Die Ermordung des US-Botschafters Adolph Dubs 1979 in Afghanistan:

Der Grundstein für Amerikas längsten Krieg

Neue Beweise bringen Zbigniew Brzezinski, die CIA und europäische Faschisten, die den Safari Club gegründet haben, mit dem Verbrechen in Verbindung. Dubs hatte versucht, die sowjetische und US-amerikanische Intervention in Afghanistan zu verhindern, was ihn zur Zielscheibe der Neokonservativen machte.

Von Published On: 4. Juni 2022Kategorien: Geopolitik, Gesellschaft & Geschichte

Dieser Text wurde zuerst am 29.10.2021 auf www.covertactionmagazine.com unter der URL <https://covertactionmagazine.com/2021/10/29/1979-assassination-of-u-s-ambassador-to-afghanistan-adolph-dubs-set-groundwork-for-americas-longest-war/> veröffentlicht. Lizenz: Jeremy Kuzmarov, CovertAction Magazine, CC BY-NC-ND 4.0

Adolph „Spike“ Dubs, Botschafter der Vereinigten Staaten in Afghanistan vom 13. Mai 1978, bis zu seinem Tod 1979
(Lizenz: Wikimedia Commons)

Elizabeth Gould: „Carter sollte die Entspannungspolitik und das SALT-Abkommen [Abkommen über die strategische Rüstungskontrolle] fortführen, nicht einen neuen Kalten Krieg beginnen. Fachleute witzeln, er soll so unschuldig und rein sein, dass er noch nicht mal den Weg zur Toilette findet – holt dann aber einen bekannten Russenhasser (Brzezinski) ins Weiße Haus? Dann gibt er ihm die Macht, jede Entscheidung auf höchster Ebene zu treffen, und niemand merkt es? Das ist machiavellistisch.“ „Aber selbst Machiavelli braucht ein Opfer, damit der Plan funktioniert – und da kommt Afghanistan ins Spiel“, wirft Paul Fitzgerald ein. Elizabeth antwortet: „Sie brauchten ein Opfer. Aber sie brauchten jemanden, der dafür eine Falle aufstellt – und da kommt Adolph Dubs ins Spiel.“ [1]

Als ältester lebender Präsident Amerikas wird Jimmy Carter für seine bodenständige und volkstümliche Art und für seine vielen prinzipientreuen Stellungnahmen zu politischen Themen verehrt.

Während seiner Präsidentschaft in den späten 1970er Jahren war es jedoch Carter, der die Vereinigten Staaten in ihren längsten Krieg in Afghanistan verwickelte, indem er islamische Fundamentalisten bewaffnete [2]. Ziel der Vereinigten Staaten war es, die sozialistische Regierung Afghanistans, die 1978 durch eine Revolution an die Macht kam, zu stürzen und eine sowjetische Invasion Afghanistans herbeizuführen, um den Sowjets ihr Vietnam zu bescheren.

Der führende Kopf von Carters Nahostpolitik war Zbigniew Brzezinski, ein Nachkomme des polnischen Adels mit stark russophoben Ansichten.

Brzezinski hatte als Mitglied der Trilateralen Kommission, einer von Rockefeller finanzierten Gruppe, deren Ziel es war, die Hegemonie der USA nach dem Vietnamkrieg wiederherzustellen und die Bewegung der 1960er Jahre zu untergraben, dazu beigetragen, Carter zum Präsidenten zu machen.

Brzezinski war mit dem Team B des Pentagons verbündet, das von Neokonservativen angeführt wurde, die für ein massives Remilitarisierungs-Programm als Gegengewicht zur Sowjetunion eintraten. Brzezinski stand auch in Verbindung mit dem Safari Club, einer Schatten-CIA, die von Mitgliedern des alten europäischen Adels und der saudischen Königsfamilie unterstützt wurde und verdeckte Operationen gegen linke Gruppen durchführte, die durch den Drogenhandel finanziert wurden.

Afghanistan war für die Pläne der globalen Rechten von entscheidender Bedeutung, da es die Möglichkeit bot, der Sowjetunion einen Schlag zu versetzen und den verlorenen Krieg in Vietnam zu rächen.

Aber es gab einen Mann, der ihnen im Weg stand – Adolph Dubs, der US-Botschafter in Afghanistan – weshalb dieser getötet werden musste.

US-Präsident Jimmy Carter
(Lizenz: Wikimedia Commons)

PDPA-Coup

1978 putschte die mit der Sowjetunion verbündete Demokratische Volkspartei Afghanistans (People‘s Democratic Party of Afghanistan, PDPA; Anm. d. Red.), eine marxistische politische Partei, gegen Mohammed Daoud, den afghanischen Herrscher, der 1973 die Monarchie gestürzt hatte.

Daoud wurde zusammen mit dem größten Teil seiner Familie von PDPA-Offizieren in der so genannten Saur-Revolution in Afghanistan getötet. Ihre Anführer betrachteten sie als eine nationale demokratische Revolution. [3]

Brzezinski und die CIA warnten zu dieser Zeit vor einem sowjetischen Masterplan zur Übernahme der Ölfelder im Nahen Osten, wobei Afghanistan als Sprungbrett dienen sollte.

Außenminister Cyrus Vance wies Brzezinskis Behauptung als Hirngespinst des Kalten Krieges zurück, und die Geheimdienstabteilung des Außenministeriums fand keine Beweise für eine sowjetische Beteiligung am Putsch der PDPA von 1978.

Obwohl die PDPA auch eine repressive Seite hatte, gilt sie als die beste Regierung in der Geschichte Afghanistans. Sie konzentrierte sich auf den Aufbau der afghanischen Infrastruktur, die Bereitstellung von Bildung und Gesundheitsversorgung für die Massen und die Förderung der Rechte der Frauen.

