Die deutsch-russische Jugendinitiative „Musik für Frieden“ bei einer Aufführung.
(Bild: musik-fuer-den-frieden.de)
Ein deutsch-russisches Filmprojekt in der Türkei
„Frieden ist möglich!“
Es gibt sie noch, die letzten ihrer Art: Deutsch-Russische Initiativen, die sich in der aktuellen Situation den neuen Feindbildern nicht nur verweigern, sondern genau antizyklisch handeln. Die Jugendinitiative „Musik für den Frieden – Mузыка ради Mира“ wird im Spätherbst eine zarte west-östliche ‚Romeo-und-Julia-Geschichte‘ verfilmen. Im türkischen Izmir.
Dieser Text wurde zuerst am 13.09.2023 auf www.globalbridgke.ch unter der URL <https://globalbridge.ch/frieden-ist-moeglich-ein-deutsch-russisches-filmprojekt-in-der-tuerkei/> veröffentlicht. Lizenz: Leo Ensel, Global Bridge, CC BY-NC-ND 4.0
Was machen deutsche und russische Jugendliche, die sich auch in einer Zeit des Krieges und zunehmender geopolitischer Spannungen den verordneten neuen und alten Feindbildern partout nicht unterordnen und den Kontakt gerade jetzt keineswegs abbrechen wollen? Wie können sie sich angesichts der seit Beginn des Ukrainekrieges dramatisch verschlechterten Einreisebedingungen persönlich treffen? Wo gemeinsam neue Projekte realisieren?
Zum Beispiel in der Türkei, die für beide Seiten noch vergleichsweise leicht, sprich: visafrei, erreichbar ist!
Izmir, das antike Smyrna, das vor genau 101 Jahren, am 13. September 1922 im Zuge des griechisch-türkischen Krieges in Flammen aufging – bei den damit einhergehenden Auseinandersetzungen wurden mindestens 25.000 meist griechische und armenische Zivilisten getötet und etwa 200.000 vertrieben –, ist so ein passender symbolträchtiger Ort, um gelebte Freundschaft und Verständigung von deutschen und russischen Jugendlichen als Keim für eine friedliche Zukunft zu realisieren. Und zwar in Gestalt eines professionell erstellten Produkts – in diesem Falle ein Film – für den Rest der Welt.
„Musik für den Frieden – Mузыка ради Mира“
Das „Ensemble MIR“ – „Mir“ (Мир) heißt „Frieden“ – aus Südbaden und das „Jugendtheater PREMIER“ aus dem russischen Twer haben sich für den Herbst dieses anspruchsvolle Ziel gesetzt. Vor fünf Jahren hatten beide Seiten sich zum Projekt „Musik für den Frieden – Mузыка ради Mира“ [1] zusammengeschlossen. Und sie sind in beiden Ländern längst keine Unbekannten mehr. Bereits im Herbst 2019 konzertierten sie gemeinsam und live in Russland (Twer, Moskau) und Deutschland (Rheinfelden, Basel, Badenweiler, Freiburg). Russische und deutsche Medien berichteten begeistert. Auch während der Coronazeit ließ man sich von gemeinsamen Projekten nicht abbringen: Drei Musikvideos – u.a. unter dem Titel „Heal the World“ – wurden online über die Grenzen hinweg produziert und auf dem eigenen YouTube-Kanal veröffentlicht [2]. Und vor einem Jahr, am 11. September 2022, wurde der Initiative in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche der „Göttinger Friedenspreis“ verliehen [3].
„Musik für den Frieden“, so sehen die Jugendlichen ihre Initiative,
- ist eine deutsch-russische Jugendbegegnung für den Frieden im Zeichen der Musik, des Theaters und des Tanzes;
- kommt aus der Zivilgesellschaft und zeigt auf der zwischenmenschlichen Ebene, dass ein vertrauensvolles, inspiriertes und freundschaftliches Zusammenleben auch in schwierigen Zeiten möglich ist;
- ist eine der letzten zivilgesellschaftlichen Brücken zwischen Deutschland und Russland;
- ist eine leise Stimme, die aber gehört wird.
