Bis zu seiner chaotischen Scheidung genoss Bill Gates in den Wirtschaftsmedien so etwas wie einen Freifahrtschein. Gewöhnlich wird er als ein netter Nerd präsentiert, der die Welt retten will. So wurde der Mitbegründer von Microsoft vom „Guardian“ sogar schon ganz unironisch als „Saint Bill“ bezeichnet [1].

Während die Medienimperien anderer Milliardäre relativ gut bekannt sind, ist das Ausmaß, in dem das Geld von Gates die moderne Medienlandschaft bestimmt, unbekannt. Nach Durchsicht von über 30.000 Einzelzuwendungen kann MintPress aufdecken, dass die Bill and Melinda Gates Foundation (BMGF) Spenden im Wert von über 300 Millionen Dollar zur Finanzierung von Medienprojekten geleistet hat.

Zu den Empfängern dieser Gelder gehören viele der wichtigsten amerikanischen Nachrichtensender, darunter CNN, NBC, NPR, PBS und The Atlantic. Gates sponsert auch eine Vielzahl einflussreicher ausländischer Organisationen, darunter die BBC, den Guardian, die Financial Times und den Daily Telegraph im Vereinigten Königreich, prominente europäische Zeitungen wie Le Monde (Frankreich), Der Spiegel (Deutschland) und El País (Spanien), sowie große globale Fernsehsender wie Al-Jazeera.

Bill & Melinda Gates Foundation – Fassade des Besucherzentrums (Foto: Adbar, Wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)

Die von der Gates Foundation für Medienprogramme bereitgestellten Mittel wurden in mehrere Abschnitte unterteilt, die in absteigender numerischer Reihenfolge aufgeführt sind und einen Link zu den entsprechenden Zuschüssen auf der Website der Organisation enthalten (Anm. d. Redaktion: Die Links zur Organisation sind in den Quellenangaben zu finden).

Direkte Zahlungen an Medien:

• NPR – $$ 24.663.066 [2]
• The Guardian (inklusive TheGuardian.org [3]) – $$ 12.951.391 [4]
• Cascade Public Media – $$ 10.895.016 [5]
• Public Radio International (PRI.org/TheWorld.org) – $$ 7.719.113 [6]
• The Conversation – $$ 6.664.271 [7]
• Univision – $$ 5.924.043 [8]
• Der Spiegel (Deutschland) – $$ 5.437.294 [9]
• Project Syndicate – $$ 5.280.186 [10]
• Education Week – $$ 4.898.240 [11]
• WETA – $$ 4.529.400 [12]
• NBCUniversal Media – $$ 4.373.500 [13]
• Nation Media Group (KenyaKenia) – $$ 4.073.194 [14]
• Le Monde (Frankreich) – $$ 4.014.512 [15]
• Bhekisisa (Südafrika) – $$ 3.990.182 [16]
• El País – $$ 3.968.184 [17]
• BBC – $$ 3.668.657 [18]
• CNN – $$ 3.600.000 [19]
• KCET – $$ 3.520.703 [20]
• Population Communications International (population.org) – $$ 3.500.000 [21]
• The Daily Telegraph – $$ 3.446.801 [22]
• Chalkbeat – $$ 2.672.491 [23]
• The Education Post – $$ 2.639.193 [24]
• Rockhopper Productions (U.K.) – $$ 2.480.392 [25]
• Corporation for Public Broadcasting – $$ 2.430.949 [26]
• UpWorthy – $$ 2.339.023 [27]
• The 74 Media – $$ 2.275.344 [29]
• Texas Tribune – $$ 2.317.163 [30]
• Punch (Nigeria) – $$ 2.175.675 [31]
• News Deeply – $$ 1.612.122 [32]
• The Atlantic – $$ 1.403.453 [33]
• Minnesota Public Radio – $$ 1.290.898 [34]
• The New Humanitarian – $$ 1.046.457 [36]
• Sheger FM (Äthiopien) – $$ 1.004.600 [37]
• Al-Jazeera – $$ 1.000.000 [38]
• ProPublica – $$ 1.000.000 [39]
• Crosscut Public Media – $$ 810.000 [40]
• Grist Magazine – $$ 750.000 [41]
• Kurzgesagt – $$ 570.000 [42]
• Educational Broadcasting Corp – $$ 506.504 [43]
• Classical 98.1 – $$ 500.000 [44]
• PBS – $$ 499.997 [45]
• Gannett – $$ 499.651 [46]
• Mail and Guardian (South Africa) – $$ 492.974 [47]
• Inside Higher Ed. – $$ 439.910 [48]
• BusinessDay (Nigeria) – $$ 416.900 [49]
• Medium.com – $$ 412.000 [50]
• Nutopia – $$ 350.000 [51]
• Independent Television Broadcasting Inc. – $$ 300.000 [52]
• Independent Television Service. Inc. – $$ 300.000 [53]
• Caixin Media (China) – $$ 250.000 [54]
• Pacific News Service – $$ 225.000 [55]
• National Journal – $$ 220.638 [56]
• Chronicle of Higher Education – $$ 149.994 [57]
• Belle and Wissell, Co. – $$ 100.000 [58]
• Media Trust – $$ 100.000 [59]
• New York Public Radio – $$ 77.290 [60]
• KUOW – Puget Sound Public Radio – $$ 5.310 [61]