Die Revolution wurde auf Schritt und Tritt von religiösen Fundamentalisten bekämpft, die von der CIA unterstützt wurden. Diese wollten Afghanistan in das Mittelalter zurückversetzen und zeigten eine Vorliebe dafür, Moscheen, Krankenhäuser und Schulen anzuzünden. [4]

Die Lieblinge der CIA, Gulbuddin Hekmatyar und Ahmad Shah Massoud, finanzierten ihre Terrormilizen durch den Heroinhandel und warfen Frauen, die keinen Schleier trugen, Säure ins Gesicht.

Brzezinski beauftragte die Chinesen mit der Ausbildung von Hekmatyars Rebellen in der Provinz Xinjiang.

Wie aus freigegebenen Regierungsdokumenten hervorgeht, versuchte er auch, einen Machtkampf innerhalb der PDPA zu provozieren, um Afghanistan zu destabilisieren.

Diese Strategie trug Früchte, als Hafizullah Amin, ein Hauptorganisator der Saur-Revolution, welcher an der Universität von Wisconsin studiert hatte, Nur Muhammad Taraki die Macht entriss und viele seiner politischen Rivalen hinrichten ließ.

Amin gehörte dem Ghilzai-Clan an – demselben Clan wie Hekmatyar – und wollte die rivalisierende Durrani-Familie auslöschen. [5] Die Sowjets glaubten, dass Amin auf der Gehaltsliste der CIA stand.

Konflikt mit dem tiefen Staat

Dubs, der den Spitznamen „Spike“ erhielt, trat sein Amt als Botschafter in Afghanistan im Mai 1978 an.

Als Befürworter von Nixons Entspannungspolitik und Gegner von Brzezinskis antisowjetischen Plänen war er ein Sowjet-Experte, der von 1973-74 als diplomatischer Geschäftsträger in der US-Botschaft in Moskau tätig war. Der aus Chicago stammende Dubs war durch seinen Dienst im Pazifikkrieg davon überzeugt, dass das Streben nach Frieden das höchste Ziel der Menschheit sei. [6]

Laut Selig Harrison, ehemaliger Reporter der Washington Post, bestand Dubs‘ Aufgabe als Botschafter darin, multinationale und UN-Bemühungen zur Kontrolle der Drogenproduktion und des Drogenhandels in Afghanistan zu koordinieren, eine enge persönliche Beziehung zu Amin aufzubauen und ihn von der Sowjetunion zu lösen – ihn zu einer Art Tito [von Jugoslawien] zu machen, der bündnisfrei war.

Die beiden letztgenannten Ziele brachten ihn in Konflikt mit Brzezinski, Team B und dem Safari Club, der die Kontrolle über den Drogenhandel in Afghanistan nutzte, um die Kampagne zum Sturz der PDPA zu finanzieren und der Sowjetmacht einen Schlag zu versetzen.

Während seiner Amtszeit als Botschafter traf Dubs 14 Mal heimlich mit Amin zusammen. Er wollte sich eine Hintertür für den amerikanischen Einfluss bei ihm offen halten, ohne sowjetische Gegenmaßnahmen auszulösen [7].

Dubs wusste, dass Brzezinski die Treffen nicht billigte, denn dieser hatte seit Januar 1977 eine verdeckte Operation zur Untergrabung der afghanischen Regierung durchgeführt. Er wollte religiöse Fundamentalisten an der Macht haben – keine afghanischen Nationalisten – und Dubs vermasselte diese Strategie. [8]

Als Dubs sich beschwerte, hinderte Brzezinski Außenminister Cyrus Vance daran, etwas zu unternehmen. Stattdessen schickte er „seinen Mann“, Thomas P. Thornton vom Nationalen Sicherheitsrat, um Dubs zu sagen, er solle aufhören. [9]

Zbigniew Brzezinski (Lizenz: CC)

Ermordung

Am Morgen des 14. Februar 1979 hielt ein Entführer, der sich als Polizeibeamter ausgab, Dubs‘ schwarzes Oldsmobile an, als er auf dem Weg zur US-Botschaft war.

Dubs‘ Entführer brachten ihn in die Innenstadt zum Hotel Kabul, dem heutigen Serena-Hotel, und forderten von der afghanischen Regierung die Freilassung eines Rebellenführers, nicht aber von den Amerikanern oder Sowjets.

Die US-Botschaft berichtete, dass es sich bei den Männern um tadschikische Maoisten handelte, welche die CIA als Hintertür nach Peking rekrutiert hatte und weil sie die dominierenden paschtunischen Machthaber in Afghanistan verachteten. [10]

Der CIA-Beamte Warren Marik und der Attaché der Drug Enforcement Agency (DEA), Harold „Doug“ Wankel, die gegen Mittag eintrafen, beobachteten drei afghanische Polizisten mit automatischen Gewehren auf dem Balkon des Bankgebäudes auf der anderen Straßenseite.

Nachdem die afghanischen Streitkräfte Zimmer 117 gestürmt hatten, in dem Dubs gefangen gehalten wurde, erhielt dieser tödliche Schüsse in Kopf und Brust.

Die Entführer – Sündenböcke in einem größeren Komplott – wurden ebenfalls getötet, einer davon außerhalb des Hotels.

Der US-Sicherheitsoffizier übermittelte über Funk, dass die Afghanen angewiesen worden waren, den Raum nicht zu stürmen, dass sie aber auf Anweisung eines anderen handelten. [11]

Als Wankel, Marik und ein dritter Botschaftsmitarbeiter später am Tag zu Zimmer 117 zurückkehrten, beobachteten sie einen fremden Mann, der das Zimmer untersuchte, und stellten fest, dass der Tatort gesäubert und alle Beweise entfernt worden waren.

Die Sowjets werden beschuldigt

1980 veröffentlichte das Außenministerium einen Bericht über seine einjährige Untersuchung von Dubs‘ Tod, in dem es den afghanischen Behörden und den sie unterstützenden sowjetischen Beratern die Schuld zuschrieb – obwohl der Bericht mehr Fragen als Antworten aufwarf und nicht schlüssig war.

