Edward Bernays:

Propaganda und der von den USA unterstützte Coup in Guatemala 1954

Edward Bernays mag als Vater der Public Relations bekannt sein, aber man macht auch keinen Fehler, wenn man ihn als Vater der Lügen sieht. Er war ein exzellenter Künstler des Bullshits, der unzählige Methoden zur Täuschung der Öffentlichkeit entwickelte. (Public Relations, abgekürzt PR, steht für Öffentlichkeitsarbeit; Anm. d. Redaktion)

Von Published On: 13. Februar 2022Kategorien: Geopolitik

Dieser Text wurde zuerst am 10.12.2021 auf www.covertactionmagazine.com unter der URL <https://covertactionmagazine.com/2021/12/10/edward-bernays-propaganda-and-the-u-s-backed-1954-guatemalan-coup/> veröffentlicht. Lizenz: © Robert Skvarla, CovertAction Magazine

Edward Louis Bernays (* 22. November 1891 in Wien; † 9. März 1995 in New York) gilt neben anderen als Begründer der von ihm später in Public Relations umbenannten modernen Theorie der Propaganda (Foto: Bain News Service, wikimedia.org, Gemeinfrei)

Für Bernays – Autor von Anleitungen zur Gedankenkontrolle wie „Propaganda“ und „Konstruktion der Zustimmung“ – gab es keine Wahrheit, kein Konzept des objektiv Richtigen oder Falschen. Es gab nur Wünsche, Bedürfnisse und Begehrlichkeiten. Das reichte von Zigarettenwerbung bis zum Umsturz von Regierungen – alles war möglich. In seiner Autobiographie „Biography of an Idea: Memoirs of a Public Relations Counsel“ (deutscher Buchtitel: „Biographie einer Idee. Die hohe Schule der PR. Lebenserinnerungen“; Anm. d. Redaktion) borgte sich Bernays das Zitat eines Freundes, um diese Realität in der Zeit nach der Wahrheit zu beschreiben: „Das Mittel gegen Propaganda ist mehr Propaganda“ [1].

Die großen Tabakkonzerne

Bernays verstand, dass die Wahrheit entsprechend der Bedürfnisse des Individuums formbar ist. Menschen sind keine rein rationalen Akteure. Sie treffen Entscheidungen, die ihren Interessen zuwiderlaufen, ignorieren Fakten, die sie unbequem finden und vermeiden Informationen, die ihr Ego beschädigen könnten. Bernays, der Neffe des berühmten Psychoanalytikers Sigmund Freud, stützte sich auf die Arbeit von Freud über das Unbewusste, um sorgfältig ausgearbeitet PR-Kampagnen zu entwerfen, die genau diese Tendenzen ausnutzten. Seine bevorzugte Taktik? Die Astroturf-Kampagne (wörtlich „Kunstrasen“, Anm. d. Redaktion), welche die Illusion erzeugte, sie hätte die Unterstützung der Basis, also von den „Graswurzeln“.

Heute denkt man bei Bernays zuerst an eine Reihe von Werbe- und Medien-Events, die als „Fackeln der Freiheit“ betitelt wurden. Sie waren ein früher Ausflug in das Social Marketing, wobei das Rauchen als eine Art Geschlechter-Revolution dargestellt wurde.

Doch schon seine erste Anstellung bei den großen Tabakkonzernen ließ erahnen, um wie viel mehr er in Zukunft die Öffentlichkeit manipulieren würde.

Während er für Ligget & Myers arbeitete, etablierte Bernays den fingierten Interessenverband „Tobacco Society for Voice Culture“ (Tabakgesellschaft für Stimm-Kultur) und schrieb unter falscher Identität Leserbriefe an einflussreiche Zeitungen [2]. Die Briefe richteten sich gegen Behauptungen aus der Lucky Strike-Werbung, dass die Zigaretten angeblich Sängern helfen würden, über „Stimm-Reizungen“ hinwegzukommen, wie es die Eigentümer von Lucky Strike (American Tobacco) ausdrückten. Bernays‘ Kampagne fand einen solchen Anklang, dass die Zeitschrift The New Yorker eine Darstellung brachte, in der sie das „einzige Mitglied“ dieses Verbandes interviewte: Henry Bern, ein Bernays-Opfer [3].

Bernays versuchte die Lücke zwischen dem, was die Medien berichten und dem, was die Öffentlichkeit hört, auszunutzen. Obwohl seine Ideen nicht immer gleich erfolgreich waren, würden sie doch noch Jahrzehnte lang seltsame Früchte tragen.

In einem seiner ambitionierteren Vorschläge forderte er American Tobacco (dank des Erfolgs der Liggett & Myers-Kampagne sein neuer Arbeitgeber) dazu auf, eine fingierte Gruppe zu schaffen, die anonym deren Interessen vertreten konnte. Diese Falschnachrichtengruppe, das „Tobacco Information Service Bureau“ (TISB), versandte erdachte Pressemitteilungen und Artikel an Zeitungen und Zeitschriften, um die Illusion einer legitimen Nachrichtenagentur zu erzeugen [4].

Eine von Bernays geplante Werbung hebt beispielhaft die Absurdität von TISB hervor: „Ärzte sagen, dass Zigaretten die Zahl der Mundbakterien reduzieren“ [5]. Obwohl American Tobacco diesen Vorschlag nie umgesetzt hat, war das nicht das Ende von Bernays‘ Begeisterung für „Fake News“.

Eingang zum alten Gebäude der United Fruit Company in New Orleans, St. Charles Avenue, in dem heute eine Bank residiert (Foto: Infrogmation, wikimedia.org, Public Domain)

Die United Fruit Company

1950 hatte die United Fruit Company ein Problem. Guatemala, das Land ihrer profitabelsten Anbaufrucht, war mitten in einer langwierigen Revolution.

Den größten Teil des 20. Jahrhunderts hatten die Guatemalteken unter der autoritären Herrschaft der amerikanischen Agrarwirtschaft gelebt. Die US Regierung unterstütze nacheinander verschiedene guatemaltekische Diktatoren, und amerikanische Firmen erhielten dafür das Recht, in dem Land Plantagen einzurichten. Die Arbeitsbedingungen auf diesen Plantagen waren hart – aber schlimmer war die offensichtliche Bevorzugung der amerikanischen Eigentümer durch die Regierung Guatemalas.

1936 hatte der damalige Präsident Jorge Ubica einen Deal mit United Fruit ausgehandelt, der die Firma von den meisten Exportsteuern befreite. Der Unmut in der Bevölkerung wuchs, und 1944 weiteten sich Studentenproteste an der Universidad de San Carlos de Guatemala zu einem Generalstreik aus.

Der Führung von United Fruit, speziell dem Firmenpräsidenten Sam Zemurray, war klar, dass sich das Land nach links bewegt. Guatemaltekische Militärführer bestätigten die Befürchtungen, als sie im Oktober 1944 die Ubico-Regierung stürzten, was als Oktober-Revolution bekannt wurde. In der Folge wählte Guatemala Juan José Arévalo, einen Vertreter des „spirituellen Sozialismus“, als neuen Führer. United Fruit brauchte etwas – oder jemanden – um ihr Geschäft zu retten.

