Foto: George Ourfalian, Flickr.com, Lizenz: CC BY 2.0

Nackenschläge für die journalistische Petz- und Zensurindustrie

Taylor Lorenz von der NYT beschuldigt fälschlicherweise einen Tech-Investor, beleidigend gewesen zu sein, nachdem sie monatelang versuchte, eine neue App zu infiltrieren und zu überwachen, die freie Konversation ermöglicht.

Von Glenn Greenwald , veröffentlicht am: 29. Juni 2021, Kategorien: Medien & Technik

Dieser Text wurde zuerst am 07.02.2021 auf greenwald.substack.com unter der URL <https://greenwald.substack.com/p/the-journalistic-tattletale-and-censorship> veröffentlicht. Lizenz: © Glenn Greenwald

In den letzten paar Jahren ist ein neuer und schnell wachsender journalistischer „Rhythmus“ entstanden, den man am besten als eine unheilige Mischung aus Junior-High-Flurwächter-Gepetze und Stasi-mäßiger Bürgerüberwachung beschreiben kann. Er ist halb pubertär und halb bösartig. Seine primären Ziele sind Kontrolle, Zensur und die Zerstörung von Reputationen aus Spaß und für Macht. Obwohl sein Epizentrum die größten Medienkonzerne sind, ist es das Gegenteil zum Journalismus.

Ich habe schon früher über eine besonders giftige Form dieser autoritären „Berichterstattung“ geschrieben [1]. Journalisten-Teams bei drei der einflussreichsten Konzernmedien – die „Medienreporter“ von CNN (Brian Stelter und Oliver Darcy), die „Desinformations-Einheit“ von NBC (Ben Collins und Brandy Zadrozny) und die Tech-Reporter der New York Times (Mike Isaac, Kevin Roose, Sheera Frenkel) – widmen den Großteil ihres „Journalismus“ der Suche nach Online-Räumen, in denen ihrer Meinung nach Rede- und Verhaltensregeln verletzt werden, markieren diese und plädieren dann für Strafmaßnahmen (Verbot, Zensur, Inhaltsregulierung, Nachsitzen). Diese Flurberichterstatter sind ein wichtiger Faktor, der erklärt, warum Tech-Monopole, die (aus ideologischen Gründen und Eigeninteresse) nie die Verantwortung für die Zensur übernehmen wollten, dies jetzt mit Hingabe und scheinbar willkürlicher, stumpfer Gewalt tun: Sie werden von den lautesten Medienunternehmen der Welt angeschwärzt, wenn sie es nicht tun.

Hinweisschild Überwachungskamera.
Foto: Flickr / Mike Mozart, Lizenz: CC BY 2.0

Genauso wie die NSA davon besessen ist, sicherzustellen, dass es keinen Ort auf der Erde gibt, an dem Menschen frei von ihren spionierenden Augen und Ohren kommunizieren können [2], können diese journalistischen Flurwächter die Vorstellung nicht ertragen, dass es irgendeinen Ort im Internet geben kann, an dem Menschen frei sind dahingehend, in einer Weise zu sprechen, die sie nicht billigen. Wie ein unheimlicher Informant für einen staatlichen Sicherheitsapparat verbringen sie ihre Tage damit, die Tiefen von Chatrooms und 4Chan-Bulletin-Boards, Reddit-Subthreads sowie privater Kommunikations-Apps zu trollen, um jeden aufzuspüren, ob einflußreich oder unbekannt, der etwas sagt, von dem sie glauben, es müsse verboten werden. Dazu benutzen sie dann die Konzern-Megaphone, die sie nicht konstruiert haben und dies auch gar nicht gekonnt hätten, aber die ihnen ausgehändigt wurden, um jeden zum Schweigen zu bringen und zu zerstören, der von den Orthodoxien ihrer Konzernmanager abweicht oder ihre Informations-Hegemonie herausfordert.

Oliver Darcy hat seine CNN-Karriere aufgebaut, indem er mit Brian Stelter herumsaß und gereizt auf Leute zeigte, die die Regeln in den sozialen Medien brechen und von den Tech-Managern verlangte, die Regelbrecher verschwinden zu lassen [3]. Die kleine Crew von geschwätzigen Millennials, die NBC zusammengestellt hat – und die sich auf ihre zwergenhafte Arbeit mit dem selbstverherrlichenden Titel „Arbeiten im Desinformationsraum“ beziehen: so unerschrocken und gefährlich wie die Aufdeckung von Korruption durch repressive Regime oder die Berichterstattung aus Kriegsgebieten – verbringt sie ihre tristen Tage damit, durch 4Chan-Boards zu scrollen, um die beleidigenden Memes und bösen Worte zu entlarven, die von transgressiven Jugendlichen verwendet werden; sie klopfen sich dann selbst auf die Schulter, weil sie gefährliche Machtzentren konfrontiert haben, selbst wenn es nichts Trivialeres und Schikanöseres ist als das Verpetzen der Identitäten von machtlosen, unbedeutenden Bürgern [4].

Aber das Schlimmste an diesem Dreigestirn sind die Tech-Reporter der NYT, wenn auch nur wegen ihres Einflusses und ihrer Reichweite. Als Silicon Valley-Monopole – von Rep. Alexandria Ocasio-Cortez (D-NY) [5] und anderen Gesetzgebern öffentlich dazu gedrängt – sich vereinigten, um Parler aus dem Internet zu entfernen [6], legte das Tech-Team der Times schnell seine Fluraufsichts-Brillen an und griff zu seinen Stasi-Notebooks, um davor zu warnen, die schlechten Menschen seien zu Signal und Telegram abgewandert [7]. Diese Woche fragten sie: „Sind Privatnachrichten-Apps der nächste Hot Spot für Desinformationen?“ [8] Ein Reporter offenbarte, dass er sich „Sorgen um Telegram mache. Abgesehen von Private Messaging nutzen die Leute Telegram gerne für Gruppenchats – bis zu 200.000 Leute können sich in einem Telegram-Chatraum treffen. Das scheint problematisch zu sein.“

Diese Beispiele von Journalismus, der missbraucht wird, um Zensur von Räumen zu fordern, die sie nicht kontrollieren können, sind zu zahlreich, um sie umfassend aufzuzählen. Und sie beschränken sich nicht auf diese drei Medien. Dass eine weitaus robustere Zensur dringend notwendig sei, ist jetzt ein virtueller Konsens im Mainstream-Konzernjournalismus: Es ist für sie eine animierende Mission.

„Diejenigen von uns, die im Journalismus tätig sind, müssen sich mit der Tatsache abfinden, dass die Redefreiheit – ein Prinzip, das uns heilig ist – gegen die Prinzipien des Journalismus zur Waffe gemacht wird“, beklagte sich Steve Coll, der ultimative Kenner des Establishment-Journalismus [9], Dekan der „Graduate School of Journalism“ der Universität von Columbia und ein Journalist beim „New Yorker“. Ein Mitarbeiter des „New Yorker“ und von „Vox“, der eine wichtige journalistische Mailingliste mit dem passenden Namen „Study Hall“ betreibt, Kyle Chayka, hat bereits damit begonnen, Substack zu beschimpfen, weil es Autoren beherbergt, die er für inakzeptabel hält (Jesse Singal, Andrew Sullivan, Bari Weiss) [10]. Ein kürzlich erschienener Artikel im „Guardian“ warnte, Podcasts wären ein Bereich, der noch nicht ausreichend kontrolliert würde [11]. „ProPublica“ tat am Sonntag dasselbe mit Blick auf Apple [12], und letzten Monat trat einer ihrer Reporter bei MSNBC auf, um zu fordern, dass Apple seine Podcast-Inhalte so aggressiv zensieren solle wie Google‘s YouTube derzeit seine Videoinhalte [13].

So haben wir die unvorstellbar verquere Dynamik, dass US-Journalisten nicht die Verteidiger der Werte der freien Meinungsäußerung sind, sondern die primären Kreuzritter, die sie zerstören. Sie tun es zum Teil für die Macht: um sicherzustellen, dass niemand außer ihnen den Fluss der Informationen kontrollieren kann. Sie tun es teilweise aus ideologischen Gründen und aus Hybris: dem Glauben heraus, dass ihre Weltanschauung so unbestreitbar richtig sei, dass jede abweichende Meinung von Natur aus gefährliche „Desinformation“ wäre. Und sie tun es aus kleinlicher Rachsucht: Sie werden offensichtlich erregt – finden einen ansonsten flüchtigen Zweck darin – den Ruf und das Leben von Menschen zu zerstören, egal wie machtlos diese sind. Was auch immer das Motiv sein mag: Mitarbeiter der Konzernmedien, deren Firmentitel „Journalist“ lautet, sind die primären Aktivisten gegen ein freies und offenes Internet und die Kernwerte des freien Denkens.

