Neue Koreakrise:
Warum Nordkorea Atombomben braucht und wie man sie loswerden kann
Peking, 8. März (Xinhua) – China machte den Vorschlag einer „beiderseitigen Einstellung“, um die drohende Krise auf der koreanischen Halbinsel zu entschärfen, so der chinesische Außenminister Wang Yi am Mittwoch.
„Als ersten Schritt könnte die Demokratische Volksrepublik Korea (DPRK = ‚Nordkorea’) ihre atomaren und raketentechnischen Aktivitäten einstellen im Austausch gegen die Einstellung der großräumigen Militärübungen der Vereinigten Staaten von Amerika und der Republik Korea (ROK = ‚Südkorea’),“ sagte Wang in einer Pressekonferenz am Rande der jährlichen Sitzung des Nationalen Volkskongresses.
Wang sagte, dass das Atomproblem auf der koreanischen Halbinsel hauptsächlich zwischen der DPRK und den Vereinigten Staaten von Amerika besteht, dass China als nächster Nachbar mit einer sehr engen Verbindung (‚wie die Lippen mit den Zähnen’) mit der Halbinsel jedoch unentbehrlich ist für die Lösung des Problems.
Außenminister Wang, ‚die Lippen,’ überbrachte zweifellos eine autorisierte Botschaft aus Nordkorea: „Das Angebot liegt (noch immer) auf dem Tisch und China unterstützt es.“
Bereits im Januar 2015 hatte Nordkorea genau dasselbe Angebot gemacht. Die Obama-Admninistration wies es zurück. Nordkorea wiederholte das Angebot im April 2016 und die Obama-Administration wies es erneut zurück. Diesen März schaltete sich die chinesische Regierung vermittelnd ein und unterstützte das lange bestehende nordkoreanische Angebot. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, jetzt unter der Trump-Administration, wies es wieder umgehend zurück.
Das Angebot, das drei Jahre hindurch gemacht und zurückgewiesen wurde, ist vernünftig. Seine Zurückweisung führte zu einem größeren atomaren Arsenal und zu mehr Raketen mit größeren Reichweiten, die letztendlich imstande sein werden, die Vereinigten Staaten von Amerika zu erreichen.
Verständlicherweise ist Nordkorea jedesmal nervös, wenn die Vereinigten Staaten von Amerika und Südkorea ihre alljährlichen großen Manöver abhalten und offen den Einmarsch nach Nordkorea und die Abschlachtung seiner Regierung und seiner Menschen üben.
In vernünftiger Weise rechtfertigt Nordkorea sein Atomprogramm als den wirtschaftlich optimalen Weg, um auf diese Manöver zu reagieren.
Jedesmal, wenn die Vereinigten Staaten von Amerika und Südkorea mit ihren sehr ausgedehnten Manöver beginnen, muss die nordkoreanische aus Wehrdienstpflichtigen bestehende Armee (1,2 Millionen Mann stark) in eine hochgradige Verteidigungsbereitschaft versetzt werden. Großmanöver sind eine klassische Ausgangssituation für militärische Angriffe. Die US-südkoreanischen Manöver werden (absichtlich) in der Zeit abgehalten, in der der Reis angepflanzt (April, Mai) oder geerntet (August) wird, in der in Nordkorea jeder gebraucht wird, um in den wenigen anbaufähigen Gebieten zu helfen. Nur 17% der Bodenfläche des Nordens ist für Landwirtschaft nutzbar und das Klima ist nicht günstig. Die Wachstumszeit ist kurz.
Die südlichen Manöver bedrohen also direkt die Selbstversorgung Nordkoreas mit Nahrungsmitteln. In den späteren 1990er Jahren waren sie eine der Ursachen, die zu einer schweren Hungersnot führten.