Es sollte nicht überraschen, dass Sam Zemurray die Dienste von Edward Bernays in Anspruch nahm. Im Zuge von Arévalo‘s Aufstieg erlebte Guatemala weiterhin politische Unruhen. Zwischen 1945 und 1951 gab es etwa 25 bis 30 Umsturzversuche gegen die Arévalo-Regierung [6].

Bernays störte diese Gewalt nicht. Er fand Verwendung für sie. Seine Strategie in Guatemala war ganz einfach: Er würde weitere Unruhen fördern.

Wie es in seiner Autobiographie beschrieben ist war es sein Ziel, der Öffentlichkeit zu helfen, „mehr über die Länder zu lernen, in denen [United Fruit] tätig war und welche sozialen, wirtschaftlichen und anderen Zwecke sie erfüllte“ [7].

Aber es würde keine unschuldige PR-Kampagne sein. Bernays, der Vater der Lügen, erinnerte sich an seine Zeit bei der Tabakindustrie, um aus seiner Trickkiste zu schöpfen.

Das Mittelamerikanische Informationsbüro

Nach Bernays‘ Schätzungen belieferte das 1943 eingerichtete Mittelamerikanische Informationsbüro (MAIB) 25.000 in den Medien tätige Amerikaner [8]. Die Organisation betrachtete die Ereignisse in Mittelamerika durch die Brille der wirtschaftlichen und politischen Ziele von United Fruit und versorgte amerikanische Journalisten und Meinungsmacher mit Inhalten, die von United Fruit abgesegnet waren.

Zentralamerika mit den Flaggen seiner Länder, Guatemala ist das nord-westlichste Land auf der Karte (Foto: Kjrstie, Pixabay.com, Pixabay License)

Im Vorfeld der guatemaltekischen Revolution von 1945 veröffentlichte MAIB z.B. ein Pamphlet mit dem Titel „Jeder Amerikaner hat ein persönliches Interesse an unseren Beziehungen zu Mittelamerika“. Es stellte die wichtigsten Zitate von Führungskräften aus Militär und Wirtschaft, sowie von Regierungsbeamten zusammen, welche die „gegenseitige Abhängigkeit von Mittelamerika und den Vereinigten Staaten“ erklärten [9].

Das MAIB war Teil einer viel größeren Infrastruktur, die Bernays und Zemurray aufgebaut hatten, um die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen. Der Begriff „Mittelamerika“, mit dem sie versuchten, das Image von Zentralamerika zu ändern, kam vom Middle American Research Institute (MARI), einer von Zemurray finanzierten Forschungsgruppe an der Tulane Universität [10].

Zemurray hatte das MARI mit der Absicht etabliert, sich auf die Kulturgeschichte Mexikos zu konzentrieren, aber mit der Zeit änderte sich der Fokus und beinhaltete die von United Fruit kolonialisierten Länder. Bernays fand dies für die von ihm angestrebte Absetzung der Regierung Guatemalas besonders wichtig. Er konnte den Anstrich der Seriosität des MARI nutzen, um seiner neuen Fassade einen Hauch von Legitimität zu verleihen. „Innerhalb eines Jahres nutzten die maßgeblichen Atlanten den Namen Mittelamerika, um das Gebiet zu beschreiben, in dem die Firma aktiv war“, schrieb er in seiner Autobiographie. „Es gelang uns, die Firma mit dem Gebiet gleichzusetzen, in dem sie aktiv war“ [11].

Diese Infrastruktur expandierte im Laufe der 1940er und 1950er Jahre. Was einst als einfache Fassade diente, die als Nachrichtenbüro arbeitete, wuchs zu einer Propagandamaschine, welche Newsletter in mehreren zentralamerikanischen Ländern betreute [12].

Mindestens bei einem der United Fruit-Newsletter fand man später Verbindungen zur CIA, die den Herausgeber William Gaudet unterstützte, indem sie pro Jahr für mehr als 20 Abonnements bezahlte [13].

Es ist nicht klar, wieviel Bernays über Gaudet und seine Verbindung zur CIA wusste. In einem Vermerk des FBI vom 28. Juni 1968 wurde festgestellt, dass Funktionäre von United Fruit Gaudet für verdächtig hielten, da er der Firma in der Vergangenheit mehrfach gedroht hatte [14].

Laut Artikeln und Werbung im Latin American Report reichte zu dieser Zeit die Zusammenarbeit zwischen Gaudet und United Fruit aber schon über 10 Jahre zurück [15].

Bedeutet das, dass die CIA Bernays und seinen Plan zum Umsturz der Regierung Guatemalas unterstützte?

Bernays täuscht ein Land

Bernays war insofern ein Innovator, dass er sich nicht auf andere verlassen musste. Als er 1950 den Eindruck hatte, alle diplomatischen Möglichkeiten mit der Regierung Guatemalas ausgeschöpft zu haben, wusste er schon, wie er den Staatsstreich zu schüren gedachte.

Jacobo Árbenz, Arévalo‘s Nachfolger, versprach Agrarreformen, die Land von den amerikanischen Unternehmen an das Volk Guatemalas zurückgeben würden.

Bernays ahnte, dass er dieses Versprechen der Landrückgabe nutzen könnte, um die Amerikaner davon zu überzeugen, Árbenz sei nicht nur für United Fruit eine Bedrohung, sondern auch für die Vereinigten Staaten.

Könnte Bernays Árbenz als Kommunisten brandmarken, dann könnte er auch die in Guatemala bestehende Gefahr aufblasen. Das wäre nicht schwer, weil er bereits glaubte, dass Árbenz der kommunistischen Sache wohlwollend gegenüberstand. In seiner Autobiographie argumentierte er, dass der guatemaltekische Führer „die anti-kommunistische Bewegung für subversiv hielt und offen die Roten als Verbündete akzeptierte“ [16].

Ein Staatsstreich erforderte jedoch die volle Unterstützung sowohl der Regierung als auch von United Fruit. Bernays‘ Vorstellungen zufolge bestand das Problem von United Fruit darin, dass ihre Kampagne gegen Guatemala nicht aggressiv genug war. Sam Zemurray, Präsident von United Fruit, war sich bewusst, dass die Firma unter linken Amerikanern das Image eines Aggressors in Zentralamerika hatte, weshalb er große Anstrengungen unternahm, um sie zu rehabilitieren.

Ein offener Staatsstreich könnte dem Geschäft schaden. Als im Januar 1950 dann die linke Zeitschrift The Nation den Artikel „Demokratie in Lateinamerika: Chaos an unserer Türschwelle“ herausbrachte und United Fruit‘s Ausbeutung von Ländern wie Guatemala angriff, war das ein Schock für Zemurray. Er war ein eifriger Leser der Zeitschrift und sah die dort vertretenen Positionen als Indikator für die öffentliche Meinung. Der Artikel brachte das reformierte Image in Gefahr, welches Zemurray über Jahre kultiviert hatte. Er machte sich also die Mühe, eine Erwiderung zu schreiben. Da wurde der ewige Opportunist Bernays sofort aktiv.

Bernays wusste, dass der Staatsstreich, damit er stattfinden konnte, auch den wohlmeinenden linken Kritikern gefallen musste, nicht nur United Fruit.

