Die unchristliche Bombe von Nagasaki

Eine rein christlich-amerikanische Crew benutzte den Kirchturm von Japans prominentester christlichen Kirche als Zielscheibe für einen Akt unsäglicher Barbarei. Was das kaiserliche Japan in 250 Jahren nicht schaffte, erreichten amerikanische Christen in 9 Sekunden.

Von Published On: 8. November 2020Kategorien: Gesellschaft & Geschichte

Dieser Text wurde zuerst 2014/2020 auf https://consortiumnews.com unter der URL <https://consortiumnews.com/2020/08/09/the-very-un-christian-nagasaki-bomb/> veröffentlicht. Lizenz: Gary G. Kohls

9.8.1945: Die Plutoniumbombe „Fat Man“ explodiert über der japanischen Stadt Nagasaki

Vor 75 Jahren warf eine christliche Bomberbesatzung die „Fat Man“, eine Plutoniumbombe, auf Nagasaki, Japan, ab und vernichtete auf der Stelle Zehntausende unschuldiger Zivilisten, darunter unverhältnismäßig viele japanische Christen, und verwundete unzählige andere.

Als Zielscheibe benutzte die Bomberbesatzung die St. Marien-Urakami-Kathedrale, die größte christliche Kirche Ostasiens. Als die Bombe am 9. August 1945 um 11.02 Uhr über der Kathedrale abgeworfen wurde, war Nagasaki noch die Stadt mit den meisten Christen in Japan.

Damals waren die Vereinigten Staaten wohl die christlichste Nation der Welt, das heißt, wenn man eine Nation als christlich bezeichnen kann, deren Kirchen es in der überwältigenden Mehrheit versäumt haben, die friedliche Ethik, die Jesus in der Bergpredigt darlegte, aufrichtig zu lehren oder sich an sie zu halten.

Die getauften und überzeugten christlichen Flieger, die ihre Einsatzbefehle buchstabengetreu befolgten, erledigten ihre Arbeit effizient, und sie erfüllten die Mission mit militärischem Ehrgefühl, wenn auch mit einer Reihe von fast tödlichen Pannen. Die meisten Amerikaner hätten 1945 genau dasselbe getan, wenn sie an der Stelle der „Bock‘s Car“- Besatzung gewesen wären und hätten sich später ohne große Gewissensbisse zu Helden erklären lassen.

Ruinen der Kathedrale. (Atombombenmuseum von Nagasaki)

Dennoch war der Einsatz dieser monströsen Massenvernichtungswaffe zur Zerstörung einer hauptsächlich zivilen Stadt wie Nagasaki ein internationales Kriegsverbrechen und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, nach der späteren Definition beim Nürnberger Tribunal.

Natürlich konnten die Besatzungsmitglieder das noch nicht wissen. Einige der Besatzungsmitglieder gaben jedoch zu, dass sie einige Zweifel an der Rechtmäßigkeit ihrer Handlung hatten als sie die Bombe tatsächlich explodieren sahen. Aber natürlich hat sich keiner von ihnen das schreckliche Leiden der Opfer aus nächster Nähe angesehen.

„Befehl ist Befehl“, und in Kriegszeiten kann und wurde Ungehorsam meistens durch eine Hinrichtung des Soldaten bestraft, der ein Gewissen zeigte, das stark genug war, ihn vom Töten unschuldiger Zivilisten abzuhalten.

Von der Schwierigkeit zu kapitulieren

Als Nagasaki zerstört wurde, war es erst drei Tage her, dass die erste US-Atombombe mit dem Spitznamen „Little Boy“ Hiroshima zerstört hatte. Das Bombardement von Nagasaki am 9. August ereignete sich inmitten von Chaos und Verwirrung in Tokio, wo die faschistische Militärregierung, die seit Monaten wusste, dass sie den Krieg verloren hatte, nach einem Weg suchte, sich ehrenhaft zu ergeben.

Das einzige Hindernis für eine Kapitulation war das Beharren der Alliierten auf einer bedingungslosen Kapitulation gewesen, was bedeutete, dass Kaiser Hirohito, den die Japaner als Gottheit verehrten, als Leitbildfigur der Japaner gestürzt und möglicherweise vor ein Kriegsgericht gestellt werden würde. Das war ein Hindernis, eine unerträgliche Forderung an die Japaner, die den Krieg verlängerte und verhinderte, dass Japan schon Monate vorher aufgab.

Die russische Armee hatte Japan am 8. August den Krieg erklärt, in der Hoffnung, die Gebiete zurückzugewinnen, die Japan im für Russland demütigenden russisch-japanischen Krieg 40 Jahre zuvor verloren hatte, und Stalins Armee rückte über die Mandschurei vor. Der Eintritt Russlands in den Krieg stellte für Japan ein starkes Argument für die schnelle Beendigung des Kriegs dar, da man sich lieber den USA als der Sowjetunion ergeben wollte.

Und natürlich wollten die USA die Kriegsbeute nicht mit Russland teilen. Mit der Vorführung der neuen Atomwaffen, sandten sie auch gleich eine Botschaft an Russland, die den Beginn des Kalten Krieges markierte und die USA als die neue globale Supermacht auswies.

