Am siebten Jahrestag versucht der Jemen einen Krieg zu beenden, den die Welt vergessen hat.

„Wenn sich die Welt nur um die Ukraine kümmert und unser Leiden ignoriert, wird sie sich – wenigstens – um das Öl kümmern, wenn es bombardiert wird“. - Ali Gueish, ein Jemenit in seinen Achtzigern

Von Published On: 21. Mai 2022Kategorien: Krieg & Frieden

Dieser Text wurde zuerst am 05:04:2022 auf www.mintpressnews.com unter der URL <https://www.mintpressnews.com/ yemen-seventh-anniversary-seeks-to-end-war/280134/> veröffentlicht. Lizenz: Ahmed Abdulkareem, Mint Press News, CC BY-NC-ND 4.0

Monate nach einem Luftangriff auf ein von schwarzen Jemeniten oder „Muhamasheen“ bevölkertes Viertel liegen immer noch mehr als hundert Gebäude in Trümmern und Überlebende suchen weiter nach Wertgegenständen, Sanaa, Jemen, 9. Oktober 2015.
(Foto: Almigdad Mojalli/VOA, gdb.voanews.com, Public Domain)

SANA‘A, JEMEN – Vor sieben Jahren, im März 2015, begann der brutale Krieg gegen den Jemen, das Land im Süden der Arabischen Halbinsel, mit den Umrissen eines Schiffs. Dieser Krieg, der von Menschenrechtsgruppen als die „schlimmste humanitäre Katastrophe der Welt“ bezeichnet wird, gilt als einer der blutigsten in der modernen Geschichte. Doch die Entschlossenheit der Jemeniten wurde nicht gebrochen. Der von Saudi-Arabien geführte und von der vereinten militärischen Stärke der mächtigsten Nationen der Welt unterstützte Krieg, hat das ärmste Land des Nahen Ostens nur gestärkt. Und Ansar Allah, die schwächste Gruppe unter den Kämpfern, ist jetzt stärker und geeinter als je zuvor.

[Ansar Allah ist die offizielle Bezeichnung der als Huthi-Bewegung bekannten islamistischen, politischen und militärischen Bewegung im Jemen; Anm. der Redaktion]

MintPress News [eine amerikanische Nachrichten-Webseite, seit Januar 2012 online; Anm. d. Red.] sprach am siebten Jahrestag des Krieges mit Überlebenden, Angehörigen von Opfern und Flüchtlingen des Konflikts. Sie erzählten ihre Geschichten und berichteten über den aktuellen Stand des Konflikts, zumal es Anzeichen gibt, dass der Griff der Saudi-geführten Koalition auf den Jemen nachlässt.

„Ich erinnere mich, wie eine riesige Explosion mein Haus erschütterte, dann ging ich aufs Dach. Es gab Brände wie bei einem Vulkan.“ sagte Mourad Yahya gegenüber MintPress. Dabei bezog er sich auf saudische Luftangriffe, bei denen eine ganze Familie in Bani Hawat getötet wurde, kurz nachdem Saudi-Arabien die Operation Decisive Storm angekündigt hatte. Yahya, ein aus seiner Heimat vertriebener Vater in den Sechzigern, lebt jetzt in einem behelfsmäßigen Flüchtlingslager im Dhahban Center for the Displaced im Norden Sana‘as. Trotz Mangel und hoher Preise, was durch den Ukraine-Krieg noch verschärft wurde, betont Yahya, sei er entschlossener denn je durchzuhalten. „Heute sehe ich solche Brände nicht hier, sondern in Saudi-Arabien“, sagte er, und weist dabei auf Bilder gewaltiger Brände, die letzte Woche über internationale Medien verbreitet wurden. Ansar Allah hatte zuvor eine staatliche saudische Öleinrichtung in Dschidda angegriffen [1].

Vertriebene Kinder im Dhahban Center for Displaced in Sana’a, 27. März 2022. Taha Shurgbi | MintPress-News

Saudisches Öl, Strom und Wasser im Visier

Der Angriff erfolgte mitten in die weltweite Besorgnis um die künftige Energieversorgung aufgrund des russisch-ukrainischen Krieges. Riad und seinen Verbündeten, insbesondere der Regierung Biden, sollte damit die Botschaft vermittelt werden, dass die Jemeniten nicht nur standhaft und stärker als zuvor, sondern auch fest entschlossen sind, die seit 2015 von der Saudi-geführten Koalition verhängte, erdrückende Blockade ihres Landes zu durchbrechen.

Der Angriff ist Teil neuer offensiver Anstrengungen der Luftwaffe von Ansar Allah, den Golfstaaten und ihren Unterstützern eine teure Strafe für ihren Krieg gegen den Jemen [2] aufzuerlegen. Im ärmsten Land der Welt hat dieser Krieg zu massiver Treibstoff- und Wasserknappheit und einer Hungersnot von fast biblischem Ausmaß geführt. Die als Operation Breaking the Siege III [3] bezeichnete Großoffensive gegen wertvolle und wichtige Einrichtungen in Saudi-Arabien wird vermutlich das Markenzeichen von Ansar Allah tragen: ballistische und Flügelraketen, sowie Drohnenangriffe auf sensible Ziele im gesamten saudischen Königreich.

Die Angriffe haben bereits Ziele in der saudischen Hauptstadt Riad getroffen, und die südlichen Städte Dhahran al-Janub, Abha und Khamis Mushait wurden mit Dutzenden von Raketen und Drohnen attackiert. Nach Angaben von Vertretern der Ansar Allah wurden dabei auch Energieanlagen in den strategisch wichtigen Regionen Jizan und Najran, sowie in der Hafenstadt Dschidda am Roten Meer getroffen, ebenso die Ölraffinerien in Ras Tanura und Rabigh sowie ein Kraftwerk in Samtah.

Diese Offensive ist die bislang heftigste von Ansar Allah gegen Saudi-Arabien. Sie stellt die Angriffe auf saudi-arabische Öleinrichtungen in Abqaiq und Khurais [4] vom September 2019 in den Schatten, die zu einer Verringerung der Rohöl- und Gasproduktion des arabischen Königreichs um etwa 50% geführt hatten.