Kurz: „Musik für den Frieden“ denkt und handelt nach dem Motto des Konfuzius: „Es ist besser, ein einziges kleines Licht zu entzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“
Es versteht sich von selbst, dass beide Seiten nach dem 24. Februar letzten Jahres ihre Aktivitäten nicht etwa eingestellt, sondern – „Jetzt erst recht!“ – auch noch ausgebaut haben. Sieht sich „Musik für den Frieden“ doch in der Tradition des Deutsch-Französischen Jugendwerks, das nach dem Zweiten Weltkrieg mit dazu beigetragen hat, aus den ehemaligen Erzfeinden Frankreich und Deutschland friedliche Nachbarn zu machen. Mittlerweile ist die Jugendinitiative in der Friedensbewegung gut vernetzt und erhält viel Zuspruch. „Musik für den Frieden e.V.“ ist u.a. auch Mitglied im Deutsch-Russischen Forum Berlin und umrahmte im Frühjahr musikalisch die Feier zu dessen 30-jährigem Jubiläum.
Eine zarte west-östliche ‚Romeo-und-Julia-Geschichte‘ zu Zeiten des Krieges
Nun also ein gemeinsames Filmprojekt. Realisiert auf neutralem Boden, in Izmir und Umgebung. Anfang November drehen 15 Jugendliche des „Teatr PREMIER“ und 15 Jugendliche des „Ensemble MIR“ gemeinsam mit ihren Projektleitern in der Türkei einen Musikfilm. Darin soll die Zerrissenheit und die Selbstzerstörung der Gegenwart thematisiert werden. Aber nicht nur das: Durch eine beispielgebende vertrauensvolle Arbeit stemmen sich die russischen und deutschen Jugendlichen dem Zeitgeist, der die Lösung von Konflikten nur noch in der militärischen Auseinandersetzung sieht, entgegen.
In Izmir – einem Ort, der Morgen- und Abendland verbindet, aber auch für brutalste Morde und ethnische Vertreibungen steht – soll eine zarte west-östliche Romeo-und-Julia-Geschichte gespielt werden. Kompass für die Filmhandlung, so die Organisatoren, ist der europäische Humanismus. Theaterleiter Andrey Korjakow, Direktor des „Teatr Premier“ (Twer), wird Regie führen. Die Kameraführung wird von einem russischen und einem deutschen Filmemacher übernommen. Der Filmschnitt erfolgt dann in Twer.
Musikalische Grundlage für diesen Film sind zwei Songs von Andrey Korjakow und David Vogt, einem bekannten Berliner Musikproduzenten. Die Gesangstimmen werden im Nachgang in den jeweiligen Ländern einzeln aufgenommen und in einem Studio im Raum Freiburg abgemischt und gemastert. Am 31. Dezember 2023 soll die Filmproduktion abgeschlossen sein. Der fertige Musikfilm wird anschließend auf dem YouTube-Kanal „Musik für den Frieden“ veröffentlicht und in den Social-Media-Kanälen beworben.
Neben dem eigentlichen Musikfilm soll auch die gesamte Reise und Begegnung – schließlich handelt es sich um ein ungewöhnliches Mutmachprojekt zu Kriegszeiten – in einer Film-Dokumentation festgehalten werden. Bei weiteren Veranstaltungen (Theater, Konzerte) der Ensembles „Musik für den Frieden“ und „Premier“ können Sequenzen aus dem Film bzw. der Reisedokumentation eingebaut werden.
Vor wenigen Tagen waren die beiden Initiatoren Thomas und Ulrike Vogt in Izmir, um die deutsch-russische Jugendbegegnung vorzubereiten. Sie trafen sich mit einflussreichen, ortskundigen Vertretern der türkischen Friedensbewegung und konnten sie überzeugen, das Filmprojekt zu unterstützen.
Das ambitionierte Ziel: Die Öffentlichkeit in Russland und Deutschland soll nachhaltig erfahren können, dass zwischen jungen Menschen aus beiden Ländern auch heute Verständigung möglich ist – wenn man nur will!
Man darf gespannt sein.
PS:
Auch Aktivitäten für den Frieden – Sie ahnen es dunkel – kosten Geld. (Die Organisatoren haben ein Gesamtbudget von 35.000 € einkalkuliert.) Wer in dieser spannungsgeladenen Zeit ebenfalls kontrazyklisch handeln und auch etwas bewirken will, kann sich gerne hier beteiligen: Musik für den Frieden e.V., Emil-Bizzer-Strasse 92, D-79379 Müllheim im Markgräflerland, Sparkasse Markgräflerland, IBAN DE24 6835 1865 0108 7211 43, BIC SOLADES1MGL oder per PayPal über die Homepage: www.musik-fuer-den-frieden.de. Der Verein ist gemeinnützig und ist berechtigt, Spendenbescheinigungen auszustellen.