Mit der Absicht, den 1. August 1945 als frühesten Einsatztermin für die erste Bombe anzusetzen, entwickelte das Zielkomitee in Washington, D.C., eine Liste japanischer Städte, die vom Krieg noch wenig berührt waren und die von den konventionellen US-Bombardierungen (die in der ersten Hälfte des Jahres 1945 mehr als 60 meist wehrlose japanische Städte niederbrannten) ausgespart werden sollten.

Die Liste der zu schonenden Städte umfasste Hiroshima, Niigata, Kokura, Kyoto und Nagasaki. Diese fünf kaum vom Krieg betroffenen Städte sollten von den Terrorangriffen ausgenommen werden. Sie sollten als potenzielle Ziele für die neue „Superwaffe“ erhalten bleiben, die während der zwei Jahre des Manhattan-Projekts in verschiedenen Einrichtungen, über ganz USA verstreut, erforscht und entwickelt worden war.

Vor dem 6. bzw. 9. August waren die Einwohner dieser Städte froh, von dem Bombenterror verschont geblieben zu sein, mit dem andere Städte überzogen wurden. Sie ahnten nicht, weshalb.

Die Trinity-Explosion, 16 ms nach der Detonation. Der höchste Punkt der zu sehenden Halbkugel in diesem Bild ist etwa 200 Meter (660 ft) hoch. (Berlyn Brixner / Nationales Laboratorium von Los Alamos)

Der Trinitytest

Der erste und einzige Feldversuch mit einer Atombombe trug den blasphemischen Codenamen „Trinity“ (=Dreifaltigkeit, ein rein christlicher Begriff). Dieser hatte drei Wochen zuvor, am 16. Juli 1945, in Alamogordo, New Mexico, stattgefunden. Die Ergebnisse waren beeindruckend, aber die Explosion hatte gerade ein paar unglückliche Kojoten, Kaninchen, Schlangen und einige andere Wüstenbewohner vernichtet.

Bei diesem Test bildeten sich auch größere Mengen eines neuen Minerals, das später „Trinitit“ genannt wurde, geschmolzenes Lavagestein, das durch die intensive Hitze (doppelt so hohe Temperaturen, wie die der Sonne) der oberirdischen Bombenexplosion entstanden war.

Aber die ersten umfassenden Auswirkungen einer Atombombe auf Menschen zeigten sich erst am 6. August beim Abwurf der Bombe auf Hiroshima. Es gab aber noch eine Bombe anderer Bauart, die man einsetzen konnte.

So startete um 3.00 Uhr morgens am 9. August 1945 ein B-29 Super-Bomber (getauft auf den Namen „Bock‘s Car“) von der Insel Tinian im Südpazifik – mit den Gebeten und dem Segen lutherischer und katholischer Kapläne der Manschaft. Nach einem riskanten Start, der die gesamte Länge der Startbahn erforderte (wegen der 5.000-kg-Bombe im Laderaum), steuerte die Maschine nach Norden in Richtung Kokura, dem ursprünglichen Ziel.

War „Little Boy“ (zuerst „Thin Man“ genannt, mit Bezug auf Präsident Roosevelt) die Bombe, die Hiroshima drei Tage vorher zerstört hatte, brachte nun die „Bock’s Car“ die Plutoniumbombe mit Codenamen „Fat Man“ (nach Winston Churchill benannt) ins Ziel.

Doch das, was in Hiroshima geschehen war, und damit auch die Notwendigkeit einer zügigen Kapitulation wurde den Mitgliedern des Obersten Kriegsrates Japans in Tokyo erst bewusst als es bereits zu spät war. Denn zu dem Zeitpunkt, als der Kriegsrat zusammentrat, näherte sich die „Bock‘s Car“, die in totaler Funkstille flog, bereits den südlichen Inseln Japans. Sie suchte sich einen Weg zwischen Unwettern, die die Mission an diesem Tag gefährdet und sie um eine Woche verzögert hätte.

Die „Bock‘s Car“-Besatzung hatte die Anweisung, die Bombe nur bei Sichtkontakt abzuwerfen. Aber Kokura war bewölkt, und nach drei erfolglosen Anflügen über der bewölkten Stadt, als der Treibstoff langsam knapp zu werden drohte, nahm die „Bock’s Car“ Kurs auf das Ausweichziel Nagasaki.

Die Geschichte der Christengemeinde von Nagasaki

Nagasaki ist in der Geschichte des japanischen Christentums herausragend, weil die Stadt die größte christliche Gemeinde in ganz Japan hatte. Die Gemeinde der Urakami-Kathedrale war mit 12.000 getauften Mitgliedern die größte ihrer Zeit.

Nagasaki war die Gemeinde, in der der legendäre Jesuitenmissionar Franz Xaver 1549 eine Missionskirche gründete. Die katholische Gemeinde in Nagasaki wuchs und gedieh schließlich über Generationen hinweg. Den japanischen Herrschern wurde jedoch schließlich gewahr, dass die portugiesischen und spanischen Handelsunternehmen Japan nur ausbeuten wollten; und bald wurden alle Europäer samt ihrer fremden Religion aus dem Land vertrieben.

