Wie ein Netzwerk von Nazi-Propagandisten die Grund­lage für den Ukraine-Krieg schuf

„Geschichte ist nicht das, was passiert ist, sondern die Erzählungen darüber, was passiert ist sowie die Lektionen, die diese beinhalten. Schon die Auswahl der Erzählungen, die in einer Gesellschaft gelehrt werden, prägt unsere Vorstellung davon, wie das, was ist, zustande kam. Und damit auch das, was wir für möglich halten. Diese Auswahl der zu lehrenden Geschichte kann niemals ,neutral‘ oder ,objektiv‘ sein. Diejenigen, die diese Wahl treffen, folgen entweder einer bestimmten Agenda oder lassen sich von versteckten Vorurteilen leiten. Damit dienen sie bestimmten Interessen, und diese könnten darin bestehen, die bestehende Welt fortzuführen oder eine neue Welt zu schaffen.“ – Howard Zinn

Von Published On: 26. März 2023Kategorien: Krieg & Frieden

Dieser Text wurde zuerst am 03.02.2023 auf www.covertactionmagazine.com unter der URL <https://covertactionmagazine.com/2023/02/03/how-a-network-of-nazi-propagandists-helped-lay-the-groundwork-for-the-war-in-ukraine/> veröffentlicht. Lizenz: Evan Reif, Covert Action Magazine, CC BY-NC-ND 4.0

Azov-Soldaten mit Nazi-Flagge, 13.9.2018.
(Foto: Heltsumani, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0)

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Urheber der schlimmsten Gräueltaten in der Geschichte vom amerikanischen Geheimdienst gerettet und geschützt. Die offensichtliche Rolle von Nazi-Wissenschaftlern wie Wernher von Braun – der persönlich die Folterung und Ermordung von Sklavenarbeitern überwachte – im Raumfahrtprogramm der Vereinigten Staaten und der westdeutschen Industrie ist seit Jahrzehnten allgemein bekannt.

Das Ende des Kalten Krieges hat in den letzten Jahren Enthüllungen über die „Gladiatoren“ [1] der CIA, wie z.B. Yaroslav Stetsko [2] und Licio Gelli [3] gebracht, die die politische Entwicklung in der Welt mit allen denkbaren Mitteln beeinflussen. Von Deutschland und Italien bis Japan und Südkorea gibt es inzwischen eine umfangreiche Sammlung von Beweisen für das Bestehen großer, gut finanzierter Netzwerke faschistischer Terroristen, die nicht zögerten, die „freien“ Völker der Welt mit Gewalt gefügig zu machen.

Weniger bekannt ist jedoch, dass auch Tausende überzeugter faschistischer und antikommunistischer Akademiker von den USA gerettet und gefördert wurden, um einen ideologischen Krieg gegen den Kommunismus zu führen. Diese revisionistischen Historiker arbeiteten jahrzehntelang im Schatten der akademischen Presse, bis der Zusammenbruch der Sowjetunion es ihnen ermöglichte, nach Hause zurückzukehren und die Geschichte nach ihren Vorstellungen umzuschreiben. Nach jahrzehntelangen Bemühungen können wir nun die Ergebnisse ihrer Arbeit sehen: die Saat, die vor 70 Jahren gesät wurde, trägt endlich ihre vergifteten Früchte.

Die Aussaat

„Dieser Kampf erfordert ein rücksichtsloses und energisches Vorgehen gegen bolschewistische Agitatoren, Guerillas, Saboteure und Juden sowie die völlige Ausschaltung jeglichen aktiven oder passiven Widerstands“

„Franz Halder, Richtlinien für die Führung der Truppen in Russland [4]

Einer der ersten und wichtigsten dieser Historiker war überhaupt keiner.

Franz Halder war ein Stabsoffizier, der seine Karriere bei der Reichswehr im Ersten Weltkrieg begann. 1933 trat er der NSDAP bei, und seine enge persönliche Freundschaft mit Hitler verhalf ihm zu einem schnellen beruflichen Aufstieg. 1938 wurde er zum Chef des Generalstabs des Oberkommandos des Heeres [5] (OKH) ernannt, was ihn zum Planungschef des gesamten deutschen Heeres und zum zweithöchsten Befehlshaber neben dem Führer selbst machte. Kein Befehl konnte das OKH-Hauptquartier ohne die Genehmigung und Unterschrift von Franz Halder verlassen. Das bedeutet, dass Halder nicht nur von den Verbrechen des Regimes wusste, sondern die meisten von ihnen auch plante.

Franz Halder (rechts) bei einem Planungstreffen mit Adolf Hitler, Alfred Jodl und Ion Antonescu, 1942. (Screenshot: Second World War tweets from 1945, Twitter, 24.9.2020)

Seit dem Einmarsch in Polen 1939 genehmigte Halder persönlich die Liquidierung von „Unerwünschten“ wie Juden, Polen und Kommunisten. Sein Büro war für den berüchtigten Kommissarbefehl sowie den Barbarossa-Erlass verantwortlich, die es den Nazi-Soldaten erlaubten, Zivilisten nach Belieben und ohne Konsequenzen hinzurichten [6]. Diese Befehle führten schließlich zum Tod von Millionen von Menschen in der Sowjetunion, sowohl durch Deportation in Lager als auch durch brutale Vergeltungsaktionen in den besetzten Gebieten.

„Gegen Gemeinden, von denen verräterische oder heimtückische Angriffe gegen die Wehrmacht ausgehen, wird auf Befehl eines Offiziers mindestens ab dem Rang eines Bataillonskommandeurs sofort kollektiv vorgegangen, wenn die Umstände eine rasche Ergreifung einzelner Schuldiger nicht zulassen“ – Verordnung über die Zuständigkeit des Kriegsrechts und über besondere Maßnahmen der Truppe [7] (sog. Barbarossa-Verordnung), 13. Mai 1941.

Unter dem Euphemismus der „sicheren Kriegsführung“ vernichteten die Nazis ganze Dörfer und Städte in den besetzten Gebieten. Je nach Zeit und Ort reichten die Methoden von Erschießungen und Brandschatzungen bis hin zu Folter, Vergewaltigungen und Plünderungen. Das Ergebnis war immer das gleiche. Jede Siedlung, in der sich angebliche Partisanen befanden, wurde vollständig entvölkert – inklusive Männern, Frauen und Kindern.

Insgesamt wurden mindestens 20 Millionen sowjetische Zivilisten von den Nazis umgebracht, aber einige russische Wissenschaftler schätzen die tatsächliche Zahl mindestens doppelt so hoch. [8]

Halder war ein absoluter Profi; wochenlang arbeitete er an den Dokumenten und schrieb sie immer wieder um, um sicherzustellen, dass die Sprache so präzise und eindeutig wie möglich war. Er war erfolgreich, denn seine Befehle wurden in den Nürnberger Prozessen als Beweismittel gegen das Naziregime verwendet und werden auch heute noch ausdrücklich als die Art von verbrecherischen Befehlen angeführt, die Soldaten verweigern müssen.

Die Alliierten hielten Halders Befehle für so abstoßend, dass Nazis wie Hermann Hoth [9] und Wilhelm von Leeb [10] wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt wurden, nur weil sie diese an ihre Untergebenen weitergegeben hatten. Viele rangniedere Nazis wurden gehängt, weil sie Halders Befehle in der Sowjetunion befolgt hatten. Trotzdem hatte Halder keinerlei Konsequenzen für die Erteilung dieser Befehle zu tragen.

Nachdem sich Halder der US-Armee ergeben hatte, weigerten sich die Vereinigten Staaten, ihn in Nürnberg vor Gericht zu stellen. Stattdessen wurde ihm vor einem deutschen Gericht nur ein kleiner Prozess wegen „Beihilfe zum Nationalsozialismus“ gemacht. Er leugnete jegliche Kenntnis der Verbrechen, die seine persönliche Unterschrift trugen, und wurde für nicht schuldig befunden. Nach dem Krieg führte er ein bequemes Leben als Autor, Kommentator und „historischer Berater“ für das U.S. Army Center of Military History (CMH) [11].

Franz Halder als Zeuge der Anklage beim Nürnberger Prozess gegen das OKW, 1945/46 (Foto: US Army, Wikimedia Commons, CC-PD-Mark)

Der alte Faschist wurde vor dem Galgen gerettet, um als Chefplaner für einen weiteren Krieg zu dienen. Halder plante nicht mehr die großen Schlachten und die Ausrottung von Rassen, aber er blieb an der Spitze des Krieges gegen das, was Halder „Judenbolschewismus“ nannte – ein Begriff, den er von seinem geliebten Führer gelernt hatte.

Halders Aufgabe war es, den Nationalsozialismus zum Nutzen seiner neuen amerikanischen Gönner zu rehabilitieren. Wenn es gelänge, die Nazis ideologisch vom deutschen Volk und der deutschen Armee zu trennen, könnten die Amerikaner die nützlichsten von Hitlers Soldaten in ihrem Krieg gegen die Sowjetunion einsetzen, ohne einen Verdacht zu erregen. Halder leitete ein Team von 700 ehemaligen Wehrmachtsoffizieren und machte sich daran, die l. Geschichte umzuschreiben, um das Bild einer sauberen Wehrmacht und eines deutschen Volkes zu zeichnen, das von der Brutalität der Nazis nichts wusste. Sein Stellvertreter war der CIA-Agent Adolf Heusinger [12], ein Nazi-Kriegsverbrecher, der maßgeblich für die Planung der endlosen Massaker der „Sicherheitskriegsführung“ [13] verantwortlich war und später Kommandeur sowohl der deutschen Armee als auch der NATO war.

Durch Manipulation, Fälschung und umfassende Zensur schufen Halder und Heusinger ein ganzheitliches Bild von sich selbst und der Wehrmacht als brillante, edle und ehrenhafte Opfer des Wahnsinnigen Hitler und nicht als Monster, die einen Kontinent abschlachteten.

Mit dem CMH (militär-historisches Zentrum der US-Armee ; Anm. d. Red.) veröffentlichten Halder und Heusinger Unmengen von Lügengeschichten. Danach habe die Wehrmacht an der Ostfront keine Verbrechen begangen, sondern die Nazis haben Märkte und Kulturzentren eingerichtet, um Lebensmittel von örtlichen Bauern zu kaufen und Tänze und gesellschaftliche Veranstaltungen für dankbare Menschen abzuhalten. Die Probleme im Osten erwähnten Halder und Heusinger nur kurz und behaupteten, diese seien nicht von der edlen Wehrmacht, sondern von „jüdisch-bolschewistischen“ NKWD-Infiltratoren begangen worden (NKWD – Volkskommissariat für innere Angelegenheiten; Narodny kommissariat wnutrennich del, Anm. d. Red.).

Nichts davon hätte weiter von der Wahrheit entfernt sein können. Auf ausdrücklichen Befehl des OKH war die Wehrmacht im Rahmen des Generalplan Osts [14] unmittelbar für die Unterwerfung und Ausrottung eines ganzen Kontinents verantwortlich. Jeder Winkel Osteuropas sollte von und für die Wehrmacht gesäubert werden. Und die Soldaten taten ihre Pflicht.

Die wichtigste Waffe war der Hunger [15]. Die Wehrmacht ernährte sich von den eroberten Ländern, indem sie sowohl Ressourcen als auch Arbeitskräfte in großen Mengen abzog [16]. Brutale Beschlagnahmungsprogramme für Getreide und Fleisch töteten Millionen von Menschen, während der Rest schuftete, um seine Nazi-Herrscher mit einer täglichen Ration von 420 kcal zu ernähren. In der Planungsphase für die Operation Barbarossa kamen die Nazis zu dem Schluss, dass der Krieg nur zu gewinnen sei, wenn die gesamte Wehrmacht sich bis zum dritten Jahr von sowjetischem Land versorgen würde [17]. Bis 1944 beschlagnahmten die Nazis mehr als 5 Millionen Tonnen Getreide und 10,6 Millionen Tonnen anderer Nahrungsmittel aus den besetzten Gebieten, von denen 80 % von der Wehrmacht verbraucht wurden.

Um die Welt zu erobern brauchten die Nazis mehr als nur Lebensmittel, sie brauchten auch Waffen und Ausrüstung. Zu diesem Zweck setzte Deutschland seine weltberühmte industrielle Macht ein. In den berüchtigten Konzentrationslagern befanden sich riesige Fabrik- und Arbeitskomplexe, in denen sich Millionen von Sklaven zu Tode schuften mussten, um die Waffen und Ausrüstungen herzustellen, mit denen die Wehrmacht sie unterjochte. Angesichts des Umfangs der Aufträge hatten nur sehr wenige deutsche Unternehmen saubere Hände, und selbst die schmutzigsten behielten nach dem Krieg ihr gesamtes Blutgeld.

Diese beiden Elemente standen in einer nahezu perfekten symbiotischen Beziehung zueinander: Deutsches Kapital diente den Interessen der Armee, und die Armee diente den Interessen des Kapitals. Bei ihren Eroberungen nahmen die Nazis Sklaven, um mehr Waffen zu bauen, die dann zur Eroberung und zur Versklavung weiterer Menschen genutzt wurden. Das zweiköpfige Monster beutete das eroberte Land mit einer so grausamen Effizienz aus, dass die Nazigeneräle und Wirtschaftsplaner befürchteten, ihnen würden die Sklaven ausgehen.

„Wenn wir die Juden erschießen, die Kriegsgefangenen sterben lassen, beträchtliche Teile der Stadtbevölkerung dem Hungertod aussetzen und im kommenden Jahr auch einen Teil der Landbevölkerung an den Hunger verlieren, bleibt die Frage zu beantworten: Wer soll eigentlich den wirtschaftlichen Wert produzieren?“ – Generalmajor Hans Leykauf

Trotz der ungeheuren Ausmaße seiner Verbrechen war Halders Geschichtswäsche sehr erfolgreich; erst nach dem Fall der UdSSR stellte ein westlicher Historiker seine Lügen in Frage.