Am 18. März, eine Woche bevor Zemurrays Brief in The Nation erscheinen sollte, veröffentlichte die Zeitschrift daher den Artikel „Kommunismus in der Karibik?“, verfasst von einem amerikanischen Autor mit dem Pseudonym Ellis Ogle. Der Artikel war eine Kehrtwende und argumentierte für eine militärische Intervention aus einer linken Perspektive, wobei Ogle darin Guatemalas „freie Wahlen“ angriff und sich darüber beklagte, dass „Ausländer in Guatemala keine Wahlstimmen haben“ [17].

Bernays war überglücklich. „Ich schlug vor, den Nation-Artikel an 100.000 Linke zu senden“, schrieb er in seiner Autobiographie. „Ich glaubte, dass der karibische ‚Gärprozess‘ immer wichtiger werden würde. Linke müssten eine entscheidende Rolle spielen. Zemurray stimmte zu“ [18].

Welche Rolle spielte Bernays beim Schreiben des Nation-Artikels? In der Vergangenheit hatte er unter Pseudonymen Briefe an Publikationen geschrieben, wie z.B. im Fall der „Tobacco Society for Voice Culture“. Andererseits war in The Nation schon früher jemand mit dem tatsächlichen Namen oder Pseudonym Ellis Ogle aufgetaucht – aber jener Ellis Ogle war kein Journalist und ganz sicher nicht in Zentralamerika stationiert.

Jener Ellis Ogle hatte 1920 in einem Brief an den Herausgeber die Zeitung Boston Evening Transcript für ihre Berichterstattung über die Labor-Bewegung kritisiert [19].

Noch eine letzte Wendung in diesem Kontext: Die CIA autorisierte William Gaudet erstmals 1950, Zahlungen für „Sonderberichte“ zu erhalten [20]. Dieselbe FBI-Fallakte, die den oben erwähnten Vermerk von 1968 enthielt, stellt auch fest, dass er „möglicherweise freischaffend unter einem Pseudonym schreibt“ [21].

Unabhängig davon, wer den Artikel schrieb, erzielte er den beabsichtigten Effekt. Zemurray schien glücklich mit dessen Einfluss und begann ab dem folgenden Jahr, die Zeitschrift The Nation finanziell direkt zu unterstützen [22].

Nachdem Bernays sein letztes Hindernis für einen Staatsstreich aus dem Weg geräumt hatte, fing er an, Reisen für Reporter nach Guatemala zu organisieren.

Beginnend mit den New York Times-Autoren Will Lissner und Crede Calhoun, löste Bernays eine Pressepanik durch sorgfältig geplante Touren aus, die die Gefahren der Árbenz-Regierung hervorhoben [23].

Fruchtmarkt in Guatemala, dem Land in dem die United Fruit Company hohe Profite erzielte und mit Hilfe von Bernays und seinen PR Methoden einen Staatsstreich plante (Foto: Jeison Higuita, Unsplash.com, Unsplash License)

Diese von Bernays bezahlten Touren fielen zeitlich mit gewalttätigen Protesten zusammen, was dabei half, das Bild von Árbenz als machthungrigem Diktator zu formen. Ludwell Denny, Auslandsredakteur für Scripps Howard Newspaper, fasste diese Empfindungen in einer im Februar 1952 an mehrere Zeitungen verkauften Geschichte am besten zusammen. Darin verglich er die angebliche Allianz zwischen den „Nationalen Sozialisten Guatemalas“ und Moskau mit dem Molotow-Ribbentrop-Pakt [24].

Genau wie bei seinen früheren Tricks war Bernays‘ Medienaktion wieder einmal erfolgreich. Der gerade ins Amt kommenden Eisenhower-Regierung gehörte als Außenminister auch John Foster Dulles an, welcher Partner in dem Anwaltsbüro war, das 1936 United Fruit geholfen hatte, mit Jorge Ubico den Vertrag zur Steuervermeidung auszuhandeln. Diese Regierung stand der Idee eines Staatsstreiches aufgeschlossen gegenüber [25].

Im August 1953 autorisierte Eisenhower deshalb die CIA zur Durchführung einer verdeckten Operation, um Árbenz zu stürzen.

Operation PBSuccess

Unter dem Code-Namen Operation PBSuccess dauerte die CIA-Operation fast ein Jahr an und bestand aus psychologischer Kriegsführung mit dem Ziel, den Willen der Menschen in Guatemala zu brechen. Obwohl Bernays nicht direkt beteiligt war, folgte die CIA einem Rat des PR-Gurus und flutete die Guatemalteken mit Propaganda, um den eigenen Nachrichten der Árbenz-Regierung entgegenzuwirken. Das berüchtigtste Beispiel war dabei ein fingierter Radiosender namens Voice of Liberation (Stimme der Befreiung, Anm. d. Redaktion).

Direktor des Senders war der Agent und ehemalige Schauspieler David Atlee Phillips. Die gesendeten Nachrichten reichten von gefälschten Berichten über Truppenbewegungen, bis hin zu Desinformationen, die Hysterie und Verwirrung in der Bevölkerung Guatemalas stiften sollten. Eine solche Sendung war: „Es ist nicht wahr, dass das Wasser des Atitlan-Sees vergiftet wurde“ [26].

Auch wenn Bernays persönlich nicht an dem Staatsstreich teilgenommen hat, war er doch im Geiste dabei, denn am 27. Juni 1954 erreichte er etwas, was vor ihm noch kein PR-Profi erreicht hatte. Am späten Abend wurde eine aufgezeichnete Sendung an das Volk Guatemalas ausgestrahlt. „Arbeiter, Bauern, Patrioten,“ intonierte die Stimme von Jacobo Árbenz. „Guatemala erlebt eine schwere Prüfung. Ein grausamer Krieg wurde gegen Guatemala entfacht. Die United Fruit Company und US-Monopole sind zusammen mit Führungskreisen der USA verantwortlich für …“ [27].

Jacobo Árbenz war als Präsident zurückgetreten. Árbenz beendete die Sendung mit „Lang lebe Guatemala!“, aber diese Stimmung dauerte nicht lange an. Nach einer Reihe politischer Manöver kam der vorher verbannte Militärführer Carlos Castillo Armas nach Guatemala zurück und übernahm mit voller Unterstützung der US-Regierung die Macht. Guatemala wurde wieder ein autoritärer Staat und die Regierung von Castillo Armas richtete Konzentrationslager für politische Gefangene ein, in denen als Kommunisten verdächtigte Menschen hinrichtet wurden [28].

Bernays selbst war ambivalent, was seine Beteiligung am Staatsstreich anging. In seinem Krieg gegen die Wahrheit hatte er seine eigene Rolle beim Stiften von Unruhen aus den Augen verloren und sich selbst eingeredet, er sei das eigentliche Opfer gewesen.

„Auch ich wurde zum Opfer in dieser Revolution,“ schrieb er rückblickend über die Zeit, in der er sich gegen Guatemala einsetzte. „[Der PR-Direktor von United Fruit] schrieb mir eine Nachricht, in der er mir mitteilte, dass es mir finanziell so gut ginge, dass ich die United Fruit Company nicht als Kunden brauchte“ [29].