Insgesamt belaufen sich diese Spenden auf 166.216.526 Dollar. Das Geld ist im Allgemeinen für Themen bestimmt, die den Gates‘ am Herzen liegen. Der CNN-Zuschuss in Höhe von 3,6 Millionen Dollar wurde beispielsweise für „Berichte über die Gleichstellung der Geschlechter mit besonderem Schwerpunkt auf den am wenigsten entwickelten Ländern verwendet, um Journalismus über die alltäglichen Ungleichheiten zu produzieren, unter denen Frauen und Mädchen in der ganzen Welt zu leiden haben“. Die Texas Tribune wiederum erhielt Millionen, um „das öffentliche Bewusstsein und das Engagement für Bildungsreformen in Texas zu erhöhen“. In Anbetracht der Tatsache, dass Bill einer der eifrigsten Befürworter von Charter Schools (Schulen in freier Trägerschaft, deren Bau und Betrieb vom Staat finanziert werden – Anm. d. Redaktion) ist [62], könnte ein Zyniker dies als Einschleusung von Propaganda für Charter Schools in die Medien interpretieren, getarnt als objektive Berichterstattung. Die Gates Foundation hat außerdem fast 63 Millionen Dollar an Wohltätigkeitsorganisationen gespendet, die eng mit großen Medienunternehmen verbunden sind. Darunter fast 53 Millionen Dollar an BBC Media Action [63], über 9 Millionen Dollar an die Staying Alive Foundation von MTV [64] und 1 Million Dollar an den The New York Times Neediest Causes Fund [65]. Spenden an den philanthropischen Arm eines Medienunternehmens sind zwar nicht speziell für die Finanzierung des Journalismus bestimmt, sollten aber dennoch beachtet werden. Gates unterstützt auch weiterhin ein breites Netzwerk investigativer Journalismus-Zentren mit insgesamt 38 Millionen Dollar, von denen mehr als die Hälfte an das in Washington ansässige International Center for Journalists ging, um afrikanische Medien auszubauen und zu entwickeln. Zu diesen Zentren gehören:

• International Center for Journalists – $$ 20.436.938 [66]
• Premium Times Centre for Investigative Journalism (Nigeria) – $$ 3.800.357 [67]
• The Pulitzer Center for Crisis Reporting – $$ 2.432.552 [68]
• Fondation EurActiv Politech – $$ 2.368.300 [69]
• International Women’s Media Foundation – $$ 1.500.000 [70]
• Center for Investigative Reporting – $$ 1.446.639 [71]
• InterMedia Survey Institute – $$ 1.297.545 [72]
• The Bureau of Investigative Journalism – $$ 1.068.169 [73]
• Internews Network – $$ 985.126 [74]
• Communications Consortium Media Center – $$ 858.000 [75]
• Institute for Nonprofit News – $$ 650.021 [76]
• The Poynter Institute for Media Studies – $$ 382.997 [77]
• Wole Soyinka Centre for Investigative Journalism (Nigeria) – $$ 360.211 [78]
• Institute for Advanced Journalism Studies – $$ 254.500 [79]
• Global Forum for Media Development (Belgium) – $$ 124.823 [80]
• Mississippi Center for Investigative Reporting – $$ 100.000 [81]

