Teil1: Treffen Sie Ghislaine:

Daddy’s Girl

Im Mainstream-Diskurs über den laufenden Prozess gegen Ghislaine Maxwell werden die Verbindungen nicht nur ihrer Person, sondern auch ihrer Familie zum israelischen Geheimdienst nicht erwähnt. Diese Verbindungen, die von Ghislaines Vater Robert Maxwell geschmiedet wurden, sind entscheidend für das Verständnis von Ghislaines Geschichte und ihrer Rolle in Jeffrey Epsteins Netzwerk der sexuellen Erpressung und des Menschenhandels.

Von Published On: 13. April 2022Kategorien: Gesellschaft & Geschichte

Dieser Text wurde zuerst am 16.12.2021 auf https://www.unlimitedhangout.com unter der URL <https://unlimitedhangout.com/2021/12/investigative-reports/meet-ghislaine-daddys-girl/> veröffentlicht. Auf deutsch zuerst unter der URL <https://axelkra.us/treffen-sie-ghislaine-daddys-girl-whitney-webb/> erschienen. Lizenz: Whitney Webb, Unlimited Hangout, CC BY-NC-ND 4.0

Ghislaine Maxwell mit ihrem Vater Robert Maxwell. (Foto: The Sun: https://www.thesun.co.uk/news/15250900/ghislaine-maxwell-broken-childhood-anne-robinson/)

Der Prozess gegen Ghislaine Maxwell, die mutmaßliche Zuhälterin in Jeffrey Epsteins sexuellem Erpressungs- und Sexhandel-Netzwerk, hat in den Mainstream-Medien und in den unabhängigen Medien große Aufmerksamkeit erregt – wenn auch nicht in dem Maße, wie man es angesichts des Medieninteresses an Epsteins Verhaftung und Tod im Jahr 2019 oder angesichts des öffentlichen Interesses am Epstein-/Maxwell-Skandal und seinen weiterreichenden Auswirkungen hätte erwarten können.

Es überrascht nicht, dass die größeren Auswirkungen des Epstein-/Maxwell-Skandals in der Berichterstattung der Mainstream-Medien (und einiger unabhängiger Medien) über den Prozess gegen Ghislaine Maxwell weitgehend, wenn nicht sogar vollständig, verschwunden sind. Obwohl die Staatsanwaltschaft beispielsweise physische Beweise für sexuelle Erpressung in Epsteins Wohnungen vorlegte [1] (wobei die Namen der Beschuldigten unkenntlich gemacht wurden), erwähnte sie nicht einmal die mögliche Rolle Ghislaine Maxwells als Erpresserin im Zusammenhang mit dem Sexhandel von Jeffrey Epstein. Nicht nur das, auch die Namen von Ghislaines engen Kontakten [2] und sogar einiger Zeugen der Verteidigung [3], zusammen mit beträchtlichen Informationen über ihre Rolle in Epsteins Netzwerk – die sehr im öffentlichen Interesse liegen –, sollen unter Verschluss gehalten und für immer vor der Öffentlichkeit verborgen werden [4]. Entweder aufgrund von „Abmachungen“ zwischen der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung, wie in diesem Fall oder aufgrund von Entscheidungen des Richters, der den Fall überwacht.

Hand in Hand mit dem Erpressungsaspekt dieses Falles geht das Schreckgespenst der familiären Verbindungen von Ghislaine Maxwell zu Geheimdiensten, sowie der geheimdienstlichen Verbindungen von Jeffrey Epstein selbst [5]. In Anbetracht der Tatsache, dass Erpressung, insbesondere sexuelle Erpressung, von Geheimdiensten – ganz besonders in den USA und Israel – seit den 1940er Jahren und darüber hinaus eingesetzt wird [6], ist es zutiefst beunruhigend, dass weder der Erpressungs- noch der Geheimdienstaspekt irgendeine Rolle gespielt haben. Weder bei der Staatsanwaltschaft noch in der Berichterstattung der Mainstream-Medien über den Prozess.

Um diesen Mangel an Berichterstattung zu beheben, veröffentlicht „Unlimited Hangout“ einen zweiteiligen Untersuchungsbericht mit dem Titel „Meet Ghislaine“, der sich an dem in Kürze erscheinenden Buch dieser Autorin [7] zu genau diesem Thema orientiert. Diese Untersuchung wird Schlüsselaspekte von Ghislaine Maxwells Verbindungen zu Geheimdiensten und sexuellen Erpressungsaktivitäten aufzeigen, die für den Fall gegen sie relevant sind, und vielleicht das Schweigen der Staatsanwaltschaft und ihr Interesse erklären, potenziell belastende Beweise gegen Ghislaine vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Teil 1 dieses Artikels befasst sich mit Ghislaines Vater, Robert Maxwell, einer überlebensgroßen Figur, die sowohl in der Geschäftswelt als auch in der Spionage tätig war und deren Töchter nach seinem Tod 1991 verschiedene Aspekte seiner Spionagekontakte und -aktivitäten sowie seines Einflussimperiums erbten.

Robert und Betty Maxwell posieren bei ihrer Hochzeit 1945 (Sygma via Getty Images / New York Post [8]).

Die Entstehung eines Maxwell

Um Ghislaine Maxwells Geschichte zu verstehen, muss man sich zunächst mit dem Aufstieg ihres Vaters, Robert Maxwell, auseinandersetzen. Der in der heutigen Ukraine geborene „Robert Maxwell“ war der letzte einer Reihe von Namen, die er benutzte. Zu seinen früheren Pseudonymen gehörten Abraham Hoch, Jan Ludvick und Leslie Du Marier. Der Name Robert Maxwell entstand auf Veranlassung eines seiner Vorgesetzten im britischen Militär. Maxwell war während des Zweiten Weltkriegs dem britischen Militär beigetreten, nachdem er sein Geburtsdorf vor dem Krieg verlassen hatte, als das Dritte Reich seine Expansion begann. Es wird angenommen, dass Maxwells Eltern und seine Geschwister im Holocaust umgekommen sind.

Robert Maxwell arbeitete während des Krieges für den britischen Geheimdienst MI6 und war nach dem Krieg mit Graf Frederich vanden Huevel befreundet [9], der in der Kriegszeit eng mit Allen Dulles zusammengearbeitet hatte. Dulles wurde später der erste Direktor der Central Intelligence Agency (CIA) und war während des Krieges damit beschäftigt, prominente Nazis zu beeinflussen und FDRs (Franklin Delano Roosevelt Anm. d. Red.) Politik der „totalen Kapitulation“ für hochrangige Naziführer aktiv zu untergraben [11].

Das Chaos im Nachkriegseuropa ermöglichte es Maxwell, den Grundstein für sein späteres Medienimperium zu legen. Dank seiner Kontakte zu den alliierten Streitkräften im Nachkriegs-Berlin gelang es ihm, die Verlagsrechte für prominente europäische Wissenschaftszeitschriften zu erwerben [12]. 1948 wurden diese Rechte in den britischen Verlag Butterworth eingebracht, der seit langem Verbindungen zum britischen Geheimdienst unterhielt. Anfang der 1950er Jahre benannte er das Unternehmen in Pergamon Press um und es wurde dann zum Eckpfeiler seines Medienimperiums.

Pergamons Zugang zu prominenten Akademikern, Wissenschaftlern und Regierungsvertretern verhalf Maxwell nicht nur zu großem Reichtum, sondern zog auch das Interesse verschiedener Geheimdienste auf sich – darunter der britische, der russische und der israelische –, die alle versuchten, Maxwell als Mitarbeiter oder Spion anzuwerben.

Als der MI6 versuchte, Maxwell für den Dienst zu rekrutieren, kam er nach einer umfassenden Hintergrundprüfung zu dem Schluss, dass Maxwell ein „Zionist“ sei, der nur Israel gegenüber loyal sei. Seine anschließende Beziehung zum MI6 war wechselhaft und auf beiden Seiten weitgehend opportunistisch, wobei Maxwell später einen Teil der Schuld für seine finanziellen Schwierigkeiten den angeblichen Versuchen des MI6 gab, ihn zu „unterwandern“.

Maxwell wurde erst 1961 offiziell für den israelischen Geheimdienst rekrutiert. Aber seine entscheidende Rolle bei der Beschaffung von Waffen und Flugzeugteilen für den Krieg 1948, der zur Gründung des Staates Israel führte, lässt auf eine enge Beziehung zu prominenten Politikern und Militärs des Landes von Anfang an schließen – wie dies sicherlich auch bei anderen prominenten Geschäftsleuten der Fall war, die vor und während des Jahres 1948 bei der Bewaffnung der zionistischen Paramilitärs geholfen hatten. Anfang der 1960er Jahre trat der israelische Geheimdienst offiziell an Maxwell heran, um seinen Zugang zu einer Vielzahl prominenter Geschäftsleute und führender Persönlichkeiten der Welt zu nutzen, den er während des Aufbaus seines Medienimperiums gepflegt hatte.

Einige Jahre nach seiner offiziellen Rekrutierung als Mitarbeiter des israelischen Geheimdienstes kandidierte Maxwell für ein öffentliches Amt und wurde 1964 für die Labour Party Mitglied des britischen Parlaments [13]. Seine Kandidatur zur Wiederwahl scheiterte, so dass er 1970 nicht mehr im Amt war. Etwa zur gleichen Zeit verlor er auch die Kontrolle über Pergamon Press, die er jedoch einige Jahre später wieder zurückerlangte.

Nachdem er fast alles verloren hatte, widmete Maxwell seine Zeit der Konsolidierung der Kontrolle über sein ständig wachsendes Netz von ineinandergreifenden Unternehmen, Treuhandgesellschaften und Stiftungen. Dies umfasste nun weit mehr als nur Medienkonzerne. Gleichzeitig baute er seine Beziehungen zu prominenten Politikern, Geschäftsleuten und deren Mittelsmännern aus – eine Gruppe, die Maxwell stolz als seine „Quellen“ bezeichnete. Zu diesen frühen „Quellen“ gehörten die künftige britische Premierministerin Margaret Thatcher, Israels größter Waffenhändler und einer der mächtigsten Oligarchen Saul Eisenberg, Finanzriesen wie Edmund Safra und Meistermanipulatoren wie Henry Kissinger. [14] Eine weitere frühe „Quelle“ war George H. W. Bush, der damals der Nixon-Regierung angehörte und bald als CIA-Direktor fungierte, bevor er Reagans Vizepräsident und dann selbst US-Präsident wurde.