Die tiefgreifenden Pathologien, die all dies antreiben, wurden am Samstagabend als Ergebnis einer rücksichtslosen und selbsterniedrigenden Schmierenkampagne von Taylor Lorenz, einer der Star-Tech-Reporterinnen der New York Times, deutlich sichtbar.

Sie beschuldigte fälschlicherweise und öffentlich den Silicon-Valley-Unternehmer und Investor Marc Andreessen, während einer Diskussion über den Reddit/GameStop-Aufstand, das „Schimpfwort“ „zurückgeblieben“ benutzt zu haben.

Lorenz log. Andreessen hat dieses Wort nie benutzt. Und statt sich zu entschuldigen und es zurückzunehmen, rechtfertigte sie ihren Fehler, indem sie behauptete, es sei eine „männliche Stimme“ gewesen, die wie seine klang – und sperrte dann ihren Twitter-Account, als ob sie – und nicht die Person, die sie fälschlicherweise verleumdet hatte – das Opfer wäre.

Aber die Details des tatsächlichen Geschehens sind aufschlussreich. Die Diskussion, die Lorenz fälschlicherweise beschrieb, fand auf einer relativ neuen Audio-App namens „Clubhouse“ statt, einer Plattform, die nur auf Einladung zugänglich ist und private, frei zugängliche Gruppengespräche ermöglichen soll. Sie ist unter Führungskräften aus dem Silicon Valley und verschiedenen Medienpersönlichkeiten populär geworden (ich wurde vor ein paar Monaten zu dieser App eingeladen, habe aber nie an einer Diskussion teilgenommen). Aber wie CNBC diese Woche feststellte: „Als die App wuchs, schlossen sich Menschen unterschiedlicher Hintergründe an“, und sie „hat eine Nische unter den schwarzen Nutzern geschaffen, die neue Wege für die Nutzung gefunden haben.“ [14] Ihr Ethos der freien Meinungsäußerung hat sie auch in China zunehmend populär gemacht, um repressive Online-Zwänge zu umgehen [15].

Diese privaten Chats sind oft von Journalisten infiltriert worden, manchmal auf Einladung und manchmal durch Täuschung. Diese Journalisten versuchen, die Diskussionen zu überwachen und veröffentlichen dann Zusammenfassungen. Oft besteht die „Berichterstattung“ aus Äußerungen, die aus dem Zusammenhang gerissen wurden und die darauf abzielen, die Teilnehmer als bigott [16], unsensibel [17] oder als anderweitigen schlechten Verhaltens schuldig erscheinen zu lassen [18]. Mit anderen Worten: Journalisten, die verzweifelt nach Inhalten suchen, haben Clubhouse als neues Terrain für ihre schleimige Arbeit als freiwillige Flurwächter und Sprachpolizei ausgemacht.

Die Journalistin Taylor Lorenz. Foto: Wikipedia, Alefyi, Lizenz: CC BY-SA 4.0

In Erfüllung ihrer dort unwürdigen Pflichten, verkündete Lorenz auf Twitter, Andreessen habe ein böses Wort gesagt. Während der Diskussion über die „Reddit Revolution“, behauptete sie, er hätte das Wort „zurückgeblieben“ benutzt. Sie steigerte daraufhin ihre Petzerei, indem sie nicht nur diese Behauptung, sondern auch die Namen und Fotos derjenigen, die sich zu diesem Zeitpunkt im Raum befanden, einfügte und damit diejenigen bloßstellte, die sich des Verbrechens schuldig gemacht hatten, gegen Andreessens „böses Wort“ keinen Einspruch erhoben zu haben.

Zahlreiche Clubhaus-Teilnehmer, darunter Kmele Foster, dokumentierten sofort, dass Lorenz gelogen hatte [19]. Der Moderator der Diskussion, Nait Jones, sagte, dass „Marc dieses Wort nie benutzt hat“ [20]. Tatsächlich hatte Felicia Horowitz, eine andere Teilnehmerin der Diskussion, „erklärt, dass die Redditors sich selbst als ‚Revolution der Zurückgebliebenen‘ bezeichnen“ – und das war die einzige Erwähnung dieses Wortes.

Anstatt sich zu entschuldigen und den Tweet zurückzunehmen, bedankte sich Lorenz bei Jones für die „Klarstellung“ und betonte dann, wie verletzend es ist, dieses Wort zu verwenden [21]. Sie löschte den ursprünglichen Tweet kommentarlos und sperrte dann – als ihr die Verleumdung vollständig bewußt geworden war – ihr Konto.

Abgesehen von der Tatsache, dass eine Reporterin der New York Times rücksichtslos versucht hat, den Ruf von jemandem zu zerstören – was ist falsch an dieser Episode? Alles.

Die Teilnehmer an der „Clubhouse“-Diskusssion haben versucht, die verräterischen Reporter daran zu hindern, ihre privaten Gespräche zu belauschen, gerade weil diese sich selbst als Stasi-Agenten sehen, deren Aufgabe es sei, Menschen dafür zu melden, verbotene Gedanken auch in privaten Gesprächen zu äußern. Wie Jones treffend bemerkte: „Deshalb blockieren die Leute“ Journalisten: „Wegen dieser beschissenen Unehrlichkeit“.

Eine Reporterin, Jessica Lessin, beschwerte sich kürzlich, dass Andreesen sie aus seinen Clubhouse-Diskussionen ausgesperrt hat [22] – als ob sie das göttliche Recht hätte, die Kommunikation der Leute zu überwachen. Und Lorenz selbst ist seit Monaten davon besessen, Clubhouse-Diskussionen im Allgemeinen und Andreessen im Besonderen zu überwachen. Sie verspottete ihn erst letzte Woche, als sie sich eine gefälschte Zugangsberechtigung verschafft hatte [23].

Nehmen Sie sich einfach eine Sekunde Zeit, um darüber nachzudenken, wie gleichermaßen infantil und despotisch all dies ist. Diese NYT-Reporterin nutzte ihre Plattform, um praktisch von ihrem Schreibtisch aufzuspringen, zum Lehrer zu laufen und auszurufen: Er hat das R-Wort benutzt! Das ist es, was sie monatelang versucht hat: Leute in ihrer privaten Kommunikation dabei zu erwischen, wie sie Wörter benutzen oder Ideen äußern, die verboten sind, um sie an die Öffentlichkeit zu bringen. Dass sie sich geirrt hat, ist wohl der am wenigsten demütigende und erbärmliche Aspekt des Ganzen.

Doch abgesehen davon: Und wenn er das Wort „zurückgeblieben“ benutzt hätte? Was würde das bedeuten? Wenn jemand diesen Begriff böswillig verwendet, als Schimpfwort gegen andere, um deren Intellekt zu verhöhnen, ist es sicherlich vernünftig, das zu verurteilen. Mit dieser Absicht und in diesem Kontext verwendet, ist es unnötig verletzend für Menschen, die an Krankheiten mit kognitiven Einschränkungen leiden.

Aber das kommt nicht im Entferntesten dem nahe, was hier passiert ist. Jeder, der auch nur ein bisschen Zeit im Sub-Reddit-Thread von r/WallStreetBets verbracht hat, weiß, dass „Retards“ der häufigste Begriff war, der von denjenigen verwendet wurde, die die Hedge-Fonds, die in den Zusammenbruch von GameStop investiert hatten, leerverkauft haben. Es ist praktisch unmöglich, das Ethos dieser Subkultur zu diskutieren, ohne diesen Begriff zu verwenden. Dies war einer ihrer beliebtesten Schlachtrufe:

„Wir können länger zurückgeblieben sein, als Sie zahlungsfähig bleiben können.“

Und die Verwendung dieses Begriffs auf Sub-Reddit war nicht nur allgegenwärtig, sondern auch faszinierend: überlagert von mehreren Ebenen der Ironie und Selbstabwertung. Soziologen könnten und sollten untersuchen, wie dieser Begriff von diesen Redditoren verwendet wurde und welche Rolle er bei der Bildung der Gemeinschaft spielte, die es ihnen ermöglichte, einen Schlag gegen diese Hedgefonds zu führen. Er spiegelte ihren selbst wahrgenommenen Platz am unteren Ende der sozialen Hierarchie wider. Sie drückten die Ironie darin aus, dass sie als ungebildete Investoren die selbsternannten Finanzzauberer besiegten und markierte ihre Kultur und Gemeinschaft als transgressiv. Haben einige den Begriff in böser Absicht verwendet? Vielleicht. Aber es gab eine enorme Komplexität darin.

