Symbolbild (John Brennan – Director of the CIA) (Bild: DonkeyHotey, Flickr, hochgeladen am 12.12.2014, CC BY 2.0 Deed)
Der CIA-Schattenkrieg gegen Russland seit 2014
Die Washington Post lüftet den Schleier über den Schattenkrieg, den die CIA seit 2014 gegen Russland führt.
Dieser Text wurde zuerst am 01.11.2023 auf www.covertactionmagazine.com unter der URL <https://covertactionmagazine.com/2023/11/01/washington-post-lifts-the-veil-on-cias-shadow-war-against-russia-waged-since-2014/> veröffentlicht. Lizenz: Jeremy Kuzmarov, CovertAction Magazine, CC BY-NC-ND 4.0
Im August 2022 versteckten Agenten des ukrainischen Sicherheitsdienstes (SBU) Sprengstoff in einem Auto, das von einer Frau und ihrer zwölfjährigen Tochter gefahren wurde. Dieser befand sich in einer Kiste, die für eine Katze bestimmt war. Nachdem das Auto die russische Grenze passiert hatte, platzierte der SBU die Bombe im Geländewagen der russischen Journalistin Darja Dugina, der Tochter des bekannten Philosophen Alexander Dugin, die dadurch tragisch ums Leben kam. [1]
Laut einem neuen Exposé in der Washington Post [2], das auf Interviews mit mehr als zwei Dutzend ukrainischen und US-amerikanischen Geheimdienstmitarbeitern beruht, war der Bombenangriff auf Dugina Teil des „tobenden Schattenkrieges“, in dem die ukrainischen Spionagedienste bereits zweimal die Brücke bombardierten, die Russland mit der besetzten Krim verbindet; Drohnen auf das Dach des Kremls gelenkt; sowie Löcher in die Rümpfe russischer Marineschiffe im Schwarzen Meer gesprengt haben. [3]
Die wichtigste Behörde, die an diesem Schattenkrieg beteiligt ist, – Sie werden es erraten haben – ist die Central Intelligence Agency (CIA), die laut The Post die SBU-Kommandoeinheiten, die an den wichtigsten Operationen beteiligt waren, ausgebildet und ausgerüstet hat.
Beamten zufolge hat die CIA seit 2015 Dutzende Millionen Dollar ausgegeben, um die sowjetisch geprägten Nachrichtendienste der Ukraine in schlagkräftige Verbündete gegen Moskau zu verwandeln.
Die Agency hat der Ukraine fortschrittliche Überwachungssysteme zur Verfügung gestellt, Rekruten an Standorten in der Ukraine und in den USA ausgebildet, neue Hauptquartiere für Abteilungen des ukrainischen militärischen Nachrichtendienstes gebaut, eine bedeutende Präsenz in Kiew aufrechterhalten und Informationen in einem Ausmaß weitergegeben, das zuvor unvorstellbar gewesen wäre.
Diese Enthüllungen sind nicht besonders überraschend, wenn man bedenkt, was bereits enthüllt wurde. Wassili Prozorow – ein ehemaliger SBU-Offizier, der nach Russland übergelaufen ist, – sagte öffentlich, dass der SBU seit 2014 von der CIA beraten wurde [4] und dass CIA-Mitarbeiter in die SBU-Zentrale gekommen sind, um geheime Operationen zu planen.
Glaubhafte Abstreitbarkeit und die Geburt eines neuen Mossad
Der SBU und sein militärisches Pendant, die GUR [5], haben im Rahmen des Schattenkrieges Dutzende von Attentaten verübt, unter anderem auf russische Beamte in den besetzten Gebieten, angebliche ukrainische Kollaborateure, Militäroffiziere hinter der Front und prominente Kriegsbefürworter tief in Russland. Zu den Ermordeten gehört auch ein Blogger in einem Café in St. Petersburg. [6]
Ein ehemaliger CIA-Beamter wurde in der Post mit den Worten zitiert:
„Wir erleben die Geburt einer Reihe von Geheimdiensten, die mit dem Mossad [dem israelischen Geheimdienst, der für seine Attentate bekannt ist,] in den 1970er Jahren vergleichbar sind.“
Ein anderer Beamter des US-Geheimdienstes betonte die operativen Beschränkungen der USA und erklärte, der Schwerpunkt liege „eher auf sicherer Kommunikation und Spionagetechnik“ und der Suche nach neuen Informationsquellen innerhalb Russlands, „als auf der Frage, wie man einen Bürgermeister in die Luft jagt‘. Ich hatte nie den Eindruck, dass wir so sehr in die Planung ihrer Operationen involviert waren“.
