US-Konzerne und das US-Militär.

Foxconn wurde 1974 in Taiwan gegründet unter dem von den USA unterstützten Diktator Chiang Kai-shek. Bis 1987 herrschte auf der Insel Kriegsrecht und Gewerkschaften waren verboten. Gerade weil die USA in den 1970er Jahren diplomatisch von Chiang abrückten und die Volksrepublik China anerkannten, förderten sie gleichzeitig Taiwan als militärischen und wirtschaftlichen Vorposten gegen China. So war Taiwan ganz nebenbei das größte Bordell für US-Soldaten, wenn diese von ihrem Einsatz in Vietnam Urlaub machten.

Foxconn fertigt seit den 1980er Jahren für Apple, Microsoft, Intel und andere Unternehmen aus dem Silicon Valley: Die am schlechtesten bezahlten Arbeiter in Taiwan wurden in Heimen zusammengepfercht, mussten täglich drei bis vier unbezahlte Überstunden leisten und erhielten keinen bezahlten Urlaub. Die Produktion war und ist fast ausschließlich für den Export bestimmt.

Erst 1997 durfte der Gewerkschaftsdachverband TCTU gegründet werden, und erst im Jahr 2000 wurde er vom Staat anerkannt. Sein Einfluss blieb begrenzt. Selbst im Jahr 2022 rühmt sich Foxconn noch öffentlich damit, dass es im eigenen Unternehmen keine Gewerkschaft gibt. Die rund 50.000 direkten Foxconn-Beschäftigten werden mit gut geführten Kantinen, Fitness- und Abnehmkursen versorgt: Schließlich leiden sie nicht an Unterernährung und Hunger wie die Foxconn/Apple-Beschäftigten in Indien, sondern an Fettleibigkeit, weil sie zu gut essen.

Wanderarbeiter aus Vietnam und Indonesien in Taiwan

Darüber hinaus holte und holt Foxconn jährlich mehrere hunderttausend Wanderarbeiter, vor allem aus Vietnam, aber auch aus Indonesien und von den Philippinen. Sie müssen alle drei Jahre einen neuen Antrag stellen, sich gesundheitlich untersuchen lassen und dürfen maximal 12 Jahre in Taiwan arbeiten: Spätestens dann müssen sie ausreisen und dürfen Taiwan im Alter nicht zur Last fallen. Da sie in der Regel bei Zwischenhändlern hoch verschuldet sind, arbeiten sie willig, billig, unterwürfig und sehr fleißig.

Derzeit sind 700.000 Wanderarbeiter in Taiwan dieser Form der Zwangsarbeit ausgesetzt. Sie verrichten die niedrigsten Arbeiten, die 3D-Jobs: dirty, dangerous, difficult – schmutzig, gefährlich, schwierig. Während der Corona-Pandemie waren sie viel strengeren Beschränkungen unterworfen als die einheimischen Arbeiter. Dies ist zugleich eine moderne Form des Rassismus.

Wenn sie wüsste, unter welchen Bedingungen Menschen arbeiten und leben müssen, die ihr Handy produziert haben – würde sie es dann noch guten Gewissens benutzen? (Foto: Christian Buehner, Unsplash.com, Unsplash Lizenz)

Dienstleistungs-Export zunächst nach Japan und Südkorea, dann nach China und jetzt nach Indien

Auf diese Weise wurde Foxconn zum größten Unternehmen Taiwans. Foxconn exportierte diese extreme Ausbeutung und Niedriglohnpraxis zunächst nach Japan und Südkorea, dann in größerem Umfang nach China: Dort hatte Foxconn auf seinem Höhepunkt bis zu einer Million Niedriglohnarbeiter unter Vertrag, darunter auch viele junge Frauen aus armen ländlichen Regionen. Auch hier werden die niedrigen Löhne für Unterkunft, Verpflegung und Transport gekürzt.

Anfang der 2000er Jahre streikten in China vor allem die Arbeiter in Foxconn-Fabriken. Regelmäßige Selbstmorde junger Frauen in der Apple-Montage wurden kurzzeitig zu einem internationalen „Skandal”. Apple-Chef Steve Jobs bezeichnete die Arbeitsbedingungen bei Foxconn jedoch weiterhin als „sehr gut”. Seit 2006 schränkt China solche Praktiken allerdings ein: Die Löhne wurden schrittweise erhöht und die Arbeits- und Beschwerderechte der Arbeiter gestärkt. Apple, Microsoft & Co. protestierten gegen die Verbesserungen in China.

Deshalb verlagern Foxconn und Apple seit mehr als einem Jahrzehnt die Montage immer mehr in US-freundliche Niedriglohnländer – nach Indien, Vietnam, Thailand, Indonesien, Malaysia, aber auch in EU-Staaten wie Tschechien und die Slowakei. Mit neuen Aufträgen in Saudi-Arabien, Indonesien, Thailand und auch in gewerkschaftsfreien Regionen der USA treibt Foxconn seine E-Auto-Lieferverträge voran.

BlackRock bei Apple und Foxconn

BlackRock ist der führende westliche Propagandist für die „neuen Werte” eines erneuerten nachhaltigen Kapitalismus: ESG, d.h. gute Umwelt-, Sozial- und Arbeitsbedingungen und gute Unternehmensführung.

BlackRock gehört jedoch zu den fünf größten Apple-Aktionären, zusammen mit den angeschlossenen Investoren Vanguard, Berkshire Hathaway, State Street und Fidelity.

BlackRock und Vanguard sind außerdem die dritt- bzw. viertgrößten Aktionäre von Foxconn, dem weltweit größten Organisator kasernierter Niedriglohnarbeit.

Die Montage von Apple iPhones in Indien zeigt: Die globalen Lieferketten für das Werk in Chennai sind geheim. Die Arbeits- und Lebensbedingungen verletzen alle Menschenrechte. Und das ist die „gute Unternehmensführung”?

Weltweite Aufklärung und Widerstand sind gefragt!