Daniele Ganser: Stopp Air Base Ramstein 2017
Dr. Daniele Ganser: Hallo, guten Abend. Ich hab’ schon mehr als 600 Vorträge gehalten aber jetzt bin ich doch ein bisschen… Wie soll man das beschreiben?
Das Gefühl ist einerseits Freude und andererseits richtig stark berührt, durch die Rede des Eugen Drewermann. Mir geht’s da wie Ihnen. Ich hätte mir ja so gewünscht, dass Angela Merkel nicht mit dem Herrn Schulz diskutiert hätte, sondern mit Herrn Drewermann. Und – ich denke, ich darf das als Schweizer sagen – ich sehe das so ein bisschen von außen, was hier läuft: Deutschland wird immer noch niedergedrückt mit dem Stichwort Hitler/Nationalsozialismus. Das ist psychologische Kriegsführung, die Sie schon seit vielen Jahren erleiden. Man kann jeden Abend um 10 Uhr Hitler – die Waffensysteme so, die Schergen so… Das kann man anschauen. Immer. Das läuft immer. Und das ist ein Trick, um Sie runter zu bügeln. Man müsste diese Verbindung Deutschland–Hitler kappen und durch Deutschland–Goethe ersetzen. Wenn ich Eugen Drewermann zuhöre, dann spüre ich diese Kraft und ich denke, Sie spüren sie auch. Und Sie sollten wissen, diese Kraft steckt in Ihnen allen. Klar, er kann unglaublich gut formulieren, hat eine umfassende Bildung – wie Goethe, muss ich sagen. Er gehört in diese Kategorie. Wir haben immer gedacht, das gab es nur früher, die sind lange tot. Nein, das war gerade einer von den Großen.
Ich habe mir überlegt, was soll ich heute sagen. Also, ich freue mich zuerst einmal, dass ich zusammen mit Eugen Drewermann hier sein darf und ich höre mir einfach an, was er sagt und dann werde ich eigentlich nur auf das reagieren und das weiterentwickeln. Denn alles was er gesagt hat, kann ich zu 100 Prozent unterschreiben. Es ist schon soviel so Gutes gesagt worden, dass ich vielleicht so fortfahren werde: Ich würde zuerst zum amerikanischen Imperialismus sprechen – einige Eckdaten geben, so dass man sich das noch einmal verdeutlicht. Und dann werde ich auf die Themen eingehen, wo die Friedensbewegung weiterhin Unterstützung braucht: Wie schaffen wir es, dass wir nicht durch Angst regiert werden. Denn das hat er ja gesagt: Drewermann hat in seiner ausgezeichneten Rede gesagt, diese Politik der Angst führt uns immer nur in die Gewalt, in die Verbrechen. Dann bleibt die Frage, wie können wir denn als Friedensbewegung diese Angst überwinden? Wie gehen wir selbst mit unserer Angst um? Es werden diese zwei Punkte sein, zuerst den US-Imperialismus und dann Mut statt Angst. Das wäre mein Programm, das ich jetzt gerade entwickle. Passt das für Sie? [Applaus]
Dann fangen wir mit dem US-Imperialismus an: Die Drohnen, die eben gerade hier, von vor unserer Türe [gemeint ist Ramstein, Anm.d.Red.] gesteuert werden, werden von Noam Chomsky, dem amerikanischen Intellektuellen, ganz richtig als Staatsterrorismus bezeichnet. Ja, der Drohnenkrieg ist Staatsterrorismus. Und wenn wir über Terrorismus nachdenken, ist es ganz wichtig, dass wir uns auch gegen Staatsterrorismus wehren, bzw. dass wir uns gegen Drohnen aussprechen. Daher möchte ich zuerst Ihnen allen danken, dass Sie hier sind. Es sind 800 Leute hier in der Versöhnungskirche, das haben mir die Veranstalter gesagt. Ich habe nicht nachgezählt, aber es ist einfach richtig voll und die Veranstalter haben mir gesagt, es gibt diese Veranstaltung seit drei Jahren und sie ist immer weiter gewachsen. Das heißt, dass Sie eigentlich diese Kraft auch sehen. Schauen Sie mal links und rechts, all diese Leute, die da sind. Es ist wirklich wichtig dass man Sie mal wahrnimmt! Ja, schauen Sie sich mal links und rechts in die Augen. Es ist tatsächlich wichtig. Einige finden das sicher unangenehm, aber machen Sie es. Denn ich bekomme viele E-Mails von Leuten, die sagen: „Ich begreife das mit dem US-Imperialismus, aber ich fühle mich ein bisschen isoliert.“ und dieses Problem haben Sie jetzt ja nicht. [Applaus]
Ich bin also, wie Sie, völlig der Meinung, dass es aufhören muss mit diesen Drohnen. Denn die sind eigentlich eine Form, die wir in der Forschung als Killer-Roboter bezeichnen. Man muss sich darüber im Klaren sein, – Herr Drewermann hat es ausgeführt – Früher hat man den Menschen auf dem Kasernenhof einem solchen Drill ausgesetzt, dass sie einfach nur Befehle befolgten und ihr Gewissen völlig ausgeschaltet haben. Das ist tatsächlich ein Problem, mit dem die Friedensbewegung heute noch konfrontiert ist. Wir können uns einfach an Sophie Scholl orientieren. Sophie Scholl hat gesagt: „Alle Menschen haben die strengsten Maßstäbe in sich selbst.“ Also jeder hat eigentlich ein Gewissen, aber weil die Maßstäbe so streng sind, richten wir uns nicht immer danach. Man muss eigentlich gar keinen Vortrag hören oder ein Buch lesen, um zu wissen, dass es falsch ist jemanden zu enthaupten, zu vergewaltigen oder zu foltern. Das weiß der Mensch intuitiv. Was früher auf den Kasernenhöfen passiert ist, dass man diese Entmenschlichung vorangetrieben hat, ist jetzt im Rahmen der digitalen Revolution noch eine Stufe weiter entwickelt worden. Sie wissen, die Drohnen sind unbemannte Flugzeuge und aus diesen heraus werden Waffen abgeschossen, die töten. Diese Waffen werden gelenkt mit digitaler Technik, mit Kameras. Das heißt, eine Drohne ist ein Killer-Roboter. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, am Anfang des 21. Jahrhunderts steht die Friedensbewegung vor der Herausforderung: Wie gehen wir mit Killer-Robotern um? Natürlich haben die keine Empathie. Es hat noch keine Drohne gegeben, die beim Rückflug in die USA angefangen hat zu weinen. Diese Maschinen sind völlig gefühllos. Natürlich gibt es Drohnen-Piloten, die solche Maschinen/ Systeme steuern und da haben einige gesagt: „Mir wurde schlecht, als ich wirklich verstanden habe, was ich gemacht habe“. Somit sehen wir heute beim Militär die Tendenz zur Robotorisierung, z.B. dass jetzt Gerät gebaut wird mit vier Beinen – das eine Treppe hinauf rennen kann, so schnell wie ein Mensch. Diese laufenden Computer, existieren bereits, und bestückt mit Waffen, haben wir den Terminator. Terminator kennen wir aus unserer Jugendzeit – ich weiß nicht in welchem Jahr das war – wir haben uns das angeschaut und dachten: Abgefahrene Story aus Hollywood! Das haben wir gedacht. Es ist aber nicht einfach eine abgefahrene Story, sondern die nächste Stufe der Kriegsführung, wie wir sie im Moment beobachten können. Also dieses Stichwort „Killer-Roboter“ fordert uns jetzt dazu auf, aufzustehen, sich hinzustellen und zu sagen: Wir wollen das nicht! Und das tun wir heute. Eine Demonstration gegen die Drohnen ist auch eine Demonstration gegen Killer-Roboter und dafür danke ich Ihnen sehr, dass Sie heute hier sind. [Applaus]
Wenn wir das analytisch noch ein bisschen drehen, können wir sagen, eine Demonstration oder eine Friedensbewegung, die sich gegen den Drohnenkrieg ausspricht, ist auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Imperialismus. Denn Ramstein ist ja eine Drohnenbasis des amerikanischen Imperiums und deshalb fand ich es von den Organisatoren sehr, sehr gut, dass man sich auch mit der amerikanischen Friedensbewegung vernetzt hat. Ganz live mit der Ann Wright, die gegen den Irak-Krieg 2003 aufgestanden ist und zurückgetreten ist. Es ist ganz wichtig, dass die Friedensbewegung in Europa sich mit der Friedensbewegung in den USA, in Russland und überhaupt mit allen Ländern vernetzt. Das ist ganz wichtig! [Applaus]
Es werden ja so ein paar Spiele mit uns gemacht. Man sagt: Wenn Sie den US-Imperialismus kritisieren, dann sind Sie anti-amerikanisch. Aber lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn andere mit Begriffen um sich werfen, die sie zum Teil selber nicht richtig verstanden haben. Dann handelt es sich sicherlich nicht um einen Beitrag unsere Sache zu stärken, sondern eher um einen Versuch uns zu spalten. Es ist ganz wichtig für die Friedensbewegung, dass wir uns nicht spalten lassen durch irgendwelche Begriffe, die uns das Recht absprechen wollen, dass wir uns organisieren gegen Krieg und Terror. [Applaus]
Die Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Imperialismus ist so wichtig, weil er sehr, sehr viel Leid über die Welt gebracht hat. Im Moment lernen die Schüler in der Schule, den Imperialismus gab es, im 19. Jahrhundert. Das waren die Briten. Die haben damals Indien regiert, Kanada regiert und Teile von Afrika und zum Glück ist das jetzt alles vorbei. Dann bekommen die Kinder ihr Butterbrot und können in die Pause. Aber das ist nicht wahrhaftig. Der Imperialismus beschäftigt uns als Menschheitsfamilie schon sehr, sehr viel länger. Wir hatten auch eine Phase des spanischen Imperialismus oder des portugiesischen Imperialismus und das Dritte Reich war auch ein Versuch von Deutschland zur imperialen Macht aufzusteigen, Territorien zu kontrollieren, Rohstoffe zu kontrollieren etc. Aber, dass heute das US-Imperium ganz eindeutig Imperialismus betreibt, das wird hier totgeschwiegen. Das wird einfach totgeschwiegen! Das lesen Sie nicht im Spiegel, das finden Sie nicht auf ZDF, das finden Sie nicht auf ARD. Auch nicht auf Qualitätssendern wie RTL 2. Man fragt sich heutzutage: Wie können wir denn als wache Menschen unsere Umwelt analysieren, wenn das Wort US-Imperium überhaupt nicht auftaucht? Man hat den Menschen einen Begriff weggenommen, den sie eigentlich bräuchten, um die internationale Politik zu verstehen. Das ist bei uns in der Schweiz genau das Gleiche. Wir haben in der Schweiz die NZZ oder wir haben „Qualitätssendungen“, wie die Arena im Schweizer Fernsehen… [Gelächter und Applaus]
Das ist letzten Endes eine Situation, in der ich mich mit meiner Forschung bemühe, den Begriff wieder einzuführen. Und weil ich in meinen Vorträgen immer so spreche, dass die 15–25jährigen – das ist meine Zielgruppe, aber alle anderen sind auch herzlich willkommen heute – dass diese Generation – denn die wird das 21. Jahrhundert prägen – verstehen, was ich meine. Aus diesem Grund möchte ich einfach gewisse Dinge noch mal repetieren, auch wenn viele hier im Raum das schon kennen: Als Imperium bezeichnet man einfach die stärkste militärische Macht in einen spezifischen Zeitraum. Das US-Imperium ist seit 1945 dominant. Das heißt wir haben jetzt 70 Jahre US-Imperialismus. Sie können das Imperium ganz einfach erkennen, indem Sie die Flugzeugträger zählen. Die USA haben zehn Flugzeugträger. Die Russen haben nur einen. Die Chinesen haben einen, die Schweizer keinen, Deutschland hat auch keinen. Die Franzosen haben auch einen, aber der ist oft in Reparatur. Wenn Sie sich also den Überblick verschaffen, ist das Imperium schnell zu erkennen. Sie können es auch anhand der Militärausgaben erkennen. Es wurde gesagt vom Herrn Drewermann – ganz richtig – die US-Militärausgaben sind bei 600 Milliarden Dollar pro Jahr. Stellen sich vor, wenn man das in friedliche Prozesse, in die Energiewende oder Trauma-Arbeit investieren würde, könnten wir innerhalb von zehn oder zwanzig Jahren massive Fortschritte als Gesellschaft machen. Und wir müssen immer zugeben, diese Optionen sind da. Es ist nicht unmöglich. Das könnte kommen. Es hängt davon ab, wie sich die Dinge entwickeln.