Letztere Äußerungen können als eine Form der glaubhaften Abstreitbarkeit angesehen werden, bei der sich die USA und die CIA von den von ihnen begangenen Gräueltaten distanzieren, indem sie sie ihren Stellvertretern anlasten.
Die Post ist allgemein als Plattform für „kontrollierte Leaks“ bekannt.
Oleh Zarjow, Mitglied des ukrainischen Parlaments von 2002 bis 2014, sagte, dass der Versuch der USA, sich von dem Autobombenanschlag auf Dugina und anderen Terroranschlägen zu distanzieren, unaufrichtig sei [7]. Er gab an, dass die CIA und der britische MI6 den Staatsstreich in Kiew im Jahr 2014 leiteten, und erwähnte, dass er die Beamten in Kiew namentlich nennen könne, die vom US-Geheimdienst bezahlt wurden [8]. [9]
Parallelen zum Phoenix-Programm der CIA in Vietnam – mit einer neuen Wendung
Das CovertAction Magazine hat bereits über eine historische Parallele zum Phönix-Programm der CIA in Vietnam berichtet [10], bei dem sich die CIA ebenfalls auf eine glaubhafte Abstreitbarkeit berief. Die terroristischen Handlungen – die in dem Versuch begangen wurden, zivile Beamte zu „neutralisieren“, welche die Nationale Befreiungsfront (NLF) unterstützten – wurden den stellvertretenden Streitkräften, den für ihre Brutalität bekannten, vietnamesischen „Provincial Reconnaissance Units“ (PRUs) angelastet. [11]
Die CIA stattete die PRUs, die unter Phoenix arbeiteten – wie ihre heutigen ukrainischen Kollegen –, mit moderner Polizeitechnologie aus, schulte sie in nachrichtendienstlichen Informationssammlungs- und Verhörtechniken und richtete computergestützte Datenbanken mit Subversiven ein, die zur Liquidierung vorgesehen waren. [12]
Die CIA bestreitet zwar, dass sie direkt an Tötungsaktionen beteiligt ist. Aber sie tut dasselbe wie unter Phoenix, indem sie ukrainischen Geheimdienstmitarbeitern hilft, Informationen zusammenzutragen und zu organisieren und Schwarze Listen zu erstellen. Und sie gibt möglicherweise direkte Befehle.
Zivile Beamte, die als russische Kollaborateure oder Propagandisten gelten, stehen auf den Schwarzen Listen. Neu ist, dass die CIA und der SBU die Todeslisten auf der Website „Myrotvorets“ [13] öffentlich zugänglich gemacht haben, die nach eigenen Angaben von Langley aus betrieben wird.
„Unser kleines Baby“
Die engen Beziehungen der CIA zum SBU intensivierten sich unmittelbar nach dem Putsch auf dem Maidan im Februar 2014, der zum Sturz des pro-russischen Führers Viktor Janukowitsch führte und ein pro-westliches Regime unter der Führung von Petro Poroschenko und später Wladimir Selenskyj ermächtigte.
Danach arbeitete die CIA mit dem SBU zusammen, um einen neuen Geheimdienst zu gründen, der sich auf Operationen mit „aktiven Maßnahmen“ gegen Russland konzentrieren sollte, dessen Regierung die USA beseitigen wollte.
Die Ausbildungsstätten befanden sich außerhalb von Kiew, wo handverlesene Rekruten von CIA-Mitarbeitern unterrichtet wurden. Der Plan war, Einheiten zu bilden, die „hinter der Frontlinie operieren und als verdeckte Gruppen arbeiten können“, so ein ukrainischer Beamter, der an den Bemühungen beteiligt war.
Die Agency stellte sichere Kommunikationsmittel und Abhörausrüstung zur Verfügung, die es der Ukraine ermöglichten, russische Telefongespräche abzuhören und E-Mails mitzulesen. Sie lieferte auch Verkleidungen und Uniformen der Separatisten, die es den Agenten erleichterten, in die besetzten Städte einzudringen.
Die ersten Missionen konzentrierten sich auf die Rekrutierung von Informanten unter Russlands Stellvertreterkräften, sowie auf Cyber- und elektronische Abhörmaßnahmen. Der SBU begann auch mit Sabotageaktionen und Missionen zur Festnahme von Separatisten-Führern und ukrainischen Kollaborateuren, von denen einige in geheime Haftanstalten gebracht wurden.
