Karte von Nord Stream 1 mit zwei Pipelines (grün) und Nord Stream 2 mit zwei Pipelines (blau). Die Explosionen sind in rot dargestellt, inkl. Uhrzeiten der Detonationen (Bild: Wikipedia).

Nach dem Artikel von Seymour Hersh:

Norwegen, die Poseidon und Premierminister Støre

Mindestens bis zum 8. März 2023 herrschte allgemeine Einigkeit darüber, dass es sich bei dem Anschlag auf Nord Stream 1 und 2 am 26. September 2022 um einen Akt des „Staatsterrorismus“ handelte.

Von Ola Tunander , veröffentlicht am: 25. April 2023, Kategorien: Geopolitik

Dieser Text wurde zuerst am 21.03.2023 auf www.olatunander.substack.com unter der URL <https://olatunander.substack.com/p/after-sy-hershs-article-norway-the> veröffentlicht. Lizenz: Ola Tunander, Free21, CC BY-NC-ND 4.0

Sowohl die dänischen als auch die schwedischen Behörden, die den Fall untersuchten, gaben an, dass die Zerstörung gewaltig war. Die Explosion in einer Tiefe von etwa 80 Metern wurde als Erdbeben der Stärke 2,3 auf der Richterskala registriert [1]. Es wurde bis zur Nordspitze Schwedens registriert, 1600 km weiter nördlich. Die Pipelines wurden in Abschnitten von 12 Metern Länge und einem Durchmesser von 116 cm [2] gebaut, mit einem Innenrohr aus 4 cm dickem Stahl und einer Ummantelung aus 6-11 cm dickem Beton [3]. Jeder einzelne 12-Meter-Abschnitt hat ein Gesamtgewicht von 24 Tonnen. Die Explosion sprengte 50 Meter oder etwa 100 Tonnen der Pipeline weg [4]. Diese Operation erforderte Tiefseetaucher mit Spezialausrüstung und ein Spezialschiff mit Dekompressionskammer. Sie erforderte speziell ausgebildete Taucher, die in der Lage waren, mehrere hundert Kilo Sprengstoff auf den Meeresboden zu bringen und diesen Sprengstoff fachgerecht an den Rohren zu befestigen. Der Anschlag wurde nach Ansicht der beiden skandinavischen Länder eindeutig von einer staatlichen Stelle ausgeführt. Für Privatpersonen wäre es unmöglich gewesen, ihn auszuführen.

Dies war vielleicht der ungeheuerlichste Angriff auf die physische Infrastruktur in Friedenszeiten. Offensichtlich wurde Infrastruktur im Wert von mehreren Milliarden Dollar zerstört, aber was noch wichtiger ist: die lebenswichtige physische Verbindung zwischen Russland und Deutschland wurde unterbrochen. Die Aussicht auf eine russisch-europäische „Union des Gases und der Industrie“ wurde zerstört. Diese russisch-europäische Zusammenarbeit war ebenso wichtig wie die Gemeinschaft für Kohle und Stahl in den 1950er Jahren, die gegenseitige Interessen zwischen ehemaligen Feinden (Frankreich und Deutschland) geschaffen hatte und sich zur Europäischen Union entwickelte, mit dem ausdrücklichen Ziel, einen künftigen Krieg in Europa zu vermeiden. In ähnlicher Weise war die russisch-deutsche Integration weit mehr als ein industrielles Unternehmen, sie war auch ein Friedensprojekt, das einen zukünftigen Krieg zwischen den Gegnern des Kalten Krieges verhindern sollte. Dementsprechend war der Angriff auf Nord Stream nicht nur ein kriegerischer Akt gegen Russland (Gazprom), das 51 % der Pipeline besitzt, und gegen deutsche Unternehmen (und einzelne europäische Unternehmen), denen die restlichen 49 % gehören [5], sondern auch gegen ihre lebenswichtigen Bindungen, die eine neue europäische Integration ermöglicht hatte. Es war eine Kriegshandlung gegen die europäische Beschwichtigungs- und Entspannungspolitik, die um 1990 das Ende des Kalten Krieges möglich machte.

Am 11. Oktober 2022 erklärte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, dass jeder Angriff auf Infrastruktur, die für das Militärbündnis der NATO von entscheidender Bedeutung ist, eine „gemeinsame und entschlossene Reaktion“ auslösen würde [6]. Stoltenberg wies darauf hin, dass ein Angriff auf eine solche Infrastruktur, wie z.B. auf Gaspipelines, den Artikel 5 der NATO auslösen und als Kriegshandlung betrachtet werden könnte [7]. Der Angriff auf die Nord Stream-Pipelines sollte daher als kriegerischer Akt sowohl gegen Deutschland als auch gegen Russland betrachtet werden. Jens Stoltenberg war offenbar besorgt, dass Russland Vergeltung üben und norwegische und andere Pipelines angreifen könnte. Russland machte die Anglo-Amerikaner für die Angriffe am 26. September verantwortlich. Kein Land hat jedoch die Verantwortung für diese Angriffe übernommen. Außerdem hat kein Land Erkenntnisse über die Identität der Urheber dieses Terrorakts offengelegt.

Die amerikanische Rhetorik und der Artikel von Seymour Hersh

US-Präsident Joseph Biden (l.o), Nationaler Sicherheitsberater unter Trump, John R. Bolton (r.o.), Assistant Secretary of State Victoria Nuland (l.u.) und US-Außenminister Antony Blinken (r.u.)

Wie wir alle wissen, haben sowohl US-Unterstaatssekretärin Victoria Nuland als auch Präsident Biden selbst im Januar/Februar 2022 versprochen, die Pipeline zu beseitigen, wenn Russland in die Ukraine einmarschiert [8]. Aber schon 2021 hatte der Ausschuss für auswärtige Beziehungen des Senats gesagt, dass sie die Pipeline „dauerhaft“ zu einem Ende bringen wollten [9]. Präsident Trumps nationaler Sicherheitsberater John Bolton sagte [10]: „Wir sollten sie ausschalten. Wir hätten sie während der Trump-Administration ausschalten sollen“. Trump habe es in Erwägung gezogen, aber nichts getan, sagte Bolton. Und bereits 2014 sagte die ehemalige US-Außenministerin Condoleezza Rice, dass die Europäer ihre Abhängigkeit von russischem Gas durch amerikanisches Gas ersetzen sollten [11], was die Beseitigung der Nord Stream-Pipelines voraussetzte. Diese US-Neokonservativen wollten, dass Europa von den USA und nicht von russischem Gas abhängig ist. Aber noch wichtiger ist, dass diese US-Sicherheitselite wollte, dass Europa Russland als seinen Feind definiert, weil dies Europa zwingen würde, sich vollständig auf die Vereinigten Staaten zu verlassen. Die Entscheidung der USA, die russischen Pipelines zu zerstören, wurde wahrscheinlich schon vor vielen Jahren getroffen, aber das Problem war, wie man dies rechtfertigen sollte. Nicht einmal der CIA-Angriff auf die russische Jamal-Pipeline [12] im Jahr 1982 und die Gefahr eines Atomkriegs im Jahr 1983 reichten aus, um die Deutschen und die Russen davon zu überzeugen, ihr Pipeline-Projekt zu überdenken. Russland von Europa abzuschneiden, setzte, um den Angriff zu rechtfertigen, mit ziemlicher Sicherheit einen Europäisch-Russischen Krieg voraus. Die Vereinigten Staaten müssten Russland erst zu einem Krieg provozieren, bevor sie die Pipelines zerstören könnten. Nach der Zerstörung der Pipelines zeigten sich sowohl Außenminister Blinken als auch Unterstaatssekretärin Nuland begeistert. Blinken sagte, dies sei für die USA eine „ungeheure Chance“ [13], während Nuland sagte, wir seien „sehr erfreut zu wissen, dass Nord Stream 2 jetzt, wie Sie sagen, ein Stück Metall auf dem Meeresgrund ist“ [14].

Am 8. Februar 2023 veröffentlichte Seymour Hersh nach monatelangen Ermittlungen einen detaillierten Artikel über die Planung und Ausführung des Anschlags [15]. Er schrieb, dass Präsident Biden im Dezember 2021, also Monate vor der russischen Invasion, den Nationalen Sicherheitsberater Jake Sullivan zum Vorsitzenden einer behördenübergreifenden Gruppe mit Teilnehmern „aus den Stabschefs, der CIA sowie dem Außen- und Finanzministerium“ ernannte, um das Problem mit den Pipelines zu lösen. Sie hatten eine Reihe von Treffen im „obersten Stockwerk des Old Executive Office Building“. Anfang 2022 entwickelte die CIA einen überzeugenden Plan zur „Sprengung der Pipelines“. Mit Hilfe von speziellen Tiefseetauchern der Navy aus dem Tauchzentrum in Panama City, Florida, das „zufällig der Sitz der maritimen Außenstelle der CIA aus der Abteilung für Operationen ist“, um den ehemaligen CIA-Offizier Larry Johnson zu zitieren [16]. Jedem war klar, dass es sich um eine ernste Angelegenheit handelte. Wenn man es auf die USA zurückführen könnte, „ist es eine Kriegshandlung“, sagte Hersh. Um lokale Probleme in Europa zu lösen, wandte sich die Gruppe an Norwegen.

Laut Sy Hersh reiste „irgendwann im März“ 2022 ein „sehr kompetentes amerikanisches Team nach Norwegen“, „um sich mit dem norwegischen Geheimdienst und der Marine zu treffen“ und die Zerstörung der Pipeline vorzubereiten. Das Team wandte sich an die Norweger, die eine flache Stelle in der Nähe der dänischen Insel Bornholm für die Anbringung des Sprengstoffs auswählten. Hersh hatte Informationen vom Team gesammelt [17], und sie bereiteten eine Tarnung vor, um die NATO-Übung BALTOPS 22 (5.-17. Juni 2022) [18], die östlich von Bornholm stattfinden sollte, zu nutzen. Die Übung sollte genau an der Stelle stattfinden, wo die vier Pipelines an einem ausreichend flachen Gebiet vorbeiführten und wo die Taucher den Sprengstoff anbringen konnten. Bei der Übung sollte die „Minenbekämpfung“ geübt werden [19], was ein idealer Vorwand war, um Taucheinsätze zu rechtfertigen. An der Übung nahmen mehrere US-Schiffe teil, darunter die USS Kearsarge, die kleine Mini-U-Boote transportieren konnte, die von den Tauchern hätten eingesetzt werden können [20].

Am Ende der Übung hatten die Spezialtaucher der US-Marine den Sprengstoff platziert, schreibt Hersh. Sie hatten eine sehr spezielle Ausrüstung für das Tiefseetauchen mit einem Heliumgemisch in den Behältern. Und diese Taucher hatten nichts mit der Übung selbst zu tun. Die Anwesenheit solcher Taucher wurde von einem BALTOPS-Koordinator für die Taucher bestätigt, schreibt der deutsche Journalist Thomas Röper [21]. Diese Taucher wurden mit einem Hubschrauber eingeflogen. Sie brachten eine Tiefseetauchausrüstung mit, von der der Koordinator glaubte, es handele sich um MK29 [22], ein Kreislaufsystem mit einem Heliumgemisch (das Hersh erwähnte), das vom Naval Warfare Diving Center in Panama City entwickelt wurde. Diese Ausrüstung war für eine Übung zur Minenbekämpfung weder notwendig noch nützlich, und ihre Verwendung hatte den Koordinator überrascht. Diese Taucher trafen sich auch mit dem US-Admiral und „mit einer Gruppe von Amerikanern in Zivil, die einige Stunden später eintrafen“, heißt es in dem Schreiben des Tauchkoordinators [23]. Bereits am 1. Dezember 2022 habe ich in der norwegischen Ny Tid einen Artikel geschrieben, in dem ich auf die Übung BALTOPS 22 und den möglichen Einsatz der USS Kearsarge hingewiesen habe. BALTOPS war die offensichtliche Tarnung, und fast jeder würde verstehen, dass die Täter diese Übung genutzt hätten, um den Sprengstoff zu platzieren, insbesondere wenn die Explosionen kurz danach stattgefunden hätten. Die Amerikaner brauchten sicherlich eine ausgefeiltere Tarnung.

Norwegen und das Bedürfnis der USA nach „plausibler Bestreitbarkeit“ („plausible deniabilty“)

Die Amerikaner mussten sich eine weitere Tarnung einfallen lassen. Dies führt uns nach Norwegen. Man könnte sich fragen: Warum sollten die USA norwegische Hilfe benötigen, um den Ort zu finden, an dem sie den Sprengstoff in der Ostsee anbringen wollten? Sie hätten einen solchen Ort leicht selbst finden können. Sie hätten die ganze Operation selbst durchführen können, und die Dänen und Schweden waren diejenigen, die das Gebiet wirklich kannten. Es scheint, als ob sich die USA nicht wegen ihrer detaillierten Kenntnisse über die Ostsee an die Norweger gewandt haben, sondern aus Gründen der „plausiblen Bestreitbarkeit“. Die USA brauchten für den Fall, dass etwas schiefgehen würde, einen plausiblen „Verdächtigen“. Sie brauchten einen Gasproduzenten, dessen Gewinne radikal ansteigen würden, wenn sein großer russischer Rivale und dessen Nord Stream-Pipeline ausgeschaltet würden. Norwegen war der perfekte „Sündenbock“, der offensichtliche Verdächtige, den die Amerikaner notfalls vor den Bus werfen könnten.

Nachdem der Westen Russland sanktioniert hatte, stiegen die Preise für Öl und Gas. Sowohl US-amerikanische LNG-Produzenten (LNG = Liquified Natural Gas, Anm. d. Red.) als auch Norwegen machten ein Vermögen, welches nach der Zerstörung der Nord Stream-Pipelines am 26. September noch weiter wuchs. Nach dem Artikel von Sy Hersh würden die Leute sagen: „Natürlich, deshalb hat Norwegen die Pipeline zerstört.“ Dies ist jedoch nicht die Denkweise der Norweger, aber es könnte sehr wohl der Grund sein, warum die USA Norwegen für solch eine sehr heikle Operation auswählen würden. Die USA würden immer eine „plausible Bestreitbarkeit“ anstreben. Man wird jemanden finden, der ein Interesse an dem Fall hat und als „Hauptverdächtiger“ dargestellt werden kann. Hätten sich die USA an die Schweden oder die Dänen gewandt, würde man fragen: „Warum haben sie das getan?“ In den USA würde man fragen: Wer profitiert davon? „Cui Bono?“ Und die Antwort wäre schnell gegeben: Norwegen. Die Norweger oder besser gesagt einige hochrangige Offiziere könnten davon überzeugt gewesen sein, dass sie einen wertvollen Beitrag zu einer äußerst heiklen verdeckten US-Operation leisteten. Was Norwegen eine gewisse Anerkennung verschaffen würde. Es ist dieselbe Logik wie in der Welt der Kriminellen, wenn der einfache Mann auf der Straße schmutzige Arbeit für den Mafiaboss erledigt. Auf diese Weise verschafft man sich Akzeptanz und erlangt höhere Positionen. Das ist zutiefst tragisch.