Das Außenministerium erklärte, dass mindestens drei sowjetische Berater eine „operative Rolle“ bei der Erstürmung des Hotels gespielt hätten. [12]

Chuck Boles, der Sicherheitsbeauftragte der US-Botschaft, sah, wie ein hochgewachsener KGB-Mitarbeiter einem afghanischen Polizeibeamten eine PSM-Pistole überreichte, von dem er glaubt, dass er die Tötung durchgeführt hat – obwohl die Kopfwunden von Dubs nicht mit denen einer aus nächster Nähe abgefeuerten PSM-Pistole übereinstimmen. [13]

Moskau räumte ein, dass seine Berater anwesend waren, sagte aber, sie hätten keinen Einfluss auf die afghanische Entscheidung gehabt, das Hotelzimmer zu stürmen. Der russische Oberstleutnant Sergej Gawrilowitsch Bachturin bestand darauf, dass Dubs gerettet worden wäre, wenn sowjetische Spezialkräfte die Operation geleitet hätten [14].

Harold Wankel, der als Drogenfahnder der DEA Drogen von Informanten, Dealern, Zuhältern und Prostituierten in Detroit kaufte, behauptete, Dubs sei durch sowjetische Schüsse aus dem gegenüberliegenden Bankgebäude getötet worden und in seinem Sessel zusammengesunken gestorben.

Bruce Flatin, politischer Berater der US-Botschaft, stellte jedoch fest, dass die Hälfte von Dubs Körper nass war – als ob er auf dem Boden gelegen hätte, der mit Wasser aus den Heizkörpern bedeckt war, die bei dem Sperrfeuer zerschossen wurden.

Dies deutet darauf hin, dass jemand – wahrscheinlich der Polizeichef Lal Muhammed, der im Dienste Amins und der CIA stand – Dubs nach seiner Ermordung aufhob, ihn auf den Stuhl setzte und den Tatort inszenierte. [15]

Brzezinski behauptete, die Sowjets hätten Dubs‘ Tod gewollt, um ihre Pläne zur Übernahme Afghanistans zu verwirklichen, was als Sprungbrett für die Eroberung des Nahen Ostens dienen sollte. [16]

Die Sowjets kamen jedoch gut mit Dubs aus, weil er kein antisowjetischer Russophobiker wie Brzezinski war. Die Sowjets wollten auch nie in Afghanistan einmarschieren – sie gaben sogar zu Protokoll, dass sie während des Sommers 1979 alles versuchten, um dies zu verhindern.

Die Behauptung, die Sowjets hätten Dubs getötet, weil sie befürchteten, er würde Amin ihrer Kontrolle entziehen, ist irreführend, denn Amin stand nie unter sowjetischer Kontrolle – die Sowjets schmähten ihn und versuchten alles außerhalb des Rahmens einer Invasion Mögliche, um ihn zu ersetzen, einschließlich der Rückkehr des verbannten Königs, um eine neue Regierung zu bilden. [17]

Das frühere Hotel „Kabul“. Adolph Dubs wurde von seinen Entführern hier in Zimmer 117 verschleppt, wo er Stunden später ermordet wurde. (Public Domain)

Wer verschaffte sich einen Vorteil?

Der römische Philosoph Seneca sagte einmal, dass „derjenige, der aus einem Verbrechen einen Vorteil zieht, derjenige ist, der es am ehesten begangen hat“.

Im Falle der Ermordung von Dubs waren die Hauptnutznießer nicht die Sowjets, sondern die Neokonservativen in den Vereinigten Staaten und Europa sowie die CIA, die die amerikanische Niederlage in Vietnam rächen wollten, indem sie die Sowjets in Afghanistan in einen Sumpf zogen.

Fünf Monate nach Dubs‘ Tod ermächtigte Präsident Carter die CIA, den Aufständischen in Afghanistan 695.000 Dollar in bar oder in Form von nichtmilitärischen Gütern zur Verfügung zu stellen – eine Anweisung, die den Grundstein für die bis dahin größte verdeckte Operation in der Geschichte der USA legte.

Zum Zeitpunkt von Dubs‘ Ermordung wollten die Sowjets unbedingt die Beziehungen zu den USA verbessern und sich aus Afghanistan zurückziehen, doch seine Ermordung beendete jede Hoffnung darauf.

Da die Sowjets dafür verantwortlich gemacht wurden, trug der Tod von Dubs auch dazu bei, die öffentliche Unterstützung für eine Wiederbelebung des Kalten Krieges und eine Aufstockung des Militärhaushalts in den späten 1970er und 1980er Jahren zu fördern.

Die CIA, der Safari-Club und Brzezinski

In ihren Memoiren über ihre Erfahrungen als Journalisten in Afghanistan in den 1980er Jahren stellen Paul Fitzgerald und Elizabeth Gould die Theorie auf, dass Brzezinski als Agent der CIA und des Safari-Clubs hinter der Ermordung von Dubs steckte.

Die Autoren vermuten, dass einer von Dubs‘ Entführern ein Agent des Safari-Clubs war, der die anderen in dem Glauben ließ, dass jemand in Zimmer 117 auf sie warten würde, und einen der Entführer schickte, um die US-Botschaft einzuschalten.

Der Safari Club hatte Agenten bei der afghanischen Polizei, die im Hotel waren, welche die Sicherheit für den irakischen Machthaber Saddam Hussein [18] koordinierten und den afghanischen Polizeichef Lal Mohammed – der in den Drogenhandel verwickelt war – hinter den Kulissen berieten.

Nachdem die Anhörungen des Church-Ausschusses und Watergate die Missbräuche der CIA aufgedeckt hatten, war diese in den Untergrund gegangen. Carter war ein Übergangspräsident, und Brzezinski wurde eingebracht, um den Übergang zu managen.

Graf Alexandre de Marenches, Chef des französischen Auslandsgeheimdienstes, war zusammen mit seinem Cousin, dem belgischen Adligen Arnaud de Borchgrave, sowie mit Clark Clifford, dem weisen Mann der Demokratischen Partei und dem CIA-Direktor Richard Helms eine Schlüsselfigur bei der Gründung des Safari Clubs – benannt nach einem Jagdressort in Kenia.