Die atomare Abschreckung erlaubt es der Demokratischen Volksrepublik Korea, ihre übliche militärische Bereitschaft besonders in den überaus wichtigen landwirtschaftlichen Anbau- und Erntezeiten zu reduzieren. Arbeitskräfte, die aufgrund von militärischer Notwendigkeit von den Feldern abgehalten waren, können zurück zur Arbeit gehen. Das ist die offizielle nordkoreanische Politik, die als „byungjin“ bekannt ist.
Ein garantiertes Ende der alljährlichen US-Manöver würde es Nordkorea erlauben, seine konventionelle Verteidigung herabzufahren, ohne auf Atomwaffen angewiesen zu sein. Zwischen den US-Manövern und der atomaren Abschreckung, die Nordkorea wiederholt zum Gegenstand seiner Angebote gemacht hat, besteht eine direkte und logische Verbindung.
Das nordkoreanische Staatsoberhaupt Kim Jong-un hat offiziell eine Politik des Nicht-Ersteinsatzes von Atomwaffen verkündet:
„Als verantwortungsbewusster Staat mit Atomwaffen wird unsere Republik keine Atomwaffe einsetzen, solange ihre Souveränität nicht durch aggressive feindliche Kräfte mit Atomwaffen beeinträchtigt wird,“ sagte Kim vor dem Kongress der Partei der Arbeit Koreas in Pjöngjang. Kim fuhr fort, dass der Norden „gewissenhaft seine Verpflichtung der Nichtweitergabe erfüllen und sich um die globale atomare Abrüstung bemühen wird.“
Bei dem Kongress wie auch bei anderen Gelegenheiten betonte Kim Jong-un den oben beschriebenen Zusammenhang zwischen atomarer Bewaffnung und wirtschaftlicher Entwicklung. Zusammengefasst:
Nach Jahrzehnten der Betonung militärischer Stärke unter seinem Vater bewegt sich Korea in Richtung von Kims „byungjin“ – das ist ein ein zweigleisiger Zugang, gerichtet auf die Weiterentwicklung atomarer Stärke, während andererseits die Lebensbedingungen verbessert werden.
Die byungjin-Strategie, die von der Obama-Administration verachtet wurde, war erfolgreich:
Was sind die Quellen von [Nordkoreas wirtschaftlichem] Wachstum? Eine Erklärung könnte sein, dass jetzt weniger für den konventionellen militärischen Sektor ausgegeben wird, während die nukleare Entwicklung auf dieser Stufe billiger ist – sie wird laut einigen Schätzungen nur 2 bis 3 Prozent des Bruttosozialprodukts ausmachen. Theoretisch ist byungjin „wirtschaftsfreundlicher“ als die vorhergehende „songun“ oder zuerst-kommt-das-Militär-Politik, die vermutlich Ressourcen auf das Militär hin konzentrierte.
Um zu verstehen, warum Nordkorea die Aggressivität der Vereinigten Staaten von Amerika fürchtet, muss man begreifen, welche äußerste Verwüstung hauptsächlich durch die Vereinigten Staaten von Amerika im Koreakrieg verursacht wurde:
„Verwüstung in biblischen Dimensionen war das Resultat. Nachdem Präsident Truman ihn von seinem Posten abgelöst hatte, sagte McArthur vor dem Kongress aus, dass „der Krieg in Korea bereits fast dieses ganze Land mit 20 Millionen Einwohnern zerstört hat. Ich habe nie eine derartige Verwüstung gesehen. Ich denke, ich habe soviel Blut und Katastrophen gesehen, wie ein Mensch nur sehen kann, und als ich das letzte Mal dort war, drehte es mir den Magen um. Als ich diese Zerstörung und diese Tausenden Frauen und Kinder und das alles sah, musste ich erbrechen.“ Der ehemalige oberste Befehlshaber fuhr fort: „Wenn man unbegrenzt weitermacht, dann perpetuiert man ein Gemetzel in der Größenordnung, wie man es in der Geschichte der Menschheit noch nie gesehen hat.