Ranking der größten Erdgasexporteure weltweit im Jahr 2020 (Ausschnitt). Russland konnte mit der Zerstörung der Nord Stream Pipeline großer Schaden zugefügt werden, während die USA und Norwegen zu den Profiteuren gehören würden. Bild: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/511107/umfrage/die-groessten-erdgasexporteure-weltweit/

Laut Sy Hersh wollte Präsident Biden die Explosionen zu einem von ihm gewählten Zeitpunkt auslösen können. Es wäre zu offensichtlich gewesen, wenn die Explosionen kurz nach der Übung BALTOPS 22 durch einen Zeitzünder ausgelöst worden wären. Daher sorgten die amerikanischen Experten dafür, dass der Sprengstoff durch ein spezielles „pulsierendes Signal“ von einer Sonarboje ausgelöst wurde, die zu einem beliebigen Zeitpunkt in dem Gebiet abgeworfen werden würde. Mitte September waren viele Deutsche verärgert über die Gaspreise und die Tatsache, dass Bundeskanzler Scholz Nord Stream 2 geschlossen hatte. Die Menschen forderten, dass er die Pipeline öffnet. Am 16. September sagte Wladimir Putin, wenn es Probleme mit der Gasversorgung gebe, könne man jederzeit Nord Stream 2 öffnen [24]. In den USA befürchtete man, dass die Deutschen den Forderungen der Bevölkerung nachgeben würden, und der US-Präsident sah sich zum Handeln veranlasst.

Vom 22. bis 24. September operierten zwei oder mehr schwedische Marineschiffe im Bereich der Pipelines östlich von Bornholm, ebenfalls genau an den Positionen der bevorstehenden Explosionen [25]. Die beiden Schiffe hatten, um ihre Positionen nicht preiszugeben, ihre AIS-Transponder – ein technisches Gerät, das ihre Position anzeigt – 22 Stunden lang ausgeschaltet. Einige Schweden waren offenbar über die Explosionen informiert. Möglicherweise wurden sie von den Amerikanern gebeten, zu prüfen, ob alles in Ordnung war. Und sie wollten wahrscheinlich auch prüfen, ob die Explosionen das schwedische Stromkabel nach Polen beschädigen würde, das zwischen und in der Nähe der beiden nördlichen Positionen verlief.

Eine norwegische, britische oder US-amerikanische Poseidon

Möglicherweise um Mitternacht des 26. September setzten die Amerikaner eine norwegische P-8A Poseidon ein, um das Zielgebiet zu überfliegen und die Sonarboje abzusetzen, die das Signal für die Auslösung der Explosionen mit einer gewissen Verzögerung über einen Timer sendete. Das behaupten die Quellen von Sy Hersh [26]. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass eine solche Poseidon ihren Transponder ausgeschaltet hätte, denn man möchte nicht, dass jemand die Flugbahn des Flugzeugs während einer so sensiblen Operation verfolgen kann.

Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass eine P-8 Poseidon in der Nacht zum 26. September aus dem Gebiet Südnorwegens kam (Monkey Werx Flight Tracking [27]). Der Transponder war eingeschaltet. Man konnte das Flugzeug verfolgen, obwohl seine genaue Identität maskiert war. Das Flugzeug passierte Norddänemark um 01:45 Uhr nachts mitteleuropäischer Zeit (1:45 Uhr MEZ), flog in Richtung Ostsee, zur Südspitze Schwedens und drehte dann nach Osten in Richtung Bornholm ab. Den Trackingdaten zufolge wird der Überflug der Poseidon über die Position der Detonation auf etwa 02:05 Uhr MEZ geschätzt (laut der Sprecherstimme, aber wir wissen nicht, ob diese Schätzung korrekt ist; es könnte durchaus 02:06 oder 02:08 Uhr MEZ sein, wenn wir die Zeitangabe der Flugverfolgung akzeptieren).

Seismischen Daten aus Schweden zufolge wurde die erste Explosion um 02:03 Uhr MEZ [28] registriert (02:03.25 Uhr; eine Minute und 35 Sekunden vor dem bereits erwähnten, geschätzten Überflug, was es unwahrscheinlich macht, dass dieses Flugzeug in der Lage war, eine Boje abzuwerfen, die die Explosion auslöste). Die Poseidon erreichte dann um etwa 02:17 Uhr [29] polnisches Hoheitsgebiet und wurde mehr als eine Stunde lang über Polen von einem US-Tankflugzeug KC-135R/K35R aufgetankt, das vom deutschen Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem kam. Um etwa 03:30 Uhr kehrte die Poseidon zur Ostsee zurück und kreiste östlich von Bornholm, von der Position der Detonation im Westen bis zum Gebiet weiter östlich, und zwar mehr als drei Stunden lang. Um 07:00 Uhr flog das Flugzeug dann über Norddänemark zurück in Richtung Südnorwegen.

Die genaue Identität dieser Poseidon ist nicht bekannt. Dies wirft mehrere Fragen auf:

Erstens kann diese Poseidon nicht die Poseidon gewesen sein, die die Explosion ausgelöst hat (oder zumindest nicht die erste Explosion), sondern eher eine Poseidon, die die Explosion verifiziert hat. Wir wissen jedoch immer noch nicht, ob es sich um eine norwegische Poseidon vom Luftwaffenstützpunkt Evenes in Nordnorwegen oder um eine US-amerikanische Poseidon handelte, die von Keflavik in Island aus flog. Oder war es eine britische Poseidon von der Royal Air Force Base Lossiemouth im Nordosten von Schottland? Ein britisches oder amerikanisches Flugzeug hätte nach Osten in Richtung der Südspitze Norwegens und dann hinunter zur Südspitze Schwedens fliegen können. Eine norwegische Poseidon hätte leicht mit einem Flugzeug aus den USA oder dem Vereinigten Königreich verwechselt werden können.

Zweitens: Warum kreiste diese Poseidon mehr als drei Stunden lang in dem Gebiet östlich von Bornholm? Mitten in der Nacht, nach der verheerendsten Sabotageaktion aller Zeiten, über der südlichen Ostsee zu kreisen, deutet darauf hin, dass dieses Flugzeug etwas mit der Aktion zu tun hatte, aber es war wohl kaum der Täter. Letzterer hätte das Gebiet so schnell wie möglich verlassen. Diese „zweite Poseidon“ kam offenbar kurz nach der ersten Explosion in der Region an. Ihre Aufgabe könnte darin bestanden haben, sich zu vergewissern, dass die Explosion ausgeführt worden war, und dann die südliche Ostsee zu überwachen, um z. B. herauszufinden, ob sich in der Nähe russische Schiffe oder U-Boote befanden, die man für das Ausschalten verantwortlich machen könnte.

Drittens: Warum hat das Flugzeug über Polen aufgetankt? Die P-8A Poseidon soll eine Reichweite von 7.200 km ohne Betankung haben [30]. Um von Evenes, von Schottland oder von Island zur südlichen Ostsee und zurück zu fliegen, musste nicht aufgetankt werden. Daher wäre das Umkreisen der südlichen Ostsee mitten in der Nacht bereits Teil des Plans gewesen.

Wir können nun schlussfolgern: Eine Poseidon, die für eine äußerst heikle Operation – die Sprengung einer Pipeline – verantwortlich ist, würde ihren Transponder nicht einschalten und sich danach nicht drei Stunden lang in der südlichen Ostsee herumtreiben. Aber die Poseidon, die kurz danach auftauchte und für die Flugtracker sichtbar war, war mit ziemlicher Sicherheit an der Operation beteiligt, möglicherweise um die Explosion zu überprüfen und die südliche Ostsee zu überwachen. Und wenn dieses Flugzeug genau die Position der Explosion überflog, würde es, wenn es sich um eine britische Poseidon handelte, das britische Hauptquartier in Echtzeit informieren [31]. Die Briten würden sich dann mit den Amerikanern in Verbindung setzen. Nikolai Patruschew, der Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, sagte, dies würde dann „Londons Beteiligung bestätigen“.

Crew einer P-8 Poseidon bei der Arbeit. Foto: Wikimedia Commons, gemeinfrei.

Wenn Sie außerdem ein Flugzeug haben, das kurz nach der Explosion vorbeifliegt, können Sie beweisen, dass diese Poseidon die Explosion nicht ausgelöst hat. Diese Tatsache könnte verwendet werden, um die Behauptung, dass diese Poseidon der Täter war, zu widerlegen. Ihre Identität, auch ihre Nationalität, wurde verschleiert, nicht aber die Tatsache, dass es sich um ein Poseidon-Flugzeug handelte. Eine solche Konstellation würde möglicherweise auf den Einsatz einer britischen oder US-amerikanischen Poseidon hindeuten, die auf dem Weg nach Bornholm über Südnorwegen flog und ein unklares Signal über die Nationalität des Flugzeugs aussandte. Doch schauen wir uns zunächst die norwegischen Fähigkeiten an.

Norwegen hatte gerade erst fünf Poseidons von der US Navy gekauft. Die erste wurde im November 2021 geliefert und traf im Februar 2022 auf dem Luftwaffenstützpunkt Evenes (bei Narvik, Nordnorwegen) ein. Eine zweite Poseidon traf im März in Evenes ein. Die dritte Poseidon traf im Mai ein [32]. Die Flugausbildung sollte eigentlich im März beginnen, aber die Erprobung des Flugzeugs zwang sie, diese Ausbildung zu verschieben. Erst am 2. Juni verließ das erste Flugzeug Evenes für Trainingsflüge mit einer amerikanisch-norwegischen Besatzung. Die Ausbildung wurde in den Jahren 2022 und 2023 fortgesetzt, ebenfalls auf der US Naval Air Station Jacksonville, Florida [33]. Die letzten beiden Flugzeuge werden im Sommer 2023 eintreffen. Im August sollen die fünf norwegischen Poseidons einsatzbereit sein und die heutigen sechs P-3 Orion ersetzen. Sie können auch von der Royal Air Force Base Lossiemouth in Schottland aus operieren [34]. Der Einsatz eines norwegischen Flugzeugs, das noch nicht in die Verteidigungsstreitkräfte integriert ist, bietet die Möglichkeit, es für andere Zwecke zu nutzen.

In den 1970er Jahren hatte das schwedische Unternehmen SAAB eine J-35 Draken – die noch nicht an die schwedischen Luftstreitkräfte übergeben worden war – eingesetzt, um sich der sowjetischen Ostseeküste genau in der Woche zu nähern, in der die zuständigen sowjetischen Luftabwehrflugzeuge in der Nähe des Urals eine Übung abhielten. Dies erzählte mir Björn Eklind, stellvertretender Chef des schwedischen Nachrichtendienstes des Verteidigungsstabes. Die schwedische J-35 löste die sowjetischen Radare der Luftverteidigung aus, die dann vom schwedischen Nachrichtendienst für Fernmelde- und Elektronische Aufklärung überwacht und registriert werden konnten. Aber für wen? Schweden hatte nicht die Absicht, die sowjetische Ostseeküste anzugreifen. Höchstwahrscheinlich hat die schwedische Firma SAAB dies im Auftrag der USA getan, um im Gegenzug eine fortschrittliche Technologie oder einen anderen Gefallen zu erhalten. Dasselbe könnte auch beim Einsatz einer norwegischen Poseidon in einer US-Spezial-Operation der Fall gewesen sein. Es ist ein offensichtlicher Vorteil, ein formell noch nicht einsatzfähiges Flugzeug für eine solche Operation zu verwenden, weil man nicht den gleichen Vorschriften für die Berichte unterliegt.

Die US-amerikanische-norwegische Geheimdienstgemeinschaft

Daraus können wir nun schließen, dass ziemlich viele Menschen in den USA darüber informiert waren. Das Gleiche gilt für einige Norweger und wahrscheinlich auch für einige Briten. Und Sy Hersh sagt, dass einige Leute „in Dänemark und Schweden ebenfalls informiert waren“, worauf die schwedische Marineoperation am 22. bis 24. September sowie die schwedische Behauptung, dass ihre Untersuchung so sensibel ist, dass weder die Russen noch die Deutschen oder die Dänen informiert werden konnten [35], hindeuten. Alles in allem konnte dies nur bedeuten, dass es sich um eine Operation handelte, die von engen Verbündeten oder Freunden durchgeführt wurde. Sie deuten auf die USA, das Vereinigte Königreich und möglicherweise Norwegen hin. Vielleicht auch jemand anderes, aber diese Art von Information wäre zu sensibel, um innerhalb der NATO weitergegeben zu werden. Bei ähnlich sensiblen Operationen in den 1980er Jahren, die von den USA (CIA und Navy) und dem Vereinigten Königreich durchgeführt wurden [36], war die NATO als Organisation nicht beteiligt, obwohl mehrere US-amerikanische und britische NATO-Offiziere eingeweiht waren. Die Zerstörung der Nord Stream-Pipeline war wahrscheinlich eine „Need-to-know-Operation“.

Der norwegische Geheimdienst und die norwegische Marine haben seit langem sehr enge Beziehungen zu den USA. Als der ehemalige Chef des norwegischen Nachrichtendienstes (NIS), Generalmajor Alf Roar Berg (1988-93), feststellte, dass die Mitarbeiter seines Dienstes, insbesondere die technischen Mitarbeiter, keinen Unterschied zwischen den USA und Norwegen machten, musste Berg sie darauf hinweisen und betonen, dass Norwegen ein souveräner Staat ist, der sich von den Vereinigten Staaten unterscheidet. Und dass Norwegen und die Vereinigten Staaten oft unterschiedliche Interessen haben. Dies wurde in den 1980er Jahren deutlich, als die USA auf ihre konfrontative „Forward Maritime Strategy“ drängten, während Norwegen eine Strategie der geringen Spannung anstrebte und jegliche provokative Aktivität vermeiden wollte. Auf einer Sitzung des NATO-Geheimdienst-Lenkungsausschusses im Herbst 1988 behaupteten die Chefs des britischen und des US-amerikanischen Verteidigungsnachrichtendienstes, dass der Krieg „unmittelbar bevorstehe“ und dass dies die offizielle Politik der NATO sein sollte, während Norwegen und General Berg dies verhindern konnten, indem sie nachwiesen, dass die sowjetische Bereitschaft im Norden erheblich verringert worden war. Die USA und das Vereinigte Königreich mussten nachgeben, und ihr Versuch, den Kalten Krieg zu verlängern, wurde von Norwegen gestoppt. Diese Erfahrung aus dem Kalten Krieg ist heute jedoch vergessen. Auf höchster Ebene sprechen die Norweger heute von den Vereinigten Staaten als Norwegens engstem Verbündeten, als ob ihre Interessen fast identisch wären und als ob Norwegen sich an die USA anpassen müsste. 2022 gelang es den USA, das norwegische Parlament dazu zu bringen, vier „Agreed Facilities and Areas“ („Vereinbarte Einrichtungen und Gebiete“, Anm. d. Red.) zu akzeptieren [37, 38], nämlich den Marinestützpunkt Ramsund und die Luftwaffenstützpunkte Rygge, Sola und Evenes, bei denen es sich praktisch um US-Militärstützpunkte mit US-Hoheit und US-Polizeikräften handelt. Wenn man sich mit pensionierten Generälen oder Admirälen in Norwegen unterhält, waren sie nicht überrascht, dass die USA versuchen würden, die Norweger für jede Art von Spezialoperation zu nutzen. Die USA haben immer versucht, zu testen, wie weit sie in Norwegen kommen können.