In einem Zeitraum von drei Jahren wurden mindestens ein halbes Dutzend russische Agenten, hochrangige Separatisten-Kommandeure oder Kollaborateure bei Gewalttaten getötet, die oft auf interne Abrechnungen zurückgeführt wurden, laut ukrainischen Beamten aber in Wirklichkeit das Werk des SBU waren.
2016 wurde Jewgeni Schilin, der Anführer einer pro-russischen Gruppe in der Ostukraine – dessen Volk seit dem Maidan-Putsch von ukrainischen Bombenangriffen und Gräueltaten bedrängt wurde und Schutz bei Russland suchte –, in einem Moskauer Restaurant erschossen.
Die CIA investierte Millionen von Dollar in den Aufbau der GUR, einer kleineren und flexibleren Organisation, die weniger ehemalige KGB-Agenten hatte als der SBU. Ein ehemaliger US-Geheimdienstmitarbeiter sagte: „Die GUR war unser kleines Baby. Wir haben sie mit neuer Ausrüstung und Ausbildung ausgestattet.“
An Standorten in der Ukraine und später in den USA wurden GUR-Agenten in Fertigkeiten ausgebildet, die von geheimen Manövern hinter den feindlichen Linien bis hin zum Einsatz von Waffenplattformen und Sprengstoffen reichten.
Die CIA bezahlte ein neues Hauptquartier für die paramilitärische Spetsnaz-Abteilung der GUR und unterstützte die GUR bei der Anschaffung modernster Überwachungs- und Abhörsysteme sowie mobiler Ausrüstung, die entlang der von Russland kontrollierten Linien in der Ostukraine platziert werden konnten. Auch wurden Softwaretools beschafft, mit denen die Mobiltelefone von Kreml-Beamten, die von Moskau aus die besetzten Gebiete besuchten, ausspioniert werden konnten.
Die ukrainischen Offiziere bedienten die Systeme, aber alles, was sie erfassten, wurde mit den Amerikanern geteilt. Unmengen von Daten wurden durch die neue, von der CIA gebaute Anlage zurück nach Washington geleitet, wo sie von CIA- und NSA-Analysten geprüft wurden.
Als Zeichen des Vertrauens zwischen den USA und der Ukraine wurde der CIA gestattet, direkten Kontakt zu Agenten aufzunehmen, die vom ukrainischen Geheimdienst rekrutiert und geleitet wurden.
Das Narrativ formen
Die Agentennetze der GUR und des SBU haben die Ukraine bei der Planung von Terroranschlägen und Drohnenangriffen in Russland selbst unterstützt, darunter Anschläge auf die Kertsch-Brücke und eine Operation im Mai 2023, bei der ein Teil des Daches des Kremls in Brand gesetzt wurde.
Zu den von GUR durchgeführten Attentaten gehörte auch die Ermordung des russischen Marinekommandanten Stanislaw Rschitsky, dessen Aufenthaltsort aufgrund einer Fitness-App, die er auf seinem Telefon verwendete, aufgedeckt wurde (Rschitsky wurde bei seinem morgendlichen Lauf erschossen).
Ein ukrainischer Sicherheitsbeamter erklärte gegenüber der Post, dass es bei diesem und anderen aufsehenerregenden Morden um ein „Narrativ“ gehe, das den Feinden der Ukraine zeige, dass „die Bestrafung selbst derjenigen, die sich für unantastbar halten, unmittelbar bevorsteht“.
Diese Erklärung entspricht der klassischen Definition von Terrorismus: eine Gewalttat gegen Zivilisten mit dem Ziel, eine politische Agenda zu fördern oder eine Bevölkerung einzuschüchtern.
Die CIA praktizierte im Kalten Krieg routinemäßig Terrorismus, indem sie zum Beispiel im Rahmen des Phoenix-Programms die Leichen toter Guerillas an Laternenpfählen auf Stadtplätzen zur Einschüchterung ausstellte. [14]
Derselbe Modus Operandi wird heute in der Ukraine in einem weiteren schmutzigen Krieg angewandt, der von der CIA mitgesteuert wird. Dieser Krieg ist sogar noch gefährlicher als zuvor, weil er auf russischem Boden in einem Land geführt wird, das über Atomwaffen verfügt.