Zählen wir dann auch noch die Militärstützpunkte. Die Amerikaner haben in mehr als 40 Ländern Militärstützpunkte. Sie haben Militärstützpunkte in Deutschland, sie haben Militärstützpunkte in Afghanistan, sie haben Militärstützpunkte in Kuba, in Japan, in Süd-Korea, etc. Wir zählen diese Militärstützpunkte zusammen und Ramstein ist einfach einer – ein großer, ein dominanter, aber nur einer – in diesem riesengroßen Netzwerk und die imperiale Kritik sagt Folgendes: Das Imperium hat die Möglichkeit, einen Militärstützpunkt in einem Land zu errichten. Dieses Land hat aber weniger Macht und kann umgekehrt im Imperium keinen Militärstützpunkt errichten. Um das konkret darzustellen: Die USA haben einen Militärstützpunkt auf Kuba, auf Guantanamo. Die Kubaner haben aber keinen Militärstützpunkt in Florida. Ja, das einfach um die Dinge zu verstehen. Wenn man dies nicht versteht, wird man nichts verstehen. Die Amerikaner haben einen Militärstützpunkt in Ramstein und an anderen Orten in Deutschland – die Deutschen haben keine Militärstützpunkte in Oregon. Die Amerikaner haben Militärstützpunkte in Italien – die Italiener haben kein Militärstützpunkte in Massachusetts. Die Amerikaner haben Militärstützpunkte in Japan – die Japaner haben keine Militärstützpunkt in Kalifornien. Sie sehen den Dreh.
Es ist wissenschaftlich also klar, dass die Amerikaner das Imperium sind und das, was mich ein bisschen irritiert ist, dass unsere Medien irgendwie der Meinung sind, sie könnten das totschweigen und wir würden es nicht merken. Das ist eigentlich so was von albern, leben wir doch im Zeitalter der Digitalmedien. Die Leute werden sich schon die Inhalte suchen und letzten Endes ist es so, jeder bekommt die Medien, die er verdient hat. Jeder kann heute sagen: „Das interessiert mich jetzt sehr, jetzt warte ich bis das in der Tagesschau kommt.“ Dann macht man es sich bequem auf der Couch, jeden Abend sind sie bereit, mit dem Stift in der Hand, wenn über das US-Imperium berichtet wird. Die Tage vergehen, der Bericht kommt nicht. Sie gehen in die dritte Woche, denken: Jetzt muss er kommen! Noch immer passiert nichts. Ja, das könnte man tun. Aber das müssen Sie nicht. Sie können sagen: „Das interessiert mich“. Sie suchen sich ein Buch zum Thema, Sie suchen sich ein Vortrag zum Thema, Sie können heute mit einer Stichwort-Analyse über Google News sehen in welchen Zeitungen überhaupt der Begriff US-Imperium auftaucht. Das können Sie machen. Recherchenaufwand zehn Minuten. Wir haben also schon die Möglichkeit, uns die Begriffe zurückzuholen und ich denke, wir sollten das tun. Denn nur ganz kurz wie die Historiker Imperien beurteilen, wir sagen: Imperien verhalten sich sehr oft gewalttätig. Sie überfallen andere Länder, aber nicht um zu helfen – obwohl sie das natürlich immer sagen – sondern, um ihre eigenen Interessen zu maximieren. Ja, es geht um Geld. Es geht um Rohstoffe. Und das wird einfach immer durchgezogen. Das war bei den Briten und Spaniern nicht anders. Die Amerikaner verhalten sich einfach wie ein klassisches Imperium. Und man kann nicht von einem Imperium überrascht sein, das Gewalt anwendet. Das wäre, als wenn man als Vegetarier zum Löwen geht und fragt: Bist du auch Vegetarier? Der Löwe staunt, und frisst Sie dann! Sie waren einfach schlecht informiert.
Wenn wir wach sind und verstehen, was das amerikanische Imperium ist, sollten wir mal zählen, wie viele Länder die USA bombardiert und oder gewaltsam eingegriffen haben.
1945 wurde die UNO-Charta unterzeichnet. Da steht: Alle Länder unterlassen den Einsatz von Gewalt in den internationalen Beziehungen. Ich habe das in einem längeren Buch „Illegale Kriege“ genauer ausgeführt. Ich möchte hier gar nicht in alle Details gehen, aber nur in aller Kürze:
1948 manipuliert die CIA die Wahlen in Italien. Das darf man nicht. Haben sie aber gemacht. Imperiale Politik. 1950 bombardieren die USA Nordkorea. 1953 stürzen die USA im Iran die Regierung. Das darf man nicht. 1954 stürzen sie die Regierung Guatemalas unter Präsident J. Árbenz, weiter versuchten sie 1961 die Regierung in Kuba zu stürzen. Die Schweinebucht-Invasion, das funktionierte nicht. 1964 beginnen sie Vietnam zu bombardieren und sagen, die Vietnamesen hätten angefangen. Der sogenannte Golf von Tonkin-Zwischenfall, von dem wir heute genau beweisen können, den hat es nicht gegeben. Die Amerikaner haben gelogen. Der führte zu elf Jahren Krieg und endete 1975 mit drei Millionen Toten.
1973, am 11. September übrigens, stürzen sie die Regierung von Allende in Chile und installieren Pinochet, den Diktator. Dieser lässt die Opposition per Flugzeug, über dem Pazifik ins Meer abwerfen. Das ist Terror. Das verhindert bei den Familien, bei den Müttern, bei den Geschwistern, dass sie abschließen können vor dem Grab ihrer Angehörigen, weil sie immer noch auf die Rückkehr ihrer Angehörigen hofen. Das bricht die Bevölkerung. Das war 1973.
Weiter gehts: ab 1979 und während den ganzen 80er Jahren unterstützen die CIA radikalen Muslim/Mudschahedin in Afghanistan mit Waffenlieferungen aus Saudi-Arabien und den USA. Warum? Man will der Sowjetunion in Afghanistan eine Niederlage bescheren. Man beliefert die Mudschahedin, auch Osama bin Laden/Al Kaida mit sogenannten Stinger-Waffen. Mit diesen Raketen schießen dann die Afghanen die Russen mit ihren Helikoptern ab und somit verlieren diese den Krieg. Zuvor noch, 1979, hilft man Saddam Hussein an die Macht, unterstützt ihn 1980 als er Chomenei angreift, und somit beginnt der Krieg zwischen dem Irak und dem Iran. Im Stillen unterstützt und als Freund vom Westen, beginnt Saddam den Krieg! Warum? Man wollte den Iran schwächen. Dieser Krieg ging von 1980 bis 1988 und in der Iran-Contra-Affäre 1986 wird aufgedeckt, dass das Imperium gleichzeitig noch den Iran bewaffnet hat, weil – wenn das nicht abgefahren ist – beide Seiten bewaffnen, damit sie sich noch besser abschlachten können. Bei einer Rede sagte der amerikanische Geo-Stratege Georg Friedmann, man sollte die Deutschen und die Russen gegeneinander hetzen, dann werden die sich gegenseitig töten und sich das deutsche und das russische Blut vermengen. Das wäre von Vorteil für das US-Imperium. Diese Dinge wurden gesagt. Man muss sie zur Kenntnis nehmen und es ist deshalb sehr wichtig, dass Deutschland die Freundschaft zu Russland pflegt. Das ist wirklich wichtig.
1986 lässt Ronald Reagan Libyen bombardieren. Darf man das? Wie wäre es gewesen, wenn Libyen 1986 die USA bombardiert hätte? Das wäre sehr verwirrend gewesen. Im August 1990 marschiert Saddam Hussein in Kuwait ein. April Glaspie, die amerikanische Botschafterin, sagt ihm zuvor, die Amerikaner hätten nichts dagegen, wenn er seine internationalen Probleme so löst, wie er das für richtig hält. Als er aber einmarschiert, sagt man sofort: Das geht ja gar nicht! Der UN-Sicherheitsrat verhängte ein Embargo, es gibt einen Krieg – Operation „Desert Storm“. Die Amerikaner bombardieren Irak und Kuwait 1991, setzen dann den Irak unter Embargo. 1996 ist Madeleine Albright als Außenministerin im amerikanischen Fernsehen und die Journalistin fragt: „Bei diesem Embargo gegen Irak sind schon 500.000 Kinder gestorben. Ist das den Preis wert?“. Sie antwortet: „Yes, i think the price is worth it.“. Das ist imperiale Politik. Okay? Und wir sind erst in der Mitte der 90er Jahre. Deutschland – und das ist ganz wichtig – die deutsche Friedensbewegung war bis 1995 erfolgreich. Fünfzig Jahre lang hat Deutschland bei keinem Krieg mehr mitgemacht. Das finde ich wunderbar. Das sollten wir kurz mit einem Applaus bestärken. [Applaus] Und dann passiert etwas völlig Verrücktes: Rot-Grün kommt an die Macht. Die Grünen sagen: “Nie wieder Kriege” etc. Dann machen Joschka Fischer und Gerhard Schröder 1999 beim Jugoslavienkrieg mit und bombardieren gemeinsam mit dem amerikanischen Imperium Serbien. Ein illegaler Angriffskrieg und es wird mit dem Trauma der Deutschen gearbeitet, denn die Regierung behauptet, es gäbe Konzentrationslager in Serbien. Alles gelogen, aber es hat gereicht, um in der deutschen Bevölkerung diesen Schockeffekt auszulösen und dann war man ohne UNO-Mandat plötzlich wieder im Krieg unter Rot-Grün. Viele Menschen haben das bis heute noch nicht richtig verarbeitet. Ich vielleicht auch nicht, aber so ist es. Dann kommt 2001. Die Terroranschläge vom 11. September, die bis heute nicht vollständig geklärt sind und während diesen Terroranschlägen erfindet das US-Imperium eine neue Rahmenerzählung: Der Krieg gegen den Terror erlaubt uns, alle Kriege zu führen, die wir wollen. In diesem Zustand sind wir jetzt. Wir sind immer im sogenannten Krieg gegen den Terrorismus, aber ich kann allen jungen Menschen nur sagen: Lehnen Sie den Krieg gegen den Terrorismus ab! Er ist durchsetzt von Lügen und Gewalt. Wir können das wissenschaftlich beweisen. Es ist nicht irgendeine Theorie, sondern wir wissen 2003 fängt der Angriff auf den Irak an. Achtzig Prozent der amerikanischen Soldaten, die in den Irak-Krieg gezogen sind, haben bei einer Umfrage gesagt, dass sie glauben, dass sie im Irak sind, weil sie Saddam Hussein bestrafen müssen für seine Rolle bei 9/11. Aber Saddam Hussein hatte überhaupt nichts mit 9/11 zu tun. Das heißt, die Kriegspropaganda funktioniert genauso wie Goebbels es gesagt hat: Es kommt nicht darauf an, ob eine Behauptung wahr ist, sondern darauf, dass sie aus allen Kanälen stetig wiederholt wird. Das wird gemacht. Und wenn man es lang genug wiederholt, dann glauben es die Leute. Das ist der Trick der Kriegspropaganda. Damit kommt den Medien eine ganz entscheidende Rolle zu. Und somit ist es wichtig, dass die Friedensbewegung auch ihre Botschaften immer wiederholt. Nike sagt ja auch „Just do it“. Das kennt man, oder „Haribo macht Kinder froh!“ Das mussten wir nicht üben, das ist irgendwie einfach durchgefiltert. Die Friedensbewegung muss immer wieder den eigentlichen Grundsatz wiederholen: Wir sind fest davon überzeugt, dafür haben wir viele empirische Belege, dass die größten Probleme im 21. Jahrhundert nicht mit Gewalt gelöst werden können. Das sollte der Konsens der Friedensbewegung sein. Wir wollen keine Kriegspropaganda. Wir wollen keine Folter. Wir wollen keinen Überwachungsstaat. Wir wollen keine Milliarden für die Rüstungsindustrie. Wir wollen eigentlich diesen ganzen Wahnsinn gar nicht – den brauchen wir nicht. Hört auf! Wir wollen ihn nicht. [Applaus]
Wenn ich bei der Chronologie bleibe, wir sind erst bei 2001 – tut mir leid, ich spreche immer noch über den amerikanischen Imperialismus. Wenn sie das auf einem Blatt notieren wollten, müssten Sie umblättern und Sie bräuchten irgendwann ein ganzes Buch…
Nach den Terroranschlägen vom 11. September – das ist jetzt genau 16 Jahre her… in wenigen Tagen ist es 16 Jahre her seit diesen Terroranschlägen. Ich habe mich schon zuvor mit dem amerikanischen Imperialismus beschäftigt, aber dann nochmals vertieft mit dem Einsturz von WTC 7. Dieses dritte Gebäude, das nie erwähnt wird, über das nicht gesprochen wird. Ich sage heute hier: Die Terroranschläge vom 11. September sind nicht geklärt. Trotzdem ist die Bundeswehr mit nach Afghanistan gezogen – auf der Basis eines nicht geklärten Terroranschlags. Okay?