Selbst wohlmeinende Forscher gingen Halder in die Falle. Er genoss einen Sonderstatus und gab Informationen nur an die privilegiertesten Journalisten und Historiker weiter. Aufgrund der Legitimität, die ihm sein Titel, der Zugang zu Informationen und die Unterstützung durch die US-Regierung verliehen, galt Halders CMH als erstklassige Quelle für akademische Historiker, und ihre Informationen waren sehr begehrt. Halder nutzte dies und prüfte sorgfältig, an wen er Informationen weitergab, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen.

Vordruckbrief eines Häftlings des KZ Auschwitz-Monowitz (1944) (Scan: Radzuweit, Wikimedia Commons, Gemeinfrei)

Zwischen 1955 und 1991 wurden seine Werke mindestens 700 Mal in akademischen Publikationen zitiert [18], insbesondere von Professoren und Forschern westlicher Militärakademien. Da diese Historiker gezwungen waren, aus Halders Brunnen zu trinken, gaben sie das Gift an ihre Studenten weiter, und von dort aus fanden die Lügen ihren Weg in das öffentliche Bewusstsein. Und am Ende wurde die Nazi-Propaganda durch einfache Wiederholung und sorgfältige Kontrolle der Quellen zur „Wahrheit“ umgedeutet.

Obwohl der Zugang zu sowjetischen Aufzeichnungen zunehmend zum Widerstand gegen diese Propaganda führte, stützen sich einige Historiker, wie Timothy Snyder von der Yale University, immer noch stark auf Halders Ideen oder recyceln sie, um die so genannte Theorie des „doppelten Völkermords“ zu stützen [19]. Diese Theorie wurde von baltischen Neonazis entwickelt, um ihre Verwicklung in den Holocaust und ihre weit verbreitete Kollaboration mit dem Naziregime zu verbergen. Sie fristete ein Schattendasein, bis Snyder sie mit „Bloodlands“ in den Mainstream brachte. [„Bloodlands: Europa zwischen Hitler und Stalin“ ist ein 2010 erschienenes Buch Snyders über Massenmorde während des II.Weltkriegs; Anm. d. Red.]. Auch 70 Jahre nach seiner Veröffentlichung ist Halders Gift immer noch ein Schlüsselelement bei Versuchen, die Rote Armee als nichts anderes als Wilde darzustellen und damit die Nazis vergleichsweise zahm aussehen zu lassen.

In der Armee wusste man, dass Halder nichts als Apologien veröffentlichte, aber das war der Punkt. Halder blieb jahrzehntelang bei der Armee und wurde mehrfach für seine gute Arbeit ausgezeichnet. Für seinen unermüdlichen Einsatz in Sachen Völkermordleugnung erhielt er 1961 sogar eine Medaille für verdienstvolle zivile Dienste [20].

„Es ist notwendig, die roten Untermenschen mit ihren Kreml-Diktatoren zu beseitigen. Das deutsche Volk wird die größte Aufgabe seiner Geschichte zu erfüllen haben, und die Welt wird hören, daß diese Aufgabe bis zum Ende erfüllt werden wird.“ – Wehrmachtsnachrichten für die Truppe, № 112, Juni 1941 [21]

Fruchtbarer Boden

„Im Osten will ich effektiv plündern und brandschatzen. Alles, was für die Deutschen im Osten in Frage kommt, soll sofort herausgeholt und nach Deutschland gebracht werden.“ – Hermann Göring

Nach jahrzehntelangem Kampf im Dunkeln bot der Zusammenbruch der Sowjetunion faschistischen Akademikern eine einmalige Chance. Während ehemalige sowjetische Professoren in den turbulenten 1990er Jahren das Land verließen, in den Ruhestand traten oder entlassen wurden, stand eine ganze Generation faschistischer Akademiker, die im Westen aufgezogen worden waren, bereit, sie zu ersetzen.

Überall im ehemaligen Warschauer Pakt entstanden großzügig finanzierte Privatschulen mit faschistischen Professoren aus Kanada, Australien und den USA, die jahrzehntelang ihre mit den Nazis kollaborierenden Vorgänger rehabilitierten.

Mit nahezu unbegrenzter finanzieller Unterstützung durch die NATO und eine schwindelerregende Zahl von Nichtregierungsorganisationen, die mit ihr verbunden waren, können die Faschisten nun die Geschichte nach ihrem Gusto umschreiben und eine ganze Generation neuer Soldaten für ihren ideologischen Krieg ausbilden.

Als Beispiel dafür betrachten wir Leben und Tätigkeit des unabhängigen Kiewer Kriegsberichterstatters Illia Ponomarenko. Durch ihn können wir einen Einblick in den Mechnismus dieses Apparates gewinnen.

Illia wurde in der Stadt Volnovakha [22], Oblast Donezk, Russland, geboren. Diese Stadt mit rund 20.000 Einwohnern, die damals zur Ukraine gehörte, liegt etwa 65 Kilometer nördlich von Mariupol und dem Asowschen Meer.

Die 1881 als Station der so genannten „Katharinenbahn“ gegründete Stadt – ein großes Eisenbahnprojekt, das posthum nach der lange regierenden Kaiserin benannt wurde – war seitdem weitgehend unauffällig. Illia zog schließlich in den Süden, um in Mariupol zu studieren – der industriellen Hafenstadt, die das Rückgrat der Wirtschaft der Region bildete.

Mariupol und die umliegende Region waren oft in die turbulente Geschichte der Ukraine verwickelt, sie war ein wichtiger Brennpunkt im russischen Bürgerkrieg. In den Kämpfen zwischen der Roten Armee, den zaristischen Streitkräften, den Makhno-Banditen [23] und den Mittelmächten wechselte die Region mehrfach den Besitzer, bevor sie 1920 von den sowjetischen Streitkräften zurückerobert wurde.

Aufgrund ihrer strategischen Lage am Asowschen Meer – nur eine kurze Fährfahrt von den reichsten Eisenminen der UdSSR entfernt – erlebte die Region in den folgenden Jahrzehnten eine explosionsartige wirtschaftliche Entwicklung. Am bemerkenswertesten war das heute berühmte Stahlwerk Azovstal, ein Kronjuwel aus Stalins erstem Fünfjahresplan. Der Grundstein für das Werk wurde 1930 gelegt und bereits 1933 produzierte Azovstal seinen ersten Gussblock. Die Produktion stieg rasch an, und 1939 stellte das Werk einen Weltrekord auf, indem es an einem einzigen Tag 1.614 Tonnen Roheisen produzierte.

Als die Nazis kamen, um die Ukraine zu versklaven, blieben Mariupol und Azovstal standhaft. Bis zum bitteren Ende produzierte das Werk Panzerplatten für T-34-Panzer. Die letzten Arbeiter wurden an dem Tag evakuiert, an dem die Nazis die Stadt eroberten. Bei ihrer Abreise zerstörten sie die Hochöfen und Kraftwerke, um sie dem Feind vorzuenthalten. Asovstal fiel unter die Kontrolle von Krupp, aber wiederholte Sabotageakte von sowjetischen Partisanen sorgten dafür, dass die Fabrik bis 1945 außer Betrieb war [24].

Azovstal, 6.10.2014 (Foto: Chad Nagle, flickr.com, CC BY 2.0)

Mehr als 6.000 Arbeiter von Asovstal kämpften als Partisanen oder Soldaten der Roten Armee gegen die Nazis. ­Mehrere Hundert wurden für ihre ­Tapferkeit ausgezeichnet, acht von ihnen erhielten den Titel „Held der Sowjetunion“, die höchstmögliche Auszeichnung für einen Soldaten der Roten Armee. Leider bezahlten Hunderte von ihnen im Krieg gegen den Faschismus den ultimativen Preis. Ihnen zu Ehren wurde vor dem Werk ein Denkmal errichtet, das das Maidan-Regime, für dessen Bedeutung es sich zweifellos schämt, verfallen ließ.

Selbst dieser große und teuer errungene Sieg brachte für Mariupol nur eine Atempause. Jahrzehntelang lebten die Menschen in Mariupol in Frieden und Wohlstand, ohne zu wissen, was als Nächstes kommen würde. 1991, weniger als 50 Jahre nach dem Sieg von 1945, kehrten die Ungeheuer zurück, um die Ukraine und ihr Volk erneut zu verwüsten.

1990, nach einem Jahrzehnt wirtschaftlicher Sabotage und am Rande des Zusammenbruchs, lag der Index der menschlichen Entwicklung der UdSSR mit 0,920 Punkten auf Platz 25 in der Welt [25]. Nach dem Zusammenbruch ein Jahr später sollte er nie wieder so hoch sein. 2019, dem letzten Jahr, aus dem Daten vor dem Krieg veröffentlicht wurden, lag Russland auf Platz 52 [26].

In der Ukraine haben vier Jahre Maidan-Herrschaft die Situation sogar noch verschlechtert. Weit entfernt von dem Wohlstand, der ihnen vom Westen versprochen wurde, fiel sie von Platz 83 im Jahr 2014 auf Platz 88 [27], hinter Sri Lanka, Mexiko und Albanien. Der Iran und Kuba, die unter dem Belagerungskrieg, den Amerika euphemistisch Sanktionen nennt, erdrückt werden, bieten ihrer Bevölkerung immer noch einen besseren Lebensstandard.

Keine der ehemaligen Sowjetrepubliken hat bis 2022 den Stand von 1990 wieder erreicht. Selbst als die UdSSR Monate vor ihrer Auflösung stand, genossen die sowjetischen Bürger mehr Wohlstand, als sie ihn seit ihrer „Befreiung“ haben. Ihr Wohlstand und ihre Sicherheit haben sich nicht in Luft aufgelöst, sondern wurden von denselben westlichen Kapitalisten gestohlen, die das Land schon einmal ausgeplündert hatten.

Man kann diese Zahlen einfach als Abstraktionen betrachten, als Kennzahlen für eine riesige und kaum verständliche Wirtschaftsmaschinerie. Aber genau wie in den 1940er Jahren war diese Politik der systematischen Plünderung tödlich. Von unabhängigen Experten geprüfte Studien ergaben, dass allein in Russland zwischen 1991 und 2001 mindestens fünf Millionen Menschen an Hunger, mangelnder medizinischer Versorgung, Drogenabhängigkeit und Entbehrungen gestorben sind [28]. Nimmt man die übrigen ehemaligen Sowjetrepubliken hinzu, übersteigt die Bilanz der Schlächter bei weitem die des Holocausts.

Wäre dies irgendwo anders passiert oder von jemand anderem verursacht worden, hätte man es als das bezeichnet, was es war: Völkermord. Das Aufwachsen inmitten der Verwüstungen, die die ungehemmte Brutalität der „regelbasierten internationalen Ordnung“ angerichtet hat, macht Ponomarenkos zukünftige Zusammenarbeit nur noch schockierender.

2010 zog Ponomarenko nach Mariupol, um an der dortigen staatlichen Universität MSU zu studieren [29]. Trotz des unverfänglichen Namens wurde diese Hochschule 1991 mit Zuschüssen von USAID [US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit; Anm. d. Red.] und George Soros gegründet und erhält auch heute noch beträchtliche Mittel aus den USA und der EU. Die Linie der Hochschule ist unverhohlen pro-NATO, ihre Professoren besuchen das NATO-Hauptquartier und die Universität wirbt stolz mit ihren Verbindungen zu atlantischen Denkfabriken mit Sitz in Washington [30].

Die MSU ist kein Einzelfall. Überall im Ostblock entstanden Universitäten wie diese, die von westlichen Regierungen und ihren Proxy-Denkfabriken reichlich Geld erhielten. Die von ­Soros unterstützte Open Society Foundation war dabei eine besonders wichtige ­Anlaufstelle. Soros gründete nicht nur zahlreiche neue Universitäten im gesamten Ostblock, sondern ging sogar so weit, neue Lehrbücher für Grund- und Sekundarschulen in der Region zu produzieren [31]. Zu den Absolventen seiner Bildungseinrichtungen zählen Präsidenten, Parlamentsmitglieder und viele weitere, weniger hochrangige Funktionäre [32].

All dies steht im Dienst seines Krieges gegen den Kommunismus, den er seit mindestens den 1970er Jahren mit offizieller und inoffizieller Unterstützung der Regierung führt. Dass der glühende Antikommunist George Soros von der Rechten als Kommunist bezeichnet wird, muss dabei als besonders makabre Ironie bezeichnet werden. Zumal er persönlich enorm von der Ausplünderung der ehemaligen Sowjetunion profitiert hat.

Ponomarenko schloss sein Studium 2014 ab – gerade noch rechtzeitig, um vom nächsten Sturm in der Ukraine erfasst zu werden.

Maidan von oben, 24.2.2014 (Foto: spoilt.exile, flickr.com, CC BY-SA 2.0)

Blutige Ernte

„Eine Besonderheit der menschlichen Natur ermöglicht es offenbar, dass selbst die unaussprechlichsten Taten des Bösen innerhalb von Minuten banal werden, sofern sie weit genug entfernt geschehen, um keine persönliche Bedrohung darzustellen.„ – Iris Chang

Das Narrativ, das uns über den Maidan-Putsch 2014 erzählt wird, ist simpel. Demnach haben sich die Demonstranten mit nahezu einhelliger Unterstützung erhoben, um sich vom Joch der illegitimen, geschmähten „Partei der Regionen“ von Viktor Janukowitsch und damit von der russischen Kontrolle zu befreien. Danach, so heißt es, sei der Übergang sauber und geordnet verlaufen. Die Probleme im Osten seien nur durch die russische Unterwanderung entstanden, und alle wahren Ukrainer stünden hinter dem neuen Regime. Bis heute behauptet das Maidan-Regime hartnäckig, bei dem Konflikt in der Ukraine handele es sich nicht um einen Bürgerkrieg, sondern um eine bereits seit acht Jahren andauernde ausländische Invasion.