Quellen:
[2] Ukraine Today Blog, Greg Miller, Isabelle Khurshudyan „Ukrainian spies with deep ties to CIA wage shadow war against Russia“, am 24.10.2023: <https://ukrainetoday.org/ukrainian-spies-with-deep-ties-to-cia-wage-shadow-war-against-russia/>
[3] Greg Miller und Isabelle Khurshudyan, „Ukrainian Spies With Deep Ties to CIA Wage Shadow War Against Russia”, (Ukrainische Spione mit engen Verbindungen zur CIA führen einen Schattenkrieg gegen Russland), The Washington Post, 23. Oktober 2023.
[4] CovertAction-Magazine, Jeremy Kuzmarov „Die CIA steckt hinter geheimen Plänen zur Entführung, Folter und Ermordung ukrainischer Dissidenten im Auftrag von Präsident Selenskyj, sagt Ukraine Defector“, am 25.4.2023: <https://covertactionmagazine.com/2022/04/25/cia-behind-secret-plots-to-kidnap-torture-and-assassinate-ukrainian-dissidents-for-president-zelensky-says-ukraine-defector/>
[5] Wikipedia, diverse Autoren „Main Directorate of Intelligence (Ukraine)“, zuletzt bearbeitet am 15.12.2023: <https://en.wikipedia.org/wiki/Main_Directorate_of_Intelligence_(Ukraine)>
[6] The Washington Post, Ben Brasch „Russian blogger who pushed for Ukraine war dies in cafe explosion“, am 2.4.2023: <https://www.washingtonpost.com/world/2023/04/02/vladlen-tatarsky-russia-blogger-dies/>
[7] Executive Intelligence Review (EIR) Nachrichtenmagazin, David Shavin „Tsaryov Tells Tsargrad TV About MI6/CIA Wetworks for Kiev, in 2014 and Now“, am 29.4.2023: <https://eir.news/2023/10/news/tsarovs-tsargrad-interview-mi6-cia-wetworks-in-kiev-2014-and-now/>
[8] ebd.
[9] Nachdem er eine öffentliche Erklärung abgegeben hatte, wurde Zarjow Ziel eines Mordanschlags und in einem Wellness-Hotel in Jalta auf der Krim, wo er lebt, zweimal angeschossen – der jüngste Angriff der ukrainischen Geheimdienste, die von der CIA ausgebildet wurden. Zarjow war 2014 Berater des ukrainischen Ministerpräsidenten Myloa Asarow und Sprecher des Parlaments von „Noworossija“, einem kurzlebigen Zusammenschluss der Separatistenregierungen von Donezk und Luhansk, der vom Kreml unterstützt worden war und offen einen Anschluss an Russland anstrebte.
[10] CovertAction-Magazine, Jeremy Kuzmarov „Ukraine macht Jagd auf „Verräter, die Russland helfen““, am 2.5.2022: <https://covertactionmagazine.com/2022/05/02/ukraine-hunts-down-traitors-helping-russia/>
[11] CovertAction-Magazine, Jeremy Kuzmarov „Die CIA steckt hinter geheimen Plänen zur Entführung, Folter und Ermordung ukrainischer Dissidenten im Auftrag von Präsident Selenskyj, sagt Ukraine Defector“, am 25.4.2022: <https://covertactionmagazine.com/2022/04/25/cia-behind-secret-plots-to-kidnap-torture-and-assassinate-ukrainian-dissidents-for-president-zelensky-says-ukraine-defector/>
[12] Siehe Douglas Valentine, „The Phoenix Program„ (Das Phoenix-Proramm), New York: William & Morrow, 1991). Über die Vorgeschichte von Phoenix und wie es sich aus geheimen Polizeischulungsprogrammen im Kalten Krieg entwickelt hat, siehe Jeremy Kuzmarov, „Modernizing Repression: Police Training and Nation Building in the American Century“ (Modernisierte Repression: Polizeiausbildung und Nationenbildung im amerikanischen Jahrhundert), Amherst, MA: University of Massachusetts Press, 2012.
[13] Myrotvorets Center Website: <https://myrotvorets.center/>
[14] Dies wurde bekannt als der „Vampir Trick“ und zuvor auf den Philippinen gegen die linken Huk-Rebellen eingesetzt. Siehe Jonathan Nashel, „Edward Lansdale’s Cold War” (Edward Lansdales Kalter Krieg), Amherst, MA: University of Massachusetts Press, 2005.