Darüber hinaus versorgt die Gates-Stiftung auch Presse- und Journalistenverbände mit Geldern in Höhe von mindestens 12 Millionen Dollar. So hat zum Beispiel die National Newspaper Publishers Association – eine Gruppe, die mehr als 200 Zeitungen vertritt – 3,2 Millionen Dollar erhalten. Die Liste dieser Organisationen umfasst:

• Education Writers Association – $$ 5.938.475 [82]
• National Newspaper Publishers Association – $$ 3.249.176 [83]
• National Press Foundation – $$ 1.916.172 [84]
• Washington News Council – $$ 698.200 [85]
• American Society of News Editors Foundation – $$ 250.000 [86]
• Reporters Committee for Freedom of the Press – $$ 25.000 [87]

Damit beläuft sich die Gesamtsumme auf 216,4 Millionen Dollar. Die Stiftung stellt auch Geld für die direkte Ausbildung von Journalisten auf der ganzen Welt zur Verfügung – in Form von Stipendien, Kursen und Workshops.

Heute ist es möglich, sich dank eines Stipendiums der Gates-Stiftung zum Reporter ausbilden zu lassen, eine Stelle bei einem von Gates finanzierten Unternehmen zu finden und einem von Gates finanzierten Presseverband anzugehören.

Dies gilt insbesondere für Journalisten, die in den Bereichen Gesundheit, Bildung und globale Entwicklung tätig sind. Also in den Bereichen, in denen Gates selbst am aktivsten ist und in denen eine genaue Prüfung der Handlungen und Motive des Milliardärs am notwendigsten ist. Zu den Empfängern von Geldern der Gates Foundation zur Ausbildung von Journalisten gehören:

• Johns Hopkins University – $$ 1.866.408 [88]
• Teachers College, Columbia University – $$ 1.462.500 [89]
• University of California Berkeley – $$ 767.800 [90]
• Tsinghua University (China) – $$ 450.000 [91]
• Seattle University – $$ 414.524 [92]
• Institute for Advanced Journalism Studies – $$ 254.500 [93]
• Rhodes University (South AfricaSüdafrika) – $$ 189.000 [94]
• Montclair State University – $$ 160.538 [95]
• Pan-Atlantic University Foundation – $$ 130.718 [96]
• World Health Organization – $$ 38.403 [97]
• The Aftermath Project – $$ 15.435 [98]

Die BMGF finanziert auch eine breite Palette spezifischer Medienkampagnen auf der ganzen Welt. Seit 2014 hat sie beispielsweise 5,7 Millionen Dollar an die Population Foundation of India gespendet, um dramaturgisches Material zur Förderung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit zu entwickeln. Mit dem Ziel, die Verbreitung von Familienplanungsmethoden in Südasien zu erhöhen. Außerdem hat sie einer senegalesischen Organisation über 3,5 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt, um Radiosendungen und Online-Inhalte mit Gesundheitsinformationen zu entwickeln [99]. Befürworter sehen darin eine Hilfe für kritisch unterfinanzierte Medien, während Gegner dies als einen Fall betrachten, in dem ein Milliardär sein Geld benutzt, um seine Ideen und Meinungen in die Presse zu bringen. Von der Gates-Stiftung unterstützte Medienprojekte:

