Das Pentagon, 20.5.2010.
(Foto: Asten, Flickr, CC BY-NC 2.0)
Enthüllt:
Verstörende Details über das neue „Büro für Wahrnehmungsmanagement“ des Pentagons
Ken Klippenstein, Enthüllungsjournalist bei The Intercept, hat aufgedeckt, wie das Pentagon im März in aller Stille eine neue interne Abteilung ins Leben gerufen hat. Sie trägt den Namen „Influence and Perception Management Office“ (IPMO) („Büro für Beeinflussungs- und Wahrnehmungsmanagement“; Anm. d. Red.) [1].
Dieser Text wurde zuerst am 09.06.2023 auf www.mintpressnews.com unter der URL <https://www.mintpressnews.com/exposed-disturbing-details-of-new-pentagon-perception-management-office/284962/> veröffentlicht. Lizenz: Kit Klarenberg, Mint Press News, CC BY-NC-ND 4.0
Ihre Existenz ist nicht streng geheim, obwohl es keine offizielle Ankündigung ihrer Gründung gab, geschweige denn eine Erklärung des Verteidigungsministeriums zu ihrer Existenzberechtigung oder ihrem Modus Operandi. Auch ihr Budget bleibt ein Geheimnis, soll aber in die „Multimillionen“ gehen.
Die Finanzdokumente des Pentagons aus dem Jahr 2022 bieten eine lakonische und weitgehend undurchsichtige Beschreibung des IPMO [2]. Das Büro, so heißt es, „wird als hochrangiger Berater“ des Unterstaatssekretärs für Nachrichtendienste und Sicherheit, Ronald S. Moultrie, in „Fragen der strategischen und operativen Einflussnahme und des Wahrnehmungsmanagements (Enthüllen und Verbergen)“ dienen:
„Es wird breit angelegte thematische Leitlinien für die Einflussnahme entwickeln, die sich auf die wichtigsten Gegner konzentrieren; es wird wettbewerbsfähige Einflussstrategien verkünden, die sich auf spezifische Verteidigungsfragen konzentrieren und nachgeordnete Planungsbemühungen für die Durchführung von einflussbezogenen Aktivitäten leiten; und es wird bestehende Lücken in der Politik, der Aufsicht, der Leitung und der Integration in Bezug auf Angelegenheiten des Einfluss- und Wahrnehmungsmanagements schließen. [IPMO ]… bietet die notwendige Unterstützung für die Nationale Verteidigungsstrategie … um das gegenwärtige strategische Umfeld des Großmachtwettbewerbs anzugehen.“
Allerdings sind die Verweise auf „Enthüllen und Verbergen“ und „Einfluss- und Wahrnehmungsmanagement“ äußerst irritierend. Das gilt auch für die Stellung des IPMO innerhalb der nationalen Sicherheitsstruktur der USA sowie die Tatsache, dass der amtierende Direktor des Amtes eng mit den geheimnisvollsten Operationen des Pentagons verbunden ist.
Trotz seines unauffälligen Starts dürfte IPMO in Zukunft eine äußerst einflussreiche neue Behörde des Verteidigungsministeriums sein, die einen permanenten Informations-Krieg im In- und Ausland führt. Das Pentagon hat in der Vergangenheit bereits ähnliche, wenn auch nicht identische Operationen durchgeführt und tut dies – trotz erheblicher Kontroversen und öffentlicher Widerstände – auch weiterhin.
Das offizielle Wörterbuch des Verteidigungsministeriums enthält eine eigene Definition des Begriffs „Wahrnehmungsmanagement“. Diese stellt eine Verbindung zu „psychologischen Operationen“ her, die als Maßnahmen zur Beeinflussung der „Emotionen, Motive, des objektiven Denkens und letztlich des Verhaltens“ von Regierungen, Organisationen, Gruppen und Einzelpersonen definiert werden [3]:
„Maßnahmen zur Übermittlung und/oder Verweigerung ausgewählter Informationen und Hinweise an ausländische Zielgruppen, um deren Emotionen, Motive und objektives Denken zu beeinflussen, sowie an nachrichtendienstliche Systeme und Führungskräfte auf allen Ebenen, um die offiziellen Einschätzungen zu beeinflussen, was letztlich zu einem Verhalten des Auslands und zu offiziellen Maßnahmen führt, die den Zielen des Urhebers förderlich sind. Das Wahrnehmungsmanagement kombiniert auf verschiedene Weise die Wahrheitsvermittlung, die operative Sicherheit, die Tarnung und Täuschung sowie psychologische Operationen.“
Das wirft natürlich die Frage auf, warum der US-Verteidigungsapparat jetzt offiziell eine Neuauflage dessen einweiht, was es schon vorher gab und das nie verschwunden war. Wir werden sehen, dass es darauf keine beruhigenden Antworten gibt.
„Signature Reduction“
Obwohl öffentliche Unterlagen fehlen, konnte Klippenstein ein Memo auftreiben, das den Modus Operandi des IPMO beschreibt. In einem hypothetischen Szenario möchte das Pentagon „die Führung von Land A beeinflussen, den Kauf eines Waffensystems von Land B zu stoppen“, weil es glaubt, dass der Verkauf „den militärischen Vorteil des Verteidigungsministeriums in irgendeiner Weise gefährden könnte, falls die USA jemals in einen bewaffneten Konflikt mit Land A geraten sollten“.
„Angenommen, das IPMO hat die gewünschte Verhaltensänderung herbeigeführt, wie könnten dann die wichtigsten Akteure identifiziert werden, die Einfluss auf die Denkprozesse, Überzeugungen, Motive, Argumente usw. dieser Führungskräfte haben (einschließlich der Ermittlung ihrer typischen Kommunikationsweisen und -methoden)“, heißt es in dem Memo.
„Wie könnte das DIE [Defense Intelligence Estimate] oder die IC [Intelligence Community], nachdem eine Einflussstrategie entwickelt wurde, feststellen, ob die Einflussnahme des Verteidigungsministeriums funktioniert hat?“ Abgesehen davon, dass man hoffentlich abwartet und beobachtet, ob Land A irgendwann aufhört, das fragliche Waffensystem von Land B zu kaufen.
Das Dokument wurde vom IPMO-Direktor James Holly unterzeichnet, der zuvor Direktor für Sonderprogramme beim US Joint Special Operations Command (JSOC) war [4]. Während dieser Zeit leitete er Spionageoperationen für eine ungenannte paramilitärische Organisation im Irak und war Nachrichtenoffizier für eine Combined Joint Task Force in Afghanistan.