Der CIA-Schattenkrieg gegen Russland seit 2014
Dieser Text wurde zuerst am 01.11.2023 auf www.covertactionmagazine.com unter der URL <https://covertactionmagazine.com/2023/11/01/washington-post-lifts-the-veil-on-cias-shadow-war-against-russia-waged-since-2014/> veröffentlicht. Lizenz: Jeremy Kuzmarov, CovertAction Magazine, CC BY-NC-ND 4.0
Symbolbild (John Brennan – Director of the CIA) (Bild: DonkeyHotey, Flickr, hochgeladen am 12.12.2014, CC BY 2.0 Deed)
Die Washington Post lüftet den Schleier über den Schattenkrieg, den die CIA seit 2014 gegen Russland führt.
Im August 2022 versteckten Agenten des ukrainischen Sicherheitsdienstes (SBU) Sprengstoff in einem Auto, das von einer Frau und ihrer zwölfjährigen Tochter gefahren wurde. Dieser befand sich in einer Kiste, die für eine Katze bestimmt war. Nachdem das Auto die russische Grenze passiert hatte, platzierte der SBU die Bombe im Geländewagen der russischen Journalistin Darja Dugina, der Tochter des bekannten Philosophen Alexander Dugin, die dadurch tragisch ums Leben kam. [1]
Laut einem neuen Exposé in der Washington Post [2], das auf Interviews mit mehr als zwei Dutzend ukrainischen und US-amerikanischen Geheimdienstmitarbeitern beruht, war der Bombenangriff auf Dugina Teil des „tobenden Schattenkrieges“, in dem die ukrainischen Spionagedienste bereits zweimal die Brücke bombardierten, die Russland mit der besetzten Krim verbindet; Drohnen auf das Dach des Kremls gelenkt; sowie Löcher in die Rümpfe russischer Marineschiffe im Schwarzen Meer gesprengt haben. [3]
Die wichtigste Behörde, die an diesem Schattenkrieg beteiligt ist, – Sie werden es erraten haben – ist die Central Intelligence Agency (CIA), die laut The Post die SBU-Kommandoeinheiten, die an den wichtigsten Operationen beteiligt waren, ausgebildet und ausgerüstet hat.
Beamten zufolge hat die CIA seit 2015 Dutzende Millionen Dollar ausgegeben, um die sowjetisch geprägten Nachrichtendienste der Ukraine in schlagkräftige Verbündete gegen Moskau zu verwandeln.
Die Agency hat der Ukraine fortschrittliche Überwachungssysteme zur Verfügung gestellt, Rekruten an Standorten in der Ukraine und in den USA ausgebildet, neue Hauptquartiere für Abteilungen des ukrainischen militärischen Nachrichtendienstes gebaut, eine bedeutende Präsenz in Kiew aufrechterhalten und Informationen in einem Ausmaß weitergegeben, das zuvor unvorstellbar gewesen wäre.
Diese Enthüllungen sind nicht besonders überraschend, wenn man bedenkt, was bereits enthüllt wurde. Wassili Prozorow – ein ehemaliger SBU-Offizier, der nach Russland übergelaufen ist, – sagte öffentlich, dass der SBU seit 2014 von der CIA beraten wurde [4] und dass CIA-Mitarbeiter in die SBU-Zentrale gekommen sind, um geheime Operationen zu planen.
Glaubhafte Abstreitbarkeit und die Geburt eines neuen Mossad
Der SBU und sein militärisches Pendant, die GUR [5], haben im Rahmen des Schattenkrieges Dutzende von Attentaten verübt, unter anderem auf russische Beamte in den besetzten Gebieten, angebliche ukrainische Kollaborateure, Militäroffiziere hinter der Front und prominente Kriegsbefürworter tief in Russland. Zu den Ermordeten gehört auch ein Blogger in einem Café in St. Petersburg. [6]
Ein ehemaliger CIA-Beamter wurde in der Post mit den Worten zitiert:
„Wir erleben die Geburt einer Reihe von Geheimdiensten, die mit dem Mossad [dem israelischen Geheimdienst, der für seine Attentate bekannt ist,] in den 1970er Jahren vergleichbar sind.“
Ein anderer Beamter des US-Geheimdienstes betonte die operativen Beschränkungen der USA und erklärte, der Schwerpunkt liege „eher auf sicherer Kommunikation und Spionagetechnik“ und der Suche nach neuen Informationsquellen innerhalb Russlands, „als auf der Frage, wie man einen Bürgermeister in die Luft jagt‘. Ich hatte nie den Eindruck, dass wir so sehr in die Planung ihrer Operationen involviert waren“.