GameStop ist eine US-amerikanische Einzelhandelskette für Computerspiele und Unterhaltungssoftware. Kleinanleger hatten durch konzertierte Zeichnung den Wert der Aktie in die Höhe getrieben. Foto: Flickr / Mike Mozart, Lizenz: CC BY 2.0

Jegliche Diskussion über diesen Begriff für tabu zu erklären – wie Lorenz es versucht hat – ist zutiefst anti-intellektuell. So zu tun, als gäbe es keinen Unterschied zwischen der Verwendung dieses Begriffs durch die Redditors und seiner Diskussion im Clubhouse einerseits und seiner böswilligen Verwendung als Beleidigung für kognitiv Behinderte andererseits, ist extrem unehrlich. Erwachsene, die den Begriff verwenden, öffentlich zu verpetzen, ohne auch nur den kleinsten Versuch zu unternehmen, den Kontext und die Absicht zu verstehen oder zu vermitteln, ist bösartig, ekelhaft und soziopathisch.

Aber das ist jetzt das vorherrschende Ethos im Konzernjournalismus. Sie haben nicht genug Talent oder Fähigkeiten und noch weniger Lust, es mit den wirklichen Machtzentren aufzunehmen: dem militärisch-industriellen Komplex, der CIA und dem FBI, dem geheimen Sicherheitsstaat, der Wall Street, den Monopolen im Silicon Valley, den korrumpierten und verlogenen Konzernmedien, denen sie dienen. Sich also auf diesen pfennigfuchserischen, trivialen Schwachsinn einzulassen – Petzen, Flurüberwachung, Sprachpolizei: alles auf die anti-intellektuellste, pubertärste und primitivste Weise – ist alles, was sie haben. Es ist alles, was sie sind. Das ist der Grund, warum sie die Verachtung und das Misstrauen, das die Öffentlichkeit ihnen entgegenbringt, völlig verdient haben.

Die gleiche verkrüppelte Mentalität führte gerade zur Zerstörung der Karriere und des Rufs von Lorenz‘s weitaus versierterem Kollegen, dem Wissenschaftsreporter Donald McNeil. Auf einer Exkursion für reiche High-School-Kinder nach Peru im Jahr 2019 benutzte er das „N-Wort“ [„Nigger“, Anm. d. Übersetzers], nachdem eine Schülerin ihn gefragt hatte, ob er es fair fände, dass eine ihrer Klassenkameradinnen bestraft wurde, weil sie es in einem Video benutzt hatte. McNeil benutzte es nicht aus Bosheit oder als rassistische Beleidigung, sondern um sich nach den Fakten des Videos zu erkundigen, damit er die Frage der Schülerin beantworten konnte.

Nachdem leitende Redakteure der New York Times – darunter auch der afroamerikanische Chefredakteur Dean Baquet – den Vorfall untersucht hatten und zu dem Schluss kamen, dass „nur“ ein Verweis angemessen sei – „Seine Absichten schienen mir nicht hasserfüllt oder bösartig gewesen zu sein“, so Baquet – schrieben Dutzende von McNeils Kollegen einen wütenden Brief, in dem sie eine weitaus härtere Strafe forderten. „Unsere Gemeinschaft ist empört und leidet“, sagten die 150 Times-Mitarbeiter, die den Brief unterzeichneten, und fügten hinzu: „Absicht ist irrelevant.“ Absicht ist irrelevant, wenn es darum geht zu beurteilen, wie hart man diesen geschichtsträchtigen Journalisten für die Äußerung dieses Wortes bestrafen sollte.

Sie bekamen was sie wollten. McNeil schrieb eine kriecherische, unterwürfige Entschuldigung – und dann verkündete die Times, dass er nach fünfundvierzig Jahren bei der Zeitung seinen Job los sei, auch für die COVID-Berichterstattung im letzten Jahr, die die Zeitung für einen Pulitzer-Preis für Dienste an der Öffentlichkeit eingereicht hatte. Stellen Sie sich das einmal vor: Die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter der New York Times verlangten vom Management, einen Gewerkschaftskollegen härter zu bestrafen, als das Management es wollte. Im Jahr 2002 gewann McNeil den 1. Preis der „National Association of Black Journalists“ für seine hervorragende Berichterstattung über die Auswirkungen der AIDS-Krise auf Afrika. Jetzt sind seine fünfundvierzigjährige Karriere und sein Ruf zerstört – von seinen eigenen Kollegen – weil „Absicht irrelevant“ ist, wenn man verbotene Wörter verwendet.

Die übergreifende Regel linker Medienkreise und linker Politik ist, dass Sie jeden, der von der linken Orthodoxie abweicht, einfach jeder Art von Bigotterie beschuldigen, die Ihnen beiläufig in den Sinn kommt – verleumden Sie sie einfach als Rassisten, Frauenfeinde, Homophobe, Transphobe, etc. ohne die geringste Notwendigkeit für Beweise – und es wird als völlig akzeptabel angesehen werden. Das ist die Rubrik, unter der der berühmteste Anwalt der ACLU, einer Organisation, die sich einst den strengen Regeln der

Rechtsstaatlichkeit verschrieben hatte, am Samstag beschloss, zwei seiner ideologischen Gegner als „eng mit weißen Suprematisten verbunden“ zu brandmarken. Vom „Time Magazine“ taufrisch als einer der 100 einflussreichsten Menschen des Planeten benannt – das ist jemand mit viel Macht und Einfluss – entschied sich Trans-Aktivist und ACLU-Anwalt Chase Strangio, diese extrem schwerwiegende Anschuldigung gegenüber J.K. Rowling und Abigail Shrier zu erheben, die sich beide gegen die Aufnahme von Trans-Mädchen in den Frauensport aussprechen.

Wie ich schon früher geschrieben habe, stimme ich nicht mit denen überein, die dieses absolute Verbot befürworten. Ich bin offen für einen wissenschaftlichen Konsens, der hormonelle und andere medizinische Verfahrensweisen entwickelt, wie Trans-Mädchen und -Frauen fair mit CIS-Frauen in sportlichen Wettkämpfen konkurrieren können. Aber das berechtigt Sie nicht – vor allem nicht als ACLU-Anwalt -, einfach herumzulaufen und Leute beiläufig als „eng mit weißen Suprematisten verbunden“ zu brandmarken, die nie auch nur im Entferntesten eine solche Affinität gezeigt haben, nur weil Ihnen gerade danach ist und weil Sie sich nach der Macht sehnen, Ihre Gegner zu zerstören, oder zu faul sind, sich mit ihren tatsächlichen Ansichten auseinanderzusetzen.

Aber das ist ein absolut akzeptables Verhalten in Mainstream- und linken Kreisen. Ich habe gerade die Woche damit verbracht, von dieser Art von Menschen weithin als „Frauenfeind“ gebrandmarkt zu werden – jemand, der Frauen hasst – weil ich die Kongressabgeordnete Ocasio-Cortez für ihre verächtliche Ablehnung des Angebots mit ihr zusammenzuarbeiten, von Sen. Ted Cruz (R-TX), kritisierte und verspottete, um das Verhalten von Robinhood in der GameStop-Affäre zu untersuchen. Ich kritisierte vor allem ihre lächerlichen Vorwurf an Cruz, dass er sie „fast ermordet hätte“ – eine Behauptung, von der sogar der CNN „Fakten-Checker“ Daniel Dale, der lieber seine eigenen Augen ausstechen würde als zu schlußfolgern, dass ein beliebter Demokrat gelogen hat – sagte, es gäbe dafür keine Beweise, weil „Cruz nicht Gewalt gegen Ocasio-Cortez befürwortete, geschweige denn, zu ihrer Ermordung aufrief.“

Daniel Dale Faktenprüfer bei CNN. Foto: Flickr
/ Thomas Hawk, Lizenz: CC BY-NC 2.0

AOC (Alexandria Ocasio-Cortez, Anm. d. Red.) ist eine beliebte und mächtige Politikerin und Journalisten dürfen solche Leute kritisieren und verspotten. Es ist unser Job. Doch dafür, meinen Ruf zu erledigen, wurde ich beiläufig und weithin als sexistischer Frauenhasser beschimpft (ironischerweise ist das ein altes homophobes Sprachbild, das lange gegen homosexuelle Männer verwendet wurde) – von Leuten wie Ashley Reese („unverblümt mysogyn“) von „Jezebel“ [feministische Webseite, Anm. d. Übersetzers] (eine Seite, die ihren Namen einfach in „Sie Misogynist!“ ändern sollte, da es dort eh keine anderen Inhalte gibt) sowie vom langjährigen Media Matters- und David Brock-Verleumdungskünstler Eric Boelhert („Greenwalds Hass auf Frauen kennt keine Grenzen“).