Der Vater der Lügen

Egal ob es um den Verkauf von Zigaretten oder die Amtsenthebung von Staatsoberhäuptern ging, Edward Bernays formte Realität wie Lehm. In seinen Händen drehten sich die Worte wie viele hohle Gefäße. Aber die eine Konstante, die eine Wahrheit inmitten seiner vielen Verfälschungen ist, dass Bernays keine Verwendung für die Wahrheit hatte.

In diesem Sinne ist Bernays für unsere gegenwärtige Informationskrise verantwortlich. Seine PR-Kampagnen bildeten die Basis für moderne Einfluss- und Desinformationsaktionen. Man lügt ja nicht wirklich, wenn die eigenen erzählten Lügen gegen andere Lügen gerichtet sind. Das Mittel gegen Propaganda ist mehr Propaganda.

Heute sehen wir den Einfluss von Bernays überall um uns herum, in der Politik und auch darüber hinaus. Netzwerke schwarzen Geldes bringen künstliche Lobbyorganisationen hervor, nebulöse Spender finanzieren fingierte Interessenverbände. Bernays‘ Geist leuchtet im Fernsehen, wo Denkfabriken Experten am Fließband erschaffen. Am häufigsten sehen wir ihn aber in den sozialen Medien, den Orten, welche auf einer Art emotionaler Manipulation beruhen, die Bernays schon ein Jahrhundert vor der Existenz von Facebook und Cambridge Analytica perfektioniert hatte.

Astroturfing ist jetzt das primäre Werkzeug für politische Online-Täuschung. Militäreinheiten und Polizeibehörden agieren unter gefälschten Identitäten, Politiker nutzen Accounts unter anderem Namen, und Regierungsbehörden lenken Armeen von Trollen.

Wenn das 20. Jahrhundert das des „Ich“ war, dann ist das 21. Jahrhundert das des „zweiten Ich‘s“ – des dritten, vierten und fünften. Die Realität begrenzt uns nicht mehr, wie Bernays sind wir frei, ganz nach unseren Wünschen neue Identitäten zu schaffen und anzunehmen. Werden wir diese Freiheit nutzen, um Regierungen zu stürzen? Wer hat das schon getan?

Edward Bernays: der Vater der PR, der Vater der Lügen.

Quellen:

[1] Edward Bernays, „Biography of an Idea: Memoirs of a Public Relations Counsel“ (New York: Simon & Schuster, 1965), 384
[2] Larry Tye, „The Father of Spin: Edward L. Bernays & the Birth of Public Relations“ (New York: Crown Publishers, 1998), 35-36
[3] The New Yorker, Josef Israels und James Thurber, “The Talk of the Town”, am 23.12.1927, <https://www.newyorker.com/magazine/1927/12/31/a-roland-for-an-oliver>
[4] Allan M. Brandt, „The Cigarette Century“ (New York: Basic Books, 2007), 81-82
[5] ebenda
[6] Richard H. Immerman, „The CIA in Guatemala: The Foreign Policy of Intervention“ (Austin, TX: University of Texas Press, 1982), 57; Jim Handy, “The Guatemalan Revolution and Civil Rights: Presidential Elections and the Judicial Process under Juan José Arévalo and Jacobo Arbenz Guzmán” Canadian Journal of Latin American and Caribbean Studies, 10, no. 19 (1985): 7
[7] Edward Bernays, „Biography of an Idea“, 749
[8] ebenda
[9] Hathi Trust Digital Library, United Fruit Company, „Every American has a personal stake in our relations with Middle America“ (New York: Middle America Information Bureau, 1945), 4, am 18.11.2018, <https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=nnc2.ark:/13960/t0vq8b37p&view=1up&seq=1&skin=2021>
[10] Edward Bernays, „Biography of an Idea“, 749
[11] ebenda, 749-750
[12] Stephen Schlesinger und Stephen Kinzer, „Bitter Fruit: The Untold Story of the American Coup in Guatemala“ (Garden City, NY: Doubleday, 1982), 82
[13] ebenda; siehe auch U.S. Congress, House Select Committee on Assassinations, 1975, “Memo of Conversation Between George Gaudet and Bernard Festerwald” Unclassified Memorandum, Washington, D.C.: United States House of Representatives, am 13.05.1975, <https://www.archives.gov/files/research/jfk/releases/180-10112-10390.pdf>
[14] SAC New Orleans, “Reurle of 6/14/68” (Federal Bureau of Investigation, New Oleans, LA), 2, am 28.06.1968, <https://www.archives.gov/files/research/jfk/releases/docid-32298962.pdf>
[15] William George Gaudet, “The Bounding Main…”, Latin American Report, 1, no. 8 (1956): 3; United Fruit Company, “Seven to One”, Latin American Report, 3, no. 4 (1959): 1; United Fruit Company, “United Fruit Is Growing With Jamaica and Helping Jamaica to Grow”, Latin American Report, 5, vol. 3 (1963): 8
[16] Edward Bernays, „Biography of an Idea“, 762
[17] Ellis Ogle, “Communism in the Caribbean?” The Nation, March 18, 1950, 246-247
[18] Edward Bernays, „Biography of an Idea“, 759
[19] Ellis Ogle, „Letter to the editor“, The Nation, July 10, 1920, 44
[20] Raymond Reardon, “Subject: William George Gaudet” (Security Analysis Group, Washington, DC, am 16.01.1976, <https://documents.theblackvault.com/documents/jfk/NARA-Oct2017/NARA-Nov9-2017/104-10133-10236.pdf> [NOTE: Shouldn’t it state that it is a “CIA Routing and Record Sheet” somewhere?]
[21] SAC New Orleans, “Reurlet of 6/14/68,” 3
[22] Dan Koeppel, „Banana: The Fate of the Fruit That Changed The World“ (New York: Hudson Street Press, 2008), 119
[23] Will Lissner, “Soviet Agents Plotting to Ruin Unity, Defenses of Americas”, The New York Times, am 22.06.1950, <https://timesmachine.nytimes.com/timesmachine/1950/06/22/84659993.pdf?pdf_redirect=true&ip=0>; C.H. Calhoun, “Guatemalan Reds Trade on Old Ills”, The New York Times, am 05.06.1951, <https://timesmachine.nytimes.com/timesmachine/1951/06/05/87046312.pdf?pdf_redirect=true&ip=0>
[24] Ludwell Denny, “Enemy Below the Border”, Knoxville News-Sentinel (Knoxville, TN), am 11.02.1952, <https://www.newspapers.com/image/595431436/>
[25] Richard Immerman, „The CIA in Guatemala“, 71
[26] The Washington Post, Evan Thomas, “You Can Own the World”, am 22.10.1995, <https://www.washingtonpost.com/archive/lifestyle/magazine/1995/10/22/you-can-own-the-world/c772e3f1-2634-4fb1-a223-b681d63a539d/>
[27] Jacobo Árbenz, “Arbenz Speech Delivered at 0310-0320 EST”, (speech, Guatemala), CIA Historical Review Program, am 27.06.1954, <https://www.cia.gov/readingroom/docs/DOC_0000920952.pdf>
[28] Richard Immerman, „The CIA in Guatemala“, 198-199
[29] Edward Bernays, „Biography of an Idea“, 775

