Illustration von „Der Zauberlehrling“ aus dem Buch „Goethes Werke“,1882
(Zeichnung: Ferdinand Barth, Wikimedia Commons CC 0)
Pandoras Maskenball
Wann werden die Menschen erkennen, dass es Totalitarismus ist, was ihnen als Freiheit, Individualismus oder gar Demokratie vorgespiegelt wird? - Und was werden sie dann tun?
Dieser Text wurde zuerst am 08.08.2022 auf www.strategic-culture.org unter der URL <https://strategic-culture.org/news/2022/08/08/the-masque-of-pandora/> veröffentlicht. Lizenz: Alastair Crooke/©Strategic Culture
Nun, dieser Beitrag stammt aus der führenden Zeitung des englischen Establishments, dem dem Deep-State nahestehenden Daily Telegraph [1]:
„Dies ist der Sommer vor dem Sturm. Täuschen Sie sich nicht: Mit dem Anstieg der Energiepreise auf ein nie dagewesenes Niveau, stehen wir vor einem der größten geopolitischen Erdbeben seit Jahrzehnten. Die darauf folgenden Erschütterungen werden wahrscheinlich von weit größerer Dimension sein als die, welche auf den Finanzcrash von 2008 folgten. Damals gipfelten die Proteste in der Occupy-Bewegung und dem Arabischen Frühling …
„Mit Stromausfällen von Kuba bis Südafrika ist das Chaos bereits in den ärmeren Ländern angekommen. Sri Lanka ist nur eines von vielen Entwicklungsländern, in denen die Machthaber in einer unheilvollen Folge von Benzinmangel und Kreditausfällen von der Macht vertrieben zu werden drohen.“
„Aber der Westen wird diesem Armageddon nicht entkommen. In vielerlei Hinsicht scheint er sogar das Epizentrum zu sein – und Großbritannien sein Ground Zero. In Europa und Amerika bröckelt ein technokratisches Elitesystem, das auf Mythologie und Selbstgefälligkeit aufgebaut ist.
Sein Gründungsmythos, der die glanzvolle Verbindung der Nationalstaaten mit der Weltregierung und den Lieferketten prophezeite, hat sich in eine Parabel über die Abgründe der Globalisierung verwandelt.
Diesmal können sich die Eliten nicht vor der Verantwortung für ihre fatalen Fehler drücken … anders ausgedrückt, der Kaiser ist nackt: Das Establishment hat keine Antwort mehr an die Wähler im Angesicht der Not. Die einzige Zukunftsvision, die es heraufbeschwören kann, ist Netto-Null – eine dystopische Agenda, die die opferreiche Politik der Sparmaßnahmen und der Finanzialisierung der Weltwirtschaft auf eine neue Stufe hebt. Aber das ist vollkommen logisch für eine Elite, die sich von der realen Welt abgekoppelt hat.“
Ja, durch die fortwährende Etikettierung als Desinformation von allem, was dem „offiziellen Narrativ“ entgegensteht und durch schamlose, offensichtliche Lügen, ist die westliche Sphäre – wie geplant – einer verwirrenden Orientierungslosigkeit anheimgefallen. Eine Mehrheit im Westen hat begonnen, an der eigenen Vernunft und der ihrer Umgebung zu zweifeln.
Ihre Verwirrung hat sie dazu gebracht, Aufrufe zur Opferbereitschaft und der Ökonomisierung von allem und jedem als „völlig rational“ zu akzeptieren. Sie sind hilflos geworden, erstarrt, gefangen in einem Spinnennetz. Verhext.
„Wenn ich ein Wort benutze“, sagte Humpty Dumpty in einem eher verächtlichen Ton, „bedeutet es genau das, was ich will – nicht mehr und nicht weniger.“ „Die Frage ist“, sagte Alice, „ob man Worten so viele verschiedene Bedeutungen geben kann.“ „Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer der Meister sein soll – das ist alles.“ (aus Lewis Carrolls „Alice hinter den Spiegeln“, auch bekannt als „Alice im Spiegelland“ oder „Durch den Spiegel und was Alice dort fand“)
Ja, der Sirenenruf der Bestie ist der Ruf nach einer Politik der Opfer, mit der die Menschen überzogen werden, während die Reiter des Krieges und der Pandemie schreien, dass eine apokalyptische Stunde naht. Man könnten es ein Massensyndrom nennen – ähnlich dem Hexenwahn des 14. bis 17. Jahrhunderts -, aber heute ist dieses Phänomen – William Butler Yeats nannte es eine „wilde Bestie“, mit einem Blick so „leer und unbarmherzig wie die Sonne“ – besser bekannt als Ideologie.
Das Wort ‚Ideologie‘ dient oft als Synonym für politische Ideen – eine sprachliche Verdrehung, die deren grundlegend anti-politischen und latent totalitären Charakter verschleiert. Die Ideologie ist nicht in der Lage, Menschen als eigenständige Teilnehmer an einem gemeinsamen, unpolitischen sozialen Leben zu betrachten. Die heutige „Woke“-Ideologie sieht menschliche Vereinigungen vielmehr als Gruppen, auf die man einwirken kann [2]. Sie ist ausdrücklich anti-national, anti-souverän, gegen traditionelle Religion und Kultur und gegen nationale Infrastruktur und Familie.