Wenn wir davon ausgehen, dass Seymour Hersh recht hat und dass die USA eine norwegische Poseidon benutzt haben, um um Mitternacht des 25. auf den 26. September in die südliche Ostsee zu fliegen und eine Sonarboje abzuwerfen, die die Explosion auslöste, würden die Norweger in der Crew davon wissen? Nicht notwendigerweise, obwohl einige hochrangige norwegische Offiziere höchstwahrscheinlich bis ins Detail über die Operation Bescheid wussten. Aber inwieweit war die politische Führung informiert? Hatte Ministerpräsident Jonas Gahr Støre ein allgemeines Briefing über die Notwendigkeit, den Vereinigten Staaten den Einsatz einer norwegischen Poseidon in einer US-Spezialoperation zu gestatten, um diese Flugzeuge mit ihrer modernsten Ausrüstung zu erhalten? Wusste er, dass sie die Nord Stream-Pipeline zerstören würden? Und wenn dem so ist, wann wusste er, dass die Pipeline am 26. September zerstört werden würde?

Der norwegische Premierminister und die Zerstörung der Pipeline

Der Direktor der Central Intelligence Robert Gates (1991-93) mit Joe, der Ehefrau des norwegischen Geheimdienstchefs Alf Roar Berg, und Berg selbst mit Robert Gates Ehefrau Becky, Juni 1992. Im Hintergrund sind die Türme der Stadtverwaltung von Oslo zu sehen. Trotz der sehr engen Beziehungen zwischen den US-amerikanischen und norwegischen Geheimdiensten erkannte man damals die sehr unterschiedlichen Interessen der beiden Staaten an (Foto: Privatarchiv).

Die Einweihung der neuen Ostseepipeline von Norwegen über Dänemark nach Polen war für den folgenden Tag, den 27. September, in der polnischen Stadt Szczecin (Stettin) mit dem norwegischen, dänischen und polnischen Ministerpräsidenten und Präsidenten geplant. Aufgrund der Absage der Reise durch Jonas Gahr Støre wissen wir nun fast genau, wann und von wem er über den bevorstehenden Anschlag informiert wurde. Bei der Einweihung in Stettin waren der polnische Präsident Andrzej Duda, der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen und einige andere wie der dänische, polnische und norwegische Energieminister, darunter der Norweger Terje Aasland, anwesend. Aber Ministerpräsident Støre war nicht anwesend, obwohl es sich um eine hochkarätige norwegisch-polnisch-dänische Veranstaltung handelte, wahrscheinlich die wichtigste Einweihung für Norwegen in diesen Jahren. Jonas Gahr Støre hätte anwesend sein müssen, war es aber nicht. Euronews [39], Reuters, die New York Times [40], die Frankfurter Allgemeine sowie polnische, italienische und andere Nachrichtenagenturen zeigten alle die drei Spitzenpolitiker: Duda, Morawiecki und Frederiksen, aber keinen Norweger.

Am 20. September hatte das Büro des norwegischen Ministerpräsidenten angekündigt, dass Ministerpräsident Støre am 27. September zur Einweihung der „Baltic Pipe“, der norwegisch-polnischen Pipeline, nach Stettin in Polen reisen würde [41] (Regjeringen.no, NTBABC NyheterNettavisen [42], AdressavisenDagsavisen [43] und Bergens Tidende [23. September]). Das Büro des Premierministers gab die Meldung am 22. September heraus und teilte mit, dass der Minister für Öl und Energie, Aasland, den Premierminister vertreten werde [44]. Diese Mitteilung wurde nicht im regulären Regierungskalender veröffentlicht. Die ursprüngliche Mitteilung über Støres Reise nach Stettin wurde aus dem Kalender entfernt.

Wo hielt sich Ministerpräsident Støre in diesen Tagen auf? Am Sonntag, dem 18. September, reisten Støre und Bjørn Arild Gram, sein Verteidigungsminister, in die Vereinigten Staaten [45]. Am folgenden Tag besuchten sie den US-Flugzeugträger USS Gerald R. Ford [46] und das NATO Joint Forces Command in Norfolk, in der Nähe von Washington DC. Sie wurden vom amerikanischen Marineminister Carlos Del Toro geführt. Sie besuchten das Hauptquartier der Zweiten US-Flotte und des NATO-Kommandos, wo sie auch mit norwegischen Offizieren sprachen. Am Abend traf Ministerpräsident Støre im Kongress mit Nancy Pelosi und Mitch McConnell zusammen [47]. Am 20. September nahm Støre an der Eröffnung der UN-Generalversammlung in New York teil [48] und traf mit UN-Generalsekretär António Guterres zusammen [49]. Am 22. September hielt Støre die norwegische Rede vor der Generalversammlung [50] und am selben Tag vor dem Sicherheitsrat [51]. Am Abend nahm er an einem transatlantischen Treffen der Außenminister unter der Leitung von Anthony Blinken teil, bevor er nach Norwegen zurückkehrte.

In Norwegen gab das Büro des Premierministers am 22. September bekannt, dass Støre am 26. September nach Südnorwegen [52] (Kristiansand/Arendal) reisen würde, um die Gründung einer neuen Batteriefabrik zu feiern und Schüler bei einem Schulwettbewerb zu treffen [53]. Am 23. September gab das Büro des Ministerpräsidenten die Termine von Støre für die nächste Woche bekannt [54]. Über die Einweihung der norwegisch-polnischen Pipeline am 27. September wurde nichts gesagt, aber das Ministerium für Öl und Energie kündigte an, dass Minister Terje Aasland am 27. September an der Zeremonie in Stettin teilnehmen werde [55, 56]. Støre ist möglicherweise am 23. September aus den USA zurückgekehrt. Für das Wochenende vom 24. und 25. September gibt es keine Berichte. Am 26. September, dem Tag der Explosion, war Støre wie geplant in Südnorwegen, um Schüler in Kristiansand zu besuchen. Über seinen Aufenthaltsort am 27. September ist nichts bekannt. Er hätte also genügend Zeit gehabt, um an der Einweihung in Stettin teilzunehmen. Am 28. September gab Støre zwei Pressekonferenzen, eine um 08.30 Uhr [57] in Begleitung des Finanzministers und eine um 15.30 Uhr [58], auf der er über die Sabotage an den Nord Stream-Pipelines sprach. Er wies auf die zunehmende Bedrohung der norwegischen Pipelines hin und auf die erhöhte Bereitschaft, diese zu schützen [59]. Støre hatte auch ein Telefongespräch mit Präsident Emmanuel Macron.

Støres Problem war, dass ein Angriff auf die Nord Stream-Pipeline am 26. September seine Teilnahme an der Einweihungsfeier in Polen unmöglich machen würde. Seine Teilnahme in Stettin wäre als norwegische Feier zur Zerstörung der Nord Stream-Pipeline aufgefasst worden. Es hätte den Anschein erweckt, als würde Norwegen die Beseitigung Russlands, des Hauptkonkurrenten im Gasgeschäft, feiern und als würde Europa nun in eine neue Ära eintreten, in der russisches Gas durch westliches Gas (durch die Norwegisch-Polnische Pipeline) ersetzt wird.

Wir wissen, dass die polnische Führung mehr als glücklich war, die Zerstörung von Nord Stream zu feiern. Der ehemalige Verteidigungs- und Außenminister Radoslaw Sikorski, Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzender der polnischen Delegation in den USA, schrieb am 27. September nach dem Angriff auf die Pipeline auf Twitter: „Thank you, USA“ („Danke, USA“, Anm. d. Red.) [60]. Es hätte in Norwegen große Empörung ausgelöst, wenn ein norwegischer Minister oder Politiker eine solche Bemerkung gemacht hätte. Ein norwegischer Ministerpräsident würde niemals eine ähnliche Erklärung abgeben, nicht einmal heimlich. Die Anwesenheit von Støre in Stettin wäre ähnlich empörend gewesen und würde die Aufmerksamkeit auf die gestiegenen Gewinne Norwegens nach der Zerstörung der russisch-deutschen Pipelines lenken. Dies wäre für Norwegen äußerst peinlich gewesen. Eine Teilnahme von Støre an der Einweihung in Polen kam daher überhaupt nicht in Frage.

Daher stellt sich die Frage: Wann hat Støre beschlossen, seine Reise nach Stettin abzusagen? Oder genauer gesagt, was geschah zwischen dem 18. September, als Ministerpräsident Støre in die USA abreiste, während das Büro des Ministerpräsidenten kurz darauf seine Teilnahme an der Einweihung in Stettin in der folgenden Woche ankündigte, und dem 22. September, als das Büro des Ministerpräsidenten mitteilte, dass Støre seine Teilnahme in Stettin abgesagt hat? Der Zeitunterschied deutet darauf hin, dass Støre Oslo höchstwahrscheinlich am 21. September über die Absage informiert hat, während er am 19. September sein erstes Treffen in den USA hatte. Er muss zwischen dem 19. und dem 21. September vom Marineminister Carlos Del Toro, vom US-Marinekommando oder vielleicht von der Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, entscheidende Informationen erhalten haben. Das Treffen mit Generalsekretär Guterres am nächsten Tag wäre in diesem Fall kaum von Bedeutung. Wir können also schlussfolgern, dass die einzige glaubwürdige Erklärung für Støres Absage des Besuchs in Stettin ein Briefing über den bevorstehenden Nord-Stream-Angriff gewesen sein muss. Und er wurde mit ziemlicher Sicherheit von Minister Del Toro oder jemand anderem am 19. September darüber informiert. Er hätte dann ein oder zwei Tage gebraucht, um zu entscheiden, was er mit der Einweihungszeremonie in Polen anfangen sollte.

Die Zerstörung von Nord Stream am 26. September, dem Tag vor der Einweihung der norwegisch-polnischen Pipeline in Stettin, war die ultimative Beleidigung für Norwegen. Es würde auf Norwegen als Verantwortlichen verweisen und das Land zum „Sündenbock“ machen. Schlimmer noch, es war eine US-amerikanisch-norwegische Kriegserklärung an Russland und Deutschland. Damit vollzog Norwegen eine völlige Kehrtwende von seiner früheren Politik der Beschwichtigung und der geringen Spannung während des Kalten Krieges hin zu einem unverblümten Angriff auf Russland, der Norwegen für russische Vergeltungsmaßnahmen öffnen würde. Der US-Botschafter in Norwegen, Marc Nathanson, erklärte im März 2023 [61]: „Norwegen ist das beste Beispiel dafür. Nicht nur ich denke so, sondern jeder in der Biden-Administration sagt dasselbe: Norwegen war der Beste in der Klasse der Verbündeten. Sie haben Verantwortung übernommen und sogar ihre Politik, keine Waffen zu schicken, geändert [aber das gilt für mehrere Länder, Anm. d. Autors]. Norwegen hat auch seine Sicherheitspolitik geändert […] Norwegen ist ein erstklassiger Verbündeter gewesen“, sagte Nathanson.

Die Times und der Versuch, den Hersh-Artikel zu begraben

Die Presseerklärung des Büros des Ministerpräsidenten vom 20. September über die Reise von Ministerpräsident Jonas Gahr Støre nach Polen am 27. September zur norwegisch-polnisch-dänischen Einweihung der Ostseepipeline. Am 22. September werden zwei Zeilen hinzugefügt, die besagen, dass der Minister für Öl und Energie, Terje Aasland, Støre ersetzen wird, der seine Reise nach Polen absagen musste (Historisches Archiv der norwegischen Regierung).

Genau einen Monat nach dem Artikel von Seymour Hersh präsentierten die New York Times [62], die London Times sowie Die Zeit [63] und die ARD Informationen, die auf eine Gruppe ukrainischer Bürger (fünf Männer und eine Frau) hinwiesen, die die Pipeline angeblich mit einem kleinen polnischen Segelboot zerstörten. Die New York Times berief sich auf anonyme „Geheimdienstquellen“. Das Boot sei am 6. September von der deutschen Stadt Rostock aus aufgebrochen, um die Bomben anzubringen. Dies wurde auf der ganzen Welt als „Nachricht“ dargestellt. Ganz anders als der Hersh-Artikel nahmen alle großen Nachrichtenmedien diese Geschichte ernst, obwohl sie sich, ähnlich wie Hersh, lediglich auf „anonyme Quellen“ beriefen. Es war offensichtlich, dass einige sehr einflussreiche Leute auf diese letztere Version drängten, um den Hersh-Artikel zu begraben. Dieser neue Artikel kann jedoch aus mindestens vier Gründen leicht widerlegt werden.

Erstens bestand bereits nach den ersten schwedischen und dänischen Untersuchungen ein Konsens darüber, dass der Angriff von einem Staat ausgeführt wurde. Einem Staat, der über Fähigkeiten für große Unterwasseroperationen in der Tiefsee verfügt. Damit Taucher in diesen Tiefen arbeiten und überleben können, brauchen sie eine Dekompressionskammer [64]. Das ist etwas, was man auf einem kleinen Segelboot mit sechs Personen nicht mitnehmen kann.

Zweitens ist der Einsatz der schwedischen Marine am 22. und 24. September an den genauen Positionen der bevorstehenden Explosionen schwer zu erklären, es sei denn, der schwedische Geheimdienst wurde im Voraus informiert. Warum schalteten die schwedischen Marineschiffe ihre Transponder 22 Stunden lang aus? Die Schweden müssen von den alliierten Diensten informiert worden sein. Dies deutet nicht auf irgendwelche Privatpersonen hin.

Drittens: Warum war die schwedische Untersuchung so sensibel, dass die Schweden diese Informationen weder mit den Russen noch mit den Dänen oder den Deutschen teilen konnten? Wenn es sich bei den Tätern um ein Team aus Privatpersonen gehandelt hätte, würde dies keinen Sinn ergeben.

Viertens ist es kaum vorstellbar, dass der norwegische Ministerpräsident Støre seine Teilnahme an der sehr wichtigen Einweihung der „Baltic Pipe“ in Stettin abgesagt hätte, wenn er nicht über den bevorstehenden Anschlag auf Nord Stream – wahrscheinlich auf dem US-Marinestützpunkt in Norfolk am 19. September – informiert worden wäre. Die Absage würde keinen Sinn machen, wenn es sich bei den Tätern um eine kleine private Gruppe gehandelt hätte. Es gibt Hinweise darauf, dass einige Norweger auf die eine oder andere Weise daran beteiligt waren.