Das ist völlig verrückt. Die Amerikaner haben nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 keinen ganzen Monat gewartet, schon am 7. Oktober 2001 sind sie in Afghanistan eingefallen. Dürfen sie nicht, ist nicht erlaubt.
Über den Irak-Krieg 2003 habe ich schon gesprochen. Mehr als eine Millionen Tote seither im Irak. Weiter geht es 2011 mit der Bombardierung Libyens. Sarkozy, Obama und die Briten unter Cameron – zu Dritt greifen sie Libyen an. Das Recht hatten sie nicht. Immer wieder sind die NATO-Staaten aggressiv, trotzdem stellt sich die NATO als ein Friedensbündnis oder als ein rein defensives Bündnis dar. Ist sie nicht. Die NATO ist ein aggressives Angriffsbündnis und eine Gefahr für den Weltfrieden. Das ist eine Tatsache. So fing auch 2011 der Syrien-Krieg mit falscher Berichterstattung an. Man hat immer gesagt, es ist ein Bürgerkrieg. Assad bringt seine Bevölkerung um. So war es nicht. Die CIA hat eine Milliarde Dollar investiert. Eine Milliarde Dollar, um alle Gegner von Assad zu bewaffnen, um ihn zu stürzen. Gemeinsam mit den Saudis, den Kataris, den Türken, den Engländern und den Franzosen hat man versucht einen Regime-Change zu bewerkstelligen. Dieser hat aber nicht funktioniert. Es ist also anders als bei Allende 1973 oder Mossadegh 1953, da wurden die Regierungen gestürzt. Assad 2011 konnte nicht gestürzt werden, weil die Iraner und die Russen sich sozusagen hinter ihn gestellt haben und nicht wollten, dass er gestürzt wird. Das ist 2011, das ist unsere Geschichte. 2014 fängt der Ukraine-Krieg an und daran soll jetzt Putin schuld sein. Der ist irgendeines Morgens aufgestanden und hat gesagt: Jetzt krall’ ich mir die Krim. So berichten es uns die Medien. So war es aber nicht. Es war eine verdeckte Operation, die darauf abzielte, der Ukraine eine neue Regierung zu verpassen, um die Ukraine in die NATO zu integrieren. Es gab einen Putsch und die Russen haben auf diesen reagiert um sich den Stützpunkt ihrer Schwarzmeer-Flotte auf der Krim zu sichern, indem sie dort eine Abstimmung durchgeführt haben. So kam es zur Sezession der Krim. Natürlich können wir das jetzt noch weitermachen, aber sehen Sie? Der amerikanische Imperialismus – ich nenne hier nur ein paar Fakten, ich habe überhaupt nicht alles erwähnt. Über „Agent Orange“ habe ich noch gar nicht gesprochen. Es gibt noch viele andere Sachen. Hiroshima/ Nagasaki habe ich nicht erwähnt – hat der Herr Drewermann schon gemacht. Aber wir sprechen hier nicht über ein kleines Problem, sondern wir haben ganz massive Gewaltprobleme mit dem amerikanischen Imperialismus. Obama, der völlig zu Unrecht den Friedensnobelpreis erhalten hat, hat im Jahr 2016 insgesamt sieben Länder bombardiert. Das muss man sich mal vorstellen! Doch eine solche Übersicht finden Sie nicht in der Süddeutschen Zeitung, auch nicht in der Bild und nicht bei Spiegel TV. Sie müssen sich diese Übersicht selber erarbeiten. Bombardiert wurden 2016 Afghanistan, Pakistan, Jemen, Irak, Somalia, Syrien und Libyen, alles muslimische Länder! Macht doch nix – Terroristen.
Tja, so läuft die Indoktrination und da muss die Friedensbewegung dagegen halten. Nein, wir sind eine Menschheitsfamilie und niemand wird ausgeschlossen. Durch Geburt gehört man zur Menschheitsfamilie und das Leben ist heilig.
Es ist ganz verrückt wie man immer wieder versucht die Menschen zu spalten, entlang den Nationen oder entlang den Klassen, Unterschicht – Oberschicht. Oder entlang der Geschlechter, Männer gegen Frauen. Oder entlang der Religionen Juden gegen Muslime und Muslime gegen Christen oder Atheisten gegen Buddhisten oder Hindus. Sie können die Gesellschaft immer wieder spalten und ein zentraler Punkt in der Friedensbewegung im 21. Jahrhundert wird sein, wie gut es uns gelingt, diese Spaltung zu verhindern. Das ist eine der ganz zentralen Herausforderungen. Diese Spaltung zu überwinden, ist möglich, aber sie erfordert Achtsamkeit. Sie erfordert sehr viel Aufwand und so möchte ich den Teil über den amerikanischen Imperialismus abschließen und jetzt zum nächsten Teil kommen, indem ich sage, wie wir denn zu unserem eigenen Mut gelangen. Das ist schwierig, aber ich kann Ihnen einfach meine Erfahrung wiedergeben.
Eigentlich ist diese Sache mit der Angst und dem Mut für jeden zentral. Es gibt niemanden, der ohne Mut oder ohne Angst durchs Leben geht. Jeder Mensch hat Momente, in denen er mutig ist und Momente, in denen er Angst hat. Wir kennen also beide Seiten sehr, sehr gut.
Was ich bei meiner Forschung erlebt habe, ist, dass ich ab dem Moment, als ich in der Schweiz die Terroranschläge vom 11. September 2001 öffentlich hinterfragt und eine neue Untersuchung gefordert habe – vor allem wegen dem Einsturz von WTC 7. Das war 2006, vor elf Jahren – in einem Zeitungsartikel im Tagesanzeiger. Ich wurde angegriffen von der amerikanischen Botschaft in der Schweiz, die gesagt hat, der Ganser ist ein Verschwörungstheoretiker. Und dann bekam ich Probleme auf der Arbeit. Ich war angestellt an einer der führenden schweizer Universitäten – der ETH Zürich. War dort als Senior Researcher in der Forschungsstelle für Sicherheitspolitik tätig. Da kam ich zum ersten mal mit diesen Gefühlen in Kontakt. Okay, die hat jeder. Ich hab sie, Sie haben sie. Ich ging nach Hause und habe mir gesagt: Jetzt gibt’s Probleme! Man merkt es sehr deutlich, wenn die Probleme anfangen. Da war ich konfrontiert mit meinen Ängsten. Welche Ängste? Sie müssen ihre eigenen Ängste beobachten, so wie eine Mutter oder ein Vater ihre zwei spielende Kinder beobachtet. Ich habe dann erkannt, eine Angst, die ich habe, ist die Angst meine Stelle und mein Einkommen zu verlieren. Das war eine große Angst, heißt Existenzangst. Die ist weit verbreitet. Glauben Sie ja nicht, die Leute sind zu blöd, um zu sehen, dass der Drohnenkrieg nicht in Ordnung ist. Viele sehen es, aber sie haben sofort Existenzängste, dies offen anzusprechen. Die zweite Angst ist die Angst vor sozialer Ächtung, also dass man im Freundeskreis, in der Familie, am Arbeitsplatz, im Dorf, in der Stadt gar nicht mehr geschätzt wird. Denn der Mensch ist ein soziales Wesen. Er braucht die anderen Menschen. Niemand würde gern, wenn er ein Ticket zum Mond bekommen würde, einfach auf den Mond fliegen. Sie hätten dort Jacuzzi und Champagner, dürften aber nie zurückkommen! Nein. Selbst die, die große Probleme haben mit ihrem Nachbarn, mit der Frau oder den eigenen Kindern, sagen nein. Allein wollen sie eigentlich auch nicht sein. Der Mensch ist ein Gesellschaftswesen. Wir sind gern mit anderen zusammen, auch wenn uns die selben anderen extrem aufregen. Wir haben mit ihnen auch am meisten Spaß.
Ich musste nun also herausfinden, wie denn jetzt meine Ängste und meine Freuden zusammenhängen. Wie kann ich wechseln von Angst zu Mut? Wie funktioniert das? Es ist ein Prozess, den ich versuche weiterzugeben in meinen Vorträgen. Das ist teilweise schwierig, weil Sie sehen ja nicht, wo genau Ihre Ängste sind. Wo genau ist Ihr Mut? Können Sie ihn greifen? Können Sie ihn steuern?
Ich habe dann eine Übung gemacht, weil ich gemerkt habe, meine Ängste werden beeinflusst durch meine Gedanken. Die Gedanken sind wie eine Lokomotive und die Gefühle sind in etwa wie die Waggons des Zuges. Sofort, wenn ich gedacht habe: Oje, Daniele! Du wirst große Probleme haben wegen diesem Zeitungsartikel, wirst deine Stelle verlieren, du wirst nicht Professor werden, zuerst Deinen Lohn verlieren… Dann kamen all diese Gefühle. Ich habe also etwas gedacht. Es war nicht einfach nur ein Gedanke und ich blieb locker, sondern der Gedanke allein hat bedeutet, der Zug fuhr in den Bahnhof ein und all diese Waggons waren da. Schlechtes Gefühl im Bauch, keine Freude mehr am Leben, Kloß im Hals, vorbei. Das war ein schlechter Tag. Dann habe ich mich gefragt: Warum fährst du immer wieder mit diesem Zug in den Bahnhof ein? Das kann doch nicht sein! Kannst Du Deine Gedanken nicht lenken? Bist du nicht fähig? Warum denkst du das überhaupt? Die Antwort: Ja, aber es ist so! Ich denke das nicht einfach nur. Das ist eine saubere Analyse. Okay!?
Wir sind Meister, wir sind wirklich Meister darin. Wir brauchen keinen Trump, um uns selber fertig zu machen. Es gibt Momente, das haben Sie vielleicht selbst schon erlebt. Sie liegen im Bett. Es ist Sonntag. Sie können ausschlafen, müssen nicht zur Arbeit. Sie haben genügend zu essen, keine Hungersnot weit und breit in Sicht. Das Dach ist dicht, es regnet nicht rein. Sie haben es schön warm, die Decke ist gut, die Matratze weich, Sie liegen nicht auf Stein. Alles ist gut. Aber dann kommt einfach so irgendein Gedanke, der Sie aufregt und massiven Stress produziert. Weil ich das wirklich beobachten wollte, habe ich folgende Übung gemacht: Ich habe ein Jahr lang kalt geduscht. Das heißt, eigentlich habe ich mich zurückgezogen, denn der Mensch hat die Tendenz, zu sagen, die anderen sind schuld. Das ist einfach das, was wir immer machen. Wir übernehmen nicht die Verantwortung für unsere eigenen Gefühle und Gedanken, sondern sagen, der Nachbar, die Frau, die Kinder, der Boss und Trump und Kim Jong-un – die sind schuld. Und dann projizieren wir die ganzen Phänomene nach außen. Das ist ein Trick. Das machen wir sehr gerne..Ich habe gedacht, diesen Trick werde ich nicht zulassen. Ich gehe ins Badezimmer, mache die Türe zu. Da war nur ich. Dann geh ich in die Dusche, ganz nackt. Nur ich. Niemand da, dem ich die Schuld geben kann. Dann war die Aufgabe ein Jahr nur kalt duschen. Haare waschen – alles nur kalt. Und dann zu beobachten, was der Verstand so macht. Er war immer dabei. Der spricht auch unter der Dusche!