“ Der Krieg ebnete mindestens die Hälfte von 18 der 22 größeren Städte des Nordens ein. Von Pjöngjang – vor 1950 eine Stadt mit einer halben Million Einwohner – wurde berichtet, dass nur zwei Gebäude intakt geblieben sind. LeMay, der die Leitung des Strategic Air Commands übernahm und der jüngste US-Viersternegeneral seit Ulysses Grant wurde, schrieb: „Wir brannten so gut wie jede Stadt in Nord- und Südkorea nieder … wir töteten über eine Million zivile Koreaner und vertrieben weitere Millionen aus ihren Wohnungen, mit den unvermeidlichen weiteren Tragödien, die daraus entstehen.“ O´Donnell, der frühe Flächenangriffe befürwortet hatte, sagte dem Kongress am 25. Juni 1951: „Ja, wir machten das dann alles später … ich würde sagen, dass die ganze, fast die gesamte koreanische Halbinsel nichts ist als ein furchtbarer Sauhaufen. Alles ist zerstört. Dort steht nichts mehr, was der Rede wert ist.“
Das kaiserliche Japan besetzte Korea von 1905 bis 1945 und versuchte, es zu assimilieren. Eine nominell kommunistische Widerstandsbewegung unter Kim Il-sung kämpfte gegen die Okkupation. Nach der japanischen Kapitulation im Jahr 1945 kontrollierten und besetzten die Vereinigten Staaten von Amerika die hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Teile Koreas südlich der willkürlich gezogenen Linie am 38. Breitengrad. Die verbündete Sowjetunion kontrollierte den industrialisierten Teil nördlich dieser Linie. Sie hatten sich geeinigt auf eine kurze Treuhandschaft über ein vereinigtes und unabhängiges Land. Im aufkommenden Kalten Krieg widerriefen die Vereinigten Staaten von Amerika das Abkommen und installierten 1948 eine südkoreanische Marionettendiktatur unter Syngman Rhee. Kim Il-sung befehligte noch immer eine starke Widerstandsbewegung im Süden und hoffte auf die Wiedervereinigung des Landes. Der Koreakrieg folgte. Er zerstörte das Land ganz und gar. Ganz Korea war schwer betroffen, aber besonders der industrialisierte Norden, der etwa ein Drittel seiner Bevölkerung verlor und seine gesamte relativ gut entwickelte Infrastruktur – Straßen, Fabriken und nahezu alle Städte.
Jede koreanische Familie war betroffen. Ahnenverehrung ist tief eingebettet in die koreanische Psyche und ihre kollektivistische Kultur. Niemand hat den Völkermord vergessen und niemand in Korea, egal ob im Norden oder Süden, will diese Erfahrung noch einmal machen.
Das Land würde sich wieder vereinigen, wenn China und die Vereinigten Staaten von Amerika (und Russland) sich über seine Neutralität einigen könnten. Das wird nicht so bald geschehen. Aber die ständige Gefahr eines „versehentlichen“ Kriegs in Korea würde sehr verringert, wenn die Vereinigten Staaten von Amerika das nordkoreanische Angebot akzeptieren würden: ein Ende des aggressiven Verhaltens – wie die bedrohlichen Manöver gegen den Norden – im Gegenzug für eine abgesicherte Einstellung der Atom- und Raketenprogramme des Nordens. Nordkorea muss auf dieser Bedingung schon rein aufgrund wirtschaftlicher Notwendigkeit bestehen.
Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika und die „westlichen” Medien verbergen die Sinnhaftigkeit des Angebots des Nordens hinter dem Propagandahirngespinst des „unberechenbaren und unvorhersehbaren Regimes.“
Aber es ist nicht Korea, weder Nord noch Süd, das hier „unberechenbar und unvorhersehbar“ ist.