Der Safari Club fungierte als inoffizielle verdeckte Eingreiftruppe mit Wurzeln im alten europäischen Adel, deren Hauptzweck darin bestand, die sowjetische Macht zurückzudrängen und linksgerichtete Regierungen in der ganzen Welt zu stürzen.

Gould und Fitzgerald schreiben, dass „der Safari Club im Jahre 1976 zur wahren CIA geworden war, die im Geheimen von Saudi-Arabien über die Bank of Commerce and Credit International (BCCI) finanziert und von der US-Botschaft in Teheran aus geleitet wurde. Afghanistan wiederum bot der BCCI die Möglichkeit, das lukrative Heroingeschäft von Südostasien an die pakistanisch-afghanische Grenze zu verlagern“, wo es zur Finanzierung des verdeckten Krieges gegen die Sowjetunion eingesetzt wurde. [19]

Dubs musste getötet werden, weil er im Rahmen eines UN-Untersuchungsausschusses den Drogenhandel unter die Lupe nahm und eine sowjetische Invasion in Afghanistan verhindert hätte. Diese war aber notwendig, um die Wiederbelebung des Wettrüstens im Kalten Krieg, sowie das nukleare Wettrüsten zu rechtfertigen.

Dubs störte außerdem die Pläne des Safari-Clubs, Gulbuddin Hekmatyar nach Kabul zu bringen und Afghanistan als Basis für die religiöse und wirtschaftliche Expansion Saudi-Arabiens nach Zentralasien zu etablieren, wo sich lukrative Öl- und Gasfelder befanden. [20]

Foto der getöteten Entführer vom 15. Februar 1979 (Public Domain)

Den Lauf der Geschichte ändern

Die Ermordung von Dubs legte den Grundstein für das mehr als 40 Jahre andauernde amerikanische Engagement in Afghanistan, welches das Land verwüstet hat. Wäre es ihm gelungen, Amin in die Umlaufbahn der USA zu ziehen und eine sowjetische Invasion zu verhindern, hätte in den 1980er Jahren Frieden in Afghanistan geherrscht, und unter der PDPA-Regierung wären Fortschritte erzielt worden. Die Taliban wären nie an die Macht gekommen, Osama bin Laden wäre nie nach Afghanistan gegangen, und die USA wären nie einmarschiert.

Eine neue Ära friedlicher amerikanisch-sowjetischer Beziehungen hätte sich auch auf die Welt nach dem Kalten Krieg erstrecken können. Leider hatten die dunklen Mächte des „tiefen Staates“ ihre eigenen Pläne, die den Lauf der Geschichte veränderten – überwiegend zum Schlechten.

Quellen:

[1] Paul Fitzgerald and Elizabeth Gould, The Valediction: Three Nights of Desmond (Walterville, OR: Trine Day, 2021), 98, 99.
[2] Washington Monthly, Kai Bird, „How Jimmy Carter Started America’s Afghanistan Folly“, am 1.9.2021,<https://washingtonmonthly.com/2021/09/01/how-jimmy-carter-started-americas-afghanistan-folly/>
[3] Fitzgerald and Gould, The Valediction,195. Many Afghans considered the PDPA the best government Afghanistan has ever had.
[4] Fitzgerald and Gould, The Valediction,196.
[5] Fitzgerald and Gould, The Valediction, 141.
[6] Fitzgerald and Gould, The Valediction; Arthur Kent, Murder in Room 117: Solving the Cold Case That Led to America’s Longest War (Los Angeles, CA: Skywriter Communications, 2021), 17, 18. Dubs had fought in the Battle of Leyte in the Philippines and afterwards had wanted to become a Minister though chose a career in the foreign service after being educated at Georgetown University, Harvard and Washington University His daughter Lindsey stated that Dubs had felt that “before becoming indignant about situations in other countries. I would like to see us getting our point across by becoming a model other societies would consider worthy of emulation.
[7] John Helmer, „THE TWO SATANS OF AFGHANISTAN – AND JIMMY CARTER’S LIPS ARE SEALED“, am 5.9.2021, <http://johnhelmer.net/the-two-satans-of-afghanistan-and-jimmy-carters-lips-are-sealed/>
[8] Fitzgerald and Gould, The Valediction,100.
[9] Fitzgerald and Gould, The Valediction, 101.
[10] Fitzgerald and Gould, The Valediction, 118, 163. The CIA supplied the Tajiks with cash payouts under the cover of drug enforcement. The Tajik Maoists hated Amin because his drug police were shutting them down and scooping up the profits.
[11] Fitzgerald and Gould, The Valediction, 126-129.
[12] The Washington Post, Jim Hoagl, „Soviet Role Alleged in Dubs’ Death“, am 22.2.1979, <https://www.washingtonpost.com/archive/politics/1979/02/22/soviet-role-alleged-in-dubs-death/91ad18fb-b27a-4329-9212-2a5fa1ac41d2/?utm_term=.a6386cb38b39>
[13] Kent, Murder in Room 117, 183, 210, 211. An independent forensics ballistics expert cast doubt on whether the PSM could have been the murder weapon.
[14] Global Geneva, Edward Girardet, „Murder in Room 117: How the assassination of one of America’s top diplomats helped ignite Afghanistan’s war.“, am 23.4.2021, <https://www.global-geneva.com/murder-in-room-117-how-the-assassination-of-one-of-americas-top-diplomats-helped-ignite-afghanistans-war/>
[15] Flatin suspected that the Afghan police, not the Soviets, killed Dubs.
[16] Fitzgerald and Gould, The Valediction, 99.
[17] Fitzgerald and Gould, The Valediction, 131.
[18] Hussein had been recruited into the Safari Club’s orbit with the demise of the Shah and SAVAK during the 1979 Iranian revolution. Only later did the deep state turn against Saddam when his regional designs were too great.
[19] Fitzgerald and Gould, The Valediction, 148.
[20] Fitzgerald and Gould, The Valediction, 165.