Was genau diese Aufgaben beinhalteten, ist nicht sicher. Aber dass er den Sprung vom JSOC zum IPMO geschafft hat, ist bemerkenswert, denn dieses Kommando ist der Kern aller geheimsten und sensibelsten Operationen des Pentagons. Die Abteilung kommt nur sehr selten in die Nachrichten, aber wenn, dann sind die Geschichten immer bemerkenswert und beunruhigend. So enthüllte Newsweek im Mai 2021, wie das Kommando im Rahmen eines Programms namens „Signature Reduction“ [5] „die größte verdeckte Truppe, die die Welt je gesehen hat“ betreibt. Insgesamt gehören 60.000 Personen zu dieser Geheimarmee – „mehr als zehnmal so viele wie die geheimen Elemente der CIA“, und „viele von ihnen arbeiten mit verdeckten Identitäten und im Verborgenen.“ Sowohl im Inland als auch im Ausland führen ihre Agenten verdeckte Aufträge aus, wobei sie sich unter ziviler Tarnung „im wirklichen Leben und online tarnen und sich manchmal in privaten Unternehmen und Beratungsfirmen verstecken, unter denen einige namhafte Firmen sind.“
„Dutzende wenig bekannter und geheimer Regierungsorganisationen unterstützen das Programm, indem sie geheime Aufträge vergeben und verdeckte Operationen beaufsichtigen. Insgesamt nehmen die Unternehmen jährlich über 900 Millionen Dollar ein, um die klandestine Truppe zu unterstützen. Sie tun alles: von der Erstellung falscher Dokumente und der Bezahlung von Rechnungen und Steuern von Personen, die unter falschem Namen operieren, über die Herstellung von Verkleidungen und anderen Vorrichtungen, um die Entdeckung und Identifizierung zu vereiteln, bis hin zum Bau unsichtbarer Geräte, um Aktivitäten in den entlegensten Winkeln des Nahen Ostens und Afrikas zu fotografieren und abzuhören.“
Diese Tarnkappen-Miliz bewegt sich völlig im Verborgenen und verstößt möglicherweise gegen US-Gesetze, die Genfer Konventionen, grundlegende Normen der Rechenschaftspflicht und verschiedene militärische Verhaltensregeln. Zu letzteren gehört vor allem der seit langem geltende Grundsatz, dass das Militär keine verdeckten Operationen auf amerikanischem Boden durchführen darf. Dennoch hat das JSOC diese Einschränkung seit seiner Gründung im Dezember 1980 umgangen, indem es unter dem Schleier fast völliger offizieller Geheimhaltung operiert hat, und zwar oft gemeinsam mit der CIA.
Die New York Times beschrieb im Juni 1984, wie das JSOC tatsächlich wie nach eigenen Gesetzen agierte und sich schnell weit über seine ursprüngliche Aufgabe hinaus – „Informationen zu sammeln, um spezielle Militäroperationen zu planen“ – zu einer „Nacht- und Nebel-Operation mit eigener Waffenbeschaffung und -forschung sowie Kommunikation“ [6] entwickelte.
Zwei Monate zuvor hatte ein hochrangiger Pentagon-Beamter gegenüber gewählten Abgeordneten erklärt, das Kommando sei „keine Behörde, die für den Geheimdienstaufsichtsausschuss von Interesse ist“. Fragen zu dessen Aktivitäten zu beantworten, hatte er sich geweigert.
Dennoch bot die Times einen kurzen Überblick darüber, was über die Aktivitäten des JSOC in den vergangenen vier Jahren bekannt wurde. Das Kommando hatte nicht nur die illegale Invasion in Grenada [7] unterstützt, sondern auch umfangreiche Hilfe für die verdeckten Operationen der CIA in Mittelamerika geleistet. Insbesondere unterstützte es die faschistischen Contras in Nicaragua und half der Agentur, die Beschränkungen des Kongresses bei ihren brutalen Bemühungen um den Sturz der gewählten linken sandinistischen Regierung zu umgehen.
„Verbotene und verdeckte Propaganda“
Die Beteiligung des JSOC an diesem schmutzigen Krieg der CIA ist besonders bemerkenswert, da in dieser Zeit das Konzept des „Perception Management“ („Wahrnehmungssteuerung“; Anm. d. Red.) als legitime Form der psychologischen Kriegsführung durch die CIA, das Pentagon und andere Regierungsbehörden gegen die einheimische Bevölkerung entstand [8].
Das Hauptziel dieses Vorstoßes der Reagan-Regierung bestand darin, die mörderischen Contras als angeblich heldenhafte Freiheitskämpfer darzustellen. In Wahrheit griffen die Contras unter Anleitung, Finanzierung und Bewaffnung durch die CIA gezielt die zivile Infrastruktur an, darunter Schulen und Krankenhäuser. Zudem schlachteten sie Priester und Nonnen, Arbeiteraktivisten, Studenten, Bauern und indigene Bewohner ab.
Im Gegenzug wurden die sozialdemokratischen Sandinisten [propagandistisch] in brutal repressive Autokraten verwandelt, die Nicaragua mit eiserner Faust regierten und ihr Land zu einem „Landekopf“ für eine sowjetische Invasion der USA machten. Ähnliche Propagandamaßnahmen wurden seither in jedem amerikanischen Stellvertreterkrieg eingesetzt, von Jugoslawien bis zur Ukraine. All diese Aktivitäten, deren volles Ausmaß vielleicht nie bekannt wird, stellten gravierende Verstöße gegen das Smith-Mundt-Gesetz von 1948 dar, das die Verbreitung staatlicher Propaganda im Inland streng einschränkt.
Nehmen wir zum Beispiel das „Office of Public Diplomacy“ [9], eine spezielle Pro-Contra-Propagandaeinheit, die von Oliver North, Reagans oberstem Berater im Nationalen Sicherheitsrat, geleitet wurde. Er arbeitete gleichzeitig mit Kokainhändlern zusammen, um die nicaraguanischen „Rebellen“ zu bewaffnen [10]. In separaten offiziellen Untersuchungen des Iran-Contra-Skandals wurde festgestellt, dass diese Einheit gegen eine ganze Reihe von US-Gesetzen verstoßen hatte. Der U.S. Comptroller General kam zum Beispiel zu dem Schluss, dass das Büro „verbotene, verdeckte Propaganda“ betrieb, „die über den Bereich akzeptabler öffentlicher Informationsaktivitäten der Behörde hinausging.“
Doch trotz dieser vernichtenden Ergebnisse wurden die von den verschiedenen Einheiten entwickelten Techniken des „Perception Management“ nicht eingestellt. Das gilt ebenso für viele der formellen und informellen Strukturen, die zur gleichen Zeit geschaffen wurden, um die Propaganda von CIA, Pentagon und Weißem Haus zu verbreiten.
Zwei Jahrzehnte später, nach den Anschlägen vom 11. September 2001, kam das Pentagon unter Leitung von Donald Rumsfeld auf die glänzende Idee, ein Büro für strategische Beeinflussung, „Office of Strategic Influence“, einzurichten. Dieses sollte gezielt „irreführende“ schwarze Propaganda in ausländischen Medien platzieren [11], die dann von US-Medien aufgegriffen werden könnte.