Maxwells Quellen und sein Einfluss reichten weit über den Westen hinaus, wobei viele seiner prominentesten Kontakte in Osteuropa und in der Sowjetunion zu finden waren. Er unterhielt enge Beziehungen zu Diktatoren, Geheimdienstmitarbeitern und sogar zum organisierten Verbrechen wie z. B. im Fall von Semion Mogilevich, der manchmal als „Boss der Bosse“ der russischen Mafia bezeichnet wird [15]. Es war kein Geringerer als Robert Maxwell, der den Einzug von Unternehmen, die mit Mogilevich in Verbindung standen, in die Vereinigten Staaten organisierte [16]. Maxwell hatte erfolgreich beim Staat Israel darauf hingewirkt, Mogilevich und seinen Partnern israelische Pässe zu gewähren, die ihnen einen leichteren Zugang zu amerikanischen Finanzinstituten ermöglichten.

Die Ausweitung von Maxwells prominenten Kontakten verlief parallel zum Wachstum seines Medienimperiums. Bis 1980 hatte er die British Printing Corporation erworben, die er in Maxwell Communication Corporation umbenannte. Nur wenige Jahre später kaufte er die Mirror Group, Herausgeber der britischen Boulevardzeitung Daily Mirror [17]. Es folgte die Übernahme der US-Verlage Prentice Hall und MacMillan und später der New York Daily News. Ein Großteil des Geldes, das Maxwell für den Erwerb der Mirror Group und mehrerer dieser anderen Unternehmen verwendete, stammte von Geldgebern des israelischen Geheimdienstes. Geld, das Maxwell von Medienunternehmen wie der Mirror Group und ihrem Pensionsfonds „geliehen“ hatte, wurde zur Finanzierung von Mossad-Aktivitäten in Europa und anderswo verwendet; anschließend wurden die Gelder zurückgeführt, bevor das Fehlen von Unternehmensmitarbeitern, die in diese Operationen nicht eingeweiht waren, bemerkt wurde. Später brachte Maxwell dieses gut geölte System zum Entgleisen, indem er dieselben Mittel zur Finanzierung seiner eigenen protzigen und anzüglichen Gewohnheiten verwendete.

Robert Maxwell posiert mit der ersten Ausgabe der von ihm 1990 gegründeten Zeitung „The European“ [18].

Während dieser Zeit vertieften sich Maxwells Verbindungen zum israelischen Geheimdienst auch auf andere Weise, insbesondere in der Zeit, als Yitzhak Shamir Premierminister war. Shamir, ein ehemaliger Anführer [19] der als Lehi oder Stern-Bande bekannten zionistischen Terrorgruppe [20], verabscheute die Vereinigten Staaten zutiefst. Ein Gefühl, das er Maxwell bei einem seiner Besuche in Israel anvertraute. Shamir erklärte Maxwell, dass er den Amerikanern die Schuld am Holocaust gebe, weil die USA den Transfer der europäischen Juden nach Palästina vor dem Krieg nicht unterstützt hätten. [21] Shamirs Ansichten über die USA beeinflussten wahrscheinlich Israels aggressivere Spionage gegen die USA, die in dieser Zeit aufkam und bei der Maxwell eine wichtige Rolle spielte.

Maxwell und die PROMIS-Affäre

Maxwells prominente Rolle im PROMIS-Softwareskandal und in der Iran-Contra-Affäre in den 1980er Jahren wurde durch den Kauf zahlreicher israelischer Unternehmen erleichtert, von denen mehrere entweder als Fassade oder als „Dienstleister“ für den israelischen Geheimdienst fungierten. Die bekanntesten von ihnen waren Scitex, wo Yitzhak Shamirs Sohn Nachum in den 1990er und frühen 2000er Jahren eine wichtige Führungsposition innehatte [22], und Degem, ein Computerunternehmen mit einer großen Präsenz in Mittel- und Südamerika sowie in Afrika.

Schon vor dem Kauf von Degem durch Maxwell wurde das Unternehmen vom Mossad als Tarnung für Agenten und insbesondere Attentäter genutzt. [23] Die Büros des Unternehmens dienten als Tarnung für Entführungen und Morde an Personen, die mit den Gruppen in Verbindung standen, die Beziehungen zu Israels Feinden – insbesondere zur PLO –, hatten oder mit ihnen sympathisierten.

Einige der bemerkenswertesten Vorfälle ereigneten sich in Afrika, wo Mossad-Attentäter das Unternehmen Degem als Deckmantel für die Ermordung von Mitgliedern des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) nutzten.

In Lateinamerika diente Degem dem Mossad ebenfalls als Deckung, um terroristische und narcoterroristische Organisationen wie den peruanischen Sendero Luminoso (bekannt unter dem Namen „Leuchtender Pfad“) und die Nationale Befreiungsarmee Kolumbiens (ELN) zu infiltrieren. [24]

Nach dem Kauf von Degem durch Maxwell diente das Unternehmen als Hauptinstrument, über das Israel seine wohl dreisteste und erfolgreichste Spionageoperation der damaligen Zeit durchführte: das Abhören und die anschließende Massenvermarktung des gestohlenen Softwareprogramms PROMIS [25].

Rafi Eitan, der berüchtigte israelische Spionagemeister, der Jonathan Pollard betreute und eine Schlüsselrolle bei der Schaffung des Talpiot-Programms spielte [26], war Leiter des (inzwischen aufgelösten) israelischen Geheimdienstes Lekem, als er von einem revolutionären neuen Softwareprogramm erfuhr, das vom US-Justizministerium eingesetzt wurde [27]. Es handelte sich um das Prosecutors Information Management System, besser bekannt unter dem Kürzel PROMIS.

Rafi Eitan mit dem israelischen Politiker Ariel Sharon im Jahr 1987 (Foto: Israel Sun/Rex/Shutterstock [28]).

Eitan hatte von Earl Brian, einem langjährigen Mitarbeiter von Ronald Reagan, der zuvor für die CIA gearbeitet hatte, von PROMIS erfahren. PROMIS wird oft als Vorläufer der heute von den USA und verbündeten Spionagebehörden verwendeten PRISM-Software angesehen und wurde vom ehemaligen NSA-Beamten Bill Hamilton entwickelt. Hamilton hatte die Software 1982 über seine Firma Inslaw Inc. an das US-Justizministerium vermietet.

Eitan und Brian heckten den Plan aus, eine „Hintertür“ in die Software einzubauen und PROMIS dann weltweit zu verkaufen, um Israel mit unschätzbaren Informationen über die Operationen seiner Feinde und Verbündeten zu versorgen und gleichzeitig Eitan und Brian massive Gewinne zu bescheren [29]. Laut der Aussage des ehemaligen israelischen Geheimdienstmitarbeiters Ari Ben-Menashe stellte Brian dem israelischen Militärgeheimdienst eine Kopie von PROMIS zur Verfügung [30], der sich daraufhin mit einem in Kalifornien lebenden israelisch-amerikanischen Programmierer in Verbindung setzte. Dieser Programmierer baute dann eine Hintertür in die Software ein.

Sobald die Hintertür installiert war, versuchte Brian, die verwanzte PROMIS-Software über seine Firma Hadron Inc. weltweit zu vermarkten. Nachdem er zunächst erfolglos versucht hatte, Inslaw aufzukaufen, wandte sich Brian dann an seinen engen Freund, den Generalstaatsanwalt Ed Meese. Dessen Justizministerium weigerte sich plötzlich, die vertraglich vereinbarten Zahlungen an Inslaw zu leisten und begann, die Software im Wesentlichen kostenlos zu nutzen. Hamilton und Inslaw behaupteten, dies sei Diebstahl. Einige haben spekuliert, dass Meeses Rolle bei dieser Entscheidung nicht nur durch seine Freundschaft mit Brian geprägt war, sondern auch durch die Tatsache, dass seine Frau eine wichtige Investorin in Brians Geschäftsvorhaben war [31].

Das Vorgehen von Meese zwang Inslaw in den Konkurs, und Inslaw verklagte daraufhin das Justizministerium. Das Gericht stellte fest, dass die von Meese geleitete Abteilung die Software durch „Trickserei, Betrug und Täuschung“ „genommen, umgewandelt und gestohlen“ hatte. In der Zwischenzeit, als Inslaw scheinbar aus dem Weg geräumt war, verkaufte Brian die verwanzte Software an den jordanischen Geheimdienst [32], was für Israel ein großer Segen war, und an eine Handvoll Privatunternehmen. Eitan war jedoch mit Brians Fortschritten unzufrieden und wandte sich schnell an die Person, von der er glaubte, dass sie PROMIS am effektivsten an interessierte Regierungen in der ganzen Welt verkaufen könnte – Robert Maxwell.

Geschäftsmann und Spion

Über Degem und andere Kanäle vermarktete Maxwell PROMIS so erfolgreich, dass der israelische Geheimdienst bald Zugang zu den innersten Abläufen unzähliger Regierungen, Unternehmen, Banken und Geheimdiensten in aller Welt hatte. Viele von Maxwells größten Erfolgen waren der Verkauf von PROMIS an Diktatoren in Osteuropa, Afrika und Lateinamerika. Im Anschluss an die Verkäufe und nachdem Maxwell einen ansehnlichen Gehaltsscheck kassiert hatte, wurde PROMIS mit seiner beispiellosen Fähigkeit, alles zu überwachen – von Geldströmen bis hin zu menschlichen Bewegungen – von diesen Regierungen eingesetzt, um Finanzverbrechen mit größerer Raffinesse zu begehen und Dissidenten zu jagen und „verschwinden“ zu lassen.

In Lateinamerika verkaufte Maxwell PROMIS an die Militärdiktaturen in Chile und Argentinien. Es wurde eingesetzt, um den Massenmord der Operation Condor zu erleichtern, da die Freunde und Familien von Dissidenten und so genannten Subversiven mit PROMIS leicht identifiziert werden konnten.

PROMIS war für diesen Zweck so effektiv, dass nur wenige Tage nach dem Verkauf der Software an Guatemala, diese von den USA unterstützte Diktatur 20.000 „Subversive“ festnahm, von denen man nie wieder etwas hörte [33].