Edward Bernays:

Propaganda und der von den USA unterstützte Coup in Guatemala 1954

Edward Bernays mag als Vater der Public Relations bekannt sein, aber man macht auch keinen Fehler, wenn man ihn als Vater der Lügen sieht. Er war ein exzellenter Künstler des Bullshits, der unzählige Methoden zur Täuschung der Öffentlichkeit entwickelte. (Public Relations, abgekürzt PR, steht für Öffentlichkeitsarbeit; Anm. d. Redaktion)

Von Published On: 13. Februar 2022Kategorien: Geopolitik

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Edward Louis Bernays (* 22. November 1891 in Wien; † 9. März 1995 in New York) gilt neben anderen als Begründer der von ihm später in Public Relations umbenannten modernen Theorie der Propaganda (Foto: Bain News Service, wikimedia.org, Gemeinfrei)

Für Bernays – Autor von Anleitungen zur Gedankenkontrolle wie „Propaganda“ und „Konstruktion der Zustimmung“ – gab es keine Wahrheit, kein Konzept des objektiv Richtigen oder Falschen. Es gab nur Wünsche, Bedürfnisse und Begehrlichkeiten. Das reichte von Zigarettenwerbung bis zum Umsturz von Regierungen – alles war möglich. In seiner Autobiographie „Biography of an Idea: Memoirs of a Public Relations Counsel“ (deutscher Buchtitel: „Biographie einer Idee. Die hohe Schule der PR. Lebenserinnerungen“; Anm. d. Redaktion) borgte sich Bernays das Zitat eines Freundes, um diese Realität in der Zeit nach der Wahrheit zu beschreiben: „Das Mittel gegen Propaganda ist mehr Propaganda“ [1].

Die großen Tabakkonzerne

Bernays verstand, dass die Wahrheit entsprechend der Bedürfnisse des Individuums formbar ist. Menschen sind keine rein rationalen Akteure. Sie treffen Entscheidungen, die ihren Interessen zuwiderlaufen, ignorieren Fakten, die sie unbequem finden und vermeiden Informationen, die ihr Ego beschädigen könnten. Bernays, der Neffe des berühmten Psychoanalytikers Sigmund Freud, stützte sich auf die Arbeit von Freud über das Unbewusste, um sorgfältig ausgearbeitet PR-Kampagnen zu entwerfen, die genau diese Tendenzen ausnutzten. Seine bevorzugte Taktik? Die Astroturf-Kampagne (wörtlich „Kunstrasen“, Anm. d. Redaktion), welche die Illusion erzeugte, sie hätte die Unterstützung der Basis, also von den „Graswurzeln“.

Heute denkt man bei Bernays zuerst an eine Reihe von Werbe- und Medien-Events, die als „Fackeln der Freiheit“ betitelt wurden. Sie waren ein früher Ausflug in das Social Marketing, wobei das Rauchen als eine Art Geschlechter-Revolution dargestellt wurde.

Doch schon seine erste Anstellung bei den großen Tabakkonzernen ließ erahnen, um wie viel mehr er in Zukunft die Öffentlichkeit manipulieren würde.

Während er für Ligget & Myers arbeitete, etablierte Bernays den fingierten Interessenverband „Tobacco Society for Voice Culture“ (Tabakgesellschaft für Stimm-Kultur) und schrieb unter falscher Identität Leserbriefe an einflussreiche Zeitungen [2]. Die Briefe richteten sich gegen Behauptungen aus der Lucky Strike-Werbung, dass die Zigaretten angeblich Sängern helfen würden, über „Stimm-Reizungen“ hinwegzukommen, wie es die Eigentümer von Lucky Strike (American Tobacco) ausdrückten. Bernays‘ Kampagne fand einen solchen Anklang, dass die Zeitschrift The New Yorker eine Darstellung brachte, in der sie das „einzige Mitglied“ dieses Verbandes interviewte: Henry Bern, ein Bernays-Opfer [3].

Bernays versuchte die Lücke zwischen dem, was die Medien berichten und dem, was die Öffentlichkeit hört, auszunutzen. Obwohl seine Ideen nicht immer gleich erfolgreich waren, würden sie doch noch Jahrzehnte lang seltsame Früchte tragen.

In einem seiner ambitionierteren Vorschläge forderte er American Tobacco (dank des Erfolgs der Liggett & Myers-Kampagne sein neuer Arbeitgeber) dazu auf, eine fingierte Gruppe zu schaffen, die anonym deren Interessen vertreten konnte. Diese Falschnachrichtengruppe, das „Tobacco Information Service Bureau“ (TISB), versandte erdachte Pressemitteilungen und Artikel an Zeitungen und Zeitschriften, um die Illusion einer legitimen Nachrichtenagentur zu erzeugen [4].

Eine von Bernays geplante Werbung hebt beispielhaft die Absurdität von TISB hervor: „Ärzte sagen, dass Zigaretten die Zahl der Mundbakterien reduzieren“ [5]. Obwohl American Tobacco diesen Vorschlag nie umgesetzt hat, war das nicht das Ende von Bernays‘ Begeisterung für „Fake News“.

Eingang zum alten Gebäude der United Fruit Company in New Orleans, St. Charles Avenue, in dem heute eine Bank residiert (Foto: Infrogmation, wikimedia.org, Public Domain)

Die United Fruit Company

1950 hatte die United Fruit Company ein Problem. Guatemala, das Land ihrer profitabelsten Anbaufrucht, war mitten in einer langwierigen Revolution.

Den größten Teil des 20. Jahrhunderts hatten die Guatemalteken unter der autoritären Herrschaft der amerikanischen Agrarwirtschaft gelebt. Die US Regierung unterstütze nacheinander verschiedene guatemaltekische Diktatoren, und amerikanische Firmen erhielten dafür das Recht, in dem Land Plantagen einzurichten. Die Arbeitsbedingungen auf diesen Plantagen waren hart – aber schlimmer war die offensichtliche Bevorzugung der amerikanischen Eigentümer durch die Regierung Guatemalas.

1936 hatte der damalige Präsident Jorge Ubica einen Deal mit United Fruit ausgehandelt, der die Firma von den meisten Exportsteuern befreite. Der Unmut in der Bevölkerung wuchs, und 1944 weiteten sich Studentenproteste an der Universidad de San Carlos de Guatemala zu einem Generalstreik aus.

Der Führung von United Fruit, speziell dem Firmenpräsidenten Sam Zemurray, war klar, dass sich das Land nach links bewegt. Guatemaltekische Militärführer bestätigten die Befürchtungen, als sie im Oktober 1944 die Ubico-Regierung stürzten, was als Oktober-Revolution bekannt wurde. In der Folge wählte Guatemala Juan José Arévalo, einen Vertreter des „spirituellen Sozialismus“, als neuen Führer. United Fruit brauchte etwas – oder jemanden – um ihr Geschäft zu retten.