Von 1600 bis 1850 war es in Japan ein Kapitalverbrechen, Christ zu sein. Im frühen 17. Jahrhundert wurden die japanischen Christen, die sich weigerten, ihrem Glauben abzuschwören, unsäglichen Folterungen ausgesetzt, darunter auch der Kreuzigung. Diese Schreckenszeit endete, als es schien, dass die japanische Christengemeinde ausgelöscht wäre.

Mitte des 19. Jahrhunderts, nachdem die Kanonenbootdiplomatie von Commodore Matthew Perry die Nutzung einer vorgelagerten Insel für amerikanische Handelszwecke erzwungen hatte, entdeckte man, dass es in Nagasaki tausende getaufte Christen gab, die ihren Glauben im Geheimen lebten, unbemerkt von der Regierung.

Feier einer christlichen Messe in Japan. (Japanische Malerei des 16. bis 17. Jahrhunderts, Reproduktion in Arnold Toynbee, A Study of History)

Nach dieser für die japanische Regierung peinlichen Enthüllung begannen weitere Säuberungen, die aber auf internationalen Druck hin schließlich eingestellt wurden, und so das Christentum in Nagasaki aus dem Untergrunddasein erlöste. 1917 hatte es die wiederbelebte christliche Gemeinde ohne die Hilfe der Regierung geschafft, die gewaltige Marienkathedrale im Urakami-Flussgebiet von Nagasaki zu errichten.

Es war also der Gipfel der Ironie, dass die gewaltige Kathedrale, eines von zwei Wahrzeichen Nagasakis, das aus einer Höhe von 10 000 m eindeutig identifiziert werden konnte, zum Ground Zero für die Atombombe wurde. Der „Bock‘s Car“-Bombenschütze identifizierte die Landmarken durch eine Lücke in den Wolken und ließ die Bombe abwerfen.

Um 11.02 Uhr, während der Messe am Donnerstagmorgen, wurden Hunderte von Christen aus Nagasaki durch die Gluthitze des radioaktiven Feuerballs, der 500 Meter über der Kathedrale explodierenden Bombe ausgelöscht.

Der schwarze Regen, der bald aus der Pilzwolke fiel, enthielt sicherlich eine Mischung aus verdampfter Materie vieler Nagasaki-Schintoisten, -Buddhisten und -Christen. Die religiösen Implikationen von diesem schwarzen Regen sollten Theologen aller Konfessionen sicherlich zu denken geben.

Die Zahl der toten Christen Nagasakis

Die meisten Christen in Nagasaki haben die Explosion nicht überlebt. Sechstausend von ihnen starben auf der Stelle, darunter alle, die in der Messe waren. Von den 12.000 Kirchenmitgliedern starben schließlich 8.500 direkt oder an den Folgen der Strahlung. Viele der anderen erkrankten schwer.

Ein verkohltes Kind in Nagasaki. (Foto aufgenommen am 10. August 1945 von Yosuke Yamahata, CC-0)

Drei Nonnenorden und eine christliche Mädchenschule lösten sich im schwarzen Rauch auf oder verkohlten. Zehntausende andere unschuldige Nicht-Kombattanten starben ebenfalls sofort, und viele weitere wurden tödlich oder unheilbar verwundet.

Einige der Nachkommen der Opfer leiden noch immer unter den generationsübergreifenden Schäden und Immunschwächen, die durch das tödliche Plutonium und andere radioaktive Isotope, die durch die Bombe freigesetzt wurden, verursacht wurden.

Die tragische Ironie der Geschichte: Was die japanische kaiserliche Regierung in 250 Jahren Verfolgung nicht schaffte, (die Christengemeinde von Nagasaki zu vernichten), gelang amerikanischen Christen in neun Sekunden.

Trotz der allmählichen Wiederbelebung des Christentums in den Jahrzehnten seit dem Zweiten Weltkrieg stellen die Christen in Japan immer noch einen kleinen Bruchteil von 1 Prozent der Gesamtbevölkerung, und an christlichen Gottesdiensten nehmen im Allgemeinen kaum mehr als 30 Personen teil. Sicherlich hat das Vernichtungswerk von Nagasaki zum Ende des Krieges diese einst lebendige Gemeinde weitgehend zerstört.

Das Einsehen eines Kaplans

Pater George Zabelka war der katholische Kaplan der 509th Composite Group (die 1.500 Mann starke Luftwaffeneinheit der US-Armee, deren einzige Aufgabe darin bestand, die Atombomben erfolgreich in ihre Ziele zu bringen). Zabelka war einer der wenigen christlichen Amtsinhaber, die schließlich die Widersprüche zwischen dem, wie seine gegenwärtige Kirche zum Krieg stand, und dem, was die ursprüngliche pazifistische Kirche über mörderische Gewalt gelehrt hatte, erkannten.

