Eine Autopsie:

Deutschlands Energie-Selbstmord

Die EU hat die europäische Energieversorgung im Namen eines Finanzbetrugs gegen die Interessen der europäischen Industrie und der Verbraucher zu einer Waffe gemacht.

Von Published On: 8. Oktober 2022Kategorien: Innenpolitik

Dieser Text wurde zuerst am 07.09.2022 auf www.strategic-culture.org unter der URL <https://strategic-culture.org/news/2022/09/07/germany-energy-suicide-autopsy/> veröffentlicht. Lizenz: Pepe Escobar/Strategic Culture, Lizenz: CC BY-NC-ND 4.0

Europa schaut „in die Röhre“ – Ein Teilstück eines Nord Stream-Rohres; Lizenz: Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0, User Vuo, 21. Oktober 2017

Als der grüne Fanatiker Robert Habeck, der als deutscher Wirtschaftsminister posiert, Anfang dieser Woche sagte, dass „wir“ in Bezug auf die Energiesicherheit „mit dem Schlimmsten rechnen müssen“, vergaß er bequemerweise zu erwähnen, dass diese ganze Farce eine Krise Made in Germany und Made in Brüssel ist.

Zumindest in einigen seltenen, westlichen Breitengraden glimmt noch ein Fünkchen Intelligenz, denn der unverzichtbare strategische Analyst William Engdahl, Autor von „A Century of Oil“, veröffentlichte eine scharfe, prägnante Zusammenfassung [1], die die Leichen im Glamour-Schrank offenbart.

Jeder, der bei klarem Verstand ist und die grässlichen Machenschaften der Eurokraten in Brüssel verfolgt, wusste über die Hauptverschwörung Bescheid – doch kaum einer der durchschnittlichen EU-Bürger. Habeck, Kanzler „Leberwurst“ Scholz, der Vizepräsident der Europäischen Kommission (EK) für grüne Energie Timmermans, die EK-Domina Ursula von der Leyen – sie alle sind beteiligt.

Kurz gesagt: Wie Engdahl es beschreibt, geht es um „den Plan der EU, eine der energie-effizientesten Industrie-Konzentrationen des Planeten zu deindustrialisieren“.

Das ist eine praktische Übersetzung der Grünen Agenda 2030 der Vereinten Nationen – die sich zufällig in den „Great Reset“ des Krypto-Bond-Bösewichts Klaus Schwab verwandelt hat, der jetzt in „Great Narrative“ umbenannt wurde.

Der ganze Schwindel begann bereits in den frühen 2000er Jahren: Ich erinnere mich noch gut daran, denn Brüssel war in den ersten Jahren des „Kriegs gegen den Terror“ meine europäische Basis.

Zu dieser Zeit war die „europäische Energiepolitik“ in aller Munde. Das schmutzige Geheimnis dieser Politik ist, dass die Europäische Kommission, „beraten“ von JP MorganChase, sowie den üblichen spekulativen Mega-Hedgefonds, alles daran setzte, was Engdahl als „eine vollständige Deregulierung des europäischen Erdgasmarktes“ bezeichnet.

Das wurde der Lügenpresse als „Liberalisierung“ verkauft. In der Praxis ist das ein wilder, unregulierter Kasino-Kapitalismus, bei dem der „freie“ Markt die Preise festlegt und langfristige Verträge [2] – wie die mit Gazprom – zu Dumpingpreisen abgeschlossen werden.

Wie man dekarbonisiert und -stabilisiert

Der Prozess wurde 2016 beschleunigt, als die Obama-Regierung in ihrem letzten Atemzug den massiven Export von LNG aus den riesigen Schiefergasvorkommen der USA förderte.

Dazu muss man LNG-Terminals bauen. Der Bau jedes Terminals dauert bis zu 5 Jahre. Innerhalb der EU haben Polen und die Niederlande von Anfang an darauf gesetzt.