Dass ich einer der ersten und aktivsten Unterstützer von AOC im Jahr 2018 war, als sie gegen den Amtsinhaber Joe Crowley antrat – als Leute wie Reese und Boelhert noch nicht einmal von ihr gehört hatten – und dass ich sie öfter verteidigt habe, als ich zählen kann, während ich sie auch gelegentlich kritisiert habe, bleibt offensichtlich unerwähnt und spielt keine Rolle (für diejenigen, die fragen, warum ich sie unterstützt habe: Ich hatte AOC während ihres Vorwahlkampfes interviewt und sie gab beeindruckende Antworten, die man in ihrer heutigen Politik nicht mehr wiederfindet). Meine Unterstützung für AOC im Jahr 2018 fand zeitgleich mit meiner frauenfeindlichen Unterstützung für Cynthia Nixon als Gouverneurin von New York sowie Zephyr Teachouts als Generalstaatsanwältin statt. War meine Misogynie damals versteckt, oder hat sie sich erst kürzlich entwickelt? Es gibt keinen Grund, irgendetwas davon in Frage zu stellen. Ist nicht nötig. Es gibt null Vernunft, geschweige denn Beweise für diese Taktik. Sie ist nur von Bosheit, Dummheit und Rachsucht getrieben.

Ich kann diese Art von anklagenden Verleumdungen ignorieren oder sie – und diejenigen, die sie praktizieren – verachten und lächerlich machen – und das tue ich auch – weil sie keine Macht über mich haben. Aber bedenken Sie, wie viele Menschen im Journalismus oder in anderen Berufen, deren Positionen weniger sicher sind, durch diese niederträchtigen Taktiken regelrecht terrorisiert, zum Schweigen gebracht und zur Konformität gezwungen werden. Sie wissen, dass ihr Ruf sofort zerstört werden kann, wenn sie Ansichten äußern, die diesen Stasi-Agenten und ihren Chefs missfallen. Also bleiben sie still oder gefügig – aus der Notwendigkeit heraus.

Das ist der Zweck und die Funktion dieser niederen Anschuldigungs-Taktiken: zu kontrollieren, zu zwingen, zu dominieren, zu unterdrücken. Die Leute, die sich auf diese charakter-mordenden, Zensur päppelnden Spiele einlassen – vor allem jene, die sich „Journalisten“ nennen – verdienen nichts als große Verachtung. Und diejenigen, die nicht ihrem Einfluss und ihrer Macht unterliegen, haben eine besondere Verpflichtung, sie damit zu überhäufen. Abgesehen davon, dass es verdient ist, ist diese Verachtung die einzige Möglichkeit, diese Taktik zu neutralisieren.

Quellen:

Quellen:

[1] https://greenwald.substack.com, Glenn Greenwald, „Demanding Silicon Valley Suppress “Hyper-Partisan Sites” in Favor of “Mainstream News” (The NYT) is a Fraud“, am 25.11.2020, <https://greenwald.substack.com/p/demanding-silicon-valley-suppress>

[2] The Guardian, Glenn Greenwald, „The crux of the NSA story in one phrase: ‚collect it all‘“, am 15.07.2013, <https://www.theguardian.com/commentisfree/2013/jul/15/crux-nsa-collect-it-all>

[3] CNN, Brian Stelter, „What should Facebook do about InfoWars?“, <https://edition.cnn.com/videos/tv/2018/07/15/what-should-facebook-do-about-infowars-rs.cnn>

[4] Twitter, CNN, „A Florida woman who ran a Trump supporters page that unwittingly promoted a…“, am 21.02.2018. <https://twitter.com/cnn/status/966134015337140229?lang=en>

[5] Twitter, Alexandria Ocasio-Cortez, „What are @Apple and @GooglePlay doing about this?“, am 08.01.2021, <https://twitter.com/AOC/status/1347679332014161920>

[6] https://greenwald.substack.com, Glenn Greenwald, „How Silicon Valley, in a Show of Monopolistic Force, Destroyed Parler“, am 12.01.2021, <https://greenwald.substack.com/p/how-silicon-valley-in-a-show-of-monopolistic>

[7] The New York Times, Giulia Marchi, „Millions Flock to Telegram and Signal as Fears Grow Over Big Tech“, am 14.01.2021, <https://www.nytimes.com/2021/01/13/technology/telegram-signal-apps-big-tech.html>

[8] The New York Times, „Are Private Messaging Apps the Next Misinformation Hot Spot?“, am 03.02.2021, <https://www.nytimes.com/2021/02/03/technology/personaltech/telegram-signal-misinformation.html>

[9] Twitter, Tom Elliott, „The New Yorker‘s @SteveCollNY suggests Mark…“, am 07.12.2020, <https://twitter.com/tomselliott/status/1335926863517069315>

[10] Twitter, Jesse Singal, „Already signs of it. Chayka co-runs StydyHall, biggest…“, am 17.07.2021, <https://twitter.com/jessesingal/status/1323311313246916615>

[11] The Guardian, Ariel Bogle, „Sinister sounds: podcasts are becoming the new medium of misinformation“, am 11.12.2020, <https://www.theguardian.com/media/2020/dec/12/sinister-sounds-podcasts-are-becoming-the-new-medium-of-misinformation>

[12] Twitter, ProPublica, „Steve Bannon broadcasts election denialism and …“, am 06.02.2021, <https://twitter.com/propublica/status/1358058711030386689>

[13] Twitter, Tom Elliott, „ProPublica’s @lydiadepillis suggests Apple should …“, am 27.01.2021, <https://twitter.com/tomselliott/status/1354468282993160192>

[14] CNBC, Salvador Rodriguez, „How Black users are saving Clubhouse from becoming a drab hangout for tech bros“, am 10.01.2021, <https://www.cnbc.com/2021/01/10/black-users-turned-social-app-clubhouse-from-drab-to-fun.html>

[15] South China Morning Post, Che Pan und Yujie Xue, „Clubhouse tempts censorship in China as users flock to social network’s audio chat rooms to debate Hong Kong, Xinjiang“, am 07.02.2021, <https://www.scmp.com/tech/tech-trends/article/3120907/clubhouse-tempts-censorship-china-users-flock-social-networks>

[16] The Verge, Zoe Schiffer, „A Clubhouse conversation has sparked accusations of anti-Semitism“, am 30.09.2020, <https://www.theverge.com/2020/9/30/21495419/clubhouse-conversation-antisemitism-content-moderation>

[17] Vice, Jason Koebler, Anna Merlan und Joseph Cox, „Silicon Valley Elite Discuss Journalists Having Too Much Power in Private App“, am 02.07.2020, <https://www.vice.com/en/article/n7w3zw/silicon-valley-elite-discuss-journalists-having-too-much-power-in-private-app>

[18] Grit Daily, Olivia Smith, „On Clubhouse, Women and People of Color Face Abuse“, am 16.01.2021, <https://gritdaily.com/on-clubhouse-women-and-people-of-color-face-abuse/>

[19] Twitter, Kmele, „Unsurprisingly, multiple ppl in the room insist this never occurred.“, am 07.02.2021, <https://twitter.com/kmele/ status/1358291471707762690>

[20] Twitter, Nait Jones, „I modded that room. Here’s what actually happened.“, am 07.02.2021, <https://twitter.com/NaithanJones/status/1358278247142879233>

[21] Twitter, Kmele, „Imagine you get snatched up for publishing false…“, am 07.02.2021, <https://twitter.com/kmele/status/1358305361560698881>

[22] Twitter, Jessica Lessin, „So, @elonmusk tells world that he will be on Clubhouse „, am 01.02.2021, <https://twitter.com/Jessicalessin/status/1356091226093588482>

[23] Twitter, Mason , „Taylor Lorenz has been obsessed with Marc Andreessen“, am 07.02.2021, <https://twitter.com/webdevMason/status/1358349374749769730>

Nackenschläge für die journalistische Petz- und Zensurindustrie

Von Glenn Greenwald , veröffentlicht am: 29. Juni 2021, Kategorien: Medien & Technik

Dieser Text wurde zuerst am 07.02.2021 auf greenwald.substack.com unter der URL <https://greenwald.substack.com/p/the-journalistic-tattletale-and-censorship> veröffentlicht. Lizenz: © Glenn Greenwald

Foto: George Ourfalian, Flickr.com, Lizenz: CC BY 2.0

Taylor Lorenz von der NYT beschuldigt fälschlicherweise einen Tech-Investor, beleidigend gewesen zu sein, nachdem sie monatelang versuchte, eine neue App zu infiltrieren und zu überwachen, die freie Konversation ermöglicht.