Wenn man genau hinhört, kann man im offiziellen Maidan-Narrativ fast Anklänge an Franz Halder und Adolf Heusinger hören. Und das ist – glaube ich – kein Zufall. Genau wie damals könnte die von der NATO-Propaganda geschaffene Fantasie nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Der Maidan hatte nie die allgemeine Unterstützung und der Prozess, das Land zu unterwerfen, war eine lange und blutige Angelegenheit.

Trotz gegenteiliger Behauptungen der ukrainischen Regierung handelt es sich bei dem Konflikt nach jeder vernünftigen Definition um einen Bürgerkrieg. Die Separatisten waren fast ausnahmslos ukrainische Staatsbürger. Sie begannen den Kampf, um eine rechtmäßig gewählte ukrainische Regierung zu verteidigen. Die meisten ausländischen Unterstützer standen fest hinter dem Maidan, nicht hinter Janukowitsch und den Separatisten. Seit dem Beginn des Maidans hatten Gruppen, wie die von den USA unterstützte Georgische Legion von Mamuka Mamulaschwili, Söldner vor Ort, um einen friedlichen Protest in einen blutigen Staatsstreich zu verwandeln.

Viele der Milizionäre waren Angehörige der ukrainischen Armee, die übergelaufen sind, als ihnen befohlen wurde, auf ihre Familie, Freunde und ukrainischen Landsleute im Donbas zu schießen. NATO-Analysten schätzen, dass 70 % der ukrainischen Armee desertierten oder überliefen, anstatt für das Maidan-Regime zu töten – und sie nahmen ihre Waffen mit [33]. Eine Tatsache, die einen weiteren Nagel in den Sarg des Maidan-Narrativs der ausländischen Eindringlinge schlägt.

Das Argument, dass es sich um eine ausländische Invasion und nicht etwa einen Bürgerkrieg handelt, ist für das Maidan-Regime besonders wichtig. Wenn wir nämlich akzeptierten, dass es sich um einen Bürgerkrieg handelte, dann müssten wir uns fragen, warum diese so genannte „nationalistische“ Regierung mit ihrem täglichen Beschuss von Wohngebieten, Schulen, Krankenhäusern [34] und anderen zivilen Zielen [35] so viele Ukrainer im Donbas tötet. Es wäre unmöglich, sie als Nationalisten zu bezeichnen, geschweige denn als Befreier, wenn sie das Blut so vieler Ukrainer an ihren Händen haben.

Die Lösung dieses Widerspruchs ist einfach. Wenn man den Menschen im Donbass ihre Identität und Geschichte als Ukrainer nimmt, wird es viel einfacher, ihre Vernichtung zu akzeptieren. In der Ideologie Jaroslaw Stetskos und Stepan Banderas, der „Helden der Ukraine“, die der ukrainischen extremen Rechten zugrunde liegt, ist nur ein Galizier ein echter Ukrainer. Der Großteil des Volkes sind sogenannte „Moskauer“ und „Asiaten“, die es nicht wert sind, im Galizischen Reich zu leben.

Die Tatsache, dass Galizien mehr als ein Jahrtausend lang zu Polen oder Österreich [36] und nicht zur Ukraine gehörte, wird einfach ignoriert. Damit lassen sie ihrer verblendeten Fantasie freien Lauf, nach der sie, und nur sie, aufgrund von altem Wikingerblut die wahren Ukrainer seien.

Damals wie heute macht es die Ideologie den galizischen Faschisten leicht, die Ermordung Tausender von Ukrainern zu rechtfertigen [37].

Als 2014 die Maidan-Proteste begannen, kam es im ganzen Land zu Gegenprotesten, bei denen Tausende von Ukrainern zur Unterstützung der demokratisch gewählten Regierung von Viktor Janukowitsch und der „Partei der Regionen“ auf die Straße gingen [38, 39]. Als der Maidan unter dem Einfluss der extremen Rechten immer gewalttätiger wurde, ließen sich die Anti-Maidan-Demonstranten nicht einschüchtern und schlugen zurück. Schließlich schlossen sie sich zu Milizen zusammen, die sich aus einer Vielzahl von Anti-Maidan-Aktivisten zusammensetzten, und der Widerstand wurde wesentlich besser organisiert.

Aus Angst vor einer Konterrevolution schuf die nicht gewählte Regierung des von den Amerikanern persönlich ausgewählten Arsenij Jazenjuk [40] die Polizei für Sonderaufgaben (Special Tasks Patrol, STP). Diese setzt sich fast ausschließlich aus Neonazis zusammen, die in der Ukraine ihr Unwesen trieben, und die mit weitreichenden Befugnissen zur Verhaftung und Tötung von Ukrainern ausgestattet wurde.

Am berühmtesten war das Asowsche Bataillon. Lange vor seiner zynischen Umbenennung im Zuge der russischen Invasion 2022 war das Asowsche Bataillon 2014 eine offen neonazistische Miliz. Die Soldaten, die Illia Ponomarenko zu seinen Mitstreitern zählt, marschierten unter der gleichen Flagge wie ihre Vorfahren in den 1940er Jahren.

Von Asow aus kann man die Echos der Geschichte gut hören. Diese Organisation wurde 2005 unter dem Namen „Patriot of Ukraine“ von Andrei Belitsky aus einem Zusammenschluss mehrerer Charkiwer Neonazi-Gruppen gegründet, darunter Tryzub (der bewaffnete Flügel des Kongresses ukrainischer Nationalisten der CIA-Agentin und Nazi-Kollaborateurin Slava Stetsko), sowie UNA-UNSO (unter Führung des Sohnes des CIA-Kommandaten [41, 42] und Holocaust-Täters Roman Shukhevych [43]). Die Reihen wurden mit Soldaten aus den großen rechtsextremen Fußball-Hooligan-Gruppen der Ukraine aufgefüllt.

UNA-UNSO-Mitglieder auf dem Europaplatz in Kiew, 24.11. 2013. (Foto: spoilt.exile, flickr. com, CC BY-SA 2.0)

In ihren Anfangsjahren arbeitete „Patriot of Ukraine“ als Vollstrecker für den Mafiaboss Arsen Avakov, der nach dem Maidan zum Innenminister ernannt wurde. Avakov zog die Fäden, um Leutnant Belitsky aus dem Gefängnis zu holen, weil er einen rivalisierenden Gangster zu Tode geprügelt hatte, und der talentierte junge Nazi wurde als Stellvertreter eingesetzt, um die Separatisten zu unterwerfen.

In Mariupol schloss sich schließlich der Kreis, und die Welt konnte mit eigenen Augen sehen, was Halder und Heusinger so lange geplant hatten.

Nach monatelangen Protesten begannen die Kämpfe in Mariupol im Mai 2014. Nach der ukrainischen Version der Ereignisse näherten sich am 3. Mai russische Spitzel einem Kontrollpunkt in der Stadt und brachten den Wachen mit Schlaftabletten versetztes Essen. Nachdem diese außer Gefecht gesetzt waren, nahmen sie dann die Soldaten und ihre Waffen mit. Diese Vorstellung verschleiert vermutlich die Wahrheit: Die Soldaten haben sich einfach ergeben. Die Separatisten errichteten im Stadtzentrum Barrikaden und begannen, die Gebäude der Stadtverwaltung zu besetzen. Die Situation geriet schnell außer Kontrolle des Maidan-Regimes.

Das Asow-Regiment war eine der ersten Einheiten, die das Regime zur Rückeroberung von Mariupol entsandte. Am 7. Mai in die Stadt eingedrungen, begann Asow fast sofort mit dem Töten [44]. Asow räumte die Barrikaden gewaltsam ab und schoss auf die Menge der sich ihnen entgegenstellenden, unbewaffneten Demonstranten. Asow beendete die Arbeit in der Nacht zum 8. Mai und begann am 9., dem Tag des Sieges, mit der nächsten Phase ihrer Mission. Während der größte Teil der Ukraine des Opfers von acht Millionen Ukrainern im Kampf gegen die Vorfahren von Asow gedachte [45], nutzten die Erben von Stetsko und Bandera diesen Anlass auf ihre traditionelle Weise, indem sie Ukrainer töteten. Als die örtliche Polizei auf den Befehl hin, das Feuer auf die Menschenmenge zu eröffnen, überlief, zögerte Asow nicht. Als Asow-Terroristen das Feuer auf die Menschenmenge eröffneten, wurde der Tag des Sieges zu einem Blutbad, [46, 47].

Lokale Demonstranten und übergelaufene Polizisten besetzten das Hauptquartier der Regionalpolizei und nahmen dabei den Polizeichef gefangen. Militante Asow-Kämpfer versuchten, die Belagerung zu durchbrechen, aber als sie auf bewaffneten Widerstand stießen, wurden die „Cyborgs“ vernichtend geschlagen. Nach Verlusten zogen sie sich zurück und waren gezwungen, über die Freilassung der Gefangenen zu verhandeln. Wie schon zuvor verflüchtigten sich die Tapferkeit und das Können der faschistischen Schläger, sobald sich ihre Opfer wehrten.

An diesem Tag wurde Asow besiegt, aber nicht vernichtet. Mit der Unterstützung des ukrainischen Staates und der Gangster, die zunehmend die Macht übernahmen, kehrte Asow im Juni zurück [48], wobei seine Kräfte durch ausländische Söldner und eine Kolonne gepanzerter Fahrzeuge verstärkt wurden [49, 50]. Nach einem Drohnenangriff waren die Separatisten gezwungen, sich zurückzuziehen und die Streitkräfte der DVR wurden aus Mariupol vertrieben, wobei es 5 Tote und 30 Gefangene gab. Keiner von ihnen kehrte lebend zurück.

Unter den Angreifern an diesem Tag waren Männer mit Abzeichen der 1. Fliegerbrigade der US-Armee, einer Einheit, die für die Ausbildung von Soldaten in kombinierten Waffeneinsätzen zuständig ist. Angesichts ihrer Beteiligung wird der Grund für die plötzliche Beherrschung von UAVs [unmanned aerial vehicle, unbemanntes Luftfahrzeug, Drohne; Anm. d. Red.] durch Asow sehr schnell klar.

Asow ruhte sich nicht auf den Lorbeeren aus. Zusammen mit den übrigen STP-Einheiten kehrte Asow schnell zu seinen Wurzeln zurück als das, was die Menschen in der Region einst als „Bestrafer“ kannten, die mit allen Mitteln für Ordnung sorgten. Es ist unklar, wie viele Menschen in den Kerkern der STP und des SBU (ukrainischer Geheimdienst) gelitten haben. Aber die Kampagne war so weit verbreitet, dass selbst das Maidan-Regime Dutzende von ihnen wegen Verbrechen, wie Gruppenvergewaltigung [51] (darunter mindestens ein Fall, bei dem 8-10 Asow-Mitglieder einen geistig behinderten Mann vergewaltigten, bis er fast starb [52]), Plünderung, Folter, Mord, Schmuggel und Erpressung für schuldig befand. Sie trugen zwar die Insignien einer Militäreinheit, aber Asow hatte sich seit ihren Tagen als Mafia-Killer kaum verändert.

(Screenshot: Illia Ponomarenko, Twitter, 10.3.2023)

Die ganze Zeit über wurde Asow von den Vereinigten Staaten und ihren NATO-Verbündeten unterstützt. Es gibt Beweise für eine Ausbildung durch die CIA mindestens seit 2015 [53], wenn nicht früher. Waffenhändler prahlten offen mit der Weitergabe von Panzerabwehrwaffen und 2017 posierte Asow für Fotos mit NATO-Militärberatern.

Selbst als Männer wieder einmal unter einem Hakenkreuz marschierten und eine Spur durch ihre Heimat zogen, gehörte Illia Ponomarenko von Anfang an zu ihren treuesten Unterstützern. Nachdem er wegen COVID ein geplantes Praktikum in den USA absagen musste, arbeitete Illia für NATO-finanzierte Zeitungen wie die „Kyiv Post“ und später den „Kyiv Independent“ [54].

Seine Ausbildung an den von der NATO finanzierten Schulen hat ihm gute Dienste erwiesen. Er hat vorbildliche Arbeit geleistet, indem er das von Franz Halder und Adolf Heusinger vor so vielen Jahren begonnene Werk fortgesetzt und die faschistischen Mörder, die Ukrainer abschlachten, erneut rehabilitierte. Inzwischen hat er Millionen von Anhängern auf Twitter und tritt regelmäßig in westlichen Nachrichtensendungen wie BBC, CNN und Fox News auf. Die Jahre als Wasserträger seiner Nazifreunde haben sich endlich ausgezahlt: Illia ist nicht mehr einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort, sondern ein fester Bestandteil der Maschine.

Was wir heute in der Ukraine erleben, ist kein Zufall: Es handelt sich um einen Plan, der sieben Jahrzehnte lang vorbereitet wurde. Von Anfang an haben die Vereinigten Staaten und die NATO daran gearbeitet, das Erbe des Faschismus zu rehabilitieren, um es als Waffe einsetzen zu können.

Diese Netzwerke gibt es nicht nur in der Ukraine, sondern sie haben Ableger in der ganzen Welt. Militante Asow-Kämpfer wurden sogar bei Protesten in Hongkong [55] gesichtet – der jüngsten Front in Amerikas verdecktem Krieg. Glücklicherweise verhinderten die chinesischen Behörden, dass die Stadt das gleiche Schicksal wie Mariupol erlitt.

Die Saat für diesen Konflikt wurde weder 2014 noch 1991 gelegt. Sie wurde vielmehr am 22. Juni 1941 gelegt, als Nazi-Truppen im Rahmen der Operation Barbarossa von Franz Halder das erste Mal über die Grenze strömten. Nach vier langen Jahren und Dutzenden von Millionen Toten nahmen die Vereinigten Staaten die „Besten und Klügsten“ des Dritten Reiches auf und pflegten 70 Jahre lang sorgfältig Halders und Heusingers Setzlinge, darauf wartend, dass sie Wurzeln schlagen.