Über 50 Feuerwehr-Mannschaften brauchten mehr als 24 Stunden, um den massiven Brand zu löschen, den der Angriff auf die saudischen Ölanlagen in Dschidda in der vergangenen Woche ausgelöste hatte. Riesige Rauchschwaden hüllten die Küstenstadt ein und lösten eine nie dagewesene Panik aus. Die staatlichen saudischen Medien übertrugen jeden Moment des Angriffs live und versuchten so, entweder internationale Sympathie zu gewinnen oder die internationale Gemeinschaft zu alarmieren. Nach den Anschlägen stiegen die Rohölpreise sprunghaft an und überschritten die Marke von 120 Dollar pro Barrel.

Erstmals hatte die jemenitische Ansar Allah auch eine saudische Wasserentsalzungsanlage in Jizan und ein Kraftwerk in Samdah angegriffen. Damit sollten Riad und seine Verbündeten, insbesondere Washington, gezwungen werden, ihre tödliche Blockade gegen die mehr als 25 Millionen Jemeniten aufzuheben – eine Belagerung, die das Leben in dem vom Krieg zerrissenen Land für Millionen von Zivilisten zur Hölle gemacht hat, die keinen Zugang zu Strom, sauberem Wasser und grundlegenden Dienstleistungen haben.

Während Angriffe auf staatliche, saudische Ölraffinerien und Gaswerke die Einkünfte der Königsfamilie beeinträchtigen, soll durch Angriffe auf kritische Infrastruktur wie die Entsalzungsanlage – die wichtigste Wasserquelle für mehr als 25 Millionen Saudis – der Krieg in jedes Haus des Königreichs getragen werden. Durch diese – so hofft Ansar Allah – echte Bedrohung für die Legitimität des saudischen Regimes soll es gezwungen werden, den Krieg zu beenden und die Belagerung aufzuheben.

Ein zweifelhafter „Waffenstillstand“

MintPress sprach mit Jemeniten, die Angehörige verloren haben und gezwungen waren, aus ihrer Heimat zu fliehen. Sie leben jetzt in behelfsmäßigen Flüchtlingslagern in Sana‘a. Die brennenden Felder im benachbarten Saudi-Arabien sehen sie als ihre letzte Hoffnung, das auf Öl gebaute Königreich davon abzuhalten, eigenes Feuer in ihrer vom Krieg gezeichneten Heimat zu entfachen.

An dieser Feststellung könnte etwas dran sein. Die Vereinten Nationen haben nach den jüngsten Angriffen einen zweimonatigen Waffenstillstand angekündigt. Der UN-Sondergesandte für den Jemen, Hans Grundberg, kündigte die Waffenruhe an, um günstige Voraussetzungen für eine friedliche Beilegung des Konflikts zu schaffen. Die Vereinbarung sieht vor, dass offensive Militäroperationen, einschließlich grenzüberschreitender Angriffe, eingestellt und die Einfahrt von Tank-Schiffen in den jemenitischen Hafen Hodeidah wieder ermöglicht werden. Ebenso ist die Wiederaufnahme des kommerziellen Flugverkehrs zwischen dem internationalen Flughafen Sana‘a und bestimmten festgelegten Zielen in der Region vorgesehen.

Der Waffenstillstand, welcher am Samstag um 19 Uhr Ortszeit (16.00 Uhr GMT) in Kraft trat und angeblich sowohl von Saudi-Arabien als auch vom Jemen begrüßt wurde, hat bei vielen Menschen auf der Welt Hoffnung auf ein mögliches Ende des Krieges geweckt. Doch bei den Jemeniten glaubt kaum jemand daran.

„Wir glauben das nicht“, sagte Ibrahim Abdulkareem gegenüber MintPress. „2015 wurde eine amerikanische Bombe von einem saudischen Kampfflugzeug auf mein Haus in Sana‘a abgeworfen, wobei die Tochter meines Bruders getötet wurde.“ Ein Foto, auf dem er die Leiche seiner verstorbenen Tochter umarmt, ging viral und wurde zu einem Symbol für den brutalen Krieg. Ibrahim leidet immer noch, und seine behinderte Frau kann wegen der saudischen Blockade nicht zur Behandlung ins Ausland reisen.

Ibrahim‘s Ängste sind nicht unbegründet. Mindestens drei Menschen wurden getötet, als saudische Grenztruppen ein Wohngebiet in der Region Sheda in der nordwestlichen Provinz Saada mit einem Trommelfeuer aus Raketen und Artilleriegeschossen angriffen – nur wenige Stunden, nachdem Saudi-Arabien der jüngsten Waffenruhe zugestimmt hatte. Darüber hinaus haben die saudischen Streitkräfte den Waffenstillstand in Hodeida in den 24 Stunden vor der Abfassung dieses Artikels 81 Mal gebrochen.

Nach Angaben des Verbindungsbüros der Ansar Allah gehörten zu den jüngsten Verstößen gegen die Waffenruhe zahlreiche saudische Spionageflüge, 25 Artillerieangriffe und 66 Schießereien.

Die von den Vereinten Nationen verhandelte Vereinbarung folgte auf einen dreitägigen Waffenstillstand, den Mahdi al-Maschat, der Vorsitzende des Obersten Politischen Rates des Jemen, am 26. März angekündigt hatte. Nach Informationen aus dem Umfeld des Präsidenten sollte die freiwillige dreitägige Unterbrechung der Angriffe gegen Saudi-Arabien dem Königreich ermöglichen, sich in Ruhe aus dem Jemen zurückzuziehen, während sich die Welt mit dem Ukraine-Krieg befasst. Der Waffenstillstand umfasste auch alle internen Schlachtfelder, einschließlich der wertvollen ölreichen Marib-Front, sowie die Freilassung aller saudischen Kriegsgefangenen im Austausch gegen jemenitische Gefangene. Doch wie schon bei früheren Waffenstillständen setzten saudische Kampfflugzeuge einfach ihren jahrelangen Luftkrieg im Jemen fort und töteten Dutzende von Zivilisten in Sana‘a, Hodeidah und anderen Städten.