Ruinen der Kathedrale. (Atombombenmuseum von Nagasaki)

Mehrere Jahrzehnte nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst erkannte Zabelka, dass sowohl er als auch seine Kirche schwerwiegende ethische und theologische Fehler begangen hatten, als sie das organisierte Massenschlachten, das den modernen Krieg ausmacht, religiös legitimierten. Er hatte begriffen, dass die Feinde seiner Nation, wie er es artikulierte, nach der Ethik des Neuen Testaments nicht die Feinde Gottes waren, sondern auch Kinder Gottes, die von Gott geliebt wurden und die deshalb nicht von seinen Anhängern getötet werden sollten.

Mit Pater Zabelkas Bekehrung weg vom gegenwärtigen gewalttoleranten Christentum wendete sich sein Dienst in Detroit, Michigan, um 180 Grad. Sein absolutes Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit, genau wie Martin Luther King Jr., inspirierte ihn dazu, sich in den verbleibenden Jahrzehnten seines Lebens gegen Gewalt in all ihren Formen auszusprechen, einschließlich der Gewalt von Militarismus, Rassismus und wirtschaftlicher Ausbeutung.

Zabelka reiste sogar am 50. Jahrestag des Bombenabwurfs nach Nagasaki, zeigte tränenreich Reue und bat um Vergebung für die Rolle, die er bei diesem Verbrechen gespielt hatte.

Auch der lutherische Kaplan der 509., Pastor William Downey (ehemals von der Hope Evangelical Lutheran Church in Minneapolis, Minnesota), Seelsorger von Soldaten, die durch ihre Beteiligung an Morden für den Staat in Gewissensnöte gerieten, prangerte später alles Morden an, sei es durch eine einzige Kugel oder durch Massenvernichtungswaffen.

Traumatisierte Seelen

In seinem Buch „Hell, Healing and Resistance“ (Hölle, Heilung und Widerstand) schreibt Daniel Hallock über ein buddhistisches Kloster 1997, das von dem Mönch Thich Nhat Hanh geleitet wurde. In diesem spirituellen Zentrum wurde versucht, die fürchterlichen Traumata von Vietnamkriegsveteranen zu behandeln.

Hallock schrieb: „Offensichtlich bietet der Buddhismus etwas, was im institutionellen Christentum nicht zu finden ist. Aber warum sollten sich die Veteranen auch zu einer Religion bekennen, die die Kriege gesegnet hat, welche ihre Seelen ruiniert haben? Es ist kein Wunder, dass sie sich an einen sanften buddhistischen Mönch wenden, um zu erfahren, was zum großen Teil auch zu den Lehren des Christentums gehört.

Postkarte des Gedenkgottesdienstes in der römisch-katholischen Kathedrale von Urakami, vom 23. November 1945. (Alle Fotos im Artikel herausgegeben vom Stadtamt Nagasaki).

Die Aussagen von Hallocks sollte ein ernüchternder Weckruf für christliche Prediger sein, die sowohl die Missionierung als auch die Bindung alter Mitglieder als gleich wichtig erachten. Die Tatsache, dass die USA eine hoch militarisierte Nation sind, macht es jedoch schwierig, die Prinzipien der Gewaltlosigkeit des Evangeliums zu lehren und zu predigen.

Ich bin ein Arzt im Ruhestand, der mit Hunderten von psychisch traumatisierten Patienten (insbesondere Kriegsveteranen) zu tun hatte, und ich weiß, dass Gewalt in all ihren Formen Geist, Körper, Gehirn und Seele irreparabel schädigen kann; aber die Tatsache, dass Kriegstraumata völlig vermeidbar und in den schwersten Fällen praktisch nicht heilbar sind, macht die Präventionsarbeit so wichtig.

Und genau hier sollten und könnten die christlichen Kirchen hilfreich sein. Vorbeugen ist besser als heilen.

Diese Traumata sind tödlich und manchmal sogar ansteckend. Ich habe erlebt, wie sich Gewalt, Vernachlässigung, Missbrauch und die daraus resultierenden Traumata in den Familien fortpflanzten, sogar bis in die dritten und vierten Generation nach dem Ereignis, ob als Täter oder als Opfer erlebt.

Es ist wichtig, die verborgene Geschichte der Christen von Nagasaki und die fast vollständige Vernichtung ihrer Gemeinde durch amerikanische Christen zu kennen. Die Besatzungsmitglieder des „Bock‘s Car“-Bombers standen, wie die meisten willigen Helfer in jedem Krieg, am Ende einer langen, komplexen, anonymen Befehlskette. Sie „drückten nur den Abzug“ der Waffe, die von anderen hergestellt und von wieder anderen in ihre Hände gelegt worden war. Wie in allen Kriegen wussten die Soldaten des Zweiten Weltkriegs normalerweise nicht genau, wen sie töteten oder gar warum.

Die frühen Kirchenführer, die die Lehren und Taten Jesu am besten kannten, lehnten die nationalistische, rassistische und militaristische Agenda der damaligen nationalen Sicherheitsbehörden ab. Sie lehnten auch die vorchristlichen Doktrinen der Vergeltung Auge um Auge ab, die in den letzten 1.700 Jahren ihren Einfluss wiedererlangt und Christen dazu gebracht haben, sowohl Christen als auch Nichtchristen im Namen Christi willig zu töten.