So wie die Wall Street in der Vergangenheit einen „Papieröl“-Spekulationsmarkt erfand, hat sie sich diesmal für einen spekulativen „Papiergas“-Markt entschieden.

Engdahl beschreibt, wie „die EU-Kommission und ihre Green-Deal-Agenda zur ‚Dekarbonisierung‘ der Wirtschaft bis 2050, die Öl-, Gas- und Kohlebrennstoffe abschafft, und damit die ideale Falle für den explosionsartigen Anstieg der Gaspreise in der EU seit 2021 darstellt“.

Die Schaffung dieser „einheitlichen“ Marktkontrolle bedeutete, dass Gazprom illegale Regeländerungen aufgezwungen wurden. In der Praxis haben Big Finance und Big Energy – die alles kontrollieren, was in Brüssel als „EU-Politik“ durchgeht – ein neues Preissystem erfunden, das parallel zu den langfristigen, stabilen Preisen für russisches Pipeline-Gas verläuft.

Bis 2019 hatte eine eurokratische Lawine von „Energierichtlinien“ der EU-Kommission – das Einzige, was diese Leute tun – einen völlig deregulierten Gasmarkt geschaffen, der die Preise für Erdgas in der EU festlegte, obwohl Gazprom der größte Lieferant blieb.

Als viele virtuelle Handelsplätze für Gas-Terminkontrakte in der gesamten EU entstanden, wurde die niederländische TTF (Title Transfer Facility) [3] gegründet. Bis 2020 wurde die TTF als echter EU-Gas-Richtwert etabliert.

Engdahl erklärt: „TTF ist eine virtuelle Plattform für den Handel mit Gas-Terminkontrakten zwischen Banken und anderen Finanzinvestoren. Natürlich außerhalb einer regulierten Börse.

So wurden die LNG-Preise bald durch den Handel mit Futures am TTF-Hub bestimmt, der zufällig der niederländischen Regierung gehört – „derselben Regierung, die ihre Bauernhöfe wegen einer betrügerischen Klage wegen Stickstoffverschmutzung zerstört hat“.

Die Finanzwelt musste Gazprom mit allen Mitteln als verlässliche Quelle ausschalten, um den mächtigen Finanzinteressen, die hinter dem Green Deal stehen, die Vorherrschaft auf dem LNG-Markt zu ermöglichen.

Engdahl erinnert an einen Fall, der in Europa nur wenigen bekannt ist: „Am 12. Mai 2022 – obwohl die Gaslieferungen von Gazprom über die Sojus-Pipeline durch die Ukraine trotz der dortigen russischen Militäroperationen fast drei Monate lang ununterbrochen liefen – schloss das von der NATO kontrollierte Selenskyj-Regime in Kiew eine wichtige russische Pipeline durch Lugansk, über die russisches Gas sowohl in die Ukraine als auch in die EU-Staaten geliefert wurde, und erklärte, dass sie geschlossen bleiben würde, bis Kiew die vollständige Kontrolle über sein Pipeline-System erhalte, das durch die beiden Donbass-Republiken verläuft. Durch diesen Abschnitt der ukrainischen Sojus-Leitung wurde ein Drittel des Gases gekappt, das über die Sojus in die EU gelangt. Das hat der EU-Wirtschaft sicherlich nicht geholfen, als Kiew um mehr Waffen von denselben NATO-Ländern bettelte. Die Sojus-Leitung wurde 1980 durch die Sowjetunion eröffnet und brachte Gas aus dem Orenburg-Gasfeld.“

Hybrider Krieg, Kapitel Energie

In der endlosen Seifenoper um die Nord-Stream-1-Turbine lautet die entscheidende Tatsache, dass Kanada sich bewusst geweigert hat, die reparierte Turbine an Gazprom – ihren Eigentümer – zu liefern, und sie stattdessen an Siemens Deutschland schickte, wo sie sich jetzt befindet. Siemens Deutschland befindet sich im Wesentlichen unter amerikanischer Kontrolle. Sowohl die deutsche als auch die kanadische Regierung weigern sich, eine rechtsverbindliche Sanktions-Ausnahme für die Übergabe an Russland zu gewähren.