Auf perverse Weise wurde genau diese Strategie bereits 1998 vom britischen Auslandsgeheimdienst MI6 angewandt, um die Grundlagen für den Irak-Krieg zu schaffen [12]. Im Rahmen der „Operation Mass Appeal“ verbreitete der Geheimdienst zweifelhafte oder gar gefälschte „Informationen“ weltweit an Redakteure und Journalisten, die auf seiner Gehaltsliste standen, und beeinflusste so die Berichterstattung führender internationaler Nachrichtenagenturen. Die Agenten versuchten, „die öffentliche Meinung über den Irak und die von seinen Massenvernichtungswaffen ausgehende Bedrohung zu lenken“.
Das „Office of Strategic Influence“ hatte seit seiner Gründung im Oktober 2001 im Verborgenen gearbeitet, bis die Mainstream-Medien im Februar des folgenden Jahres von seiner Existenz Wind bekamen [13]. Aufgrund des großen Aufschreis wurde es nur eine Woche später auf Wunsch von Rumsfeld offiziell geschlossen. Im November 2002 machte der Verteidigungsminister jedoch auf einer Pressekonferenz unvorsichtige Bemerkungen, die deutlich darauf hinwiesen, dass das Büro danach sehr wohl weiterlebte [14]:
„Das Büro für strategische Einflussnahme. Sie erinnern sich vielleicht daran. Und, oh mein Gott, ist das nicht schrecklich, Henny Penny, der Himmel wird einstürzen‘. Ich ging am nächsten Tag hin und sagte, gut, wenn ihr das Ding ausschlachten wollt, okay, dann gebe ich euch die Leiche. Da ist der Name. Ihr könnt den Namen haben, aber ich werde weiterhin alles tun, was getan werden muss. Und das habe ich.“
Vom Dritten Weltkrieg und UFOs
Das von Klippenstein gesicherte Memo legt nahe, dass das IPMO an identischen Propaganda-Operationen wie den hier beschriebenen beteiligt ist. Es heißt darin, das Büro ist „mit der Entwicklung breiter thematischer Richtlinien für die Nachrichtenübermittlung und spezifischer Strategien für die Durchführung von Verteidigungsministeriums-Aktivitäten beauftragt, die darauf abzielen, ausländische Entscheidungsträger im Verteidigungsbereich so zu beeinflussen, dass sie sich in einer Weise verhalten, die den Interessen der USA zuträglich ist.“
Angesichts der Tatsache, dass Washington in der Ukraine erneut einen Stellvertreterkrieg im Stile Nicaraguas führt, wäre eine begleitende Propaganda-Einheit von enormem Nutzen. Denn trotz der Bemühungen der westlichen Medien, das Thema weiß zu waschen, sind die Nazi-Sympathien von Soldaten und Militäreinheiten nach wie vor unübersehbar [15].
Das Phänomen der Kämpfer mit Hakenkreuz-Tattoos und -Abzeichen ist so weit verbreitet, dass sich die New York Times Anfang dieses Monats zu einem Artikel veranlasst sah, in dem sie diese nationalsozialistische Ikonografie beklagte. Diese bringe „Diplomaten, westliche Journalisten und Interessengruppen in eine schwierige Lage“ [16]. Einerseits „riskiere man, die Aufmerksamkeit auf die Ikonographie zu lenken und damit der russischen Propaganda in die Hände zu spielen“, andererseits „lasse man zu, dass sie sich weiter ausbreitet, wenn man nichts sagt“. Die grundsätzlichere Frage, warum so viele ukrainische Nationalisten solche Embleme eifrig zur Schau stellen, wurde nicht untersucht.
Passend dazu veröffentlichte der unabhängige Journalist Jack Murphy im Dezember 2022 eine Untersuchung, in der er der CIA vorwarf, „den Spionagedienst eines europäischen NATO-Verbündeten zu nutzen, um unter der Leitung des Geheimdienstes eine verdeckte Sabotagekampagne in Russland durchzuführen“ [17], bei der das JSOC eine Schlüsselrolle spielte. Das Kommando unterstützt diese Operationen angeblich „mit zielgerichteten Informationen von Nachrichtendienst-, Überwachungs- und Aufklärungseinrichtungen wie Drohnen, die bis tief nach Russland hineinsehen und hören können.“
Weitere Anhaltspunkte für den plötzlichen Vorstoß, formell zu regeln, was das Pentagon schon so lange ungestraft tut, liefern auch die Online-Aufzeichnungen des privaten Sicherheitsunternehmens „Sancorp Consulting“ [18]. Dieses bietet „Lösungen zur Bekämpfung von Insider-Bedrohungen, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, IT-Lösungen, Identitäts- und Datenaktivitäten, Nachrichtendienst- und Spionageabwehrlösungen“ für private und staatliche Kunden an.
Ein Verzeichnis „bisheriger Leistungen“ von Sancorp für Kunden listet die Bereitstellung von „spezialisierten und sensiblen Verwaltungs-, Sicherheits-, Politik-, Betriebs- und Analyseunterstützungsdiensten“ für niemand anderen als IPMO [19] auf. Inzwischen gelöschte Aufzeichnungen auf der Website des Unternehmens [20] zeigen, dass auch das All-domain Anomaly Resolution Office (AARO) des Pentagon zu seinen Kunden zählt.
Diese Abteilung des Verteidigungsministeriums ist mit der Untersuchung von UFOs und anderen unerklärlichen Luftphänomenen beauftragt. Das Pentagon hat in letzter Zeit ein ausgeprägtes Interesse an fliegenden Untertassen gezeigt [21] – genau wie zu Zeiten des Kalten Krieges. Damals ging es darum, die Öffentlichkeit zu täuschen und zu verwirren und gleichzeitig experimentelle Innovationen, Flugzeuge und Tests des US-Militärs zu tarnen. Es gibt wenig Grund zu der Annahme, dass sich die Motive des Verteidigungsministeriums in der heutigen Zeit geändert hätten.
Freigegebene Dokumente zeigen, dass das „Navy Office of the Deputy Chief of Naval Operations for Information Warfare“, bekannt als N2N6, seit Jahren die vollständige Kontrolle über die Verbreitung von UFO-bezogenen Informationen an die amerikanische Öffentlichkeit im Namen des Pentagons ausübt [22]. Dies reicht bis zur Anweisung an die Pentagon-Abteilungen, auf Medienanfragen und FOIA-Anträge (Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz; Anm. d. Red.) von Journalisten und der Öffentlichkeit zu antworten und wie.
Vielleicht hat das Pentagon beschlossen, diese Aufgaben intern zu übernehmen. Rein zufällig ging am 6. Juni ein Air Force-Veteran und ehemaliges Mitglied der „National Geospatial Intelligence Agency“ mit der Behauptung an die Öffentlichkeit, die US-Regierung berge routinemäßig und heimlich außerirdische Raumschiffe [23].