Ich habe ja gesagt, ich möchte Ihnen erklären, wie sie über Ihre Ängste hinweg kommen – also wie ich über meine Ängste hinauskomme. So. Die sind dann nicht weg, aber Sie lernen sie kennen. Sie müssen ja gar nicht mit 9/11 anfangen, es reicht mit kleinen Dingen…
Ich stehe dann also vor dieser Dusche und ich stehe noch nicht drunter, weil der Körper macht Grrmm! Dann macht mein Verstand – die eigenen Gedanken fangen an – mein Verstand legt los. Ungefragt. Sie werden es beobachten, dass Ihr Verstand ungefragt loslegt und zwar die ganze Zeit. Sie beobachten also achtsam: Der Verstand legt los, papperlapapp und Sie hinterher. Ich habe ihn beobachtet. Zuerst hat er gesagt: Daniele, das machst Du jetzt nicht wirklich. Doch, das mache ich jetzt ein Jahr lang. Ein Jahr lang? Das ist gesundheitsschädigend, da bin ich sicher! Gesundheitsschädigend? Was soll denn das jetzt? Ja, Du wirst einen Herzinfarkt bekommen! Ich habe noch nie von einem Herzinfarkt deswegen gehört.
Sehen sie, es geht hin und her. Der Verstand übernimmt beide Teile in der Diskussion. Das geht in Ihrem Kopf hin und her, wie Pingpong. Sie spielen schneller als die Chinesen. Und dann sagte ich: Ich mache das jetzt. Nein! Zuerst hat er gesagt, es ist gefährlich. Als das nicht funktionierte, fing er an zu schmeicheln: Ach, heute hattest Du doch einen harten Tag. Willst Du Dir nicht doch mindestens diese warme Dusche gönnen? Ehrlich gesagt, ich mache eine Übung in Achtsamkeit. Ich möchte meine Gedanken beobachten. Und dann sagt der Verstand: Was für eine bescheuerte Übung soll das denn sein? Kennst du irgendjemanden, der diese Übung macht? Im Moment nicht. Aha, aber du musst das machen? Ja, ich will das jetzt! Aber, das muss Du doch nicht machen? Es ist eindeutig unsinnig! Und dann, zack! Druntergestellt. Dann kommt natürlich ein Schock. Und dabei werden die Gefühle wirklich ausgelöst. Sie merken, das Angstgefühl wird ausgelöst aber es passiert eigentlich gar nichts. Das Angstgefühl wird maximal ausgelöst. Es passiert nichts. Die Gedanken toben wie wild. Aber es passiert nichts.
Am nächsten Tag machen Sie es wieder und es passiert genau das Gleiche. Der Verstand ist immer wieder da. Was ich aus dieser Phase gelernt habe – jetzt hab’ ich wieder zu den Warmduschern gewechselt. Aber ich habe es ein Jahr gemacht, 365 Tage lang nie heiß. Einfach immer voll auf kalt. Natürlich duschen Sie dann weniger lang. Das ist ein Effekt. Und ich habe Freunde, die mir sagen: „Also, das finde ich super interessant, aber das ist jetzt nicht so mein Ding.“. Dann sage ich: Gut. Man kann die gleiche Übung auch im Straßenverkehr machen. Auch dort werden Sie sehen, dass Sie sehr viele Gedanken haben. Das Training, dass die Friedensbewegung braucht, um stärker zu sein, ist, dass Sie nicht alles, was Sie denken, auch glauben.
Wenn Sie eine Zeitung lesen, lesen Sie eigentlich die Gedanken einer anderen Person. Derjenigen, die es geschrieben hat. Ich schreibe ja Bücher, ich weiß, wie das ist. Ich muss zuerst etwas denken und dann schreibe ich. Ein anderer liest es und in dem Moment, macht er sich meine Gedanken. Wenn wir die Zeitung lesen, denken wir die Gedanken der Redaktion. Das heißt, wenn wir das ganze Leben lang die gleiche Zeitung lesen, denken wir wie die Redaktion. Der Vorteil, Sie haben ein stabiles Feindbild. Das ist angenehm. Wenn Sie die Zeitungen immer wieder wechseln, haben Sie kein stabiles Feindbild mehr und am Schluss wissen Sie nicht mehr, wer jetzt wen bombardieren soll.
Aber die Übung ist ja, dass sie die Gedanken beobachten sollen: Okay, was denke ich jetzt gerade? Ja, Nordkorea ist gefährlich. Das denke ich. Warum denke ich das? Habe ich das letzte Woche gedacht? Nein, was dachte ich denn da? Da dachte ich noch, bin Laden sei gefährlich. Ach, nein, der ist ja jetzt tot. Wer, dachte ich, ist denn sonst noch gefährlich? Saddam Hussein. Warum habe ich das immer gedacht? Ja, das stand da. Warum haben die das gedacht? Wer denkt überhaupt? Was geht da ab? Sollte ich mal wieder kalt duschen?
Dieser Prozess hat übrigens kein natürliches Ende. Das möchte ich Ihnen sagen. Es ist nicht so, dass Sie das erledigen können, wie eine Achterreihe, die sie dann irgendwann beherrschen. Der Prozess der Achtsamkeit ist, dass Sie beobachten, was Sie denken und Sie sind oft völlig überzeugt, dass das, was Sie denken, extrem originell und wichtig ist. Aber da muss ich sie enttäuschen. Das ist nicht so. Wir denken sehr oft alte Schallplatten, die auf Repeat laufen. Aber dann fährt immer wieder der gleiche Zug in den gleichen Bahnhof ein. Dann haben sie immer wieder die gleichen Gefühle.
Und an dieser Stelle möchte ich Ihnen erklären, wie die Kriegspropaganda das nutzt: Die Kriegspropaganda weiß, wenn sie eine Geschichte produziert, welche Gefühle sie erzeugt. Sie kennt die Zugformation, so wie die Deutsche Bahn weiß, die 1. Klasse hält im Sektor B. Das steht ja an jedem Bahnsteig oder 2. Klasse hält im Sektor F Wagen 19. Die Züge sind formiert und die Gedanken und Gefühle noch mehr. Die Kriegspropaganda z.B. von 1990/1991, als man der amerikanischen Bevölkerung den Einmarsch in Kuwait verkaufen wollte, ging so: Man hat gesagt die Soldaten von Saddam Hussein sind nicht nur in Kuwait einmarschiert. Sie sind dort ins Spital gegangen, haben dort die neu geborenen Babys genommen, die kleinen süßen mit der feinen Haut. Die haben sie Kopf voran auf den Boden geschlagen. Kindermord. Das erzählte ein 16-jähriges Mädchen unter Tränen. Dieser Zug ist eingefahren – in diesem Moment. Sie haben Gefühle von Wut, Angst und Schock. Niemand hat Gefühle von Erleichterung, Freude und Entspannung. Sehen Sie das? Die Gedanken steuern den Zug. Das heißt, wenn Sie nicht glauben wollen, dass man Ihre Gefühle manipulieren kann, dann haben Sie nicht verstanden, warum Leute Milliarden für Werbung ausgeben. Das ist ein direkter Eingriff auf ihre Gefühle.
Wenn wir das als Historiker dekonstruieren, sehen wir: Wer ist dieses Mädchen? Sie ist die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA. Hat es die toten Kinder gegeben? Nein, die hat es nicht gegeben. Ah, dann ist das eine Lüge. Und, zack! Es löst sich alles in Luft auf. Das ist die Brutkasten-Lüge. Bei der ABC-Waffen-Lüge 2003 war es das Gleiche: Man erzählte, Saddam Hussein hat Massenvernichtungswaffen. Das kommt dann in den Zeitungen. Sie lesen es. Es produziert einen Gedanken, ein schlechtes Gefühl entsteht. Sie haben Angst und irgendwie sind Sie dann plötzlich für diesen Krieg. Wer hingegen viel reist und ich bin viel gereist – ich war in Nepal, in den USA, in Russland, in Algerien, ich war in Italien, Frankreich, Spanien und in Indien – ich habe nie, nie irgendwo Menschen getroffen, die bombardiert werden müssten. Aber über die Medien entsteht ein Gefühl und ein Gedanke, dass das notwendig sei.
Das ist also der zweite Teil, den ich heute mitgebracht habe. Der erste Teil war ein Verständnis des amerikanischen Imperialismus in der Zeitgeschichte. Der zweite Teil ist das Verständnis, wie Kriegspropaganda funktioniert und wie sie ausgehebelt werden kann. Sie kann ausgehebelt werden durch ein waches Bewusstsein. Ich bekomme viele E-Mails dieser Art. Leute, die ein waches Bewusstsein haben, stoßen auf Menschen die noch schlafen. Achtung! Dann möchten die Wachen die Schlafenden wecken. Schwierig! Es ist schwierig. Ein konkretes Beispiel: Es ist eine 16-jährige Schülerin, sie hat mir eine E-Mail geschrieben: „Herr Ganser, vielen Dank für Ihre Arbeit, aber ich habe ein konkretes Problem. Ich sehe doch, dass Obama den Friedensnobelpreis nicht verdient hat. Ich sehe doch, dass er ein Kriegsverbrecher ist. Aber bei mir in der Schule darf ich das nicht thematisieren. Die Lehrerin sagt uns, wir sollten mehr Fernsehen anschauen, um der Weltpolitik zu folgen.“. Das kann doch nicht sein! Und dann schreibt sie: „Ich habe versucht mit meiner Freundin darüber zu sprechen, aber die hat sich nicht dafür interessiert. Da fühlte ich mich alleine.“. Und das ist ein Zustand, den sehr, sehr viele Menschen haben. Was es dann braucht, ist nur eine einzige Person, mit der man sprechen kann. Wenn man zu zweit ist, das reicht schon. Sie müssen nicht 50 sein, aber wenn ich mir etwas von Ihnen wünschen darf, dann hoffe ich, dass sie solche Menschen sind, die für andere ein offenes Ohr haben, um mit denen über Themen zu sprechen, die nirgends debattiert werden. Sie können dann helfen, diesen Achtsamkeitsprozess zu stärken und Sie werden dann erkennen, dass dies nicht Ihre Gedanken und Gefühle sind, sondern dass Sie nur das Bewusstsein sind, in denen die Gedanken und Gefühle aufsteigen. Nur dann werden Sie davon nicht so massiv destabilisiert. Sie können viel gelassener, viel entspannter sein. Wenn sie sich völlig verausgaben und das Gefühl haben, wenn wir morgen nicht Ramstein schließen, dann hat das alles keinen Sinn, dann sprenge ich mich in die Luft, dann sind Sie einfach zu stark in Ihren Gedanken und Gefühlen verwickelt. Sie können einen Standpunkt beziehen, ich finde es richtig, dass Sie für Frieden und Ehrlichkeit einstehen, aber bitte bleiben Sie gelassen und fröhlich! Denn so haben Sie langfristig Energie.
Und nun komme ich zum Schluss: Langfristig Energie zu haben, ist entscheidend für die Friedensbewegung. Wir werden unseren Friedenswunsch nicht kurzfristig erreichen, sondern hierzu viel Ausdauer benötigen. Machen wir es wie die Triathleten: Die Schwimmen zuerst, fahren Rad und dann laufen sie noch. Das ist sehr anstrengend. Haben Sie schon mal einen Triathleten bemerkt der bei diesen Anstrengungen flucht? Ungefähr so: Meine Güte, ist das eine Sch… Strecke hier! Meine Beine brennen und überhaupt die Anderen nerven…! Sie verlieren so sehr viel Energie. Ich hab’ mit vielen Spitzensportlern gesprochen. Die arbeiten extrem mental. Und das muss die Friedensbewegung auch tun. Wenn wir mit Achtsamkeit dran bleiben, denke ich, werden wir immer stärker – von Jahr zu Jahr. Und wenn wir uns diese Techniken beibringen und uns gegenseitig aufmuntern, ja, dann können wir in der Friedensbewegung sehr viel Potenzial freisetzten. Ich freue mich sehr, dass so viele hier sind und ich bin mir sicher dass, es noch vielerorts tausende Gleichgesinnte gibt. In diesem Sinne: Es gibt keinen Grund zu verzagen, schauen wir einfach vorwärts. Vielen Dank.
Dieser Text wurde zuerst am 08.09.2017 auf www.youtube.com unter der URL <https://www.youtube.com/watch?v=e3zD-Ykvk0c> veröffentlicht (ab 55:18 Min., zuletzt abgerufen: 09.10.2017 um 20:07 Uhr). Lizenz: Standard-YouTube-Lizenz.