Die Grafik zeigt den Verlauf der Pipeline Nord Stream 2 durch die Ostsee (Quelle: Janson, M. (20. Juli, 2020). Zugriff am 03. Oktober 2020, von https://de.statista.com/infografik/22310/verlauf-der-pipeline-nord-stream-2-durch-die-ostsee/)

Das war der Tropfen, der das Fass (Gazprom) zum Überlaufen brachte. Gazprom und der Kreml kamen zu dem Schluss, dass – wenn der Name des Spiels Sabotage lautet – es ihnen egal sein könne, ob Deutschland über Nord Stream 1 kein Gas erhält (während die brandneue Nord Stream 2, die bereits einsatzbereit ist, aus rein politischen Gründen blockiert wird).

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow mühte sich zu betonen: „Die Probleme bei den [Gas-]Lieferungen sind durch die Sanktionen entstanden, die von westlichen Ländern gegen unser Land und eine Reihe von Unternehmen verhängt wurden (…) Es gibt keine anderen Gründe für die Lieferprobleme.“

Peskow musste jeden, der bei Verstand ist, daran erinnern, dass es nicht die Schuld von Gazprom ist, wenn „die Europäer (…) eine Entscheidung treffen, die Wartung ihrer Gerätschaft zu verweigern“, wozu sie vertraglich verpflichtet sind. Tatsache ist, dass der gesamte Nord Stream 1-Betrieb von „einem Anlagenteil abhängt, das ernsthaft gewartet werden muss.“

Der stellvertretende Ministerpräsident Alexander Novak, der sich mit dem Energiegeschäft auskennt, klärte die technischen Fragen:

„Das gesamte Problem liegt genau auf der Seite [der EU], denn alle Bedingungen des Reparaturvertrags wurden vollständig verletzt, ebenso wie die Bedingungen für den Versand der Gerätschaften.“

All das ist Teil dessen, was der stellvertretende Außenminister Sergei Rjabkow als „einen totalen Krieg, der gegen uns erklärt wurde“ bezeichnet, der „in hybriden Formen, in allen Bereichen“ geführt wird, wobei „der Grad der Feindseligkeit unserer Gegner – unserer Feinde – enorm, außergewöhnlich“ sei.

Das alles hat also nichts damit zu tun, dass „Putin Energie in eine Waffe verwandelt“. Es waren Berlin und Brüssel – bloße Boten der Großfinanz -, die die europäische Energieversorgung im Namen eines Finanzkartells und gegen die Interessen der europäischen Industrie und der Verbraucher als Waffe eingesetzt haben.

Man hüte sich vor dem toxischen Trio

Engdahl hat zusammengefasst, wie Gasspekulanten mittels der niederländischen TTP in der Lage waren „durch die systematische Sanktionierung oder Schließung von Gaslieferungen aus langfristigen, kostengünstigen Pipelines in die EU, jeden Schluckauf oder jeden Energieschock in der Welt zu nutzen. Sei es eine Rekorddürre in China oder der Konflikt in der Ukraine, bis hin zu Exportbeschränkungen in den USA, um die Gasgroßhandelspreise in der EU in die Höhe zu treiben.“

Übersetzung: Kasino-Kapitalismus in seiner schönsten Form.

Und es kommt noch schlimmer, wenn es um Strom geht. Eine so genannte EU-Strommarktreform ist auf dem Weg. Demnach erhalten die Erzeuger von Strom – aus Sonnen- oder Windenergie – automatisch „den gleichen Preis für ihren ‚erneuerbaren‘ Strom, den sie an die Energieversorgungsunternehmen für das Netz verkaufen, wie für den teuersten, d.h. Erdgas.“ Kein Wunder, dass die Stromkosten in Deutschland im Jahr 2022 um 860% gestiegen sind – Tendenz steigend.