Ein deutsch-russisches Filmprojekt in der Türkei
„Frieden ist möglich!“
Dieser Text wurde zuerst am 13.09.2023 auf www.globalbridgke.ch unter der URL <https://globalbridge.ch/frieden-ist-moeglich-ein-deutsch-russisches-filmprojekt-in-der-tuerkei/> veröffentlicht. Lizenz: Leo Ensel, Global Bridge, CC BY-NC-ND 4.0
Die deutsch-russische Jugendinitiative „Musik für Frieden“ bei einer Aufführung.
(Bild: musik-fuer-den-frieden.de)
Es gibt sie noch, die letzten ihrer Art: Deutsch-Russische Initiativen, die sich in der aktuellen Situation den neuen Feindbildern nicht nur verweigern, sondern genau antizyklisch handeln. Die Jugendinitiative „Musik für den Frieden – Mузыка ради Mира“ wird im Spätherbst eine zarte west-östliche ‚Romeo-und-Julia-Geschichte‘ verfilmen. Im türkischen Izmir.
Was machen deutsche und russische Jugendliche, die sich auch in einer Zeit des Krieges und zunehmender geopolitischer Spannungen den verordneten neuen und alten Feindbildern partout nicht unterordnen und den Kontakt gerade jetzt keineswegs abbrechen wollen? Wie können sie sich angesichts der seit Beginn des Ukrainekrieges dramatisch verschlechterten Einreisebedingungen persönlich treffen? Wo gemeinsam neue Projekte realisieren?
Zum Beispiel in der Türkei, die für beide Seiten noch vergleichsweise leicht, sprich: visafrei, erreichbar ist!
Izmir, das antike Smyrna, das vor genau 101 Jahren, am 13. September 1922 im Zuge des griechisch-türkischen Krieges in Flammen aufging – bei den damit einhergehenden Auseinandersetzungen wurden mindestens 25.000 meist griechische und armenische Zivilisten getötet und etwa 200.000 vertrieben –, ist so ein passender symbolträchtiger Ort, um gelebte Freundschaft und Verständigung von deutschen und russischen Jugendlichen als Keim für eine friedliche Zukunft zu realisieren. Und zwar in Gestalt eines professionell erstellten Produkts – in diesem Falle ein Film – für den Rest der Welt.
„Musik für den Frieden – Mузыка ради Mира“
Das „Ensemble MIR“ – „Mir“ (Мир) heißt „Frieden“ – aus Südbaden und das „Jugendtheater PREMIER“ aus dem russischen Twer haben sich für den Herbst dieses anspruchsvolle Ziel gesetzt. Vor fünf Jahren hatten beide Seiten sich zum Projekt „Musik für den Frieden – Mузыка ради Mира“ [1] zusammengeschlossen. Und sie sind in beiden Ländern längst keine Unbekannten mehr. Bereits im Herbst 2019 konzertierten sie gemeinsam und live in Russland (Twer, Moskau) und Deutschland (Rheinfelden, Basel, Badenweiler, Freiburg). Russische und deutsche Medien berichteten begeistert. Auch während der Coronazeit ließ man sich von gemeinsamen Projekten nicht abbringen: Drei Musikvideos – u.a. unter dem Titel „Heal the World“ – wurden online über die Grenzen hinweg produziert und auf dem eigenen YouTube-Kanal veröffentlicht [2]. Und vor einem Jahr, am 11. September 2022, wurde der Initiative in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche der „Göttinger Friedenspreis“ verliehen [3].
„Musik für den Frieden“, so sehen die Jugendlichen ihre Initiative,
- ist eine deutsch-russische Jugendbegegnung für den Frieden im Zeichen der Musik, des Theaters und des Tanzes;
- kommt aus der Zivilgesellschaft und zeigt auf der zwischenmenschlichen Ebene, dass ein vertrauensvolles, inspiriertes und freundschaftliches Zusammenleben auch in schwierigen Zeiten möglich ist;
- ist eine der letzten zivilgesellschaftlichen Brücken zwischen Deutschland und Russland;
- ist eine leise Stimme, die aber gehört wird.