Ein hochrangiger Offizier von Ansar Allah, der anonym mit MintPress sprach, warnte, dass der Jemen nicht zögern werde, „eine Periode großen Schmerzes einzuleiten, wenn der Waffenstillstand der UN ignoriert wird“. Weiter sagte er, dass bereits Vorbereitungen getroffen würden, um die saudischen Ölraffinerien in Ras Tanura und Abqaiq sowie Wasser- und Elektrizitätswerke zu zerstören.

Alles tun, um einen Krieg zu beenden, den die Welt vergessen hat

Momentaufnahme der Krise im Jemen im März 2022, Screenshot Homepage Unicef Hilfswerk

Im Jemen trafen die Bemühungen, die Belagerung um jeden Preis aufzuheben, auf breite politische und gesellschaftliche Unterstützung. Dies kam auch bei den jüngsten Demonstrationen und Kundgebungen zum siebten Jahrestag des Krieges am 26. März zum Ausdruck. Dieser Tag wird heute als Nationaler Tag der Standhaftigkeit begangen.

In Sana‘a, wo die größten Demonstrationen stattfanden [5], trug Ali Gueish traditionelle jemenitische Kleidung und eine rot-weiß-schwarz gestreifte Nationalflagge, während er in die Sprechchöre zur Unterstützung der Drohnen- und Raketentruppen von Ansar Allah einstimmte. Obwohl er bereits in den Achtzigern ist, hat Gueish keine Demonstration zum Nationalen Tag der Standhaftigkeit versäumt, seit er zwei seiner Söhne bei einem saudischen Angriff verloren hat.

Gueish lebt in Rawdah. Zusammen mit Hunderttausenden von Einwohnern der Vororte von Sana‘a und benachbarter Provinzen schloss er sich der großen Versammlung im Stadtteil Bab al-Yemen an. Tausende gingen in Hodeidah auf die Straße, um gegen den Krieg und die Blockade zu demonstrieren [6]. Ähnliche Massenproteste gab es in 30 weiteren Provinzen und Städten, darunter Saada [7], Hajjah [8], al-Jawf [9], al-Beyda [10], Taize [11], Amran [12], Ibb [13], Dhamar [14], al-Mahwit [15], Raymah [16], al Dhale‘ [17] und Marib [18].

Die Demonstranten trugen jemenitische Flaggen, Kalaschnikows, Portraits der Anführer der Ansar Allah und Transparente zur Unterstützung der jüngsten Angriffe gegen Saudi-Arabien. Die von Ansar Allah organisierten Proteste sollten nicht nur an den Tag erinnern, an dem der Krieg gegen den Jemen 2015 begann, sondern sie forderten auch die vollständige Befreiung von der Blockade. „Mohammed Bin Salman muss die Blockade beenden und nicht einen trügerischen Waffenstillstand einführen, wenn er aus seiner schwierigen Lage herauskommen will“, sagte Gueish gegenüber MintPress. „Wenn sich die Welt nur um die Ukraine kümmert und unser Leiden ignoriert, wird sie sich – wenigstens – um das Öl kümmern, wenn es bombardiert wird.“

Obwohl die Zahl der Todesopfer deutlich höher und die Menschenrechtsverletzungen viel eklatanter sind, haben viele Jemeniten den Eindruck, dass der Krieg in Vergessenheit geraten ist. Tatsächlich werden Gewalt, Hunger und Krankheiten, die den Jemen seit sieben Jahren unvermindert heimsuchen, durch den Ukraine-Krieg, der die Preise für Lebensmittel und Treibstoff im Jemen in die Höhe schnellen ließ, akut verschärft.

Rund 30 Millionen Menschen leben im Jemen, etwa 80% von ihnen benötigen humanitäre Hilfe. 360.000 Kinder unter fünf Jahren sind schwer unterernährt. Bis Ende 2022 wird sich die Zahl der Menschen, die von katastrophalem Hunger betroffen sind, voraussichtlich von 31.000 auf 161.000 verfünffachen. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der Bedürftigen auf 7,3 Millionen [19].

Niemand wird bestreiten, dass die Krise in der Ukraine entsetzlich ist, doch ist sie mit dem Terror und Elend im Jemen nicht vergleichbar. Seit 2015, als die von Saudi-Arabien geführte Koalition ihre Bombenkampagne im Jemen begann, sind Tausende von Häusern abgebrannt, oft mit ganzen Familien darin. Schulen, Fabriken, Krankenhäuser, Moscheen und Märkte sind in einem durch die fast ununterbrochenen saudischen Luftangriffe ausgelösten Inferno verbrannt. Doch im Gegensatz zu den Angriffen auf die Ukraine wird über die Attacken auf die jemenitische Zivilbevölkerung nur selten in den Medien berichtet. Oder sie werden zwar verurteilt, hatten aber noch nie irgendwelche Strafmaßnahmen, Sanktionen oder die berechtigte Verurteilung des Angreifers zur Folge. Die verzweifelten Jemeniten sehen in den Angriffen auf die saudischen Ölanlagen eine Chance, die der Ukraine zuteil werdende Aufmerksamkeit zu nutzen, um ihr eigenes Leid zu beenden.