Diese schockierende Enthüllung hätte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Da der Neue Kalte Krieg an Fahrt aufnimmt und immer bedrohlichere Technologien am Himmel über der Area 51 (ein militärisches Sperrgebiet in den USA; Anm. d. Red.) und anderen mysteriösen Militäreinrichtungen in den USA und anderswo getestet werden, ist es notwendig, die öffentliche Aufmerksamkeit von Bekanntem auf Unbekanntes und Unerklärliches zu lenken. In der Zwischenzeit sprechen die US-Militärchefs regelmäßig und offen darüber, in naher Zukunft einen Krieg gegen China zu führen [24] – was die Einrichtung eines eigenen Propagandabüros im Vorfeld umso zweckmäßiger macht.
Quellen:
[2] OUSD Comptroller – US Verteidigungsministerium „iscal Year 2023 Budget Estimates
Office of the Secretary of Defense“, im April 2022: <https://comptroller.defense.gov/Portals/45/Documents/defbudget/fy2023/budget_justification/pdfs/01_Operation_and_Maintenance/O_M_VOL_1_PART_1/OSD_OP-5.pdf>
[3] Archive.org „Joint Publication 1-02 – Department of Defense Dictionary of Military and Associated Terms“, am 12.4.2001 (geändert am 19.8.2009): <https://web.archive.org/web/20091108082044/http://www.dtic.mil/doctrine/jel/new_pubs/jp1_02.pdf>
[4] Archive.org, TechNetAugusta „James Holly – Profile“, im August 2022: <https://web.archive.org/web/20221126084845/https://events.afcea.org/Augusta22/Public/SpeakerDetails.aspx?FromPage=Speakers.aspx&ContactID=152857>
[5] Newsweek, William M. Arkin „Exclusive: Inside the Military’s Secret Undercover Army“, am 17.5.2021: <https://www.newsweek.com/exclusive-inside-militarys-secret-undercover-army-1591881>
[6] New York Times (Archiv), Mr. Gerth „U.S. MILITARY CREATES SECRET UNITS FOR USE IN SENSITIVE TASKS ABROAD“, am 8.6.1984: <https://www.nytimes.com/1984/06/08/us/us-military-creates-secret-units-for-use-in-sensitive-tasks-abroad.html>
[7] New York Times (Archiv), Abram Chayes „1. GRENADA WAS ILLEGALLY INVADED“, am 15.11.1983: <https://www.nytimes.com/1983/11/15/opinion/1-grenada-was-illegally-invaded.html>
[8] Consortium News Magazin, Robert Parry „The Victory of ‘Perception Management’“, am 28.12.2014: <https://consortiumnews.com/2014/12/28/the-victory-of-perception-management/>
[9] George Washington Universität, Das nationale Sicherheitsarchiv, Thomas Blanton „Public Diplomacy and Covert Propaganda – The Declassified Record of Ambassador Otto Juan Reich“, am 2.3.2001: <https://nsarchive2.gwu.edu/NSAEBB/NSAEBB40/>
[10] The Intercept Magazin, Jon Schwarz „Oliver North Worked With Cocaine Traffickers to Arm Terrorists. Now He’ll Be President of the NRA.“, am 12.5.2018: <https://theintercept.com/2018/05/12/oliver-north-nra-iran-contra/>
[11] New York Times, Tom Shanker und Eric Schmitt „Pentagon Weighs Use of Deception in a Broad Arena“, am 13.12.2004: <https://www.nytimes.com/2004/12/13/politics/pentagon-weighs-use-of-deception-in-a-broad-arena.html>
[12] The Dissenter Magazin, Kit Klarenberg „British Officials Spread Russia Coup Plot Disinformation For United States“, am 16.2.2022: <https://thedissenter.org/british-officials-launder-us-intel-russian-coup-plot-ukraine/>
[13] Archive.org, CNN (Archiv) „New Pentagon office to spearhead information war“, am 20.2.2002: <https://web.archive.org/web/20091207052906/http://archives.cnn.com/2002/US/02/19/gen.strategic.influence/>
[14] Archive.org,, U.S. Verteidigungsministerium Nachrichten Transkript „Secretary Rumsfeld Media Availability En Route to Chile“, am 18.11.2002: <https://web.archive.org/web/20100302023132/http://www.defense.gov/Transcripts/Transcript.aspx?TranscriptID=3296>
[15] NBC News, Alan Ripp „Ukraine’s Nazi problem is real, even if Putin’s ‚denazification‘ claim isn’t“, am 5.3.2022: <https://www.nbcnews.com/think/opinion/ukraine-has-nazi-problem-vladimir-putin-s-denazification-claim-war-ncna1290946>
[16] New York Times, Thomas Nibbons-Neff „Nazi Symbols on Ukraine’s Front Lines Highlight Thorny Issues of History“, am 5.6.2023: <https://www.nytimes.com/2023/06/05/world/europe/nazi-symbols-ukraine.html>
[17] Jack Murphey Blog, Jack Murphey „The CIA is using a European NATO ally’s spy service to conduct a covert sabotage campaign inside Russia under the agency’s direction, according to former U.S. intelligence and military officials.“, am 24.12.2022: <https://jackmurphywrites.com/169/the-cias-sabotage-campaign-inside-russia/>
[18] Sancorp Consulting Künstliche Intelligenz & Maschinelles Lernen Website: <https://www.sancorpconsulting.com/>
[19] Sancorp Consulting Künstliche Intelligenz & Maschinelles Lernen „PAST PERFORMANCE“: <https://www.sancorpconsulting.com/copy-of-contract-vehicles-past-perf>
[20] Twitter, Robert Skvarla „Wait lol, Sancorp is working for both the IPMO *AND* AARO Perception management… and UFOs?“, am 19.5.2023: <https://twitter.com/RobertSkvarla/status/1659537874973278210>
[21] NBC News, Miguel Almaguer „NASA and Pentagon officials present UFO preliminary findings“, am 1.6.2023: <https://www.nbcnews.com/nightly-news/video/nasa-and-pentagon-officials-present-ufo-preliminary-findings-178743365973>
[22] Medium Plattform für Esseys, INFO_OPS „N2N6: The Navy’s Hidden Hand in UFO Propaganda“, am 16.5.2023: <https://ufo-info-ops.medium.com/n2n6-the-navys-hidden-hand-in-ufo-propaganda-1981c095edc2>
[23] NewsNation Fersehsender, Brian Entin „Military whistleblower claims US has UFO retrieval program“, zuletzt aktualisiert am 6.6.2023: <https://www.newsnationnow.com/space/military-whistleblowe-us-ufo-retrieval-program/>
[24] The Guardian, Helen Davidson „US general’s ‘gut’ feeling of war with China sparks alarm over predictions“, am 2.2.2023: <https://www.theguardian.com/world/2023/feb/02/us-general-gut-feeling-war-china-sparks-alarm-predictions>
Enthüllt:
Verstörende Details über das neue „Büro für Wahrnehmungsmanagement“ des Pentagons
Dieser Text wurde zuerst am 09.06.2023 auf www.mintpressnews.com unter der URL <https://www.mintpressnews.com/exposed-disturbing-details-of-new-pentagon-perception-management-office/284962/> veröffentlicht. Lizenz: Kit Klarenberg, Mint Press News, CC BY-NC-ND 4.0
Das Pentagon, 20.5.2010.