Es sollte nicht überraschen, dass Sam Zemurray die Dienste von Edward Bernays in Anspruch nahm. Im Zuge von Arévalo‘s Aufstieg erlebte Guatemala weiterhin politische Unruhen. Zwischen 1945 und 1951 gab es etwa 25 bis 30 Umsturzversuche gegen die Arévalo-Regierung [6].

Bernays störte diese Gewalt nicht. Er fand Verwendung für sie. Seine Strategie in Guatemala war ganz einfach: Er würde weitere Unruhen fördern.

Wie es in seiner Autobiographie beschrieben ist war es sein Ziel, der Öffentlichkeit zu helfen, „mehr über die Länder zu lernen, in denen [United Fruit] tätig war und welche sozialen, wirtschaftlichen und anderen Zwecke sie erfüllte“ [7].

Aber es würde keine unschuldige PR-Kampagne sein. Bernays, der Vater der Lügen, erinnerte sich an seine Zeit bei der Tabakindustrie, um aus seiner Trickkiste zu schöpfen.

Das Mittelamerikanische Informationsbüro

Nach Bernays‘ Schätzungen belieferte das 1943 eingerichtete Mittelamerikanische Informationsbüro (MAIB) 25.000 in den Medien tätige Amerikaner [8]. Die Organisation betrachtete die Ereignisse in Mittelamerika durch die Brille der wirtschaftlichen und politischen Ziele von United Fruit und versorgte amerikanische Journalisten und Meinungsmacher mit Inhalten, die von United Fruit abgesegnet waren.

Zentralamerika mit den Flaggen seiner Länder, Guatemala ist das nord-westlichste Land auf der Karte (Foto: Kjrstie, Pixabay.com, Pixabay License)

Im Vorfeld der guatemaltekischen Revolution von 1945 veröffentlichte MAIB z.B. ein Pamphlet mit dem Titel „Jeder Amerikaner hat ein persönliches Interesse an unseren Beziehungen zu Mittelamerika“. Es stellte die wichtigsten Zitate von Führungskräften aus Militär und Wirtschaft, sowie von Regierungsbeamten zusammen, welche die „gegenseitige Abhängigkeit von Mittelamerika und den Vereinigten Staaten“ erklärten [9].

Das MAIB war Teil einer viel größeren Infrastruktur, die Bernays und Zemurray aufgebaut hatten, um die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen. Der Begriff „Mittelamerika“, mit dem sie versuchten, das Image von Zentralamerika zu ändern, kam vom Middle American Research Institute (MARI), einer von Zemurray finanzierten Forschungsgruppe an der Tulane Universität [10].

Zemurray hatte das MARI mit der Absicht etabliert, sich auf die Kulturgeschichte Mexikos zu konzentrieren, aber mit der Zeit änderte sich der Fokus und beinhaltete die von United Fruit kolonialisierten Länder. Bernays fand dies für die von ihm angestrebte Absetzung der Regierung Guatemalas besonders wichtig. Er konnte den Anstrich der Seriosität des MARI nutzen, um seiner neuen Fassade einen Hauch von Legitimität zu verleihen. „Innerhalb eines Jahres nutzten die maßgeblichen Atlanten den Namen Mittelamerika, um das Gebiet zu beschreiben, in dem die Firma aktiv war“, schrieb er in seiner Autobiographie. „Es gelang uns, die Firma mit dem Gebiet gleichzusetzen, in dem sie aktiv war“ [11].

Diese Infrastruktur expandierte im Laufe der 1940er und 1950er Jahre. Was einst als einfache Fassade diente, die als Nachrichtenbüro arbeitete, wuchs zu einer Propagandamaschine, welche Newsletter in mehreren zentralamerikanischen Ländern betreute [12].

Mindestens bei einem der United Fruit-Newsletter fand man später Verbindungen zur CIA, die den Herausgeber William Gaudet unterstützte, indem sie pro Jahr für mehr als 20 Abonnements bezahlte [13].

Es ist nicht klar, wieviel Bernays über Gaudet und seine Verbindung zur CIA wusste. In einem Vermerk des FBI vom 28. Juni 1968 wurde festgestellt, dass Funktionäre von United Fruit Gaudet für verdächtig hielten, da er der Firma in der Vergangenheit mehrfach gedroht hatte [14].

Laut Artikeln und Werbung im Latin American Report reichte zu dieser Zeit die Zusammenarbeit zwischen Gaudet und United Fruit aber schon über 10 Jahre zurück [15].

Bedeutet das, dass die CIA Bernays und seinen Plan zum Umsturz der Regierung Guatemalas unterstützte?

Bernays täuscht ein Land

Bernays war insofern ein Innovator, dass er sich nicht auf andere verlassen musste. Als er 1950 den Eindruck hatte, alle diplomatischen Möglichkeiten mit der Regierung Guatemalas ausgeschöpft zu haben, wusste er schon, wie er den Staatsstreich zu schüren gedachte.

Jacobo Árbenz, Arévalo‘s Nachfolger, versprach Agrarreformen, die Land von den amerikanischen Unternehmen an das Volk Guatemalas zurückgeben würden.

Bernays ahnte, dass er dieses Versprechen der Landrückgabe nutzen könnte, um die Amerikaner davon zu überzeugen, Árbenz sei nicht nur für United Fruit eine Bedrohung, sondern auch für die Vereinigten Staaten.

Könnte Bernays Árbenz als Kommunisten brandmarken, dann könnte er auch die in Guatemala bestehende Gefahr aufblasen. Das wäre nicht schwer, weil er bereits glaubte, dass Árbenz der kommunistischen Sache wohlwollend gegenüberstand. In seiner Autobiographie argumentierte er, dass der guatemaltekische Führer „die anti-kommunistische Bewegung für subversiv hielt und offen die Roten als Verbündete akzeptierte“ [16].

Ein Staatsstreich erforderte jedoch die volle Unterstützung sowohl der Regierung als auch von United Fruit. Bernays‘ Vorstellungen zufolge bestand das Problem von United Fruit darin, dass ihre Kampagne gegen Guatemala nicht aggressiv genug war. Sam Zemurray, Präsident von United Fruit, war sich bewusst, dass die Firma unter linken Amerikanern das Image eines Aggressors in Zentralamerika hatte, weshalb er große Anstrengungen unternahm, um sie zu rehabilitieren.

Ein offener Staatsstreich könnte dem Geschäft schaden. Als im Januar 1950 dann die linke Zeitschrift The Nation den Artikel „Demokratie in Lateinamerika: Chaos an unserer Türschwelle“ herausbrachte und United Fruit‘s Ausbeutung von Ländern wie Guatemala angriff, war das ein Schock für Zemurray. Er war ein eifriger Leser der Zeitschrift und sah die dort vertretenen Positionen als Indikator für die öffentliche Meinung. Der Artikel brachte das reformierte Image in Gefahr, welches Zemurray über Jahre kultiviert hatte. Er machte sich also die Mühe, eine Erwiderung zu schreiben. Da wurde der ewige Opportunist Bernays sofort aktiv.

Bernays wusste, dass der Staatsstreich, damit er stattfinden konnte, auch den wohlmeinenden linken Kritikern gefallen musste, nicht nur United Fruit.