Quellen:

[1] Al Jazeera arabisches Nachrichtenmagazin, Marc Schürmann „Saudi Aramco’s Jeddah oil depot hit by Houthi attack“ („Das Öldepot von Saudi Aramco in Jeddah wurde von Houthi-Angriffen getroffen“), am 15.2.2022: <https://www.aljazeera.com/news/2022/3/25/saudi-aramco-jeddah-storage-facility-hit-by-attack>
[2] Mintpress Magazin, Ahmed AbdulKareem  „Yemen Retaliates Against Deadly Fuel Blockade by Targeting Saudi Oil. “ („Der Jemen rächt sich gegen die tödliche Treibstoffblockade, indem er saudisches Öl ins Visier nimmt .“), am 16.3.2022: <https://www.mintpressnews.com/yemen-retaliates-against-deadly-fuel-blockade-by-targeting-saudi-oil/279955/>
[3] YouTube Videoportal, Al Mayadeen Channel  ,,alquaat almusalahat alyamaniat tuelin tanfidh eamaliat kasr alhisar althaalithat fi aleumq alsaeudii“ („Die jemenitischen Streitkräfte kündigen die Durchführung der dritten Operation an, um die Belagerung im saudischen Tiefland zu durchbrechen“), am 25.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=fzTaIJizplM>
[4] Mintpress Magazin, Ahmed AbdulKareem „Saudis Blame Iran for Aramco Strikes But Retaliate by Bombing Yemeni Civilians“ („Saudis beschuldigen den Iran für Aramco-Streiks, aber schlagen zurück, indem sie jemenitische Zivilisten bombardieren“), am 24.9.2019: <https://www.mintpressnews.com/saudi-arabia-blame-iran-aramco-strikes-retaliate-bombing-yemen-civilians/262051/>
[5] YouTube Videoportal, Sheba-Satellitenkanal ,,masirat jamahiriat hashidat bialeasimat sanea’ bialyawm alwatanii lilsumud” („Eine riesige Massenkundgebung in der Hauptstadt Sanaa am National Day of Resilience“), am 26.3.2022:  <https://www.youtube.com/watch?v=G9GNXEX-47g>
[6] YouTube Videoportal, tvadennet Aden Satellitenkanal aus dem Jemen „alhadiduh : masirat jamahiriat hashidat bialyawm alwatanii lilsumud” („Al-Hodeidah: Eine massive Massenkundgebung am Nationalen Tag der Resilienz“), am 26.3.2022:  <https://www.youtube.com/watch?v=0egse3iYrb0>
[7] YouTube Videoportal, AlSahat-Berichte Arena-Berichte „masirat fi muhafazat saedat fi aldhakarat alsaabieat bialyawm alwatanii lilsamuiد“ („Ein Marsch im Gouvernement Saada zum siebten Jahrestag des National Day of Resilience“), am 26.3.2022:  <https://www.youtube.com/watch?v=hLctg55yYGs>
[8] YouTube Videoportal, Medienzentrum Ansar Allah „almasirat aljamahiriat alhashidat fi madinat hujat bimunasabat alyawm lilsumud alwatanii“ („Die massive Massenkundgebung in Hajjah anlässlich des Nationalen Tag der Resilienz“), am 26.3.2022:  <https://www.youtube.com/watch?v=vp5F5IoY7q8>
[9] YouTube Videoportal, archive aborhil sailan Yemen Satellitenkanal ,,msiratan hashidatan bialjawf fi alyawm alwatanii lilsumudi” (,,Zwei massive Demonstrationen in Al-Jawf am Nationalen Tag der Resilienz”), am 26.3.2021: <https://www.youtube.com/watch?v=xy3yRPeHTP4>
[10] YouTube Videoportal, Jemen Satellitenkanal ,,albayda’ // masirat hashidih wamahrajan jamahiriun fi ridae biawm alsumud alwatanii..” (,,Al-Bayda // Eine Massenkundgebung und ein Massenfest in Radaa am Nationalen Tag der Resilienz..”), am 26.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=X8sHBApUP1Q>
[11] YouTube Videoportal, Hier ist der Marsch ,,fi alyawm alwatanii lilsumud ‘abna’ alhalimat taeizu yusdirun rasayil altahadiy min sabe sahat jamahiria ” (,,Am Nationalen Tag der Resilienz senden die Traumer von Taiz von sieben offentlichen Platzen aus herausfordernde Botschaften”), am 27.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=Kcq4kwtjvqI>
[12] YouTube Videoportal, Almasirah Mubasher Live-Kanal von Al Masirah ,,eumran masirat alyawm alwatanii lilsumudi” (,,Imran der Marsch des Nationalen Resilienztages”), am 28.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=GPRB70-Zakk>
[13] YouTube Videoportal, Jemen Satellitenkanal ,,masirat hashidat fi ‘iib bialyawm alwatanii lilsumudi” (,,Eine grosse Kundgebung in Ibb am Nationalen Resilienztag”), am 26.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=0Iua-FaVVAw>
[14] YouTube Videoportal, Hier ist der Marsch ,,masirat yawm alsumud alwatanii fi muhafazat dhimar” (,,Marz des Nationalen Resilienztages im Gouvernement Dhamar”), am 28.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=MgGklmD-GiA>
[15] YouTube Videoportal, Jemen Satellitenkanal ,,almahwit // masirat jamahiriat hashidat bimunasabat alyawm alwatanii lilsumud ..” (,,Al Mahwit // Eine riesige Massenkundgebung anlasslich des Nationalen Resilienztages..”), am 26.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=g5vzxvb1lOI>
[16] YouTube Videoportal, Jemen Satellitenkanal ,,rimat // masirat jamahiriat hashidat bimunasabat alyawm alwatanii lilsumudi” (,,Rima // Ein grosser offentlicher Marsch anlasslich des Nationalen Tages der Resilienz”), am 26.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=WDREdiMjoWk>
[17] YouTube Videoportal, Jemen Satellitenkanal ,,almahwit // masirat jamahiriat hashidat bimunasabat alyawm alwatanii lilsumud ..” (,,Al Mahwit // Eine riesige Massenkundgebung anlasslich des Nationalen Resilienztages..”), am 26.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=1ry3BGLwG-E>
[18] YouTube Videoportal, tvadennet Aden Satellitenkanal aus dem Jemen ,,marb : masirat hashidat fi yawm alsumud alwatanii” (,,Marib: Massenkundgebung am Nationalen Resilienztag”), am 26.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=NsuUqOIqmzo>
[19] Unicef Hilfsorganisation, UN0519152/Hayyan „Yemen is one of the world’s largest humanitarian crises – and children are being robbed of their futures.“ („Der Jemen befindet sich in einer der größten humanitären Krisen der Welt – und Kinder werden ihrer Zukunft beraubt.“), in 2022:  <https://www.unicef.org/emergencies/yemen-crisis>

Am siebten Jahrestag versucht der Jemen einen Krieg zu beenden, den die Welt vergessen hat.