In den letzten paar Jahren ist ein neuer und schnell wachsender journalistischer „Rhythmus“ entstanden, den man am besten als eine unheilige Mischung aus Junior-High-Flurwächter-Gepetze und Stasi-mäßiger Bürgerüberwachung beschreiben kann. Er ist halb pubertär und halb bösartig. Seine primären Ziele sind Kontrolle, Zensur und die Zerstörung von Reputationen aus Spaß und für Macht. Obwohl sein Epizentrum die größten Medienkonzerne sind, ist es das Gegenteil zum Journalismus.

Ich habe schon früher über eine besonders giftige Form dieser autoritären „Berichterstattung“ geschrieben [1]. Journalisten-Teams bei drei der einflussreichsten Konzernmedien – die „Medienreporter“ von CNN (Brian Stelter und Oliver Darcy), die „Desinformations-Einheit“ von NBC (Ben Collins und Brandy Zadrozny) und die Tech-Reporter der New York Times (Mike Isaac, Kevin Roose, Sheera Frenkel) – widmen den Großteil ihres „Journalismus“ der Suche nach Online-Räumen, in denen ihrer Meinung nach Rede- und Verhaltensregeln verletzt werden, markieren diese und plädieren dann für Strafmaßnahmen (Verbot, Zensur, Inhaltsregulierung, Nachsitzen). Diese Flurberichterstatter sind ein wichtiger Faktor, der erklärt, warum Tech-Monopole, die (aus ideologischen Gründen und Eigeninteresse) nie die Verantwortung für die Zensur übernehmen wollten, dies jetzt mit Hingabe und scheinbar willkürlicher, stumpfer Gewalt tun: Sie werden von den lautesten Medienunternehmen der Welt angeschwärzt, wenn sie es nicht tun.

Hinweisschild Überwachungskamera.
Foto: Flickr / Mike Mozart, Lizenz: CC BY 2.0

Genauso wie die NSA davon besessen ist, sicherzustellen, dass es keinen Ort auf der Erde gibt, an dem Menschen frei von ihren spionierenden Augen und Ohren kommunizieren können [2], können diese journalistischen Flurwächter die Vorstellung nicht ertragen, dass es irgendeinen Ort im Internet geben kann, an dem Menschen frei sind dahingehend, in einer Weise zu sprechen, die sie nicht billigen. Wie ein unheimlicher Informant für einen staatlichen Sicherheitsapparat verbringen sie ihre Tage damit, die Tiefen von Chatrooms und 4Chan-Bulletin-Boards, Reddit-Subthreads sowie privater Kommunikations-Apps zu trollen, um jeden aufzuspüren, ob einflußreich oder unbekannt, der etwas sagt, von dem sie glauben, es müsse verboten werden. Dazu benutzen sie dann die Konzern-Megaphone, die sie nicht konstruiert haben und dies auch gar nicht gekonnt hätten, aber die ihnen ausgehändigt wurden, um jeden zum Schweigen zu bringen und zu zerstören, der von den Orthodoxien ihrer Konzernmanager abweicht oder ihre Informations-Hegemonie herausfordert.

Oliver Darcy hat seine CNN-Karriere aufgebaut, indem er mit Brian Stelter herumsaß und gereizt auf Leute zeigte, die die Regeln in den sozialen Medien brechen und von den Tech-Managern verlangte, die Regelbrecher verschwinden zu lassen [3]. Die kleine Crew von geschwätzigen Millennials, die NBC zusammengestellt hat – und die sich auf ihre zwergenhafte Arbeit mit dem selbstverherrlichenden Titel „Arbeiten im Desinformationsraum“ beziehen: so unerschrocken und gefährlich wie die Aufdeckung von Korruption durch repressive Regime oder die Berichterstattung aus Kriegsgebieten – verbringt sie ihre tristen Tage damit, durch 4Chan-Boards zu scrollen, um die beleidigenden Memes und bösen Worte zu entlarven, die von transgressiven Jugendlichen verwendet werden; sie klopfen sich dann selbst auf die Schulter, weil sie gefährliche Machtzentren konfrontiert haben, selbst wenn es nichts Trivialeres und Schikanöseres ist als das Verpetzen der Identitäten von machtlosen, unbedeutenden Bürgern [4].

Aber das Schlimmste an diesem Dreigestirn sind die Tech-Reporter der NYT, wenn auch nur wegen ihres Einflusses und ihrer Reichweite. Als Silicon Valley-Monopole – von Rep. Alexandria Ocasio-Cortez (D-NY) [5] und anderen Gesetzgebern öffentlich dazu gedrängt – sich vereinigten, um Parler aus dem Internet zu entfernen [6], legte das Tech-Team der Times schnell seine Fluraufsichts-Brillen an und griff zu seinen Stasi-Notebooks, um davor zu warnen, die schlechten Menschen seien zu Signal und Telegram abgewandert [7]. Diese Woche fragten sie: „Sind Privatnachrichten-Apps der nächste Hot Spot für Desinformationen?“ [8] Ein Reporter offenbarte, dass er sich „Sorgen um Telegram mache. Abgesehen von Private Messaging nutzen die Leute Telegram gerne für Gruppenchats – bis zu 200.000 Leute können sich in einem Telegram-Chatraum treffen. Das scheint problematisch zu sein.“

Diese Beispiele von Journalismus, der missbraucht wird, um Zensur von Räumen zu fordern, die sie nicht kontrollieren können, sind zu zahlreich, um sie umfassend aufzuzählen. Und sie beschränken sich nicht auf diese drei Medien. Dass eine weitaus robustere Zensur dringend notwendig sei, ist jetzt ein virtueller Konsens im Mainstream-Konzernjournalismus: Es ist für sie eine animierende Mission.

„Diejenigen von uns, die im Journalismus tätig sind, müssen sich mit der Tatsache abfinden, dass die Redefreiheit – ein Prinzip, das uns heilig ist – gegen die Prinzipien des Journalismus zur Waffe gemacht wird“, beklagte sich Steve Coll, der ultimative Kenner des Establishment-Journalismus [9], Dekan der „Graduate School of Journalism“ der Universität von Columbia und ein Journalist beim „New Yorker“. Ein Mitarbeiter des „New Yorker“ und von „Vox“, der eine wichtige journalistische Mailingliste mit dem passenden Namen „Study Hall“ betreibt, Kyle Chayka, hat bereits damit begonnen, Substack zu beschimpfen, weil es Autoren beherbergt, die er für inakzeptabel hält (Jesse Singal, Andrew Sullivan, Bari Weiss) [10]. Ein kürzlich erschienener Artikel im „Guardian“ warnte, Podcasts wären ein Bereich, der noch nicht ausreichend kontrolliert würde [11]. „ProPublica“ tat am Sonntag dasselbe mit Blick auf Apple [12], und letzten Monat trat einer ihrer Reporter bei MSNBC auf, um zu fordern, dass Apple seine Podcast-Inhalte so aggressiv zensieren solle wie Google‘s YouTube derzeit seine Videoinhalte [13].

So haben wir die unvorstellbar verquere Dynamik, dass US-Journalisten nicht die Verteidiger der Werte der freien Meinungsäußerung sind, sondern die primären Kreuzritter, die sie zerstören. Sie tun es zum Teil für die Macht: um sicherzustellen, dass niemand außer ihnen den Fluss der Informationen kontrollieren kann. Sie tun es teilweise aus ideologischen Gründen und aus Hybris: dem Glauben heraus, dass ihre Weltanschauung so unbestreitbar richtig sei, dass jede abweichende Meinung von Natur aus gefährliche „Desinformation“ wäre. Und sie tun es aus kleinlicher Rachsucht: Sie werden offensichtlich erregt – finden einen ansonsten flüchtigen Zweck darin – den Ruf und das Leben von Menschen zu zerstören, egal wie machtlos diese sind. Was auch immer das Motiv sein mag: Mitarbeiter der Konzernmedien, deren Firmentitel „Journalist“ lautet, sind die primären Aktivisten gegen ein freies und offenes Internet und die Kernwerte des freien Denkens.