Letztere Äußerungen können als eine Form der glaubhaften Abstreitbarkeit angesehen werden, bei der sich die USA und die CIA von den von ihnen begangenen Gräueltaten distanzieren, indem sie sie ihren Stellvertretern anlasten.
Die Post ist allgemein als Plattform für „kontrollierte Leaks“ bekannt.
Oleh Zarjow, Mitglied des ukrainischen Parlaments von 2002 bis 2014, sagte, dass der Versuch der USA, sich von dem Autobombenanschlag auf Dugina und anderen Terroranschlägen zu distanzieren, unaufrichtig sei [7]. Er gab an, dass die CIA und der britische MI6 den Staatsstreich in Kiew im Jahr 2014 leiteten, und erwähnte, dass er die Beamten in Kiew namentlich nennen könne, die vom US-Geheimdienst bezahlt wurden [8]. [9]
Parallelen zum Phoenix-Programm der CIA in Vietnam – mit einer neuen Wendung
Das CovertAction Magazine hat bereits über eine historische Parallele zum Phönix-Programm der CIA in Vietnam berichtet [10], bei dem sich die CIA ebenfalls auf eine glaubhafte Abstreitbarkeit berief. Die terroristischen Handlungen – die in dem Versuch begangen wurden, zivile Beamte zu „neutralisieren“, welche die Nationale Befreiungsfront (NLF) unterstützten – wurden den stellvertretenden Streitkräften, den für ihre Brutalität bekannten, vietnamesischen „Provincial Reconnaissance Units“ (PRUs) angelastet. [11]
Die CIA stattete die PRUs, die unter Phoenix arbeiteten – wie ihre heutigen ukrainischen Kollegen –, mit moderner Polizeitechnologie aus, schulte sie in nachrichtendienstlichen Informationssammlungs- und Verhörtechniken und richtete computergestützte Datenbanken mit Subversiven ein, die zur Liquidierung vorgesehen waren. [12]
Die CIA bestreitet zwar, dass sie direkt an Tötungsaktionen beteiligt ist. Aber sie tut dasselbe wie unter Phoenix, indem sie ukrainischen Geheimdienstmitarbeitern hilft, Informationen zusammenzutragen und zu organisieren und Schwarze Listen zu erstellen. Und sie gibt möglicherweise direkte Befehle.
Zivile Beamte, die als russische Kollaborateure oder Propagandisten gelten, stehen auf den Schwarzen Listen. Neu ist, dass die CIA und der SBU die Todeslisten auf der Website „Myrotvorets“ [13] öffentlich zugänglich gemacht haben, die nach eigenen Angaben von Langley aus betrieben wird.
„Unser kleines Baby“
Die engen Beziehungen der CIA zum SBU intensivierten sich unmittelbar nach dem Putsch auf dem Maidan im Februar 2014, der zum Sturz des pro-russischen Führers Viktor Janukowitsch führte und ein pro-westliches Regime unter der Führung von Petro Poroschenko und später Wladimir Selenskyj ermächtigte.
Danach arbeitete die CIA mit dem SBU zusammen, um einen neuen Geheimdienst zu gründen, der sich auf Operationen mit „aktiven Maßnahmen“ gegen Russland konzentrieren sollte, dessen Regierung die USA beseitigen wollte.
Die Ausbildungsstätten befanden sich außerhalb von Kiew, wo handverlesene Rekruten von CIA-Mitarbeitern unterrichtet wurden. Der Plan war, Einheiten zu bilden, die „hinter der Frontlinie operieren und als verdeckte Gruppen arbeiten können“, so ein ukrainischer Beamter, der an den Bemühungen beteiligt war.
Die Agency stellte sichere Kommunikationsmittel und Abhörausrüstung zur Verfügung, die es der Ukraine ermöglichten, russische Telefongespräche abzuhören und E-Mails mitzulesen. Sie lieferte auch Verkleidungen und Uniformen der Separatisten, die es den Agenten erleichterten, in die besetzten Städte einzudringen.
Die ersten Missionen konzentrierten sich auf die Rekrutierung von Informanten unter Russlands Stellvertreterkräften, sowie auf Cyber- und elektronische Abhörmaßnahmen. Der SBU begann auch mit Sabotageaktionen und Missionen zur Festnahme von Separatisten-Führern und ukrainischen Kollaborateuren, von denen einige in geheime Haftanstalten gebracht wurden.