Die unchristliche Bombe von Nagasaki

Eine rein christlich-amerikanische Crew benutzte den Kirchturm von Japans prominentester christlichen Kirche als Zielscheibe für einen Akt unsäglicher Barbarei. Was das kaiserliche Japan in 250 Jahren nicht schaffte, erreichten amerikanische Christen in 9 Sekunden.

Von Published On: 8. November 2020Kategorien: Gesellschaft & Geschichte

Dieser Text wurde zuerst 2014/2020 auf https://consortiumnews.com unter der URL <https://consortiumnews.com/2020/08/09/the-very-un-christian-nagasaki-bomb/> veröffentlicht. Lizenz: Gary G. Kohls

9.8.1945: Die Plutoniumbombe „Fat Man“ explodiert über der japanischen Stadt Nagasaki

Vor 75 Jahren warf eine christliche Bomberbesatzung die „Fat Man“, eine Plutoniumbombe, auf Nagasaki, Japan, ab und vernichtete auf der Stelle Zehntausende unschuldiger Zivilisten, darunter unverhältnismäßig viele japanische Christen, und verwundete unzählige andere.

Als Zielscheibe benutzte die Bomberbesatzung die St. Marien-Urakami-Kathedrale, die größte christliche Kirche Ostasiens. Als die Bombe am 9. August 1945 um 11.02 Uhr über der Kathedrale abgeworfen wurde, war Nagasaki noch die Stadt mit den meisten Christen in Japan.

Damals waren die Vereinigten Staaten wohl die christlichste Nation der Welt, das heißt, wenn man eine Nation als christlich bezeichnen kann, deren Kirchen es in der überwältigenden Mehrheit versäumt haben, die friedliche Ethik, die Jesus in der Bergpredigt darlegte, aufrichtig zu lehren oder sich an sie zu halten.

Die getauften und überzeugten christlichen Flieger, die ihre Einsatzbefehle buchstabengetreu befolgten, erledigten ihre Arbeit effizient, und sie erfüllten die Mission mit militärischem Ehrgefühl, wenn auch mit einer Reihe von fast tödlichen Pannen. Die meisten Amerikaner hätten 1945 genau dasselbe getan, wenn sie an der Stelle der „Bock‘s Car“- Besatzung gewesen wären und hätten sich später ohne große Gewissensbisse zu Helden erklären lassen.

Ruinen der Kathedrale. (Atombombenmuseum von Nagasaki)

Dennoch war der Einsatz dieser monströsen Massenvernichtungswaffe zur Zerstörung einer hauptsächlich zivilen Stadt wie Nagasaki ein internationales Kriegsverbrechen und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, nach der späteren Definition beim Nürnberger Tribunal.

Natürlich konnten die Besatzungsmitglieder das noch nicht wissen. Einige der Besatzungsmitglieder gaben jedoch zu, dass sie einige Zweifel an der Rechtmäßigkeit ihrer Handlung hatten als sie die Bombe tatsächlich explodieren sahen. Aber natürlich hat sich keiner von ihnen das schreckliche Leiden der Opfer aus nächster Nähe angesehen.

„Befehl ist Befehl“, und in Kriegszeiten kann und wurde Ungehorsam meistens durch eine Hinrichtung des Soldaten bestraft, der ein Gewissen zeigte, das stark genug war, ihn vom Töten unschuldiger Zivilisten abzuhalten.

Von der Schwierigkeit zu kapitulieren

Als Nagasaki zerstört wurde, war es erst drei Tage her, dass die erste US-Atombombe mit dem Spitznamen „Little Boy“ Hiroshima zerstört hatte. Das Bombardement von Nagasaki am 9. August ereignete sich inmitten von Chaos und Verwirrung in Tokio, wo die faschistische Militärregierung, die seit Monaten wusste, dass sie den Krieg verloren hatte, nach einem Weg suchte, sich ehrenhaft zu ergeben.

Das einzige Hindernis für eine Kapitulation war das Beharren der Alliierten auf einer bedingungslosen Kapitulation gewesen, was bedeutete, dass Kaiser Hirohito, den die Japaner als Gottheit verehrten, als Leitbildfigur der Japaner gestürzt und möglicherweise vor ein Kriegsgericht gestellt werden würde. Das war ein Hindernis, eine unerträgliche Forderung an die Japaner, die den Krieg verlängerte und verhinderte, dass Japan schon Monate vorher aufgab.

Die russische Armee hatte Japan am 8. August den Krieg erklärt, in der Hoffnung, die Gebiete zurückzugewinnen, die Japan im für Russland demütigenden russisch-japanischen Krieg 40 Jahre zuvor verloren hatte, und Stalins Armee rückte über die Mandschurei vor. Der Eintritt Russlands in den Krieg stellte für Japan ein starkes Argument für die schnelle Beendigung des Kriegs dar, da man sich lieber den USA als der Sowjetunion ergeben wollte.

Und natürlich wollten die USA die Kriegsbeute nicht mit Russland teilen. Mit der Vorführung der neuen Atomwaffen, sandten sie auch gleich eine Botschaft an Russland, die den Beginn des Kalten Krieges markierte und die USA als die neue globale Supermacht auswies.