„Wenn sich die Welt nur um die Ukraine kümmert und unser Leiden ignoriert, wird sie sich – wenigstens – um das Öl kümmern, wenn es bombardiert wird“. - Ali Gueish, ein Jemenit in seinen Achtzigern

Von Published On: 21. Mai 2022Kategorien: Krieg & Frieden

Dieser Text wurde zuerst am 05:04:2022 auf www.mintpressnews.com unter der URL <https://www.mintpressnews.com/ yemen-seventh-anniversary-seeks-to-end-war/280134/> veröffentlicht. Lizenz: Ahmed Abdulkareem, Mint Press News, CC BY-NC-ND 4.0

Monate nach einem Luftangriff auf ein von schwarzen Jemeniten oder „Muhamasheen“ bevölkertes Viertel liegen immer noch mehr als hundert Gebäude in Trümmern und Überlebende suchen weiter nach Wertgegenständen, Sanaa, Jemen, 9. Oktober 2015.
(Foto: Almigdad Mojalli/VOA, gdb.voanews.com, Public Domain)

SANA‘A, JEMEN – Vor sieben Jahren, im März 2015, begann der brutale Krieg gegen den Jemen, das Land im Süden der Arabischen Halbinsel, mit den Umrissen eines Schiffs. Dieser Krieg, der von Menschenrechtsgruppen als die „schlimmste humanitäre Katastrophe der Welt“ bezeichnet wird, gilt als einer der blutigsten in der modernen Geschichte. Doch die Entschlossenheit der Jemeniten wurde nicht gebrochen. Der von Saudi-Arabien geführte und von der vereinten militärischen Stärke der mächtigsten Nationen der Welt unterstützte Krieg, hat das ärmste Land des Nahen Ostens nur gestärkt. Und Ansar Allah, die schwächste Gruppe unter den Kämpfern, ist jetzt stärker und geeinter als je zuvor.

[Ansar Allah ist die offizielle Bezeichnung der als Huthi-Bewegung bekannten islamistischen, politischen und militärischen Bewegung im Jemen; Anm. der Redaktion]

MintPress News [eine amerikanische Nachrichten-Webseite, seit Januar 2012 online; Anm. d. Red.] sprach am siebten Jahrestag des Krieges mit Überlebenden, Angehörigen von Opfern und Flüchtlingen des Konflikts. Sie erzählten ihre Geschichten und berichteten über den aktuellen Stand des Konflikts, zumal es Anzeichen gibt, dass der Griff der Saudi-geführten Koalition auf den Jemen nachlässt.

„Ich erinnere mich, wie eine riesige Explosion mein Haus erschütterte, dann ging ich aufs Dach. Es gab Brände wie bei einem Vulkan.“ sagte Mourad Yahya gegenüber MintPress. Dabei bezog er sich auf saudische Luftangriffe, bei denen eine ganze Familie in Bani Hawat getötet wurde, kurz nachdem Saudi-Arabien die Operation Decisive Storm angekündigt hatte. Yahya, ein aus seiner Heimat vertriebener Vater in den Sechzigern, lebt jetzt in einem behelfsmäßigen Flüchtlingslager im Dhahban Center for the Displaced im Norden Sana‘as. Trotz Mangel und hoher Preise, was durch den Ukraine-Krieg noch verschärft wurde, betont Yahya, sei er entschlossener denn je durchzuhalten. „Heute sehe ich solche Brände nicht hier, sondern in Saudi-Arabien“, sagte er, und weist dabei auf Bilder gewaltiger Brände, die letzte Woche über internationale Medien verbreitet wurden. Ansar Allah hatte zuvor eine staatliche saudische Öleinrichtung in Dschidda angegriffen [1].

Vertriebene Kinder im Dhahban Center for Displaced in Sana’a, 27. März 2022. Taha Shurgbi | MintPress-News

Saudisches Öl, Strom und Wasser im Visier

Der Angriff erfolgte mitten in die weltweite Besorgnis um die künftige Energieversorgung aufgrund des russisch-ukrainischen Krieges. Riad und seinen Verbündeten, insbesondere der Regierung Biden, sollte damit die Botschaft vermittelt werden, dass die Jemeniten nicht nur standhaft und stärker als zuvor, sondern auch fest entschlossen sind, die seit 2015 von der Saudi-geführten Koalition verhängte, erdrückende Blockade ihres Landes zu durchbrechen.

Der Angriff ist Teil neuer offensiver Anstrengungen der Luftwaffe von Ansar Allah, den Golfstaaten und ihren Unterstützern eine teure Strafe für ihren Krieg gegen den Jemen [2] aufzuerlegen. Im ärmsten Land der Welt hat dieser Krieg zu massiver Treibstoff- und Wasserknappheit und einer Hungersnot von fast biblischem Ausmaß geführt. Die als Operation Breaking the Siege III [3] bezeichnete Großoffensive gegen wertvolle und wichtige Einrichtungen in Saudi-Arabien wird vermutlich das Markenzeichen von Ansar Allah tragen: ballistische und Flügelraketen, sowie Drohnenangriffe auf sensible Ziele im gesamten saudischen Königreich.

Die Angriffe haben bereits Ziele in der saudischen Hauptstadt Riad getroffen, und die südlichen Städte Dhahran al-Janub, Abha und Khamis Mushait wurden mit Dutzenden von Raketen und Drohnen attackiert. Nach Angaben von Vertretern der Ansar Allah wurden dabei auch Energieanlagen in den strategisch wichtigen Regionen Jizan und Najran, sowie in der Hafenstadt Dschidda am Roten Meer getroffen, ebenso die Ölraffinerien in Ras Tanura und Rabigh sowie ein Kraftwerk in Samtah.

Diese Offensive ist die bislang heftigste von Ansar Allah gegen Saudi-Arabien. Sie stellt die Angriffe auf saudi-arabische Öleinrichtungen in Abqaiq und Khurais [4] vom September 2019 in den Schatten, die zu einer Verringerung der Rohöl- und Gasproduktion des arabischen Königreichs um etwa 50% geführt hatten.