Im Jahr 2014 sahen wir schließlich, wie das schädliche Unkraut des Faschismus in das Land zurückkehrte, das es vor so langer Zeit verdorben hatte, erneut gegossen mit Strömen ukrainischen Blutes.

Quellen:

[1] Wikipedia, diverse Autoren „Operation Gladio”, zuletzt bearbeitet am 9.3.2023: <https://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Gladio>
[2] ConvertAction Magazine, Evan Reif „How Monsters Who Beat Jews To Death in 1944 Became America’s Favorite “Freedom Fighters” in 1945—with a Little Help from their Friends at CIA”, am 10.6.2022: <https://covertactionmagazine.com/2022/06/10/how-monsters-who-had-beaten-jews-to-death-with-hammers-in-1944-became-americas-favorite-freedom-fighters-in-1945-with-a-little-help-from-their-friends-at-cia/>
[3] Reuters, Reuters Staff „Italy’s murky masonic leader Gelli, linked to decades of plots, dies”, am 16.12.2015: <https://www.reuters.com/article/uk-italy-gelli/italys-murky-masonic-leader-gelli-linked-to-decades-of-plots-dies-idUKKBN0TZ1N620151216>
[4] USHMM, Holocaust-Gedenkmuseum der USA  „RESOURCES ON THE GERMAN MILITARY AND THE HOLOCAUST”, Datum unbekannt: <https://www.ushmm.org/m/pdfs/German-military-context-sheets.pdf>
[5] Wikipedia, diverse Autoren „Oberkommando des Heeres”, zuletzt bearbeitet am 24.1.2023: <https://en.wikipedia.org/wiki/Oberkommando_des_Heeres>
[6] USHMM, Holocaust-Gedenkmuseum der USA, Enzyklopädie „German Military Participation in the Holocaust“, Datum unbekannt: <https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/the-german-military-and-the-holocaust>
[7] UF CLAS – University of Florida, Professor Geoffrey J. Giles „EUH 3033 History of the Holocaust”, Datum unbekannt: <http://users.clas.ufl.edu/ggiles/barbaros.html>
[8] web.archive.org, Unbekannt „Parlamentskiye slushaniya „Patrioticheskoye vospitaniye… „Bessmertnyy polk““, am 15.2.2017: <https://web.archive.org/web/20180705150605/https:/polkrf.ru/news/1275/parlamentskie_slushaniya_patrioticheskoe_vospitanie_bessmertnyiy_polk>
[9] University of New Orleans, Dustin C. Whittington „A Panzer Commander “Working Toward the Fuhrer”: The World War II Career of General oberst Hermann HothWar II Career of General oberst Hermann Hoth”, am 18.5.2012: <https://scholarworks.uno.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=2431&context=td>
[10] Regierungsarchiv USA, Dokumente „Records of the United States Nuernberg War Crimes Trials (…) November 28, 1947- October 28, 1948”: <https://www.archives.gov/files/research/captured-german-records/microfilm/m898.pdf>
[11] U.S. Army Center of Military History Homepage: <https://history.army.mil/>
[12] CIA, deklassifizierte Dokumente „General Adolf Heusinger”, in 2006: <https://www.cia.gov/readingroom/docs/HEUSINGER, ADOLF_0006.pdf>
[13] KAZ Zeitung, Fraktion „Heusinger, Gehlen und der Anfang des 3. militärischen Anlaufs des deutschen Imperialismus zur Weltmacht”, Datum unbekannt: <https://www.kaz-online.de/artikel/heusinger-gehlen-und-der-anfang-des-3-militaerischen-anlaufs-des-deutschen-imperialismus-zur-weltmacht>
[14] Zentrum für Genozidforschung (GSP), Steven R. Welsh „A Survey of Interpretive Paradigms in Holocaust Studies and a Comment of Dimensions of the Holocaust”, Datum unbekannt: <https://gsp.yale.edu/sites/default/files/gs16_17_-_a_survey_of_interpretive_paradigms_in_holocaust_studies_and_a_comment_on_the_dimensions_of_the_holocaust_the_annihilation_of_superfluous_eaters_nazi_plans_for_and_u.pdf>
[15] HAL open science Archiv, Margot Lyautey, Marc Elie „German Agricultural Occupation of France and Ukraine, 1940-1944”, am 18.5.2020: <https://hal.archives-ouvertes.fr/hal-02562731/document>
[16] Yale Law School, Bibliothek „Nuremberg Trial Proceedings Vol. 8”, vom 20.2.1946: <https://avalon.law.yale.edu/imt/02-20-46.asp>
[17] JSTOR Archiv, Alex J. Kay „Germany`s Staatssekretäre, Mass Starvation and the Meeting of 2 May 1941”, in 2006: <https://www.jstor.org/stable/30036414>
[18] Google Scholar Literaturrecherche „Franz Halder”, 1945-1991: <https://scholar.google.com/scholar?start=0&q=Franz+Halder&hl=en&as_sdt=0,38&as_ylo=1945&as_yhi=1991>
[19] Internet Archive, Clemens Heni „The Prague Declaration, Holocaust Obfuscation and Antisemitism”, am 26.10.2009: <https://web.archive.org/web/20170603010804/https:/clemensheni.wordpress.com/2009/10/26/the-prague-declaration-holocaust-obfuscation-and-antisemitism/>
[20] Internet Archive, Ronald M. Smelser „The myth of the Eastern Front : the Nazi-Soviet war in American popular culture”, in 2008: <https://archive.org/details/mythofeasternfro0000smel>
[21] Internet Archive, Vol’fram Vette „Voyna na unichtozheniye: vermakht i kholokos”, Datum unbekannt: <https://web.archive.org/web/20130116065428/http:/scepsis.ru/library/id_695.html#a15>
[22] Twitter, Illia Ponomarenko „My hometown Volnovakha. (…).”, am 15.3.2022: <https://twitter.com/iaponomarenko/status/1503773907546955779?lang=en>
[23] Wikipedia, diverse Autoren „Nestor Makhno”, zuletzt bearbeitet am 1.3.2023: <https://en.wikipedia.org/wiki/Nestor_Makhno>
[24] Mariupol City Transport, Olegzima und SashokA „Mariupol’ Nemetskiy. 1941—1943 gody”, in 2008: <http://transport-mrpl.narod.ru/history/mariupol/7.html>
[25] UNDP (United Nations Development Programme) „Human Development Report 1990”, am 1.1.1990: <https://hdr.undp.org/content/human-development-report-1990>
[26] UNDP (United Nations Development Programme) „Human Development Report 2019”, am 9.12.2019:  <https://hdr.undp.org/content/human-development-report-2019>
[27] UNDP (United Nations Development Programme) „Human Development Report 2014”, am 1.1.2014: <https://hdr.undp.org/content/human-development-report-2014>
[28] National Library of Medicine, Tamara Men, Paul Brennan, Paolo Boffetta, David Zaridze „Russian mortality trends for 1991-2001: analysis by cause and region“, am 25.10.2003: <https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC259165/>
[29] MARIUPOL UNIVERSITY, Homepage: <https://en.mdu.in.ua/>
[30] MARIUPOL UNIVERSITY, Pressekonferenz „MSU signed Agreement on Cooperation with the Center of Strategic Research “Strategy International”, am 20.9.2012: <https://en.mdu.in.ua/news/msu_signed_agreement_on_cooperation_with_the_center_of_strategic_research_strategy_international/2012-09-20-12>
[31] Open Society Foundations „GEORGE SOROS AND THE FALL OF COMMUNISM IN EUROPE”, Datum unbekannt: <https://www.opensocietyfoundations.org/uploads/fa141f34-3f1e-43b3-ac95-eff80f39cdc8/george-soros-and-the-fall-of-communism-in-europe-20191106.pdf>
[32] Wikipedia, diverse Autoren „Giorgi Margvelashvili”, zuletzt bearbeitet am 25.11.2022: <https://en.wikipedia.org/wiki/Giorgi_Margvelashvili>
[33] Centre for Global Studies Strategy XXI, Mykhailo Gonchar, Volodymyr Horbach, Anatolii Pinchuk „Russian Octopus in Action: Case Ukraine”, am 6.7.2020: <https://geostrategy.org.ua/en/analysis/research/rosiyskiy-sprut-u-diyi-keys-ukrayina>
[34] Crisis Group NGO, Red. „Conflict in Ukraine`s Donbas: A Visual Explainer”, Datum unbekannt: <https://www.crisisgroup.org/content/conflict-ukraines-donbas-visual-explainer>
[35] MR Online Magazin, Eva Bartlett „Western media and politicians prefer to ignore the truth about civilians killed in Donetsk shelling”, am 18.6.2022: <https://mronline.org/2022/06/18/western-media-and-politicians-prefer-to-ignore-the-truth-about-civilians-killed-in-donetsk-shelling/>
[36] Encyclopedia Britannica, Red. „Galicia historical region, Eastern Europe”, zuletzt aktualisiert am 2.3.2023: <https://www.britannica.com/place/Galicia-historical-region-Eastern-Europe>
[37] Wikipedia, diverse Autoren „Lviv pogroms (1941)”, zuletzt bearbeitet am 30.1.2023:  <https://en.wikipedia.org/wiki/Lviv_pogroms_(1941)>
[38] Washingtonpost, Philip P. Pan „World Digest: International observers say Ukrainian election was free and fair”, am 9.2.2010: <https://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2010/02/08/AR2010020803583.html>
[39] Euobserver Zeitung, Andrew Rettmann „EU endorses Ukraine election result”, am 8.2.2010: <https://euobserver.com/world/29431>
[40] BBC News, Red. „Ukraine crisis: Transcript of leaked Nuland-Pyatt call”, am 7.2.2014:  <https://www.bbc.com/news/world-europe-26079957>
[41] Cryptome Onlinebibliothek, Top Secret (CIA) „MEMORANDUM FOR THE CHIEF, PLANS – SUBJECT: Project AERODYNAMIC (Renewal)”, am 28.8.1953: <https://cryptome.org/2016/01/cia-ua-aerodynamic.pdf>
[42] CIA, Secret Memorandum „Report of Contact with AECASSWARY 2 on 5 and 6 March 1959”, am 12.3.1959: <https://www.cia.gov/readingroom/docs/AERODYNAMIC   VOL. 44  CONTACT REPORTS_0032.pdf>
[43] BRILL Verlag, Anders Rudling „The Cult of Roman Shukhevych in Ukraine: Myth Making with Complications”, am 26.5.2016: <https://brill.com/view/journals/fasc/5/1/article-p26_3.xml?language=en>
[44] Internet Archive, HCH Magazin Red. „Opolcheniye Mariupolya: Batal’on Natsgvardii “Azov” “razbirayet nashi shinnyye barrikady””, am 8.3.2014: <https://web.archive.org/web/20140525213944/http:/nsn.fm/2014/05/08/v-mariupole-sily-natsgvardii-gasyat-soprotivlenie-grazhdanskih-aktivistov/>
[45] Botschaft der Ukraine in Ägypten, Red. „MEMORIAL DAY OF UKRAINIAN VICTIMS IN WORLD WAR II“, am 23.6.2018: <https://egypt.mfa.gov.ua/en/news/65792-roly-ukrajinsykogo-narodu-u-peremozi-nad-nacizmom>
[46] YouTube, MegaPRONICK „Mariupol’ Rasstrel mirnykh zhiteley! Ubiystvo! 9 maya 2014 goda”, am 13.5.2014: <https://www.youtube.com/watch?v=ymXrcxCP9mA>
[47] YouTube, good extraterrestrial „Mariupol’ – rasstrel mirnogo naseleniya fashistami” am 09.05.2014”: <https://www.youtube.com/watch?v=RS-UmmZrXXU&list=WL&index=19>
[48] <https://news.obozrevatel.com/society/pozdravlenie-zelenskogo-s-novyim-godom-gde-smotret.htm>
[49] newdaynews.ru Magazin, Stanislav Eremenko „Na storone ukrainskogo batal’ona “Azov” voyuyet shvedskiy natsionalist (VIDEO)”, am 13.6.2014: <https://newdaynews.ru/policy/501539.html>
[50] primorye24.ru Magazin, Red. „Nayemnik iz Shvetsii, voyuyushchiy na yugo-vostoke Ukrainy, nachal bakhvalit’sya ob uspekhakh v sotssetyakh”, am 15.6.2014: <https://primorye24.ru/news/post/28099-naemnik-iz-shvecii-voyuyuschiy-na-yugo-vostoke-ukrainy-nachal-bahvalitsya-ob-uspehah-v-socsetyah>
[51] Internet Archive, Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte „Report on the human rights situation Ukraine February 16 to May 15, 2016”: <https://web.archive.org/web/20220315234615/https:/www.ohchr.org/sites/default/files/Documents/Countries/UA/Ukraine_14th_HRMMU_Report.pdf>
[52] Internet Archive, forbiddentoforbid.org.ua „The UN took notice of sex offenses committed by Ukrainian side during the Anti-Terrorist Operation”, am 5.7.2016: <https://web.archive.org/web/20170417071117/http:/forbiddentoforbid.org.ua/en/the-un-took-notice-of-sex-offenses-committed-by-ukrainian-side-during-the-anti-terrorist-operation/>
[53] Globaltimes, Huang Lanlan und Cui Fandi „GT investigates: Evidence suggests US may have supported neo-Nazi Azov Battalion”, am 7.3.2022: <https://www.globaltimes.cn/page/202203/1254217.shtml>
[54] ConvertAction Magazine, Evan Reif „NED finanziert das wichtigste ukrainische Propagandaorgan, das Kyiv Independent”, am 13.4.2022: <https://covertactionmagazine.com/2022/04/13/ned-finances-key-ukrainian-propaganda-organ-the-kyiv-independent/>
[55] Soth China Morningpost, Alvin Lum „Far-right Ukrainian activists say they were ‘only in Hong Kong for protest tourism’ as concerns grow they could help authorities delegitimise movement”, am 4.12.2019: <https://www.scmp.com/news/hong-kong/politics/article/3040625/far-right-ukrainian-activists-say-they-were-only-hong-kong>

Wie ein Netzwerk von Nazi-Propagandisten die Grund­lage für den Ukraine-Krieg schuf

„Geschichte ist nicht das, was passiert ist, sondern die Erzählungen darüber, was passiert ist sowie die Lektionen, die diese beinhalten. Schon die Auswahl der Erzählungen, die in einer Gesellschaft gelehrt werden, prägt unsere Vorstellung davon, wie das, was ist, zustande kam. Und damit auch das, was wir für möglich halten. Diese Auswahl der zu lehrenden Geschichte kann niemals ,neutral‘ oder ,objektiv‘ sein. Diejenigen, die diese Wahl treffen, folgen entweder einer bestimmten Agenda oder lassen sich von versteckten Vorurteilen leiten. Damit dienen sie bestimmten Interessen, und diese könnten darin bestehen, die bestehende Welt fortzuführen oder eine neue Welt zu schaffen.“ – Howard Zinn

Von Published On: 26. März 2023Kategorien: Krieg & Frieden

Dieser Text wurde zuerst am 03.02.2023 auf www.covertactionmagazine.com unter der URL <https://covertactionmagazine.com/2023/02/03/how-a-network-of-nazi-propagandists-helped-lay-the-groundwork-for-the-war-in-ukraine/> veröffentlicht. Lizenz: Evan Reif, Covert Action Magazine, CC BY-NC-ND 4.0

Azov-Soldaten mit Nazi-Flagge, 13.9.2018.
(Foto: Heltsumani, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0)

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Urheber der schlimmsten Gräueltaten in der Geschichte vom amerikanischen Geheimdienst gerettet und geschützt. Die offensichtliche Rolle von Nazi-Wissenschaftlern wie Wernher von Braun – der persönlich die Folterung und Ermordung von Sklavenarbeitern überwachte – im Raumfahrtprogramm der Vereinigten Staaten und der westdeutschen Industrie ist seit Jahrzehnten allgemein bekannt.