Mit der Absicht, den 1. August 1945 als frühesten Einsatztermin für die erste Bombe anzusetzen, entwickelte das Zielkomitee in Washington, D.C., eine Liste japanischer Städte, die vom Krieg noch wenig berührt waren und die von den konventionellen US-Bombardierungen (die in der ersten Hälfte des Jahres 1945 mehr als 60 meist wehrlose japanische Städte niederbrannten) ausgespart werden sollten.

Die Liste der zu schonenden Städte umfasste Hiroshima, Niigata, Kokura, Kyoto und Nagasaki. Diese fünf kaum vom Krieg betroffenen Städte sollten von den Terrorangriffen ausgenommen werden. Sie sollten als potenzielle Ziele für die neue „Superwaffe“ erhalten bleiben, die während der zwei Jahre des Manhattan-Projekts in verschiedenen Einrichtungen, über ganz USA verstreut, erforscht und entwickelt worden war.

Vor dem 6. bzw. 9. August waren die Einwohner dieser Städte froh, von dem Bombenterror verschont geblieben zu sein, mit dem andere Städte überzogen wurden. Sie ahnten nicht, weshalb.

Die Trinity-Explosion, 16 ms nach der Detonation. Der höchste Punkt der zu sehenden Halbkugel in diesem Bild ist etwa 200 Meter (660 ft) hoch. (Berlyn Brixner / Nationales Laboratorium von Los Alamos)

Der Trinitytest

Der erste und einzige Feldversuch mit einer Atombombe trug den blasphemischen Codenamen „Trinity“ (=Dreifaltigkeit, ein rein christlicher Begriff). Dieser hatte drei Wochen zuvor, am 16. Juli 1945, in Alamogordo, New Mexico, stattgefunden. Die Ergebnisse waren beeindruckend, aber die Explosion hatte gerade ein paar unglückliche Kojoten, Kaninchen, Schlangen und einige andere Wüstenbewohner vernichtet.

Bei diesem Test bildeten sich auch größere Mengen eines neuen Minerals, das später „Trinitit“ genannt wurde, geschmolzenes Lavagestein, das durch die intensive Hitze (doppelt so hohe Temperaturen, wie die der Sonne) der oberirdischen Bombenexplosion entstanden war.

Aber die ersten umfassenden Auswirkungen einer Atombombe auf Menschen zeigten sich erst am 6. August beim Abwurf der Bombe auf Hiroshima. Es gab aber noch eine Bombe anderer Bauart, die man einsetzen konnte.

So startete um 3.00 Uhr morgens am 9. August 1945 ein B-29 Super-Bomber (getauft auf den Namen „Bock‘s Car“) von der Insel Tinian im Südpazifik – mit den Gebeten und dem Segen lutherischer und katholischer Kapläne der Manschaft. Nach einem riskanten Start, der die gesamte Länge der Startbahn erforderte (wegen der 5.000-kg-Bombe im Laderaum), steuerte die Maschine nach Norden in Richtung Kokura, dem ursprünglichen Ziel.

War „Little Boy“ (zuerst „Thin Man“ genannt, mit Bezug auf Präsident Roosevelt) die Bombe, die Hiroshima drei Tage vorher zerstört hatte, brachte nun die „Bock’s Car“ die Plutoniumbombe mit Codenamen „Fat Man“ (nach Winston Churchill benannt) ins Ziel.

Doch das, was in Hiroshima geschehen war, und damit auch die Notwendigkeit einer zügigen Kapitulation wurde den Mitgliedern des Obersten Kriegsrates Japans in Tokyo erst bewusst als es bereits zu spät war. Denn zu dem Zeitpunkt, als der Kriegsrat zusammentrat, näherte sich die „Bock‘s Car“, die in totaler Funkstille flog, bereits den südlichen Inseln Japans. Sie suchte sich einen Weg zwischen Unwettern, die die Mission an diesem Tag gefährdet und sie um eine Woche verzögert hätte.

Die „Bock‘s Car“-Besatzung hatte die Anweisung, die Bombe nur bei Sichtkontakt abzuwerfen. Aber Kokura war bewölkt, und nach drei erfolglosen Anflügen über der bewölkten Stadt, als der Treibstoff langsam knapp zu werden drohte, nahm die „Bock’s Car“ Kurs auf das Ausweichziel Nagasaki.

Die Geschichte der Christengemeinde von Nagasaki

Nagasaki ist in der Geschichte des japanischen Christentums herausragend, weil die Stadt die größte christliche Gemeinde in ganz Japan hatte. Die Gemeinde der Urakami-Kathedrale war mit 12.000 getauften Mitgliedern die größte ihrer Zeit.

Nagasaki war die Gemeinde, in der der legendäre Jesuitenmissionar Franz Xaver 1549 eine Missionskirche gründete. Die katholische Gemeinde in Nagasaki wuchs und gedieh schließlich über Generationen hinweg. Den japanischen Herrschern wurde jedoch schließlich gewahr, dass die portugiesischen und spanischen Handelsunternehmen Japan nur ausbeuten wollten; und bald wurden alle Europäer samt ihrer fremden Religion aus dem Land vertrieben.