Der Begriff Idéologie wurde während der Französischen Revolution von Antoine Destutt de Tracy geprägt, einem antiklerikalen, materialistischen Philosophen. Er verstand die Idéologie als Sozialwissenschaft der „Ideen“, die den Aufbau einer rationalen, fortschrittlichen Gesellschaft ermöglichen würde. Regiert werden sollte diese von einer aufgeklärten Elite, deren technische Expertise ihren Herrschaftsanspruch rechtfertigen würde.
Die Konturen der europäischen Ideologie, wie sie sich in der Zeit der Französischen Revolution herausbildeten, wurden weitgehend von den Franken in der Zeit vor und nach Karl dem Großen geprägt. Damals entstand die Doktrin der rassischen Überlegenheit („die anderen“ waren „barbarisch“ und heidnisch und dienten nur als Sklaven). Zu dieser Zeit wurde auch der räuberische Expansionismus nach außen (die Kreuzzüge, dann der Kolonialismus) in der europäischen Psyche verankert.
Die Ära Karls des Großen zementierte die unüberbrückbare soziale Spaltung weiter. Der fränkische Oligarch in seiner Burg; seine fränkischen Bischöfe, die seinen Leibeigenen, die am Fuße der Burg lebten, die Angst vor der ewigen Hölle einflößten. Für die Nicht-Auserwählten war die Hölle vorbestimmt, es sei denn, sie erlangten, was eher unwahrscheinlich war: die Gnade Gottes. Diese im Entstehen begriffene fränkische „Idee“ war ein Vorläufer dessen, wie wir Europäer heute sind: Das Gefühl der absoluten Überlegenheit, der Zugehörigkeit zu einer auserwählten Gruppe und die europäische Klassenspaltung sind die heutigen Schatten aus jener totalitären Ära.
„Aber ich will nicht unter Verrückte gehen“, bemerkte Alice. „Da kann man nichts machen“, sagte die Katze, „wir sind hier alle verrückt. Ich bin verrückt. Du bist verrückt.“
Was die Französische Revolution hinzufügte, war eine rohe Ideologie – durch die radikale Veränderung des Verhältnisses zwischen Staat und traditioneller Gesellschaft. Rousseau wird oft als die Ikone der „Freiheit“ und des „Individualismus“ angesehen und weithin bewundert. Doch hier haben wir es mit einer klaren Verfälschung der Sprache zu tun, die den grundlegend anti-politischen Charakter der Ideologie verschleiert.
Rousseau lehnte die Beteiligung der Menschen am nicht-politischen, gemeinsamen Leben ausdrücklich ab. Er sah die menschlichen Assoziationen vielmehr als Gruppen, auf die man einwirken sollte [3], damit alles Denken und alltägliche Verhalten in die gleichgesinnten Einheiten eines Einheitsstaates eingegliedert werden konnte.
Es ist dieser einheitliche Staat – der absolute Staat -, den Rousseau auf Kosten der anderen Formen der kulturellen Tradition hochhält – zusammen mit den moralischen „Erzählungen“, die Begriffe wie das Gute, die Gerechtigkeit und das Telos in einen Kontext stellen.
Der Individualismus des Denkens Rousseaus ist also keine libertäre Behauptung absoluter Rechte gegenüber dem alles verschlingenden Staat. Er hisst also nicht die „Trikolore“ gegen einen unterdrückerischen Staat.
Ganz im Gegenteil! Rousseaus leidenschaftliche „Verteidigung des Individuums“ entspringt seiner Opposition gegen die „Tyrannei“ der gesellschaftlichen Konvention – der Formen und alten Mythen, welche die Gesellschaft binden: Religion, Familie, Geschichte und soziale Institutionen.
Sein Ideal kann als das der individuellen Freiheit verstanden werden; aber es ist „Freiheit“ nicht im Sinne von Immunität gegenüber staatlicher Kontrolle, sondern im Sinne eines Rückzugs aus vermeintlichen Unterdrückungen und Korruptionen der kollektiven Gesellschaft.
So wird auf subtile Weise die familiäre Beziehung in eine politische Beziehung umgewandelt – das Molekül der Familie wird in die Atome ihrer Individuen zerlegt. Diese Atome sind heute so weit entwickelt, dass sie ihr biologisches Geschlecht, ihre kulturelle Identität und ihre ethnische Zugehörigkeit ablegen und zu einer einzigen Einheit des Staates verschmelzen.
Das ist die Täuschung, die sich hinter der Sprache der Ideologen von Freiheit und Individualismus verbirgt. Vielmehr handelt es sich um eine umfassende Politisierung in Form einer autoritären Einzigartigkeit der Wahrnehmung.
Der kürzlich verstorbene George Steiner hatte gesagt, dass die Jakobiner „die Jahrtausende alte Barriere zwischen dem gemeinsamen Leben und den Ungeheuerlichkeiten der historischen [Vergangenheit] aufgehoben haben. Hinter der Hecke und dem Tor selbst des bescheidensten Gartens marschieren die Bajonette der politischen Ideologie und des historischen Konflikts“.