In einem Zeitraum von drei Jahren wurden mindestens ein halbes Dutzend russische Agenten, hochrangige Separatisten-Kommandeure oder Kollaborateure bei Gewalttaten getötet, die oft auf interne Abrechnungen zurückgeführt wurden, laut ukrainischen Beamten aber in Wirklichkeit das Werk des SBU waren.
2016 wurde Jewgeni Schilin, der Anführer einer pro-russischen Gruppe in der Ostukraine – dessen Volk seit dem Maidan-Putsch von ukrainischen Bombenangriffen und Gräueltaten bedrängt wurde und Schutz bei Russland suchte –, in einem Moskauer Restaurant erschossen.
Die CIA investierte Millionen von Dollar in den Aufbau der GUR, einer kleineren und flexibleren Organisation, die weniger ehemalige KGB-Agenten hatte als der SBU. Ein ehemaliger US-Geheimdienstmitarbeiter sagte: „Die GUR war unser kleines Baby. Wir haben sie mit neuer Ausrüstung und Ausbildung ausgestattet.“
An Standorten in der Ukraine und später in den USA wurden GUR-Agenten in Fertigkeiten ausgebildet, die von geheimen Manövern hinter den feindlichen Linien bis hin zum Einsatz von Waffenplattformen und Sprengstoffen reichten.
Die CIA bezahlte ein neues Hauptquartier für die paramilitärische Spetsnaz-Abteilung der GUR und unterstützte die GUR bei der Anschaffung modernster Überwachungs- und Abhörsysteme sowie mobiler Ausrüstung, die entlang der von Russland kontrollierten Linien in der Ostukraine platziert werden konnten. Auch wurden Softwaretools beschafft, mit denen die Mobiltelefone von Kreml-Beamten, die von Moskau aus die besetzten Gebiete besuchten, ausspioniert werden konnten.
Die ukrainischen Offiziere bedienten die Systeme, aber alles, was sie erfassten, wurde mit den Amerikanern geteilt. Unmengen von Daten wurden durch die neue, von der CIA gebaute Anlage zurück nach Washington geleitet, wo sie von CIA- und NSA-Analysten geprüft wurden.
Als Zeichen des Vertrauens zwischen den USA und der Ukraine wurde der CIA gestattet, direkten Kontakt zu Agenten aufzunehmen, die vom ukrainischen Geheimdienst rekrutiert und geleitet wurden.
Das Narrativ formen
Die Agentennetze der GUR und des SBU haben die Ukraine bei der Planung von Terroranschlägen und Drohnenangriffen in Russland selbst unterstützt, darunter Anschläge auf die Kertsch-Brücke und eine Operation im Mai 2023, bei der ein Teil des Daches des Kremls in Brand gesetzt wurde.
Zu den von GUR durchgeführten Attentaten gehörte auch die Ermordung des russischen Marinekommandanten Stanislaw Rschitsky, dessen Aufenthaltsort aufgrund einer Fitness-App, die er auf seinem Telefon verwendete, aufgedeckt wurde (Rschitsky wurde bei seinem morgendlichen Lauf erschossen).
Ein ukrainischer Sicherheitsbeamter erklärte gegenüber der Post, dass es bei diesem und anderen aufsehenerregenden Morden um ein „Narrativ“ gehe, das den Feinden der Ukraine zeige, dass „die Bestrafung selbst derjenigen, die sich für unantastbar halten, unmittelbar bevorsteht“.
Diese Erklärung entspricht der klassischen Definition von Terrorismus: eine Gewalttat gegen Zivilisten mit dem Ziel, eine politische Agenda zu fördern oder eine Bevölkerung einzuschüchtern.
Die CIA praktizierte im Kalten Krieg routinemäßig Terrorismus, indem sie zum Beispiel im Rahmen des Phoenix-Programms die Leichen toter Guerillas an Laternenpfählen auf Stadtplätzen zur Einschüchterung ausstellte. [14]
Derselbe Modus Operandi wird heute in der Ukraine in einem weiteren schmutzigen Krieg angewandt, der von der CIA mitgesteuert wird. Dieser Krieg ist sogar noch gefährlicher als zuvor, weil er auf russischem Boden in einem Land geführt wird, das über Atomwaffen verfügt.