(Foto: Asten, Flickr, CC BY-NC 2.0)
Ken Klippenstein, Enthüllungsjournalist bei The Intercept, hat aufgedeckt, wie das Pentagon im März in aller Stille eine neue interne Abteilung ins Leben gerufen hat. Sie trägt den Namen „Influence and Perception Management Office“ (IPMO) („Büro für Beeinflussungs- und Wahrnehmungsmanagement“; Anm. d. Red.) [1].
Ihre Existenz ist nicht streng geheim, obwohl es keine offizielle Ankündigung ihrer Gründung gab, geschweige denn eine Erklärung des Verteidigungsministeriums zu ihrer Existenzberechtigung oder ihrem Modus Operandi. Auch ihr Budget bleibt ein Geheimnis, soll aber in die „Multimillionen“ gehen.
Die Finanzdokumente des Pentagons aus dem Jahr 2022 bieten eine lakonische und weitgehend undurchsichtige Beschreibung des IPMO [2]. Das Büro, so heißt es, „wird als hochrangiger Berater“ des Unterstaatssekretärs für Nachrichtendienste und Sicherheit, Ronald S. Moultrie, in „Fragen der strategischen und operativen Einflussnahme und des Wahrnehmungsmanagements (Enthüllen und Verbergen)“ dienen:
„Es wird breit angelegte thematische Leitlinien für die Einflussnahme entwickeln, die sich auf die wichtigsten Gegner konzentrieren; es wird wettbewerbsfähige Einflussstrategien verkünden, die sich auf spezifische Verteidigungsfragen konzentrieren und nachgeordnete Planungsbemühungen für die Durchführung von einflussbezogenen Aktivitäten leiten; und es wird bestehende Lücken in der Politik, der Aufsicht, der Leitung und der Integration in Bezug auf Angelegenheiten des Einfluss- und Wahrnehmungsmanagements schließen. [IPMO ]… bietet die notwendige Unterstützung für die Nationale Verteidigungsstrategie … um das gegenwärtige strategische Umfeld des Großmachtwettbewerbs anzugehen.“
Allerdings sind die Verweise auf „Enthüllen und Verbergen“ und „Einfluss- und Wahrnehmungsmanagement“ äußerst irritierend. Das gilt auch für die Stellung des IPMO innerhalb der nationalen Sicherheitsstruktur der USA sowie die Tatsache, dass der amtierende Direktor des Amtes eng mit den geheimnisvollsten Operationen des Pentagons verbunden ist.
Trotz seines unauffälligen Starts dürfte IPMO in Zukunft eine äußerst einflussreiche neue Behörde des Verteidigungsministeriums sein, die einen permanenten Informations-Krieg im In- und Ausland führt. Das Pentagon hat in der Vergangenheit bereits ähnliche, wenn auch nicht identische Operationen durchgeführt und tut dies – trotz erheblicher Kontroversen und öffentlicher Widerstände – auch weiterhin.
Das offizielle Wörterbuch des Verteidigungsministeriums enthält eine eigene Definition des Begriffs „Wahrnehmungsmanagement“. Diese stellt eine Verbindung zu „psychologischen Operationen“ her, die als Maßnahmen zur Beeinflussung der „Emotionen, Motive, des objektiven Denkens und letztlich des Verhaltens“ von Regierungen, Organisationen, Gruppen und Einzelpersonen definiert werden [3]:
„Maßnahmen zur Übermittlung und/oder Verweigerung ausgewählter Informationen und Hinweise an ausländische Zielgruppen, um deren Emotionen, Motive und objektives Denken zu beeinflussen, sowie an nachrichtendienstliche Systeme und Führungskräfte auf allen Ebenen, um die offiziellen Einschätzungen zu beeinflussen, was letztlich zu einem Verhalten des Auslands und zu offiziellen Maßnahmen führt, die den Zielen des Urhebers förderlich sind. Das Wahrnehmungsmanagement kombiniert auf verschiedene Weise die Wahrheitsvermittlung, die operative Sicherheit, die Tarnung und Täuschung sowie psychologische Operationen.“
Das wirft natürlich die Frage auf, warum der US-Verteidigungsapparat jetzt offiziell eine Neuauflage dessen einweiht, was es schon vorher gab und das nie verschwunden war. Wir werden sehen, dass es darauf keine beruhigenden Antworten gibt.
„Signature Reduction“
Obwohl öffentliche Unterlagen fehlen, konnte Klippenstein ein Memo auftreiben, das den Modus Operandi des IPMO beschreibt. In einem hypothetischen Szenario möchte das Pentagon „die Führung von Land A beeinflussen, den Kauf eines Waffensystems von Land B zu stoppen“, weil es glaubt, dass der Verkauf „den militärischen Vorteil des Verteidigungsministeriums in irgendeiner Weise gefährden könnte, falls die USA jemals in einen bewaffneten Konflikt mit Land A geraten sollten“.
„Angenommen, das IPMO hat die gewünschte Verhaltensänderung herbeigeführt, wie könnten dann die wichtigsten Akteure identifiziert werden, die Einfluss auf die Denkprozesse, Überzeugungen, Motive, Argumente usw. dieser Führungskräfte haben (einschließlich der Ermittlung ihrer typischen Kommunikationsweisen und -methoden)“, heißt es in dem Memo.
„Wie könnte das DIE [Defense Intelligence Estimate] oder die IC [Intelligence Community], nachdem eine Einflussstrategie entwickelt wurde, feststellen, ob die Einflussnahme des Verteidigungsministeriums funktioniert hat?“ Abgesehen davon, dass man hoffentlich abwartet und beobachtet, ob Land A irgendwann aufhört, das fragliche Waffensystem von Land B zu kaufen.
Das Dokument wurde vom IPMO-Direktor James Holly unterzeichnet, der zuvor Direktor für Sonderprogramme beim US Joint Special Operations Command (JSOC) war [4]. Während dieser Zeit leitete er Spionageoperationen für eine ungenannte paramilitärische Organisation im Irak und war Nachrichtenoffizier für eine Combined Joint Task Force in Afghanistan.