Von den Fabianern [Mitglieder der „Fabian Society“, einer britischen sozialistischen intellektuellen Bewegung des späten 19. Jahrhunderts; Anm. d. Redaktion] und Leuten wie H. G. Wells wurde dieses jakobinische Erbe weiter entwickelt. Wells schrieb in seiner 1901 veröffentlichten neuen „Bibeltrilogie“:
„Es hat sich gezeigt, dass ganze Massen der menschlichen Bevölkerung in ihrem Anspruch auf die Zukunft anderen Massen unterlegen sind, dass man ihnen keine Chancen geben und ihnen keine Macht anvertrauen kann, wie man es den höheren Völkern zutraut, dass ihre charakterlichen Schwächen ansteckend und dem zivilisatorischen Gefüge abträglich sind, und dass die Palette ihrer Unfähigkeiten die Starken verführt und demoralisiert. Ihnen Gleichheit zu gewähren bedeutet, sich auf ihr Niveau zu begeben, sie zu schützen und zu pflegen bedeutet, in ihrer Fruchtbarkeit zu versinken.“
Bertrand Russell (der derselben Denkströmung nahesteht) hat es in „The Scientific Outlook“ (1931) am treffendsten formuliert:
„Die wissenschaftlichen Herrscher werden eine Art von Erziehung für gewöhnliche Männer und Frauen anbieten und eine andere für diejenigen, die Inhaber der wissenschaftlichen Macht werden sollen. Von gewöhnlichen Männern und Frauen wird erwartet, dass sie gefügig, fleißig, pünktlich, gedankenlos und zufrieden sind. Von diesen Eigenschaften wird wahrscheinlich die Zufriedenheit als die wichtigste angesehen, und alle Jungen und Mädchen werden von klein auf lernen, ‚kooperativ‘ zu sein, d. h. genau das zu tun, was alle anderen tun. Eigeninitiative wird bei diesen Kindern nicht erwünscht sein, und Ungehorsam, sofern er nicht bestraft wird, wird ihnen wissenschaftlich abtrainiert“.
Zusammengefasst: Der heutige „Totalitarismus Light“ (Prägung durch Niall Ferguson [4]) des modernen westlichen Lebens akzeptiert, dass Menschen zwar von Natur aus für gemeinsame Zwecke soziale Gruppen bilden, die heutige „Woke“-Ideologie jedoch davon ausgeht, dass organische Vereinigungen, die für jede gewachsene Gemeinschaft natürlich sind, keine gute Gesellschaft tragen können (aufgrund von tief verwurzeltem Rassismus etc.). Daher müssen sie von oben nach unten gereinigt werden, um sie von solchen Erblasten zu befreien. Dies ist die „bolschewistische“ Saat, die Rousseau gesät hat.
Das ist der Punkt: Unsere Orientierungslosigkeit und das Gefühl, den Verstand zu verlieren, sind nicht zuletzt dem psychischen Stress geschuldet, der entsteht, wenn man sich einer Ideologie anschließt, die vorgibt, genau das zu sein, was sie nicht ist. Mit anderen Worten: Sie verkündet Freiheit und das Individuum, während sich in ihrem Inneren der absolute Etatismus verbirgt.
Mit anderen Worten: Während sie Freiheit und Individualität verkündet, verbirgt sich in ihrem Inneren der absolute Etatismus.
Alain Besançon bemerkt, dass „es nicht möglich ist, im Bann der Ideologie intelligent zu bleiben“. Intelligenz ist nämlich eine ständige Aufmerksamkeit für die Realität, die mit Willkür und Fantasie unvereinbar ist. Sie kann auch nicht auf dem sterilen Boden einer weit verbreiteten kulturellen Ablehnung gedeihen. Aus diesem Grund sind alle ideologischen Regime ausnahmslos von schierer Unfähigkeit geplagt.
Womit wir wieder beim oben zitierten Artikel des „Telegraph“ wären:
„Es gibt auch keine andere Erklärung für dieses Fiasko, als die jahrzehntelangen falschen Annahmen und politischen Fehltritte unserer Regierungsklasse. Nach der großen Finanzkrise [2008] gelang es dem Establishment gerade noch, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, sich der reinigenden Strenge der Austerität [d. h. einer Wir-Müssen-Alle-Opfer-Bringen-Politik] zu unterwerfen. Und sie konnten die Wähler davon überzeugen, dass wir alle die Schuld an der Krise teilen und alle eine Rolle bei der Sühne für die Fehler des Landes spielen müssen. Dieses Mal können sich die Eliten nicht vor der Verantwortung für ihre fatalen Fehler drücken“.
„Das Gemetzel ist bereits da … Und Großbritannien wird ihm nicht entkommen. Tatsächlich sieht es in vielerlei Hinsicht so aus, als würde es das Pulverfass Europas werden“.
„Die Krise, der wir entgegen gegen, wird das Spiel wahrscheinlich verändern. Wir beginnen gerade erst zu begreifen, wie unvorhersehbar die nächsten Jahre sein werden – und wie schlecht wir auf die Konsequenzen vorbereitet sind. Das mag wie eine düstere Prognose klingen, aber insbesondere in Großbritannien hat man das Gefühl, dass wir gerade in den letzten Akt eines Wirtschaftssystems eingetreten sind, das offenkundig versagt hat. Es ist klarer denn je, dass der Kaiser nackt ist und keine Geschichten mehr hat, mit denen er uns ablenken kann“.
Der Autor hat Recht. Es wird öffentliche Proteste geben – in einigen Staaten vielleicht mehr als in anderen; ziviler Ungehorsam – wie er bereits im Vereinigten Königreich und in den Niederlanden begonnen hat: Die „Don‘t Pay“-Kampagne [5], die die Menschen dazu aufruft, sich einem „Massenstreik der Nichtzahlung“ anzuschließen, ist ein erstes Zeichen der Gegenwehr.