Dank der Hintertür in PROMIS kannte der israelische Geheimdienst die Identität der Verschwundenen in Guatemala natürlich früher als die Familien der Opfer selbst. Sowohl die USA als auch Israel waren außerdem an der Bewaffnung und Ausbildung vieler lateinamerikanischer Diktaturen beteiligt, denen die verwanzte PROMIS-Software verkauft worden war. Es ist erwähnenswert, dass die israelische Regierung und der militärisch-industrielle Komplex gleichzeitig in den Verkauf von Waffen an viele dieser Regierungen verwickelt waren.

Obwohl der israelische Geheimdienst sofort offensichtliche Verwendungszwecke für den ständigen Strom sensibler und geheimer Informationen fand, stand der größte Gewinn noch bevor. Eitan beauftragte Maxwell bald mit dem Verkauf von PROMIS an streng geheime Labore der US-Regierung im Los Alamos-Komplex, einschließlich der Sandia National Laboratories, die das Herzstück des US-Atomwaffensystems waren und sind. Um zu planen, wie er ein solches Kunststück bewerkstelligen könnte, traf sich Maxwell mit keinem Geringeren als Henry Kissinger [34]. Dieser sagte ihm, er solle die Dienste des texanischen Senators John Tower in Anspruch nehmen, der damals Vorsitzender des Senatsausschusses für die Streitkräfte war. Kissinger wurde nie angeklagt, oder auch nur in Frage gestellt, wegen seiner Rolle bei dieser Beihilfe zu einer ausländischen Spionageoperation, die auf hochsensible nationale Sicherheitsinformationen der USA abzielte.

Maxwell zahlte Tower mit Mossad-Geldern 200.000 Dollar für seine Dienste, die auch das Öffnen von Türen beinhalteten – nicht nur zum Los Alamos-Komplex, sondern auch zum Weißen Haus unter Reagan. PROMIS wurde dann über ein in den USA ansässiges Unternehmen, das Maxwell 1981 gekauft und in eine Fassade für den Mossad verwandelt hatte, an die Labore verkauft. Dieses Unternehmen mit dem Namen „Information on Demand“ wurde von 1985 bis zu Roberts Tod 1991 von seiner Tochter Christine Maxwell geleitet [35]. Sie half in dieser Zeit dabei, die verwanzte PROMIS-Software an mehrere Fortune-500-Unternehmen zu verkaufen. Isabel Maxwell, die Schwester von Ghislaine und Christine, arbeitete ebenfalls in dem Unternehmen, bevor es 1991 geschlossen wurde. [36]

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 tat sich Christine Maxwell mit dem CIA-Beamten Alan Wade zusammen, um die als Chiliad bekannte Software für den Heimatschutz an den nationalen Sicherheitsstaat der USA zu vermarkten, während Isabel im selben Zeitraum eng an der Schnittstelle zwischen dem israelischen Geheimdienst und dem privaten Technologiesektor des Landes arbeitete [37]. Ghislaine und ihre beiden Schwestern, die mit dem Geheimdienst und dem Technologiesektor in Verbindung stehen, hielten einen bedeutenden Anteil an einem Technologieunternehmen, das der eigentliche Ursprung der Beziehung zwischen Bill Gates und Jeffrey Epstein zu sein scheint, wie in diesem Untersuchungsbericht von „Unlimited Hangout“ vom Mai erläutert wird [38].

Einige Jahre nach der Übernahme durch die Maxwells wurde Information on Demand ab 1983 vom FBI auf seine Verbindungen zum Geheimdienst untersucht. Diese Untersuchung wurde jedoch wiederholt von höheren Stellen im von Meese geleiteten Justizministerium eingestellt, das, wie bereits erwähnt, in die ganze schmutzige PROMIS-Affäre verwickelt war. Die Untersuchung wurde 1985 endgültig eingestellt. Die Vertuschung dauert seltsamerweise bis heute an, da sich das FBI immer noch weigert, Dokumente über Robert Maxwell und seine Rolle im PROMIS-Skandal herauszugeben. [39]

Die Einstellung der FBI-Untersuchung gab seinerzeit grünes Licht für den Verkauf von PROMIS durch Information on Demand an die Sandia National Laboratories. Dadurch erhielt der israelische Geheimdienst direkten Zugang zum Kern der US-Atomwaffenprogramme und zur Atomwaffentechnologie. Dies war ein Segen für Israels immer noch nicht deklarierten Bestand an Atomraketen und Sprengköpfen und trug dazu bei, dass Israel die einzige Atommacht im Nahen Osten bleiben würde. Israels Erwerb von Atomwaffen zeigt im Lichte des PROMIS-Skandals und der Pollard-Spionageaffäre, dass es größtenteils durch Tricks, Täuschung und Spionage und nicht durch israelische technische oder wissenschaftliche Fähigkeiten zur Atommacht im Nahen Osten aufstieg.

Im selben Jahr, 1985, schloss die CIA endlich zu ihrem israelischen Pendant auf und schuf eine eigene Hintertür in PROMIS. Daraufhin verkaufte sie die Software vor allem an verbündete Geheimdienste in Großbritannien, Australien, Neuseeland und anderswo. Sie war jedoch nicht annähernd so erfolgreich wie Maxwell, der geschätzte 500 Millionen Dollar an verwanzten PROMIS-Programmen für Israel verkaufte [40]. Die CIA hingegen erlöste nur etwa 90 Millionen Dollar [41].

Erbin eines Spionageimperiums

Nach Maxwells großem Erfolg beim Verkauf von PROMIS im Auftrag des israelischen Geheimdienstes wurde er für eine weitere vom israelischen Geheimdienst gesteuerte Operation angeworben – das Iran-Contra-Geschäft. Durch seine Iran-Contra-Geschäfte lernte Robert Maxwell Berichten zufolge Jeffery Epstein kennen, den er noch im selben Jahr mit der persönlichen Zustimmung der „höheren Tiere“ des israelischen Militärgeheimdienstes in dessen Schoß holte [42]. Der Leiter des israelischen Militärgeheimdienstes war zu dieser Zeit Ehud Barak, der später wegen seiner gut dokumentierten und engen Beziehungen zu Epstein in die Kritik geriet [43]. 1985 war auch das Jahr, in dem Epstein praktischerweise den Milliardär Leslie Wexner aus Ohio kennenlernte. Er wurde eng in seine Finanzen und Angelegenheiten verwickelt, nachdem Wexners früherem Fixer, Arthur Shapiro, am helllichten Tag ins Gesicht geschossen wurde, bevor er vor dem Finanzamt über Angelegenheiten im Zusammenhang mit Wexners Finanzen aussagen konnte. Wexner war 1991 Mitbegründer der Mega Group [44], deren prominente Mitglieder enge Verbindungen zu israelischen Politikern und Geheimdienstleuten und/oder in den USA ansässigen Netzwerken des organisierten Verbrechens wie dem National Crime Syndicate unterhalten.

Epsteins Eintritt in diese Welt wurde durch seine romantische Beziehung zu Ghislaine Maxwell erleichtert, die angeblich Robert Maxwells erfolgreicher Bemühung vorausging, ihn in den Schoß des israelischen Militärgeheimdienstes zu bringen [45]. Epstein war nur einer von mehreren Freunden, die Ghislaine in den 1980er Jahren gehabt haben soll. Aber Epstein war sicherlich derjenige, der ihrem Vater in Bezug auf Verhalten und „Talente“ am ähnlichsten war.

Ghislaine Maxwell und ihre Mutter Betty posieren neben einem gerahmten Bild von Robert Maxwell in Jerusalem, November 1991 [46].

Ghislaines andere Freunde während und vor dieser Zeit sind sicherlich erwähnenswert. Einer der interessantesten war ein italienischer Aristokrat namens Graf Gianfranco Cicogna [47], dessen Großvater Mussolinis Finanzminister und der letzte Doge von Venedig war. Cicogna hatte auch Verbindungen zu verdeckten und offenen Machtstrukturen in Italien, insbesondere zum Vatikan, zur CIA-Präsenz in Italien und zur italienischen Seite des Nationalen Verbrechersyndikats. Die andere Hälfte dieses Syndikats war natürlich die jüdisch-amerikanische Mafia mit ihren Verbindungen zur Mega Group [48], die ihrerseits wiederum eng mit dem Epstein-Skandal verbunden war und deren Mitglieder häufig Geschäftspartner von Robert Maxwell waren. Es ist erwähnenswert, dass Gianfranco Cicogna 2012 ein grausames Ende fand [49]. Das Flugzeug, in dem er flog, explodierte während einer Flugshow in einem riesigen Feuerball– ein morbides Spektakel, das überraschenderweise immer noch auf YouTube zu sehen ist.

Ghislaine und Robert Maxwell hatten auch seltsame Verbindungen zum Harvey-Proctor-Skandal im Vereinigten Königreich. Ein Boulevardblatt von Robert Maxwell behauptete – mit Maxwells voller Zustimmung –, dass versucht worden sei, Robert Maxwell mit Informationen über Ghislaines angebliche Beziehung zum zukünftigen Herzog von Rutland zu erpressen. Maxwell wollte natürlich, dass die Informationen, die Ghislaine mit dem Herzog in Verbindung brachten, an die Öffentlichkeit gelangten. Aber die Geschichte ist aus mehreren Gründen merkwürdig. Das Motiv des Erpressers bestand angeblich darin, zu verhindern, dass die im Besitz von Maxwell befindlichen Zeitungen über den Harvey-Proctor-Skandal berichten. Aber der Sohn des Herzogs, der angeblich mit Ghislaine zusammen war, war auch ein enger Freund und späterer Arbeitgeber von Harvey Proctor.

Das Auftauchen von Harvey Proctor, einem konservativen Mitglied des Parlaments, in diesem Boulevard-Spektakel ist aus mehreren Gründen interessant. Im Jahr 1987 bekannte sich Proctor der sexuellen Unzucht mit zwei jungen Männern, die damals sechzehn und neunzehn Jahre alt waren schuldig [50]. Mehrere Zeugen, die im Rahmen dieser Untersuchung befragt wurden, beschrieben, dass er ein sexuelles Interesse an „kleinen Jungen“ hatte. Später wurde Proctor in einem kontroversen Gerichtsverfahren beschuldigt, mit dem gut vernetzten britischen Pädophilen und Kinderbeschaffer Jimmy Savile zusammengearbeitet zu haben; ihm wurde vorgeworfen, Teil eines Rings für sexuellen Kindesmissbrauch gewesen zu sein, zu dem auch der ehemalige britische Premierminister Ted Heath gehört haben soll. Saviles enge Beziehung zu Prinz Charles aus dem britischen Königshaus ist allgemein bekannt. Und wie in Kürze erwähnt wird, soll Ghislaine schon vor ihren häufigen öffentlichen Auftritten mit Prinz Andrew und Epstein, die um das Jahr 2000 herum begannen, mit den Royals vertraut gewesen sein.