Was genau diese Aufgaben beinhalteten, ist nicht sicher. Aber dass er den Sprung vom JSOC zum IPMO geschafft hat, ist bemerkenswert, denn dieses Kommando ist der Kern aller geheimsten und sensibelsten Operationen des Pentagons. Die Abteilung kommt nur sehr selten in die Nachrichten, aber wenn, dann sind die Geschichten immer bemerkenswert und beunruhigend. So enthüllte Newsweek im Mai 2021, wie das Kommando im Rahmen eines Programms namens „Signature Reduction“ [5] „die größte verdeckte Truppe, die die Welt je gesehen hat“ betreibt. Insgesamt gehören 60.000 Personen zu dieser Geheimarmee – „mehr als zehnmal so viele wie die geheimen Elemente der CIA“, und „viele von ihnen arbeiten mit verdeckten Identitäten und im Verborgenen.“ Sowohl im Inland als auch im Ausland führen ihre Agenten verdeckte Aufträge aus, wobei sie sich unter ziviler Tarnung „im wirklichen Leben und online tarnen und sich manchmal in privaten Unternehmen und Beratungsfirmen verstecken, unter denen einige namhafte Firmen sind.“
„Dutzende wenig bekannter und geheimer Regierungsorganisationen unterstützen das Programm, indem sie geheime Aufträge vergeben und verdeckte Operationen beaufsichtigen. Insgesamt nehmen die Unternehmen jährlich über 900 Millionen Dollar ein, um die klandestine Truppe zu unterstützen. Sie tun alles: von der Erstellung falscher Dokumente und der Bezahlung von Rechnungen und Steuern von Personen, die unter falschem Namen operieren, über die Herstellung von Verkleidungen und anderen Vorrichtungen, um die Entdeckung und Identifizierung zu vereiteln, bis hin zum Bau unsichtbarer Geräte, um Aktivitäten in den entlegensten Winkeln des Nahen Ostens und Afrikas zu fotografieren und abzuhören.“
Diese Tarnkappen-Miliz bewegt sich völlig im Verborgenen und verstößt möglicherweise gegen US-Gesetze, die Genfer Konventionen, grundlegende Normen der Rechenschaftspflicht und verschiedene militärische Verhaltensregeln. Zu letzteren gehört vor allem der seit langem geltende Grundsatz, dass das Militär keine verdeckten Operationen auf amerikanischem Boden durchführen darf. Dennoch hat das JSOC diese Einschränkung seit seiner Gründung im Dezember 1980 umgangen, indem es unter dem Schleier fast völliger offizieller Geheimhaltung operiert hat, und zwar oft gemeinsam mit der CIA.
Die New York Times beschrieb im Juni 1984, wie das JSOC tatsächlich wie nach eigenen Gesetzen agierte und sich schnell weit über seine ursprüngliche Aufgabe hinaus – „Informationen zu sammeln, um spezielle Militäroperationen zu planen“ – zu einer „Nacht- und Nebel-Operation mit eigener Waffenbeschaffung und -forschung sowie Kommunikation“ [6] entwickelte.
Zwei Monate zuvor hatte ein hochrangiger Pentagon-Beamter gegenüber gewählten Abgeordneten erklärt, das Kommando sei „keine Behörde, die für den Geheimdienstaufsichtsausschuss von Interesse ist“. Fragen zu dessen Aktivitäten zu beantworten, hatte er sich geweigert.
Dennoch bot die Times einen kurzen Überblick darüber, was über die Aktivitäten des JSOC in den vergangenen vier Jahren bekannt wurde. Das Kommando hatte nicht nur die illegale Invasion in Grenada [7] unterstützt, sondern auch umfangreiche Hilfe für die verdeckten Operationen der CIA in Mittelamerika geleistet. Insbesondere unterstützte es die faschistischen Contras in Nicaragua und half der Agentur, die Beschränkungen des Kongresses bei ihren brutalen Bemühungen um den Sturz der gewählten linken sandinistischen Regierung zu umgehen.
„Verbotene und verdeckte Propaganda“
Die Beteiligung des JSOC an diesem schmutzigen Krieg der CIA ist besonders bemerkenswert, da in dieser Zeit das Konzept des „Perception Management“ („Wahrnehmungssteuerung“; Anm. d. Red.) als legitime Form der psychologischen Kriegsführung durch die CIA, das Pentagon und andere Regierungsbehörden gegen die einheimische Bevölkerung entstand [8].
Das Hauptziel dieses Vorstoßes der Reagan-Regierung bestand darin, die mörderischen Contras als angeblich heldenhafte Freiheitskämpfer darzustellen. In Wahrheit griffen die Contras unter Anleitung, Finanzierung und Bewaffnung durch die CIA gezielt die zivile Infrastruktur an, darunter Schulen und Krankenhäuser. Zudem schlachteten sie Priester und Nonnen, Arbeiteraktivisten, Studenten, Bauern und indigene Bewohner ab.
Im Gegenzug wurden die sozialdemokratischen Sandinisten [propagandistisch] in brutal repressive Autokraten verwandelt, die Nicaragua mit eiserner Faust regierten und ihr Land zu einem „Landekopf“ für eine sowjetische Invasion der USA machten. Ähnliche Propagandamaßnahmen wurden seither in jedem amerikanischen Stellvertreterkrieg eingesetzt, von Jugoslawien bis zur Ukraine. All diese Aktivitäten, deren volles Ausmaß vielleicht nie bekannt wird, stellten gravierende Verstöße gegen das Smith-Mundt-Gesetz von 1948 dar, das die Verbreitung staatlicher Propaganda im Inland streng einschränkt.
Nehmen wir zum Beispiel das „Office of Public Diplomacy“ [9], eine spezielle Pro-Contra-Propagandaeinheit, die von Oliver North, Reagans oberstem Berater im Nationalen Sicherheitsrat, geleitet wurde. Er arbeitete gleichzeitig mit Kokainhändlern zusammen, um die nicaraguanischen „Rebellen“ zu bewaffnen [10]. In separaten offiziellen Untersuchungen des Iran-Contra-Skandals wurde festgestellt, dass diese Einheit gegen eine ganze Reihe von US-Gesetzen verstoßen hatte. Der U.S. Comptroller General kam zum Beispiel zu dem Schluss, dass das Büro „verbotene, verdeckte Propaganda“ betrieb, „die über den Bereich akzeptabler öffentlicher Informationsaktivitäten der Behörde hinausging.“
Doch trotz dieser vernichtenden Ergebnisse wurden die von den verschiedenen Einheiten entwickelten Techniken des „Perception Management“ nicht eingestellt. Das gilt ebenso für viele der formellen und informellen Strukturen, die zur gleichen Zeit geschaffen wurden, um die Propaganda von CIA, Pentagon und Weißem Haus zu verbreiten.
Zwei Jahrzehnte später, nach den Anschlägen vom 11. September 2001, kam das Pentagon unter Leitung von Donald Rumsfeld auf die glänzende Idee, ein Büro für strategische Beeinflussung, „Office of Strategic Influence“, einzurichten. Dieses sollte gezielt „irreführende“ schwarze Propaganda in ausländischen Medien platzieren [11], die dann von US-Medien aufgegriffen werden könnte.