Dies ist jedoch nur der erste Schritt. Wenn die finanziellen Autoritäten des Westens sagen, dass sie eine Rezession „begrüßen“, um die Nachfrage zu zerstören – und damit die Inflation zu senken -, dann ist in dieser Aussage die Überzeugung der Elite enthalten, dass der Protest erfolgreich unterdrückt werden kann und wird.
Alles deutet darauf hin, dass eine rücksichtslose, gewaltsame und behördliche Unterdrückung der Unruhe in der Bevölkerung vorgesehen ist.
Die Menschen haben im Laufe der Geschichte immer wieder das tiefe Gefühl gehabt, dass ihr Leben irgendwie hohl ist, dass sich nichts verwirklicht hat und dass die Welt um sie herum nur Schein ist – irgendwie illusorisch und sinnentleert.
„Woher weißt du, dass ich verrückt bin?“, fragte Alice. „Du musst es sein“, sagte die Katze, „sonst wärst du nicht hierher gekommen.“
Blicken wir jedoch auf dieses wiederkehrende Muster zurück, bekommen wir einen klaren Eindruck sowohl von dem Ereignis als auch von der sich wiederholenden Erfahrung der Leere. Denn es ist die mit der „Leere“ verbundene Unsicherheit und Furcht, die dazu führt, dass die Trägheit nachlässt und die Menschen in rebellische Unordnung ausbrechen. Und deshalb endet auch der Versuch des elitären inneren Kreises, solche Ausbrüche „wegzumanagen“, leicht in einer Tragödie (und Blutvergießen).
Aber in der heutigen Situation besteht eine weitere – wesentliche – Schwierigkeit. Selbst wenn die „Tore der Wahrnehmung gereinigt“ würden (Huxley), gäbe es kein „dahin – dorthin“. Es fehlt eine klare Vorstellung, die uns sagt: „Hier ist der Ort, an den wir gehen sollten“.
Oder zumindest gibt es für all diejenigen, die angesichts der Angriffe auf sämtliche Orientierungspunkte ihres bisherigen Lebens bereits halb in Panik geraten sind, nirgendwo diesen Ort.
Was also könnte eine kollektive Psychose durchbrechen, die in einem unwiderstehlichen, „magischen“ Bann gefangen ist?
Nun – ganz einfach: Schmerz. Der Schmerz ist die große klärende Instanz.
Was wird dann geschehen, wenn die Menschen aufwachen und den Betrug des „Totalitarismus Light“ erkennen, der sich als Freiheit und Individualismus oder gar Demokratie, ausgibt? Dann stellt sich die Frage: Zu welchem anderen „Ideal-Bild“ werden die Menschen kollektiv abwandern?
Die geopolitische Auswirkung ist, dass Italien zu einer anderen „Bild-Idee“ abwandern könnte, Deutschland wieder zu einem anderen, Frankreich zu einer anderen – und andere könnten den ganzen Schlamassel der europäischen Politik einfach „aufgeben“ (und der Nihilismus wird zunehmen). Ist das von Bedeutung? Könnte es möglicherweise belebend sein?
Damit können wir uns direkt an die „Bestie der Ideologie“ wenden, die durch „ihre“ eigene Ungeschicklichkeit Pandora versehentlich ihre Maske abgenommen und damit ihre Büchse geöffnet hat. Wer weiß, welche Maske sie als Nächstes aufsetzen wird!
Quellen:
<https://www.telegraph.co.uk/news/2022/08/01/catastrophic-energy-crisis-will-fuel-revolt-against-failed-elites/?WT.mc_id=e_DM15762&WT.tsrc=email&etype=Edi_FAM_New_ES&utmsource=email&utm_medium=Edi_FAM_New_ES20220802&utm_campaign=DM15762>
[2] UnHerd Magazin, Jacob Howland „Ideology has poisoned the West – We are living through a dictatorship of ineptitude“ („Die Ideologie hat den Westen vergiftet – Wir leben in einer Diktatur der Unfähigkeit“), am 2.7.22:
<https://unherd.com/2022/07/ideology-has-poisoned-the-west/>
[3] UnHerd Magazin, Jacob Howland „Ideology has poisoned the West – We are living through a dictatorship of ineptitude“ („Die Ideologie hat den Westen vergiftet – Wir leben in einer Diktatur der Unfähigkeit“), am 2.7.22:
<https://unherd.com/2022/07/ideology-has-poisoned-the-west/>
[4] Bloomberg Medienunternehmen, Niall Ferguson „I’m Helping to Start a New College Because Higher Ed Is Broken“ („Ich helfe, ein neues College zu gründen, weil Higher Ed kaputt ist“), am 8.11.21:
<https://www.bloomberg.com/opinion/articles/2021-11-08/niall-ferguson-america-s-woke-universities-need-to-be-replaced>
[5] The Telegraph Magazin, Sherelle Jacobs „A catastrophic energy crisis will fuel a revolt against our failed elites “ („Eine katastrophale Energiekrise wird eine Revolte gegen unsere gescheiterten Eliten schüren“), am 1.8.22:
<https://www.telegraph.co.uk/news/2022/08/01/catastrophic-energy-crisis-will-fuel-revolt-against-failed-elites/?WT.mc_id=e_DM15762&WT.tsrc=email&etype=Edi_FAM_New_ES&utmsource=email&utm_medium=Edi_FAM_New_ES20220802&utm_campaign=DM15762>
Pandoras Maskenball
Dieser Text wurde zuerst am 08.08.2022 auf www.strategic-culture.org unter der URL <https://strategic-culture.org/news/2022/08/08/the-masque-of-pandora/> veröffentlicht. Lizenz: Alastair Crooke/©Strategic Culture
Illustration von „Der Zauberlehrling“ aus dem Buch „Goethes Werke“,1882
(Zeichnung: Ferdinand Barth, Wikimedia Commons CC 0)
Wann werden die Menschen erkennen, dass es Totalitarismus ist, was ihnen als Freiheit, Individualismus oder gar Demokratie vorgespiegelt wird? - Und was werden sie dann tun?