Das Ende des Kalten Krieges hat in den letzten Jahren Enthüllungen über die „Gladiatoren“ [1] der CIA, wie z.B. Yaroslav Stetsko [2] und Licio Gelli [3] gebracht, die die politische Entwicklung in der Welt mit allen denkbaren Mitteln beeinflussen. Von Deutschland und Italien bis Japan und Südkorea gibt es inzwischen eine umfangreiche Sammlung von Beweisen für das Bestehen großer, gut finanzierter Netzwerke faschistischer Terroristen, die nicht zögerten, die „freien“ Völker der Welt mit Gewalt gefügig zu machen.

Weniger bekannt ist jedoch, dass auch Tausende überzeugter faschistischer und antikommunistischer Akademiker von den USA gerettet und gefördert wurden, um einen ideologischen Krieg gegen den Kommunismus zu führen. Diese revisionistischen Historiker arbeiteten jahrzehntelang im Schatten der akademischen Presse, bis der Zusammenbruch der Sowjetunion es ihnen ermöglichte, nach Hause zurückzukehren und die Geschichte nach ihren Vorstellungen umzuschreiben. Nach jahrzehntelangen Bemühungen können wir nun die Ergebnisse ihrer Arbeit sehen: die Saat, die vor 70 Jahren gesät wurde, trägt endlich ihre vergifteten Früchte.

Die Aussaat

„Dieser Kampf erfordert ein rücksichtsloses und energisches Vorgehen gegen bolschewistische Agitatoren, Guerillas, Saboteure und Juden sowie die völlige Ausschaltung jeglichen aktiven oder passiven Widerstands“

„Franz Halder, Richtlinien für die Führung der Truppen in Russland [4]

Einer der ersten und wichtigsten dieser Historiker war überhaupt keiner.

Franz Halder war ein Stabsoffizier, der seine Karriere bei der Reichswehr im Ersten Weltkrieg begann. 1933 trat er der NSDAP bei, und seine enge persönliche Freundschaft mit Hitler verhalf ihm zu einem schnellen beruflichen Aufstieg. 1938 wurde er zum Chef des Generalstabs des Oberkommandos des Heeres [5] (OKH) ernannt, was ihn zum Planungschef des gesamten deutschen Heeres und zum zweithöchsten Befehlshaber neben dem Führer selbst machte. Kein Befehl konnte das OKH-Hauptquartier ohne die Genehmigung und Unterschrift von Franz Halder verlassen. Das bedeutet, dass Halder nicht nur von den Verbrechen des Regimes wusste, sondern die meisten von ihnen auch plante.

Franz Halder (rechts) bei einem Planungstreffen mit Adolf Hitler, Alfred Jodl und Ion Antonescu, 1942. (Screenshot: Second World War tweets from 1945, Twitter, 24.9.2020)

Seit dem Einmarsch in Polen 1939 genehmigte Halder persönlich die Liquidierung von „Unerwünschten“ wie Juden, Polen und Kommunisten. Sein Büro war für den berüchtigten Kommissarbefehl sowie den Barbarossa-Erlass verantwortlich, die es den Nazi-Soldaten erlaubten, Zivilisten nach Belieben und ohne Konsequenzen hinzurichten [6]. Diese Befehle führten schließlich zum Tod von Millionen von Menschen in der Sowjetunion, sowohl durch Deportation in Lager als auch durch brutale Vergeltungsaktionen in den besetzten Gebieten.

„Gegen Gemeinden, von denen verräterische oder heimtückische Angriffe gegen die Wehrmacht ausgehen, wird auf Befehl eines Offiziers mindestens ab dem Rang eines Bataillonskommandeurs sofort kollektiv vorgegangen, wenn die Umstände eine rasche Ergreifung einzelner Schuldiger nicht zulassen“ – Verordnung über die Zuständigkeit des Kriegsrechts und über besondere Maßnahmen der Truppe [7] (sog. Barbarossa-Verordnung), 13. Mai 1941.

Unter dem Euphemismus der „sicheren Kriegsführung“ vernichteten die Nazis ganze Dörfer und Städte in den besetzten Gebieten. Je nach Zeit und Ort reichten die Methoden von Erschießungen und Brandschatzungen bis hin zu Folter, Vergewaltigungen und Plünderungen. Das Ergebnis war immer das gleiche. Jede Siedlung, in der sich angebliche Partisanen befanden, wurde vollständig entvölkert – inklusive Männern, Frauen und Kindern.

Insgesamt wurden mindestens 20 Millionen sowjetische Zivilisten von den Nazis umgebracht, aber einige russische Wissenschaftler schätzen die tatsächliche Zahl mindestens doppelt so hoch. [8]

Halder war ein absoluter Profi; wochenlang arbeitete er an den Dokumenten und schrieb sie immer wieder um, um sicherzustellen, dass die Sprache so präzise und eindeutig wie möglich war. Er war erfolgreich, denn seine Befehle wurden in den Nürnberger Prozessen als Beweismittel gegen das Naziregime verwendet und werden auch heute noch ausdrücklich als die Art von verbrecherischen Befehlen angeführt, die Soldaten verweigern müssen.

Die Alliierten hielten Halders Befehle für so abstoßend, dass Nazis wie Hermann Hoth [9] und Wilhelm von Leeb [10] wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt wurden, nur weil sie diese an ihre Untergebenen weitergegeben hatten. Viele rangniedere Nazis wurden gehängt, weil sie Halders Befehle in der Sowjetunion befolgt hatten. Trotzdem hatte Halder keinerlei Konsequenzen für die Erteilung dieser Befehle zu tragen.

Nachdem sich Halder der US-Armee ergeben hatte, weigerten sich die Vereinigten Staaten, ihn in Nürnberg vor Gericht zu stellen. Stattdessen wurde ihm vor einem deutschen Gericht nur ein kleiner Prozess wegen „Beihilfe zum Nationalsozialismus“ gemacht. Er leugnete jegliche Kenntnis der Verbrechen, die seine persönliche Unterschrift trugen, und wurde für nicht schuldig befunden. Nach dem Krieg führte er ein bequemes Leben als Autor, Kommentator und „historischer Berater“ für das U.S. Army Center of Military History (CMH) [11].

Franz Halder als Zeuge der Anklage beim Nürnberger Prozess gegen das OKW, 1945/46 (Foto: US Army, Wikimedia Commons, CC-PD-Mark)

Der alte Faschist wurde vor dem Galgen gerettet, um als Chefplaner für einen weiteren Krieg zu dienen. Halder plante nicht mehr die großen Schlachten und die Ausrottung von Rassen, aber er blieb an der Spitze des Krieges gegen das, was Halder „Judenbolschewismus“ nannte – ein Begriff, den er von seinem geliebten Führer gelernt hatte.

Halders Aufgabe war es, den Nationalsozialismus zum Nutzen seiner neuen amerikanischen Gönner zu rehabilitieren. Wenn es gelänge, die Nazis ideologisch vom deutschen Volk und der deutschen Armee zu trennen, könnten die Amerikaner die nützlichsten von Hitlers Soldaten in ihrem Krieg gegen die Sowjetunion einsetzen, ohne einen Verdacht zu erregen. Halder leitete ein Team von 700 ehemaligen Wehrmachtsoffizieren und machte sich daran, die l. Geschichte umzuschreiben, um das Bild einer sauberen Wehrmacht und eines deutschen Volkes zu zeichnen, das von der Brutalität der Nazis nichts wusste. Sein Stellvertreter war der CIA-Agent Adolf Heusinger [12], ein Nazi-Kriegsverbrecher, der maßgeblich für die Planung der endlosen Massaker der „Sicherheitskriegsführung“ [13] verantwortlich war und später Kommandeur sowohl der deutschen Armee als auch der NATO war.

Durch Manipulation, Fälschung und umfassende Zensur schufen Halder und Heusinger ein ganzheitliches Bild von sich selbst und der Wehrmacht als brillante, edle und ehrenhafte Opfer des Wahnsinnigen Hitler und nicht als Monster, die einen Kontinent abschlachteten.

Mit dem CMH (militär-historisches Zentrum der US-Armee ; Anm. d. Red.) veröffentlichten Halder und Heusinger Unmengen von Lügengeschichten. Danach habe die Wehrmacht an der Ostfront keine Verbrechen begangen, sondern die Nazis haben Märkte und Kulturzentren eingerichtet, um Lebensmittel von örtlichen Bauern zu kaufen und Tänze und gesellschaftliche Veranstaltungen für dankbare Menschen abzuhalten. Die Probleme im Osten erwähnten Halder und Heusinger nur kurz und behaupteten, diese seien nicht von der edlen Wehrmacht, sondern von „jüdisch-bolschewistischen“ NKWD-Infiltratoren begangen worden (NKWD – Volkskommissariat für innere Angelegenheiten; Narodny kommissariat wnutrennich del, Anm. d. Red.).

Nichts davon hätte weiter von der Wahrheit entfernt sein können. Auf ausdrücklichen Befehl des OKH war die Wehrmacht im Rahmen des Generalplan Osts [14] unmittelbar für die Unterwerfung und Ausrottung eines ganzen Kontinents verantwortlich. Jeder Winkel Osteuropas sollte von und für die Wehrmacht gesäubert werden. Und die Soldaten taten ihre Pflicht.

Die wichtigste Waffe war der Hunger [15]. Die Wehrmacht ernährte sich von den eroberten Ländern, indem sie sowohl Ressourcen als auch Arbeitskräfte in großen Mengen abzog [16]. Brutale Beschlagnahmungsprogramme für Getreide und Fleisch töteten Millionen von Menschen, während der Rest schuftete, um seine Nazi-Herrscher mit einer täglichen Ration von 420 kcal zu ernähren. In der Planungsphase für die Operation Barbarossa kamen die Nazis zu dem Schluss, dass der Krieg nur zu gewinnen sei, wenn die gesamte Wehrmacht sich bis zum dritten Jahr von sowjetischem Land versorgen würde [17]. Bis 1944 beschlagnahmten die Nazis mehr als 5 Millionen Tonnen Getreide und 10,6 Millionen Tonnen anderer Nahrungsmittel aus den besetzten Gebieten, von denen 80 % von der Wehrmacht verbraucht wurden.

Um die Welt zu erobern brauchten die Nazis mehr als nur Lebensmittel, sie brauchten auch Waffen und Ausrüstung. Zu diesem Zweck setzte Deutschland seine weltberühmte industrielle Macht ein. In den berüchtigten Konzentrationslagern befanden sich riesige Fabrik- und Arbeitskomplexe, in denen sich Millionen von Sklaven zu Tode schuften mussten, um die Waffen und Ausrüstungen herzustellen, mit denen die Wehrmacht sie unterjochte. Angesichts des Umfangs der Aufträge hatten nur sehr wenige deutsche Unternehmen saubere Hände, und selbst die schmutzigsten behielten nach dem Krieg ihr gesamtes Blutgeld.

Diese beiden Elemente standen in einer nahezu perfekten symbiotischen Beziehung zueinander: Deutsches Kapital diente den Interessen der Armee, und die Armee diente den Interessen des Kapitals. Bei ihren Eroberungen nahmen die Nazis Sklaven, um mehr Waffen zu bauen, die dann zur Eroberung und zur Versklavung weiterer Menschen genutzt wurden. Das zweiköpfige Monster beutete das eroberte Land mit einer so grausamen Effizienz aus, dass die Nazigeneräle und Wirtschaftsplaner befürchteten, ihnen würden die Sklaven ausgehen.

„Wenn wir die Juden erschießen, die Kriegsgefangenen sterben lassen, beträchtliche Teile der Stadtbevölkerung dem Hungertod aussetzen und im kommenden Jahr auch einen Teil der Landbevölkerung an den Hunger verlieren, bleibt die Frage zu beantworten: Wer soll eigentlich den wirtschaftlichen Wert produzieren?“ – Generalmajor Hans Leykauf

Trotz der ungeheuren Ausmaße seiner Verbrechen war Halders Geschichtswäsche sehr erfolgreich; erst nach dem Fall der UdSSR stellte ein westlicher Historiker seine Lügen in Frage.