Am 18. März, eine Woche bevor Zemurrays Brief in The Nation erscheinen sollte, veröffentlichte die Zeitschrift daher den Artikel „Kommunismus in der Karibik?“, verfasst von einem amerikanischen Autor mit dem Pseudonym Ellis Ogle. Der Artikel war eine Kehrtwende und argumentierte für eine militärische Intervention aus einer linken Perspektive, wobei Ogle darin Guatemalas „freie Wahlen“ angriff und sich darüber beklagte, dass „Ausländer in Guatemala keine Wahlstimmen haben“ [17].

Bernays war überglücklich. „Ich schlug vor, den Nation-Artikel an 100.000 Linke zu senden“, schrieb er in seiner Autobiographie. „Ich glaubte, dass der karibische ‚Gärprozess‘ immer wichtiger werden würde. Linke müssten eine entscheidende Rolle spielen. Zemurray stimmte zu“ [18].

Welche Rolle spielte Bernays beim Schreiben des Nation-Artikels? In der Vergangenheit hatte er unter Pseudonymen Briefe an Publikationen geschrieben, wie z.B. im Fall der „Tobacco Society for Voice Culture“. Andererseits war in The Nation schon früher jemand mit dem tatsächlichen Namen oder Pseudonym Ellis Ogle aufgetaucht – aber jener Ellis Ogle war kein Journalist und ganz sicher nicht in Zentralamerika stationiert.

Jener Ellis Ogle hatte 1920 in einem Brief an den Herausgeber die Zeitung Boston Evening Transcript für ihre Berichterstattung über die Labor-Bewegung kritisiert [19].

Noch eine letzte Wendung in diesem Kontext: Die CIA autorisierte William Gaudet erstmals 1950, Zahlungen für „Sonderberichte“ zu erhalten [20]. Dieselbe FBI-Fallakte, die den oben erwähnten Vermerk von 1968 enthielt, stellt auch fest, dass er „möglicherweise freischaffend unter einem Pseudonym schreibt“ [21].

Unabhängig davon, wer den Artikel schrieb, erzielte er den beabsichtigten Effekt. Zemurray schien glücklich mit dessen Einfluss und begann ab dem folgenden Jahr, die Zeitschrift The Nation finanziell direkt zu unterstützen [22].

Nachdem Bernays sein letztes Hindernis für einen Staatsstreich aus dem Weg geräumt hatte, fing er an, Reisen für Reporter nach Guatemala zu organisieren.

Beginnend mit den New York Times-Autoren Will Lissner und Crede Calhoun, löste Bernays eine Pressepanik durch sorgfältig geplante Touren aus, die die Gefahren der Árbenz-Regierung hervorhoben [23].

Fruchtmarkt in Guatemala, dem Land in dem die United Fruit Company hohe Profite erzielte und mit Hilfe von Bernays und seinen PR Methoden einen Staatsstreich plante (Foto: Jeison Higuita, Unsplash.com, Unsplash License)

Diese von Bernays bezahlten Touren fielen zeitlich mit gewalttätigen Protesten zusammen, was dabei half, das Bild von Árbenz als machthungrigem Diktator zu formen. Ludwell Denny, Auslandsredakteur für Scripps Howard Newspaper, fasste diese Empfindungen in einer im Februar 1952 an mehrere Zeitungen verkauften Geschichte am besten zusammen. Darin verglich er die angebliche Allianz zwischen den „Nationalen Sozialisten Guatemalas“ und Moskau mit dem Molotow-Ribbentrop-Pakt [24].

Genau wie bei seinen früheren Tricks war Bernays‘ Medienaktion wieder einmal erfolgreich. Der gerade ins Amt kommenden Eisenhower-Regierung gehörte als Außenminister auch John Foster Dulles an, welcher Partner in dem Anwaltsbüro war, das 1936 United Fruit geholfen hatte, mit Jorge Ubico den Vertrag zur Steuervermeidung auszuhandeln. Diese Regierung stand der Idee eines Staatsstreiches aufgeschlossen gegenüber [25].

Im August 1953 autorisierte Eisenhower deshalb die CIA zur Durchführung einer verdeckten Operation, um Árbenz zu stürzen.

Operation PBSuccess

Unter dem Code-Namen Operation PBSuccess dauerte die CIA-Operation fast ein Jahr an und bestand aus psychologischer Kriegsführung mit dem Ziel, den Willen der Menschen in Guatemala zu brechen. Obwohl Bernays nicht direkt beteiligt war, folgte die CIA einem Rat des PR-Gurus und flutete die Guatemalteken mit Propaganda, um den eigenen Nachrichten der Árbenz-Regierung entgegenzuwirken. Das berüchtigtste Beispiel war dabei ein fingierter Radiosender namens Voice of Liberation (Stimme der Befreiung, Anm. d. Redaktion).

Direktor des Senders war der Agent und ehemalige Schauspieler David Atlee Phillips. Die gesendeten Nachrichten reichten von gefälschten Berichten über Truppenbewegungen, bis hin zu Desinformationen, die Hysterie und Verwirrung in der Bevölkerung Guatemalas stiften sollten. Eine solche Sendung war: „Es ist nicht wahr, dass das Wasser des Atitlan-Sees vergiftet wurde“ [26].

Auch wenn Bernays persönlich nicht an dem Staatsstreich teilgenommen hat, war er doch im Geiste dabei, denn am 27. Juni 1954 erreichte er etwas, was vor ihm noch kein PR-Profi erreicht hatte. Am späten Abend wurde eine aufgezeichnete Sendung an das Volk Guatemalas ausgestrahlt. „Arbeiter, Bauern, Patrioten,“ intonierte die Stimme von Jacobo Árbenz. „Guatemala erlebt eine schwere Prüfung. Ein grausamer Krieg wurde gegen Guatemala entfacht. Die United Fruit Company und US-Monopole sind zusammen mit Führungskreisen der USA verantwortlich für …“ [27].

Jacobo Árbenz war als Präsident zurückgetreten. Árbenz beendete die Sendung mit „Lang lebe Guatemala!“, aber diese Stimmung dauerte nicht lange an. Nach einer Reihe politischer Manöver kam der vorher verbannte Militärführer Carlos Castillo Armas nach Guatemala zurück und übernahm mit voller Unterstützung der US-Regierung die Macht. Guatemala wurde wieder ein autoritärer Staat und die Regierung von Castillo Armas richtete Konzentrationslager für politische Gefangene ein, in denen als Kommunisten verdächtigte Menschen hinrichtet wurden [28].

Bernays selbst war ambivalent, was seine Beteiligung am Staatsstreich anging. In seinem Krieg gegen die Wahrheit hatte er seine eigene Rolle beim Stiften von Unruhen aus den Augen verloren und sich selbst eingeredet, er sei das eigentliche Opfer gewesen.

„Auch ich wurde zum Opfer in dieser Revolution,“ schrieb er rückblickend über die Zeit, in der er sich gegen Guatemala einsetzte. „[Der PR-Direktor von United Fruit] schrieb mir eine Nachricht, in der er mir mitteilte, dass es mir finanziell so gut ginge, dass ich die United Fruit Company nicht als Kunden brauchte“ [29].