• European Journalism Centre – $$ 20.060.048 [100]
• World University Service of Canada – $$ 12.127.622 [101]
• Well Told Story Limited – $$ 9.870.333 [102]
• Solutions Journalism Inc. – $$ 7.254.755 [103]
• Entertainment Industry Foundation – $$ 6.688.208 [104]
• Population Foundation of India – $$ 5.749.826 [105]
• Participant Media – $$ 3.914.207 [106]
• Réseau Africain de l’Education pour la santé – $$ 3.561.683 [107]
• New America – $$ 3.405.859 [108]
• AllAfrica Foundation – $$ 2.311.529 [109]
• Steps International – $$ 2.208.265 [110]
• Center for Advocacy and Research – $$ 2.200.630 [111]
• The Sesame Workshop – $$ 2.030.307 [112]
• Panos Institute West Africa – $$ 1.809.850 [113]
• Open Cities Lab – $$ 1.601.452 [114]
• Harvard University – $$ 1.190.527 [115]
• Learning Matters – $$ 1.078.048 [116]
• The Aaron Diamond Aids Research Center – $$ 981.631 [117]
• Thomson Media Foundation – $$ 860.628 [118]
• Communications Consortium Media Center – $$ 858.000 [119]
• StoryThings – $$ 799.536 [120]
• Center for Rural Strategies – $$ 749.945 [121]
• The New Venture Fund – $$ 700.000 [122]
• Helianthus Media – $$ 575.064 [123]
• University of Southern California – $$ 550.000 [124]
• World Health Organization – $$ 530.095 [125]
• Phi Delta Kappa International – $$ 446.000 [126]
• Ikana Media – $$ 425.000 [127]
• Seattle Foundation – $$ 305.000 [128]
• EducationNC – $$ 300.000 [129]
• Beijing Guokr Interactive – $$ 300.000 [130]
• Upswell – $$ 246.918 [131]
• The African Academy of Sciences – $$ 208.708 [132]
• Seeking Modern Applications for Real Transformation (SMART) – $$ 201.781 [133]
• Bay Area Video Coalition – $$ 190.000 [134]
• PowHERful Foundation – $$ 185.953 [135]
• PTA Florida Congress of Parents and Teachers – $$ 150.000 [136]
• ProSocial – $$ 100.000 [137]
• Boston University – $$ 100.000 [138]
• National Center for Families Learning – $$ 100.000 [139]
• Development Media International – $$ 100.000 [140]
• Ahmadu Bello University – $$ 100.000 [141]
• Indonesian eHealth and Telemedicine Society – $$ 100.000 [142]
• The Filmmakers Collaborative – $$ 50.000 [143]
• Foundation for Public Broadcasting in Georgia Inc. – $$ 25.000 [144]
• SIFF – $$ 13.000 [145]

Gesamtsumme: $$ 97.315.408

Das Gebäude des Spiegel in Hamburg. Der Verlag erhielt meine Spende von $$ 5.437.294 von der Bill & Melinda Gates Foundation. (Foto: Alchemist-hp, Wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)

319,4 Millionen Dollar und (viel) mehr

Zusammengenommen belaufen sich diese von Gates geförderten Medienprojekte auf insgesamt 319,4 Millionen Dollar. Diese nicht-endende Liste weist jedoch deutliche Mängel auf, so dass die tatsächliche Zahl zweifellos weitaus höher liegt. Erstens werden hier keine Sub-Zuwendungen gezählt, also Gelder, die von den Empfängern an Medien in der ganzen Welt vergeben werden. Und obwohl die Gates Foundation sich mit einer Atmosphäre der Offenheit umgibt, existieren tatsächlich kaum öffentliche Informationen darüber, was mit dem Geld aus den einzelnen Zuwendungen geschieht. Abgesehen von einer kurzen Beschreibung in Form von ein oder zwei Sätzen, die die Stiftung selbst auf ihrer Website verfasst. Gezählt wurden nur Spenden an Presseorganisationen selbst oder an Projekte, die anhand der Informationen auf der Website der Gates Foundation als Medienkampagnen identifiziert werden konnten. Was bedeutet, dass Tausende von Zuwendungen, die irgendein mediales Element enthalten, in dieser Liste nicht auftauchen.

Ein Beispiel dafür ist die Partnerschaft der BMGF mit ViacomCBS, dem Unternehmen, welches CBS-News, MTV, VH1, Nickelodeon und BET kontrolliert. Medienberichten zufolge bezahlte die Gates-Stiftung den Unterhaltungsriesen dafür, Informationen und Werbespots in sein Programm einzufügen. Und Gates griff selbst ein, um Handlungsstränge in beliebten Sendungen wie „ER“ (Emergency Room, Anm. d. Redaktion) und „Law & Order: SVU“ zu ändern [146].