Nun, dieser Beitrag stammt aus der führenden Zeitung des englischen Establishments, dem dem Deep-State nahestehenden Daily Telegraph [1]:
„Dies ist der Sommer vor dem Sturm. Täuschen Sie sich nicht: Mit dem Anstieg der Energiepreise auf ein nie dagewesenes Niveau, stehen wir vor einem der größten geopolitischen Erdbeben seit Jahrzehnten. Die darauf folgenden Erschütterungen werden wahrscheinlich von weit größerer Dimension sein als die, welche auf den Finanzcrash von 2008 folgten. Damals gipfelten die Proteste in der Occupy-Bewegung und dem Arabischen Frühling …
„Mit Stromausfällen von Kuba bis Südafrika ist das Chaos bereits in den ärmeren Ländern angekommen. Sri Lanka ist nur eines von vielen Entwicklungsländern, in denen die Machthaber in einer unheilvollen Folge von Benzinmangel und Kreditausfällen von der Macht vertrieben zu werden drohen.“
„Aber der Westen wird diesem Armageddon nicht entkommen. In vielerlei Hinsicht scheint er sogar das Epizentrum zu sein – und Großbritannien sein Ground Zero. In Europa und Amerika bröckelt ein technokratisches Elitesystem, das auf Mythologie und Selbstgefälligkeit aufgebaut ist.
Sein Gründungsmythos, der die glanzvolle Verbindung der Nationalstaaten mit der Weltregierung und den Lieferketten prophezeite, hat sich in eine Parabel über die Abgründe der Globalisierung verwandelt.
Diesmal können sich die Eliten nicht vor der Verantwortung für ihre fatalen Fehler drücken … anders ausgedrückt, der Kaiser ist nackt: Das Establishment hat keine Antwort mehr an die Wähler im Angesicht der Not. Die einzige Zukunftsvision, die es heraufbeschwören kann, ist Netto-Null – eine dystopische Agenda, die die opferreiche Politik der Sparmaßnahmen und der Finanzialisierung der Weltwirtschaft auf eine neue Stufe hebt. Aber das ist vollkommen logisch für eine Elite, die sich von der realen Welt abgekoppelt hat.“
Ja, durch die fortwährende Etikettierung als Desinformation von allem, was dem „offiziellen Narrativ“ entgegensteht und durch schamlose, offensichtliche Lügen, ist die westliche Sphäre – wie geplant – einer verwirrenden Orientierungslosigkeit anheimgefallen. Eine Mehrheit im Westen hat begonnen, an der eigenen Vernunft und der ihrer Umgebung zu zweifeln.
Ihre Verwirrung hat sie dazu gebracht, Aufrufe zur Opferbereitschaft und der Ökonomisierung von allem und jedem als „völlig rational“ zu akzeptieren. Sie sind hilflos geworden, erstarrt, gefangen in einem Spinnennetz. Verhext.
„Wenn ich ein Wort benutze“, sagte Humpty Dumpty in einem eher verächtlichen Ton, „bedeutet es genau das, was ich will – nicht mehr und nicht weniger.“ „Die Frage ist“, sagte Alice, „ob man Worten so viele verschiedene Bedeutungen geben kann.“ „Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer der Meister sein soll – das ist alles.“ (aus Lewis Carrolls „Alice hinter den Spiegeln“, auch bekannt als „Alice im Spiegelland“ oder „Durch den Spiegel und was Alice dort fand“)
Ja, der Sirenenruf der Bestie ist der Ruf nach einer Politik der Opfer, mit der die Menschen überzogen werden, während die Reiter des Krieges und der Pandemie schreien, dass eine apokalyptische Stunde naht. Man könnten es ein Massensyndrom nennen – ähnlich dem Hexenwahn des 14. bis 17. Jahrhunderts -, aber heute ist dieses Phänomen – William Butler Yeats nannte es eine „wilde Bestie“, mit einem Blick so „leer und unbarmherzig wie die Sonne“ – besser bekannt als Ideologie.
Das Wort ‚Ideologie‘ dient oft als Synonym für politische Ideen – eine sprachliche Verdrehung, die deren grundlegend anti-politischen und latent totalitären Charakter verschleiert. Die Ideologie ist nicht in der Lage, Menschen als eigenständige Teilnehmer an einem gemeinsamen, unpolitischen sozialen Leben zu betrachten. Die heutige „Woke“-Ideologie sieht menschliche Vereinigungen vielmehr als Gruppen, auf die man einwirken kann [2]. Sie ist ausdrücklich anti-national, anti-souverän, gegen traditionelle Religion und Kultur und gegen nationale Infrastruktur und Familie.