Es gibt genügend Beweise dafür, dass die Geschichte der New York Times, der Zeit und der Times als Tarnung lanciert wurde, um die Aufmerksamkeit von der Seymour Hersh-Story abzulenken. Die „Times Story“ ist definitiv und bewiesenermaßen falsch, auch wenn sie einige sachlich richtige Informationen enthalten haben mag. Bei solch ausgeklügelten verdeckten Operationen wird es immer wieder gezielte Hinweise geben, die in verschiedene Richtungen weisen. Einige Journalisten haben behauptet, die Briten hätten ukrainische Taucher für das Tiefseetauchen und für einen Angriff auf Nord Stream ausgebildet. Das kann sehr wohl der Fall sein, aber das geschieht nicht in ein paar Monaten. Die Planungen müssen etwa ein Jahr früher begonnen haben, und es ist wahrscheinlich richtig, dass die Briten bereits in einem frühen Stadium mit an Bord waren. Aber das ändert nichts an der allgemeinen Analyse, wer die Sprengsätze gelegt hat und wer sie ausgelöst hat. Man würde sich immer anderer Akteure bedienen, um ein paar Ebenen von Tarngeschichten zu schaffen, die für die notwendige „plausible Bestreitbarkeit“ sorgen würden.

Quellen:

[1] svt Nyheter, „Seismolog: Två explosioner intill Nord Stream“, am 27.09.2022, <https://www.svt.se/nyheter/inrikes/svt-avslojar-tva-explosioner-intill-nord-stream>
[2] Nord Stream AG, „100,000 Pipes Concrete Weight Coated for the Nord Stream Pipeline“, am 29.07.2010, <https://www.nord-stream.com/press-info/press-releases/100000-pipes-concrete-weight-coated-for-the-nord-stream-pipeline-199/>
[3] Offshore Technology, „Nord Stream 2 Pipeline, Russia and Germany“, <https://www.offshore-technology.com/projects/nord-stream-2-pipeline/:~:text=The two pipelines of the,is 41mm (1.6in).>
[4] BBC, Merlyn Thomas, „Nord Stream blast ‘blew away 50 metres of pipe’“, am 18.10.2022, <https://www.bbc.com/news/world-europe-63297085>
[5] Nord Stream AG, „Our Shareholders“, <https://www.nord-stream.com/about-us/our-shareholders/>
[6] Reuters, „Attack on NATO infrastructure would meet ‘determined response’: Stoltenberg“, am 11.10.2022, <https://www.reuters.com/article/ukraine-crisis-nato-response-idAFKBN2R61D9>
[7] Global News, „NATO chief: Any attack on alliance infrastructure will trigger ‘united and determined response’“, am 11.10.2022, <https://globalnews.ca/video/9190271/nato-chief-any-attack-on-alliance-infrastructure-will-trigger-united-and-determined-response>
[8] Youtube, The White House, „President Biden and H.E. Scholz Participate in a Joint Press Conference“, am 07.02.2022, <https://www.youtube.com/watch?v=qKoPA3M7x2o>
[9]Youtube, The Hill, „’I Don’t Want That Pipeline Operational’: GOP Sen. Presses Witness On Nord Stream 2“, am 07.12.2021, <https://www.youtube.com/watch?v=rBUIlHM9WSo>
[10] Express, Tom Hussey, „Ex-US security chief orders EU to immediately ‘cut off’ Nord Stream as Putin threat soars“, am 06.01.2022, <https://www.express.co.uk/news/world/1546130/nord-stream-2-vladimir-putin-european-union-ukraine-kazakhstan-john-bolton-vn>
[11] Welt, Condoleezza Rice, „Europäer selbst sind Teil des Ukraine-Problems“, am 16.05.2014, <https://www.welt.de/politik/ausland/video128080462/Europaeer-selbst-sind-Teil-des-Ukraine-Problems.html>
[12] Vimeo, Dirk Pohlmann, „Täuschung – Die Methode Reagan (Bill Casey) – Arte Dokumentation“, <https://vimeo.com/494855587>
[13] Youtube, Global News, „Blinken “Tremendous opportunity”“, am 02.10.2022, <https://www.youtube.com/watch?v=oaEe8A8T818>
[14] Youtube, Forbes Breaking News, „’Well, It Is Relevant!’: Ted Cruz Presses Top State Official On Nord Stream 2 Sanctions“, am 12.03.2022, <https://www.youtube.com/watch?v=w-oCXnKDAqA>
[15] Substack, Seymour Hersh, „How America Took Out The Nord Stream Pipeline“, am 08.02.2023, <https://seymourhersh.substack.com/p/how-america-took-out-the-nord-stream>, deutsche Version: <https://free21.org/wie-amerika-die-nord-stream-pipeline-ausschaltete/>
[16] Sonar 21, nLarry Johnson, „JUDGE NAPOLITANO AND I TALK NORDSTREAM, SY HERSH AND THE CIA“, am 09.03.2023, <https://sonar21.com/judge-napolitano-and-i-talk-nordstream-sy-hersh-and-the-cia/>
[17] RT, „Seymour Hersh on why the US blew up the Nordstreams, compares his source to Edward Snowden!“, am 25.02.2023, <https://www.rt.com/shows/going-underground/572019-seymour-hersh-nordstream-pipelines/>
[18] Nato, „NAVSUP MAKING U.S. SHIP PARTICIPATION IN BALTOPS POSSIBLE“, am 11.06.2022, <https://sfn.nato.int/newsroom/news-archive/2022/navsup-making-us-ship-participation-in-baltops-possible>
[19] U.S. Naval Forces Europe-Africa Public Affairs, „BALTOPS 22: A perfect opportunity for research and testing new technology“, am 12.06.2022, <http://web.archive.org/web/20230325055005/https://www.navy.mil/Press-Office/News-Stories/Article/3060311/baltops-22-a-perfect-opportunity-for-research-and-testing-new-technology/>
[20] siehe [18]
[21] Anti-Spiegel, Thomas Röper, „Was ich schon 2022 von einem Whistleblower über die Nord-Stream-Sprengung erfahren habe“, am 09.02.2023, <https://www.anti-spiegel.ru/2023/was-ein-whistleblower-mir-schon-im-2022-ueber-die-nord-stream-sprengung-mitgeteilt-hat/>
[22] Youtube, NSWC Panama City Division, „MK29 Rebreather System“, am 10.05.2019, <https://www.youtube.com/watch?v=DPpSb5Q629w>
[23] siehe [21]
[24] Reuters, „Putin tells Europe: if you want gas then open Nord Stream 2“, am 17.09.2022, <https://www.reuters.com/business/energy/russias-putin-says-moscow-not-blame-eu-energy-crisis-2022-09-16/>
[25] Dagens Nyheter, „Svenska marinen hade fartyg på plats före explosionerna“, am 30.09.2022, <https://www.dn.se/sverige/svenska-marinen-hade-fartyg-pa-plats-fore-explosionerna/>
[26] siehe [15]
[27] Youtube, Erik Ohman, „Recap of the Nordstream2-night cred Monkey Werx US.“, am 04.10.2022, <https://www.youtube.com/watch?v=YpBZr9cTlC0>
[28] siehe [1]
[29] siehe [27]
[30] Royal Air Force, „Poseidon MRA1“, <https://www.raf.mod.uk/aircraft/poseidon-mra1/>
[31] TASS, „Intelligence chief says indirect grounds prove Truss’ message concerned Nord Stream blasts“, am 06.11.2022, <https://tass.com/world/1532867>
[32] Key.Aero, „NORWAY RECEIVES FINAL P-8A POSEIDON“, <https://www.key.aero/article/norway-receives-final-p-8a-poseidon>
[33] The Barents Observer, Thomas Nilsen, „How Norway’s new P-8 Poseidon will counter Russia’s submarine threat in Arctic waters“, am 12.05.2022, <https://thebarentsobserver.com/en/node/9725>
[34] Vol.no, Thor-Ivar Guldberg, „Nye overvåkingsfly skal bruke RAF-base i Skottland“, am 31.08.2018, <https://www.vol.no/nyheter/i/04GEEo/nye-overvakingsfly-skal-bruke-raf-base-i-skottland>
[35] Reuters, Rachel More, „Sweden shuns formal joint investigation of Nord Stream leak, citing national security“, am 14.10.2022, <https://www.reuters.com/world/europe/sweden-shuns-formal-joint-investigation-nord-stream-leak-citing-national-2022-10-14/>
[36] Vimeo, Dirk Pohlmann, „Täuschung – Die Methode Reagan“, <https://vimeo.com/130756834>
[37] Department of State USA, „Agreement Between the UNITED STATES OF AMERICA and NORWAY“, am 31.3. und 16.04.2021, <https://www.state.gov/wp-content/uploads/2022/08/22-617-Norway-Defense-SDCA-Ready-for-Review.pdf>
[38] „SUPPLEMENTARY DEFENSE COOPERATION AGREEMENT BETWEEN THE GOVERNMENT OF
THE KINGDOM OF NORWAY AND THE GOVERNMENT OF THE UNITED STATES OF AMERICA“, <https://www.regjeringen.no/contentassets/0a7035b6c001426daf41e6158e8f9b4c/sdca-english-version.pdf>
[39] EuroNews, Alasdair Sandford, „Baltic Pipe: Norway-Poland gas pipeline opens in key move to cut dependency on Russia“, am 27.09.2022, <https://www.euronews.com/2022/09/27/baltic-pipe-norway-poland-gas-pipeline-opens-in-key-move-to-cut-dependency-on-russia>
[40] The New York Times, Melissa Eddy „Safety Concerns Overshadow Europe’s First New Gas Link in Decades“, am 01.10.2022, <https://www.nytimes.com/2022/10/01/business/baltic-pipe-nord-stream.html>
[41] Regjeringa.no, Pressemeldung, „Statsministeren reiser til Polen“, am 20.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/dokumentarkiv/regjeringen-stoere/utdaterte-aktueltsaker/smk/statsministeren-reiser-til-polen/id2928181/>
[42] Nettavisen Nyheter, „Støre deltar på gassrør-åpning i Polen“, am 20.09.2022, <https://www.nettavisen.no/nyheter/innenriks/store-deltar-pa-gassror-apning-i-polen/s/12-95-3424316168>
[43] Dagsavisen, „Støre deltar på gassrør-åpning i Polen“, am 20.09.2022, <https://www.dagsavisen.no/nyheter/innenriks/2022/09/20/store-deltar-pa-gassror-apning-i-polen/>
[44] siehe [41]
[45] Regjeringen.no, Statsministerens kontor, Forsvarsdepartementet, „Statsministeren og forsvarsministeren besøkte den amerikanske marinen“, am 19.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/statsminister-og-forsvarsminister-besokte-den-amerikanske-marinen/id2927906/>
[46] Forsvarets Forum, „Støre besøkte USAs nyeste hangarskip: – Viktig å dele informasjon med USA“, am 20.09.2022, <https://forsvaretsforum.no/jonas-gahr-store-usa/store-besokte-usas-nyeste-hangarskip-viktig-a-dele-informasjon-med-usa/285317>
[47] Regjeringen.no, Statsministerens kontor, „Statsminister Støre møtte Pelosi og McConnell i Kongressen“, am 20.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/statsminister-store-motte-pelosi-og-mcconnell-i-kongressen/id2927909/>
[48] Regjeringa.no, Utanriksdepartementet, „Program for FNs toppmøteveke i New York“, am 19.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/program-for-fns-toppmoteveke-i-new-york/id2927890/>
[49] Transit Magasin, NTB, „Støre skal jobbe for mer fornybar energi i utviklingsland“, am 21.09.2022, <https://www.transitmag.no/2022/09/21/store-skal-jobbe-for-mer-fornybar-energi-i-utviklingsland/>
[50] Youtube, Die Vereinten Nationen, „Norway – Prime Minister Addresses United Nations General Debate, 77th Session (English)“, am 22.09.2022, <https://www.youtube.com/watch?v=WKZa3PvwD50>
[51] Norway in the UN, Norway Ministry of Foreign Affairs, „SC: Ukraine“, am 22.09.2022, <https://www.norway.no/en/missions/UN/statements/security-council/sc-ukraine/>
[52] Regjeringa.no, Statsministerens kontor, „Statsministeren besøkjer Agder“, am 22.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/statsministeren-besokjer-agder/id2928522/>
[53] Regjeringen.no, Statsministerens kontor, „Statsminister Jonas Gahr Støre“, 01.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/kalender/id1330/?name=Statsminister Jonas Gahr Støre&ownerName=875&from=01.09.2022&from=01.09.2022>
[54] Regjeringen.no, Statsministerens kontor, „Statsministerens program veke 39 og 40“, am 23.09.2023, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/statsministerens-program-veke-39-og-40/id2928831/>
[55] Regjeringa.no, Olje- og energidepartementet, „Utdrag frå olje- og energiminister Terje Aaslands kalender for veke 39“, am 23.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/utdrag-fra-olje-og-energiminister-terje-aaslands-kalender-for-veke-39/id2928809/>
[56] Government.no, Minister of Petroleum and Energy Terje Aasland, „Opening of the Baltic Pipe line“, am 27.09.2022, <https://www.regjeringen.no/en/aktuelt/opening-of-baltic-pipe-line/id2928997/>
[57]  Regjeringen.no, Finansdepartementet, Statsministerens kontor, „Pressekonferanse med statsministeren og finansministeren“, am 27.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/pressekonferanse-med-statsministeren-og-finansministeren/id2928795/>
[58] Regjeringen.no, Statsministerens kontor, „Pressekonferanse om gasslekkasjen i Østersjøen“, am 28.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/pressekonferanse-om-gasslekkasjen-i-ostersjoen/id2929223/>
[59] Regjeringen.no, Olje- og energidepartementet, „Skjerper beredskapen på norsk sokkel“, am 27.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/hd/id2929138/>
[60] Twitter, Insider Paper, „ Radek Sikorski, Chair of the Delegation for relations with the US, a Polish politician tweets “Thank you, USA.” with the picture of Nord Stream gas leak“, am 27.09.2022, <https://twitter.com/TheInsiderPaper/status/1574833511735103489>
[61] <https://norway.postsen.com/local/95297/USA-Marc-Nathanson—The-Biden-administration-pays-tribute-to-Norway-–-You-are-the-best-example.html>
[62] The New York Times,  Adam Entous, Julian E. Barnes und Adam Goldman, „Intelligence Suggests Pro-Ukrainian Group Sabotaged Pipelines, U.S. Officials Say“, am 07.03.2023, <https://www.nytimes.com/2023/03/07/us/politics/nord-stream-pipeline-sabotage-ukraine.html>
[63] Zeit Online, Holger Stark, „Nord-Stream-Ermittlungen: Spuren führen in die Ukraine“, am 07.03.2023, <https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-03/nordstream-2-ukraine-anschlag?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.se>
[64] Consortium News, Scott Ritter, „The Nord Stream-Andromeda Cover Up“, am 14.03.2023, <https://consortiumnews.com/2023/03/14/scott-ritter-the-nord-stream-andromeda-cover-up/>

Nach dem Artikel von Seymour Hersh:

Norwegen, die Poseidon und Premierminister Støre

Von Ola Tunander , veröffentlicht am: 25. April 2023, Kategorien: Geopolitik

Dieser Text wurde zuerst am 21.03.2023 auf www.olatunander.substack.com unter der URL <https://olatunander.substack.com/p/after-sy-hershs-article-norway-the> veröffentlicht. Lizenz: Ola Tunander, Free21, CC BY-NC-ND 4.0

Karte von Nord Stream 1 mit zwei Pipelines (grün) und Nord Stream 2 mit zwei Pipelines (blau). Die Explosionen sind in rot dargestellt, inkl. Uhrzeiten der Detonationen (Bild: Wikipedia).