Auf perverse Weise wurde genau diese Strategie bereits 1998 vom britischen Auslandsgeheimdienst MI6 angewandt, um die Grundlagen für den Irak-Krieg zu schaffen [12]. Im Rahmen der „Operation Mass Appeal“ verbreitete der Geheimdienst zweifelhafte oder gar gefälschte „Informationen“ weltweit an Redakteure und Journalisten, die auf seiner Gehaltsliste standen, und beeinflusste so die Berichterstattung führender internationaler Nachrichtenagenturen. Die Agenten versuchten, „die öffentliche Meinung über den Irak und die von seinen Massenvernichtungswaffen ausgehende Bedrohung zu lenken“.
Das „Office of Strategic Influence“ hatte seit seiner Gründung im Oktober 2001 im Verborgenen gearbeitet, bis die Mainstream-Medien im Februar des folgenden Jahres von seiner Existenz Wind bekamen [13]. Aufgrund des großen Aufschreis wurde es nur eine Woche später auf Wunsch von Rumsfeld offiziell geschlossen. Im November 2002 machte der Verteidigungsminister jedoch auf einer Pressekonferenz unvorsichtige Bemerkungen, die deutlich darauf hinwiesen, dass das Büro danach sehr wohl weiterlebte [14]:
„Das Büro für strategische Einflussnahme. Sie erinnern sich vielleicht daran. Und, oh mein Gott, ist das nicht schrecklich, Henny Penny, der Himmel wird einstürzen‘. Ich ging am nächsten Tag hin und sagte, gut, wenn ihr das Ding ausschlachten wollt, okay, dann gebe ich euch die Leiche. Da ist der Name. Ihr könnt den Namen haben, aber ich werde weiterhin alles tun, was getan werden muss. Und das habe ich.“
Vom Dritten Weltkrieg und UFOs
Das von Klippenstein gesicherte Memo legt nahe, dass das IPMO an identischen Propaganda-Operationen wie den hier beschriebenen beteiligt ist. Es heißt darin, das Büro ist „mit der Entwicklung breiter thematischer Richtlinien für die Nachrichtenübermittlung und spezifischer Strategien für die Durchführung von Verteidigungsministeriums-Aktivitäten beauftragt, die darauf abzielen, ausländische Entscheidungsträger im Verteidigungsbereich so zu beeinflussen, dass sie sich in einer Weise verhalten, die den Interessen der USA zuträglich ist.“
Angesichts der Tatsache, dass Washington in der Ukraine erneut einen Stellvertreterkrieg im Stile Nicaraguas führt, wäre eine begleitende Propaganda-Einheit von enormem Nutzen. Denn trotz der Bemühungen der westlichen Medien, das Thema weiß zu waschen, sind die Nazi-Sympathien von Soldaten und Militäreinheiten nach wie vor unübersehbar [15].
Das Phänomen der Kämpfer mit Hakenkreuz-Tattoos und -Abzeichen ist so weit verbreitet, dass sich die New York Times Anfang dieses Monats zu einem Artikel veranlasst sah, in dem sie diese nationalsozialistische Ikonografie beklagte. Diese bringe „Diplomaten, westliche Journalisten und Interessengruppen in eine schwierige Lage“ [16]. Einerseits „riskiere man, die Aufmerksamkeit auf die Ikonographie zu lenken und damit der russischen Propaganda in die Hände zu spielen“, andererseits „lasse man zu, dass sie sich weiter ausbreitet, wenn man nichts sagt“. Die grundsätzlichere Frage, warum so viele ukrainische Nationalisten solche Embleme eifrig zur Schau stellen, wurde nicht untersucht.
Passend dazu veröffentlichte der unabhängige Journalist Jack Murphy im Dezember 2022 eine Untersuchung, in der er der CIA vorwarf, „den Spionagedienst eines europäischen NATO-Verbündeten zu nutzen, um unter der Leitung des Geheimdienstes eine verdeckte Sabotagekampagne in Russland durchzuführen“ [17], bei der das JSOC eine Schlüsselrolle spielte. Das Kommando unterstützt diese Operationen angeblich „mit zielgerichteten Informationen von Nachrichtendienst-, Überwachungs- und Aufklärungseinrichtungen wie Drohnen, die bis tief nach Russland hineinsehen und hören können.“
Weitere Anhaltspunkte für den plötzlichen Vorstoß, formell zu regeln, was das Pentagon schon so lange ungestraft tut, liefern auch die Online-Aufzeichnungen des privaten Sicherheitsunternehmens „Sancorp Consulting“ [18]. Dieses bietet „Lösungen zur Bekämpfung von Insider-Bedrohungen, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, IT-Lösungen, Identitäts- und Datenaktivitäten, Nachrichtendienst- und Spionageabwehrlösungen“ für private und staatliche Kunden an.
Ein Verzeichnis „bisheriger Leistungen“ von Sancorp für Kunden listet die Bereitstellung von „spezialisierten und sensiblen Verwaltungs-, Sicherheits-, Politik-, Betriebs- und Analyseunterstützungsdiensten“ für niemand anderen als IPMO [19] auf. Inzwischen gelöschte Aufzeichnungen auf der Website des Unternehmens [20] zeigen, dass auch das All-domain Anomaly Resolution Office (AARO) des Pentagon zu seinen Kunden zählt.
Diese Abteilung des Verteidigungsministeriums ist mit der Untersuchung von UFOs und anderen unerklärlichen Luftphänomenen beauftragt. Das Pentagon hat in letzter Zeit ein ausgeprägtes Interesse an fliegenden Untertassen gezeigt [21] – genau wie zu Zeiten des Kalten Krieges. Damals ging es darum, die Öffentlichkeit zu täuschen und zu verwirren und gleichzeitig experimentelle Innovationen, Flugzeuge und Tests des US-Militärs zu tarnen. Es gibt wenig Grund zu der Annahme, dass sich die Motive des Verteidigungsministeriums in der heutigen Zeit geändert hätten.
Freigegebene Dokumente zeigen, dass das „Navy Office of the Deputy Chief of Naval Operations for Information Warfare“, bekannt als N2N6, seit Jahren die vollständige Kontrolle über die Verbreitung von UFO-bezogenen Informationen an die amerikanische Öffentlichkeit im Namen des Pentagons ausübt [22]. Dies reicht bis zur Anweisung an die Pentagon-Abteilungen, auf Medienanfragen und FOIA-Anträge (Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz; Anm. d. Red.) von Journalisten und der Öffentlichkeit zu antworten und wie.
Vielleicht hat das Pentagon beschlossen, diese Aufgaben intern zu übernehmen. Rein zufällig ging am 6. Juni ein Air Force-Veteran und ehemaliges Mitglied der „National Geospatial Intelligence Agency“ mit der Behauptung an die Öffentlichkeit, die US-Regierung berge routinemäßig und heimlich außerirdische Raumschiffe [23].