Daniele Ganser: Stopp Air Base Ramstein 2017
Dr. Daniele Ganser: Hallo, guten Abend. Ich hab’ schon mehr als 600 Vorträge gehalten aber jetzt bin ich doch ein bisschen… Wie soll man das beschreiben?
Das Gefühl ist einerseits Freude und andererseits richtig stark berührt, durch die Rede des Eugen Drewermann. Mir geht’s da wie Ihnen. Ich hätte mir ja so gewünscht, dass Angela Merkel nicht mit dem Herrn Schulz diskutiert hätte, sondern mit Herrn Drewermann. Und – ich denke, ich darf das als Schweizer sagen – ich sehe das so ein bisschen von außen, was hier läuft: Deutschland wird immer noch niedergedrückt mit dem Stichwort Hitler/Nationalsozialismus. Das ist psychologische Kriegsführung, die Sie schon seit vielen Jahren erleiden. Man kann jeden Abend um 10 Uhr Hitler – die Waffensysteme so, die Schergen so… Das kann man anschauen. Immer. Das läuft immer. Und das ist ein Trick, um Sie runter zu bügeln. Man müsste diese Verbindung Deutschland–Hitler kappen und durch Deutschland–Goethe ersetzen. Wenn ich Eugen Drewermann zuhöre, dann spüre ich diese Kraft und ich denke, Sie spüren sie auch. Und Sie sollten wissen, diese Kraft steckt in Ihnen allen. Klar, er kann unglaublich gut formulieren, hat eine umfassende Bildung – wie Goethe, muss ich sagen. Er gehört in diese Kategorie. Wir haben immer gedacht, das gab es nur früher, die sind lange tot. Nein, das war gerade einer von den Großen.
Ich habe mir überlegt, was soll ich heute sagen. Also, ich freue mich zuerst einmal, dass ich zusammen mit Eugen Drewermann hier sein darf und ich höre mir einfach an, was er sagt und dann werde ich eigentlich nur auf das reagieren und das weiterentwickeln. Denn alles was er gesagt hat, kann ich zu 100 Prozent unterschreiben. Es ist schon soviel so Gutes gesagt worden, dass ich vielleicht so fortfahren werde: Ich würde zuerst zum amerikanischen Imperialismus sprechen – einige Eckdaten geben, so dass man sich das noch einmal verdeutlicht. Und dann werde ich auf die Themen eingehen, wo die Friedensbewegung weiterhin Unterstützung braucht: Wie schaffen wir es, dass wir nicht durch Angst regiert werden. Denn das hat er ja gesagt: Drewermann hat in seiner ausgezeichneten Rede gesagt, diese Politik der Angst führt uns immer nur in die Gewalt, in die Verbrechen. Dann bleibt die Frage, wie können wir denn als Friedensbewegung diese Angst überwinden? Wie gehen wir selbst mit unserer Angst um? Es werden diese zwei Punkte sein, zuerst den US-Imperialismus und dann Mut statt Angst. Das wäre mein Programm, das ich jetzt gerade entwickle. Passt das für Sie? [Applaus]
Dann fangen wir mit dem US-Imperialismus an: Die Drohnen, die eben gerade hier, von vor unserer Türe [gemeint ist Ramstein, Anm.d.Red.] gesteuert werden, werden von Noam Chomsky, dem amerikanischen Intellektuellen, ganz richtig als Staatsterrorismus bezeichnet. Ja, der Drohnenkrieg ist Staatsterrorismus. Und wenn wir über Terrorismus nachdenken, ist es ganz wichtig, dass wir uns auch gegen Staatsterrorismus wehren, bzw. dass wir uns gegen Drohnen aussprechen. Daher möchte ich zuerst Ihnen allen danken, dass Sie hier sind. Es sind 800 Leute hier in der Versöhnungskirche, das haben mir die Veranstalter gesagt. Ich habe nicht nachgezählt, aber es ist einfach richtig voll und die Veranstalter haben mir gesagt, es gibt diese Veranstaltung seit drei Jahren und sie ist immer weiter gewachsen. Das heißt, dass Sie eigentlich diese Kraft auch sehen. Schauen Sie mal links und rechts, all diese Leute, die da sind. Es ist wirklich wichtig dass man Sie mal wahrnimmt! Ja, schauen Sie sich mal links und rechts in die Augen. Es ist tatsächlich wichtig. Einige finden das sicher unangenehm, aber machen Sie es. Denn ich bekomme viele E-Mails von Leuten, die sagen: „Ich begreife das mit dem US-Imperialismus, aber ich fühle mich ein bisschen isoliert.“ und dieses Problem haben Sie jetzt ja nicht. [Applaus]
Ich bin also, wie Sie, völlig der Meinung, dass es aufhören muss mit diesen Drohnen. Denn die sind eigentlich eine Form, die wir in der Forschung als Killer-Roboter bezeichnen. Man muss sich darüber im Klaren sein, – Herr Drewermann hat es ausgeführt – Früher hat man den Menschen auf dem Kasernenhof einem solchen Drill ausgesetzt, dass sie einfach nur Befehle befolgten und ihr Gewissen völlig ausgeschaltet haben. Das ist tatsächlich ein Problem, mit dem die Friedensbewegung heute noch konfrontiert ist. Wir können uns einfach an Sophie Scholl orientieren. Sophie Scholl hat gesagt: „Alle Menschen haben die strengsten Maßstäbe in sich selbst.“ Also jeder hat eigentlich ein Gewissen, aber weil die Maßstäbe so streng sind, richten wir uns nicht immer danach. Man muss eigentlich gar keinen Vortrag hören oder ein Buch lesen, um zu wissen, dass es falsch ist jemanden zu enthaupten, zu vergewaltigen oder zu foltern. Das weiß der Mensch intuitiv. Was früher auf den Kasernenhöfen passiert ist, dass man diese Entmenschlichung vorangetrieben hat, ist jetzt im Rahmen der digitalen Revolution noch eine Stufe weiter entwickelt worden. Sie wissen, die Drohnen sind unbemannte Flugzeuge und aus diesen heraus werden Waffen abgeschossen, die töten. Diese Waffen werden gelenkt mit digitaler Technik, mit Kameras. Das heißt, eine Drohne ist ein Killer-Roboter. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, am Anfang des 21. Jahrhunderts steht die Friedensbewegung vor der Herausforderung: Wie gehen wir mit Killer-Robotern um? Natürlich haben die keine Empathie. Es hat noch keine Drohne gegeben, die beim Rückflug in die USA angefangen hat zu weinen. Diese Maschinen sind völlig gefühllos. Natürlich gibt es Drohnen-Piloten, die solche Maschinen/ Systeme steuern und da haben einige gesagt: „Mir wurde schlecht, als ich wirklich verstanden habe, was ich gemacht habe“. Somit sehen wir heute beim Militär die Tendenz zur Robotorisierung, z.B. dass jetzt Gerät gebaut wird mit vier Beinen – das eine Treppe hinauf rennen kann, so schnell wie ein Mensch. Diese laufenden Computer, existieren bereits, und bestückt mit Waffen, haben wir den Terminator. Terminator kennen wir aus unserer Jugendzeit – ich weiß nicht in welchem Jahr das war – wir haben uns das angeschaut und dachten: Abgefahrene Story aus Hollywood! Das haben wir gedacht. Es ist aber nicht einfach eine abgefahrene Story, sondern die nächste Stufe der Kriegsführung, wie wir sie im Moment beobachten können. Also dieses Stichwort „Killer-Roboter“ fordert uns jetzt dazu auf, aufzustehen, sich hinzustellen und zu sagen: Wir wollen das nicht! Und das tun wir heute. Eine Demonstration gegen die Drohnen ist auch eine Demonstration gegen Killer-Roboter und dafür danke ich Ihnen sehr, dass Sie heute hier sind. [Applaus]
Wenn wir das analytisch noch ein bisschen drehen, können wir sagen, eine Demonstration oder eine Friedensbewegung, die sich gegen den Drohnenkrieg ausspricht, ist auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Imperialismus. Denn Ramstein ist ja eine Drohnenbasis des amerikanischen Imperiums und deshalb fand ich es von den Organisatoren sehr, sehr gut, dass man sich auch mit der amerikanischen Friedensbewegung vernetzt hat. Ganz live mit der Ann Wright, die gegen den Irak-Krieg 2003 aufgestanden ist und zurückgetreten ist. Es ist ganz wichtig, dass die Friedensbewegung in Europa sich mit der Friedensbewegung in den USA, in Russland und überhaupt mit allen Ländern vernetzt. Das ist ganz wichtig! [Applaus]
Es werden ja so ein paar Spiele mit uns gemacht. Man sagt: Wenn Sie den US-Imperialismus kritisieren, dann sind Sie anti-amerikanisch. Aber lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn andere mit Begriffen um sich werfen, die sie zum Teil selber nicht richtig verstanden haben. Dann handelt es sich sicherlich nicht um einen Beitrag unsere Sache zu stärken, sondern eher um einen Versuch uns zu spalten. Es ist ganz wichtig für die Friedensbewegung, dass wir uns nicht spalten lassen durch irgendwelche Begriffe, die uns das Recht absprechen wollen, dass wir uns organisieren gegen Krieg und Terror. [Applaus]
Die Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Imperialismus ist so wichtig, weil er sehr, sehr viel Leid über die Welt gebracht hat. Im Moment lernen die Schüler in der Schule, den Imperialismus gab es, im 19. Jahrhundert. Das waren die Briten. Die haben damals Indien regiert, Kanada regiert und Teile von Afrika und zum Glück ist das jetzt alles vorbei. Dann bekommen die Kinder ihr Butterbrot und können in die Pause. Aber das ist nicht wahrhaftig. Der Imperialismus beschäftigt uns als Menschheitsfamilie schon sehr, sehr viel länger. Wir hatten auch eine Phase des spanischen Imperialismus oder des portugiesischen Imperialismus und das Dritte Reich war auch ein Versuch von Deutschland zur imperialen Macht aufzusteigen, Territorien zu kontrollieren, Rohstoffe zu kontrollieren etc. Aber, dass heute das US-Imperium ganz eindeutig Imperialismus betreibt, das wird hier totgeschwiegen. Das wird einfach totgeschwiegen! Das lesen Sie nicht im Spiegel, das finden Sie nicht auf ZDF, das finden Sie nicht auf ARD. Auch nicht auf Qualitätssendern wie RTL 2. Man fragt sich heutzutage: Wie können wir denn als wache Menschen unsere Umwelt analysieren, wenn das Wort US-Imperium überhaupt nicht auftaucht? Man hat den Menschen einen Begriff weggenommen, den sie eigentlich bräuchten, um die internationale Politik zu verstehen. Das ist bei uns in der Schweiz genau das Gleiche. Wir haben in der Schweiz die NZZ oder wir haben „Qualitätssendungen“, wie die Arena im Schweizer Fernsehen… [Gelächter und Applaus]
Das ist letzten Endes eine Situation, in der ich mich mit meiner Forschung bemühe, den Begriff wieder einzuführen. Und weil ich in meinen Vorträgen immer so spreche, dass die 15–25jährigen – das ist meine Zielgruppe, aber alle anderen sind auch herzlich willkommen heute – dass diese Generation – denn die wird das 21. Jahrhundert prägen – verstehen, was ich meine. Aus diesem Grund möchte ich einfach gewisse Dinge noch mal repetieren, auch wenn viele hier im Raum das schon kennen: Als Imperium bezeichnet man einfach die stärkste militärische Macht in einen spezifischen Zeitraum. Das US-Imperium ist seit 1945 dominant. Das heißt wir haben jetzt 70 Jahre US-Imperialismus. Sie können das Imperium ganz einfach erkennen, indem Sie die Flugzeugträger zählen. Die USA haben zehn Flugzeugträger. Die Russen haben nur einen. Die Chinesen haben einen, die Schweizer keinen, Deutschland hat auch keinen. Die Franzosen haben auch einen, aber der ist oft in Reparatur. Wenn Sie sich also den Überblick verschaffen, ist das Imperium schnell zu erkennen. Sie können es auch anhand der Militärausgaben erkennen. Es wurde gesagt vom Herrn Drewermann – ganz richtig – die US-Militärausgaben sind bei 600 Milliarden Dollar pro Jahr. Stellen sich vor, wenn man das in friedliche Prozesse, in die Energiewende oder Trauma-Arbeit investieren würde, könnten wir innerhalb von zehn oder zwanzig Jahren massive Fortschritte als Gesellschaft machen. Und wir müssen immer zugeben, diese Optionen sind da. Es ist nicht unmöglich. Das könnte kommen. Es hängt davon ab, wie sich die Dinge entwickeln.