Die tiefgreifenden Pathologien, die all dies antreiben, wurden am Samstagabend als Ergebnis einer rücksichtslosen und selbsterniedrigenden Schmierenkampagne von Taylor Lorenz, einer der Star-Tech-Reporterinnen der New York Times, deutlich sichtbar.

Sie beschuldigte fälschlicherweise und öffentlich den Silicon-Valley-Unternehmer und Investor Marc Andreessen, während einer Diskussion über den Reddit/GameStop-Aufstand, das „Schimpfwort“ „zurückgeblieben“ benutzt zu haben.

Lorenz log. Andreessen hat dieses Wort nie benutzt. Und statt sich zu entschuldigen und es zurückzunehmen, rechtfertigte sie ihren Fehler, indem sie behauptete, es sei eine „männliche Stimme“ gewesen, die wie seine klang – und sperrte dann ihren Twitter-Account, als ob sie – und nicht die Person, die sie fälschlicherweise verleumdet hatte – das Opfer wäre.

Aber die Details des tatsächlichen Geschehens sind aufschlussreich. Die Diskussion, die Lorenz fälschlicherweise beschrieb, fand auf einer relativ neuen Audio-App namens „Clubhouse“ statt, einer Plattform, die nur auf Einladung zugänglich ist und private, frei zugängliche Gruppengespräche ermöglichen soll. Sie ist unter Führungskräften aus dem Silicon Valley und verschiedenen Medienpersönlichkeiten populär geworden (ich wurde vor ein paar Monaten zu dieser App eingeladen, habe aber nie an einer Diskussion teilgenommen). Aber wie CNBC diese Woche feststellte: „Als die App wuchs, schlossen sich Menschen unterschiedlicher Hintergründe an“, und sie „hat eine Nische unter den schwarzen Nutzern geschaffen, die neue Wege für die Nutzung gefunden haben.“ [14] Ihr Ethos der freien Meinungsäußerung hat sie auch in China zunehmend populär gemacht, um repressive Online-Zwänge zu umgehen [15].

Diese privaten Chats sind oft von Journalisten infiltriert worden, manchmal auf Einladung und manchmal durch Täuschung. Diese Journalisten versuchen, die Diskussionen zu überwachen und veröffentlichen dann Zusammenfassungen. Oft besteht die „Berichterstattung“ aus Äußerungen, die aus dem Zusammenhang gerissen wurden und die darauf abzielen, die Teilnehmer als bigott [16], unsensibel [17] oder als anderweitigen schlechten Verhaltens schuldig erscheinen zu lassen [18]. Mit anderen Worten: Journalisten, die verzweifelt nach Inhalten suchen, haben Clubhouse als neues Terrain für ihre schleimige Arbeit als freiwillige Flurwächter und Sprachpolizei ausgemacht.

Die Journalistin Taylor Lorenz. Foto: Wikipedia, Alefyi, Lizenz: CC BY-SA 4.0

In Erfüllung ihrer dort unwürdigen Pflichten, verkündete Lorenz auf Twitter, Andreessen habe ein böses Wort gesagt. Während der Diskussion über die „Reddit Revolution“, behauptete sie, er hätte das Wort „zurückgeblieben“ benutzt. Sie steigerte daraufhin ihre Petzerei, indem sie nicht nur diese Behauptung, sondern auch die Namen und Fotos derjenigen, die sich zu diesem Zeitpunkt im Raum befanden, einfügte und damit diejenigen bloßstellte, die sich des Verbrechens schuldig gemacht hatten, gegen Andreessens „böses Wort“ keinen Einspruch erhoben zu haben.

Zahlreiche Clubhaus-Teilnehmer, darunter Kmele Foster, dokumentierten sofort, dass Lorenz gelogen hatte [19]. Der Moderator der Diskussion, Nait Jones, sagte, dass „Marc dieses Wort nie benutzt hat“ [20]. Tatsächlich hatte Felicia Horowitz, eine andere Teilnehmerin der Diskussion, „erklärt, dass die Redditors sich selbst als ‚Revolution der Zurückgebliebenen‘ bezeichnen“ – und das war die einzige Erwähnung dieses Wortes.

Anstatt sich zu entschuldigen und den Tweet zurückzunehmen, bedankte sich Lorenz bei Jones für die „Klarstellung“ und betonte dann, wie verletzend es ist, dieses Wort zu verwenden [21]. Sie löschte den ursprünglichen Tweet kommentarlos und sperrte dann – als ihr die Verleumdung vollständig bewußt geworden war – ihr Konto.

Abgesehen von der Tatsache, dass eine Reporterin der New York Times rücksichtslos versucht hat, den Ruf von jemandem zu zerstören – was ist falsch an dieser Episode? Alles.

Die Teilnehmer an der „Clubhouse“-Diskusssion haben versucht, die verräterischen Reporter daran zu hindern, ihre privaten Gespräche zu belauschen, gerade weil diese sich selbst als Stasi-Agenten sehen, deren Aufgabe es sei, Menschen dafür zu melden, verbotene Gedanken auch in privaten Gesprächen zu äußern. Wie Jones treffend bemerkte: „Deshalb blockieren die Leute“ Journalisten: „Wegen dieser beschissenen Unehrlichkeit“.

Eine Reporterin, Jessica Lessin, beschwerte sich kürzlich, dass Andreesen sie aus seinen Clubhouse-Diskussionen ausgesperrt hat [22] – als ob sie das göttliche Recht hätte, die Kommunikation der Leute zu überwachen. Und Lorenz selbst ist seit Monaten davon besessen, Clubhouse-Diskussionen im Allgemeinen und Andreessen im Besonderen zu überwachen. Sie verspottete ihn erst letzte Woche, als sie sich eine gefälschte Zugangsberechtigung verschafft hatte [23].

Nehmen Sie sich einfach eine Sekunde Zeit, um darüber nachzudenken, wie gleichermaßen infantil und despotisch all dies ist. Diese NYT-Reporterin nutzte ihre Plattform, um praktisch von ihrem Schreibtisch aufzuspringen, zum Lehrer zu laufen und auszurufen: Er hat das R-Wort benutzt! Das ist es, was sie monatelang versucht hat: Leute in ihrer privaten Kommunikation dabei zu erwischen, wie sie Wörter benutzen oder Ideen äußern, die verboten sind, um sie an die Öffentlichkeit zu bringen. Dass sie sich geirrt hat, ist wohl der am wenigsten demütigende und erbärmliche Aspekt des Ganzen.

Doch abgesehen davon: Und wenn er das Wort „zurückgeblieben“ benutzt hätte? Was würde das bedeuten? Wenn jemand diesen Begriff böswillig verwendet, als Schimpfwort gegen andere, um deren Intellekt zu verhöhnen, ist es sicherlich vernünftig, das zu verurteilen. Mit dieser Absicht und in diesem Kontext verwendet, ist es unnötig verletzend für Menschen, die an Krankheiten mit kognitiven Einschränkungen leiden.

Aber das kommt nicht im Entferntesten dem nahe, was hier passiert ist. Jeder, der auch nur ein bisschen Zeit im Sub-Reddit-Thread von r/WallStreetBets verbracht hat, weiß, dass „Retards“ der häufigste Begriff war, der von denjenigen verwendet wurde, die die Hedge-Fonds, die in den Zusammenbruch von GameStop investiert hatten, leerverkauft haben. Es ist praktisch unmöglich, das Ethos dieser Subkultur zu diskutieren, ohne diesen Begriff zu verwenden. Dies war einer ihrer beliebtesten Schlachtrufe:

„Wir können länger zurückgeblieben sein, als Sie zahlungsfähig bleiben können.“

Und die Verwendung dieses Begriffs auf Sub-Reddit war nicht nur allgegenwärtig, sondern auch faszinierend: überlagert von mehreren Ebenen der Ironie und Selbstabwertung. Soziologen könnten und sollten untersuchen, wie dieser Begriff von diesen Redditoren verwendet wurde und welche Rolle er bei der Bildung der Gemeinschaft spielte, die es ihnen ermöglichte, einen Schlag gegen diese Hedgefonds zu führen. Er spiegelte ihren selbst wahrgenommenen Platz am unteren Ende der sozialen Hierarchie wider. Sie drückten die Ironie darin aus, dass sie als ungebildete Investoren die selbsternannten Finanzzauberer besiegten und markierte ihre Kultur und Gemeinschaft als transgressiv. Haben einige den Begriff in böser Absicht verwendet? Vielleicht. Aber es gab eine enorme Komplexität darin.