Dieser Text wurde zuerst am 14.04.2017 auf antikrieg.com unter der URL <http://antikrieg.com/aktuell/2017_04_14_warum.htm> veröffentlicht. (Lizenz: www.moonofalabama.org)
Neue Koreakrise:
Warum Nordkorea Atombomben braucht und wie man sie loswerden kann
Peking, 8. März (Xinhua) – China machte den Vorschlag einer „beiderseitigen Einstellung“, um die drohende Krise auf der koreanischen Halbinsel zu entschärfen, so der chinesische Außenminister Wang Yi am Mittwoch.
„Als ersten Schritt könnte die Demokratische Volksrepublik Korea (DPRK = ‚Nordkorea’) ihre atomaren und raketentechnischen Aktivitäten einstellen im Austausch gegen die Einstellung der großräumigen Militärübungen der Vereinigten Staaten von Amerika und der Republik Korea (ROK = ‚Südkorea’),“ sagte Wang in einer Pressekonferenz am Rande der jährlichen Sitzung des Nationalen Volkskongresses.
Wang sagte, dass das Atomproblem auf der koreanischen Halbinsel hauptsächlich zwischen der DPRK und den Vereinigten Staaten von Amerika besteht, dass China als nächster Nachbar mit einer sehr engen Verbindung (‚wie die Lippen mit den Zähnen’) mit der Halbinsel jedoch unentbehrlich ist für die Lösung des Problems.
Außenminister Wang, ‚die Lippen,’ überbrachte zweifellos eine autorisierte Botschaft aus Nordkorea: „Das Angebot liegt (noch immer) auf dem Tisch und China unterstützt es.“
Bereits im Januar 2015 hatte Nordkorea genau dasselbe Angebot gemacht. Die Obama-Admninistration wies es zurück. Nordkorea wiederholte das Angebot im April 2016 und die Obama-Administration wies es erneut zurück. Diesen März schaltete sich die chinesische Regierung vermittelnd ein und unterstützte das lange bestehende nordkoreanische Angebot. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, jetzt unter der Trump-Administration, wies es wieder umgehend zurück.
Das Angebot, das drei Jahre hindurch gemacht und zurückgewiesen wurde, ist vernünftig. Seine Zurückweisung führte zu einem größeren atomaren Arsenal und zu mehr Raketen mit größeren Reichweiten, die letztendlich imstande sein werden, die Vereinigten Staaten von Amerika zu erreichen.
Verständlicherweise ist Nordkorea jedesmal nervös, wenn die Vereinigten Staaten von Amerika und Südkorea ihre alljährlichen großen Manöver abhalten und offen den Einmarsch nach Nordkorea und die Abschlachtung seiner Regierung und seiner Menschen üben.
In vernünftiger Weise rechtfertigt Nordkorea sein Atomprogramm als den wirtschaftlich optimalen Weg, um auf diese Manöver zu reagieren.
Jedesmal, wenn die Vereinigten Staaten von Amerika und Südkorea mit ihren sehr ausgedehnten Manöver beginnen, muss die nordkoreanische aus Wehrdienstpflichtigen bestehende Armee (1,2 Millionen Mann stark) in eine hochgradige Verteidigungsbereitschaft versetzt werden. Großmanöver sind eine klassische Ausgangssituation für militärische Angriffe. Die US-südkoreanischen Manöver werden (absichtlich) in der Zeit abgehalten, in der der Reis angepflanzt (April, Mai) oder geerntet (August) wird, in der in Nordkorea jeder gebraucht wird, um in den wenigen anbaufähigen Gebieten zu helfen. Nur 17% der Bodenfläche des Nordens ist für Landwirtschaft nutzbar und das Klima ist nicht günstig. Die Wachstumszeit ist kurz.
Die südlichen Manöver bedrohen also direkt die Selbstversorgung Nordkoreas mit Nahrungsmitteln. In den späteren 1990er Jahren waren sie eine der Ursachen, die zu einer schweren Hungersnot führten.