Der Begriff Idéologie wurde während der Französischen Revolution von Antoine Destutt de Tracy geprägt, einem antiklerikalen, materialistischen Philosophen. Er verstand die Idéologie als Sozialwissenschaft der „Ideen“, die den Aufbau einer rationalen, fortschrittlichen Gesellschaft ermöglichen würde. Regiert werden sollte diese von einer aufgeklärten Elite, deren technische Expertise ihren Herrschaftsanspruch rechtfertigen würde.
Die Konturen der europäischen Ideologie, wie sie sich in der Zeit der Französischen Revolution herausbildeten, wurden weitgehend von den Franken in der Zeit vor und nach Karl dem Großen geprägt. Damals entstand die Doktrin der rassischen Überlegenheit („die anderen“ waren „barbarisch“ und heidnisch und dienten nur als Sklaven). Zu dieser Zeit wurde auch der räuberische Expansionismus nach außen (die Kreuzzüge, dann der Kolonialismus) in der europäischen Psyche verankert.
Die Ära Karls des Großen zementierte die unüberbrückbare soziale Spaltung weiter. Der fränkische Oligarch in seiner Burg; seine fränkischen Bischöfe, die seinen Leibeigenen, die am Fuße der Burg lebten, die Angst vor der ewigen Hölle einflößten. Für die Nicht-Auserwählten war die Hölle vorbestimmt, es sei denn, sie erlangten, was eher unwahrscheinlich war: die Gnade Gottes. Diese im Entstehen begriffene fränkische „Idee“ war ein Vorläufer dessen, wie wir Europäer heute sind: Das Gefühl der absoluten Überlegenheit, der Zugehörigkeit zu einer auserwählten Gruppe und die europäische Klassenspaltung sind die heutigen Schatten aus jener totalitären Ära.
„Aber ich will nicht unter Verrückte gehen“, bemerkte Alice. „Da kann man nichts machen“, sagte die Katze, „wir sind hier alle verrückt. Ich bin verrückt. Du bist verrückt.“
Was die Französische Revolution hinzufügte, war eine rohe Ideologie – durch die radikale Veränderung des Verhältnisses zwischen Staat und traditioneller Gesellschaft. Rousseau wird oft als die Ikone der „Freiheit“ und des „Individualismus“ angesehen und weithin bewundert. Doch hier haben wir es mit einer klaren Verfälschung der Sprache zu tun, die den grundlegend anti-politischen Charakter der Ideologie verschleiert.
Rousseau lehnte die Beteiligung der Menschen am nicht-politischen, gemeinsamen Leben ausdrücklich ab. Er sah die menschlichen Assoziationen vielmehr als Gruppen, auf die man einwirken sollte [3], damit alles Denken und alltägliche Verhalten in die gleichgesinnten Einheiten eines Einheitsstaates eingegliedert werden konnte.
Es ist dieser einheitliche Staat – der absolute Staat -, den Rousseau auf Kosten der anderen Formen der kulturellen Tradition hochhält – zusammen mit den moralischen „Erzählungen“, die Begriffe wie das Gute, die Gerechtigkeit und das Telos in einen Kontext stellen.
Der Individualismus des Denkens Rousseaus ist also keine libertäre Behauptung absoluter Rechte gegenüber dem alles verschlingenden Staat. Er hisst also nicht die „Trikolore“ gegen einen unterdrückerischen Staat.
Ganz im Gegenteil! Rousseaus leidenschaftliche „Verteidigung des Individuums“ entspringt seiner Opposition gegen die „Tyrannei“ der gesellschaftlichen Konvention – der Formen und alten Mythen, welche die Gesellschaft binden: Religion, Familie, Geschichte und soziale Institutionen.
Sein Ideal kann als das der individuellen Freiheit verstanden werden; aber es ist „Freiheit“ nicht im Sinne von Immunität gegenüber staatlicher Kontrolle, sondern im Sinne eines Rückzugs aus vermeintlichen Unterdrückungen und Korruptionen der kollektiven Gesellschaft.
So wird auf subtile Weise die familiäre Beziehung in eine politische Beziehung umgewandelt – das Molekül der Familie wird in die Atome ihrer Individuen zerlegt. Diese Atome sind heute so weit entwickelt, dass sie ihr biologisches Geschlecht, ihre kulturelle Identität und ihre ethnische Zugehörigkeit ablegen und zu einer einzigen Einheit des Staates verschmelzen.
Das ist die Täuschung, die sich hinter der Sprache der Ideologen von Freiheit und Individualismus verbirgt. Vielmehr handelt es sich um eine umfassende Politisierung in Form einer autoritären Einzigartigkeit der Wahrnehmung.
Der kürzlich verstorbene George Steiner hatte gesagt, dass die Jakobiner „die Jahrtausende alte Barriere zwischen dem gemeinsamen Leben und den Ungeheuerlichkeiten der historischen [Vergangenheit] aufgehoben haben. Hinter der Hecke und dem Tor selbst des bescheidensten Gartens marschieren die Bajonette der politischen Ideologie und des historischen Konflikts“.