Bei der Überprüfung der BMGF-Zuwendungs-Datenbank sind „Viacom“ und „CBS“ jedoch nirgends zu finden, und der fragliche Zuschuss (in Höhe von insgesamt über 6 Millionen Dollar) beschreibt das Projekt lediglich als „Kampagne zur Förderung des öffentlichen Engagements, die darauf abzielt, die High-School-Abschlussquoten und die Abschlussquoten nach der Sekundarstufe zu verbessern, und die sich speziell an Eltern und Studenten richtet“ [147]. Was bedeutet, dass diese Zuwendung in der offiziellen Gesamtzahl gar nicht berücksichtigt wurde. Es gibt sicherlich noch viele weitere Beispiele wie dieses.

„Für eine steuerbegünstigte Wohltätigkeitsorganisation, die so oft die Bedeutung von Transparenz beteuert, ist es bemerkenswert, wie geheim die Gates Foundation ihre Finanzströme hält“,

sagte Tim Schwab gegenüber MintPress [148], einer der wenigen investigativen Journalisten, die den Tech-Milliardär unter die Lupe genommen haben.

Ebenfalls nicht enthalten sind Zuwendungen zur Erstellung von Artikeln in Fachzeitschriften. Diese Artikel sind zwar nicht für den Massenkonsum bestimmt, bilden aber regelmäßig die Grundlage für Berichte in der Mainstream-Presse und tragen dazu bei, die Berichterstattung über wichtige Themen zu prägen. Die Gates-Stiftung hat in großem Umfang akademische Quellen unterstützt, wobei mindestens 13,6 Millionen Dollar in die Erstellung von Inhalten für die renommierte medizinische Zeitschrift The Lancet geflossen sind [149].

Und natürlich landen auch Gelder, die den Universitäten für reine Forschungsprojekte zur Verfügung gestellt werden, schließlich in akademischen Fachzeitschriften und somit in den Massenmedien. Akademiker stehen unter starkem Druck, ihre Ergebnisse in angesehenen Zeitschriften zu veröffentlichen; „publish or perish“ ist das Mantra in den Universitätsabteilungen („Veröffentliche oder geh unter“, Anm. d. Redaktion). Daher hat auch diese Art von Zuschüssen Auswirkungen auf unsere Medien. Weder diese noch die Zuwendungen für den Druck von Büchern oder der Einrichtung von Webseiten sind in der Gesamtzahl enthalten, obwohl es sich dabei ebenfalls um Medien handelt.

Unauffällig, mit langen Tentakeln

Im Vergleich zu anderen Tech-Milliardären ist Gates als Medienkontrolleur relativ unauffällig. Der Kauf der Washington Post durch Amazon-Gründer Jeff Bezos für 250 Millionen Dollar im Jahr 2013 war eine sehr klare und offensichtliche Form der Medienbeeinflussung [150], ebenso wie die Gründung von First Look Media durch eBay-Gründer Pierre Omidyar, dem Unternehmen, das nun der Eigentümer von The Intercept ist.

Obwohl sie eher unter dem Radar fliegen, haben Gates und seine Unternehmen einen beträchtlichen Einfluss in den Medien erlangt. Wir verlassen uns bereits auf Produkte von Microsoft, wenn es um Kommunikation (z. B. Skype, Hotmail), soziale Medien (Linked In) und Unterhaltung (X-Box) geht. Darüber hinaus stammt die Hard- und Software, die wir zur Kommunikation nutzen, häufig von dem 66-jährigen Gates aus Seattle. Wie viele Menschen, die diese Zeilen lesen, tun dies auf einer Microsoft Surface oder einem Windows Phone, und zwar über Windows OS? Und nicht nur das: Microsoft besitzt Anteile an Mediengiganten wie Comcast [151] und AT&T [152]. Und: das „MS“ in MSNBC steht für Microsoft.