Die Ermordung des US-Botschafters Adolph Dubs 1979 in Afghanistan:

Der Grundstein für Amerikas längsten Krieg

Neue Beweise bringen Zbigniew Brzezinski, die CIA und europäische Faschisten, die den Safari Club gegründet haben, mit dem Verbrechen in Verbindung. Dubs hatte versucht, die sowjetische und US-amerikanische Intervention in Afghanistan zu verhindern, was ihn zur Zielscheibe der Neokonservativen machte.

Von Published On: 4. Juni 2022Kategorien: Geopolitik, Gesellschaft & Geschichte

Dieser Text wurde zuerst am 29.10.2021 auf www.covertactionmagazine.com unter der URL <https://covertactionmagazine.com/2021/10/29/1979-assassination-of-u-s-ambassador-to-afghanistan-adolph-dubs-set-groundwork-for-americas-longest-war/> veröffentlicht. Lizenz: Jeremy Kuzmarov, CovertAction Magazine, CC BY-NC-ND 4.0

Adolph „Spike“ Dubs, Botschafter der Vereinigten Staaten in Afghanistan vom 13. Mai 1978, bis zu seinem Tod 1979
(Lizenz: Wikimedia Commons)

Elizabeth Gould: „Carter sollte die Entspannungspolitik und das SALT-Abkommen [Abkommen über die strategische Rüstungskontrolle] fortführen, nicht einen neuen Kalten Krieg beginnen. Fachleute witzeln, er soll so unschuldig und rein sein, dass er noch nicht mal den Weg zur Toilette findet – holt dann aber einen bekannten Russenhasser (Brzezinski) ins Weiße Haus? Dann gibt er ihm die Macht, jede Entscheidung auf höchster Ebene zu treffen, und niemand merkt es? Das ist machiavellistisch.“ „Aber selbst Machiavelli braucht ein Opfer, damit der Plan funktioniert – und da kommt Afghanistan ins Spiel“, wirft Paul Fitzgerald ein. Elizabeth antwortet: „Sie brauchten ein Opfer. Aber sie brauchten jemanden, der dafür eine Falle aufstellt – und da kommt Adolph Dubs ins Spiel.“ [1]

Als ältester lebender Präsident Amerikas wird Jimmy Carter für seine bodenständige und volkstümliche Art und für seine vielen prinzipientreuen Stellungnahmen zu politischen Themen verehrt.

Während seiner Präsidentschaft in den späten 1970er Jahren war es jedoch Carter, der die Vereinigten Staaten in ihren längsten Krieg in Afghanistan verwickelte, indem er islamische Fundamentalisten bewaffnete [2]. Ziel der Vereinigten Staaten war es, die sozialistische Regierung Afghanistans, die 1978 durch eine Revolution an die Macht kam, zu stürzen und eine sowjetische Invasion Afghanistans herbeizuführen, um den Sowjets ihr Vietnam zu bescheren.

Der führende Kopf von Carters Nahostpolitik war Zbigniew Brzezinski, ein Nachkomme des polnischen Adels mit stark russophoben Ansichten.

Brzezinski hatte als Mitglied der Trilateralen Kommission, einer von Rockefeller finanzierten Gruppe, deren Ziel es war, die Hegemonie der USA nach dem Vietnamkrieg wiederherzustellen und die Bewegung der 1960er Jahre zu untergraben, dazu beigetragen, Carter zum Präsidenten zu machen.

Brzezinski war mit dem Team B des Pentagons verbündet, das von Neokonservativen angeführt wurde, die für ein massives Remilitarisierungs-Programm als Gegengewicht zur Sowjetunion eintraten. Brzezinski stand auch in Verbindung mit dem Safari Club, einer Schatten-CIA, die von Mitgliedern des alten europäischen Adels und der saudischen Königsfamilie unterstützt wurde und verdeckte Operationen gegen linke Gruppen durchführte, die durch den Drogenhandel finanziert wurden.

Afghanistan war für die Pläne der globalen Rechten von entscheidender Bedeutung, da es die Möglichkeit bot, der Sowjetunion einen Schlag zu versetzen und den verlorenen Krieg in Vietnam zu rächen.

Aber es gab einen Mann, der ihnen im Weg stand – Adolph Dubs, der US-Botschafter in Afghanistan – weshalb dieser getötet werden musste.

US-Präsident Jimmy Carter
(Lizenz: Wikimedia Commons)

PDPA-Coup

1978 putschte die mit der Sowjetunion verbündete Demokratische Volkspartei Afghanistans (People‘s Democratic Party of Afghanistan, PDPA; Anm. d. Red.), eine marxistische politische Partei, gegen Mohammed Daoud, den afghanischen Herrscher, der 1973 die Monarchie gestürzt hatte.

Daoud wurde zusammen mit dem größten Teil seiner Familie von PDPA-Offizieren in der so genannten Saur-Revolution in Afghanistan getötet. Ihre Anführer betrachteten sie als eine nationale demokratische Revolution. [3]

Brzezinski und die CIA warnten zu dieser Zeit vor einem sowjetischen Masterplan zur Übernahme der Ölfelder im Nahen Osten, wobei Afghanistan als Sprungbrett dienen sollte.

Außenminister Cyrus Vance wies Brzezinskis Behauptung als Hirngespinst des Kalten Krieges zurück, und die Geheimdienstabteilung des Außenministeriums fand keine Beweise für eine sowjetische Beteiligung am Putsch der PDPA von 1978.

Obwohl die PDPA auch eine repressive Seite hatte, gilt sie als die beste Regierung in der Geschichte Afghanistans. Sie konzentrierte sich auf den Aufbau der afghanischen Infrastruktur, die Bereitstellung von Bildung und Gesundheitsversorgung für die Massen und die Förderung der Rechte der Frauen.