Natürlich erwähnten die Zeitungen von Maxwell bei der Berichterstattung über die angeblichen Erpressungsversuche ihm gegenüber den Aspekt der „kleinen Jungen“ überhaupt nicht. Sie konzentrierten sich stattdessen auf Behauptungen, die von den damals glaubwürdigen Anschuldigungen der Pädophilie ablenkten und schrieben unter anderem, Proctor stehe lediglich auf „Spanking“ und sei „durchgeknallt“ [51]. Es ist schwer zu sagen, was genau bei diesem speziellen Vorfall vor sich ging, aber die ganze bizarre Affäre zeichnet ein interessantes Bild von Ghislaines sozialem Umfeld zu dieser Zeit.

In dieser Zeit, 1985, engagierte sich Ghislaine auch für die „Philanthropie“ im Zusammenhang mit dem Geschäftsimperium ihres Vaters, indem sie im Namen der Mirror Group einen „Disney-Tag für Kinder“ und ein Benefiz-Dinner für die Nichtregierungsorganisation Save the Children veranstaltete [52]. Ein Teil der Veranstaltung fand im Haus des Marquess und der Lady of Bath statt – eine Gala, die von Mitgliedern der britischen Königsfamilie besucht wurde. Es ist erwähnenswert, dass der Marquess of Bath zu dieser Zeit eine merkwürdige Person war, da er die größte Sammlung von Gemälden Adolf Hitlers angehäuft hatte [53] und sagte, dass Hitler „große Dinge für sein Land getan“ habe. Am selben Abend, an dem die von Ghislaine ausgerichtete Feier zu Ende ging, wurde der Sohn des Marquess of Bath erhängt an einem Eichenbalken im Bath Arms aufgefunden, was als Selbstmord gewertet wurde. [54]

Die Anwesenheit der Royals bei dieser von Ghislaine ausgerichteten Gala war kein Glücksfall für Ghislaine oder ihre „philanthropischen“ Bemühungen, denn Ghislaine stand den Royals bereits seit Jahren nahe. Spätere Angestellte sowie Opfer von Ghislaine hatten persönlich Bilder von ihr gesehen, wie sie mit den Royals „aufwuchs“ [55] – eine Beziehung, die angeblich durch die Verbindungen der Familie Maxwell zur Bankiersfamilie Rothschild erleichtert wurde. Ghislaine hat die reichen und einflussreichen Rothschilds mehr als einmal als die „größten Beschützer“ [56] ihrer Familie bezeichnet. Sie gehörten auch zu Robert Maxwells wichtigsten Bankiers, die ihm beim Aufbau seines riesigen Medienimperiums und seines Netzes von Unternehmen und unauffindbaren Trusts halfen.

In dieser Zeit erlernte Ghislaine auch einige ungewöhnliche Fähigkeiten, darunter das Steuern von Flugzeugen, Hubschraubern und U-Booten, und sie beherrschte mehrere Sprachen fließend.

Dann, im Jahr 1991, änderte sich das Schicksal von Ghislaine und ihrer gesamten verbliebenen Familie dramatisch – zumindest in der Öffentlichkeit – mit dem Tod von Robert Maxwell. Einem Tod, den die meisten Mitglieder der Maxwell-Familie und die meisten seiner Biographen als Mord ansehen. Eine Tat, die angeblich von eben jenem Geheimdienst begangen wurde, der ihn beschäftigt hatte.

Laut dem Journalisten John Jackson, der dabei war, als Ghislaine und ihre Mutter Betty kurz nach dem Tod ihres Vaters an Bord der Jacht gingen, war es Ghislaine, die „kühl in das Büro ihres verstorbenen Vaters ging und alle belastenden Dokumente an Bord schredderte“. Ghislaine bestreitet den Vorfall, doch Jackson hat die Behauptung, die 2007 in einem Artikel der Daily Mail veröffentlicht wurde [57], nie zurückgenommen.

Glaubt man Jackson, so war Ghislaine von allen Kindern Robert Maxwells diejenige, die am besten über die belastenden Geheimnisse des Finanzimperiums und die Spionageaktivitäten ihres Vaters Bescheid wusste.

Wie Teil 2 dieser Serie zeigen wird, deuten die Beweise darauf hin, dass genau dies der Fall ist. Zumal Ghislaines Eintritt in die elitären gesellschaftlichen Kreise New Yorks von ihrem Vater noch vor seinem Tod 1991 geplant worden war. Natürlich sollten sich diese sozialen Verbindungen in New York, aber auch in Europa und anderswo, als entscheidend für den Betrieb und den Schutz von Jeffrey Epsteins sexuellem Handels- und Erpressungs-Netzwerk erweisen. Ghislaines schlüpfriges Verhalten in den darauffolgenden Jahren, einschließlich mehrerer Aktivitäten, die auch mit dem Sexhandel von Minderjährigen in Zusammenhang stehen, zeigt, dass Ghislaine von ihrem Vater weit mehr als nur ihre Persönlichkeit geerbt hat. Sie spielte zusammen mit mehreren ihrer Geschwister eine Schlüsselrolle dabei, verschiedene Aspekte des Erbes ihres Vaters, einschließlich seiner Spionageaktivitäten, am Leben zu erhalten.

Anmerkung:

Dieser zweiteilige Artikel ist eine gekürzte Fassung aus dem demnächst erscheinenden Buch von Whitney Webb über den Epstein-Maxwell-Skandal: „One Nation Under Blackmail“.

Quellen:

[1] Yahoo News, Jacob Shamsian, „FBI agents used a saw to open a safe in Jeffrey Epstein’s Manhattan mansion that held hard drives and diamonds“, am 06.12.2021, <https://archive.li/CnXLS>
[2] Mirror, Christopher Bucktin, „Ghislaine Maxwell ‘too fragile’ to be grilled about Jeffrey Epstein and Prince Andrew“, am 15.12.2021, <https://archive.li/J7Oci>
[3] The New York Times, Benjamin Weiser, „Ghislaine Maxwell’s Unusual Request: Allow Anonymous Defense Witnesses“, am 13.12.2021, <https://archive.li/h0nCP>
[4] New York Post, Tamar Lapin, „Ghislaine Maxwell case details too ‘sensational and impure’ for public, judge says“, am 18.03.2021, <https://archive.li/9r8r8>
[5] Unlimited Hangout, Whitney Webb, Epstein Reihe, <https://unlimitedhangout.com/epstein/>
[6] siehe [6]
[7] Trine Day, Whitney Webb, Buch: „One Nation Under Blackmail”, <https://trineday.myshopify.com/products/one-nation-under-blackmail>
[8] New York Post, Mary Kay Linge, „How Robert Maxwell rose from poverty — and corrupted his daughter Ghislaine“, am 06.02.2021, <https://archive.li/cAZpF>
[9] Internet Archive, Gordon Thomas und Martin Dillon, „Robert Maxwell: Israel’s Superspy“, 2002, <https://archive.org/details/robert-maxwell-israels-superspy-thomas-dillon-2002>
[10] Amazon, David Talbot, „The Devil’s Chessboard: Allen Dulles, the CIA, and the Rise of America’s Secret Government“, Reprint 2016, <https://www.amazon.com/Devils-Chessboard-Dulles-Americas-Government/dp/0062276174>
[11] siehe [10]
[12] The Guardian, Stephen Buranyi, „Is the staggeringly profitable business of scientific publishing bad for science?“, am 27.06.2017, <https://archive.li/IoAxa>
[13] The Guardian, Dennis Barker und Christopher Sylvester, „Robert Maxwell obituary“, am 06.11.1991, <https://archive.li/Rvn2P>
[14] siehe [9]
[15] The Village Voice, robert I. Friedman, „The Most Dangerous Mobster in the World“, am 26.05.1998, <https://archive.li/uzYky>
[16] siehe [9]
[17] siehe [13]
[18] Ham & High, Bridget Galton, „’The Dig’ author excavates the life of Robert Maxwell“, am 21.06.2021, <https://archive.li/EGnn3>
[19] Los Angeles Times, Reuters, „Paper Breaks Taboo on Shamir, Nazi Link : Jerusalem Post Cites Stern Gang Past, Hits Stance on Peace Now”, am 07.03.1989, <https://archive.li/JkPq3>
[20] Consortium News, Nima Shirazi, „Yitzhak Shamir: the Well-Liked Terrorist“, am 02.07.2012, <https://archive.li/NZGVm>
[21] siehe [9]
[22] The New York Times, Alison Leigh Cowan, „Wall Street; Israeli Stocks’ Post-Shamir Rally“, am 19.07.1992, <https://archive.li/PycmY>
[23] siehe [9]
[24] siehe [9]
[25] Unlimited Hangout, Whitney Webb, „From “Spook Air” to the “Lolita Express”: The Genesis and Evolution of the Jeffrey Epstein-Bill Clinton Relationship“, am 23.08.2019, <https://unlimitedhangout.com/2019/08/investigative-series/from-spook-air-to-the-lolita-express-the-genesis-and-evolution-of-the-jeffrey-epstein-bill-clinton-relationship/>
[26] Unlimited Hangout, Whitney Webb, „Ending Anonymity: Why The WEF’s Partnership Against Cybercrime Threatens The Future Of Privacy”, am 12.07.2021, <https://unlimitedhangout.com/2021/07/investigative-reports/ending-anonymity-why-the-wefs-partnership-against-cybercrime-threatens-the-future-of-privacy/>
[27] siehe [25]
[28] The Guardian, Ian Black, „Rafi Eitan obituary“, am 25.03.2019, <https://archive.li/KlUZQ>
[29] Unlimited Hangout, Whitney Webb, „The Maxwell Family Business: Espionage”, am 15.07.2020, <https://unlimitedhangout.com/2020/07/investigative-series/the-maxwell-family-business-espionage/>
[30] siehe [29]
[31] siehe [29]
[32] siehe [9]
[33] siehe [9]
[34] siehe [9]
[35] siehe [29]
[36] siehe [29]
[37] Unlimited Hangout, Whitney Webb, „Isabel Maxwell: Israel’s “Back Door” Into Silicon Valley”, am 24.07.2020, <https://unlimitedhangout.com/2020/07/investigative-reports/isabel-maxwell-israels-back-door-into-silicon-valley/>
[38] Unlimited Hangout, Whitney Webb, „The Cover-Up Continues: The Truth About Bill Gates, Microsoft, and Jeffrey Epstein”, am 25.05.2021, <https://unlimitedhangout.com/2021/05/investigative-reports/the-cover-up-continues-the-truth-about-bill-gates-microsoft-and-jeffrey-epstein/> ; auf deutsch: Free21, „Die Vertuschung geht weiter:
Die Wahrheit über Jeffrey Epstein, Bill Gates und Microsoft”, am 03.07.2021, <https://free21.org/die-wahrheit-ueber-jeffrey-epstein-bill-gates-und-microsoft/>
[39] Muckrock, Emma Best, „Sir Robert Maxwell’s FBI file is getting more classified by the minute“, am 28.06.2017, <https://archive.li/vrhYi>
[40] siehe [9]
[41] siehe [9]
[42] Mint Press News, Whitney Webb, „Former Israeli Intel Official Claims Jeffrey Epstein, Ghislaine Maxwell Worked for Israel“, am 02.10.2019, <https://www.mintpressnews.com/ari-ben-menashe-jeffrey-epstein-ghislaine-maxwell-israel-intelligence/262162/>
[43] Mint Press News, Whitney Webb, „How the CIA, Mossad and “the Epstein Network” are Exploiting Mass Shootings to Create an Orwellian Nightmare”, am 06.09.2019, <https://www.mintpressnews.com/cia-israel-mossad-jeffrey-epstein-orwellian-nightmare/261692/>
[44] Unlimited Hangout, Whitney Webb, „Mega Group, Maxwells and Mossad: The Spy Story at the Heart of the Jeffrey Epstein Scandal”, am 07.08.2019, <https://unlimitedhangout.com/2019/08/investigative-series/mega-group-maxwells-and-mossad-the-spy-story-at-the-heart-of-the-jeffrey-epstein-scandal/>
[45] siehe [42]
[46] Marie Claire, „The Most Shocking Revelations To Come From The ‘Ghislaine Maxwell: Epstein’s Shadow’ Documentary“, am 01.07.2021, <https://archive.li/APwM1>
[47] The Guardian, Edward Helmore und Mark Townsend, „High society to hideaway arrest: Ghislaine Maxwell’s dramatic fall“, am 04.07.2020, <https://archive.li/a4s4A>
[48] siehe [44]
[49] IOL, Alyssia Birjalal, „Pilot dies as jet crashes at air show“, am 01.07.2012, <https://www.iol.co.za/news/pilot-dies-as-jet-crashes-at-air-show-1331588>
[50] BBC, On this day 1950-2005, „1987: MP on gay sex charges“, 16.04.1987, <https://archive.li/CbGu>
[51] Daily Mail, Andrew Pierce, „Spanking parties and the Enoch fan too right wing for Maggie: Shamed Tory MP Harvey Proctor revelled in notoriety, writes ANDREW PIERCE“, am 05.03.2015, <https://archive.li/7eYZX>
[52] Trinity Mirror / Mirrorpix / Alamy Stock Photo, „The Mirror organised a Disney day out for the kids at Lord and Lady Bath’s Longleat House, in Wiltshire. A great fun day in which Ghislaine Maxwell presented a cheque for £2000 for the save the children fund. Ghislaine meets Henry Thynne, Lord Bath and h” <https://archive.li/mhr1E>
[53] The Telegraph, William Langley, „The Marquess of Bath: the old lion abandons his pride“, am 27.11.2010, <https://archive.li/bx6Qm>
[54] The Telegraph, Guy Kelly, „Ghislaine Maxwell: How did she go from socialite to the shadowy figure in a sex crime investigation?“, am 13.08.2019, <https://unlimitedhangout.com/wp-content/uploads/2021/12/2019-08-13-Ghislaine-Maxwell_-How-did-she-go-from-socialite-to-the.pdf>
[55] The Last American Vagabond, „Epstein Victim Exposes Prince Andrew, Maxwell, Wexner… Whitney Webb & Maria Farmer“, am 25.04.2020, <https://unlimitedhangout.com/2020/04/press/epstein-victim-exposes-prince-andrew-maxwell-wexner-whitney-webb-maria-farmer/>
[56] siehe [55]
[57] Daily Mail, Wendy Leigh, „JUST LIKE her daddy; With a ruthless ambition worthy of her father,
Ghislaine Maxwell has clawed her way back from the brink of ruin. Now
she’s the toast of New York but has she fallen under the spell of an equally
questionable tycoon?“, am 19.05.2007, <https://unlimitedhangout.com/wp-content/uploads/2021/12/2007-05-19-JUST-LIKE-her-daddy_-With-a-ruthless-ambition-worthy-of.pdf>

Teil1: Treffen Sie Ghislaine:

Daddy’s Girl

Im Mainstream-Diskurs über den laufenden Prozess gegen Ghislaine Maxwell werden die Verbindungen nicht nur ihrer Person, sondern auch ihrer Familie zum israelischen Geheimdienst nicht erwähnt. Diese Verbindungen, die von Ghislaines Vater Robert Maxwell geschmiedet wurden, sind entscheidend für das Verständnis von Ghislaines Geschichte und ihrer Rolle in Jeffrey Epsteins Netzwerk der sexuellen Erpressung und des Menschenhandels.

Von Published On: 13. April 2022Kategorien: Gesellschaft & Geschichte

Dieser Text wurde zuerst am 16.12.2021 auf https://www.unlimitedhangout.com unter der URL <https://unlimitedhangout.com/2021/12/investigative-reports/meet-ghislaine-daddys-girl/> veröffentlicht. Auf deutsch zuerst unter der URL <https://axelkra.us/treffen-sie-ghislaine-daddys-girl-whitney-webb/> erschienen. Lizenz: Whitney Webb, Unlimited Hangout, CC BY-NC-ND 4.0

Ghislaine Maxwell mit ihrem Vater Robert Maxwell. (Foto: The Sun: https://www.thesun.co.uk/news/15250900/ghislaine-maxwell-broken-childhood-anne-robinson/)

Der Prozess gegen Ghislaine Maxwell, die mutmaßliche Zuhälterin in Jeffrey Epsteins sexuellem Erpressungs- und Sexhandel-Netzwerk, hat in den Mainstream-Medien und in den unabhängigen Medien große Aufmerksamkeit erregt – wenn auch nicht in dem Maße, wie man es angesichts des Medieninteresses an Epsteins Verhaftung und Tod im Jahr 2019 oder angesichts des öffentlichen Interesses am Epstein-/Maxwell-Skandal und seinen weiterreichenden Auswirkungen hätte erwarten können.

Es überrascht nicht, dass die größeren Auswirkungen des Epstein-/Maxwell-Skandals in der Berichterstattung der Mainstream-Medien (und einiger unabhängiger Medien) über den Prozess gegen Ghislaine Maxwell weitgehend, wenn nicht sogar vollständig, verschwunden sind. Obwohl die Staatsanwaltschaft beispielsweise physische Beweise für sexuelle Erpressung in Epsteins Wohnungen vorlegte [1] (wobei die Namen der Beschuldigten unkenntlich gemacht wurden), erwähnte sie nicht einmal die mögliche Rolle Ghislaine Maxwells als Erpresserin im Zusammenhang mit dem Sexhandel von Jeffrey Epstein. Nicht nur das, auch die Namen von Ghislaines engen Kontakten [2] und sogar einiger Zeugen der Verteidigung [3], zusammen mit beträchtlichen Informationen über ihre Rolle in Epsteins Netzwerk – die sehr im öffentlichen Interesse liegen –, sollen unter Verschluss gehalten und für immer vor der Öffentlichkeit verborgen werden [4]. Entweder aufgrund von „Abmachungen“ zwischen der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung, wie in diesem Fall oder aufgrund von Entscheidungen des Richters, der den Fall überwacht.

Hand in Hand mit dem Erpressungsaspekt dieses Falles geht das Schreckgespenst der familiären Verbindungen von Ghislaine Maxwell zu Geheimdiensten, sowie der geheimdienstlichen Verbindungen von Jeffrey Epstein selbst [5]. In Anbetracht der Tatsache, dass Erpressung, insbesondere sexuelle Erpressung, von Geheimdiensten – ganz besonders in den USA und Israel – seit den 1940er Jahren und darüber hinaus eingesetzt wird [6], ist es zutiefst beunruhigend, dass weder der Erpressungs- noch der Geheimdienstaspekt irgendeine Rolle gespielt haben. Weder bei der Staatsanwaltschaft noch in der Berichterstattung der Mainstream-Medien über den Prozess.

Um diesen Mangel an Berichterstattung zu beheben, veröffentlicht „Unlimited Hangout“ einen zweiteiligen Untersuchungsbericht mit dem Titel „Meet Ghislaine“, der sich an dem in Kürze erscheinenden Buch dieser Autorin [7] zu genau diesem Thema orientiert. Diese Untersuchung wird Schlüsselaspekte von Ghislaine Maxwells Verbindungen zu Geheimdiensten und sexuellen Erpressungsaktivitäten aufzeigen, die für den Fall gegen sie relevant sind, und vielleicht das Schweigen der Staatsanwaltschaft und ihr Interesse erklären, potenziell belastende Beweise gegen Ghislaine vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Teil 1 dieses Artikels befasst sich mit Ghislaines Vater, Robert Maxwell, einer überlebensgroßen Figur, die sowohl in der Geschäftswelt als auch in der Spionage tätig war und deren Töchter nach seinem Tod 1991 verschiedene Aspekte seiner Spionagekontakte und -aktivitäten sowie seines Einflussimperiums erbten.

Robert und Betty Maxwell posieren bei ihrer Hochzeit 1945 (Sygma via Getty Images / New York Post [8]).