Die falsche Großzügigkeit der Superreichen: Warum Bill Gates eine Bedrohung für die Gesellschaft ist [153]

Mediale Gate(s)keeper

Dass die Gates-Stiftung einen bedeutenden Teil unseres Medien-Ökosystems finanziert, führt zu ernsthaften Problemen mit der Objektivität. „Die Zuwendungen der Stiftung an Medienorganisationen … werfen offensichtliche Fragen zu Interessenkonflikten auf: Wie kann die Berichterstattung unvoreingenommen sein, wenn ein wichtiger Akteur die finanziellen Fäden in der Hand hält?“, schrieb die Gates-Lokalzeitung Seattle Times im Jahr 2011 [154]. Das war, bevor die Zeitung BMGF-Gelder annahm, um ihre Rubrik „Education Lab“ zu finanzieren [155].

Schwabs Recherchen haben ergeben, dass dieser Interessenkonflikt bis ganz nach oben reicht [156]: Zwei Kolumnisten der New York Times haben jahrelang in den höchsten Tönen über die Gates-Stiftung geschrieben, ohne dabei offenzulegen, dass sie auch für eine Gruppe – das Solutions Journalism Network – arbeiten, die, wie oben dargestellt, über 7 Millionen Dollar von der Wohltätigkeitsorganisation des Tech-Milliardärs erhalten hat.

(Foto: HiteshHtSharma, Pixabay.com, Pixabay License)

Anfang diesen Jahres lehnte Schwab es auch ab, für das Bureau of Investigative Journalism über COVAX zu berichten, da er vermutete, dass das Geld, das Gates in das Unternehmen pumpt, es ihm unmöglich machen würde, über dieses Thema – eine Herzensangelegenheit von Gates – objektiv zu informieren. Als der Artikel letzten Monat veröffentlicht wurde, wiederholte er dann auch die Behauptung, dass Gates wenig mit dem Scheitern von COVAX zu tun habe, und spiegelte die Haltung der BMGF wider, die er durchweg zitierte. Erst ganz am Ende der mehr als 5.000 Wörter langen Geschichte wurde enthüllt, dass die Organisation, die sie in dem Artikel verteidigten, die Löhne ihrer Mitarbeiter bezahlte [157].

„Ich glaube nicht, dass Gates dem Bureau of Investigative Journalism sagte, was es schreiben soll. Ich denke, dass das dem Bureau implizit, wenn auch unbewusst, klar war, dass sie einen Weg finden mussten, diese Geschichte zu erzählen, ohne ihren Geldgeber zur Zielscheibe zu machen. Die verzerrenden Auswirkungen finanzieller Konflikte sind komplex, aber sehr real und zuverlässig“, sagte Schwab und beschrieb den Fall als „eine Fallstudie über die Gefahren des von Gates finanzierten Journalismus“.

MintPress hat auch die Bill & Melinda Gates Foundation um einen Kommentar gebeten, jedoch keine Antwort bekommen.

Gates, der sein Vermögen durch den Aufbau eines Monopols und die eifrige Bewahrung seines geistigen Eigentums angehäuft hat, trägt die Hauptschuld am Scheitern der weltweiten Einführung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus. Abgesehen von dem COVAX-Fiasko setzte er die Universität Oxford unter Druck, ihren öffentlich finanzierten Impfstoff nicht als Open Source zu veröffentlichen und somit allen kostenlos zur Verfügung zu stellen [158], sondern stattdessen eine Partnerschaft mit dem Privatunternehmen AstraZeneca einzugehen. Eine Entscheidung, die dazu führte, dass die, die nicht zahlen konnten, von der Verwendung ausgeschlossen wurden. Die Tatsache, dass Gates der Universität über 100 Spenden [159] in Höhe von Hunderten von Millionen Dollar zukommen ließ, dürfte bei dieser Entscheidung eine gewisse Rolle gespielt haben. Bis heute haben weniger als 5 % der Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen auch nur eine Dosis des COVID-Impfstoffs erhalten [160]. Die Zahl der Todesopfer ist immens.