Von 1600 bis 1850 war es in Japan ein Kapitalverbrechen, Christ zu sein. Im frühen 17. Jahrhundert wurden die japanischen Christen, die sich weigerten, ihrem Glauben abzuschwören, unsäglichen Folterungen ausgesetzt, darunter auch der Kreuzigung. Diese Schreckenszeit endete, als es schien, dass die japanische Christengemeinde ausgelöscht wäre.

Mitte des 19. Jahrhunderts, nachdem die Kanonenbootdiplomatie von Commodore Matthew Perry die Nutzung einer vorgelagerten Insel für amerikanische Handelszwecke erzwungen hatte, entdeckte man, dass es in Nagasaki tausende getaufte Christen gab, die ihren Glauben im Geheimen lebten, unbemerkt von der Regierung.

Feier einer christlichen Messe in Japan. (Japanische Malerei des 16. bis 17. Jahrhunderts, Reproduktion in Arnold Toynbee, A Study of History)

Nach dieser für die japanische Regierung peinlichen Enthüllung begannen weitere Säuberungen, die aber auf internationalen Druck hin schließlich eingestellt wurden, und so das Christentum in Nagasaki aus dem Untergrunddasein erlöste. 1917 hatte es die wiederbelebte christliche Gemeinde ohne die Hilfe der Regierung geschafft, die gewaltige Marienkathedrale im Urakami-Flussgebiet von Nagasaki zu errichten.

Es war also der Gipfel der Ironie, dass die gewaltige Kathedrale, eines von zwei Wahrzeichen Nagasakis, das aus einer Höhe von 10 000 m eindeutig identifiziert werden konnte, zum Ground Zero für die Atombombe wurde. Der „Bock‘s Car“-Bombenschütze identifizierte die Landmarken durch eine Lücke in den Wolken und ließ die Bombe abwerfen.

Um 11.02 Uhr, während der Messe am Donnerstagmorgen, wurden Hunderte von Christen aus Nagasaki durch die Gluthitze des radioaktiven Feuerballs, der 500 Meter über der Kathedrale explodierenden Bombe ausgelöscht.

Der schwarze Regen, der bald aus der Pilzwolke fiel, enthielt sicherlich eine Mischung aus verdampfter Materie vieler Nagasaki-Schintoisten, -Buddhisten und -Christen. Die religiösen Implikationen von diesem schwarzen Regen sollten Theologen aller Konfessionen sicherlich zu denken geben.

Die Zahl der toten Christen Nagasakis

Die meisten Christen in Nagasaki haben die Explosion nicht überlebt. Sechstausend von ihnen starben auf der Stelle, darunter alle, die in der Messe waren. Von den 12.000 Kirchenmitgliedern starben schließlich 8.500 direkt oder an den Folgen der Strahlung. Viele der anderen erkrankten schwer.

Ein verkohltes Kind in Nagasaki. (Foto aufgenommen am 10. August 1945 von Yosuke Yamahata, CC-0)

Drei Nonnenorden und eine christliche Mädchenschule lösten sich im schwarzen Rauch auf oder verkohlten. Zehntausende andere unschuldige Nicht-Kombattanten starben ebenfalls sofort, und viele weitere wurden tödlich oder unheilbar verwundet.

Einige der Nachkommen der Opfer leiden noch immer unter den generationsübergreifenden Schäden und Immunschwächen, die durch das tödliche Plutonium und andere radioaktive Isotope, die durch die Bombe freigesetzt wurden, verursacht wurden.

Die tragische Ironie der Geschichte: Was die japanische kaiserliche Regierung in 250 Jahren Verfolgung nicht schaffte, (die Christengemeinde von Nagasaki zu vernichten), gelang amerikanischen Christen in neun Sekunden.

Trotz der allmählichen Wiederbelebung des Christentums in den Jahrzehnten seit dem Zweiten Weltkrieg stellen die Christen in Japan immer noch einen kleinen Bruchteil von 1 Prozent der Gesamtbevölkerung, und an christlichen Gottesdiensten nehmen im Allgemeinen kaum mehr als 30 Personen teil. Sicherlich hat das Vernichtungswerk von Nagasaki zum Ende des Krieges diese einst lebendige Gemeinde weitgehend zerstört.

Das Einsehen eines Kaplans

Pater George Zabelka war der katholische Kaplan der 509th Composite Group (die 1.500 Mann starke Luftwaffeneinheit der US-Armee, deren einzige Aufgabe darin bestand, die Atombomben erfolgreich in ihre Ziele zu bringen). Zabelka war einer der wenigen christlichen Amtsinhaber, die schließlich die Widersprüche zwischen dem, wie seine gegenwärtige Kirche zum Krieg stand, und dem, was die ursprüngliche pazifistische Kirche über mörderische Gewalt gelehrt hatte, erkannten.