Die Revolution wurde auf Schritt und Tritt von religiösen Fundamentalisten bekämpft, die von der CIA unterstützt wurden. Diese wollten Afghanistan in das Mittelalter zurückversetzen und zeigten eine Vorliebe dafür, Moscheen, Krankenhäuser und Schulen anzuzünden. [4]

Die Lieblinge der CIA, Gulbuddin Hekmatyar und Ahmad Shah Massoud, finanzierten ihre Terrormilizen durch den Heroinhandel und warfen Frauen, die keinen Schleier trugen, Säure ins Gesicht.

Brzezinski beauftragte die Chinesen mit der Ausbildung von Hekmatyars Rebellen in der Provinz Xinjiang.

Wie aus freigegebenen Regierungsdokumenten hervorgeht, versuchte er auch, einen Machtkampf innerhalb der PDPA zu provozieren, um Afghanistan zu destabilisieren.

Diese Strategie trug Früchte, als Hafizullah Amin, ein Hauptorganisator der Saur-Revolution, welcher an der Universität von Wisconsin studiert hatte, Nur Muhammad Taraki die Macht entriss und viele seiner politischen Rivalen hinrichten ließ.

Amin gehörte dem Ghilzai-Clan an – demselben Clan wie Hekmatyar – und wollte die rivalisierende Durrani-Familie auslöschen. [5] Die Sowjets glaubten, dass Amin auf der Gehaltsliste der CIA stand.

Konflikt mit dem tiefen Staat

Dubs, der den Spitznamen „Spike“ erhielt, trat sein Amt als Botschafter in Afghanistan im Mai 1978 an.

Als Befürworter von Nixons Entspannungspolitik und Gegner von Brzezinskis antisowjetischen Plänen war er ein Sowjet-Experte, der von 1973-74 als diplomatischer Geschäftsträger in der US-Botschaft in Moskau tätig war. Der aus Chicago stammende Dubs war durch seinen Dienst im Pazifikkrieg davon überzeugt, dass das Streben nach Frieden das höchste Ziel der Menschheit sei. [6]

Laut Selig Harrison, ehemaliger Reporter der Washington Post, bestand Dubs‘ Aufgabe als Botschafter darin, multinationale und UN-Bemühungen zur Kontrolle der Drogenproduktion und des Drogenhandels in Afghanistan zu koordinieren, eine enge persönliche Beziehung zu Amin aufzubauen und ihn von der Sowjetunion zu lösen – ihn zu einer Art Tito [von Jugoslawien] zu machen, der bündnisfrei war.

Die beiden letztgenannten Ziele brachten ihn in Konflikt mit Brzezinski, Team B und dem Safari Club, der die Kontrolle über den Drogenhandel in Afghanistan nutzte, um die Kampagne zum Sturz der PDPA zu finanzieren und der Sowjetmacht einen Schlag zu versetzen.

Während seiner Amtszeit als Botschafter traf Dubs 14 Mal heimlich mit Amin zusammen. Er wollte sich eine Hintertür für den amerikanischen Einfluss bei ihm offen halten, ohne sowjetische Gegenmaßnahmen auszulösen [7].

Dubs wusste, dass Brzezinski die Treffen nicht billigte, denn dieser hatte seit Januar 1977 eine verdeckte Operation zur Untergrabung der afghanischen Regierung durchgeführt. Er wollte religiöse Fundamentalisten an der Macht haben – keine afghanischen Nationalisten – und Dubs vermasselte diese Strategie. [8]

Als Dubs sich beschwerte, hinderte Brzezinski Außenminister Cyrus Vance daran, etwas zu unternehmen. Stattdessen schickte er „seinen Mann“, Thomas P. Thornton vom Nationalen Sicherheitsrat, um Dubs zu sagen, er solle aufhören. [9]

Zbigniew Brzezinski (Lizenz: CC)

Ermordung

Am Morgen des 14. Februar 1979 hielt ein Entführer, der sich als Polizeibeamter ausgab, Dubs‘ schwarzes Oldsmobile an, als er auf dem Weg zur US-Botschaft war.

Dubs‘ Entführer brachten ihn in die Innenstadt zum Hotel Kabul, dem heutigen Serena-Hotel, und forderten von der afghanischen Regierung die Freilassung eines Rebellenführers, nicht aber von den Amerikanern oder Sowjets.

Die US-Botschaft berichtete, dass es sich bei den Männern um tadschikische Maoisten handelte, welche die CIA als Hintertür nach Peking rekrutiert hatte und weil sie die dominierenden paschtunischen Machthaber in Afghanistan verachteten. [10]

Der CIA-Beamte Warren Marik und der Attaché der Drug Enforcement Agency (DEA), Harold „Doug“ Wankel, die gegen Mittag eintrafen, beobachteten drei afghanische Polizisten mit automatischen Gewehren auf dem Balkon des Bankgebäudes auf der anderen Straßenseite.

Nachdem die afghanischen Streitkräfte Zimmer 117 gestürmt hatten, in dem Dubs gefangen gehalten wurde, erhielt dieser tödliche Schüsse in Kopf und Brust.

Die Entführer – Sündenböcke in einem größeren Komplott – wurden ebenfalls getötet, einer davon außerhalb des Hotels.

Der US-Sicherheitsoffizier übermittelte über Funk, dass die Afghanen angewiesen worden waren, den Raum nicht zu stürmen, dass sie aber auf Anweisung eines anderen handelten. [11]

Als Wankel, Marik und ein dritter Botschaftsmitarbeiter später am Tag zu Zimmer 117 zurückkehrten, beobachteten sie einen fremden Mann, der das Zimmer untersuchte, und stellten fest, dass der Tatort gesäubert und alle Beweise entfernt worden waren.

Die Sowjets werden beschuldigt

1980 veröffentlichte das Außenministerium einen Bericht über seine einjährige Untersuchung von Dubs‘ Tod, in dem es den afghanischen Behörden und den sie unterstützenden sowjetischen Beratern die Schuld zuschrieb – obwohl der Bericht mehr Fragen als Antworten aufwarf und nicht schlüssig war.