Über 50 Feuerwehr-Mannschaften brauchten mehr als 24 Stunden, um den massiven Brand zu löschen, den der Angriff auf die saudischen Ölanlagen in Dschidda in der vergangenen Woche ausgelöste hatte. Riesige Rauchschwaden hüllten die Küstenstadt ein und lösten eine nie dagewesene Panik aus. Die staatlichen saudischen Medien übertrugen jeden Moment des Angriffs live und versuchten so, entweder internationale Sympathie zu gewinnen oder die internationale Gemeinschaft zu alarmieren. Nach den Anschlägen stiegen die Rohölpreise sprunghaft an und überschritten die Marke von 120 Dollar pro Barrel.

Erstmals hatte die jemenitische Ansar Allah auch eine saudische Wasserentsalzungsanlage in Jizan und ein Kraftwerk in Samdah angegriffen. Damit sollten Riad und seine Verbündeten, insbesondere Washington, gezwungen werden, ihre tödliche Blockade gegen die mehr als 25 Millionen Jemeniten aufzuheben – eine Belagerung, die das Leben in dem vom Krieg zerrissenen Land für Millionen von Zivilisten zur Hölle gemacht hat, die keinen Zugang zu Strom, sauberem Wasser und grundlegenden Dienstleistungen haben.

Während Angriffe auf staatliche, saudische Ölraffinerien und Gaswerke die Einkünfte der Königsfamilie beeinträchtigen, soll durch Angriffe auf kritische Infrastruktur wie die Entsalzungsanlage – die wichtigste Wasserquelle für mehr als 25 Millionen Saudis – der Krieg in jedes Haus des Königreichs getragen werden. Durch diese – so hofft Ansar Allah – echte Bedrohung für die Legitimität des saudischen Regimes soll es gezwungen werden, den Krieg zu beenden und die Belagerung aufzuheben.

Ein zweifelhafter „Waffenstillstand“

MintPress sprach mit Jemeniten, die Angehörige verloren haben und gezwungen waren, aus ihrer Heimat zu fliehen. Sie leben jetzt in behelfsmäßigen Flüchtlingslagern in Sana‘a. Die brennenden Felder im benachbarten Saudi-Arabien sehen sie als ihre letzte Hoffnung, das auf Öl gebaute Königreich davon abzuhalten, eigenes Feuer in ihrer vom Krieg gezeichneten Heimat zu entfachen.

An dieser Feststellung könnte etwas dran sein. Die Vereinten Nationen haben nach den jüngsten Angriffen einen zweimonatigen Waffenstillstand angekündigt. Der UN-Sondergesandte für den Jemen, Hans Grundberg, kündigte die Waffenruhe an, um günstige Voraussetzungen für eine friedliche Beilegung des Konflikts zu schaffen. Die Vereinbarung sieht vor, dass offensive Militäroperationen, einschließlich grenzüberschreitender Angriffe, eingestellt und die Einfahrt von Tank-Schiffen in den jemenitischen Hafen Hodeidah wieder ermöglicht werden. Ebenso ist die Wiederaufnahme des kommerziellen Flugverkehrs zwischen dem internationalen Flughafen Sana‘a und bestimmten festgelegten Zielen in der Region vorgesehen.

Der Waffenstillstand, welcher am Samstag um 19 Uhr Ortszeit (16.00 Uhr GMT) in Kraft trat und angeblich sowohl von Saudi-Arabien als auch vom Jemen begrüßt wurde, hat bei vielen Menschen auf der Welt Hoffnung auf ein mögliches Ende des Krieges geweckt. Doch bei den Jemeniten glaubt kaum jemand daran.

„Wir glauben das nicht“, sagte Ibrahim Abdulkareem gegenüber MintPress. „2015 wurde eine amerikanische Bombe von einem saudischen Kampfflugzeug auf mein Haus in Sana‘a abgeworfen, wobei die Tochter meines Bruders getötet wurde.“ Ein Foto, auf dem er die Leiche seiner verstorbenen Tochter umarmt, ging viral und wurde zu einem Symbol für den brutalen Krieg. Ibrahim leidet immer noch, und seine behinderte Frau kann wegen der saudischen Blockade nicht zur Behandlung ins Ausland reisen.

Ibrahim‘s Ängste sind nicht unbegründet. Mindestens drei Menschen wurden getötet, als saudische Grenztruppen ein Wohngebiet in der Region Sheda in der nordwestlichen Provinz Saada mit einem Trommelfeuer aus Raketen und Artilleriegeschossen angriffen – nur wenige Stunden, nachdem Saudi-Arabien der jüngsten Waffenruhe zugestimmt hatte. Darüber hinaus haben die saudischen Streitkräfte den Waffenstillstand in Hodeida in den 24 Stunden vor der Abfassung dieses Artikels 81 Mal gebrochen.

Nach Angaben des Verbindungsbüros der Ansar Allah gehörten zu den jüngsten Verstößen gegen die Waffenruhe zahlreiche saudische Spionageflüge, 25 Artillerieangriffe und 66 Schießereien.

Die von den Vereinten Nationen verhandelte Vereinbarung folgte auf einen dreitägigen Waffenstillstand, den Mahdi al-Maschat, der Vorsitzende des Obersten Politischen Rates des Jemen, am 26. März angekündigt hatte. Nach Informationen aus dem Umfeld des Präsidenten sollte die freiwillige dreitägige Unterbrechung der Angriffe gegen Saudi-Arabien dem Königreich ermöglichen, sich in Ruhe aus dem Jemen zurückzuziehen, während sich die Welt mit dem Ukraine-Krieg befasst. Der Waffenstillstand umfasste auch alle internen Schlachtfelder, einschließlich der wertvollen ölreichen Marib-Front, sowie die Freilassung aller saudischen Kriegsgefangenen im Austausch gegen jemenitische Gefangene. Doch wie schon bei früheren Waffenstillständen setzten saudische Kampfflugzeuge einfach ihren jahrelangen Luftkrieg im Jemen fort und töteten Dutzende von Zivilisten in Sana‘a, Hodeidah und anderen Städten.