Die Entstehung eines Maxwell

Um Ghislaine Maxwells Geschichte zu verstehen, muss man sich zunächst mit dem Aufstieg ihres Vaters, Robert Maxwell, auseinandersetzen. Der in der heutigen Ukraine geborene „Robert Maxwell“ war der letzte einer Reihe von Namen, die er benutzte. Zu seinen früheren Pseudonymen gehörten Abraham Hoch, Jan Ludvick und Leslie Du Marier. Der Name Robert Maxwell entstand auf Veranlassung eines seiner Vorgesetzten im britischen Militär. Maxwell war während des Zweiten Weltkriegs dem britischen Militär beigetreten, nachdem er sein Geburtsdorf vor dem Krieg verlassen hatte, als das Dritte Reich seine Expansion begann. Es wird angenommen, dass Maxwells Eltern und seine Geschwister im Holocaust umgekommen sind.

Robert Maxwell arbeitete während des Krieges für den britischen Geheimdienst MI6 und war nach dem Krieg mit Graf Frederich vanden Huevel befreundet [9], der in der Kriegszeit eng mit Allen Dulles zusammengearbeitet hatte. Dulles wurde später der erste Direktor der Central Intelligence Agency (CIA) und war während des Krieges damit beschäftigt, prominente Nazis zu beeinflussen und FDRs (Franklin Delano Roosevelt Anm. d. Red.) Politik der „totalen Kapitulation“ für hochrangige Naziführer aktiv zu untergraben [11].

Das Chaos im Nachkriegseuropa ermöglichte es Maxwell, den Grundstein für sein späteres Medienimperium zu legen. Dank seiner Kontakte zu den alliierten Streitkräften im Nachkriegs-Berlin gelang es ihm, die Verlagsrechte für prominente europäische Wissenschaftszeitschriften zu erwerben [12]. 1948 wurden diese Rechte in den britischen Verlag Butterworth eingebracht, der seit langem Verbindungen zum britischen Geheimdienst unterhielt. Anfang der 1950er Jahre benannte er das Unternehmen in Pergamon Press um und es wurde dann zum Eckpfeiler seines Medienimperiums.

Pergamons Zugang zu prominenten Akademikern, Wissenschaftlern und Regierungsvertretern verhalf Maxwell nicht nur zu großem Reichtum, sondern zog auch das Interesse verschiedener Geheimdienste auf sich – darunter der britische, der russische und der israelische –, die alle versuchten, Maxwell als Mitarbeiter oder Spion anzuwerben.

Als der MI6 versuchte, Maxwell für den Dienst zu rekrutieren, kam er nach einer umfassenden Hintergrundprüfung zu dem Schluss, dass Maxwell ein „Zionist“ sei, der nur Israel gegenüber loyal sei. Seine anschließende Beziehung zum MI6 war wechselhaft und auf beiden Seiten weitgehend opportunistisch, wobei Maxwell später einen Teil der Schuld für seine finanziellen Schwierigkeiten den angeblichen Versuchen des MI6 gab, ihn zu „unterwandern“.

Maxwell wurde erst 1961 offiziell für den israelischen Geheimdienst rekrutiert. Aber seine entscheidende Rolle bei der Beschaffung von Waffen und Flugzeugteilen für den Krieg 1948, der zur Gründung des Staates Israel führte, lässt auf eine enge Beziehung zu prominenten Politikern und Militärs des Landes von Anfang an schließen – wie dies sicherlich auch bei anderen prominenten Geschäftsleuten der Fall war, die vor und während des Jahres 1948 bei der Bewaffnung der zionistischen Paramilitärs geholfen hatten. Anfang der 1960er Jahre trat der israelische Geheimdienst offiziell an Maxwell heran, um seinen Zugang zu einer Vielzahl prominenter Geschäftsleute und führender Persönlichkeiten der Welt zu nutzen, den er während des Aufbaus seines Medienimperiums gepflegt hatte.

Einige Jahre nach seiner offiziellen Rekrutierung als Mitarbeiter des israelischen Geheimdienstes kandidierte Maxwell für ein öffentliches Amt und wurde 1964 für die Labour Party Mitglied des britischen Parlaments [13]. Seine Kandidatur zur Wiederwahl scheiterte, so dass er 1970 nicht mehr im Amt war. Etwa zur gleichen Zeit verlor er auch die Kontrolle über Pergamon Press, die er jedoch einige Jahre später wieder zurückerlangte.

Nachdem er fast alles verloren hatte, widmete Maxwell seine Zeit der Konsolidierung der Kontrolle über sein ständig wachsendes Netz von ineinandergreifenden Unternehmen, Treuhandgesellschaften und Stiftungen. Dies umfasste nun weit mehr als nur Medienkonzerne. Gleichzeitig baute er seine Beziehungen zu prominenten Politikern, Geschäftsleuten und deren Mittelsmännern aus – eine Gruppe, die Maxwell stolz als seine „Quellen“ bezeichnete. Zu diesen frühen „Quellen“ gehörten die künftige britische Premierministerin Margaret Thatcher, Israels größter Waffenhändler und einer der mächtigsten Oligarchen Saul Eisenberg, Finanzriesen wie Edmund Safra und Meistermanipulatoren wie Henry Kissinger. [14] Eine weitere frühe „Quelle“ war George H. W. Bush, der damals der Nixon-Regierung angehörte und bald als CIA-Direktor fungierte, bevor er Reagans Vizepräsident und dann selbst US-Präsident wurde.

Maxwells Quellen und sein Einfluss reichten weit über den Westen hinaus, wobei viele seiner prominentesten Kontakte in Osteuropa und in der Sowjetunion zu finden waren. Er unterhielt enge Beziehungen zu Diktatoren, Geheimdienstmitarbeitern und sogar zum organisierten Verbrechen wie z. B. im Fall von Semion Mogilevich, der manchmal als „Boss der Bosse“ der russischen Mafia bezeichnet wird [15]. Es war kein Geringerer als Robert Maxwell, der den Einzug von Unternehmen, die mit Mogilevich in Verbindung standen, in die Vereinigten Staaten organisierte [16]. Maxwell hatte erfolgreich beim Staat Israel darauf hingewirkt, Mogilevich und seinen Partnern israelische Pässe zu gewähren, die ihnen einen leichteren Zugang zu amerikanischen Finanzinstituten ermöglichten.

Die Ausweitung von Maxwells prominenten Kontakten verlief parallel zum Wachstum seines Medienimperiums. Bis 1980 hatte er die British Printing Corporation erworben, die er in Maxwell Communication Corporation umbenannte. Nur wenige Jahre später kaufte er die Mirror Group, Herausgeber der britischen Boulevardzeitung Daily Mirror [17]. Es folgte die Übernahme der US-Verlage Prentice Hall und MacMillan und später der New York Daily News. Ein Großteil des Geldes, das Maxwell für den Erwerb der Mirror Group und mehrerer dieser anderen Unternehmen verwendete, stammte von Geldgebern des israelischen Geheimdienstes. Geld, das Maxwell von Medienunternehmen wie der Mirror Group und ihrem Pensionsfonds „geliehen“ hatte, wurde zur Finanzierung von Mossad-Aktivitäten in Europa und anderswo verwendet; anschließend wurden die Gelder zurückgeführt, bevor das Fehlen von Unternehmensmitarbeitern, die in diese Operationen nicht eingeweiht waren, bemerkt wurde. Später brachte Maxwell dieses gut geölte System zum Entgleisen, indem er dieselben Mittel zur Finanzierung seiner eigenen protzigen und anzüglichen Gewohnheiten verwendete.

Robert Maxwell posiert mit der ersten Ausgabe der von ihm 1990 gegründeten Zeitung „The European“ [18].

Während dieser Zeit vertieften sich Maxwells Verbindungen zum israelischen Geheimdienst auch auf andere Weise, insbesondere in der Zeit, als Yitzhak Shamir Premierminister war. Shamir, ein ehemaliger Anführer [19] der als Lehi oder Stern-Bande bekannten zionistischen Terrorgruppe [20], verabscheute die Vereinigten Staaten zutiefst. Ein Gefühl, das er Maxwell bei einem seiner Besuche in Israel anvertraute. Shamir erklärte Maxwell, dass er den Amerikanern die Schuld am Holocaust gebe, weil die USA den Transfer der europäischen Juden nach Palästina vor dem Krieg nicht unterstützt hätten. [21] Shamirs Ansichten über die USA beeinflussten wahrscheinlich Israels aggressivere Spionage gegen die USA, die in dieser Zeit aufkam und bei der Maxwell eine wichtige Rolle spielte.

Maxwell und die PROMIS-Affäre

Maxwells prominente Rolle im PROMIS-Softwareskandal und in der Iran-Contra-Affäre in den 1980er Jahren wurde durch den Kauf zahlreicher israelischer Unternehmen erleichtert, von denen mehrere entweder als Fassade oder als „Dienstleister“ für den israelischen Geheimdienst fungierten. Die bekanntesten von ihnen waren Scitex, wo Yitzhak Shamirs Sohn Nachum in den 1990er und frühen 2000er Jahren eine wichtige Führungsposition innehatte [22], und Degem, ein Computerunternehmen mit einer großen Präsenz in Mittel- und Südamerika sowie in Afrika.

Schon vor dem Kauf von Degem durch Maxwell wurde das Unternehmen vom Mossad als Tarnung für Agenten und insbesondere Attentäter genutzt. [23] Die Büros des Unternehmens dienten als Tarnung für Entführungen und Morde an Personen, die mit den Gruppen in Verbindung standen, die Beziehungen zu Israels Feinden – insbesondere zur PLO –, hatten oder mit ihnen sympathisierten.

Einige der bemerkenswertesten Vorfälle ereigneten sich in Afrika, wo Mossad-Attentäter das Unternehmen Degem als Deckmantel für die Ermordung von Mitgliedern des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) nutzten.

In Lateinamerika diente Degem dem Mossad ebenfalls als Deckung, um terroristische und narcoterroristische Organisationen wie den peruanischen Sendero Luminoso (bekannt unter dem Namen „Leuchtender Pfad“) und die Nationale Befreiungsarmee Kolumbiens (ELN) zu infiltrieren. [24]

Nach dem Kauf von Degem durch Maxwell diente das Unternehmen als Hauptinstrument, über das Israel seine wohl dreisteste und erfolgreichste Spionageoperation der damaligen Zeit durchführte: das Abhören und die anschließende Massenvermarktung des gestohlenen Softwareprogramms PROMIS [25].