Das Außenministerium erklärte, dass mindestens drei sowjetische Berater eine „operative Rolle“ bei der Erstürmung des Hotels gespielt hätten. [12]

Chuck Boles, der Sicherheitsbeauftragte der US-Botschaft, sah, wie ein hochgewachsener KGB-Mitarbeiter einem afghanischen Polizeibeamten eine PSM-Pistole überreichte, von dem er glaubt, dass er die Tötung durchgeführt hat – obwohl die Kopfwunden von Dubs nicht mit denen einer aus nächster Nähe abgefeuerten PSM-Pistole übereinstimmen. [13]

Moskau räumte ein, dass seine Berater anwesend waren, sagte aber, sie hätten keinen Einfluss auf die afghanische Entscheidung gehabt, das Hotelzimmer zu stürmen. Der russische Oberstleutnant Sergej Gawrilowitsch Bachturin bestand darauf, dass Dubs gerettet worden wäre, wenn sowjetische Spezialkräfte die Operation geleitet hätten [14].

Harold Wankel, der als Drogenfahnder der DEA Drogen von Informanten, Dealern, Zuhältern und Prostituierten in Detroit kaufte, behauptete, Dubs sei durch sowjetische Schüsse aus dem gegenüberliegenden Bankgebäude getötet worden und in seinem Sessel zusammengesunken gestorben.

Bruce Flatin, politischer Berater der US-Botschaft, stellte jedoch fest, dass die Hälfte von Dubs Körper nass war – als ob er auf dem Boden gelegen hätte, der mit Wasser aus den Heizkörpern bedeckt war, die bei dem Sperrfeuer zerschossen wurden.

Dies deutet darauf hin, dass jemand – wahrscheinlich der Polizeichef Lal Muhammed, der im Dienste Amins und der CIA stand – Dubs nach seiner Ermordung aufhob, ihn auf den Stuhl setzte und den Tatort inszenierte. [15]

Brzezinski behauptete, die Sowjets hätten Dubs‘ Tod gewollt, um ihre Pläne zur Übernahme Afghanistans zu verwirklichen, was als Sprungbrett für die Eroberung des Nahen Ostens dienen sollte. [16]

Die Sowjets kamen jedoch gut mit Dubs aus, weil er kein antisowjetischer Russophobiker wie Brzezinski war. Die Sowjets wollten auch nie in Afghanistan einmarschieren – sie gaben sogar zu Protokoll, dass sie während des Sommers 1979 alles versuchten, um dies zu verhindern.

Die Behauptung, die Sowjets hätten Dubs getötet, weil sie befürchteten, er würde Amin ihrer Kontrolle entziehen, ist irreführend, denn Amin stand nie unter sowjetischer Kontrolle – die Sowjets schmähten ihn und versuchten alles außerhalb des Rahmens einer Invasion Mögliche, um ihn zu ersetzen, einschließlich der Rückkehr des verbannten Königs, um eine neue Regierung zu bilden. [17]

Das frühere Hotel „Kabul“. Adolph Dubs wurde von seinen Entführern hier in Zimmer 117 verschleppt, wo er Stunden später ermordet wurde. (Public Domain)

Wer verschaffte sich einen Vorteil?

Der römische Philosoph Seneca sagte einmal, dass „derjenige, der aus einem Verbrechen einen Vorteil zieht, derjenige ist, der es am ehesten begangen hat“.

Im Falle der Ermordung von Dubs waren die Hauptnutznießer nicht die Sowjets, sondern die Neokonservativen in den Vereinigten Staaten und Europa sowie die CIA, die die amerikanische Niederlage in Vietnam rächen wollten, indem sie die Sowjets in Afghanistan in einen Sumpf zogen.

Fünf Monate nach Dubs‘ Tod ermächtigte Präsident Carter die CIA, den Aufständischen in Afghanistan 695.000 Dollar in bar oder in Form von nichtmilitärischen Gütern zur Verfügung zu stellen – eine Anweisung, die den Grundstein für die bis dahin größte verdeckte Operation in der Geschichte der USA legte.

Zum Zeitpunkt von Dubs‘ Ermordung wollten die Sowjets unbedingt die Beziehungen zu den USA verbessern und sich aus Afghanistan zurückziehen, doch seine Ermordung beendete jede Hoffnung darauf.

Da die Sowjets dafür verantwortlich gemacht wurden, trug der Tod von Dubs auch dazu bei, die öffentliche Unterstützung für eine Wiederbelebung des Kalten Krieges und eine Aufstockung des Militärhaushalts in den späten 1970er und 1980er Jahren zu fördern.

Die CIA, der Safari-Club und Brzezinski

In ihren Memoiren über ihre Erfahrungen als Journalisten in Afghanistan in den 1980er Jahren stellen Paul Fitzgerald und Elizabeth Gould die Theorie auf, dass Brzezinski als Agent der CIA und des Safari-Clubs hinter der Ermordung von Dubs steckte.

Die Autoren vermuten, dass einer von Dubs‘ Entführern ein Agent des Safari-Clubs war, der die anderen in dem Glauben ließ, dass jemand in Zimmer 117 auf sie warten würde, und einen der Entführer schickte, um die US-Botschaft einzuschalten.

Der Safari Club hatte Agenten bei der afghanischen Polizei, die im Hotel waren, welche die Sicherheit für den irakischen Machthaber Saddam Hussein [18] koordinierten und den afghanischen Polizeichef Lal Mohammed – der in den Drogenhandel verwickelt war – hinter den Kulissen berieten.

Nachdem die Anhörungen des Church-Ausschusses und Watergate die Missbräuche der CIA aufgedeckt hatten, war diese in den Untergrund gegangen. Carter war ein Übergangspräsident, und Brzezinski wurde eingebracht, um den Übergang zu managen.

Graf Alexandre de Marenches, Chef des französischen Auslandsgeheimdienstes, war zusammen mit seinem Cousin, dem belgischen Adligen Arnaud de Borchgrave, sowie mit Clark Clifford, dem weisen Mann der Demokratischen Partei und dem CIA-Direktor Richard Helms eine Schlüsselfigur bei der Gründung des Safari Clubs – benannt nach einem Jagdressort in Kenia.