Die atomare Abschreckung erlaubt es der Demokratischen Volksrepublik Korea, ihre übliche militärische Bereitschaft besonders in den überaus wichtigen landwirtschaftlichen Anbau- und Erntezeiten zu reduzieren. Arbeitskräfte, die aufgrund von militärischer Notwendigkeit von den Feldern abgehalten waren, können zurück zur Arbeit gehen. Das ist die offizielle nordkoreanische Politik, die als „byungjin“ bekannt ist.
Ein garantiertes Ende der alljährlichen US-Manöver würde es Nordkorea erlauben, seine konventionelle Verteidigung herabzufahren, ohne auf Atomwaffen angewiesen zu sein. Zwischen den US-Manövern und der atomaren Abschreckung, die Nordkorea wiederholt zum Gegenstand seiner Angebote gemacht hat, besteht eine direkte und logische Verbindung.
Das nordkoreanische Staatsoberhaupt Kim Jong-un hat offiziell eine Politik des Nicht-Ersteinsatzes von Atomwaffen verkündet:
„Als verantwortungsbewusster Staat mit Atomwaffen wird unsere Republik keine Atomwaffe einsetzen, solange ihre Souveränität nicht durch aggressive feindliche Kräfte mit Atomwaffen beeinträchtigt wird,“ sagte Kim vor dem Kongress der Partei der Arbeit Koreas in Pjöngjang. Kim fuhr fort, dass der Norden „gewissenhaft seine Verpflichtung der Nichtweitergabe erfüllen und sich um die globale atomare Abrüstung bemühen wird.“
Bei dem Kongress wie auch bei anderen Gelegenheiten betonte Kim Jong-un den oben beschriebenen Zusammenhang zwischen atomarer Bewaffnung und wirtschaftlicher Entwicklung. Zusammengefasst:
Nach Jahrzehnten der Betonung militärischer Stärke unter seinem Vater bewegt sich Korea in Richtung von Kims „byungjin“ – das ist ein ein zweigleisiger Zugang, gerichtet auf die Weiterentwicklung atomarer Stärke, während andererseits die Lebensbedingungen verbessert werden.
Die byungjin-Strategie, die von der Obama-Administration verachtet wurde, war erfolgreich:
Was sind die Quellen von [Nordkoreas wirtschaftlichem] Wachstum? Eine Erklärung könnte sein, dass jetzt weniger für den konventionellen militärischen Sektor ausgegeben wird, während die nukleare Entwicklung auf dieser Stufe billiger ist – sie wird laut einigen Schätzungen nur 2 bis 3 Prozent des Bruttosozialprodukts ausmachen. Theoretisch ist byungjin „wirtschaftsfreundlicher“ als die vorhergehende „songun“ oder zuerst-kommt-das-Militär-Politik, die vermutlich Ressourcen auf das Militär hin konzentrierte.
Um zu verstehen, warum Nordkorea die Aggressivität der Vereinigten Staaten von Amerika fürchtet, muss man begreifen, welche äußerste Verwüstung hauptsächlich durch die Vereinigten Staaten von Amerika im Koreakrieg verursacht wurde:
„Verwüstung in biblischen Dimensionen war das Resultat. Nachdem Präsident Truman ihn von seinem Posten abgelöst hatte, sagte McArthur vor dem Kongress aus, dass „der Krieg in Korea bereits fast dieses ganze Land mit 20 Millionen Einwohnern zerstört hat. Ich habe nie eine derartige Verwüstung gesehen. Ich denke, ich habe soviel Blut und Katastrophen gesehen, wie ein Mensch nur sehen kann, und als ich das letzte Mal dort war, drehte es mir den Magen um. Als ich diese Zerstörung und diese Tausenden Frauen und Kinder und das alles sah, musste ich erbrechen.“ Der ehemalige oberste Befehlshaber fuhr fort: „Wenn man unbegrenzt weitermacht, dann perpetuiert man ein Gemetzel in der Größenordnung, wie man es in der Geschichte der Menschheit noch nie gesehen hat.