Rafi Eitan, der berüchtigte israelische Spionagemeister, der Jonathan Pollard betreute und eine Schlüsselrolle bei der Schaffung des Talpiot-Programms spielte [26], war Leiter des (inzwischen aufgelösten) israelischen Geheimdienstes Lekem, als er von einem revolutionären neuen Softwareprogramm erfuhr, das vom US-Justizministerium eingesetzt wurde [27]. Es handelte sich um das Prosecutors Information Management System, besser bekannt unter dem Kürzel PROMIS.

Rafi Eitan mit dem israelischen Politiker Ariel Sharon im Jahr 1987 (Foto: Israel Sun/Rex/Shutterstock [28]).

Eitan hatte von Earl Brian, einem langjährigen Mitarbeiter von Ronald Reagan, der zuvor für die CIA gearbeitet hatte, von PROMIS erfahren. PROMIS wird oft als Vorläufer der heute von den USA und verbündeten Spionagebehörden verwendeten PRISM-Software angesehen und wurde vom ehemaligen NSA-Beamten Bill Hamilton entwickelt. Hamilton hatte die Software 1982 über seine Firma Inslaw Inc. an das US-Justizministerium vermietet.

Eitan und Brian heckten den Plan aus, eine „Hintertür“ in die Software einzubauen und PROMIS dann weltweit zu verkaufen, um Israel mit unschätzbaren Informationen über die Operationen seiner Feinde und Verbündeten zu versorgen und gleichzeitig Eitan und Brian massive Gewinne zu bescheren [29]. Laut der Aussage des ehemaligen israelischen Geheimdienstmitarbeiters Ari Ben-Menashe stellte Brian dem israelischen Militärgeheimdienst eine Kopie von PROMIS zur Verfügung [30], der sich daraufhin mit einem in Kalifornien lebenden israelisch-amerikanischen Programmierer in Verbindung setzte. Dieser Programmierer baute dann eine Hintertür in die Software ein.

Sobald die Hintertür installiert war, versuchte Brian, die verwanzte PROMIS-Software über seine Firma Hadron Inc. weltweit zu vermarkten. Nachdem er zunächst erfolglos versucht hatte, Inslaw aufzukaufen, wandte sich Brian dann an seinen engen Freund, den Generalstaatsanwalt Ed Meese. Dessen Justizministerium weigerte sich plötzlich, die vertraglich vereinbarten Zahlungen an Inslaw zu leisten und begann, die Software im Wesentlichen kostenlos zu nutzen. Hamilton und Inslaw behaupteten, dies sei Diebstahl. Einige haben spekuliert, dass Meeses Rolle bei dieser Entscheidung nicht nur durch seine Freundschaft mit Brian geprägt war, sondern auch durch die Tatsache, dass seine Frau eine wichtige Investorin in Brians Geschäftsvorhaben war [31].

Das Vorgehen von Meese zwang Inslaw in den Konkurs, und Inslaw verklagte daraufhin das Justizministerium. Das Gericht stellte fest, dass die von Meese geleitete Abteilung die Software durch „Trickserei, Betrug und Täuschung“ „genommen, umgewandelt und gestohlen“ hatte. In der Zwischenzeit, als Inslaw scheinbar aus dem Weg geräumt war, verkaufte Brian die verwanzte Software an den jordanischen Geheimdienst [32], was für Israel ein großer Segen war, und an eine Handvoll Privatunternehmen. Eitan war jedoch mit Brians Fortschritten unzufrieden und wandte sich schnell an die Person, von der er glaubte, dass sie PROMIS am effektivsten an interessierte Regierungen in der ganzen Welt verkaufen könnte – Robert Maxwell.

Geschäftsmann und Spion

Über Degem und andere Kanäle vermarktete Maxwell PROMIS so erfolgreich, dass der israelische Geheimdienst bald Zugang zu den innersten Abläufen unzähliger Regierungen, Unternehmen, Banken und Geheimdiensten in aller Welt hatte. Viele von Maxwells größten Erfolgen waren der Verkauf von PROMIS an Diktatoren in Osteuropa, Afrika und Lateinamerika. Im Anschluss an die Verkäufe und nachdem Maxwell einen ansehnlichen Gehaltsscheck kassiert hatte, wurde PROMIS mit seiner beispiellosen Fähigkeit, alles zu überwachen – von Geldströmen bis hin zu menschlichen Bewegungen – von diesen Regierungen eingesetzt, um Finanzverbrechen mit größerer Raffinesse zu begehen und Dissidenten zu jagen und „verschwinden“ zu lassen.

In Lateinamerika verkaufte Maxwell PROMIS an die Militärdiktaturen in Chile und Argentinien. Es wurde eingesetzt, um den Massenmord der Operation Condor zu erleichtern, da die Freunde und Familien von Dissidenten und so genannten Subversiven mit PROMIS leicht identifiziert werden konnten.

PROMIS war für diesen Zweck so effektiv, dass nur wenige Tage nach dem Verkauf der Software an Guatemala, diese von den USA unterstützte Diktatur 20.000 „Subversive“ festnahm, von denen man nie wieder etwas hörte [33].

Dank der Hintertür in PROMIS kannte der israelische Geheimdienst die Identität der Verschwundenen in Guatemala natürlich früher als die Familien der Opfer selbst. Sowohl die USA als auch Israel waren außerdem an der Bewaffnung und Ausbildung vieler lateinamerikanischer Diktaturen beteiligt, denen die verwanzte PROMIS-Software verkauft worden war. Es ist erwähnenswert, dass die israelische Regierung und der militärisch-industrielle Komplex gleichzeitig in den Verkauf von Waffen an viele dieser Regierungen verwickelt waren.

Obwohl der israelische Geheimdienst sofort offensichtliche Verwendungszwecke für den ständigen Strom sensibler und geheimer Informationen fand, stand der größte Gewinn noch bevor. Eitan beauftragte Maxwell bald mit dem Verkauf von PROMIS an streng geheime Labore der US-Regierung im Los Alamos-Komplex, einschließlich der Sandia National Laboratories, die das Herzstück des US-Atomwaffensystems waren und sind. Um zu planen, wie er ein solches Kunststück bewerkstelligen könnte, traf sich Maxwell mit keinem Geringeren als Henry Kissinger [34]. Dieser sagte ihm, er solle die Dienste des texanischen Senators John Tower in Anspruch nehmen, der damals Vorsitzender des Senatsausschusses für die Streitkräfte war. Kissinger wurde nie angeklagt, oder auch nur in Frage gestellt, wegen seiner Rolle bei dieser Beihilfe zu einer ausländischen Spionageoperation, die auf hochsensible nationale Sicherheitsinformationen der USA abzielte.

Maxwell zahlte Tower mit Mossad-Geldern 200.000 Dollar für seine Dienste, die auch das Öffnen von Türen beinhalteten – nicht nur zum Los Alamos-Komplex, sondern auch zum Weißen Haus unter Reagan. PROMIS wurde dann über ein in den USA ansässiges Unternehmen, das Maxwell 1981 gekauft und in eine Fassade für den Mossad verwandelt hatte, an die Labore verkauft. Dieses Unternehmen mit dem Namen „Information on Demand“ wurde von 1985 bis zu Roberts Tod 1991 von seiner Tochter Christine Maxwell geleitet [35]. Sie half in dieser Zeit dabei, die verwanzte PROMIS-Software an mehrere Fortune-500-Unternehmen zu verkaufen. Isabel Maxwell, die Schwester von Ghislaine und Christine, arbeitete ebenfalls in dem Unternehmen, bevor es 1991 geschlossen wurde. [36]

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 tat sich Christine Maxwell mit dem CIA-Beamten Alan Wade zusammen, um die als Chiliad bekannte Software für den Heimatschutz an den nationalen Sicherheitsstaat der USA zu vermarkten, während Isabel im selben Zeitraum eng an der Schnittstelle zwischen dem israelischen Geheimdienst und dem privaten Technologiesektor des Landes arbeitete [37]. Ghislaine und ihre beiden Schwestern, die mit dem Geheimdienst und dem Technologiesektor in Verbindung stehen, hielten einen bedeutenden Anteil an einem Technologieunternehmen, das der eigentliche Ursprung der Beziehung zwischen Bill Gates und Jeffrey Epstein zu sein scheint, wie in diesem Untersuchungsbericht von „Unlimited Hangout“ vom Mai erläutert wird [38].

Einige Jahre nach der Übernahme durch die Maxwells wurde Information on Demand ab 1983 vom FBI auf seine Verbindungen zum Geheimdienst untersucht. Diese Untersuchung wurde jedoch wiederholt von höheren Stellen im von Meese geleiteten Justizministerium eingestellt, das, wie bereits erwähnt, in die ganze schmutzige PROMIS-Affäre verwickelt war. Die Untersuchung wurde 1985 endgültig eingestellt. Die Vertuschung dauert seltsamerweise bis heute an, da sich das FBI immer noch weigert, Dokumente über Robert Maxwell und seine Rolle im PROMIS-Skandal herauszugeben. [39]

Die Einstellung der FBI-Untersuchung gab seinerzeit grünes Licht für den Verkauf von PROMIS durch Information on Demand an die Sandia National Laboratories. Dadurch erhielt der israelische Geheimdienst direkten Zugang zum Kern der US-Atomwaffenprogramme und zur Atomwaffentechnologie. Dies war ein Segen für Israels immer noch nicht deklarierten Bestand an Atomraketen und Sprengköpfen und trug dazu bei, dass Israel die einzige Atommacht im Nahen Osten bleiben würde. Israels Erwerb von Atomwaffen zeigt im Lichte des PROMIS-Skandals und der Pollard-Spionageaffäre, dass es größtenteils durch Tricks, Täuschung und Spionage und nicht durch israelische technische oder wissenschaftliche Fähigkeiten zur Atommacht im Nahen Osten aufstieg.

Im selben Jahr, 1985, schloss die CIA endlich zu ihrem israelischen Pendant auf und schuf eine eigene Hintertür in PROMIS. Daraufhin verkaufte sie die Software vor allem an verbündete Geheimdienste in Großbritannien, Australien, Neuseeland und anderswo. Sie war jedoch nicht annähernd so erfolgreich wie Maxwell, der geschätzte 500 Millionen Dollar an verwanzten PROMIS-Programmen für Israel verkaufte [40]. Die CIA hingegen erlöste nur etwa 90 Millionen Dollar [41].