Baerbock plappert unablässig nach, dass die deutsche Energieunabhängigkeit erst dann gesichert werden kann, wenn das Land „von fossilen Brennstoffen befreit“ ist.

Dem grünen Fanatismus zufolge ist es für die Verwirklichung der Grünen Agenda unerlässlich, Gas, Öl und Atomkraft, die derzeit die einzigen zuverlässigen Energiequellen sind, vollständig abzuschaffen.

Und hier sehen wir das giftige Trio Habeck/Baerbock/von der Leyen, bereit für ihren großen Auftritt. Sie geben sich als Retter Europas aus und predigen, dass der einzige Ausweg darin besteht, ein Vermögen in – unzuverlässige –
Wind- und Solarenergie zu investieren: die „Antwort“ der Vorsehung auf ein Gaspreisdebakel, das von niemand Geringerem als Big Finance, grünem Fanatismus und der „Führung“ der Eurokraten verursacht wurde.

Sagen Sie das mal den notleidenden europäischen Haushalten, deren Rechnungen auf satte, kollektive zwei Billionen Dollar ansteigen werden, wenn General Winter an die Tür klopft.

Quellen:

[1] Global Research, F. William Engdahl “Europe’s Energy Armageddon from Berlin and Brussels, Not Moscow”, am 01. September 2022: <https://www.globalresearch.ca/europe-energy-armageddon-from-berlin-brussels-not-moscow/5792005>
[2] Internationale Energie Agentur IEA, Peter Zeniewski “Despite short-term pain, the EU’s liberalised gas markets have brought long-term financial gains” am 22. Oktober 2021: <https://www.iea.org/commentaries/despite-short-term-pain-the-eu-s-liberalised-gas-markets-have-brought-long-term-financial-gains>
[3] European Parliamentary Research Service, “Gas price in the EU”, Mai 2022: <https://epthinktank.eu/2022/06/16/monitoring-the-energy-situation-in-the-eu-june-2022/gas-price-in-the-eu/>

Eine Autopsie:

Deutschlands Energie-Selbstmord

Die EU hat die europäische Energieversorgung im Namen eines Finanzbetrugs gegen die Interessen der europäischen Industrie und der Verbraucher zu einer Waffe gemacht.

Von Published On: 8. Oktober 2022Kategorien: Innenpolitik

Dieser Text wurde zuerst am 07.09.2022 auf www.strategic-culture.org unter der URL <https://strategic-culture.org/news/2022/09/07/germany-energy-suicide-autopsy/> veröffentlicht. Lizenz: Pepe Escobar/Strategic Culture, Lizenz: CC BY-NC-ND 4.0

Europa schaut „in die Röhre“ – Ein Teilstück eines Nord Stream-Rohres; Lizenz: Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0, User Vuo, 21. Oktober 2017

Als der grüne Fanatiker Robert Habeck, der als deutscher Wirtschaftsminister posiert, Anfang dieser Woche sagte, dass „wir“ in Bezug auf die Energiesicherheit „mit dem Schlimmsten rechnen müssen“, vergaß er bequemerweise zu erwähnen, dass diese ganze Farce eine Krise Made in Germany und Made in Brüssel ist.

Zumindest in einigen seltenen, westlichen Breitengraden glimmt noch ein Fünkchen Intelligenz, denn der unverzichtbare strategische Analyst William Engdahl, Autor von „A Century of Oil“, veröffentlichte eine scharfe, prägnante Zusammenfassung [1], die die Leichen im Glamour-Schrank offenbart.

Jeder, der bei klarem Verstand ist und die grässlichen Machenschaften der Eurokraten in Brüssel verfolgt, wusste über die Hauptverschwörung Bescheid – doch kaum einer der durchschnittlichen EU-Bürger. Habeck, Kanzler „Leberwurst“ Scholz, der Vizepräsident der Europäischen Kommission (EK) für grüne Energie Timmermans, die EK-Domina Ursula von der Leyen – sie alle sind beteiligt.