Quellen:
[2] Ukraine Today Blog, Greg Miller, Isabelle Khurshudyan „Ukrainian spies with deep ties to CIA wage shadow war against Russia“, am 24.10.2023: <https://ukrainetoday.org/ukrainian-spies-with-deep-ties-to-cia-wage-shadow-war-against-russia/>
[3] Greg Miller und Isabelle Khurshudyan, „Ukrainian Spies With Deep Ties to CIA Wage Shadow War Against Russia”, (Ukrainische Spione mit engen Verbindungen zur CIA führen einen Schattenkrieg gegen Russland), The Washington Post, 23. Oktober 2023.
[4] CovertAction-Magazine, Jeremy Kuzmarov „Die CIA steckt hinter geheimen Plänen zur Entführung, Folter und Ermordung ukrainischer Dissidenten im Auftrag von Präsident Selenskyj, sagt Ukraine Defector“, am 25.4.2023: <https://covertactionmagazine.com/2022/04/25/cia-behind-secret-plots-to-kidnap-torture-and-assassinate-ukrainian-dissidents-for-president-zelensky-says-ukraine-defector/>
[5] Wikipedia, diverse Autoren „Main Directorate of Intelligence (Ukraine)“, zuletzt bearbeitet am 15.12.2023: <https://en.wikipedia.org/wiki/Main_Directorate_of_Intelligence_(Ukraine)>
[6] The Washington Post, Ben Brasch „Russian blogger who pushed for Ukraine war dies in cafe explosion“, am 2.4.2023: <https://www.washingtonpost.com/world/2023/04/02/vladlen-tatarsky-russia-blogger-dies/>
[7] Executive Intelligence Review (EIR) Nachrichtenmagazin, David Shavin „Tsaryov Tells Tsargrad TV About MI6/CIA Wetworks for Kiev, in 2014 and Now“, am 29.4.2023: <https://eir.news/2023/10/news/tsarovs-tsargrad-interview-mi6-cia-wetworks-in-kiev-2014-and-now/>
[8] ebd.
[9] Nachdem er eine öffentliche Erklärung abgegeben hatte, wurde Zarjow Ziel eines Mordanschlags und in einem Wellness-Hotel in Jalta auf der Krim, wo er lebt, zweimal angeschossen – der jüngste Angriff der ukrainischen Geheimdienste, die von der CIA ausgebildet wurden. Zarjow war 2014 Berater des ukrainischen Ministerpräsidenten Myloa Asarow und Sprecher des Parlaments von „Noworossija“, einem kurzlebigen Zusammenschluss der Separatistenregierungen von Donezk und Luhansk, der vom Kreml unterstützt worden war und offen einen Anschluss an Russland anstrebte.
[10] CovertAction-Magazine, Jeremy Kuzmarov „Ukraine macht Jagd auf „Verräter, die Russland helfen““, am 2.5.2022: <https://covertactionmagazine.com/2022/05/02/ukraine-hunts-down-traitors-helping-russia/>
[11] CovertAction-Magazine, Jeremy Kuzmarov „Die CIA steckt hinter geheimen Plänen zur Entführung, Folter und Ermordung ukrainischer Dissidenten im Auftrag von Präsident Selenskyj, sagt Ukraine Defector“, am 25.4.2022: <https://covertactionmagazine.com/2022/04/25/cia-behind-secret-plots-to-kidnap-torture-and-assassinate-ukrainian-dissidents-for-president-zelensky-says-ukraine-defector/>
[12] Siehe Douglas Valentine, „The Phoenix Program„ (Das Phoenix-Proramm), New York: William & Morrow, 1991). Über die Vorgeschichte von Phoenix und wie es sich aus geheimen Polizeischulungsprogrammen im Kalten Krieg entwickelt hat, siehe Jeremy Kuzmarov, „Modernizing Repression: Police Training and Nation Building in the American Century“ (Modernisierte Repression: Polizeiausbildung und Nationenbildung im amerikanischen Jahrhundert), Amherst, MA: University of Massachusetts Press, 2012.
[13] Myrotvorets Center Website: <https://myrotvorets.center/>
[14] Dies wurde bekannt als der „Vampir Trick“ und zuvor auf den Philippinen gegen die linken Huk-Rebellen eingesetzt. Siehe Jonathan Nashel, „Edward Lansdale’s Cold War” (Edward Lansdales Kalter Krieg), Amherst, MA: University of Massachusetts Press, 2005.