Der Vater der Lügen

Egal ob es um den Verkauf von Zigaretten oder die Amtsenthebung von Staatsoberhäuptern ging, Edward Bernays formte Realität wie Lehm. In seinen Händen drehten sich die Worte wie viele hohle Gefäße. Aber die eine Konstante, die eine Wahrheit inmitten seiner vielen Verfälschungen ist, dass Bernays keine Verwendung für die Wahrheit hatte.

In diesem Sinne ist Bernays für unsere gegenwärtige Informationskrise verantwortlich. Seine PR-Kampagnen bildeten die Basis für moderne Einfluss- und Desinformationsaktionen. Man lügt ja nicht wirklich, wenn die eigenen erzählten Lügen gegen andere Lügen gerichtet sind. Das Mittel gegen Propaganda ist mehr Propaganda.

Heute sehen wir den Einfluss von Bernays überall um uns herum, in der Politik und auch darüber hinaus. Netzwerke schwarzen Geldes bringen künstliche Lobbyorganisationen hervor, nebulöse Spender finanzieren fingierte Interessenverbände. Bernays‘ Geist leuchtet im Fernsehen, wo Denkfabriken Experten am Fließband erschaffen. Am häufigsten sehen wir ihn aber in den sozialen Medien, den Orten, welche auf einer Art emotionaler Manipulation beruhen, die Bernays schon ein Jahrhundert vor der Existenz von Facebook und Cambridge Analytica perfektioniert hatte.

Astroturfing ist jetzt das primäre Werkzeug für politische Online-Täuschung. Militäreinheiten und Polizeibehörden agieren unter gefälschten Identitäten, Politiker nutzen Accounts unter anderem Namen, und Regierungsbehörden lenken Armeen von Trollen.

Wenn das 20. Jahrhundert das des „Ich“ war, dann ist das 21. Jahrhundert das des „zweiten Ich‘s“ – des dritten, vierten und fünften. Die Realität begrenzt uns nicht mehr, wie Bernays sind wir frei, ganz nach unseren Wünschen neue Identitäten zu schaffen und anzunehmen. Werden wir diese Freiheit nutzen, um Regierungen zu stürzen? Wer hat das schon getan?

Edward Bernays: der Vater der PR, der Vater der Lügen.

Quellen:

[1] Edward Bernays, „Biography of an Idea: Memoirs of a Public Relations Counsel“ (New York: Simon & Schuster, 1965), 384
[2] Larry Tye, „The Father of Spin: Edward L. Bernays & the Birth of Public Relations“ (New York: Crown Publishers, 1998), 35-36
[3] The New Yorker, Josef Israels und James Thurber, “The Talk of the Town”, am 23.12.1927, <https://www.newyorker.com/magazine/1927/12/31/a-roland-for-an-oliver>
[4] Allan M. Brandt, „The Cigarette Century“ (New York: Basic Books, 2007), 81-82
[5] ebenda
[6] Richard H. Immerman, „The CIA in Guatemala: The Foreign Policy of Intervention“ (Austin, TX: University of Texas Press, 1982), 57; Jim Handy, “The Guatemalan Revolution and Civil Rights: Presidential Elections and the Judicial Process under Juan José Arévalo and Jacobo Arbenz Guzmán” Canadian Journal of Latin American and Caribbean Studies, 10, no. 19 (1985): 7
[7] Edward Bernays, „Biography of an Idea“, 749
[8] ebenda
[9] Hathi Trust Digital Library, United Fruit Company, „Every American has a personal stake in our relations with Middle America“ (New York: Middle America Information Bureau, 1945), 4, am 18.11.2018, <https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=nnc2.ark:/13960/t0vq8b37p&view=1up&seq=1&skin=2021>
[10] Edward Bernays, „Biography of an Idea“, 749
[11] ebenda, 749-750
[12] Stephen Schlesinger und Stephen Kinzer, „Bitter Fruit: The Untold Story of the American Coup in Guatemala“ (Garden City, NY: Doubleday, 1982), 82
[13] ebenda; siehe auch U.S. Congress, House Select Committee on Assassinations, 1975, “Memo of Conversation Between George Gaudet and Bernard Festerwald” Unclassified Memorandum, Washington, D.C.: United States House of Representatives, am 13.05.1975, <https://www.archives.gov/files/research/jfk/releases/180-10112-10390.pdf>
[14] SAC New Orleans, “Reurle of 6/14/68” (Federal Bureau of Investigation, New Oleans, LA), 2, am 28.06.1968, <https://www.archives.gov/files/research/jfk/releases/docid-32298962.pdf>
[15] William George Gaudet, “The Bounding Main…”, Latin American Report, 1, no. 8 (1956): 3; United Fruit Company, “Seven to One”, Latin American Report, 3, no. 4 (1959): 1; United Fruit Company, “United Fruit Is Growing With Jamaica and Helping Jamaica to Grow”, Latin American Report, 5, vol. 3 (1963): 8
[16] Edward Bernays, „Biography of an Idea“, 762
[17] Ellis Ogle, “Communism in the Caribbean?” The Nation, March 18, 1950, 246-247
[18] Edward Bernays, „Biography of an Idea“, 759
[19] Ellis Ogle, „Letter to the editor“, The Nation, July 10, 1920, 44
[20] Raymond Reardon, “Subject: William George Gaudet” (Security Analysis Group, Washington, DC, am 16.01.1976, <https://documents.theblackvault.com/documents/jfk/NARA-Oct2017/NARA-Nov9-2017/104-10133-10236.pdf> [NOTE: Shouldn’t it state that it is a “CIA Routing and Record Sheet” somewhere?]
[21] SAC New Orleans, “Reurlet of 6/14/68,” 3
[22] Dan Koeppel, „Banana: The Fate of the Fruit That Changed The World“ (New York: Hudson Street Press, 2008), 119
[23] Will Lissner, “Soviet Agents Plotting to Ruin Unity, Defenses of Americas”, The New York Times, am 22.06.1950, <https://timesmachine.nytimes.com/timesmachine/1950/06/22/84659993.pdf?pdf_redirect=true&ip=0>; C.H. Calhoun, “Guatemalan Reds Trade on Old Ills”, The New York Times, am 05.06.1951, <https://timesmachine.nytimes.com/timesmachine/1951/06/05/87046312.pdf?pdf_redirect=true&ip=0>
[24] Ludwell Denny, “Enemy Below the Border”, Knoxville News-Sentinel (Knoxville, TN), am 11.02.1952, <https://www.newspapers.com/image/595431436/>
[25] Richard Immerman, „The CIA in Guatemala“, 71
[26] The Washington Post, Evan Thomas, “You Can Own the World”, am 22.10.1995, <https://www.washingtonpost.com/archive/lifestyle/magazine/1995/10/22/you-can-own-the-world/c772e3f1-2634-4fb1-a223-b681d63a539d/>
[27] Jacobo Árbenz, “Arbenz Speech Delivered at 0310-0320 EST”, (speech, Guatemala), CIA Historical Review Program, am 27.06.1954, <https://www.cia.gov/readingroom/docs/DOC_0000920952.pdf>
[28] Richard Immerman, „The CIA in Guatemala“, 198-199
[29] Edward Bernays, „Biography of an Idea“, 775