Ein hochrangiger Offizier von Ansar Allah, der anonym mit MintPress sprach, warnte, dass der Jemen nicht zögern werde, „eine Periode großen Schmerzes einzuleiten, wenn der Waffenstillstand der UN ignoriert wird“. Weiter sagte er, dass bereits Vorbereitungen getroffen würden, um die saudischen Ölraffinerien in Ras Tanura und Abqaiq sowie Wasser- und Elektrizitätswerke zu zerstören.

Alles tun, um einen Krieg zu beenden, den die Welt vergessen hat

Momentaufnahme der Krise im Jemen im März 2022, Screenshot Homepage Unicef Hilfswerk

Im Jemen trafen die Bemühungen, die Belagerung um jeden Preis aufzuheben, auf breite politische und gesellschaftliche Unterstützung. Dies kam auch bei den jüngsten Demonstrationen und Kundgebungen zum siebten Jahrestag des Krieges am 26. März zum Ausdruck. Dieser Tag wird heute als Nationaler Tag der Standhaftigkeit begangen.

In Sana‘a, wo die größten Demonstrationen stattfanden [5], trug Ali Gueish traditionelle jemenitische Kleidung und eine rot-weiß-schwarz gestreifte Nationalflagge, während er in die Sprechchöre zur Unterstützung der Drohnen- und Raketentruppen von Ansar Allah einstimmte. Obwohl er bereits in den Achtzigern ist, hat Gueish keine Demonstration zum Nationalen Tag der Standhaftigkeit versäumt, seit er zwei seiner Söhne bei einem saudischen Angriff verloren hat.

Gueish lebt in Rawdah. Zusammen mit Hunderttausenden von Einwohnern der Vororte von Sana‘a und benachbarter Provinzen schloss er sich der großen Versammlung im Stadtteil Bab al-Yemen an. Tausende gingen in Hodeidah auf die Straße, um gegen den Krieg und die Blockade zu demonstrieren [6]. Ähnliche Massenproteste gab es in 30 weiteren Provinzen und Städten, darunter Saada [7], Hajjah [8], al-Jawf [9], al-Beyda [10], Taize [11], Amran [12], Ibb [13], Dhamar [14], al-Mahwit [15], Raymah [16], al Dhale‘ [17] und Marib [18].

Die Demonstranten trugen jemenitische Flaggen, Kalaschnikows, Portraits der Anführer der Ansar Allah und Transparente zur Unterstützung der jüngsten Angriffe gegen Saudi-Arabien. Die von Ansar Allah organisierten Proteste sollten nicht nur an den Tag erinnern, an dem der Krieg gegen den Jemen 2015 begann, sondern sie forderten auch die vollständige Befreiung von der Blockade. „Mohammed Bin Salman muss die Blockade beenden und nicht einen trügerischen Waffenstillstand einführen, wenn er aus seiner schwierigen Lage herauskommen will“, sagte Gueish gegenüber MintPress. „Wenn sich die Welt nur um die Ukraine kümmert und unser Leiden ignoriert, wird sie sich – wenigstens – um das Öl kümmern, wenn es bombardiert wird.“

Obwohl die Zahl der Todesopfer deutlich höher und die Menschenrechtsverletzungen viel eklatanter sind, haben viele Jemeniten den Eindruck, dass der Krieg in Vergessenheit geraten ist. Tatsächlich werden Gewalt, Hunger und Krankheiten, die den Jemen seit sieben Jahren unvermindert heimsuchen, durch den Ukraine-Krieg, der die Preise für Lebensmittel und Treibstoff im Jemen in die Höhe schnellen ließ, akut verschärft.

Rund 30 Millionen Menschen leben im Jemen, etwa 80% von ihnen benötigen humanitäre Hilfe. 360.000 Kinder unter fünf Jahren sind schwer unterernährt. Bis Ende 2022 wird sich die Zahl der Menschen, die von katastrophalem Hunger betroffen sind, voraussichtlich von 31.000 auf 161.000 verfünffachen. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der Bedürftigen auf 7,3 Millionen [19].

Niemand wird bestreiten, dass die Krise in der Ukraine entsetzlich ist, doch ist sie mit dem Terror und Elend im Jemen nicht vergleichbar. Seit 2015, als die von Saudi-Arabien geführte Koalition ihre Bombenkampagne im Jemen begann, sind Tausende von Häusern abgebrannt, oft mit ganzen Familien darin. Schulen, Fabriken, Krankenhäuser, Moscheen und Märkte sind in einem durch die fast ununterbrochenen saudischen Luftangriffe ausgelösten Inferno verbrannt. Doch im Gegensatz zu den Angriffen auf die Ukraine wird über die Attacken auf die jemenitische Zivilbevölkerung nur selten in den Medien berichtet. Oder sie werden zwar verurteilt, hatten aber noch nie irgendwelche Strafmaßnahmen, Sanktionen oder die berechtigte Verurteilung des Angreifers zur Folge. Die verzweifelten Jemeniten sehen in den Angriffen auf die saudischen Ölanlagen eine Chance, die der Ukraine zuteil werdende Aufmerksamkeit zu nutzen, um ihr eigenes Leid zu beenden.