GameStop ist eine US-amerikanische Einzelhandelskette für Computerspiele und Unterhaltungssoftware. Kleinanleger hatten durch konzertierte Zeichnung den Wert der Aktie in die Höhe getrieben. Foto: Flickr / Mike Mozart, Lizenz: CC BY 2.0

Jegliche Diskussion über diesen Begriff für tabu zu erklären – wie Lorenz es versucht hat – ist zutiefst anti-intellektuell. So zu tun, als gäbe es keinen Unterschied zwischen der Verwendung dieses Begriffs durch die Redditors und seiner Diskussion im Clubhouse einerseits und seiner böswilligen Verwendung als Beleidigung für kognitiv Behinderte andererseits, ist extrem unehrlich. Erwachsene, die den Begriff verwenden, öffentlich zu verpetzen, ohne auch nur den kleinsten Versuch zu unternehmen, den Kontext und die Absicht zu verstehen oder zu vermitteln, ist bösartig, ekelhaft und soziopathisch.

Aber das ist jetzt das vorherrschende Ethos im Konzernjournalismus. Sie haben nicht genug Talent oder Fähigkeiten und noch weniger Lust, es mit den wirklichen Machtzentren aufzunehmen: dem militärisch-industriellen Komplex, der CIA und dem FBI, dem geheimen Sicherheitsstaat, der Wall Street, den Monopolen im Silicon Valley, den korrumpierten und verlogenen Konzernmedien, denen sie dienen. Sich also auf diesen pfennigfuchserischen, trivialen Schwachsinn einzulassen – Petzen, Flurüberwachung, Sprachpolizei: alles auf die anti-intellektuellste, pubertärste und primitivste Weise – ist alles, was sie haben. Es ist alles, was sie sind. Das ist der Grund, warum sie die Verachtung und das Misstrauen, das die Öffentlichkeit ihnen entgegenbringt, völlig verdient haben.

Die gleiche verkrüppelte Mentalität führte gerade zur Zerstörung der Karriere und des Rufs von Lorenz‘s weitaus versierterem Kollegen, dem Wissenschaftsreporter Donald McNeil. Auf einer Exkursion für reiche High-School-Kinder nach Peru im Jahr 2019 benutzte er das „N-Wort“ [„Nigger“, Anm. d. Übersetzers], nachdem eine Schülerin ihn gefragt hatte, ob er es fair fände, dass eine ihrer Klassenkameradinnen bestraft wurde, weil sie es in einem Video benutzt hatte. McNeil benutzte es nicht aus Bosheit oder als rassistische Beleidigung, sondern um sich nach den Fakten des Videos zu erkundigen, damit er die Frage der Schülerin beantworten konnte.

Nachdem leitende Redakteure der New York Times – darunter auch der afroamerikanische Chefredakteur Dean Baquet – den Vorfall untersucht hatten und zu dem Schluss kamen, dass „nur“ ein Verweis angemessen sei – „Seine Absichten schienen mir nicht hasserfüllt oder bösartig gewesen zu sein“, so Baquet – schrieben Dutzende von McNeils Kollegen einen wütenden Brief, in dem sie eine weitaus härtere Strafe forderten. „Unsere Gemeinschaft ist empört und leidet“, sagten die 150 Times-Mitarbeiter, die den Brief unterzeichneten, und fügten hinzu: „Absicht ist irrelevant.“ Absicht ist irrelevant, wenn es darum geht zu beurteilen, wie hart man diesen geschichtsträchtigen Journalisten für die Äußerung dieses Wortes bestrafen sollte.

Sie bekamen was sie wollten. McNeil schrieb eine kriecherische, unterwürfige Entschuldigung – und dann verkündete die Times, dass er nach fünfundvierzig Jahren bei der Zeitung seinen Job los sei, auch für die COVID-Berichterstattung im letzten Jahr, die die Zeitung für einen Pulitzer-Preis für Dienste an der Öffentlichkeit eingereicht hatte. Stellen Sie sich das einmal vor: Die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter der New York Times verlangten vom Management, einen Gewerkschaftskollegen härter zu bestrafen, als das Management es wollte. Im Jahr 2002 gewann McNeil den 1. Preis der „National Association of Black Journalists“ für seine hervorragende Berichterstattung über die Auswirkungen der AIDS-Krise auf Afrika. Jetzt sind seine fünfundvierzigjährige Karriere und sein Ruf zerstört – von seinen eigenen Kollegen – weil „Absicht irrelevant“ ist, wenn man verbotene Wörter verwendet.

Die übergreifende Regel linker Medienkreise und linker Politik ist, dass Sie jeden, der von der linken Orthodoxie abweicht, einfach jeder Art von Bigotterie beschuldigen, die Ihnen beiläufig in den Sinn kommt – verleumden Sie sie einfach als Rassisten, Frauenfeinde, Homophobe, Transphobe, etc. ohne die geringste Notwendigkeit für Beweise – und es wird als völlig akzeptabel angesehen werden. Das ist die Rubrik, unter der der berühmteste Anwalt der ACLU, einer Organisation, die sich einst den strengen Regeln der

Rechtsstaatlichkeit verschrieben hatte, am Samstag beschloss, zwei seiner ideologischen Gegner als „eng mit weißen Suprematisten verbunden“ zu brandmarken. Vom „Time Magazine“ taufrisch als einer der 100 einflussreichsten Menschen des Planeten benannt – das ist jemand mit viel Macht und Einfluss – entschied sich Trans-Aktivist und ACLU-Anwalt Chase Strangio, diese extrem schwerwiegende Anschuldigung gegenüber J.K. Rowling und Abigail Shrier zu erheben, die sich beide gegen die Aufnahme von Trans-Mädchen in den Frauensport aussprechen.

Wie ich schon früher geschrieben habe, stimme ich nicht mit denen überein, die dieses absolute Verbot befürworten. Ich bin offen für einen wissenschaftlichen Konsens, der hormonelle und andere medizinische Verfahrensweisen entwickelt, wie Trans-Mädchen und -Frauen fair mit CIS-Frauen in sportlichen Wettkämpfen konkurrieren können. Aber das berechtigt Sie nicht – vor allem nicht als ACLU-Anwalt -, einfach herumzulaufen und Leute beiläufig als „eng mit weißen Suprematisten verbunden“ zu brandmarken, die nie auch nur im Entferntesten eine solche Affinität gezeigt haben, nur weil Ihnen gerade danach ist und weil Sie sich nach der Macht sehnen, Ihre Gegner zu zerstören, oder zu faul sind, sich mit ihren tatsächlichen Ansichten auseinanderzusetzen.

Aber das ist ein absolut akzeptables Verhalten in Mainstream- und linken Kreisen. Ich habe gerade die Woche damit verbracht, von dieser Art von Menschen weithin als „Frauenfeind“ gebrandmarkt zu werden – jemand, der Frauen hasst – weil ich die Kongressabgeordnete Ocasio-Cortez für ihre verächtliche Ablehnung des Angebots mit ihr zusammenzuarbeiten, von Sen. Ted Cruz (R-TX), kritisierte und verspottete, um das Verhalten von Robinhood in der GameStop-Affäre zu untersuchen. Ich kritisierte vor allem ihre lächerlichen Vorwurf an Cruz, dass er sie „fast ermordet hätte“ – eine Behauptung, von der sogar der CNN „Fakten-Checker“ Daniel Dale, der lieber seine eigenen Augen ausstechen würde als zu schlußfolgern, dass ein beliebter Demokrat gelogen hat – sagte, es gäbe dafür keine Beweise, weil „Cruz nicht Gewalt gegen Ocasio-Cortez befürwortete, geschweige denn, zu ihrer Ermordung aufrief.“

Daniel Dale Faktenprüfer bei CNN. Foto: Flickr
/ Thomas Hawk, Lizenz: CC BY-NC 2.0

AOC (Alexandria Ocasio-Cortez, Anm. d. Red.) ist eine beliebte und mächtige Politikerin und Journalisten dürfen solche Leute kritisieren und verspotten. Es ist unser Job. Doch dafür, meinen Ruf zu erledigen, wurde ich beiläufig und weithin als sexistischer Frauenhasser beschimpft (ironischerweise ist das ein altes homophobes Sprachbild, das lange gegen homosexuelle Männer verwendet wurde) – von Leuten wie Ashley Reese („unverblümt mysogyn“) von „Jezebel“ [feministische Webseite, Anm. d. Übersetzers] (eine Seite, die ihren Namen einfach in „Sie Misogynist!“ ändern sollte, da es dort eh keine anderen Inhalte gibt) sowie vom langjährigen Media Matters- und David Brock-Verleumdungskünstler Eric Boelhert („Greenwalds Hass auf Frauen kennt keine Grenzen“).