Zählen wir dann auch noch die Militärstützpunkte. Die Amerikaner haben in mehr als 40 Ländern Militärstützpunkte. Sie haben Militärstützpunkte in Deutschland, sie haben Militärstützpunkte in Afghanistan, sie haben Militärstützpunkte in Kuba, in Japan, in Süd-Korea, etc. Wir zählen diese Militärstützpunkte zusammen und Ramstein ist einfach einer – ein großer, ein dominanter, aber nur einer – in diesem riesengroßen Netzwerk und die imperiale Kritik sagt Folgendes: Das Imperium hat die Möglichkeit, einen Militärstützpunkt in einem Land zu errichten. Dieses Land hat aber weniger Macht und kann umgekehrt im Imperium keinen Militärstützpunkt errichten. Um das konkret darzustellen: Die USA haben einen Militärstützpunkt auf Kuba, auf Guantanamo. Die Kubaner haben aber keinen Militärstützpunkt in Florida. Ja, das einfach um die Dinge zu verstehen. Wenn man dies nicht versteht, wird man nichts verstehen. Die Amerikaner haben einen Militärstützpunkt in Ramstein und an anderen Orten in Deutschland – die Deutschen haben keine Militärstützpunkte in Oregon. Die Amerikaner haben Militärstützpunkte in Italien – die Italiener haben kein Militärstützpunkte in Massachusetts. Die Amerikaner haben Militärstützpunkte in Japan – die Japaner haben keine Militärstützpunkt in Kalifornien. Sie sehen den Dreh.
Es ist wissenschaftlich also klar, dass die Amerikaner das Imperium sind und das, was mich ein bisschen irritiert ist, dass unsere Medien irgendwie der Meinung sind, sie könnten das totschweigen und wir würden es nicht merken. Das ist eigentlich so was von albern, leben wir doch im Zeitalter der Digitalmedien. Die Leute werden sich schon die Inhalte suchen und letzten Endes ist es so, jeder bekommt die Medien, die er verdient hat. Jeder kann heute sagen: „Das interessiert mich jetzt sehr, jetzt warte ich bis das in der Tagesschau kommt.“ Dann macht man es sich bequem auf der Couch, jeden Abend sind sie bereit, mit dem Stift in der Hand, wenn über das US-Imperium berichtet wird. Die Tage vergehen, der Bericht kommt nicht. Sie gehen in die dritte Woche, denken: Jetzt muss er kommen! Noch immer passiert nichts. Ja, das könnte man tun. Aber das müssen Sie nicht. Sie können sagen: „Das interessiert mich“. Sie suchen sich ein Buch zum Thema, Sie suchen sich ein Vortrag zum Thema, Sie können heute mit einer Stichwort-Analyse über Google News sehen in welchen Zeitungen überhaupt der Begriff US-Imperium auftaucht. Das können Sie machen. Recherchenaufwand zehn Minuten. Wir haben also schon die Möglichkeit, uns die Begriffe zurückzuholen und ich denke, wir sollten das tun. Denn nur ganz kurz wie die Historiker Imperien beurteilen, wir sagen: Imperien verhalten sich sehr oft gewalttätig. Sie überfallen andere Länder, aber nicht um zu helfen – obwohl sie das natürlich immer sagen – sondern, um ihre eigenen Interessen zu maximieren. Ja, es geht um Geld. Es geht um Rohstoffe. Und das wird einfach immer durchgezogen. Das war bei den Briten und Spaniern nicht anders. Die Amerikaner verhalten sich einfach wie ein klassisches Imperium. Und man kann nicht von einem Imperium überrascht sein, das Gewalt anwendet. Das wäre, als wenn man als Vegetarier zum Löwen geht und fragt: Bist du auch Vegetarier? Der Löwe staunt, und frisst Sie dann! Sie waren einfach schlecht informiert.
Wenn wir wach sind und verstehen, was das amerikanische Imperium ist, sollten wir mal zählen, wie viele Länder die USA bombardiert und oder gewaltsam eingegriffen haben.
1945 wurde die UNO-Charta unterzeichnet. Da steht: Alle Länder unterlassen den Einsatz von Gewalt in den internationalen Beziehungen. Ich habe das in einem längeren Buch „Illegale Kriege“ genauer ausgeführt. Ich möchte hier gar nicht in alle Details gehen, aber nur in aller Kürze:
1948 manipuliert die CIA die Wahlen in Italien. Das darf man nicht. Haben sie aber gemacht. Imperiale Politik. 1950 bombardieren die USA Nordkorea. 1953 stürzen die USA im Iran die Regierung. Das darf man nicht. 1954 stürzen sie die Regierung Guatemalas unter Präsident J. Árbenz, weiter versuchten sie 1961 die Regierung in Kuba zu stürzen. Die Schweinebucht-Invasion, das funktionierte nicht. 1964 beginnen sie Vietnam zu bombardieren und sagen, die Vietnamesen hätten angefangen. Der sogenannte Golf von Tonkin-Zwischenfall, von dem wir heute genau beweisen können, den hat es nicht gegeben. Die Amerikaner haben gelogen. Der führte zu elf Jahren Krieg und endete 1975 mit drei Millionen Toten.
1973, am 11. September übrigens, stürzen sie die Regierung von Allende in Chile und installieren Pinochet, den Diktator. Dieser lässt die Opposition per Flugzeug, über dem Pazifik ins Meer abwerfen. Das ist Terror. Das verhindert bei den Familien, bei den Müttern, bei den Geschwistern, dass sie abschließen können vor dem Grab ihrer Angehörigen, weil sie immer noch auf die Rückkehr ihrer Angehörigen hofen. Das bricht die Bevölkerung. Das war 1973.
Weiter gehts: ab 1979 und während den ganzen 80er Jahren unterstützen die CIA radikalen Muslim/Mudschahedin in Afghanistan mit Waffenlieferungen aus Saudi-Arabien und den USA. Warum? Man will der Sowjetunion in Afghanistan eine Niederlage bescheren. Man beliefert die Mudschahedin, auch Osama bin Laden/Al Kaida mit sogenannten Stinger-Waffen. Mit diesen Raketen schießen dann die Afghanen die Russen mit ihren Helikoptern ab und somit verlieren diese den Krieg. Zuvor noch, 1979, hilft man Saddam Hussein an die Macht, unterstützt ihn 1980 als er Chomenei angreift, und somit beginnt der Krieg zwischen dem Irak und dem Iran. Im Stillen unterstützt und als Freund vom Westen, beginnt Saddam den Krieg! Warum? Man wollte den Iran schwächen. Dieser Krieg ging von 1980 bis 1988 und in der Iran-Contra-Affäre 1986 wird aufgedeckt, dass das Imperium gleichzeitig noch den Iran bewaffnet hat, weil – wenn das nicht abgefahren ist – beide Seiten bewaffnen, damit sie sich noch besser abschlachten können. Bei einer Rede sagte der amerikanische Geo-Stratege Georg Friedmann, man sollte die Deutschen und die Russen gegeneinander hetzen, dann werden die sich gegenseitig töten und sich das deutsche und das russische Blut vermengen. Das wäre von Vorteil für das US-Imperium. Diese Dinge wurden gesagt. Man muss sie zur Kenntnis nehmen und es ist deshalb sehr wichtig, dass Deutschland die Freundschaft zu Russland pflegt. Das ist wirklich wichtig.
1986 lässt Ronald Reagan Libyen bombardieren. Darf man das? Wie wäre es gewesen, wenn Libyen 1986 die USA bombardiert hätte? Das wäre sehr verwirrend gewesen. Im August 1990 marschiert Saddam Hussein in Kuwait ein. April Glaspie, die amerikanische Botschafterin, sagt ihm zuvor, die Amerikaner hätten nichts dagegen, wenn er seine internationalen Probleme so löst, wie er das für richtig hält. Als er aber einmarschiert, sagt man sofort: Das geht ja gar nicht! Der UN-Sicherheitsrat verhängte ein Embargo, es gibt einen Krieg – Operation „Desert Storm“. Die Amerikaner bombardieren Irak und Kuwait 1991, setzen dann den Irak unter Embargo. 1996 ist Madeleine Albright als Außenministerin im amerikanischen Fernsehen und die Journalistin fragt: „Bei diesem Embargo gegen Irak sind schon 500.000 Kinder gestorben. Ist das den Preis wert?“. Sie antwortet: „Yes, i think the price is worth it.“. Das ist imperiale Politik. Okay? Und wir sind erst in der Mitte der 90er Jahre. Deutschland – und das ist ganz wichtig – die deutsche Friedensbewegung war bis 1995 erfolgreich. Fünfzig Jahre lang hat Deutschland bei keinem Krieg mehr mitgemacht. Das finde ich wunderbar. Das sollten wir kurz mit einem Applaus bestärken. [Applaus] Und dann passiert etwas völlig Verrücktes: Rot-Grün kommt an die Macht. Die Grünen sagen: “Nie wieder Kriege” etc. Dann machen Joschka Fischer und Gerhard Schröder 1999 beim Jugoslavienkrieg mit und bombardieren gemeinsam mit dem amerikanischen Imperium Serbien. Ein illegaler Angriffskrieg und es wird mit dem Trauma der Deutschen gearbeitet, denn die Regierung behauptet, es gäbe Konzentrationslager in Serbien. Alles gelogen, aber es hat gereicht, um in der deutschen Bevölkerung diesen Schockeffekt auszulösen und dann war man ohne UNO-Mandat plötzlich wieder im Krieg unter Rot-Grün. Viele Menschen haben das bis heute noch nicht richtig verarbeitet. Ich vielleicht auch nicht, aber so ist es. Dann kommt 2001. Die Terroranschläge vom 11. September, die bis heute nicht vollständig geklärt sind und während diesen Terroranschlägen erfindet das US-Imperium eine neue Rahmenerzählung: Der Krieg gegen den Terror erlaubt uns, alle Kriege zu führen, die wir wollen. In diesem Zustand sind wir jetzt. Wir sind immer im sogenannten Krieg gegen den Terrorismus, aber ich kann allen jungen Menschen nur sagen: Lehnen Sie den Krieg gegen den Terrorismus ab! Er ist durchsetzt von Lügen und Gewalt. Wir können das wissenschaftlich beweisen. Es ist nicht irgendeine Theorie, sondern wir wissen 2003 fängt der Angriff auf den Irak an. Achtzig Prozent der amerikanischen Soldaten, die in den Irak-Krieg gezogen sind, haben bei einer Umfrage gesagt, dass sie glauben, dass sie im Irak sind, weil sie Saddam Hussein bestrafen müssen für seine Rolle bei 9/11. Aber Saddam Hussein hatte überhaupt nichts mit 9/11 zu tun. Das heißt, die Kriegspropaganda funktioniert genauso wie Goebbels es gesagt hat: Es kommt nicht darauf an, ob eine Behauptung wahr ist, sondern darauf, dass sie aus allen Kanälen stetig wiederholt wird. Das wird gemacht. Und wenn man es lang genug wiederholt, dann glauben es die Leute. Das ist der Trick der Kriegspropaganda. Damit kommt den Medien eine ganz entscheidende Rolle zu. Und somit ist es wichtig, dass die Friedensbewegung auch ihre Botschaften immer wiederholt. Nike sagt ja auch „Just do it“. Das kennt man, oder „Haribo macht Kinder froh!“ Das mussten wir nicht üben, das ist irgendwie einfach durchgefiltert. Die Friedensbewegung muss immer wieder den eigentlichen Grundsatz wiederholen: Wir sind fest davon überzeugt, dafür haben wir viele empirische Belege, dass die größten Probleme im 21. Jahrhundert nicht mit Gewalt gelöst werden können. Das sollte der Konsens der Friedensbewegung sein. Wir wollen keine Kriegspropaganda. Wir wollen keine Folter. Wir wollen keinen Überwachungsstaat. Wir wollen keine Milliarden für die Rüstungsindustrie. Wir wollen eigentlich diesen ganzen Wahnsinn gar nicht – den brauchen wir nicht. Hört auf! Wir wollen ihn nicht. [Applaus]
Wenn ich bei der Chronologie bleibe, wir sind erst bei 2001 – tut mir leid, ich spreche immer noch über den amerikanischen Imperialismus. Wenn sie das auf einem Blatt notieren wollten, müssten Sie umblättern und Sie bräuchten irgendwann ein ganzes Buch…
Nach den Terroranschlägen vom 11. September – das ist jetzt genau 16 Jahre her… in wenigen Tagen ist es 16 Jahre her seit diesen Terroranschlägen. Ich habe mich schon zuvor mit dem amerikanischen Imperialismus beschäftigt, aber dann nochmals vertieft mit dem Einsturz von WTC 7. Dieses dritte Gebäude, das nie erwähnt wird, über das nicht gesprochen wird. Ich sage heute hier: Die Terroranschläge vom 11. September sind nicht geklärt. Trotzdem ist die Bundeswehr mit nach Afghanistan gezogen – auf der Basis eines nicht geklärten Terroranschlags. Okay?