Mindestens bis zum 8. März 2023 herrschte allgemeine Einigkeit darüber, dass es sich bei dem Anschlag auf Nord Stream 1 und 2 am 26. September 2022 um einen Akt des „Staatsterrorismus“ handelte.

Sowohl die dänischen als auch die schwedischen Behörden, die den Fall untersuchten, gaben an, dass die Zerstörung gewaltig war. Die Explosion in einer Tiefe von etwa 80 Metern wurde als Erdbeben der Stärke 2,3 auf der Richterskala registriert [1]. Es wurde bis zur Nordspitze Schwedens registriert, 1600 km weiter nördlich. Die Pipelines wurden in Abschnitten von 12 Metern Länge und einem Durchmesser von 116 cm [2] gebaut, mit einem Innenrohr aus 4 cm dickem Stahl und einer Ummantelung aus 6-11 cm dickem Beton [3]. Jeder einzelne 12-Meter-Abschnitt hat ein Gesamtgewicht von 24 Tonnen. Die Explosion sprengte 50 Meter oder etwa 100 Tonnen der Pipeline weg [4]. Diese Operation erforderte Tiefseetaucher mit Spezialausrüstung und ein Spezialschiff mit Dekompressionskammer. Sie erforderte speziell ausgebildete Taucher, die in der Lage waren, mehrere hundert Kilo Sprengstoff auf den Meeresboden zu bringen und diesen Sprengstoff fachgerecht an den Rohren zu befestigen. Der Anschlag wurde nach Ansicht der beiden skandinavischen Länder eindeutig von einer staatlichen Stelle ausgeführt. Für Privatpersonen wäre es unmöglich gewesen, ihn auszuführen.

Dies war vielleicht der ungeheuerlichste Angriff auf die physische Infrastruktur in Friedenszeiten. Offensichtlich wurde Infrastruktur im Wert von mehreren Milliarden Dollar zerstört, aber was noch wichtiger ist: die lebenswichtige physische Verbindung zwischen Russland und Deutschland wurde unterbrochen. Die Aussicht auf eine russisch-europäische „Union des Gases und der Industrie“ wurde zerstört. Diese russisch-europäische Zusammenarbeit war ebenso wichtig wie die Gemeinschaft für Kohle und Stahl in den 1950er Jahren, die gegenseitige Interessen zwischen ehemaligen Feinden (Frankreich und Deutschland) geschaffen hatte und sich zur Europäischen Union entwickelte, mit dem ausdrücklichen Ziel, einen künftigen Krieg in Europa zu vermeiden. In ähnlicher Weise war die russisch-deutsche Integration weit mehr als ein industrielles Unternehmen, sie war auch ein Friedensprojekt, das einen zukünftigen Krieg zwischen den Gegnern des Kalten Krieges verhindern sollte. Dementsprechend war der Angriff auf Nord Stream nicht nur ein kriegerischer Akt gegen Russland (Gazprom), das 51 % der Pipeline besitzt, und gegen deutsche Unternehmen (und einzelne europäische Unternehmen), denen die restlichen 49 % gehören [5], sondern auch gegen ihre lebenswichtigen Bindungen, die eine neue europäische Integration ermöglicht hatte. Es war eine Kriegshandlung gegen die europäische Beschwichtigungs- und Entspannungspolitik, die um 1990 das Ende des Kalten Krieges möglich machte.

Am 11. Oktober 2022 erklärte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, dass jeder Angriff auf Infrastruktur, die für das Militärbündnis der NATO von entscheidender Bedeutung ist, eine „gemeinsame und entschlossene Reaktion“ auslösen würde [6]. Stoltenberg wies darauf hin, dass ein Angriff auf eine solche Infrastruktur, wie z.B. auf Gaspipelines, den Artikel 5 der NATO auslösen und als Kriegshandlung betrachtet werden könnte [7]. Der Angriff auf die Nord Stream-Pipelines sollte daher als kriegerischer Akt sowohl gegen Deutschland als auch gegen Russland betrachtet werden. Jens Stoltenberg war offenbar besorgt, dass Russland Vergeltung üben und norwegische und andere Pipelines angreifen könnte. Russland machte die Anglo-Amerikaner für die Angriffe am 26. September verantwortlich. Kein Land hat jedoch die Verantwortung für diese Angriffe übernommen. Außerdem hat kein Land Erkenntnisse über die Identität der Urheber dieses Terrorakts offengelegt.

Die amerikanische Rhetorik und der Artikel von Seymour Hersh

US-Präsident Joseph Biden (l.o), Nationaler Sicherheitsberater unter Trump, John R. Bolton (r.o.), Assistant Secretary of State Victoria Nuland (l.u.) und US-Außenminister Antony Blinken (r.u.)

Wie wir alle wissen, haben sowohl US-Unterstaatssekretärin Victoria Nuland als auch Präsident Biden selbst im Januar/Februar 2022 versprochen, die Pipeline zu beseitigen, wenn Russland in die Ukraine einmarschiert [8]. Aber schon 2021 hatte der Ausschuss für auswärtige Beziehungen des Senats gesagt, dass sie die Pipeline „dauerhaft“ zu einem Ende bringen wollten [9]. Präsident Trumps nationaler Sicherheitsberater John Bolton sagte [10]: „Wir sollten sie ausschalten. Wir hätten sie während der Trump-Administration ausschalten sollen“. Trump habe es in Erwägung gezogen, aber nichts getan, sagte Bolton. Und bereits 2014 sagte die ehemalige US-Außenministerin Condoleezza Rice, dass die Europäer ihre Abhängigkeit von russischem Gas durch amerikanisches Gas ersetzen sollten [11], was die Beseitigung der Nord Stream-Pipelines voraussetzte. Diese US-Neokonservativen wollten, dass Europa von den USA und nicht von russischem Gas abhängig ist. Aber noch wichtiger ist, dass diese US-Sicherheitselite wollte, dass Europa Russland als seinen Feind definiert, weil dies Europa zwingen würde, sich vollständig auf die Vereinigten Staaten zu verlassen. Die Entscheidung der USA, die russischen Pipelines zu zerstören, wurde wahrscheinlich schon vor vielen Jahren getroffen, aber das Problem war, wie man dies rechtfertigen sollte. Nicht einmal der CIA-Angriff auf die russische Jamal-Pipeline [12] im Jahr 1982 und die Gefahr eines Atomkriegs im Jahr 1983 reichten aus, um die Deutschen und die Russen davon zu überzeugen, ihr Pipeline-Projekt zu überdenken. Russland von Europa abzuschneiden, setzte, um den Angriff zu rechtfertigen, mit ziemlicher Sicherheit einen Europäisch-Russischen Krieg voraus. Die Vereinigten Staaten müssten Russland erst zu einem Krieg provozieren, bevor sie die Pipelines zerstören könnten. Nach der Zerstörung der Pipelines zeigten sich sowohl Außenminister Blinken als auch Unterstaatssekretärin Nuland begeistert. Blinken sagte, dies sei für die USA eine „ungeheure Chance“ [13], während Nuland sagte, wir seien „sehr erfreut zu wissen, dass Nord Stream 2 jetzt, wie Sie sagen, ein Stück Metall auf dem Meeresgrund ist“ [14].

Am 8. Februar 2023 veröffentlichte Seymour Hersh nach monatelangen Ermittlungen einen detaillierten Artikel über die Planung und Ausführung des Anschlags [15]. Er schrieb, dass Präsident Biden im Dezember 2021, also Monate vor der russischen Invasion, den Nationalen Sicherheitsberater Jake Sullivan zum Vorsitzenden einer behördenübergreifenden Gruppe mit Teilnehmern „aus den Stabschefs, der CIA sowie dem Außen- und Finanzministerium“ ernannte, um das Problem mit den Pipelines zu lösen. Sie hatten eine Reihe von Treffen im „obersten Stockwerk des Old Executive Office Building“. Anfang 2022 entwickelte die CIA einen überzeugenden Plan zur „Sprengung der Pipelines“. Mit Hilfe von speziellen Tiefseetauchern der Navy aus dem Tauchzentrum in Panama City, Florida, das „zufällig der Sitz der maritimen Außenstelle der CIA aus der Abteilung für Operationen ist“, um den ehemaligen CIA-Offizier Larry Johnson zu zitieren [16]. Jedem war klar, dass es sich um eine ernste Angelegenheit handelte. Wenn man es auf die USA zurückführen könnte, „ist es eine Kriegshandlung“, sagte Hersh. Um lokale Probleme in Europa zu lösen, wandte sich die Gruppe an Norwegen.

Laut Sy Hersh reiste „irgendwann im März“ 2022 ein „sehr kompetentes amerikanisches Team nach Norwegen“, „um sich mit dem norwegischen Geheimdienst und der Marine zu treffen“ und die Zerstörung der Pipeline vorzubereiten. Das Team wandte sich an die Norweger, die eine flache Stelle in der Nähe der dänischen Insel Bornholm für die Anbringung des Sprengstoffs auswählten. Hersh hatte Informationen vom Team gesammelt [17], und sie bereiteten eine Tarnung vor, um die NATO-Übung BALTOPS 22 (5.-17. Juni 2022) [18], die östlich von Bornholm stattfinden sollte, zu nutzen. Die Übung sollte genau an der Stelle stattfinden, wo die vier Pipelines an einem ausreichend flachen Gebiet vorbeiführten und wo die Taucher den Sprengstoff anbringen konnten. Bei der Übung sollte die „Minenbekämpfung“ geübt werden [19], was ein idealer Vorwand war, um Taucheinsätze zu rechtfertigen. An der Übung nahmen mehrere US-Schiffe teil, darunter die USS Kearsarge, die kleine Mini-U-Boote transportieren konnte, die von den Tauchern hätten eingesetzt werden können [20].

Am Ende der Übung hatten die Spezialtaucher der US-Marine den Sprengstoff platziert, schreibt Hersh. Sie hatten eine sehr spezielle Ausrüstung für das Tiefseetauchen mit einem Heliumgemisch in den Behältern. Und diese Taucher hatten nichts mit der Übung selbst zu tun. Die Anwesenheit solcher Taucher wurde von einem BALTOPS-Koordinator für die Taucher bestätigt, schreibt der deutsche Journalist Thomas Röper [21]. Diese Taucher wurden mit einem Hubschrauber eingeflogen. Sie brachten eine Tiefseetauchausrüstung mit, von der der Koordinator glaubte, es handele sich um MK29 [22], ein Kreislaufsystem mit einem Heliumgemisch (das Hersh erwähnte), das vom Naval Warfare Diving Center in Panama City entwickelt wurde. Diese Ausrüstung war für eine Übung zur Minenbekämpfung weder notwendig noch nützlich, und ihre Verwendung hatte den Koordinator überrascht. Diese Taucher trafen sich auch mit dem US-Admiral und „mit einer Gruppe von Amerikanern in Zivil, die einige Stunden später eintrafen“, heißt es in dem Schreiben des Tauchkoordinators [23]. Bereits am 1. Dezember 2022 habe ich in der norwegischen Ny Tid einen Artikel geschrieben, in dem ich auf die Übung BALTOPS 22 und den möglichen Einsatz der USS Kearsarge hingewiesen habe. BALTOPS war die offensichtliche Tarnung, und fast jeder würde verstehen, dass die Täter diese Übung genutzt hätten, um den Sprengstoff zu platzieren, insbesondere wenn die Explosionen kurz danach stattgefunden hätten. Die Amerikaner brauchten sicherlich eine ausgefeiltere Tarnung.

Norwegen und das Bedürfnis der USA nach „plausibler Bestreitbarkeit“ („plausible deniabilty“)

Die Amerikaner mussten sich eine weitere Tarnung einfallen lassen. Dies führt uns nach Norwegen. Man könnte sich fragen: Warum sollten die USA norwegische Hilfe benötigen, um den Ort zu finden, an dem sie den Sprengstoff in der Ostsee anbringen wollten? Sie hätten einen solchen Ort leicht selbst finden können. Sie hätten die ganze Operation selbst durchführen können, und die Dänen und Schweden waren diejenigen, die das Gebiet wirklich kannten. Es scheint, als ob sich die USA nicht wegen ihrer detaillierten Kenntnisse über die Ostsee an die Norweger gewandt haben, sondern aus Gründen der „plausiblen Bestreitbarkeit“. Die USA brauchten für den Fall, dass etwas schiefgehen würde, einen plausiblen „Verdächtigen“. Sie brauchten einen Gasproduzenten, dessen Gewinne radikal ansteigen würden, wenn sein großer russischer Rivale und dessen Nord Stream-Pipeline ausgeschaltet würden. Norwegen war der perfekte „Sündenbock“, der offensichtliche Verdächtige, den die Amerikaner notfalls vor den Bus werfen könnten.

Nachdem der Westen Russland sanktioniert hatte, stiegen die Preise für Öl und Gas. Sowohl US-amerikanische LNG-Produzenten (LNG = Liquified Natural Gas, Anm. d. Red.) als auch Norwegen machten ein Vermögen, welches nach der Zerstörung der Nord Stream-Pipelines am 26. September noch weiter wuchs. Nach dem Artikel von Sy Hersh würden die Leute sagen: „Natürlich, deshalb hat Norwegen die Pipeline zerstört.“ Dies ist jedoch nicht die Denkweise der Norweger, aber es könnte sehr wohl der Grund sein, warum die USA Norwegen für solch eine sehr heikle Operation auswählen würden. Die USA würden immer eine „plausible Bestreitbarkeit“ anstreben. Man wird jemanden finden, der ein Interesse an dem Fall hat und als „Hauptverdächtiger“ dargestellt werden kann. Hätten sich die USA an die Schweden oder die Dänen gewandt, würde man fragen: „Warum haben sie das getan?“ In den USA würde man fragen: Wer profitiert davon? „Cui Bono?“ Und die Antwort wäre schnell gegeben: Norwegen. Die Norweger oder besser gesagt einige hochrangige Offiziere könnten davon überzeugt gewesen sein, dass sie einen wertvollen Beitrag zu einer äußerst heiklen verdeckten US-Operation leisteten. Was Norwegen eine gewisse Anerkennung verschaffen würde. Es ist dieselbe Logik wie in der Welt der Kriminellen, wenn der einfache Mann auf der Straße schmutzige Arbeit für den Mafiaboss erledigt. Auf diese Weise verschafft man sich Akzeptanz und erlangt höhere Positionen. Das ist zutiefst tragisch.