Leider werden viele dieser echten Kritikpunkte an Gates und seinem Netzwerk durch wilde und unwahre Verschwörungstheorien verdeckt, wie das Einsetzen von Mikrochips in Impfstoffe zur Kontrolle der Bevölkerung. Dies hat dazu geführt, dass echte Kritik an dem Microsoft-Mitbegründer oft entwertet und algorithmisch unterdrückt wird. Das bedeutet, dass Medien davon abgehalten werden, überhaupt über dieses Thema zu berichten, da sie wissen, dass sie sonst wahrscheinlich Geld verlieren. Die Tatsache, dass das zweitreichste Individuum der Welt so wenig unter die Lupe genommen wird, führt wiederum zu abwegigen Verdächtigungen.

Gates hat es sicherlich verdient. Abgesehen von seinen tiefen und möglicherweise jahrzehntelangen Verbindungen zu dem berüchtigten Jeffrey Epstein, seinen Versuchen, die afrikanische Gesellschaft radikal zu verändern [161, 162], und seiner Investition in den umstrittenen Chemiegiganten Monsanto [163], ist er vielleicht die treibende Kraft hinter der amerikanischen Charter-School-Bewegung – ein Versuch, das US-Bildungssystem im Wesentlichen zu privatisieren. Charter Schools sind bei den Lehrergewerkschaften äußerst unbeliebt. Sie sehen in der Bewegung einen Versuch, ihre Autonomie einzuschränken und die öffentliche Kontrolle darüber zu verringern, wie und was Kindern gelehrt wird.

Das Geschäft seines Lebens

In den meisten Berichten werden die Spenden von Gates weitgehend als altruistische Gesten dargestellt. Viele haben jedoch auf die diesem Modell innewohnenden Mängel hingewiesen und festgestellt, dass Milliardäre die öffentliche Agenda bestimmen können, wenn man ihnen erlaubt selbst zu entscheiden, was sie mit ihrem Geld tun. Was ihnen enorme Macht über die Gesellschaft verleiht. „Philanthropie kann und wird bewusst eingesetzt, um die Aufmerksamkeit von verschiedenen Formen wirtschaftlicher Ausbeutung abzulenken, die der heutigen globalen Ungleichheit zugrunde liegen“ [164], so Linsey McGoey [165], Professorin für Soziologie an der University of Essex, Großbritannien, und Autorin von „No Such Thing as a Free Gift: The Gates Foundation and the Price of Philanthropy“ [166] („Es gibt kein Gratisgeschenk: Die Gates-Stiftung und der Preis der Philanthropie“, Anm. d. Redaktion). Sie fügt hinzu:

„Der neue ‚Philanthrokapitalismus‘ bedroht die Demokratie, indem er die Macht des Unternehmenssektors auf Kosten der Organisationen des öffentlichen Sektors stärkt, die zunehmend mit Haushaltsengpässen zu kämpfen haben. Und zwar zum Teil dadurch, dass gewinnorientierte Organisationen übermäßig für die Erbringung öffentlicher Dienstleistungen entlohnt werden, die ohne Beteiligung des privaten Sektors kostengünstiger erbracht werden könnten.“

Wohltätigkeit ist, wie der ehemalige britische Premierminister Clement Attlee bemerkte, „eine kalte, graue, lieblose Sache. Wenn ein reicher Mann den Armen helfen will, sollte er gerne seine Steuern zahlen und nicht aus einer Laune heraus Geld verteilen.“

Das bedeutet weder, dass die Organisationen, die Geld von Gates erhalten – seien es Medien oder andere – unrettbar korrupt sind, noch dass die Gates Foundation nichts Gutes in der Welt tut. Aber es führt zu einem eklatanten Interessenkonflikt, bei dem genau die Institutionen, auf die wir uns verlassen, wenn es darum geht, einen der reichsten und mächtigsten Männer in der Geschichte des Planeten zur Rechenschaft zu ziehen, im Stillen von ihm finanziert werden. Dieser Interessenkonflikt wird von den Medien weitgehend ignoriert, während der vermeintlich altruistische Philanthrop Gates immer reicher wird und das Geschäft seines Lebens macht.