Das ist völlig verrückt. Die Amerikaner haben nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 keinen ganzen Monat gewartet, schon am 7. Oktober 2001 sind sie in Afghanistan eingefallen. Dürfen sie nicht, ist nicht erlaubt.
Über den Irak-Krieg 2003 habe ich schon gesprochen. Mehr als eine Millionen Tote seither im Irak. Weiter geht es 2011 mit der Bombardierung Libyens. Sarkozy, Obama und die Briten unter Cameron – zu Dritt greifen sie Libyen an. Das Recht hatten sie nicht. Immer wieder sind die NATO-Staaten aggressiv, trotzdem stellt sich die NATO als ein Friedensbündnis oder als ein rein defensives Bündnis dar. Ist sie nicht. Die NATO ist ein aggressives Angriffsbündnis und eine Gefahr für den Weltfrieden. Das ist eine Tatsache. So fing auch 2011 der Syrien-Krieg mit falscher Berichterstattung an. Man hat immer gesagt, es ist ein Bürgerkrieg. Assad bringt seine Bevölkerung um. So war es nicht. Die CIA hat eine Milliarde Dollar investiert. Eine Milliarde Dollar, um alle Gegner von Assad zu bewaffnen, um ihn zu stürzen. Gemeinsam mit den Saudis, den Kataris, den Türken, den Engländern und den Franzosen hat man versucht einen Regime-Change zu bewerkstelligen. Dieser hat aber nicht funktioniert. Es ist also anders als bei Allende 1973 oder Mossadegh 1953, da wurden die Regierungen gestürzt. Assad 2011 konnte nicht gestürzt werden, weil die Iraner und die Russen sich sozusagen hinter ihn gestellt haben und nicht wollten, dass er gestürzt wird. Das ist 2011, das ist unsere Geschichte. 2014 fängt der Ukraine-Krieg an und daran soll jetzt Putin schuld sein. Der ist irgendeines Morgens aufgestanden und hat gesagt: Jetzt krall’ ich mir die Krim. So berichten es uns die Medien. So war es aber nicht. Es war eine verdeckte Operation, die darauf abzielte, der Ukraine eine neue Regierung zu verpassen, um die Ukraine in die NATO zu integrieren. Es gab einen Putsch und die Russen haben auf diesen reagiert um sich den Stützpunkt ihrer Schwarzmeer-Flotte auf der Krim zu sichern, indem sie dort eine Abstimmung durchgeführt haben. So kam es zur Sezession der Krim. Natürlich können wir das jetzt noch weitermachen, aber sehen Sie? Der amerikanische Imperialismus – ich nenne hier nur ein paar Fakten, ich habe überhaupt nicht alles erwähnt. Über „Agent Orange“ habe ich noch gar nicht gesprochen. Es gibt noch viele andere Sachen. Hiroshima/ Nagasaki habe ich nicht erwähnt – hat der Herr Drewermann schon gemacht. Aber wir sprechen hier nicht über ein kleines Problem, sondern wir haben ganz massive Gewaltprobleme mit dem amerikanischen Imperialismus. Obama, der völlig zu Unrecht den Friedensnobelpreis erhalten hat, hat im Jahr 2016 insgesamt sieben Länder bombardiert. Das muss man sich mal vorstellen! Doch eine solche Übersicht finden Sie nicht in der Süddeutschen Zeitung, auch nicht in der Bild und nicht bei Spiegel TV. Sie müssen sich diese Übersicht selber erarbeiten. Bombardiert wurden 2016 Afghanistan, Pakistan, Jemen, Irak, Somalia, Syrien und Libyen, alles muslimische Länder! Macht doch nix – Terroristen.
Tja, so läuft die Indoktrination und da muss die Friedensbewegung dagegen halten. Nein, wir sind eine Menschheitsfamilie und niemand wird ausgeschlossen. Durch Geburt gehört man zur Menschheitsfamilie und das Leben ist heilig.
Es ist ganz verrückt wie man immer wieder versucht die Menschen zu spalten, entlang den Nationen oder entlang den Klassen, Unterschicht – Oberschicht. Oder entlang der Geschlechter, Männer gegen Frauen. Oder entlang der Religionen Juden gegen Muslime und Muslime gegen Christen oder Atheisten gegen Buddhisten oder Hindus. Sie können die Gesellschaft immer wieder spalten und ein zentraler Punkt in der Friedensbewegung im 21. Jahrhundert wird sein, wie gut es uns gelingt, diese Spaltung zu verhindern. Das ist eine der ganz zentralen Herausforderungen. Diese Spaltung zu überwinden, ist möglich, aber sie erfordert Achtsamkeit. Sie erfordert sehr viel Aufwand und so möchte ich den Teil über den amerikanischen Imperialismus abschließen und jetzt zum nächsten Teil kommen, indem ich sage, wie wir denn zu unserem eigenen Mut gelangen. Das ist schwierig, aber ich kann Ihnen einfach meine Erfahrung wiedergeben.
Eigentlich ist diese Sache mit der Angst und dem Mut für jeden zentral. Es gibt niemanden, der ohne Mut oder ohne Angst durchs Leben geht. Jeder Mensch hat Momente, in denen er mutig ist und Momente, in denen er Angst hat. Wir kennen also beide Seiten sehr, sehr gut.
Was ich bei meiner Forschung erlebt habe, ist, dass ich ab dem Moment, als ich in der Schweiz die Terroranschläge vom 11. September 2001 öffentlich hinterfragt und eine neue Untersuchung gefordert habe – vor allem wegen dem Einsturz von WTC 7. Das war 2006, vor elf Jahren – in einem Zeitungsartikel im Tagesanzeiger. Ich wurde angegriffen von der amerikanischen Botschaft in der Schweiz, die gesagt hat, der Ganser ist ein Verschwörungstheoretiker. Und dann bekam ich Probleme auf der Arbeit. Ich war angestellt an einer der führenden schweizer Universitäten – der ETH Zürich. War dort als Senior Researcher in der Forschungsstelle für Sicherheitspolitik tätig. Da kam ich zum ersten mal mit diesen Gefühlen in Kontakt. Okay, die hat jeder. Ich hab sie, Sie haben sie. Ich ging nach Hause und habe mir gesagt: Jetzt gibt’s Probleme! Man merkt es sehr deutlich, wenn die Probleme anfangen. Da war ich konfrontiert mit meinen Ängsten. Welche Ängste? Sie müssen ihre eigenen Ängste beobachten, so wie eine Mutter oder ein Vater ihre zwei spielende Kinder beobachtet. Ich habe dann erkannt, eine Angst, die ich habe, ist die Angst meine Stelle und mein Einkommen zu verlieren. Das war eine große Angst, heißt Existenzangst. Die ist weit verbreitet. Glauben Sie ja nicht, die Leute sind zu blöd, um zu sehen, dass der Drohnenkrieg nicht in Ordnung ist. Viele sehen es, aber sie haben sofort Existenzängste, dies offen anzusprechen. Die zweite Angst ist die Angst vor sozialer Ächtung, also dass man im Freundeskreis, in der Familie, am Arbeitsplatz, im Dorf, in der Stadt gar nicht mehr geschätzt wird. Denn der Mensch ist ein soziales Wesen. Er braucht die anderen Menschen. Niemand würde gern, wenn er ein Ticket zum Mond bekommen würde, einfach auf den Mond fliegen. Sie hätten dort Jacuzzi und Champagner, dürften aber nie zurückkommen! Nein. Selbst die, die große Probleme haben mit ihrem Nachbarn, mit der Frau oder den eigenen Kindern, sagen nein. Allein wollen sie eigentlich auch nicht sein. Der Mensch ist ein Gesellschaftswesen. Wir sind gern mit anderen zusammen, auch wenn uns die selben anderen extrem aufregen. Wir haben mit ihnen auch am meisten Spaß.
Ich musste nun also herausfinden, wie denn jetzt meine Ängste und meine Freuden zusammenhängen. Wie kann ich wechseln von Angst zu Mut? Wie funktioniert das? Es ist ein Prozess, den ich versuche weiterzugeben in meinen Vorträgen. Das ist teilweise schwierig, weil Sie sehen ja nicht, wo genau Ihre Ängste sind. Wo genau ist Ihr Mut? Können Sie ihn greifen? Können Sie ihn steuern?
Ich habe dann eine Übung gemacht, weil ich gemerkt habe, meine Ängste werden beeinflusst durch meine Gedanken. Die Gedanken sind wie eine Lokomotive und die Gefühle sind in etwa wie die Waggons des Zuges. Sofort, wenn ich gedacht habe: Oje, Daniele! Du wirst große Probleme haben wegen diesem Zeitungsartikel, wirst deine Stelle verlieren, du wirst nicht Professor werden, zuerst Deinen Lohn verlieren… Dann kamen all diese Gefühle. Ich habe also etwas gedacht. Es war nicht einfach nur ein Gedanke und ich blieb locker, sondern der Gedanke allein hat bedeutet, der Zug fuhr in den Bahnhof ein und all diese Waggons waren da. Schlechtes Gefühl im Bauch, keine Freude mehr am Leben, Kloß im Hals, vorbei. Das war ein schlechter Tag. Dann habe ich mich gefragt: Warum fährst du immer wieder mit diesem Zug in den Bahnhof ein? Das kann doch nicht sein! Kannst Du Deine Gedanken nicht lenken? Bist du nicht fähig? Warum denkst du das überhaupt? Die Antwort: Ja, aber es ist so! Ich denke das nicht einfach nur. Das ist eine saubere Analyse. Okay!?
Wir sind Meister, wir sind wirklich Meister darin. Wir brauchen keinen Trump, um uns selber fertig zu machen. Es gibt Momente, das haben Sie vielleicht selbst schon erlebt. Sie liegen im Bett. Es ist Sonntag. Sie können ausschlafen, müssen nicht zur Arbeit. Sie haben genügend zu essen, keine Hungersnot weit und breit in Sicht. Das Dach ist dicht, es regnet nicht rein. Sie haben es schön warm, die Decke ist gut, die Matratze weich, Sie liegen nicht auf Stein. Alles ist gut. Aber dann kommt einfach so irgendein Gedanke, der Sie aufregt und massiven Stress produziert. Weil ich das wirklich beobachten wollte, habe ich folgende Übung gemacht: Ich habe ein Jahr lang kalt geduscht. Das heißt, eigentlich habe ich mich zurückgezogen, denn der Mensch hat die Tendenz, zu sagen, die anderen sind schuld. Das ist einfach das, was wir immer machen. Wir übernehmen nicht die Verantwortung für unsere eigenen Gefühle und Gedanken, sondern sagen, der Nachbar, die Frau, die Kinder, der Boss und Trump und Kim Jong-un – die sind schuld. Und dann projizieren wir die ganzen Phänomene nach außen. Das ist ein Trick. Das machen wir sehr gerne..Ich habe gedacht, diesen Trick werde ich nicht zulassen. Ich gehe ins Badezimmer, mache die Türe zu. Da war nur ich. Dann geh ich in die Dusche, ganz nackt. Nur ich. Niemand da, dem ich die Schuld geben kann. Dann war die Aufgabe ein Jahr nur kalt duschen. Haare waschen – alles nur kalt. Und dann zu beobachten, was der Verstand so macht. Er war immer dabei. Der spricht auch unter der Dusche!