Selbst wohlmeinende Forscher gingen Halder in die Falle. Er genoss einen Sonderstatus und gab Informationen nur an die privilegiertesten Journalisten und Historiker weiter. Aufgrund der Legitimität, die ihm sein Titel, der Zugang zu Informationen und die Unterstützung durch die US-Regierung verliehen, galt Halders CMH als erstklassige Quelle für akademische Historiker, und ihre Informationen waren sehr begehrt. Halder nutzte dies und prüfte sorgfältig, an wen er Informationen weitergab, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen.

Vordruckbrief eines Häftlings des KZ Auschwitz-Monowitz (1944) (Scan: Radzuweit, Wikimedia Commons, Gemeinfrei)

Zwischen 1955 und 1991 wurden seine Werke mindestens 700 Mal in akademischen Publikationen zitiert [18], insbesondere von Professoren und Forschern westlicher Militärakademien. Da diese Historiker gezwungen waren, aus Halders Brunnen zu trinken, gaben sie das Gift an ihre Studenten weiter, und von dort aus fanden die Lügen ihren Weg in das öffentliche Bewusstsein. Und am Ende wurde die Nazi-Propaganda durch einfache Wiederholung und sorgfältige Kontrolle der Quellen zur „Wahrheit“ umgedeutet.

Obwohl der Zugang zu sowjetischen Aufzeichnungen zunehmend zum Widerstand gegen diese Propaganda führte, stützen sich einige Historiker, wie Timothy Snyder von der Yale University, immer noch stark auf Halders Ideen oder recyceln sie, um die so genannte Theorie des „doppelten Völkermords“ zu stützen [19]. Diese Theorie wurde von baltischen Neonazis entwickelt, um ihre Verwicklung in den Holocaust und ihre weit verbreitete Kollaboration mit dem Naziregime zu verbergen. Sie fristete ein Schattendasein, bis Snyder sie mit „Bloodlands“ in den Mainstream brachte. [„Bloodlands: Europa zwischen Hitler und Stalin“ ist ein 2010 erschienenes Buch Snyders über Massenmorde während des II.Weltkriegs; Anm. d. Red.]. Auch 70 Jahre nach seiner Veröffentlichung ist Halders Gift immer noch ein Schlüsselelement bei Versuchen, die Rote Armee als nichts anderes als Wilde darzustellen und damit die Nazis vergleichsweise zahm aussehen zu lassen.

In der Armee wusste man, dass Halder nichts als Apologien veröffentlichte, aber das war der Punkt. Halder blieb jahrzehntelang bei der Armee und wurde mehrfach für seine gute Arbeit ausgezeichnet. Für seinen unermüdlichen Einsatz in Sachen Völkermordleugnung erhielt er 1961 sogar eine Medaille für verdienstvolle zivile Dienste [20].

„Es ist notwendig, die roten Untermenschen mit ihren Kreml-Diktatoren zu beseitigen. Das deutsche Volk wird die größte Aufgabe seiner Geschichte zu erfüllen haben, und die Welt wird hören, daß diese Aufgabe bis zum Ende erfüllt werden wird.“ – Wehrmachtsnachrichten für die Truppe, № 112, Juni 1941 [21]

Fruchtbarer Boden

„Im Osten will ich effektiv plündern und brandschatzen. Alles, was für die Deutschen im Osten in Frage kommt, soll sofort herausgeholt und nach Deutschland gebracht werden.“ – Hermann Göring

Nach jahrzehntelangem Kampf im Dunkeln bot der Zusammenbruch der Sowjetunion faschistischen Akademikern eine einmalige Chance. Während ehemalige sowjetische Professoren in den turbulenten 1990er Jahren das Land verließen, in den Ruhestand traten oder entlassen wurden, stand eine ganze Generation faschistischer Akademiker, die im Westen aufgezogen worden waren, bereit, sie zu ersetzen.

Überall im ehemaligen Warschauer Pakt entstanden großzügig finanzierte Privatschulen mit faschistischen Professoren aus Kanada, Australien und den USA, die jahrzehntelang ihre mit den Nazis kollaborierenden Vorgänger rehabilitierten.

Mit nahezu unbegrenzter finanzieller Unterstützung durch die NATO und eine schwindelerregende Zahl von Nichtregierungsorganisationen, die mit ihr verbunden waren, können die Faschisten nun die Geschichte nach ihrem Gusto umschreiben und eine ganze Generation neuer Soldaten für ihren ideologischen Krieg ausbilden.

Als Beispiel dafür betrachten wir Leben und Tätigkeit des unabhängigen Kiewer Kriegsberichterstatters Illia Ponomarenko. Durch ihn können wir einen Einblick in den Mechnismus dieses Apparates gewinnen.

Illia wurde in der Stadt Volnovakha [22], Oblast Donezk, Russland, geboren. Diese Stadt mit rund 20.000 Einwohnern, die damals zur Ukraine gehörte, liegt etwa 65 Kilometer nördlich von Mariupol und dem Asowschen Meer.

Die 1881 als Station der so genannten „Katharinenbahn“ gegründete Stadt – ein großes Eisenbahnprojekt, das posthum nach der lange regierenden Kaiserin benannt wurde – war seitdem weitgehend unauffällig. Illia zog schließlich in den Süden, um in Mariupol zu studieren – der industriellen Hafenstadt, die das Rückgrat der Wirtschaft der Region bildete.

Mariupol und die umliegende Region waren oft in die turbulente Geschichte der Ukraine verwickelt, sie war ein wichtiger Brennpunkt im russischen Bürgerkrieg. In den Kämpfen zwischen der Roten Armee, den zaristischen Streitkräften, den Makhno-Banditen [23] und den Mittelmächten wechselte die Region mehrfach den Besitzer, bevor sie 1920 von den sowjetischen Streitkräften zurückerobert wurde.

Aufgrund ihrer strategischen Lage am Asowschen Meer – nur eine kurze Fährfahrt von den reichsten Eisenminen der UdSSR entfernt – erlebte die Region in den folgenden Jahrzehnten eine explosionsartige wirtschaftliche Entwicklung. Am bemerkenswertesten war das heute berühmte Stahlwerk Azovstal, ein Kronjuwel aus Stalins erstem Fünfjahresplan. Der Grundstein für das Werk wurde 1930 gelegt und bereits 1933 produzierte Azovstal seinen ersten Gussblock. Die Produktion stieg rasch an, und 1939 stellte das Werk einen Weltrekord auf, indem es an einem einzigen Tag 1.614 Tonnen Roheisen produzierte.

Als die Nazis kamen, um die Ukraine zu versklaven, blieben Mariupol und Azovstal standhaft. Bis zum bitteren Ende produzierte das Werk Panzerplatten für T-34-Panzer. Die letzten Arbeiter wurden an dem Tag evakuiert, an dem die Nazis die Stadt eroberten. Bei ihrer Abreise zerstörten sie die Hochöfen und Kraftwerke, um sie dem Feind vorzuenthalten. Asovstal fiel unter die Kontrolle von Krupp, aber wiederholte Sabotageakte von sowjetischen Partisanen sorgten dafür, dass die Fabrik bis 1945 außer Betrieb war [24].

Azovstal, 6.10.2014 (Foto: Chad Nagle, flickr.com, CC BY 2.0)

Mehr als 6.000 Arbeiter von Asovstal kämpften als Partisanen oder Soldaten der Roten Armee gegen die Nazis. ­Mehrere Hundert wurden für ihre ­Tapferkeit ausgezeichnet, acht von ihnen erhielten den Titel „Held der Sowjetunion“, die höchstmögliche Auszeichnung für einen Soldaten der Roten Armee. Leider bezahlten Hunderte von ihnen im Krieg gegen den Faschismus den ultimativen Preis. Ihnen zu Ehren wurde vor dem Werk ein Denkmal errichtet, das das Maidan-Regime, für dessen Bedeutung es sich zweifellos schämt, verfallen ließ.

Selbst dieser große und teuer errungene Sieg brachte für Mariupol nur eine Atempause. Jahrzehntelang lebten die Menschen in Mariupol in Frieden und Wohlstand, ohne zu wissen, was als Nächstes kommen würde. 1991, weniger als 50 Jahre nach dem Sieg von 1945, kehrten die Ungeheuer zurück, um die Ukraine und ihr Volk erneut zu verwüsten.

1990, nach einem Jahrzehnt wirtschaftlicher Sabotage und am Rande des Zusammenbruchs, lag der Index der menschlichen Entwicklung der UdSSR mit 0,920 Punkten auf Platz 25 in der Welt [25]. Nach dem Zusammenbruch ein Jahr später sollte er nie wieder so hoch sein. 2019, dem letzten Jahr, aus dem Daten vor dem Krieg veröffentlicht wurden, lag Russland auf Platz 52 [26].

In der Ukraine haben vier Jahre Maidan-Herrschaft die Situation sogar noch verschlechtert. Weit entfernt von dem Wohlstand, der ihnen vom Westen versprochen wurde, fiel sie von Platz 83 im Jahr 2014 auf Platz 88 [27], hinter Sri Lanka, Mexiko und Albanien. Der Iran und Kuba, die unter dem Belagerungskrieg, den Amerika euphemistisch Sanktionen nennt, erdrückt werden, bieten ihrer Bevölkerung immer noch einen besseren Lebensstandard.

Keine der ehemaligen Sowjetrepubliken hat bis 2022 den Stand von 1990 wieder erreicht. Selbst als die UdSSR Monate vor ihrer Auflösung stand, genossen die sowjetischen Bürger mehr Wohlstand, als sie ihn seit ihrer „Befreiung“ haben. Ihr Wohlstand und ihre Sicherheit haben sich nicht in Luft aufgelöst, sondern wurden von denselben westlichen Kapitalisten gestohlen, die das Land schon einmal ausgeplündert hatten.

Man kann diese Zahlen einfach als Abstraktionen betrachten, als Kennzahlen für eine riesige und kaum verständliche Wirtschaftsmaschinerie. Aber genau wie in den 1940er Jahren war diese Politik der systematischen Plünderung tödlich. Von unabhängigen Experten geprüfte Studien ergaben, dass allein in Russland zwischen 1991 und 2001 mindestens fünf Millionen Menschen an Hunger, mangelnder medizinischer Versorgung, Drogenabhängigkeit und Entbehrungen gestorben sind [28]. Nimmt man die übrigen ehemaligen Sowjetrepubliken hinzu, übersteigt die Bilanz der Schlächter bei weitem die des Holocausts.

Wäre dies irgendwo anders passiert oder von jemand anderem verursacht worden, hätte man es als das bezeichnet, was es war: Völkermord. Das Aufwachsen inmitten der Verwüstungen, die die ungehemmte Brutalität der „regelbasierten internationalen Ordnung“ angerichtet hat, macht Ponomarenkos zukünftige Zusammenarbeit nur noch schockierender.

2010 zog Ponomarenko nach Mariupol, um an der dortigen staatlichen Universität MSU zu studieren [29]. Trotz des unverfänglichen Namens wurde diese Hochschule 1991 mit Zuschüssen von USAID [US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit; Anm. d. Red.] und George Soros gegründet und erhält auch heute noch beträchtliche Mittel aus den USA und der EU. Die Linie der Hochschule ist unverhohlen pro-NATO, ihre Professoren besuchen das NATO-Hauptquartier und die Universität wirbt stolz mit ihren Verbindungen zu atlantischen Denkfabriken mit Sitz in Washington [30].

Die MSU ist kein Einzelfall. Überall im Ostblock entstanden Universitäten wie diese, die von westlichen Regierungen und ihren Proxy-Denkfabriken reichlich Geld erhielten. Die von ­Soros unterstützte Open Society Foundation war dabei eine besonders wichtige ­Anlaufstelle. Soros gründete nicht nur zahlreiche neue Universitäten im gesamten Ostblock, sondern ging sogar so weit, neue Lehrbücher für Grund- und Sekundarschulen in der Region zu produzieren [31]. Zu den Absolventen seiner Bildungseinrichtungen zählen Präsidenten, Parlamentsmitglieder und viele weitere, weniger hochrangige Funktionäre [32].

All dies steht im Dienst seines Krieges gegen den Kommunismus, den er seit mindestens den 1970er Jahren mit offizieller und inoffizieller Unterstützung der Regierung führt. Dass der glühende Antikommunist George Soros von der Rechten als Kommunist bezeichnet wird, muss dabei als besonders makabre Ironie bezeichnet werden. Zumal er persönlich enorm von der Ausplünderung der ehemaligen Sowjetunion profitiert hat.

Ponomarenko schloss sein Studium 2014 ab – gerade noch rechtzeitig, um vom nächsten Sturm in der Ukraine erfasst zu werden.

Maidan von oben, 24.2.2014 (Foto: spoilt.exile, flickr.com, CC BY-SA 2.0)

Blutige Ernte

„Eine Besonderheit der menschlichen Natur ermöglicht es offenbar, dass selbst die unaussprechlichsten Taten des Bösen innerhalb von Minuten banal werden, sofern sie weit genug entfernt geschehen, um keine persönliche Bedrohung darzustellen.„ – Iris Chang

Das Narrativ, das uns über den Maidan-Putsch 2014 erzählt wird, ist simpel. Demnach haben sich die Demonstranten mit nahezu einhelliger Unterstützung erhoben, um sich vom Joch der illegitimen, geschmähten „Partei der Regionen“ von Viktor Janukowitsch und damit von der russischen Kontrolle zu befreien. Danach, so heißt es, sei der Übergang sauber und geordnet verlaufen. Die Probleme im Osten seien nur durch die russische Unterwanderung entstanden, und alle wahren Ukrainer stünden hinter dem neuen Regime. Bis heute behauptet das Maidan-Regime hartnäckig, bei dem Konflikt in der Ukraine handele es sich nicht um einen Bürgerkrieg, sondern um eine bereits seit acht Jahren andauernde ausländische Invasion.