Kurz gesagt: Wie Engdahl es beschreibt, geht es um „den Plan der EU, eine der energie-effizientesten Industrie-Konzentrationen des Planeten zu deindustrialisieren“.

Das ist eine praktische Übersetzung der Grünen Agenda 2030 der Vereinten Nationen – die sich zufällig in den „Great Reset“ des Krypto-Bond-Bösewichts Klaus Schwab verwandelt hat, der jetzt in „Great Narrative“ umbenannt wurde.

Der ganze Schwindel begann bereits in den frühen 2000er Jahren: Ich erinnere mich noch gut daran, denn Brüssel war in den ersten Jahren des „Kriegs gegen den Terror“ meine europäische Basis.

Zu dieser Zeit war die „europäische Energiepolitik“ in aller Munde. Das schmutzige Geheimnis dieser Politik ist, dass die Europäische Kommission, „beraten“ von JP MorganChase, sowie den üblichen spekulativen Mega-Hedgefonds, alles daran setzte, was Engdahl als „eine vollständige Deregulierung des europäischen Erdgasmarktes“ bezeichnet.

Das wurde der Lügenpresse als „Liberalisierung“ verkauft. In der Praxis ist das ein wilder, unregulierter Kasino-Kapitalismus, bei dem der „freie“ Markt die Preise festlegt und langfristige Verträge [2] – wie die mit Gazprom – zu Dumpingpreisen abgeschlossen werden.

Wie man dekarbonisiert und -stabilisiert

Der Prozess wurde 2016 beschleunigt, als die Obama-Regierung in ihrem letzten Atemzug den massiven Export von LNG aus den riesigen Schiefergasvorkommen der USA förderte.

Dazu muss man LNG-Terminals bauen. Der Bau jedes Terminals dauert bis zu 5 Jahre. Innerhalb der EU haben Polen und die Niederlande von Anfang an darauf gesetzt.

So wie die Wall Street in der Vergangenheit einen „Papieröl“-Spekulationsmarkt erfand, hat sie sich diesmal für einen spekulativen „Papiergas“-Markt entschieden.

Engdahl beschreibt, wie „die EU-Kommission und ihre Green-Deal-Agenda zur ‚Dekarbonisierung‘ der Wirtschaft bis 2050, die Öl-, Gas- und Kohlebrennstoffe abschafft, und damit die ideale Falle für den explosionsartigen Anstieg der Gaspreise in der EU seit 2021 darstellt“.

Die Schaffung dieser „einheitlichen“ Marktkontrolle bedeutete, dass Gazprom illegale Regeländerungen aufgezwungen wurden. In der Praxis haben Big Finance und Big Energy – die alles kontrollieren, was in Brüssel als „EU-Politik“ durchgeht – ein neues Preissystem erfunden, das parallel zu den langfristigen, stabilen Preisen für russisches Pipeline-Gas verläuft.

Bis 2019 hatte eine eurokratische Lawine von „Energierichtlinien“ der EU-Kommission – das Einzige, was diese Leute tun – einen völlig deregulierten Gasmarkt geschaffen, der die Preise für Erdgas in der EU festlegte, obwohl Gazprom der größte Lieferant blieb.

Als viele virtuelle Handelsplätze für Gas-Terminkontrakte in der gesamten EU entstanden, wurde die niederländische TTF (Title Transfer Facility) [3] gegründet. Bis 2020 wurde die TTF als echter EU-Gas-Richtwert etabliert.

Engdahl erklärt: „TTF ist eine virtuelle Plattform für den Handel mit Gas-Terminkontrakten zwischen Banken und anderen Finanzinvestoren. Natürlich außerhalb einer regulierten Börse.

So wurden die LNG-Preise bald durch den Handel mit Futures am TTF-Hub bestimmt, der zufällig der niederländischen Regierung gehört – „derselben Regierung, die ihre Bauernhöfe wegen einer betrügerischen Klage wegen Stickstoffverschmutzung zerstört hat“.