Diese schockierende Enthüllung hätte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Da der Neue Kalte Krieg an Fahrt aufnimmt und immer bedrohlichere Technologien am Himmel über der Area 51 (ein militärisches Sperrgebiet in den USA; Anm. d. Red.) und anderen mysteriösen Militäreinrichtungen in den USA und anderswo getestet werden, ist es notwendig, die öffentliche Aufmerksamkeit von Bekanntem auf Unbekanntes und Unerklärliches zu lenken. In der Zwischenzeit sprechen die US-Militärchefs regelmäßig und offen darüber, in naher Zukunft einen Krieg gegen China zu führen [24] – was die Einrichtung eines eigenen Propagandabüros im Vorfeld umso zweckmäßiger macht.
Quellen:
[2] OUSD Comptroller – US Verteidigungsministerium „iscal Year 2023 Budget Estimates
Office of the Secretary of Defense“, im April 2022: <https://comptroller.defense.gov/Portals/45/Documents/defbudget/fy2023/budget_justification/pdfs/01_Operation_and_Maintenance/O_M_VOL_1_PART_1/OSD_OP-5.pdf>
[3] Archive.org „Joint Publication 1-02 – Department of Defense Dictionary of Military and Associated Terms“, am 12.4.2001 (geändert am 19.8.2009): <https://web.archive.org/web/20091108082044/http://www.dtic.mil/doctrine/jel/new_pubs/jp1_02.pdf>
[4] Archive.org, TechNetAugusta „James Holly – Profile“, im August 2022: <https://web.archive.org/web/20221126084845/https://events.afcea.org/Augusta22/Public/SpeakerDetails.aspx?FromPage=Speakers.aspx&ContactID=152857>
[5] Newsweek, William M. Arkin „Exclusive: Inside the Military’s Secret Undercover Army“, am 17.5.2021: <https://www.newsweek.com/exclusive-inside-militarys-secret-undercover-army-1591881>
[6] New York Times (Archiv), Mr. Gerth „U.S. MILITARY CREATES SECRET UNITS FOR USE IN SENSITIVE TASKS ABROAD“, am 8.6.1984: <https://www.nytimes.com/1984/06/08/us/us-military-creates-secret-units-for-use-in-sensitive-tasks-abroad.html>
[7] New York Times (Archiv), Abram Chayes „1. GRENADA WAS ILLEGALLY INVADED“, am 15.11.1983: <https://www.nytimes.com/1983/11/15/opinion/1-grenada-was-illegally-invaded.html>
[8] Consortium News Magazin, Robert Parry „The Victory of ‘Perception Management’“, am 28.12.2014: <https://consortiumnews.com/2014/12/28/the-victory-of-perception-management/>
[9] George Washington Universität, Das nationale Sicherheitsarchiv, Thomas Blanton „Public Diplomacy and Covert Propaganda – The Declassified Record of Ambassador Otto Juan Reich“, am 2.3.2001: <https://nsarchive2.gwu.edu/NSAEBB/NSAEBB40/>
[10] The Intercept Magazin, Jon Schwarz „Oliver North Worked With Cocaine Traffickers to Arm Terrorists. Now He’ll Be President of the NRA.“, am 12.5.2018: <https://theintercept.com/2018/05/12/oliver-north-nra-iran-contra/>
[11] New York Times, Tom Shanker und Eric Schmitt „Pentagon Weighs Use of Deception in a Broad Arena“, am 13.12.2004: <https://www.nytimes.com/2004/12/13/politics/pentagon-weighs-use-of-deception-in-a-broad-arena.html>
[12] The Dissenter Magazin, Kit Klarenberg „British Officials Spread Russia Coup Plot Disinformation For United States“, am 16.2.2022: <https://thedissenter.org/british-officials-launder-us-intel-russian-coup-plot-ukraine/>
[13] Archive.org, CNN (Archiv) „New Pentagon office to spearhead information war“, am 20.2.2002: <https://web.archive.org/web/20091207052906/http://archives.cnn.com/2002/US/02/19/gen.strategic.influence/>
[14] Archive.org,, U.S. Verteidigungsministerium Nachrichten Transkript „Secretary Rumsfeld Media Availability En Route to Chile“, am 18.11.2002: <https://web.archive.org/web/20100302023132/http://www.defense.gov/Transcripts/Transcript.aspx?TranscriptID=3296>
[15] NBC News, Alan Ripp „Ukraine’s Nazi problem is real, even if Putin’s ‚denazification‘ claim isn’t“, am 5.3.2022: <https://www.nbcnews.com/think/opinion/ukraine-has-nazi-problem-vladimir-putin-s-denazification-claim-war-ncna1290946>
[16] New York Times, Thomas Nibbons-Neff „Nazi Symbols on Ukraine’s Front Lines Highlight Thorny Issues of History“, am 5.6.2023: <https://www.nytimes.com/2023/06/05/world/europe/nazi-symbols-ukraine.html>
[17] Jack Murphey Blog, Jack Murphey „The CIA is using a European NATO ally’s spy service to conduct a covert sabotage campaign inside Russia under the agency’s direction, according to former U.S. intelligence and military officials.“, am 24.12.2022: <https://jackmurphywrites.com/169/the-cias-sabotage-campaign-inside-russia/>
[18] Sancorp Consulting Künstliche Intelligenz & Maschinelles Lernen Website: <https://www.sancorpconsulting.com/>
[19] Sancorp Consulting Künstliche Intelligenz & Maschinelles Lernen „PAST PERFORMANCE“: <https://www.sancorpconsulting.com/copy-of-contract-vehicles-past-perf>
[20] Twitter, Robert Skvarla „Wait lol, Sancorp is working for both the IPMO *AND* AARO Perception management… and UFOs?“, am 19.5.2023: <https://twitter.com/RobertSkvarla/status/1659537874973278210>
[21] NBC News, Miguel Almaguer „NASA and Pentagon officials present UFO preliminary findings“, am 1.6.2023: <https://www.nbcnews.com/nightly-news/video/nasa-and-pentagon-officials-present-ufo-preliminary-findings-178743365973>
[22] Medium Plattform für Esseys, INFO_OPS „N2N6: The Navy’s Hidden Hand in UFO Propaganda“, am 16.5.2023: <https://ufo-info-ops.medium.com/n2n6-the-navys-hidden-hand-in-ufo-propaganda-1981c095edc2>
[23] NewsNation Fersehsender, Brian Entin „Military whistleblower claims US has UFO retrieval program“, zuletzt aktualisiert am 6.6.2023: <https://www.newsnationnow.com/space/military-whistleblowe-us-ufo-retrieval-program/>
[24] The Guardian, Helen Davidson „US general’s ‘gut’ feeling of war with China sparks alarm over predictions“, am 2.2.2023: <https://www.theguardian.com/world/2023/feb/02/us-general-gut-feeling-war-china-sparks-alarm-predictions>