Wenn man genau hinhört, kann man im offiziellen Maidan-Narrativ fast Anklänge an Franz Halder und Adolf Heusinger hören. Und das ist – glaube ich – kein Zufall. Genau wie damals könnte die von der NATO-Propaganda geschaffene Fantasie nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Der Maidan hatte nie die allgemeine Unterstützung und der Prozess, das Land zu unterwerfen, war eine lange und blutige Angelegenheit.

Trotz gegenteiliger Behauptungen der ukrainischen Regierung handelt es sich bei dem Konflikt nach jeder vernünftigen Definition um einen Bürgerkrieg. Die Separatisten waren fast ausnahmslos ukrainische Staatsbürger. Sie begannen den Kampf, um eine rechtmäßig gewählte ukrainische Regierung zu verteidigen. Die meisten ausländischen Unterstützer standen fest hinter dem Maidan, nicht hinter Janukowitsch und den Separatisten. Seit dem Beginn des Maidans hatten Gruppen, wie die von den USA unterstützte Georgische Legion von Mamuka Mamulaschwili, Söldner vor Ort, um einen friedlichen Protest in einen blutigen Staatsstreich zu verwandeln.

Viele der Milizionäre waren Angehörige der ukrainischen Armee, die übergelaufen sind, als ihnen befohlen wurde, auf ihre Familie, Freunde und ukrainischen Landsleute im Donbas zu schießen. NATO-Analysten schätzen, dass 70 % der ukrainischen Armee desertierten oder überliefen, anstatt für das Maidan-Regime zu töten – und sie nahmen ihre Waffen mit [33]. Eine Tatsache, die einen weiteren Nagel in den Sarg des Maidan-Narrativs der ausländischen Eindringlinge schlägt.

Das Argument, dass es sich um eine ausländische Invasion und nicht etwa einen Bürgerkrieg handelt, ist für das Maidan-Regime besonders wichtig. Wenn wir nämlich akzeptierten, dass es sich um einen Bürgerkrieg handelte, dann müssten wir uns fragen, warum diese so genannte „nationalistische“ Regierung mit ihrem täglichen Beschuss von Wohngebieten, Schulen, Krankenhäusern [34] und anderen zivilen Zielen [35] so viele Ukrainer im Donbas tötet. Es wäre unmöglich, sie als Nationalisten zu bezeichnen, geschweige denn als Befreier, wenn sie das Blut so vieler Ukrainer an ihren Händen haben.

Die Lösung dieses Widerspruchs ist einfach. Wenn man den Menschen im Donbass ihre Identität und Geschichte als Ukrainer nimmt, wird es viel einfacher, ihre Vernichtung zu akzeptieren. In der Ideologie Jaroslaw Stetskos und Stepan Banderas, der „Helden der Ukraine“, die der ukrainischen extremen Rechten zugrunde liegt, ist nur ein Galizier ein echter Ukrainer. Der Großteil des Volkes sind sogenannte „Moskauer“ und „Asiaten“, die es nicht wert sind, im Galizischen Reich zu leben.

Die Tatsache, dass Galizien mehr als ein Jahrtausend lang zu Polen oder Österreich [36] und nicht zur Ukraine gehörte, wird einfach ignoriert. Damit lassen sie ihrer verblendeten Fantasie freien Lauf, nach der sie, und nur sie, aufgrund von altem Wikingerblut die wahren Ukrainer seien.

Damals wie heute macht es die Ideologie den galizischen Faschisten leicht, die Ermordung Tausender von Ukrainern zu rechtfertigen [37].

Als 2014 die Maidan-Proteste begannen, kam es im ganzen Land zu Gegenprotesten, bei denen Tausende von Ukrainern zur Unterstützung der demokratisch gewählten Regierung von Viktor Janukowitsch und der „Partei der Regionen“ auf die Straße gingen [38, 39]. Als der Maidan unter dem Einfluss der extremen Rechten immer gewalttätiger wurde, ließen sich die Anti-Maidan-Demonstranten nicht einschüchtern und schlugen zurück. Schließlich schlossen sie sich zu Milizen zusammen, die sich aus einer Vielzahl von Anti-Maidan-Aktivisten zusammensetzten, und der Widerstand wurde wesentlich besser organisiert.

Aus Angst vor einer Konterrevolution schuf die nicht gewählte Regierung des von den Amerikanern persönlich ausgewählten Arsenij Jazenjuk [40] die Polizei für Sonderaufgaben (Special Tasks Patrol, STP). Diese setzt sich fast ausschließlich aus Neonazis zusammen, die in der Ukraine ihr Unwesen trieben, und die mit weitreichenden Befugnissen zur Verhaftung und Tötung von Ukrainern ausgestattet wurde.

Am berühmtesten war das Asowsche Bataillon. Lange vor seiner zynischen Umbenennung im Zuge der russischen Invasion 2022 war das Asowsche Bataillon 2014 eine offen neonazistische Miliz. Die Soldaten, die Illia Ponomarenko zu seinen Mitstreitern zählt, marschierten unter der gleichen Flagge wie ihre Vorfahren in den 1940er Jahren.

Von Asow aus kann man die Echos der Geschichte gut hören. Diese Organisation wurde 2005 unter dem Namen „Patriot of Ukraine“ von Andrei Belitsky aus einem Zusammenschluss mehrerer Charkiwer Neonazi-Gruppen gegründet, darunter Tryzub (der bewaffnete Flügel des Kongresses ukrainischer Nationalisten der CIA-Agentin und Nazi-Kollaborateurin Slava Stetsko), sowie UNA-UNSO (unter Führung des Sohnes des CIA-Kommandaten [41, 42] und Holocaust-Täters Roman Shukhevych [43]). Die Reihen wurden mit Soldaten aus den großen rechtsextremen Fußball-Hooligan-Gruppen der Ukraine aufgefüllt.

UNA-UNSO-Mitglieder auf dem Europaplatz in Kiew, 24.11. 2013. (Foto: spoilt.exile, flickr. com, CC BY-SA 2.0)

In ihren Anfangsjahren arbeitete „Patriot of Ukraine“ als Vollstrecker für den Mafiaboss Arsen Avakov, der nach dem Maidan zum Innenminister ernannt wurde. Avakov zog die Fäden, um Leutnant Belitsky aus dem Gefängnis zu holen, weil er einen rivalisierenden Gangster zu Tode geprügelt hatte, und der talentierte junge Nazi wurde als Stellvertreter eingesetzt, um die Separatisten zu unterwerfen.

In Mariupol schloss sich schließlich der Kreis, und die Welt konnte mit eigenen Augen sehen, was Halder und Heusinger so lange geplant hatten.

Nach monatelangen Protesten begannen die Kämpfe in Mariupol im Mai 2014. Nach der ukrainischen Version der Ereignisse näherten sich am 3. Mai russische Spitzel einem Kontrollpunkt in der Stadt und brachten den Wachen mit Schlaftabletten versetztes Essen. Nachdem diese außer Gefecht gesetzt waren, nahmen sie dann die Soldaten und ihre Waffen mit. Diese Vorstellung verschleiert vermutlich die Wahrheit: Die Soldaten haben sich einfach ergeben. Die Separatisten errichteten im Stadtzentrum Barrikaden und begannen, die Gebäude der Stadtverwaltung zu besetzen. Die Situation geriet schnell außer Kontrolle des Maidan-Regimes.

Das Asow-Regiment war eine der ersten Einheiten, die das Regime zur Rückeroberung von Mariupol entsandte. Am 7. Mai in die Stadt eingedrungen, begann Asow fast sofort mit dem Töten [44]. Asow räumte die Barrikaden gewaltsam ab und schoss auf die Menge der sich ihnen entgegenstellenden, unbewaffneten Demonstranten. Asow beendete die Arbeit in der Nacht zum 8. Mai und begann am 9., dem Tag des Sieges, mit der nächsten Phase ihrer Mission. Während der größte Teil der Ukraine des Opfers von acht Millionen Ukrainern im Kampf gegen die Vorfahren von Asow gedachte [45], nutzten die Erben von Stetsko und Bandera diesen Anlass auf ihre traditionelle Weise, indem sie Ukrainer töteten. Als die örtliche Polizei auf den Befehl hin, das Feuer auf die Menschenmenge zu eröffnen, überlief, zögerte Asow nicht. Als Asow-Terroristen das Feuer auf die Menschenmenge eröffneten, wurde der Tag des Sieges zu einem Blutbad, [46, 47].

Lokale Demonstranten und übergelaufene Polizisten besetzten das Hauptquartier der Regionalpolizei und nahmen dabei den Polizeichef gefangen. Militante Asow-Kämpfer versuchten, die Belagerung zu durchbrechen, aber als sie auf bewaffneten Widerstand stießen, wurden die „Cyborgs“ vernichtend geschlagen. Nach Verlusten zogen sie sich zurück und waren gezwungen, über die Freilassung der Gefangenen zu verhandeln. Wie schon zuvor verflüchtigten sich die Tapferkeit und das Können der faschistischen Schläger, sobald sich ihre Opfer wehrten.

An diesem Tag wurde Asow besiegt, aber nicht vernichtet. Mit der Unterstützung des ukrainischen Staates und der Gangster, die zunehmend die Macht übernahmen, kehrte Asow im Juni zurück [48], wobei seine Kräfte durch ausländische Söldner und eine Kolonne gepanzerter Fahrzeuge verstärkt wurden [49, 50]. Nach einem Drohnenangriff waren die Separatisten gezwungen, sich zurückzuziehen und die Streitkräfte der DVR wurden aus Mariupol vertrieben, wobei es 5 Tote und 30 Gefangene gab. Keiner von ihnen kehrte lebend zurück.

Unter den Angreifern an diesem Tag waren Männer mit Abzeichen der 1. Fliegerbrigade der US-Armee, einer Einheit, die für die Ausbildung von Soldaten in kombinierten Waffeneinsätzen zuständig ist. Angesichts ihrer Beteiligung wird der Grund für die plötzliche Beherrschung von UAVs [unmanned aerial vehicle, unbemanntes Luftfahrzeug, Drohne; Anm. d. Red.] durch Asow sehr schnell klar.

Asow ruhte sich nicht auf den Lorbeeren aus. Zusammen mit den übrigen STP-Einheiten kehrte Asow schnell zu seinen Wurzeln zurück als das, was die Menschen in der Region einst als „Bestrafer“ kannten, die mit allen Mitteln für Ordnung sorgten. Es ist unklar, wie viele Menschen in den Kerkern der STP und des SBU (ukrainischer Geheimdienst) gelitten haben. Aber die Kampagne war so weit verbreitet, dass selbst das Maidan-Regime Dutzende von ihnen wegen Verbrechen, wie Gruppenvergewaltigung [51] (darunter mindestens ein Fall, bei dem 8-10 Asow-Mitglieder einen geistig behinderten Mann vergewaltigten, bis er fast starb [52]), Plünderung, Folter, Mord, Schmuggel und Erpressung für schuldig befand. Sie trugen zwar die Insignien einer Militäreinheit, aber Asow hatte sich seit ihren Tagen als Mafia-Killer kaum verändert.

(Screenshot: Illia Ponomarenko, Twitter, 10.3.2023)

Die ganze Zeit über wurde Asow von den Vereinigten Staaten und ihren NATO-Verbündeten unterstützt. Es gibt Beweise für eine Ausbildung durch die CIA mindestens seit 2015 [53], wenn nicht früher. Waffenhändler prahlten offen mit der Weitergabe von Panzerabwehrwaffen und 2017 posierte Asow für Fotos mit NATO-Militärberatern.

Selbst als Männer wieder einmal unter einem Hakenkreuz marschierten und eine Spur durch ihre Heimat zogen, gehörte Illia Ponomarenko von Anfang an zu ihren treuesten Unterstützern. Nachdem er wegen COVID ein geplantes Praktikum in den USA absagen musste, arbeitete Illia für NATO-finanzierte Zeitungen wie die „Kyiv Post“ und später den „Kyiv Independent“ [54].

Seine Ausbildung an den von der NATO finanzierten Schulen hat ihm gute Dienste erwiesen. Er hat vorbildliche Arbeit geleistet, indem er das von Franz Halder und Adolf Heusinger vor so vielen Jahren begonnene Werk fortgesetzt und die faschistischen Mörder, die Ukrainer abschlachten, erneut rehabilitierte. Inzwischen hat er Millionen von Anhängern auf Twitter und tritt regelmäßig in westlichen Nachrichtensendungen wie BBC, CNN und Fox News auf. Die Jahre als Wasserträger seiner Nazifreunde haben sich endlich ausgezahlt: Illia ist nicht mehr einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort, sondern ein fester Bestandteil der Maschine.

Was wir heute in der Ukraine erleben, ist kein Zufall: Es handelt sich um einen Plan, der sieben Jahrzehnte lang vorbereitet wurde. Von Anfang an haben die Vereinigten Staaten und die NATO daran gearbeitet, das Erbe des Faschismus zu rehabilitieren, um es als Waffe einsetzen zu können.

Diese Netzwerke gibt es nicht nur in der Ukraine, sondern sie haben Ableger in der ganzen Welt. Militante Asow-Kämpfer wurden sogar bei Protesten in Hongkong [55] gesichtet – der jüngsten Front in Amerikas verdecktem Krieg. Glücklicherweise verhinderten die chinesischen Behörden, dass die Stadt das gleiche Schicksal wie Mariupol erlitt.

Die Saat für diesen Konflikt wurde weder 2014 noch 1991 gelegt. Sie wurde vielmehr am 22. Juni 1941 gelegt, als Nazi-Truppen im Rahmen der Operation Barbarossa von Franz Halder das erste Mal über die Grenze strömten. Nach vier langen Jahren und Dutzenden von Millionen Toten nahmen die Vereinigten Staaten die „Besten und Klügsten“ des Dritten Reiches auf und pflegten 70 Jahre lang sorgfältig Halders und Heusingers Setzlinge, darauf wartend, dass sie Wurzeln schlagen.