Ranking der größten Erdgasexporteure weltweit im Jahr 2020 (Ausschnitt). Russland konnte mit der Zerstörung der Nord Stream Pipeline großer Schaden zugefügt werden, während die USA und Norwegen zu den Profiteuren gehören würden. Bild: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/511107/umfrage/die-groessten-erdgasexporteure-weltweit/

Laut Sy Hersh wollte Präsident Biden die Explosionen zu einem von ihm gewählten Zeitpunkt auslösen können. Es wäre zu offensichtlich gewesen, wenn die Explosionen kurz nach der Übung BALTOPS 22 durch einen Zeitzünder ausgelöst worden wären. Daher sorgten die amerikanischen Experten dafür, dass der Sprengstoff durch ein spezielles „pulsierendes Signal“ von einer Sonarboje ausgelöst wurde, die zu einem beliebigen Zeitpunkt in dem Gebiet abgeworfen werden würde. Mitte September waren viele Deutsche verärgert über die Gaspreise und die Tatsache, dass Bundeskanzler Scholz Nord Stream 2 geschlossen hatte. Die Menschen forderten, dass er die Pipeline öffnet. Am 16. September sagte Wladimir Putin, wenn es Probleme mit der Gasversorgung gebe, könne man jederzeit Nord Stream 2 öffnen [24]. In den USA befürchtete man, dass die Deutschen den Forderungen der Bevölkerung nachgeben würden, und der US-Präsident sah sich zum Handeln veranlasst.

Vom 22. bis 24. September operierten zwei oder mehr schwedische Marineschiffe im Bereich der Pipelines östlich von Bornholm, ebenfalls genau an den Positionen der bevorstehenden Explosionen [25]. Die beiden Schiffe hatten, um ihre Positionen nicht preiszugeben, ihre AIS-Transponder – ein technisches Gerät, das ihre Position anzeigt – 22 Stunden lang ausgeschaltet. Einige Schweden waren offenbar über die Explosionen informiert. Möglicherweise wurden sie von den Amerikanern gebeten, zu prüfen, ob alles in Ordnung war. Und sie wollten wahrscheinlich auch prüfen, ob die Explosionen das schwedische Stromkabel nach Polen beschädigen würde, das zwischen und in der Nähe der beiden nördlichen Positionen verlief.

Eine norwegische, britische oder US-amerikanische Poseidon

Möglicherweise um Mitternacht des 26. September setzten die Amerikaner eine norwegische P-8A Poseidon ein, um das Zielgebiet zu überfliegen und die Sonarboje abzusetzen, die das Signal für die Auslösung der Explosionen mit einer gewissen Verzögerung über einen Timer sendete. Das behaupten die Quellen von Sy Hersh [26]. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass eine solche Poseidon ihren Transponder ausgeschaltet hätte, denn man möchte nicht, dass jemand die Flugbahn des Flugzeugs während einer so sensiblen Operation verfolgen kann.

Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass eine P-8 Poseidon in der Nacht zum 26. September aus dem Gebiet Südnorwegens kam (Monkey Werx Flight Tracking [27]). Der Transponder war eingeschaltet. Man konnte das Flugzeug verfolgen, obwohl seine genaue Identität maskiert war. Das Flugzeug passierte Norddänemark um 01:45 Uhr nachts mitteleuropäischer Zeit (1:45 Uhr MEZ), flog in Richtung Ostsee, zur Südspitze Schwedens und drehte dann nach Osten in Richtung Bornholm ab. Den Trackingdaten zufolge wird der Überflug der Poseidon über die Position der Detonation auf etwa 02:05 Uhr MEZ geschätzt (laut der Sprecherstimme, aber wir wissen nicht, ob diese Schätzung korrekt ist; es könnte durchaus 02:06 oder 02:08 Uhr MEZ sein, wenn wir die Zeitangabe der Flugverfolgung akzeptieren).

Seismischen Daten aus Schweden zufolge wurde die erste Explosion um 02:03 Uhr MEZ [28] registriert (02:03.25 Uhr; eine Minute und 35 Sekunden vor dem bereits erwähnten, geschätzten Überflug, was es unwahrscheinlich macht, dass dieses Flugzeug in der Lage war, eine Boje abzuwerfen, die die Explosion auslöste). Die Poseidon erreichte dann um etwa 02:17 Uhr [29] polnisches Hoheitsgebiet und wurde mehr als eine Stunde lang über Polen von einem US-Tankflugzeug KC-135R/K35R aufgetankt, das vom deutschen Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem kam. Um etwa 03:30 Uhr kehrte die Poseidon zur Ostsee zurück und kreiste östlich von Bornholm, von der Position der Detonation im Westen bis zum Gebiet weiter östlich, und zwar mehr als drei Stunden lang. Um 07:00 Uhr flog das Flugzeug dann über Norddänemark zurück in Richtung Südnorwegen.

Die genaue Identität dieser Poseidon ist nicht bekannt. Dies wirft mehrere Fragen auf:

Erstens kann diese Poseidon nicht die Poseidon gewesen sein, die die Explosion ausgelöst hat (oder zumindest nicht die erste Explosion), sondern eher eine Poseidon, die die Explosion verifiziert hat. Wir wissen jedoch immer noch nicht, ob es sich um eine norwegische Poseidon vom Luftwaffenstützpunkt Evenes in Nordnorwegen oder um eine US-amerikanische Poseidon handelte, die von Keflavik in Island aus flog. Oder war es eine britische Poseidon von der Royal Air Force Base Lossiemouth im Nordosten von Schottland? Ein britisches oder amerikanisches Flugzeug hätte nach Osten in Richtung der Südspitze Norwegens und dann hinunter zur Südspitze Schwedens fliegen können. Eine norwegische Poseidon hätte leicht mit einem Flugzeug aus den USA oder dem Vereinigten Königreich verwechselt werden können.

Zweitens: Warum kreiste diese Poseidon mehr als drei Stunden lang in dem Gebiet östlich von Bornholm? Mitten in der Nacht, nach der verheerendsten Sabotageaktion aller Zeiten, über der südlichen Ostsee zu kreisen, deutet darauf hin, dass dieses Flugzeug etwas mit der Aktion zu tun hatte, aber es war wohl kaum der Täter. Letzterer hätte das Gebiet so schnell wie möglich verlassen. Diese „zweite Poseidon“ kam offenbar kurz nach der ersten Explosion in der Region an. Ihre Aufgabe könnte darin bestanden haben, sich zu vergewissern, dass die Explosion ausgeführt worden war, und dann die südliche Ostsee zu überwachen, um z. B. herauszufinden, ob sich in der Nähe russische Schiffe oder U-Boote befanden, die man für das Ausschalten verantwortlich machen könnte.

Drittens: Warum hat das Flugzeug über Polen aufgetankt? Die P-8A Poseidon soll eine Reichweite von 7.200 km ohne Betankung haben [30]. Um von Evenes, von Schottland oder von Island zur südlichen Ostsee und zurück zu fliegen, musste nicht aufgetankt werden. Daher wäre das Umkreisen der südlichen Ostsee mitten in der Nacht bereits Teil des Plans gewesen.

Wir können nun schlussfolgern: Eine Poseidon, die für eine äußerst heikle Operation – die Sprengung einer Pipeline – verantwortlich ist, würde ihren Transponder nicht einschalten und sich danach nicht drei Stunden lang in der südlichen Ostsee herumtreiben. Aber die Poseidon, die kurz danach auftauchte und für die Flugtracker sichtbar war, war mit ziemlicher Sicherheit an der Operation beteiligt, möglicherweise um die Explosion zu überprüfen und die südliche Ostsee zu überwachen. Und wenn dieses Flugzeug genau die Position der Explosion überflog, würde es, wenn es sich um eine britische Poseidon handelte, das britische Hauptquartier in Echtzeit informieren [31]. Die Briten würden sich dann mit den Amerikanern in Verbindung setzen. Nikolai Patruschew, der Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, sagte, dies würde dann „Londons Beteiligung bestätigen“.

Crew einer P-8 Poseidon bei der Arbeit. Foto: Wikimedia Commons, gemeinfrei.

Wenn Sie außerdem ein Flugzeug haben, das kurz nach der Explosion vorbeifliegt, können Sie beweisen, dass diese Poseidon die Explosion nicht ausgelöst hat. Diese Tatsache könnte verwendet werden, um die Behauptung, dass diese Poseidon der Täter war, zu widerlegen. Ihre Identität, auch ihre Nationalität, wurde verschleiert, nicht aber die Tatsache, dass es sich um ein Poseidon-Flugzeug handelte. Eine solche Konstellation würde möglicherweise auf den Einsatz einer britischen oder US-amerikanischen Poseidon hindeuten, die auf dem Weg nach Bornholm über Südnorwegen flog und ein unklares Signal über die Nationalität des Flugzeugs aussandte. Doch schauen wir uns zunächst die norwegischen Fähigkeiten an.

Norwegen hatte gerade erst fünf Poseidons von der US Navy gekauft. Die erste wurde im November 2021 geliefert und traf im Februar 2022 auf dem Luftwaffenstützpunkt Evenes (bei Narvik, Nordnorwegen) ein. Eine zweite Poseidon traf im März in Evenes ein. Die dritte Poseidon traf im Mai ein [32]. Die Flugausbildung sollte eigentlich im März beginnen, aber die Erprobung des Flugzeugs zwang sie, diese Ausbildung zu verschieben. Erst am 2. Juni verließ das erste Flugzeug Evenes für Trainingsflüge mit einer amerikanisch-norwegischen Besatzung. Die Ausbildung wurde in den Jahren 2022 und 2023 fortgesetzt, ebenfalls auf der US Naval Air Station Jacksonville, Florida [33]. Die letzten beiden Flugzeuge werden im Sommer 2023 eintreffen. Im August sollen die fünf norwegischen Poseidons einsatzbereit sein und die heutigen sechs P-3 Orion ersetzen. Sie können auch von der Royal Air Force Base Lossiemouth in Schottland aus operieren [34]. Der Einsatz eines norwegischen Flugzeugs, das noch nicht in die Verteidigungsstreitkräfte integriert ist, bietet die Möglichkeit, es für andere Zwecke zu nutzen.

In den 1970er Jahren hatte das schwedische Unternehmen SAAB eine J-35 Draken – die noch nicht an die schwedischen Luftstreitkräfte übergeben worden war – eingesetzt, um sich der sowjetischen Ostseeküste genau in der Woche zu nähern, in der die zuständigen sowjetischen Luftabwehrflugzeuge in der Nähe des Urals eine Übung abhielten. Dies erzählte mir Björn Eklind, stellvertretender Chef des schwedischen Nachrichtendienstes des Verteidigungsstabes. Die schwedische J-35 löste die sowjetischen Radare der Luftverteidigung aus, die dann vom schwedischen Nachrichtendienst für Fernmelde- und Elektronische Aufklärung überwacht und registriert werden konnten. Aber für wen? Schweden hatte nicht die Absicht, die sowjetische Ostseeküste anzugreifen. Höchstwahrscheinlich hat die schwedische Firma SAAB dies im Auftrag der USA getan, um im Gegenzug eine fortschrittliche Technologie oder einen anderen Gefallen zu erhalten. Dasselbe könnte auch beim Einsatz einer norwegischen Poseidon in einer US-Spezial-Operation der Fall gewesen sein. Es ist ein offensichtlicher Vorteil, ein formell noch nicht einsatzfähiges Flugzeug für eine solche Operation zu verwenden, weil man nicht den gleichen Vorschriften für die Berichte unterliegt.

Die US-amerikanische-norwegische Geheimdienstgemeinschaft

Daraus können wir nun schließen, dass ziemlich viele Menschen in den USA darüber informiert waren. Das Gleiche gilt für einige Norweger und wahrscheinlich auch für einige Briten. Und Sy Hersh sagt, dass einige Leute „in Dänemark und Schweden ebenfalls informiert waren“, worauf die schwedische Marineoperation am 22. bis 24. September sowie die schwedische Behauptung, dass ihre Untersuchung so sensibel ist, dass weder die Russen noch die Deutschen oder die Dänen informiert werden konnten [35], hindeuten. Alles in allem konnte dies nur bedeuten, dass es sich um eine Operation handelte, die von engen Verbündeten oder Freunden durchgeführt wurde. Sie deuten auf die USA, das Vereinigte Königreich und möglicherweise Norwegen hin. Vielleicht auch jemand anderes, aber diese Art von Information wäre zu sensibel, um innerhalb der NATO weitergegeben zu werden. Bei ähnlich sensiblen Operationen in den 1980er Jahren, die von den USA (CIA und Navy) und dem Vereinigten Königreich durchgeführt wurden [36], war die NATO als Organisation nicht beteiligt, obwohl mehrere US-amerikanische und britische NATO-Offiziere eingeweiht waren. Die Zerstörung der Nord Stream-Pipeline war wahrscheinlich eine „Need-to-know-Operation“.

Der norwegische Geheimdienst und die norwegische Marine haben seit langem sehr enge Beziehungen zu den USA. Als der ehemalige Chef des norwegischen Nachrichtendienstes (NIS), Generalmajor Alf Roar Berg (1988-93), feststellte, dass die Mitarbeiter seines Dienstes, insbesondere die technischen Mitarbeiter, keinen Unterschied zwischen den USA und Norwegen machten, musste Berg sie darauf hinweisen und betonen, dass Norwegen ein souveräner Staat ist, der sich von den Vereinigten Staaten unterscheidet. Und dass Norwegen und die Vereinigten Staaten oft unterschiedliche Interessen haben. Dies wurde in den 1980er Jahren deutlich, als die USA auf ihre konfrontative „Forward Maritime Strategy“ drängten, während Norwegen eine Strategie der geringen Spannung anstrebte und jegliche provokative Aktivität vermeiden wollte. Auf einer Sitzung des NATO-Geheimdienst-Lenkungsausschusses im Herbst 1988 behaupteten die Chefs des britischen und des US-amerikanischen Verteidigungsnachrichtendienstes, dass der Krieg „unmittelbar bevorstehe“ und dass dies die offizielle Politik der NATO sein sollte, während Norwegen und General Berg dies verhindern konnten, indem sie nachwiesen, dass die sowjetische Bereitschaft im Norden erheblich verringert worden war. Die USA und das Vereinigte Königreich mussten nachgeben, und ihr Versuch, den Kalten Krieg zu verlängern, wurde von Norwegen gestoppt. Diese Erfahrung aus dem Kalten Krieg ist heute jedoch vergessen. Auf höchster Ebene sprechen die Norweger heute von den Vereinigten Staaten als Norwegens engstem Verbündeten, als ob ihre Interessen fast identisch wären und als ob Norwegen sich an die USA anpassen müsste. 2022 gelang es den USA, das norwegische Parlament dazu zu bringen, vier „Agreed Facilities and Areas“ („Vereinbarte Einrichtungen und Gebiete“, Anm. d. Red.) zu akzeptieren [37, 38], nämlich den Marinestützpunkt Ramsund und die Luftwaffenstützpunkte Rygge, Sola und Evenes, bei denen es sich praktisch um US-Militärstützpunkte mit US-Hoheit und US-Polizeikräften handelt. Wenn man sich mit pensionierten Generälen oder Admirälen in Norwegen unterhält, waren sie nicht überrascht, dass die USA versuchen würden, die Norweger für jede Art von Spezialoperation zu nutzen. Die USA haben immer versucht, zu testen, wie weit sie in Norwegen kommen können.