Quellen:

[1] Al Jazeera arabisches Nachrichtenmagazin, Marc Schürmann „Saudi Aramco’s Jeddah oil depot hit by Houthi attack“ („Das Öldepot von Saudi Aramco in Jeddah wurde von Houthi-Angriffen getroffen“), am 15.2.2022: <https://www.aljazeera.com/news/2022/3/25/saudi-aramco-jeddah-storage-facility-hit-by-attack>
[2] Mintpress Magazin, Ahmed AbdulKareem  „Yemen Retaliates Against Deadly Fuel Blockade by Targeting Saudi Oil. “ („Der Jemen rächt sich gegen die tödliche Treibstoffblockade, indem er saudisches Öl ins Visier nimmt .“), am 16.3.2022: <https://www.mintpressnews.com/yemen-retaliates-against-deadly-fuel-blockade-by-targeting-saudi-oil/279955/>
[3] YouTube Videoportal, Al Mayadeen Channel  ,,alquaat almusalahat alyamaniat tuelin tanfidh eamaliat kasr alhisar althaalithat fi aleumq alsaeudii“ („Die jemenitischen Streitkräfte kündigen die Durchführung der dritten Operation an, um die Belagerung im saudischen Tiefland zu durchbrechen“), am 25.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=fzTaIJizplM>
[4] Mintpress Magazin, Ahmed AbdulKareem „Saudis Blame Iran for Aramco Strikes But Retaliate by Bombing Yemeni Civilians“ („Saudis beschuldigen den Iran für Aramco-Streiks, aber schlagen zurück, indem sie jemenitische Zivilisten bombardieren“), am 24.9.2019: <https://www.mintpressnews.com/saudi-arabia-blame-iran-aramco-strikes-retaliate-bombing-yemen-civilians/262051/>
[5] YouTube Videoportal, Sheba-Satellitenkanal ,,masirat jamahiriat hashidat bialeasimat sanea’ bialyawm alwatanii lilsumud” („Eine riesige Massenkundgebung in der Hauptstadt Sanaa am National Day of Resilience“), am 26.3.2022:  <https://www.youtube.com/watch?v=G9GNXEX-47g>
[6] YouTube Videoportal, tvadennet Aden Satellitenkanal aus dem Jemen „alhadiduh : masirat jamahiriat hashidat bialyawm alwatanii lilsumud” („Al-Hodeidah: Eine massive Massenkundgebung am Nationalen Tag der Resilienz“), am 26.3.2022:  <https://www.youtube.com/watch?v=0egse3iYrb0>
[7] YouTube Videoportal, AlSahat-Berichte Arena-Berichte „masirat fi muhafazat saedat fi aldhakarat alsaabieat bialyawm alwatanii lilsamuiد“ („Ein Marsch im Gouvernement Saada zum siebten Jahrestag des National Day of Resilience“), am 26.3.2022:  <https://www.youtube.com/watch?v=hLctg55yYGs>
[8] YouTube Videoportal, Medienzentrum Ansar Allah „almasirat aljamahiriat alhashidat fi madinat hujat bimunasabat alyawm lilsumud alwatanii“ („Die massive Massenkundgebung in Hajjah anlässlich des Nationalen Tag der Resilienz“), am 26.3.2022:  <https://www.youtube.com/watch?v=vp5F5IoY7q8>
[9] YouTube Videoportal, archive aborhil sailan Yemen Satellitenkanal ,,msiratan hashidatan bialjawf fi alyawm alwatanii lilsumudi” (,,Zwei massive Demonstrationen in Al-Jawf am Nationalen Tag der Resilienz”), am 26.3.2021: <https://www.youtube.com/watch?v=xy3yRPeHTP4>
[10] YouTube Videoportal, Jemen Satellitenkanal ,,albayda’ // masirat hashidih wamahrajan jamahiriun fi ridae biawm alsumud alwatanii..” (,,Al-Bayda // Eine Massenkundgebung und ein Massenfest in Radaa am Nationalen Tag der Resilienz..”), am 26.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=X8sHBApUP1Q>
[11] YouTube Videoportal, Hier ist der Marsch ,,fi alyawm alwatanii lilsumud ‘abna’ alhalimat taeizu yusdirun rasayil altahadiy min sabe sahat jamahiria ” (,,Am Nationalen Tag der Resilienz senden die Traumer von Taiz von sieben offentlichen Platzen aus herausfordernde Botschaften”), am 27.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=Kcq4kwtjvqI>
[12] YouTube Videoportal, Almasirah Mubasher Live-Kanal von Al Masirah ,,eumran masirat alyawm alwatanii lilsumudi” (,,Imran der Marsch des Nationalen Resilienztages”), am 28.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=GPRB70-Zakk>
[13] YouTube Videoportal, Jemen Satellitenkanal ,,masirat hashidat fi ‘iib bialyawm alwatanii lilsumudi” (,,Eine grosse Kundgebung in Ibb am Nationalen Resilienztag”), am 26.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=0Iua-FaVVAw>
[14] YouTube Videoportal, Hier ist der Marsch ,,masirat yawm alsumud alwatanii fi muhafazat dhimar” (,,Marz des Nationalen Resilienztages im Gouvernement Dhamar”), am 28.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=MgGklmD-GiA>
[15] YouTube Videoportal, Jemen Satellitenkanal ,,almahwit // masirat jamahiriat hashidat bimunasabat alyawm alwatanii lilsumud ..” (,,Al Mahwit // Eine riesige Massenkundgebung anlasslich des Nationalen Resilienztages..”), am 26.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=g5vzxvb1lOI>
[16] YouTube Videoportal, Jemen Satellitenkanal ,,rimat // masirat jamahiriat hashidat bimunasabat alyawm alwatanii lilsumudi” (,,Rima // Ein grosser offentlicher Marsch anlasslich des Nationalen Tages der Resilienz”), am 26.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=WDREdiMjoWk>
[17] YouTube Videoportal, Jemen Satellitenkanal ,,almahwit // masirat jamahiriat hashidat bimunasabat alyawm alwatanii lilsumud ..” (,,Al Mahwit // Eine riesige Massenkundgebung anlasslich des Nationalen Resilienztages..”), am 26.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=1ry3BGLwG-E>
[18] YouTube Videoportal, tvadennet Aden Satellitenkanal aus dem Jemen ,,marb : masirat hashidat fi yawm alsumud alwatanii” (,,Marib: Massenkundgebung am Nationalen Resilienztag”), am 26.3.2022: <https://www.youtube.com/watch?v=NsuUqOIqmzo>
[19] Unicef Hilfsorganisation, UN0519152/Hayyan „Yemen is one of the world’s largest humanitarian crises – and children are being robbed of their futures.“ („Der Jemen befindet sich in einer der größten humanitären Krisen der Welt – und Kinder werden ihrer Zukunft beraubt.“), in 2022:  <https://www.unicef.org/emergencies/yemen-crisis>