Im Jahr 2014 sahen wir schließlich, wie das schädliche Unkraut des Faschismus in das Land zurückkehrte, das es vor so langer Zeit verdorben hatte, erneut gegossen mit Strömen ukrainischen Blutes.

Quellen:

[1] Wikipedia, diverse Autoren „Operation Gladio”, zuletzt bearbeitet am 9.3.2023: <https://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Gladio>
[2] ConvertAction Magazine, Evan Reif „How Monsters Who Beat Jews To Death in 1944 Became America’s Favorite “Freedom Fighters” in 1945—with a Little Help from their Friends at CIA”, am 10.6.2022: <https://covertactionmagazine.com/2022/06/10/how-monsters-who-had-beaten-jews-to-death-with-hammers-in-1944-became-americas-favorite-freedom-fighters-in-1945-with-a-little-help-from-their-friends-at-cia/>
[3] Reuters, Reuters Staff „Italy’s murky masonic leader Gelli, linked to decades of plots, dies”, am 16.12.2015: <https://www.reuters.com/article/uk-italy-gelli/italys-murky-masonic-leader-gelli-linked-to-decades-of-plots-dies-idUKKBN0TZ1N620151216>
[4] USHMM, Holocaust-Gedenkmuseum der USA  „RESOURCES ON THE GERMAN MILITARY AND THE HOLOCAUST”, Datum unbekannt: <https://www.ushmm.org/m/pdfs/German-military-context-sheets.pdf>
[5] Wikipedia, diverse Autoren „Oberkommando des Heeres”, zuletzt bearbeitet am 24.1.2023: <https://en.wikipedia.org/wiki/Oberkommando_des_Heeres>
[6] USHMM, Holocaust-Gedenkmuseum der USA, Enzyklopädie „German Military Participation in the Holocaust“, Datum unbekannt: <https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/the-german-military-and-the-holocaust>
[7] UF CLAS – University of Florida, Professor Geoffrey J. Giles „EUH 3033 History of the Holocaust”, Datum unbekannt: <http://users.clas.ufl.edu/ggiles/barbaros.html>
[8] web.archive.org, Unbekannt „Parlamentskiye slushaniya „Patrioticheskoye vospitaniye… „Bessmertnyy polk““, am 15.2.2017: <https://web.archive.org/web/20180705150605/https:/polkrf.ru/news/1275/parlamentskie_slushaniya_patrioticheskoe_vospitanie_bessmertnyiy_polk>
[9] University of New Orleans, Dustin C. Whittington „A Panzer Commander “Working Toward the Fuhrer”: The World War II Career of General oberst Hermann HothWar II Career of General oberst Hermann Hoth”, am 18.5.2012: <https://scholarworks.uno.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=2431&context=td>
[10] Regierungsarchiv USA, Dokumente „Records of the United States Nuernberg War Crimes Trials (…) November 28, 1947- October 28, 1948”: <https://www.archives.gov/files/research/captured-german-records/microfilm/m898.pdf>
[11] U.S. Army Center of Military History Homepage: <https://history.army.mil/>
[12] CIA, deklassifizierte Dokumente „General Adolf Heusinger”, in 2006: <https://www.cia.gov/readingroom/docs/HEUSINGER, ADOLF_0006.pdf>
[13] KAZ Zeitung, Fraktion „Heusinger, Gehlen und der Anfang des 3. militärischen Anlaufs des deutschen Imperialismus zur Weltmacht”, Datum unbekannt: <https://www.kaz-online.de/artikel/heusinger-gehlen-und-der-anfang-des-3-militaerischen-anlaufs-des-deutschen-imperialismus-zur-weltmacht>
[14] Zentrum für Genozidforschung (GSP), Steven R. Welsh „A Survey of Interpretive Paradigms in Holocaust Studies and a Comment of Dimensions of the Holocaust”, Datum unbekannt: <https://gsp.yale.edu/sites/default/files/gs16_17_-_a_survey_of_interpretive_paradigms_in_holocaust_studies_and_a_comment_on_the_dimensions_of_the_holocaust_the_annihilation_of_superfluous_eaters_nazi_plans_for_and_u.pdf>
[15] HAL open science Archiv, Margot Lyautey, Marc Elie „German Agricultural Occupation of France and Ukraine, 1940-1944”, am 18.5.2020: <https://hal.archives-ouvertes.fr/hal-02562731/document>
[16] Yale Law School, Bibliothek „Nuremberg Trial Proceedings Vol. 8”, vom 20.2.1946: <https://avalon.law.yale.edu/imt/02-20-46.asp>
[17] JSTOR Archiv, Alex J. Kay „Germany`s Staatssekretäre, Mass Starvation and the Meeting of 2 May 1941”, in 2006: <https://www.jstor.org/stable/30036414>
[18] Google Scholar Literaturrecherche „Franz Halder”, 1945-1991: <https://scholar.google.com/scholar?start=0&q=Franz+Halder&hl=en&as_sdt=0,38&as_ylo=1945&as_yhi=1991>
[19] Internet Archive, Clemens Heni „The Prague Declaration, Holocaust Obfuscation and Antisemitism”, am 26.10.2009: <https://web.archive.org/web/20170603010804/https:/clemensheni.wordpress.com/2009/10/26/the-prague-declaration-holocaust-obfuscation-and-antisemitism/>
[20] Internet Archive, Ronald M. Smelser „The myth of the Eastern Front : the Nazi-Soviet war in American popular culture”, in 2008: <https://archive.org/details/mythofeasternfro0000smel>
[21] Internet Archive, Vol’fram Vette „Voyna na unichtozheniye: vermakht i kholokos”, Datum unbekannt: <https://web.archive.org/web/20130116065428/http:/scepsis.ru/library/id_695.html#a15>
[22] Twitter, Illia Ponomarenko „My hometown Volnovakha. (…).”, am 15.3.2022: <https://twitter.com/iaponomarenko/status/1503773907546955779?lang=en>
[23] Wikipedia, diverse Autoren „Nestor Makhno”, zuletzt bearbeitet am 1.3.2023: <https://en.wikipedia.org/wiki/Nestor_Makhno>
[24] Mariupol City Transport, Olegzima und SashokA „Mariupol’ Nemetskiy. 1941—1943 gody”, in 2008: <http://transport-mrpl.narod.ru/history/mariupol/7.html>
[25] UNDP (United Nations Development Programme) „Human Development Report 1990”, am 1.1.1990: <https://hdr.undp.org/content/human-development-report-1990>
[26] UNDP (United Nations Development Programme) „Human Development Report 2019”, am 9.12.2019:  <https://hdr.undp.org/content/human-development-report-2019>
[27] UNDP (United Nations Development Programme) „Human Development Report 2014”, am 1.1.2014: <https://hdr.undp.org/content/human-development-report-2014>
[28] National Library of Medicine, Tamara Men, Paul Brennan, Paolo Boffetta, David Zaridze „Russian mortality trends for 1991-2001: analysis by cause and region“, am 25.10.2003: <https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC259165/>
[29] MARIUPOL UNIVERSITY, Homepage: <https://en.mdu.in.ua/>
[30] MARIUPOL UNIVERSITY, Pressekonferenz „MSU signed Agreement on Cooperation with the Center of Strategic Research “Strategy International”, am 20.9.2012: <https://en.mdu.in.ua/news/msu_signed_agreement_on_cooperation_with_the_center_of_strategic_research_strategy_international/2012-09-20-12>
[31] Open Society Foundations „GEORGE SOROS AND THE FALL OF COMMUNISM IN EUROPE”, Datum unbekannt: <https://www.opensocietyfoundations.org/uploads/fa141f34-3f1e-43b3-ac95-eff80f39cdc8/george-soros-and-the-fall-of-communism-in-europe-20191106.pdf>
[32] Wikipedia, diverse Autoren „Giorgi Margvelashvili”, zuletzt bearbeitet am 25.11.2022: <https://en.wikipedia.org/wiki/Giorgi_Margvelashvili>
[33] Centre for Global Studies Strategy XXI, Mykhailo Gonchar, Volodymyr Horbach, Anatolii Pinchuk „Russian Octopus in Action: Case Ukraine”, am 6.7.2020: <https://geostrategy.org.ua/en/analysis/research/rosiyskiy-sprut-u-diyi-keys-ukrayina>
[34] Crisis Group NGO, Red. „Conflict in Ukraine`s Donbas: A Visual Explainer”, Datum unbekannt: <https://www.crisisgroup.org/content/conflict-ukraines-donbas-visual-explainer>
[35] MR Online Magazin, Eva Bartlett „Western media and politicians prefer to ignore the truth about civilians killed in Donetsk shelling”, am 18.6.2022: <https://mronline.org/2022/06/18/western-media-and-politicians-prefer-to-ignore-the-truth-about-civilians-killed-in-donetsk-shelling/>
[36] Encyclopedia Britannica, Red. „Galicia historical region, Eastern Europe”, zuletzt aktualisiert am 2.3.2023: <https://www.britannica.com/place/Galicia-historical-region-Eastern-Europe>
[37] Wikipedia, diverse Autoren „Lviv pogroms (1941)”, zuletzt bearbeitet am 30.1.2023:  <https://en.wikipedia.org/wiki/Lviv_pogroms_(1941)>
[38] Washingtonpost, Philip P. Pan „World Digest: International observers say Ukrainian election was free and fair”, am 9.2.2010: <https://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2010/02/08/AR2010020803583.html>
[39] Euobserver Zeitung, Andrew Rettmann „EU endorses Ukraine election result”, am 8.2.2010: <https://euobserver.com/world/29431>
[40] BBC News, Red. „Ukraine crisis: Transcript of leaked Nuland-Pyatt call”, am 7.2.2014:  <https://www.bbc.com/news/world-europe-26079957>
[41] Cryptome Onlinebibliothek, Top Secret (CIA) „MEMORANDUM FOR THE CHIEF, PLANS – SUBJECT: Project AERODYNAMIC (Renewal)”, am 28.8.1953: <https://cryptome.org/2016/01/cia-ua-aerodynamic.pdf>
[42] CIA, Secret Memorandum „Report of Contact with AECASSWARY 2 on 5 and 6 March 1959”, am 12.3.1959: <https://www.cia.gov/readingroom/docs/AERODYNAMIC   VOL. 44  CONTACT REPORTS_0032.pdf>
[43] BRILL Verlag, Anders Rudling „The Cult of Roman Shukhevych in Ukraine: Myth Making with Complications”, am 26.5.2016: <https://brill.com/view/journals/fasc/5/1/article-p26_3.xml?language=en>
[44] Internet Archive, HCH Magazin Red. „Opolcheniye Mariupolya: Batal’on Natsgvardii “Azov” “razbirayet nashi shinnyye barrikady””, am 8.3.2014: <https://web.archive.org/web/20140525213944/http:/nsn.fm/2014/05/08/v-mariupole-sily-natsgvardii-gasyat-soprotivlenie-grazhdanskih-aktivistov/>
[45] Botschaft der Ukraine in Ägypten, Red. „MEMORIAL DAY OF UKRAINIAN VICTIMS IN WORLD WAR II“, am 23.6.2018: <https://egypt.mfa.gov.ua/en/news/65792-roly-ukrajinsykogo-narodu-u-peremozi-nad-nacizmom>
[46] YouTube, MegaPRONICK „Mariupol’ Rasstrel mirnykh zhiteley! Ubiystvo! 9 maya 2014 goda”, am 13.5.2014: <https://www.youtube.com/watch?v=ymXrcxCP9mA>
[47] YouTube, good extraterrestrial „Mariupol’ – rasstrel mirnogo naseleniya fashistami” am 09.05.2014”: <https://www.youtube.com/watch?v=RS-UmmZrXXU&list=WL&index=19>
[48] <https://news.obozrevatel.com/society/pozdravlenie-zelenskogo-s-novyim-godom-gde-smotret.htm>
[49] newdaynews.ru Magazin, Stanislav Eremenko „Na storone ukrainskogo batal’ona “Azov” voyuyet shvedskiy natsionalist (VIDEO)”, am 13.6.2014: <https://newdaynews.ru/policy/501539.html>
[50] primorye24.ru Magazin, Red. „Nayemnik iz Shvetsii, voyuyushchiy na yugo-vostoke Ukrainy, nachal bakhvalit’sya ob uspekhakh v sotssetyakh”, am 15.6.2014: <https://primorye24.ru/news/post/28099-naemnik-iz-shvecii-voyuyuschiy-na-yugo-vostoke-ukrainy-nachal-bahvalitsya-ob-uspehah-v-socsetyah>
[51] Internet Archive, Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte „Report on the human rights situation Ukraine February 16 to May 15, 2016”: <https://web.archive.org/web/20220315234615/https:/www.ohchr.org/sites/default/files/Documents/Countries/UA/Ukraine_14th_HRMMU_Report.pdf>
[52] Internet Archive, forbiddentoforbid.org.ua „The UN took notice of sex offenses committed by Ukrainian side during the Anti-Terrorist Operation”, am 5.7.2016: <https://web.archive.org/web/20170417071117/http:/forbiddentoforbid.org.ua/en/the-un-took-notice-of-sex-offenses-committed-by-ukrainian-side-during-the-anti-terrorist-operation/>
[53] Globaltimes, Huang Lanlan und Cui Fandi „GT investigates: Evidence suggests US may have supported neo-Nazi Azov Battalion”, am 7.3.2022: <https://www.globaltimes.cn/page/202203/1254217.shtml>
[54] ConvertAction Magazine, Evan Reif „NED finanziert das wichtigste ukrainische Propagandaorgan, das Kyiv Independent”, am 13.4.2022: <https://covertactionmagazine.com/2022/04/13/ned-finances-key-ukrainian-propaganda-organ-the-kyiv-independent/>
[55] Soth China Morningpost, Alvin Lum „Far-right Ukrainian activists say they were ‘only in Hong Kong for protest tourism’ as concerns grow they could help authorities delegitimise movement”, am 4.12.2019: <https://www.scmp.com/news/hong-kong/politics/article/3040625/far-right-ukrainian-activists-say-they-were-only-hong-kong>