Kurz: „Musik für den Frieden“ denkt und handelt nach dem Motto des Konfuzius: „Es ist besser, ein einziges kleines Licht zu entzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“
Es versteht sich von selbst, dass beide Seiten nach dem 24. Februar letzten Jahres ihre Aktivitäten nicht etwa eingestellt, sondern – „Jetzt erst recht!“ – auch noch ausgebaut haben. Sieht sich „Musik für den Frieden“ doch in der Tradition des Deutsch-Französischen Jugendwerks, das nach dem Zweiten Weltkrieg mit dazu beigetragen hat, aus den ehemaligen Erzfeinden Frankreich und Deutschland friedliche Nachbarn zu machen. Mittlerweile ist die Jugendinitiative in der Friedensbewegung gut vernetzt und erhält viel Zuspruch. „Musik für den Frieden e.V.“ ist u.a. auch Mitglied im Deutsch-Russischen Forum Berlin und umrahmte im Frühjahr musikalisch die Feier zu dessen 30-jährigem Jubiläum.
Eine zarte west-östliche ‚Romeo-und-Julia-Geschichte‘ zu Zeiten des Krieges
Nun also ein gemeinsames Filmprojekt. Realisiert auf neutralem Boden, in Izmir und Umgebung. Anfang November drehen 15 Jugendliche des „Teatr PREMIER“ und 15 Jugendliche des „Ensemble MIR“ gemeinsam mit ihren Projektleitern in der Türkei einen Musikfilm. Darin soll die Zerrissenheit und die Selbstzerstörung der Gegenwart thematisiert werden. Aber nicht nur das: Durch eine beispielgebende vertrauensvolle Arbeit stemmen sich die russischen und deutschen Jugendlichen dem Zeitgeist, der die Lösung von Konflikten nur noch in der militärischen Auseinandersetzung sieht, entgegen.
In Izmir – einem Ort, der Morgen- und Abendland verbindet, aber auch für brutalste Morde und ethnische Vertreibungen steht – soll eine zarte west-östliche Romeo-und-Julia-Geschichte gespielt werden. Kompass für die Filmhandlung, so die Organisatoren, ist der europäische Humanismus. Theaterleiter Andrey Korjakow, Direktor des „Teatr Premier“ (Twer), wird Regie führen. Die Kameraführung wird von einem russischen und einem deutschen Filmemacher übernommen. Der Filmschnitt erfolgt dann in Twer.
Musikalische Grundlage für diesen Film sind zwei Songs von Andrey Korjakow und David Vogt, einem bekannten Berliner Musikproduzenten. Die Gesangstimmen werden im Nachgang in den jeweiligen Ländern einzeln aufgenommen und in einem Studio im Raum Freiburg abgemischt und gemastert. Am 31. Dezember 2023 soll die Filmproduktion abgeschlossen sein. Der fertige Musikfilm wird anschließend auf dem YouTube-Kanal „Musik für den Frieden“ veröffentlicht und in den Social-Media-Kanälen beworben.
Neben dem eigentlichen Musikfilm soll auch die gesamte Reise und Begegnung – schließlich handelt es sich um ein ungewöhnliches Mutmachprojekt zu Kriegszeiten – in einer Film-Dokumentation festgehalten werden. Bei weiteren Veranstaltungen (Theater, Konzerte) der Ensembles „Musik für den Frieden“ und „Premier“ können Sequenzen aus dem Film bzw. der Reisedokumentation eingebaut werden.
Vor wenigen Tagen waren die beiden Initiatoren Thomas und Ulrike Vogt in Izmir, um die deutsch-russische Jugendbegegnung vorzubereiten. Sie trafen sich mit einflussreichen, ortskundigen Vertretern der türkischen Friedensbewegung und konnten sie überzeugen, das Filmprojekt zu unterstützen.
Das ambitionierte Ziel: Die Öffentlichkeit in Russland und Deutschland soll nachhaltig erfahren können, dass zwischen jungen Menschen aus beiden Ländern auch heute Verständigung möglich ist – wenn man nur will!
Man darf gespannt sein.
PS:
Auch Aktivitäten für den Frieden – Sie ahnen es dunkel – kosten Geld. (Die Organisatoren haben ein Gesamtbudget von 35.000 € einkalkuliert.) Wer in dieser spannungsgeladenen Zeit ebenfalls kontrazyklisch handeln und auch etwas bewirken will, kann sich gerne hier beteiligen: Musik für den Frieden e.V., Emil-Bizzer-Strasse 92, D-79379 Müllheim im Markgräflerland, Sparkasse Markgräflerland, IBAN DE24 6835 1865 0108 7211 43, BIC SOLADES1MGL oder per PayPal über die Homepage: www.musik-fuer-den-frieden.de. Der Verein ist gemeinnützig und ist berechtigt, Spendenbescheinigungen auszustellen.