Dass ich einer der ersten und aktivsten Unterstützer von AOC im Jahr 2018 war, als sie gegen den Amtsinhaber Joe Crowley antrat – als Leute wie Reese und Boelhert noch nicht einmal von ihr gehört hatten – und dass ich sie öfter verteidigt habe, als ich zählen kann, während ich sie auch gelegentlich kritisiert habe, bleibt offensichtlich unerwähnt und spielt keine Rolle (für diejenigen, die fragen, warum ich sie unterstützt habe: Ich hatte AOC während ihres Vorwahlkampfes interviewt und sie gab beeindruckende Antworten, die man in ihrer heutigen Politik nicht mehr wiederfindet). Meine Unterstützung für AOC im Jahr 2018 fand zeitgleich mit meiner frauenfeindlichen Unterstützung für Cynthia Nixon als Gouverneurin von New York sowie Zephyr Teachouts als Generalstaatsanwältin statt. War meine Misogynie damals versteckt, oder hat sie sich erst kürzlich entwickelt? Es gibt keinen Grund, irgendetwas davon in Frage zu stellen. Ist nicht nötig. Es gibt null Vernunft, geschweige denn Beweise für diese Taktik. Sie ist nur von Bosheit, Dummheit und Rachsucht getrieben.

Ich kann diese Art von anklagenden Verleumdungen ignorieren oder sie – und diejenigen, die sie praktizieren – verachten und lächerlich machen – und das tue ich auch – weil sie keine Macht über mich haben. Aber bedenken Sie, wie viele Menschen im Journalismus oder in anderen Berufen, deren Positionen weniger sicher sind, durch diese niederträchtigen Taktiken regelrecht terrorisiert, zum Schweigen gebracht und zur Konformität gezwungen werden. Sie wissen, dass ihr Ruf sofort zerstört werden kann, wenn sie Ansichten äußern, die diesen Stasi-Agenten und ihren Chefs missfallen. Also bleiben sie still oder gefügig – aus der Notwendigkeit heraus.

Das ist der Zweck und die Funktion dieser niederen Anschuldigungs-Taktiken: zu kontrollieren, zu zwingen, zu dominieren, zu unterdrücken. Die Leute, die sich auf diese charakter-mordenden, Zensur päppelnden Spiele einlassen – vor allem jene, die sich „Journalisten“ nennen – verdienen nichts als große Verachtung. Und diejenigen, die nicht ihrem Einfluss und ihrer Macht unterliegen, haben eine besondere Verpflichtung, sie damit zu überhäufen. Abgesehen davon, dass es verdient ist, ist diese Verachtung die einzige Möglichkeit, diese Taktik zu neutralisieren.

Quellen:

Quellen:

[1] https://greenwald.substack.com, Glenn Greenwald, „Demanding Silicon Valley Suppress “Hyper-Partisan Sites” in Favor of “Mainstream News” (The NYT) is a Fraud“, am 25.11.2020, <https://greenwald.substack.com/p/demanding-silicon-valley-suppress>

[2] The Guardian, Glenn Greenwald, „The crux of the NSA story in one phrase: ‚collect it all‘“, am 15.07.2013, <https://www.theguardian.com/commentisfree/2013/jul/15/crux-nsa-collect-it-all>

[3] CNN, Brian Stelter, „What should Facebook do about InfoWars?“, <https://edition.cnn.com/videos/tv/2018/07/15/what-should-facebook-do-about-infowars-rs.cnn>

[4] Twitter, CNN, „A Florida woman who ran a Trump supporters page that unwittingly promoted a…“, am 21.02.2018. <https://twitter.com/cnn/status/966134015337140229?lang=en>

[5] Twitter, Alexandria Ocasio-Cortez, „What are @Apple and @GooglePlay doing about this?“, am 08.01.2021, <https://twitter.com/AOC/status/1347679332014161920>

[6] https://greenwald.substack.com, Glenn Greenwald, „How Silicon Valley, in a Show of Monopolistic Force, Destroyed Parler“, am 12.01.2021, <https://greenwald.substack.com/p/how-silicon-valley-in-a-show-of-monopolistic>

[7] The New York Times, Giulia Marchi, „Millions Flock to Telegram and Signal as Fears Grow Over Big Tech“, am 14.01.2021, <https://www.nytimes.com/2021/01/13/technology/telegram-signal-apps-big-tech.html>

[8] The New York Times, „Are Private Messaging Apps the Next Misinformation Hot Spot?“, am 03.02.2021, <https://www.nytimes.com/2021/02/03/technology/personaltech/telegram-signal-misinformation.html>

[9] Twitter, Tom Elliott, „The New Yorker‘s @SteveCollNY suggests Mark…“, am 07.12.2020, <https://twitter.com/tomselliott/status/1335926863517069315>

[10] Twitter, Jesse Singal, „Already signs of it. Chayka co-runs StydyHall, biggest…“, am 17.07.2021, <https://twitter.com/jessesingal/status/1323311313246916615>

[11] The Guardian, Ariel Bogle, „Sinister sounds: podcasts are becoming the new medium of misinformation“, am 11.12.2020, <https://www.theguardian.com/media/2020/dec/12/sinister-sounds-podcasts-are-becoming-the-new-medium-of-misinformation>

[12] Twitter, ProPublica, „Steve Bannon broadcasts election denialism and …“, am 06.02.2021, <https://twitter.com/propublica/status/1358058711030386689>

[13] Twitter, Tom Elliott, „ProPublica’s @lydiadepillis suggests Apple should …“, am 27.01.2021, <https://twitter.com/tomselliott/status/1354468282993160192>

[14] CNBC, Salvador Rodriguez, „How Black users are saving Clubhouse from becoming a drab hangout for tech bros“, am 10.01.2021, <https://www.cnbc.com/2021/01/10/black-users-turned-social-app-clubhouse-from-drab-to-fun.html>

[15] South China Morning Post, Che Pan und Yujie Xue, „Clubhouse tempts censorship in China as users flock to social network’s audio chat rooms to debate Hong Kong, Xinjiang“, am 07.02.2021, <https://www.scmp.com/tech/tech-trends/article/3120907/clubhouse-tempts-censorship-china-users-flock-social-networks>

[16] The Verge, Zoe Schiffer, „A Clubhouse conversation has sparked accusations of anti-Semitism“, am 30.09.2020, <https://www.theverge.com/2020/9/30/21495419/clubhouse-conversation-antisemitism-content-moderation>

[17] Vice, Jason Koebler, Anna Merlan und Joseph Cox, „Silicon Valley Elite Discuss Journalists Having Too Much Power in Private App“, am 02.07.2020, <https://www.vice.com/en/article/n7w3zw/silicon-valley-elite-discuss-journalists-having-too-much-power-in-private-app>

[18] Grit Daily, Olivia Smith, „On Clubhouse, Women and People of Color Face Abuse“, am 16.01.2021, <https://gritdaily.com/on-clubhouse-women-and-people-of-color-face-abuse/>

[19] Twitter, Kmele, „Unsurprisingly, multiple ppl in the room insist this never occurred.“, am 07.02.2021, <https://twitter.com/kmele/ status/1358291471707762690>

[20] Twitter, Nait Jones, „I modded that room. Here’s what actually happened.“, am 07.02.2021, <https://twitter.com/NaithanJones/status/1358278247142879233>

[21] Twitter, Kmele, „Imagine you get snatched up for publishing false…“, am 07.02.2021, <https://twitter.com/kmele/status/1358305361560698881>

[22] Twitter, Jessica Lessin, „So, @elonmusk tells world that he will be on Clubhouse „, am 01.02.2021, <https://twitter.com/Jessicalessin/status/1356091226093588482>

[23] Twitter, Mason , „Taylor Lorenz has been obsessed with Marc Andreessen“, am 07.02.2021, <https://twitter.com/webdevMason/status/1358349374749769730>