Ruinen der Kathedrale. (Atombombenmuseum von Nagasaki)

Mehrere Jahrzehnte nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst erkannte Zabelka, dass sowohl er als auch seine Kirche schwerwiegende ethische und theologische Fehler begangen hatten, als sie das organisierte Massenschlachten, das den modernen Krieg ausmacht, religiös legitimierten. Er hatte begriffen, dass die Feinde seiner Nation, wie er es artikulierte, nach der Ethik des Neuen Testaments nicht die Feinde Gottes waren, sondern auch Kinder Gottes, die von Gott geliebt wurden und die deshalb nicht von seinen Anhängern getötet werden sollten.

Mit Pater Zabelkas Bekehrung weg vom gegenwärtigen gewalttoleranten Christentum wendete sich sein Dienst in Detroit, Michigan, um 180 Grad. Sein absolutes Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit, genau wie Martin Luther King Jr., inspirierte ihn dazu, sich in den verbleibenden Jahrzehnten seines Lebens gegen Gewalt in all ihren Formen auszusprechen, einschließlich der Gewalt von Militarismus, Rassismus und wirtschaftlicher Ausbeutung.

Zabelka reiste sogar am 50. Jahrestag des Bombenabwurfs nach Nagasaki, zeigte tränenreich Reue und bat um Vergebung für die Rolle, die er bei diesem Verbrechen gespielt hatte.

Auch der lutherische Kaplan der 509., Pastor William Downey (ehemals von der Hope Evangelical Lutheran Church in Minneapolis, Minnesota), Seelsorger von Soldaten, die durch ihre Beteiligung an Morden für den Staat in Gewissensnöte gerieten, prangerte später alles Morden an, sei es durch eine einzige Kugel oder durch Massenvernichtungswaffen.

Traumatisierte Seelen

In seinem Buch „Hell, Healing and Resistance“ (Hölle, Heilung und Widerstand) schreibt Daniel Hallock über ein buddhistisches Kloster 1997, das von dem Mönch Thich Nhat Hanh geleitet wurde. In diesem spirituellen Zentrum wurde versucht, die fürchterlichen Traumata von Vietnamkriegsveteranen zu behandeln.

Hallock schrieb: „Offensichtlich bietet der Buddhismus etwas, was im institutionellen Christentum nicht zu finden ist. Aber warum sollten sich die Veteranen auch zu einer Religion bekennen, die die Kriege gesegnet hat, welche ihre Seelen ruiniert haben? Es ist kein Wunder, dass sie sich an einen sanften buddhistischen Mönch wenden, um zu erfahren, was zum großen Teil auch zu den Lehren des Christentums gehört.

Postkarte des Gedenkgottesdienstes in der römisch-katholischen Kathedrale von Urakami, vom 23. November 1945. (Alle Fotos im Artikel herausgegeben vom Stadtamt Nagasaki).

Die Aussagen von Hallocks sollte ein ernüchternder Weckruf für christliche Prediger sein, die sowohl die Missionierung als auch die Bindung alter Mitglieder als gleich wichtig erachten. Die Tatsache, dass die USA eine hoch militarisierte Nation sind, macht es jedoch schwierig, die Prinzipien der Gewaltlosigkeit des Evangeliums zu lehren und zu predigen.

Ich bin ein Arzt im Ruhestand, der mit Hunderten von psychisch traumatisierten Patienten (insbesondere Kriegsveteranen) zu tun hatte, und ich weiß, dass Gewalt in all ihren Formen Geist, Körper, Gehirn und Seele irreparabel schädigen kann; aber die Tatsache, dass Kriegstraumata völlig vermeidbar und in den schwersten Fällen praktisch nicht heilbar sind, macht die Präventionsarbeit so wichtig.

Und genau hier sollten und könnten die christlichen Kirchen hilfreich sein. Vorbeugen ist besser als heilen.

Diese Traumata sind tödlich und manchmal sogar ansteckend. Ich habe erlebt, wie sich Gewalt, Vernachlässigung, Missbrauch und die daraus resultierenden Traumata in den Familien fortpflanzten, sogar bis in die dritten und vierten Generation nach dem Ereignis, ob als Täter oder als Opfer erlebt.

Es ist wichtig, die verborgene Geschichte der Christen von Nagasaki und die fast vollständige Vernichtung ihrer Gemeinde durch amerikanische Christen zu kennen. Die Besatzungsmitglieder des „Bock‘s Car“-Bombers standen, wie die meisten willigen Helfer in jedem Krieg, am Ende einer langen, komplexen, anonymen Befehlskette. Sie „drückten nur den Abzug“ der Waffe, die von anderen hergestellt und von wieder anderen in ihre Hände gelegt worden war. Wie in allen Kriegen wussten die Soldaten des Zweiten Weltkriegs normalerweise nicht genau, wen sie töteten oder gar warum.

Die frühen Kirchenführer, die die Lehren und Taten Jesu am besten kannten, lehnten die nationalistische, rassistische und militaristische Agenda der damaligen nationalen Sicherheitsbehörden ab. Sie lehnten auch die vorchristlichen Doktrinen der Vergeltung Auge um Auge ab, die in den letzten 1.700 Jahren ihren Einfluss wiedererlangt und Christen dazu gebracht haben, sowohl Christen als auch Nichtchristen im Namen Christi willig zu töten.