Die Finanzwelt musste Gazprom mit allen Mitteln als verlässliche Quelle ausschalten, um den mächtigen Finanzinteressen, die hinter dem Green Deal stehen, die Vorherrschaft auf dem LNG-Markt zu ermöglichen.

Engdahl erinnert an einen Fall, der in Europa nur wenigen bekannt ist: „Am 12. Mai 2022 – obwohl die Gaslieferungen von Gazprom über die Sojus-Pipeline durch die Ukraine trotz der dortigen russischen Militäroperationen fast drei Monate lang ununterbrochen liefen – schloss das von der NATO kontrollierte Selenskyj-Regime in Kiew eine wichtige russische Pipeline durch Lugansk, über die russisches Gas sowohl in die Ukraine als auch in die EU-Staaten geliefert wurde, und erklärte, dass sie geschlossen bleiben würde, bis Kiew die vollständige Kontrolle über sein Pipeline-System erhalte, das durch die beiden Donbass-Republiken verläuft. Durch diesen Abschnitt der ukrainischen Sojus-Leitung wurde ein Drittel des Gases gekappt, das über die Sojus in die EU gelangt. Das hat der EU-Wirtschaft sicherlich nicht geholfen, als Kiew um mehr Waffen von denselben NATO-Ländern bettelte. Die Sojus-Leitung wurde 1980 durch die Sowjetunion eröffnet und brachte Gas aus dem Orenburg-Gasfeld.“

Hybrider Krieg, Kapitel Energie

In der endlosen Seifenoper um die Nord-Stream-1-Turbine lautet die entscheidende Tatsache, dass Kanada sich bewusst geweigert hat, die reparierte Turbine an Gazprom – ihren Eigentümer – zu liefern, und sie stattdessen an Siemens Deutschland schickte, wo sie sich jetzt befindet. Siemens Deutschland befindet sich im Wesentlichen unter amerikanischer Kontrolle. Sowohl die deutsche als auch die kanadische Regierung weigern sich, eine rechtsverbindliche Sanktions-Ausnahme für die Übergabe an Russland zu gewähren.

Die Grafik zeigt den Verlauf der Pipeline Nord Stream 2 durch die Ostsee (Quelle: Janson, M. (20. Juli, 2020). Zugriff am 03. Oktober 2020, von https://de.statista.com/infografik/22310/verlauf-der-pipeline-nord-stream-2-durch-die-ostsee/)

Das war der Tropfen, der das Fass (Gazprom) zum Überlaufen brachte. Gazprom und der Kreml kamen zu dem Schluss, dass – wenn der Name des Spiels Sabotage lautet – es ihnen egal sein könne, ob Deutschland über Nord Stream 1 kein Gas erhält (während die brandneue Nord Stream 2, die bereits einsatzbereit ist, aus rein politischen Gründen blockiert wird).

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow mühte sich zu betonen: „Die Probleme bei den [Gas-]Lieferungen sind durch die Sanktionen entstanden, die von westlichen Ländern gegen unser Land und eine Reihe von Unternehmen verhängt wurden (…) Es gibt keine anderen Gründe für die Lieferprobleme.“

Peskow musste jeden, der bei Verstand ist, daran erinnern, dass es nicht die Schuld von Gazprom ist, wenn „die Europäer (…) eine Entscheidung treffen, die Wartung ihrer Gerätschaft zu verweigern“, wozu sie vertraglich verpflichtet sind. Tatsache ist, dass der gesamte Nord Stream 1-Betrieb von „einem Anlagenteil abhängt, das ernsthaft gewartet werden muss.“

Der stellvertretende Ministerpräsident Alexander Novak, der sich mit dem Energiegeschäft auskennt, klärte die technischen Fragen:

„Das gesamte Problem liegt genau auf der Seite [der EU], denn alle Bedingungen des Reparaturvertrags wurden vollständig verletzt, ebenso wie die Bedingungen für den Versand der Gerätschaften.“

All das ist Teil dessen, was der stellvertretende Außenminister Sergei Rjabkow als „einen totalen Krieg, der gegen uns erklärt wurde“ bezeichnet, der „in hybriden Formen, in allen Bereichen“ geführt wird, wobei „der Grad der Feindseligkeit unserer Gegner – unserer Feinde – enorm, außergewöhnlich“ sei.