Von den Fabianern [Mitglieder der „Fabian Society“, einer britischen sozialistischen intellektuellen Bewegung des späten 19. Jahrhunderts; Anm. d. Redaktion] und Leuten wie H. G. Wells wurde dieses jakobinische Erbe weiter entwickelt. Wells schrieb in seiner 1901 veröffentlichten neuen „Bibeltrilogie“:
„Es hat sich gezeigt, dass ganze Massen der menschlichen Bevölkerung in ihrem Anspruch auf die Zukunft anderen Massen unterlegen sind, dass man ihnen keine Chancen geben und ihnen keine Macht anvertrauen kann, wie man es den höheren Völkern zutraut, dass ihre charakterlichen Schwächen ansteckend und dem zivilisatorischen Gefüge abträglich sind, und dass die Palette ihrer Unfähigkeiten die Starken verführt und demoralisiert. Ihnen Gleichheit zu gewähren bedeutet, sich auf ihr Niveau zu begeben, sie zu schützen und zu pflegen bedeutet, in ihrer Fruchtbarkeit zu versinken.“
Bertrand Russell (der derselben Denkströmung nahesteht) hat es in „The Scientific Outlook“ (1931) am treffendsten formuliert:
„Die wissenschaftlichen Herrscher werden eine Art von Erziehung für gewöhnliche Männer und Frauen anbieten und eine andere für diejenigen, die Inhaber der wissenschaftlichen Macht werden sollen. Von gewöhnlichen Männern und Frauen wird erwartet, dass sie gefügig, fleißig, pünktlich, gedankenlos und zufrieden sind. Von diesen Eigenschaften wird wahrscheinlich die Zufriedenheit als die wichtigste angesehen, und alle Jungen und Mädchen werden von klein auf lernen, ‚kooperativ‘ zu sein, d. h. genau das zu tun, was alle anderen tun. Eigeninitiative wird bei diesen Kindern nicht erwünscht sein, und Ungehorsam, sofern er nicht bestraft wird, wird ihnen wissenschaftlich abtrainiert“.
Zusammengefasst: Der heutige „Totalitarismus Light“ (Prägung durch Niall Ferguson [4]) des modernen westlichen Lebens akzeptiert, dass Menschen zwar von Natur aus für gemeinsame Zwecke soziale Gruppen bilden, die heutige „Woke“-Ideologie jedoch davon ausgeht, dass organische Vereinigungen, die für jede gewachsene Gemeinschaft natürlich sind, keine gute Gesellschaft tragen können (aufgrund von tief verwurzeltem Rassismus etc.). Daher müssen sie von oben nach unten gereinigt werden, um sie von solchen Erblasten zu befreien. Dies ist die „bolschewistische“ Saat, die Rousseau gesät hat.
Das ist der Punkt: Unsere Orientierungslosigkeit und das Gefühl, den Verstand zu verlieren, sind nicht zuletzt dem psychischen Stress geschuldet, der entsteht, wenn man sich einer Ideologie anschließt, die vorgibt, genau das zu sein, was sie nicht ist. Mit anderen Worten: Sie verkündet Freiheit und das Individuum, während sich in ihrem Inneren der absolute Etatismus verbirgt.
Mit anderen Worten: Während sie Freiheit und Individualität verkündet, verbirgt sich in ihrem Inneren der absolute Etatismus.
Alain Besançon bemerkt, dass „es nicht möglich ist, im Bann der Ideologie intelligent zu bleiben“. Intelligenz ist nämlich eine ständige Aufmerksamkeit für die Realität, die mit Willkür und Fantasie unvereinbar ist. Sie kann auch nicht auf dem sterilen Boden einer weit verbreiteten kulturellen Ablehnung gedeihen. Aus diesem Grund sind alle ideologischen Regime ausnahmslos von schierer Unfähigkeit geplagt.
Womit wir wieder beim oben zitierten Artikel des „Telegraph“ wären:
„Es gibt auch keine andere Erklärung für dieses Fiasko, als die jahrzehntelangen falschen Annahmen und politischen Fehltritte unserer Regierungsklasse. Nach der großen Finanzkrise [2008] gelang es dem Establishment gerade noch, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, sich der reinigenden Strenge der Austerität [d. h. einer Wir-Müssen-Alle-Opfer-Bringen-Politik] zu unterwerfen. Und sie konnten die Wähler davon überzeugen, dass wir alle die Schuld an der Krise teilen und alle eine Rolle bei der Sühne für die Fehler des Landes spielen müssen. Dieses Mal können sich die Eliten nicht vor der Verantwortung für ihre fatalen Fehler drücken“.
„Das Gemetzel ist bereits da … Und Großbritannien wird ihm nicht entkommen. Tatsächlich sieht es in vielerlei Hinsicht so aus, als würde es das Pulverfass Europas werden“.
„Die Krise, der wir entgegen gegen, wird das Spiel wahrscheinlich verändern. Wir beginnen gerade erst zu begreifen, wie unvorhersehbar die nächsten Jahre sein werden – und wie schlecht wir auf die Konsequenzen vorbereitet sind. Das mag wie eine düstere Prognose klingen, aber insbesondere in Großbritannien hat man das Gefühl, dass wir gerade in den letzten Akt eines Wirtschaftssystems eingetreten sind, das offenkundig versagt hat. Es ist klarer denn je, dass der Kaiser nackt ist und keine Geschichten mehr hat, mit denen er uns ablenken kann“.
Der Autor hat Recht. Es wird öffentliche Proteste geben – in einigen Staaten vielleicht mehr als in anderen; ziviler Ungehorsam – wie er bereits im Vereinigten Königreich und in den Niederlanden begonnen hat: Die „Don‘t Pay“-Kampagne [5], die die Menschen dazu aufruft, sich einem „Massenstreik der Nichtzahlung“ anzuschließen, ist ein erstes Zeichen der Gegenwehr.