Wenn wir davon ausgehen, dass Seymour Hersh recht hat und dass die USA eine norwegische Poseidon benutzt haben, um um Mitternacht des 25. auf den 26. September in die südliche Ostsee zu fliegen und eine Sonarboje abzuwerfen, die die Explosion auslöste, würden die Norweger in der Crew davon wissen? Nicht notwendigerweise, obwohl einige hochrangige norwegische Offiziere höchstwahrscheinlich bis ins Detail über die Operation Bescheid wussten. Aber inwieweit war die politische Führung informiert? Hatte Ministerpräsident Jonas Gahr Støre ein allgemeines Briefing über die Notwendigkeit, den Vereinigten Staaten den Einsatz einer norwegischen Poseidon in einer US-Spezialoperation zu gestatten, um diese Flugzeuge mit ihrer modernsten Ausrüstung zu erhalten? Wusste er, dass sie die Nord Stream-Pipeline zerstören würden? Und wenn dem so ist, wann wusste er, dass die Pipeline am 26. September zerstört werden würde?

Der norwegische Premierminister und die Zerstörung der Pipeline

Der Direktor der Central Intelligence Robert Gates (1991-93) mit Joe, der Ehefrau des norwegischen Geheimdienstchefs Alf Roar Berg, und Berg selbst mit Robert Gates Ehefrau Becky, Juni 1992. Im Hintergrund sind die Türme der Stadtverwaltung von Oslo zu sehen. Trotz der sehr engen Beziehungen zwischen den US-amerikanischen und norwegischen Geheimdiensten erkannte man damals die sehr unterschiedlichen Interessen der beiden Staaten an (Foto: Privatarchiv).

Die Einweihung der neuen Ostseepipeline von Norwegen über Dänemark nach Polen war für den folgenden Tag, den 27. September, in der polnischen Stadt Szczecin (Stettin) mit dem norwegischen, dänischen und polnischen Ministerpräsidenten und Präsidenten geplant. Aufgrund der Absage der Reise durch Jonas Gahr Støre wissen wir nun fast genau, wann und von wem er über den bevorstehenden Anschlag informiert wurde. Bei der Einweihung in Stettin waren der polnische Präsident Andrzej Duda, der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen und einige andere wie der dänische, polnische und norwegische Energieminister, darunter der Norweger Terje Aasland, anwesend. Aber Ministerpräsident Støre war nicht anwesend, obwohl es sich um eine hochkarätige norwegisch-polnisch-dänische Veranstaltung handelte, wahrscheinlich die wichtigste Einweihung für Norwegen in diesen Jahren. Jonas Gahr Støre hätte anwesend sein müssen, war es aber nicht. Euronews [39], Reuters, die New York Times [40], die Frankfurter Allgemeine sowie polnische, italienische und andere Nachrichtenagenturen zeigten alle die drei Spitzenpolitiker: Duda, Morawiecki und Frederiksen, aber keinen Norweger.

Am 20. September hatte das Büro des norwegischen Ministerpräsidenten angekündigt, dass Ministerpräsident Støre am 27. September zur Einweihung der „Baltic Pipe“, der norwegisch-polnischen Pipeline, nach Stettin in Polen reisen würde [41] (Regjeringen.no, NTBABC NyheterNettavisen [42], AdressavisenDagsavisen [43] und Bergens Tidende [23. September]). Das Büro des Premierministers gab die Meldung am 22. September heraus und teilte mit, dass der Minister für Öl und Energie, Aasland, den Premierminister vertreten werde [44]. Diese Mitteilung wurde nicht im regulären Regierungskalender veröffentlicht. Die ursprüngliche Mitteilung über Støres Reise nach Stettin wurde aus dem Kalender entfernt.

Wo hielt sich Ministerpräsident Støre in diesen Tagen auf? Am Sonntag, dem 18. September, reisten Støre und Bjørn Arild Gram, sein Verteidigungsminister, in die Vereinigten Staaten [45]. Am folgenden Tag besuchten sie den US-Flugzeugträger USS Gerald R. Ford [46] und das NATO Joint Forces Command in Norfolk, in der Nähe von Washington DC. Sie wurden vom amerikanischen Marineminister Carlos Del Toro geführt. Sie besuchten das Hauptquartier der Zweiten US-Flotte und des NATO-Kommandos, wo sie auch mit norwegischen Offizieren sprachen. Am Abend traf Ministerpräsident Støre im Kongress mit Nancy Pelosi und Mitch McConnell zusammen [47]. Am 20. September nahm Støre an der Eröffnung der UN-Generalversammlung in New York teil [48] und traf mit UN-Generalsekretär António Guterres zusammen [49]. Am 22. September hielt Støre die norwegische Rede vor der Generalversammlung [50] und am selben Tag vor dem Sicherheitsrat [51]. Am Abend nahm er an einem transatlantischen Treffen der Außenminister unter der Leitung von Anthony Blinken teil, bevor er nach Norwegen zurückkehrte.

In Norwegen gab das Büro des Premierministers am 22. September bekannt, dass Støre am 26. September nach Südnorwegen [52] (Kristiansand/Arendal) reisen würde, um die Gründung einer neuen Batteriefabrik zu feiern und Schüler bei einem Schulwettbewerb zu treffen [53]. Am 23. September gab das Büro des Ministerpräsidenten die Termine von Støre für die nächste Woche bekannt [54]. Über die Einweihung der norwegisch-polnischen Pipeline am 27. September wurde nichts gesagt, aber das Ministerium für Öl und Energie kündigte an, dass Minister Terje Aasland am 27. September an der Zeremonie in Stettin teilnehmen werde [55, 56]. Støre ist möglicherweise am 23. September aus den USA zurückgekehrt. Für das Wochenende vom 24. und 25. September gibt es keine Berichte. Am 26. September, dem Tag der Explosion, war Støre wie geplant in Südnorwegen, um Schüler in Kristiansand zu besuchen. Über seinen Aufenthaltsort am 27. September ist nichts bekannt. Er hätte also genügend Zeit gehabt, um an der Einweihung in Stettin teilzunehmen. Am 28. September gab Støre zwei Pressekonferenzen, eine um 08.30 Uhr [57] in Begleitung des Finanzministers und eine um 15.30 Uhr [58], auf der er über die Sabotage an den Nord Stream-Pipelines sprach. Er wies auf die zunehmende Bedrohung der norwegischen Pipelines hin und auf die erhöhte Bereitschaft, diese zu schützen [59]. Støre hatte auch ein Telefongespräch mit Präsident Emmanuel Macron.

Støres Problem war, dass ein Angriff auf die Nord Stream-Pipeline am 26. September seine Teilnahme an der Einweihungsfeier in Polen unmöglich machen würde. Seine Teilnahme in Stettin wäre als norwegische Feier zur Zerstörung der Nord Stream-Pipeline aufgefasst worden. Es hätte den Anschein erweckt, als würde Norwegen die Beseitigung Russlands, des Hauptkonkurrenten im Gasgeschäft, feiern und als würde Europa nun in eine neue Ära eintreten, in der russisches Gas durch westliches Gas (durch die Norwegisch-Polnische Pipeline) ersetzt wird.

Wir wissen, dass die polnische Führung mehr als glücklich war, die Zerstörung von Nord Stream zu feiern. Der ehemalige Verteidigungs- und Außenminister Radoslaw Sikorski, Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzender der polnischen Delegation in den USA, schrieb am 27. September nach dem Angriff auf die Pipeline auf Twitter: „Thank you, USA“ („Danke, USA“, Anm. d. Red.) [60]. Es hätte in Norwegen große Empörung ausgelöst, wenn ein norwegischer Minister oder Politiker eine solche Bemerkung gemacht hätte. Ein norwegischer Ministerpräsident würde niemals eine ähnliche Erklärung abgeben, nicht einmal heimlich. Die Anwesenheit von Støre in Stettin wäre ähnlich empörend gewesen und würde die Aufmerksamkeit auf die gestiegenen Gewinne Norwegens nach der Zerstörung der russisch-deutschen Pipelines lenken. Dies wäre für Norwegen äußerst peinlich gewesen. Eine Teilnahme von Støre an der Einweihung in Polen kam daher überhaupt nicht in Frage.

Daher stellt sich die Frage: Wann hat Støre beschlossen, seine Reise nach Stettin abzusagen? Oder genauer gesagt, was geschah zwischen dem 18. September, als Ministerpräsident Støre in die USA abreiste, während das Büro des Ministerpräsidenten kurz darauf seine Teilnahme an der Einweihung in Stettin in der folgenden Woche ankündigte, und dem 22. September, als das Büro des Ministerpräsidenten mitteilte, dass Støre seine Teilnahme in Stettin abgesagt hat? Der Zeitunterschied deutet darauf hin, dass Støre Oslo höchstwahrscheinlich am 21. September über die Absage informiert hat, während er am 19. September sein erstes Treffen in den USA hatte. Er muss zwischen dem 19. und dem 21. September vom Marineminister Carlos Del Toro, vom US-Marinekommando oder vielleicht von der Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, entscheidende Informationen erhalten haben. Das Treffen mit Generalsekretär Guterres am nächsten Tag wäre in diesem Fall kaum von Bedeutung. Wir können also schlussfolgern, dass die einzige glaubwürdige Erklärung für Støres Absage des Besuchs in Stettin ein Briefing über den bevorstehenden Nord-Stream-Angriff gewesen sein muss. Und er wurde mit ziemlicher Sicherheit von Minister Del Toro oder jemand anderem am 19. September darüber informiert. Er hätte dann ein oder zwei Tage gebraucht, um zu entscheiden, was er mit der Einweihungszeremonie in Polen anfangen sollte.

Die Zerstörung von Nord Stream am 26. September, dem Tag vor der Einweihung der norwegisch-polnischen Pipeline in Stettin, war die ultimative Beleidigung für Norwegen. Es würde auf Norwegen als Verantwortlichen verweisen und das Land zum „Sündenbock“ machen. Schlimmer noch, es war eine US-amerikanisch-norwegische Kriegserklärung an Russland und Deutschland. Damit vollzog Norwegen eine völlige Kehrtwende von seiner früheren Politik der Beschwichtigung und der geringen Spannung während des Kalten Krieges hin zu einem unverblümten Angriff auf Russland, der Norwegen für russische Vergeltungsmaßnahmen öffnen würde. Der US-Botschafter in Norwegen, Marc Nathanson, erklärte im März 2023 [61]: „Norwegen ist das beste Beispiel dafür. Nicht nur ich denke so, sondern jeder in der Biden-Administration sagt dasselbe: Norwegen war der Beste in der Klasse der Verbündeten. Sie haben Verantwortung übernommen und sogar ihre Politik, keine Waffen zu schicken, geändert [aber das gilt für mehrere Länder, Anm. d. Autors]. Norwegen hat auch seine Sicherheitspolitik geändert […] Norwegen ist ein erstklassiger Verbündeter gewesen“, sagte Nathanson.

Die Times und der Versuch, den Hersh-Artikel zu begraben

Die Presseerklärung des Büros des Ministerpräsidenten vom 20. September über die Reise von Ministerpräsident Jonas Gahr Støre nach Polen am 27. September zur norwegisch-polnisch-dänischen Einweihung der Ostseepipeline. Am 22. September werden zwei Zeilen hinzugefügt, die besagen, dass der Minister für Öl und Energie, Terje Aasland, Støre ersetzen wird, der seine Reise nach Polen absagen musste (Historisches Archiv der norwegischen Regierung).

Genau einen Monat nach dem Artikel von Seymour Hersh präsentierten die New York Times [62], die London Times sowie Die Zeit [63] und die ARD Informationen, die auf eine Gruppe ukrainischer Bürger (fünf Männer und eine Frau) hinwiesen, die die Pipeline angeblich mit einem kleinen polnischen Segelboot zerstörten. Die New York Times berief sich auf anonyme „Geheimdienstquellen“. Das Boot sei am 6. September von der deutschen Stadt Rostock aus aufgebrochen, um die Bomben anzubringen. Dies wurde auf der ganzen Welt als „Nachricht“ dargestellt. Ganz anders als der Hersh-Artikel nahmen alle großen Nachrichtenmedien diese Geschichte ernst, obwohl sie sich, ähnlich wie Hersh, lediglich auf „anonyme Quellen“ beriefen. Es war offensichtlich, dass einige sehr einflussreiche Leute auf diese letztere Version drängten, um den Hersh-Artikel zu begraben. Dieser neue Artikel kann jedoch aus mindestens vier Gründen leicht widerlegt werden.

Erstens bestand bereits nach den ersten schwedischen und dänischen Untersuchungen ein Konsens darüber, dass der Angriff von einem Staat ausgeführt wurde. Einem Staat, der über Fähigkeiten für große Unterwasseroperationen in der Tiefsee verfügt. Damit Taucher in diesen Tiefen arbeiten und überleben können, brauchen sie eine Dekompressionskammer [64]. Das ist etwas, was man auf einem kleinen Segelboot mit sechs Personen nicht mitnehmen kann.

Zweitens ist der Einsatz der schwedischen Marine am 22. und 24. September an den genauen Positionen der bevorstehenden Explosionen schwer zu erklären, es sei denn, der schwedische Geheimdienst wurde im Voraus informiert. Warum schalteten die schwedischen Marineschiffe ihre Transponder 22 Stunden lang aus? Die Schweden müssen von den alliierten Diensten informiert worden sein. Dies deutet nicht auf irgendwelche Privatpersonen hin.

Drittens: Warum war die schwedische Untersuchung so sensibel, dass die Schweden diese Informationen weder mit den Russen noch mit den Dänen oder den Deutschen teilen konnten? Wenn es sich bei den Tätern um ein Team aus Privatpersonen gehandelt hätte, würde dies keinen Sinn ergeben.

Viertens ist es kaum vorstellbar, dass der norwegische Ministerpräsident Støre seine Teilnahme an der sehr wichtigen Einweihung der „Baltic Pipe“ in Stettin abgesagt hätte, wenn er nicht über den bevorstehenden Anschlag auf Nord Stream – wahrscheinlich auf dem US-Marinestützpunkt in Norfolk am 19. September – informiert worden wäre. Die Absage würde keinen Sinn machen, wenn es sich bei den Tätern um eine kleine private Gruppe gehandelt hätte. Es gibt Hinweise darauf, dass einige Norweger auf die eine oder andere Weise daran beteiligt waren.

