Twitter hat das Konto des Schriftstellers und politischen Aktivisten Danny Haiphong für eine Woche gesperrt [1], weil er in einem Thread [2] auf der Plattform das Mainstream-Narrativ des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Frage gestellt hat.

In einer Benachrichtigung an Haiphong wurde ihm mitgeteilt, dass Twitter seinen Account wegen „Verstoßes gegen unsere Regeln gegen Missbrauch und Belästigung“ gesperrt hatte. Damit bezog man sich vermutlich auf eine Regel, die die Plattform vor einem Jahr eingeführt hatte [3] und „Inhalte verbietet, die leugnen, dass ein Massenmord oder andere Ereignisse stattgefunden haben, die massenhafte Opfer forderten, wenn wir nachweisen können, dass das Ereignis stattgefunden hat, und wenn der Inhalt in missbräuchlicher Absicht geteilt wird“.

„Dies kann Verweise auf ein solches Ereignis als ‚Schwindel‘ oder Behauptungen, dass Opfer oder Überlebende gefälscht oder ‚Schauspieler‘ seien, beinhalten“, sagte Twitter über die neue Regel [4]. „Dies schließt Ereignisse wie den Holocaust, Schulschießereien, Terroranschläge und Naturkatastrophen ein, ist aber nicht darauf beschränkt.“

Dass diese Regel jetzt angewendet wird, um Narrative zu schützen, die die geostrategischen Interessen des USA-zentrierten Imperiums unterstützen, ist nicht im Geringsten überraschend.

Haiphong ist bei weitem nicht der erste [5], der die gängige westliche Darstellung darüber, was auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Juni 1989 wirklich geschah, als die Sowjetunion zerfiel und Washingtons vorübergehende Annäherung an Peking im Kalten Krieg ihren strategischen Nutzen verlor [6], in Frage stellt. Aber wir können mit weiteren Akten der Online-Zensur wie dieser rechnen, da das Silicon Valley seine Rolle als Wächter der imperialen historischen Aufzeichnungen weiter ausbaut.

Die Idee, dass regierungsnahe Silicon Valley-Institutionen als Schiedsrichter der Geschichte im Namen des öffentlichen Verbrauchers agieren sollten, gewinnt in der künstlich hergestellten Echokammer der öffentlichen Mainstream-Meinung immer mehr an Akzeptanz. Ein weiteres Beispiel dafür sahen wir kürzlich in Joe Laurias hervorragender Widerlegung der Anschuldigungen gegen Consortium News [7] wegen historischer Ungenauigkeit durch die imperiale Narrativ-Management-Firma NewsGuard.

Journalisten wie Whitney Webb [8] und Mnar Adley [9] stellten schon vor Jahren fest, dass sich NewsGuard als „Nachrichtenbewertungsagentur“ vermarktet, die den Menschen helfen soll, gute von schlechten Online-Informationsquellen zu unterscheiden.

In Wirklichkeit aber fungiert sie als vom Imperium unterstützte Waffe gegen Medien, die imperiale Erzählungen über die Geschehnisse in der Welt in Frage stellen. Max Blumenthal von The Grayzone [10] skizzierte die zahlreichen Partnerschaften [11] des Unternehmens mit imperialen Sumpfmonstern wie dem ehemaligen NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen und dem „Chefpropagandisten“ Richard Stengel [12] sowie „imperialistischen Aushängeschildern wie dem German Marshall Fund“, als die Mitarbeiter des Unternehmens sich mit der Bitte um Stellungnahme zu ihren Anschuldigungen an sein Büro wandten.

Lauria stellt einen Berg von Beweisen zusammen, um die Behauptung von NewsGuard zu widerlegen, Consortium News hätte „falsche Inhalte“ über den von den USA unterstützten Putsch in der Ukraine im Jahr 2014 veröffentlicht und zitiert dabei ausgiebig Quellen, die NewsGuard selbst mit seinem Kennzeichnungssystem „Green Check“ als korrekte Informationsquellen eingestuft hat. Bei der Lektüre des Artikels [13] wird deutlich, dass die eigentliche Funktion von NewsGuard darin besteht, wie John Kiriakou es ausdrückte, „das Land vor den Nachrichten zu schützen“ [14].

„Die Gedankenpolizei der US-Regierung bei Twitter sperrte den Account des Journalisten Danny Haiphong @SpiritofHo und drohte, ihn zu suspendieren, weil er dem westlichen Propagandanarrativ über Tiananmen widersprach, was als ‚Missbrauch‘ bezeichnet wurde. ‚Freie Meinungsäußerung‘ gibt es hier nur für Propagandisten des US-Regimes“

Dann gibt es noch Wikipedia, die dieselben Seiten [16] wie NewsGuard auf die schwarze Liste setzt [15] und deren Mitarbeiter unerbittliche Verleumdungskampagnen [17] gegen antiimperialistische Stimmen führen, wodurch eine Sicht auf die Geschichte garantiert wird, die stark zugunsten der vom Imperium autorisierten Narrative verzerrt ist. Jimmy Wales, der Mitbegründer von Wikipedia, sitzt zufällig auch im Beratungsgremium von NewsGuard [18] .

Die Vorstellung, dass irgendwer jemals ein unparteiischer Schiedsrichter der objektiven Realität sein kann, ist logisch falsch und wird durch die Fakten widerlegt, die es gibt. Es ist klar, dass die Auferlegung von Vorschriften für die Bemühungen der Menschen, das Weltgeschehen auf den Plattformen zu verstehen, auf denen sich die Menschen versammeln, um Ideen und Informationen auszutauschen, zwangsläufig zu einem Informations-Ökosystem führen wird, das zum Vorteil der Machtstruktur verzerrt ist, die diese Vorschriften auferlegt. Wenn es sich bei dieser Machtstruktur um eine Allianz von Oligarchen und Regierungsvertretern handelt, deren Interessen durch die anhaltende Dominanz des US-zentrischen Imperiums bedient werden, wird das Informations-Ökosystem zugunsten dieses Imperiums verzerrt sein.

Die beeindruckendste technische Leistung des 21. Jahrhunderts ist die der „sozialen“ Technik. Das Sozialingenieurswesen, das notwendig ist, um die Menschen trotz eines plötzlichen Zustroms von Informationen über die Geschehnisse in der Welt verwirrt und blind zu halten, ist eine der erstaunlichsten Errungenschaften in der Geschichte der Zivilisation – trotz ihrer verderblichen und zerstörerischen Natur.

Das Imperium hatte seit seiner Entstehung gemischte Gefühle gegenüber dem Internet. Einerseits ermöglicht es eine noch nie dagewesene Überwachung und Informationsbeschaffung sowie die schnelle Verbreitung von Propaganda – was ihm gefällt – andererseits ermöglicht es eine noch nie dagewesene Demokratisierung von Informationen – was ihm nicht gefällt.

Die Antwort auf dieses Dilemma besteht darin, „Faktenüberprüfungsdienste“ und Zensurprotokolle aus dem Silicon Valley zu entwickeln, um „Fehlinformationen“ einzuschränken (wobei „Fakten“ und „Informationen“ mit „alles, was die imperialen Interessen fördert“ definiert werden). Das ist alles, worum es bei der sich ständig ausweitenden Online-Zensurpolitik und regierungsnahen oligarchischen Narrativ-Management-Operationen wie NewsGuard geht.