Der Safari Club fungierte als inoffizielle verdeckte Eingreiftruppe mit Wurzeln im alten europäischen Adel, deren Hauptzweck darin bestand, die sowjetische Macht zurückzudrängen und linksgerichtete Regierungen in der ganzen Welt zu stürzen.

Gould und Fitzgerald schreiben, dass „der Safari Club im Jahre 1976 zur wahren CIA geworden war, die im Geheimen von Saudi-Arabien über die Bank of Commerce and Credit International (BCCI) finanziert und von der US-Botschaft in Teheran aus geleitet wurde. Afghanistan wiederum bot der BCCI die Möglichkeit, das lukrative Heroingeschäft von Südostasien an die pakistanisch-afghanische Grenze zu verlagern“, wo es zur Finanzierung des verdeckten Krieges gegen die Sowjetunion eingesetzt wurde. [19]

Dubs musste getötet werden, weil er im Rahmen eines UN-Untersuchungsausschusses den Drogenhandel unter die Lupe nahm und eine sowjetische Invasion in Afghanistan verhindert hätte. Diese war aber notwendig, um die Wiederbelebung des Wettrüstens im Kalten Krieg, sowie das nukleare Wettrüsten zu rechtfertigen.

Dubs störte außerdem die Pläne des Safari-Clubs, Gulbuddin Hekmatyar nach Kabul zu bringen und Afghanistan als Basis für die religiöse und wirtschaftliche Expansion Saudi-Arabiens nach Zentralasien zu etablieren, wo sich lukrative Öl- und Gasfelder befanden. [20]

Foto der getöteten Entführer vom 15. Februar 1979 (Public Domain)

Den Lauf der Geschichte ändern

Die Ermordung von Dubs legte den Grundstein für das mehr als 40 Jahre andauernde amerikanische Engagement in Afghanistan, welches das Land verwüstet hat. Wäre es ihm gelungen, Amin in die Umlaufbahn der USA zu ziehen und eine sowjetische Invasion zu verhindern, hätte in den 1980er Jahren Frieden in Afghanistan geherrscht, und unter der PDPA-Regierung wären Fortschritte erzielt worden. Die Taliban wären nie an die Macht gekommen, Osama bin Laden wäre nie nach Afghanistan gegangen, und die USA wären nie einmarschiert.

Eine neue Ära friedlicher amerikanisch-sowjetischer Beziehungen hätte sich auch auf die Welt nach dem Kalten Krieg erstrecken können. Leider hatten die dunklen Mächte des „tiefen Staates“ ihre eigenen Pläne, die den Lauf der Geschichte veränderten – überwiegend zum Schlechten.

Quellen:

[1] Paul Fitzgerald and Elizabeth Gould, The Valediction: Three Nights of Desmond (Walterville, OR: Trine Day, 2021), 98, 99.
[2] Washington Monthly, Kai Bird, „How Jimmy Carter Started America’s Afghanistan Folly“, am 1.9.2021,<https://washingtonmonthly.com/2021/09/01/how-jimmy-carter-started-americas-afghanistan-folly/>
[3] Fitzgerald and Gould, The Valediction,195. Many Afghans considered the PDPA the best government Afghanistan has ever had.
[4] Fitzgerald and Gould, The Valediction,196.
[5] Fitzgerald and Gould, The Valediction, 141.
[6] Fitzgerald and Gould, The Valediction; Arthur Kent, Murder in Room 117: Solving the Cold Case That Led to America’s Longest War (Los Angeles, CA: Skywriter Communications, 2021), 17, 18. Dubs had fought in the Battle of Leyte in the Philippines and afterwards had wanted to become a Minister though chose a career in the foreign service after being educated at Georgetown University, Harvard and Washington University His daughter Lindsey stated that Dubs had felt that “before becoming indignant about situations in other countries. I would like to see us getting our point across by becoming a model other societies would consider worthy of emulation.
[7] John Helmer, „THE TWO SATANS OF AFGHANISTAN – AND JIMMY CARTER’S LIPS ARE SEALED“, am 5.9.2021, <http://johnhelmer.net/the-two-satans-of-afghanistan-and-jimmy-carters-lips-are-sealed/>
[8] Fitzgerald and Gould, The Valediction,100.
[9] Fitzgerald and Gould, The Valediction, 101.
[10] Fitzgerald and Gould, The Valediction, 118, 163. The CIA supplied the Tajiks with cash payouts under the cover of drug enforcement. The Tajik Maoists hated Amin because his drug police were shutting them down and scooping up the profits.
[11] Fitzgerald and Gould, The Valediction, 126-129.
[12] The Washington Post, Jim Hoagl, „Soviet Role Alleged in Dubs’ Death“, am 22.2.1979, <https://www.washingtonpost.com/archive/politics/1979/02/22/soviet-role-alleged-in-dubs-death/91ad18fb-b27a-4329-9212-2a5fa1ac41d2/?utm_term=.a6386cb38b39>
[13] Kent, Murder in Room 117, 183, 210, 211. An independent forensics ballistics expert cast doubt on whether the PSM could have been the murder weapon.
[14] Global Geneva, Edward Girardet, „Murder in Room 117: How the assassination of one of America’s top diplomats helped ignite Afghanistan’s war.“, am 23.4.2021, <https://www.global-geneva.com/murder-in-room-117-how-the-assassination-of-one-of-americas-top-diplomats-helped-ignite-afghanistans-war/>
[15] Flatin suspected that the Afghan police, not the Soviets, killed Dubs.
[16] Fitzgerald and Gould, The Valediction, 99.
[17] Fitzgerald and Gould, The Valediction, 131.
[18] Hussein had been recruited into the Safari Club’s orbit with the demise of the Shah and SAVAK during the 1979 Iranian revolution. Only later did the deep state turn against Saddam when his regional designs were too great.
[19] Fitzgerald and Gould, The Valediction, 148.
[20] Fitzgerald and Gould, The Valediction, 165.