Ich habe ja gesagt, ich möchte Ihnen erklären, wie sie über Ihre Ängste hinweg kommen – also wie ich über meine Ängste hinauskomme. So. Die sind dann nicht weg, aber Sie lernen sie kennen. Sie müssen ja gar nicht mit 9/11 anfangen, es reicht mit kleinen Dingen…
Ich stehe dann also vor dieser Dusche und ich stehe noch nicht drunter, weil der Körper macht Grrmm! Dann macht mein Verstand – die eigenen Gedanken fangen an – mein Verstand legt los. Ungefragt. Sie werden es beobachten, dass Ihr Verstand ungefragt loslegt und zwar die ganze Zeit. Sie beobachten also achtsam: Der Verstand legt los, papperlapapp und Sie hinterher. Ich habe ihn beobachtet. Zuerst hat er gesagt: Daniele, das machst Du jetzt nicht wirklich. Doch, das mache ich jetzt ein Jahr lang. Ein Jahr lang? Das ist gesundheitsschädigend, da bin ich sicher! Gesundheitsschädigend? Was soll denn das jetzt? Ja, Du wirst einen Herzinfarkt bekommen! Ich habe noch nie von einem Herzinfarkt deswegen gehört.
Sehen sie, es geht hin und her. Der Verstand übernimmt beide Teile in der Diskussion. Das geht in Ihrem Kopf hin und her, wie Pingpong. Sie spielen schneller als die Chinesen. Und dann sagte ich: Ich mache das jetzt. Nein! Zuerst hat er gesagt, es ist gefährlich. Als das nicht funktionierte, fing er an zu schmeicheln: Ach, heute hattest Du doch einen harten Tag. Willst Du Dir nicht doch mindestens diese warme Dusche gönnen? Ehrlich gesagt, ich mache eine Übung in Achtsamkeit. Ich möchte meine Gedanken beobachten. Und dann sagt der Verstand: Was für eine bescheuerte Übung soll das denn sein? Kennst du irgendjemanden, der diese Übung macht? Im Moment nicht. Aha, aber du musst das machen? Ja, ich will das jetzt! Aber, das muss Du doch nicht machen? Es ist eindeutig unsinnig! Und dann, zack! Druntergestellt. Dann kommt natürlich ein Schock. Und dabei werden die Gefühle wirklich ausgelöst. Sie merken, das Angstgefühl wird ausgelöst aber es passiert eigentlich gar nichts. Das Angstgefühl wird maximal ausgelöst. Es passiert nichts. Die Gedanken toben wie wild. Aber es passiert nichts.
Am nächsten Tag machen Sie es wieder und es passiert genau das Gleiche. Der Verstand ist immer wieder da. Was ich aus dieser Phase gelernt habe – jetzt hab’ ich wieder zu den Warmduschern gewechselt. Aber ich habe es ein Jahr gemacht, 365 Tage lang nie heiß. Einfach immer voll auf kalt. Natürlich duschen Sie dann weniger lang. Das ist ein Effekt. Und ich habe Freunde, die mir sagen: „Also, das finde ich super interessant, aber das ist jetzt nicht so mein Ding.“. Dann sage ich: Gut. Man kann die gleiche Übung auch im Straßenverkehr machen. Auch dort werden Sie sehen, dass Sie sehr viele Gedanken haben. Das Training, dass die Friedensbewegung braucht, um stärker zu sein, ist, dass Sie nicht alles, was Sie denken, auch glauben.
Wenn Sie eine Zeitung lesen, lesen Sie eigentlich die Gedanken einer anderen Person. Derjenigen, die es geschrieben hat. Ich schreibe ja Bücher, ich weiß, wie das ist. Ich muss zuerst etwas denken und dann schreibe ich. Ein anderer liest es und in dem Moment, macht er sich meine Gedanken. Wenn wir die Zeitung lesen, denken wir die Gedanken der Redaktion. Das heißt, wenn wir das ganze Leben lang die gleiche Zeitung lesen, denken wir wie die Redaktion. Der Vorteil, Sie haben ein stabiles Feindbild. Das ist angenehm. Wenn Sie die Zeitungen immer wieder wechseln, haben Sie kein stabiles Feindbild mehr und am Schluss wissen Sie nicht mehr, wer jetzt wen bombardieren soll.
Aber die Übung ist ja, dass sie die Gedanken beobachten sollen: Okay, was denke ich jetzt gerade? Ja, Nordkorea ist gefährlich. Das denke ich. Warum denke ich das? Habe ich das letzte Woche gedacht? Nein, was dachte ich denn da? Da dachte ich noch, bin Laden sei gefährlich. Ach, nein, der ist ja jetzt tot. Wer, dachte ich, ist denn sonst noch gefährlich? Saddam Hussein. Warum habe ich das immer gedacht? Ja, das stand da. Warum haben die das gedacht? Wer denkt überhaupt? Was geht da ab? Sollte ich mal wieder kalt duschen?
Dieser Prozess hat übrigens kein natürliches Ende. Das möchte ich Ihnen sagen. Es ist nicht so, dass Sie das erledigen können, wie eine Achterreihe, die sie dann irgendwann beherrschen. Der Prozess der Achtsamkeit ist, dass Sie beobachten, was Sie denken und Sie sind oft völlig überzeugt, dass das, was Sie denken, extrem originell und wichtig ist. Aber da muss ich sie enttäuschen. Das ist nicht so. Wir denken sehr oft alte Schallplatten, die auf Repeat laufen. Aber dann fährt immer wieder der gleiche Zug in den gleichen Bahnhof ein. Dann haben sie immer wieder die gleichen Gefühle.
Und an dieser Stelle möchte ich Ihnen erklären, wie die Kriegspropaganda das nutzt: Die Kriegspropaganda weiß, wenn sie eine Geschichte produziert, welche Gefühle sie erzeugt. Sie kennt die Zugformation, so wie die Deutsche Bahn weiß, die 1. Klasse hält im Sektor B. Das steht ja an jedem Bahnsteig oder 2. Klasse hält im Sektor F Wagen 19. Die Züge sind formiert und die Gedanken und Gefühle noch mehr. Die Kriegspropaganda z.B. von 1990/1991, als man der amerikanischen Bevölkerung den Einmarsch in Kuwait verkaufen wollte, ging so: Man hat gesagt die Soldaten von Saddam Hussein sind nicht nur in Kuwait einmarschiert. Sie sind dort ins Spital gegangen, haben dort die neu geborenen Babys genommen, die kleinen süßen mit der feinen Haut. Die haben sie Kopf voran auf den Boden geschlagen. Kindermord. Das erzählte ein 16-jähriges Mädchen unter Tränen. Dieser Zug ist eingefahren – in diesem Moment. Sie haben Gefühle von Wut, Angst und Schock. Niemand hat Gefühle von Erleichterung, Freude und Entspannung. Sehen Sie das? Die Gedanken steuern den Zug. Das heißt, wenn Sie nicht glauben wollen, dass man Ihre Gefühle manipulieren kann, dann haben Sie nicht verstanden, warum Leute Milliarden für Werbung ausgeben. Das ist ein direkter Eingriff auf ihre Gefühle.
Wenn wir das als Historiker dekonstruieren, sehen wir: Wer ist dieses Mädchen? Sie ist die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA. Hat es die toten Kinder gegeben? Nein, die hat es nicht gegeben. Ah, dann ist das eine Lüge. Und, zack! Es löst sich alles in Luft auf. Das ist die Brutkasten-Lüge. Bei der ABC-Waffen-Lüge 2003 war es das Gleiche: Man erzählte, Saddam Hussein hat Massenvernichtungswaffen. Das kommt dann in den Zeitungen. Sie lesen es. Es produziert einen Gedanken, ein schlechtes Gefühl entsteht. Sie haben Angst und irgendwie sind Sie dann plötzlich für diesen Krieg. Wer hingegen viel reist und ich bin viel gereist – ich war in Nepal, in den USA, in Russland, in Algerien, ich war in Italien, Frankreich, Spanien und in Indien – ich habe nie, nie irgendwo Menschen getroffen, die bombardiert werden müssten. Aber über die Medien entsteht ein Gefühl und ein Gedanke, dass das notwendig sei.
Das ist also der zweite Teil, den ich heute mitgebracht habe. Der erste Teil war ein Verständnis des amerikanischen Imperialismus in der Zeitgeschichte. Der zweite Teil ist das Verständnis, wie Kriegspropaganda funktioniert und wie sie ausgehebelt werden kann. Sie kann ausgehebelt werden durch ein waches Bewusstsein. Ich bekomme viele E-Mails dieser Art. Leute, die ein waches Bewusstsein haben, stoßen auf Menschen die noch schlafen. Achtung! Dann möchten die Wachen die Schlafenden wecken. Schwierig! Es ist schwierig. Ein konkretes Beispiel: Es ist eine 16-jährige Schülerin, sie hat mir eine E-Mail geschrieben: „Herr Ganser, vielen Dank für Ihre Arbeit, aber ich habe ein konkretes Problem. Ich sehe doch, dass Obama den Friedensnobelpreis nicht verdient hat. Ich sehe doch, dass er ein Kriegsverbrecher ist. Aber bei mir in der Schule darf ich das nicht thematisieren. Die Lehrerin sagt uns, wir sollten mehr Fernsehen anschauen, um der Weltpolitik zu folgen.“. Das kann doch nicht sein! Und dann schreibt sie: „Ich habe versucht mit meiner Freundin darüber zu sprechen, aber die hat sich nicht dafür interessiert. Da fühlte ich mich alleine.“. Und das ist ein Zustand, den sehr, sehr viele Menschen haben. Was es dann braucht, ist nur eine einzige Person, mit der man sprechen kann. Wenn man zu zweit ist, das reicht schon. Sie müssen nicht 50 sein, aber wenn ich mir etwas von Ihnen wünschen darf, dann hoffe ich, dass sie solche Menschen sind, die für andere ein offenes Ohr haben, um mit denen über Themen zu sprechen, die nirgends debattiert werden. Sie können dann helfen, diesen Achtsamkeitsprozess zu stärken und Sie werden dann erkennen, dass dies nicht Ihre Gedanken und Gefühle sind, sondern dass Sie nur das Bewusstsein sind, in denen die Gedanken und Gefühle aufsteigen. Nur dann werden Sie davon nicht so massiv destabilisiert. Sie können viel gelassener, viel entspannter sein. Wenn sie sich völlig verausgaben und das Gefühl haben, wenn wir morgen nicht Ramstein schließen, dann hat das alles keinen Sinn, dann sprenge ich mich in die Luft, dann sind Sie einfach zu stark in Ihren Gedanken und Gefühlen verwickelt. Sie können einen Standpunkt beziehen, ich finde es richtig, dass Sie für Frieden und Ehrlichkeit einstehen, aber bitte bleiben Sie gelassen und fröhlich! Denn so haben Sie langfristig Energie.
Und nun komme ich zum Schluss: Langfristig Energie zu haben, ist entscheidend für die Friedensbewegung. Wir werden unseren Friedenswunsch nicht kurzfristig erreichen, sondern hierzu viel Ausdauer benötigen. Machen wir es wie die Triathleten: Die Schwimmen zuerst, fahren Rad und dann laufen sie noch. Das ist sehr anstrengend. Haben Sie schon mal einen Triathleten bemerkt der bei diesen Anstrengungen flucht? Ungefähr so: Meine Güte, ist das eine Sch… Strecke hier! Meine Beine brennen und überhaupt die Anderen nerven…! Sie verlieren so sehr viel Energie. Ich hab’ mit vielen Spitzensportlern gesprochen. Die arbeiten extrem mental. Und das muss die Friedensbewegung auch tun. Wenn wir mit Achtsamkeit dran bleiben, denke ich, werden wir immer stärker – von Jahr zu Jahr. Und wenn wir uns diese Techniken beibringen und uns gegenseitig aufmuntern, ja, dann können wir in der Friedensbewegung sehr viel Potenzial freisetzten. Ich freue mich sehr, dass so viele hier sind und ich bin mir sicher dass, es noch vielerorts tausende Gleichgesinnte gibt. In diesem Sinne: Es gibt keinen Grund zu verzagen, schauen wir einfach vorwärts. Vielen Dank.
Dieser Text wurde zuerst am 08.09.2017 auf www.youtube.com unter der URL <https://www.youtube.com/watch?v=e3zD-Ykvk0c> veröffentlicht (ab 55:18 Min., zuletzt abgerufen: 09.10.2017 um 20:07 Uhr). Lizenz: Standard-YouTube-Lizenz.