Das alles hat also nichts damit zu tun, dass „Putin Energie in eine Waffe verwandelt“. Es waren Berlin und Brüssel – bloße Boten der Großfinanz -, die die europäische Energieversorgung im Namen eines Finanzkartells und gegen die Interessen der europäischen Industrie und der Verbraucher als Waffe eingesetzt haben.

Man hüte sich vor dem toxischen Trio

Engdahl hat zusammengefasst, wie Gasspekulanten mittels der niederländischen TTP in der Lage waren „durch die systematische Sanktionierung oder Schließung von Gaslieferungen aus langfristigen, kostengünstigen Pipelines in die EU, jeden Schluckauf oder jeden Energieschock in der Welt zu nutzen. Sei es eine Rekorddürre in China oder der Konflikt in der Ukraine, bis hin zu Exportbeschränkungen in den USA, um die Gasgroßhandelspreise in der EU in die Höhe zu treiben.“

Übersetzung: Kasino-Kapitalismus in seiner schönsten Form.

Und es kommt noch schlimmer, wenn es um Strom geht. Eine so genannte EU-Strommarktreform ist auf dem Weg. Demnach erhalten die Erzeuger von Strom – aus Sonnen- oder Windenergie – automatisch „den gleichen Preis für ihren ‚erneuerbaren‘ Strom, den sie an die Energieversorgungsunternehmen für das Netz verkaufen, wie für den teuersten, d.h. Erdgas.“ Kein Wunder, dass die Stromkosten in Deutschland im Jahr 2022 um 860% gestiegen sind – Tendenz steigend.

Baerbock plappert unablässig nach, dass die deutsche Energieunabhängigkeit erst dann gesichert werden kann, wenn das Land „von fossilen Brennstoffen befreit“ ist.

Dem grünen Fanatismus zufolge ist es für die Verwirklichung der Grünen Agenda unerlässlich, Gas, Öl und Atomkraft, die derzeit die einzigen zuverlässigen Energiequellen sind, vollständig abzuschaffen.

Und hier sehen wir das giftige Trio Habeck/Baerbock/von der Leyen, bereit für ihren großen Auftritt. Sie geben sich als Retter Europas aus und predigen, dass der einzige Ausweg darin besteht, ein Vermögen in – unzuverlässige –
Wind- und Solarenergie zu investieren: die „Antwort“ der Vorsehung auf ein Gaspreisdebakel, das von niemand Geringerem als Big Finance, grünem Fanatismus und der „Führung“ der Eurokraten verursacht wurde.

Sagen Sie das mal den notleidenden europäischen Haushalten, deren Rechnungen auf satte, kollektive zwei Billionen Dollar ansteigen werden, wenn General Winter an die Tür klopft.

Quellen:

[1] Global Research, F. William Engdahl “Europe’s Energy Armageddon from Berlin and Brussels, Not Moscow”, am 01. September 2022: <https://www.globalresearch.ca/europe-energy-armageddon-from-berlin-brussels-not-moscow/5792005>
[2] Internationale Energie Agentur IEA, Peter Zeniewski “Despite short-term pain, the EU’s liberalised gas markets have brought long-term financial gains” am 22. Oktober 2021: <https://www.iea.org/commentaries/despite-short-term-pain-the-eu-s-liberalised-gas-markets-have-brought-long-term-financial-gains>
[3] European Parliamentary Research Service, “Gas price in the EU”, Mai 2022: <https://epthinktank.eu/2022/06/16/monitoring-the-energy-situation-in-the-eu-june-2022/gas-price-in-the-eu/>