Dies ist jedoch nur der erste Schritt. Wenn die finanziellen Autoritäten des Westens sagen, dass sie eine Rezession „begrüßen“, um die Nachfrage zu zerstören – und damit die Inflation zu senken -, dann ist in dieser Aussage die Überzeugung der Elite enthalten, dass der Protest erfolgreich unterdrückt werden kann und wird.
Alles deutet darauf hin, dass eine rücksichtslose, gewaltsame und behördliche Unterdrückung der Unruhe in der Bevölkerung vorgesehen ist.
Die Menschen haben im Laufe der Geschichte immer wieder das tiefe Gefühl gehabt, dass ihr Leben irgendwie hohl ist, dass sich nichts verwirklicht hat und dass die Welt um sie herum nur Schein ist – irgendwie illusorisch und sinnentleert.
„Woher weißt du, dass ich verrückt bin?“, fragte Alice. „Du musst es sein“, sagte die Katze, „sonst wärst du nicht hierher gekommen.“
Blicken wir jedoch auf dieses wiederkehrende Muster zurück, bekommen wir einen klaren Eindruck sowohl von dem Ereignis als auch von der sich wiederholenden Erfahrung der Leere. Denn es ist die mit der „Leere“ verbundene Unsicherheit und Furcht, die dazu führt, dass die Trägheit nachlässt und die Menschen in rebellische Unordnung ausbrechen. Und deshalb endet auch der Versuch des elitären inneren Kreises, solche Ausbrüche „wegzumanagen“, leicht in einer Tragödie (und Blutvergießen).
Aber in der heutigen Situation besteht eine weitere – wesentliche – Schwierigkeit. Selbst wenn die „Tore der Wahrnehmung gereinigt“ würden (Huxley), gäbe es kein „dahin – dorthin“. Es fehlt eine klare Vorstellung, die uns sagt: „Hier ist der Ort, an den wir gehen sollten“.
Oder zumindest gibt es für all diejenigen, die angesichts der Angriffe auf sämtliche Orientierungspunkte ihres bisherigen Lebens bereits halb in Panik geraten sind, nirgendwo diesen Ort.
Was also könnte eine kollektive Psychose durchbrechen, die in einem unwiderstehlichen, „magischen“ Bann gefangen ist?
Nun – ganz einfach: Schmerz. Der Schmerz ist die große klärende Instanz.
Was wird dann geschehen, wenn die Menschen aufwachen und den Betrug des „Totalitarismus Light“ erkennen, der sich als Freiheit und Individualismus oder gar Demokratie, ausgibt? Dann stellt sich die Frage: Zu welchem anderen „Ideal-Bild“ werden die Menschen kollektiv abwandern?
Die geopolitische Auswirkung ist, dass Italien zu einer anderen „Bild-Idee“ abwandern könnte, Deutschland wieder zu einem anderen, Frankreich zu einer anderen – und andere könnten den ganzen Schlamassel der europäischen Politik einfach „aufgeben“ (und der Nihilismus wird zunehmen). Ist das von Bedeutung? Könnte es möglicherweise belebend sein?
Damit können wir uns direkt an die „Bestie der Ideologie“ wenden, die durch „ihre“ eigene Ungeschicklichkeit Pandora versehentlich ihre Maske abgenommen und damit ihre Büchse geöffnet hat. Wer weiß, welche Maske sie als Nächstes aufsetzen wird!
Quellen:
<https://www.telegraph.co.uk/news/2022/08/01/catastrophic-energy-crisis-will-fuel-revolt-against-failed-elites/?WT.mc_id=e_DM15762&WT.tsrc=email&etype=Edi_FAM_New_ES&utmsource=email&utm_medium=Edi_FAM_New_ES20220802&utm_campaign=DM15762>
[2] UnHerd Magazin, Jacob Howland „Ideology has poisoned the West – We are living through a dictatorship of ineptitude“ („Die Ideologie hat den Westen vergiftet – Wir leben in einer Diktatur der Unfähigkeit“), am 2.7.22:
<https://unherd.com/2022/07/ideology-has-poisoned-the-west/>
[3] UnHerd Magazin, Jacob Howland „Ideology has poisoned the West – We are living through a dictatorship of ineptitude“ („Die Ideologie hat den Westen vergiftet – Wir leben in einer Diktatur der Unfähigkeit“), am 2.7.22:
<https://unherd.com/2022/07/ideology-has-poisoned-the-west/>
[4] Bloomberg Medienunternehmen, Niall Ferguson „I’m Helping to Start a New College Because Higher Ed Is Broken“ („Ich helfe, ein neues College zu gründen, weil Higher Ed kaputt ist“), am 8.11.21:
<https://www.bloomberg.com/opinion/articles/2021-11-08/niall-ferguson-america-s-woke-universities-need-to-be-replaced>
[5] The Telegraph Magazin, Sherelle Jacobs „A catastrophic energy crisis will fuel a revolt against our failed elites “ („Eine katastrophale Energiekrise wird eine Revolte gegen unsere gescheiterten Eliten schüren“), am 1.8.22:
<https://www.telegraph.co.uk/news/2022/08/01/catastrophic-energy-crisis-will-fuel-revolt-against-failed-elites/?WT.mc_id=e_DM15762&WT.tsrc=email&etype=Edi_FAM_New_ES&utmsource=email&utm_medium=Edi_FAM_New_ES20220802&utm_campaign=DM15762>