Es gibt genügend Beweise dafür, dass die Geschichte der New York Times, der Zeit und der Times als Tarnung lanciert wurde, um die Aufmerksamkeit von der Seymour Hersh-Story abzulenken. Die „Times Story“ ist definitiv und bewiesenermaßen falsch, auch wenn sie einige sachlich richtige Informationen enthalten haben mag. Bei solch ausgeklügelten verdeckten Operationen wird es immer wieder gezielte Hinweise geben, die in verschiedene Richtungen weisen. Einige Journalisten haben behauptet, die Briten hätten ukrainische Taucher für das Tiefseetauchen und für einen Angriff auf Nord Stream ausgebildet. Das kann sehr wohl der Fall sein, aber das geschieht nicht in ein paar Monaten. Die Planungen müssen etwa ein Jahr früher begonnen haben, und es ist wahrscheinlich richtig, dass die Briten bereits in einem frühen Stadium mit an Bord waren. Aber das ändert nichts an der allgemeinen Analyse, wer die Sprengsätze gelegt hat und wer sie ausgelöst hat. Man würde sich immer anderer Akteure bedienen, um ein paar Ebenen von Tarngeschichten zu schaffen, die für die notwendige „plausible Bestreitbarkeit“ sorgen würden.

Quellen:

[1] svt Nyheter, „Seismolog: Två explosioner intill Nord Stream“, am 27.09.2022, <https://www.svt.se/nyheter/inrikes/svt-avslojar-tva-explosioner-intill-nord-stream>
[2] Nord Stream AG, „100,000 Pipes Concrete Weight Coated for the Nord Stream Pipeline“, am 29.07.2010, <https://www.nord-stream.com/press-info/press-releases/100000-pipes-concrete-weight-coated-for-the-nord-stream-pipeline-199/>
[3] Offshore Technology, „Nord Stream 2 Pipeline, Russia and Germany“, <https://www.offshore-technology.com/projects/nord-stream-2-pipeline/:~:text=The two pipelines of the,is 41mm (1.6in).>
[4] BBC, Merlyn Thomas, „Nord Stream blast ‘blew away 50 metres of pipe’“, am 18.10.2022, <https://www.bbc.com/news/world-europe-63297085>
[5] Nord Stream AG, „Our Shareholders“, <https://www.nord-stream.com/about-us/our-shareholders/>
[6] Reuters, „Attack on NATO infrastructure would meet ‘determined response’: Stoltenberg“, am 11.10.2022, <https://www.reuters.com/article/ukraine-crisis-nato-response-idAFKBN2R61D9>
[7] Global News, „NATO chief: Any attack on alliance infrastructure will trigger ‘united and determined response’“, am 11.10.2022, <https://globalnews.ca/video/9190271/nato-chief-any-attack-on-alliance-infrastructure-will-trigger-united-and-determined-response>
[8] Youtube, The White House, „President Biden and H.E. Scholz Participate in a Joint Press Conference“, am 07.02.2022, <https://www.youtube.com/watch?v=qKoPA3M7x2o>
[9]Youtube, The Hill, „’I Don’t Want That Pipeline Operational’: GOP Sen. Presses Witness On Nord Stream 2“, am 07.12.2021, <https://www.youtube.com/watch?v=rBUIlHM9WSo>
[10] Express, Tom Hussey, „Ex-US security chief orders EU to immediately ‘cut off’ Nord Stream as Putin threat soars“, am 06.01.2022, <https://www.express.co.uk/news/world/1546130/nord-stream-2-vladimir-putin-european-union-ukraine-kazakhstan-john-bolton-vn>
[11] Welt, Condoleezza Rice, „Europäer selbst sind Teil des Ukraine-Problems“, am 16.05.2014, <https://www.welt.de/politik/ausland/video128080462/Europaeer-selbst-sind-Teil-des-Ukraine-Problems.html>
[12] Vimeo, Dirk Pohlmann, „Täuschung – Die Methode Reagan (Bill Casey) – Arte Dokumentation“, <https://vimeo.com/494855587>
[13] Youtube, Global News, „Blinken “Tremendous opportunity”“, am 02.10.2022, <https://www.youtube.com/watch?v=oaEe8A8T818>
[14] Youtube, Forbes Breaking News, „’Well, It Is Relevant!’: Ted Cruz Presses Top State Official On Nord Stream 2 Sanctions“, am 12.03.2022, <https://www.youtube.com/watch?v=w-oCXnKDAqA>
[15] Substack, Seymour Hersh, „How America Took Out The Nord Stream Pipeline“, am 08.02.2023, <https://seymourhersh.substack.com/p/how-america-took-out-the-nord-stream>, deutsche Version: <https://free21.org/wie-amerika-die-nord-stream-pipeline-ausschaltete/>
[16] Sonar 21, nLarry Johnson, „JUDGE NAPOLITANO AND I TALK NORDSTREAM, SY HERSH AND THE CIA“, am 09.03.2023, <https://sonar21.com/judge-napolitano-and-i-talk-nordstream-sy-hersh-and-the-cia/>
[17] RT, „Seymour Hersh on why the US blew up the Nordstreams, compares his source to Edward Snowden!“, am 25.02.2023, <https://www.rt.com/shows/going-underground/572019-seymour-hersh-nordstream-pipelines/>
[18] Nato, „NAVSUP MAKING U.S. SHIP PARTICIPATION IN BALTOPS POSSIBLE“, am 11.06.2022, <https://sfn.nato.int/newsroom/news-archive/2022/navsup-making-us-ship-participation-in-baltops-possible>
[19] U.S. Naval Forces Europe-Africa Public Affairs, „BALTOPS 22: A perfect opportunity for research and testing new technology“, am 12.06.2022, <http://web.archive.org/web/20230325055005/https://www.navy.mil/Press-Office/News-Stories/Article/3060311/baltops-22-a-perfect-opportunity-for-research-and-testing-new-technology/>
[20] siehe [18]
[21] Anti-Spiegel, Thomas Röper, „Was ich schon 2022 von einem Whistleblower über die Nord-Stream-Sprengung erfahren habe“, am 09.02.2023, <https://www.anti-spiegel.ru/2023/was-ein-whistleblower-mir-schon-im-2022-ueber-die-nord-stream-sprengung-mitgeteilt-hat/>
[22] Youtube, NSWC Panama City Division, „MK29 Rebreather System“, am 10.05.2019, <https://www.youtube.com/watch?v=DPpSb5Q629w>
[23] siehe [21]
[24] Reuters, „Putin tells Europe: if you want gas then open Nord Stream 2“, am 17.09.2022, <https://www.reuters.com/business/energy/russias-putin-says-moscow-not-blame-eu-energy-crisis-2022-09-16/>
[25] Dagens Nyheter, „Svenska marinen hade fartyg på plats före explosionerna“, am 30.09.2022, <https://www.dn.se/sverige/svenska-marinen-hade-fartyg-pa-plats-fore-explosionerna/>
[26] siehe [15]
[27] Youtube, Erik Ohman, „Recap of the Nordstream2-night cred Monkey Werx US.“, am 04.10.2022, <https://www.youtube.com/watch?v=YpBZr9cTlC0>
[28] siehe [1]
[29] siehe [27]
[30] Royal Air Force, „Poseidon MRA1“, <https://www.raf.mod.uk/aircraft/poseidon-mra1/>
[31] TASS, „Intelligence chief says indirect grounds prove Truss’ message concerned Nord Stream blasts“, am 06.11.2022, <https://tass.com/world/1532867>
[32] Key.Aero, „NORWAY RECEIVES FINAL P-8A POSEIDON“, <https://www.key.aero/article/norway-receives-final-p-8a-poseidon>
[33] The Barents Observer, Thomas Nilsen, „How Norway’s new P-8 Poseidon will counter Russia’s submarine threat in Arctic waters“, am 12.05.2022, <https://thebarentsobserver.com/en/node/9725>
[34] Vol.no, Thor-Ivar Guldberg, „Nye overvåkingsfly skal bruke RAF-base i Skottland“, am 31.08.2018, <https://www.vol.no/nyheter/i/04GEEo/nye-overvakingsfly-skal-bruke-raf-base-i-skottland>
[35] Reuters, Rachel More, „Sweden shuns formal joint investigation of Nord Stream leak, citing national security“, am 14.10.2022, <https://www.reuters.com/world/europe/sweden-shuns-formal-joint-investigation-nord-stream-leak-citing-national-2022-10-14/>
[36] Vimeo, Dirk Pohlmann, „Täuschung – Die Methode Reagan“, <https://vimeo.com/130756834>
[37] Department of State USA, „Agreement Between the UNITED STATES OF AMERICA and NORWAY“, am 31.3. und 16.04.2021, <https://www.state.gov/wp-content/uploads/2022/08/22-617-Norway-Defense-SDCA-Ready-for-Review.pdf>
[38] „SUPPLEMENTARY DEFENSE COOPERATION AGREEMENT BETWEEN THE GOVERNMENT OF
THE KINGDOM OF NORWAY AND THE GOVERNMENT OF THE UNITED STATES OF AMERICA“, <https://www.regjeringen.no/contentassets/0a7035b6c001426daf41e6158e8f9b4c/sdca-english-version.pdf>
[39] EuroNews, Alasdair Sandford, „Baltic Pipe: Norway-Poland gas pipeline opens in key move to cut dependency on Russia“, am 27.09.2022, <https://www.euronews.com/2022/09/27/baltic-pipe-norway-poland-gas-pipeline-opens-in-key-move-to-cut-dependency-on-russia>
[40] The New York Times, Melissa Eddy „Safety Concerns Overshadow Europe’s First New Gas Link in Decades“, am 01.10.2022, <https://www.nytimes.com/2022/10/01/business/baltic-pipe-nord-stream.html>
[41] Regjeringa.no, Pressemeldung, „Statsministeren reiser til Polen“, am 20.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/dokumentarkiv/regjeringen-stoere/utdaterte-aktueltsaker/smk/statsministeren-reiser-til-polen/id2928181/>
[42] Nettavisen Nyheter, „Støre deltar på gassrør-åpning i Polen“, am 20.09.2022, <https://www.nettavisen.no/nyheter/innenriks/store-deltar-pa-gassror-apning-i-polen/s/12-95-3424316168>
[43] Dagsavisen, „Støre deltar på gassrør-åpning i Polen“, am 20.09.2022, <https://www.dagsavisen.no/nyheter/innenriks/2022/09/20/store-deltar-pa-gassror-apning-i-polen/>
[44] siehe [41]
[45] Regjeringen.no, Statsministerens kontor, Forsvarsdepartementet, „Statsministeren og forsvarsministeren besøkte den amerikanske marinen“, am 19.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/statsminister-og-forsvarsminister-besokte-den-amerikanske-marinen/id2927906/>
[46] Forsvarets Forum, „Støre besøkte USAs nyeste hangarskip: – Viktig å dele informasjon med USA“, am 20.09.2022, <https://forsvaretsforum.no/jonas-gahr-store-usa/store-besokte-usas-nyeste-hangarskip-viktig-a-dele-informasjon-med-usa/285317>
[47] Regjeringen.no, Statsministerens kontor, „Statsminister Støre møtte Pelosi og McConnell i Kongressen“, am 20.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/statsminister-store-motte-pelosi-og-mcconnell-i-kongressen/id2927909/>
[48] Regjeringa.no, Utanriksdepartementet, „Program for FNs toppmøteveke i New York“, am 19.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/program-for-fns-toppmoteveke-i-new-york/id2927890/>
[49] Transit Magasin, NTB, „Støre skal jobbe for mer fornybar energi i utviklingsland“, am 21.09.2022, <https://www.transitmag.no/2022/09/21/store-skal-jobbe-for-mer-fornybar-energi-i-utviklingsland/>
[50] Youtube, Die Vereinten Nationen, „Norway – Prime Minister Addresses United Nations General Debate, 77th Session (English)“, am 22.09.2022, <https://www.youtube.com/watch?v=WKZa3PvwD50>
[51] Norway in the UN, Norway Ministry of Foreign Affairs, „SC: Ukraine“, am 22.09.2022, <https://www.norway.no/en/missions/UN/statements/security-council/sc-ukraine/>
[52] Regjeringa.no, Statsministerens kontor, „Statsministeren besøkjer Agder“, am 22.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/statsministeren-besokjer-agder/id2928522/>
[53] Regjeringen.no, Statsministerens kontor, „Statsminister Jonas Gahr Støre“, 01.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/kalender/id1330/?name=Statsminister Jonas Gahr Støre&ownerName=875&from=01.09.2022&from=01.09.2022>
[54] Regjeringen.no, Statsministerens kontor, „Statsministerens program veke 39 og 40“, am 23.09.2023, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/statsministerens-program-veke-39-og-40/id2928831/>
[55] Regjeringa.no, Olje- og energidepartementet, „Utdrag frå olje- og energiminister Terje Aaslands kalender for veke 39“, am 23.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/utdrag-fra-olje-og-energiminister-terje-aaslands-kalender-for-veke-39/id2928809/>
[56] Government.no, Minister of Petroleum and Energy Terje Aasland, „Opening of the Baltic Pipe line“, am 27.09.2022, <https://www.regjeringen.no/en/aktuelt/opening-of-baltic-pipe-line/id2928997/>
[57]  Regjeringen.no, Finansdepartementet, Statsministerens kontor, „Pressekonferanse med statsministeren og finansministeren“, am 27.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/pressekonferanse-med-statsministeren-og-finansministeren/id2928795/>
[58] Regjeringen.no, Statsministerens kontor, „Pressekonferanse om gasslekkasjen i Østersjøen“, am 28.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/pressekonferanse-om-gasslekkasjen-i-ostersjoen/id2929223/>
[59] Regjeringen.no, Olje- og energidepartementet, „Skjerper beredskapen på norsk sokkel“, am 27.09.2022, <https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/hd/id2929138/>
[60] Twitter, Insider Paper, „ Radek Sikorski, Chair of the Delegation for relations with the US, a Polish politician tweets “Thank you, USA.” with the picture of Nord Stream gas leak“, am 27.09.2022, <https://twitter.com/TheInsiderPaper/status/1574833511735103489>
[61] <https://norway.postsen.com/local/95297/USA-Marc-Nathanson—The-Biden-administration-pays-tribute-to-Norway-–-You-are-the-best-example.html>
[62] The New York Times,  Adam Entous, Julian E. Barnes und Adam Goldman, „Intelligence Suggests Pro-Ukrainian Group Sabotaged Pipelines, U.S. Officials Say“, am 07.03.2023, <https://www.nytimes.com/2023/03/07/us/politics/nord-stream-pipeline-sabotage-ukraine.html>
[63] Zeit Online, Holger Stark, „Nord-Stream-Ermittlungen: Spuren führen in die Ukraine“, am 07.03.2023, <https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-03/nordstream-2-ukraine-anschlag?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.se>
[64] Consortium News, Scott Ritter, „The Nord Stream-Andromeda Cover Up“, am 14.03.2023, <https://consortiumnews.com/2023/03/14/scott-ritter-the-nord-stream-andromeda-cover-up/>