“ Der Krieg ebnete mindestens die Hälfte von 18 der 22 größeren Städte des Nordens ein. Von Pjöngjang – vor 1950 eine Stadt mit einer halben Million Einwohner – wurde berichtet, dass nur zwei Gebäude intakt geblieben sind. LeMay, der die Leitung des Strategic Air Commands übernahm und der jüngste US-Viersternegeneral seit Ulysses Grant wurde, schrieb: „Wir brannten so gut wie jede Stadt in Nord- und Südkorea nieder … wir töteten über eine Million zivile Koreaner und vertrieben weitere Millionen aus ihren Wohnungen, mit den unvermeidlichen weiteren Tragödien, die daraus entstehen.“ O´Donnell, der frühe Flächenangriffe befürwortet hatte, sagte dem Kongress am 25. Juni 1951: „Ja, wir machten das dann alles später … ich würde sagen, dass die ganze, fast die gesamte koreanische Halbinsel nichts ist als ein furchtbarer Sauhaufen. Alles ist zerstört. Dort steht nichts mehr, was der Rede wert ist.“
Das kaiserliche Japan besetzte Korea von 1905 bis 1945 und versuchte, es zu assimilieren. Eine nominell kommunistische Widerstandsbewegung unter Kim Il-sung kämpfte gegen die Okkupation. Nach der japanischen Kapitulation im Jahr 1945 kontrollierten und besetzten die Vereinigten Staaten von Amerika die hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Teile Koreas südlich der willkürlich gezogenen Linie am 38. Breitengrad. Die verbündete Sowjetunion kontrollierte den industrialisierten Teil nördlich dieser Linie. Sie hatten sich geeinigt auf eine kurze Treuhandschaft über ein vereinigtes und unabhängiges Land. Im aufkommenden Kalten Krieg widerriefen die Vereinigten Staaten von Amerika das Abkommen und installierten 1948 eine südkoreanische Marionettendiktatur unter Syngman Rhee. Kim Il-sung befehligte noch immer eine starke Widerstandsbewegung im Süden und hoffte auf die Wiedervereinigung des Landes. Der Koreakrieg folgte. Er zerstörte das Land ganz und gar. Ganz Korea war schwer betroffen, aber besonders der industrialisierte Norden, der etwa ein Drittel seiner Bevölkerung verlor und seine gesamte relativ gut entwickelte Infrastruktur – Straßen, Fabriken und nahezu alle Städte.
Jede koreanische Familie war betroffen. Ahnenverehrung ist tief eingebettet in die koreanische Psyche und ihre kollektivistische Kultur. Niemand hat den Völkermord vergessen und niemand in Korea, egal ob im Norden oder Süden, will diese Erfahrung noch einmal machen.
Das Land würde sich wieder vereinigen, wenn China und die Vereinigten Staaten von Amerika (und Russland) sich über seine Neutralität einigen könnten. Das wird nicht so bald geschehen. Aber die ständige Gefahr eines „versehentlichen“ Kriegs in Korea würde sehr verringert, wenn die Vereinigten Staaten von Amerika das nordkoreanische Angebot akzeptieren würden: ein Ende des aggressiven Verhaltens – wie die bedrohlichen Manöver gegen den Norden – im Gegenzug für eine abgesicherte Einstellung der Atom- und Raketenprogramme des Nordens. Nordkorea muss auf dieser Bedingung schon rein aufgrund wirtschaftlicher Notwendigkeit bestehen.
Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika und die „westlichen” Medien verbergen die Sinnhaftigkeit des Angebots des Nordens hinter dem Propagandahirngespinst des „unberechenbaren und unvorhersehbaren Regimes.“
Aber es ist nicht Korea, weder Nord noch Süd, das hier „unberechenbar und unvorhersehbar“ ist.
Dieser Text wurde zuerst am 14.04.2017 auf antikrieg.com unter der URL <http://antikrieg.com/aktuell/2017_04_14_warum.htm> veröffentlicht. (Lizenz: www.moonofalabama.org)