Erbin eines Spionageimperiums

Nach Maxwells großem Erfolg beim Verkauf von PROMIS im Auftrag des israelischen Geheimdienstes wurde er für eine weitere vom israelischen Geheimdienst gesteuerte Operation angeworben – das Iran-Contra-Geschäft. Durch seine Iran-Contra-Geschäfte lernte Robert Maxwell Berichten zufolge Jeffery Epstein kennen, den er noch im selben Jahr mit der persönlichen Zustimmung der „höheren Tiere“ des israelischen Militärgeheimdienstes in dessen Schoß holte [42]. Der Leiter des israelischen Militärgeheimdienstes war zu dieser Zeit Ehud Barak, der später wegen seiner gut dokumentierten und engen Beziehungen zu Epstein in die Kritik geriet [43]. 1985 war auch das Jahr, in dem Epstein praktischerweise den Milliardär Leslie Wexner aus Ohio kennenlernte. Er wurde eng in seine Finanzen und Angelegenheiten verwickelt, nachdem Wexners früherem Fixer, Arthur Shapiro, am helllichten Tag ins Gesicht geschossen wurde, bevor er vor dem Finanzamt über Angelegenheiten im Zusammenhang mit Wexners Finanzen aussagen konnte. Wexner war 1991 Mitbegründer der Mega Group [44], deren prominente Mitglieder enge Verbindungen zu israelischen Politikern und Geheimdienstleuten und/oder in den USA ansässigen Netzwerken des organisierten Verbrechens wie dem National Crime Syndicate unterhalten.

Epsteins Eintritt in diese Welt wurde durch seine romantische Beziehung zu Ghislaine Maxwell erleichtert, die angeblich Robert Maxwells erfolgreicher Bemühung vorausging, ihn in den Schoß des israelischen Militärgeheimdienstes zu bringen [45]. Epstein war nur einer von mehreren Freunden, die Ghislaine in den 1980er Jahren gehabt haben soll. Aber Epstein war sicherlich derjenige, der ihrem Vater in Bezug auf Verhalten und „Talente“ am ähnlichsten war.

Ghislaine Maxwell und ihre Mutter Betty posieren neben einem gerahmten Bild von Robert Maxwell in Jerusalem, November 1991 [46].

Ghislaines andere Freunde während und vor dieser Zeit sind sicherlich erwähnenswert. Einer der interessantesten war ein italienischer Aristokrat namens Graf Gianfranco Cicogna [47], dessen Großvater Mussolinis Finanzminister und der letzte Doge von Venedig war. Cicogna hatte auch Verbindungen zu verdeckten und offenen Machtstrukturen in Italien, insbesondere zum Vatikan, zur CIA-Präsenz in Italien und zur italienischen Seite des Nationalen Verbrechersyndikats. Die andere Hälfte dieses Syndikats war natürlich die jüdisch-amerikanische Mafia mit ihren Verbindungen zur Mega Group [48], die ihrerseits wiederum eng mit dem Epstein-Skandal verbunden war und deren Mitglieder häufig Geschäftspartner von Robert Maxwell waren. Es ist erwähnenswert, dass Gianfranco Cicogna 2012 ein grausames Ende fand [49]. Das Flugzeug, in dem er flog, explodierte während einer Flugshow in einem riesigen Feuerball– ein morbides Spektakel, das überraschenderweise immer noch auf YouTube zu sehen ist.

Ghislaine und Robert Maxwell hatten auch seltsame Verbindungen zum Harvey-Proctor-Skandal im Vereinigten Königreich. Ein Boulevardblatt von Robert Maxwell behauptete – mit Maxwells voller Zustimmung –, dass versucht worden sei, Robert Maxwell mit Informationen über Ghislaines angebliche Beziehung zum zukünftigen Herzog von Rutland zu erpressen. Maxwell wollte natürlich, dass die Informationen, die Ghislaine mit dem Herzog in Verbindung brachten, an die Öffentlichkeit gelangten. Aber die Geschichte ist aus mehreren Gründen merkwürdig. Das Motiv des Erpressers bestand angeblich darin, zu verhindern, dass die im Besitz von Maxwell befindlichen Zeitungen über den Harvey-Proctor-Skandal berichten. Aber der Sohn des Herzogs, der angeblich mit Ghislaine zusammen war, war auch ein enger Freund und späterer Arbeitgeber von Harvey Proctor.

Das Auftauchen von Harvey Proctor, einem konservativen Mitglied des Parlaments, in diesem Boulevard-Spektakel ist aus mehreren Gründen interessant. Im Jahr 1987 bekannte sich Proctor der sexuellen Unzucht mit zwei jungen Männern, die damals sechzehn und neunzehn Jahre alt waren schuldig [50]. Mehrere Zeugen, die im Rahmen dieser Untersuchung befragt wurden, beschrieben, dass er ein sexuelles Interesse an „kleinen Jungen“ hatte. Später wurde Proctor in einem kontroversen Gerichtsverfahren beschuldigt, mit dem gut vernetzten britischen Pädophilen und Kinderbeschaffer Jimmy Savile zusammengearbeitet zu haben; ihm wurde vorgeworfen, Teil eines Rings für sexuellen Kindesmissbrauch gewesen zu sein, zu dem auch der ehemalige britische Premierminister Ted Heath gehört haben soll. Saviles enge Beziehung zu Prinz Charles aus dem britischen Königshaus ist allgemein bekannt. Und wie in Kürze erwähnt wird, soll Ghislaine schon vor ihren häufigen öffentlichen Auftritten mit Prinz Andrew und Epstein, die um das Jahr 2000 herum begannen, mit den Royals vertraut gewesen sein.

Natürlich erwähnten die Zeitungen von Maxwell bei der Berichterstattung über die angeblichen Erpressungsversuche ihm gegenüber den Aspekt der „kleinen Jungen“ überhaupt nicht. Sie konzentrierten sich stattdessen auf Behauptungen, die von den damals glaubwürdigen Anschuldigungen der Pädophilie ablenkten und schrieben unter anderem, Proctor stehe lediglich auf „Spanking“ und sei „durchgeknallt“ [51]. Es ist schwer zu sagen, was genau bei diesem speziellen Vorfall vor sich ging, aber die ganze bizarre Affäre zeichnet ein interessantes Bild von Ghislaines sozialem Umfeld zu dieser Zeit.

In dieser Zeit, 1985, engagierte sich Ghislaine auch für die „Philanthropie“ im Zusammenhang mit dem Geschäftsimperium ihres Vaters, indem sie im Namen der Mirror Group einen „Disney-Tag für Kinder“ und ein Benefiz-Dinner für die Nichtregierungsorganisation Save the Children veranstaltete [52]. Ein Teil der Veranstaltung fand im Haus des Marquess und der Lady of Bath statt – eine Gala, die von Mitgliedern der britischen Königsfamilie besucht wurde. Es ist erwähnenswert, dass der Marquess of Bath zu dieser Zeit eine merkwürdige Person war, da er die größte Sammlung von Gemälden Adolf Hitlers angehäuft hatte [53] und sagte, dass Hitler „große Dinge für sein Land getan“ habe. Am selben Abend, an dem die von Ghislaine ausgerichtete Feier zu Ende ging, wurde der Sohn des Marquess of Bath erhängt an einem Eichenbalken im Bath Arms aufgefunden, was als Selbstmord gewertet wurde. [54]

Die Anwesenheit der Royals bei dieser von Ghislaine ausgerichteten Gala war kein Glücksfall für Ghislaine oder ihre „philanthropischen“ Bemühungen, denn Ghislaine stand den Royals bereits seit Jahren nahe. Spätere Angestellte sowie Opfer von Ghislaine hatten persönlich Bilder von ihr gesehen, wie sie mit den Royals „aufwuchs“ [55] – eine Beziehung, die angeblich durch die Verbindungen der Familie Maxwell zur Bankiersfamilie Rothschild erleichtert wurde. Ghislaine hat die reichen und einflussreichen Rothschilds mehr als einmal als die „größten Beschützer“ [56] ihrer Familie bezeichnet. Sie gehörten auch zu Robert Maxwells wichtigsten Bankiers, die ihm beim Aufbau seines riesigen Medienimperiums und seines Netzes von Unternehmen und unauffindbaren Trusts halfen.

In dieser Zeit erlernte Ghislaine auch einige ungewöhnliche Fähigkeiten, darunter das Steuern von Flugzeugen, Hubschraubern und U-Booten, und sie beherrschte mehrere Sprachen fließend.

Dann, im Jahr 1991, änderte sich das Schicksal von Ghislaine und ihrer gesamten verbliebenen Familie dramatisch – zumindest in der Öffentlichkeit – mit dem Tod von Robert Maxwell. Einem Tod, den die meisten Mitglieder der Maxwell-Familie und die meisten seiner Biographen als Mord ansehen. Eine Tat, die angeblich von eben jenem Geheimdienst begangen wurde, der ihn beschäftigt hatte.

Laut dem Journalisten John Jackson, der dabei war, als Ghislaine und ihre Mutter Betty kurz nach dem Tod ihres Vaters an Bord der Jacht gingen, war es Ghislaine, die „kühl in das Büro ihres verstorbenen Vaters ging und alle belastenden Dokumente an Bord schredderte“. Ghislaine bestreitet den Vorfall, doch Jackson hat die Behauptung, die 2007 in einem Artikel der Daily Mail veröffentlicht wurde [57], nie zurückgenommen.

Glaubt man Jackson, so war Ghislaine von allen Kindern Robert Maxwells diejenige, die am besten über die belastenden Geheimnisse des Finanzimperiums und die Spionageaktivitäten ihres Vaters Bescheid wusste.

Wie Teil 2 dieser Serie zeigen wird, deuten die Beweise darauf hin, dass genau dies der Fall ist. Zumal Ghislaines Eintritt in die elitären gesellschaftlichen Kreise New Yorks von ihrem Vater noch vor seinem Tod 1991 geplant worden war. Natürlich sollten sich diese sozialen Verbindungen in New York, aber auch in Europa und anderswo, als entscheidend für den Betrieb und den Schutz von Jeffrey Epsteins sexuellem Handels- und Erpressungs-Netzwerk erweisen. Ghislaines schlüpfriges Verhalten in den darauffolgenden Jahren, einschließlich mehrerer Aktivitäten, die auch mit dem Sexhandel von Minderjährigen in Zusammenhang stehen, zeigt, dass Ghislaine von ihrem Vater weit mehr als nur ihre Persönlichkeit geerbt hat. Sie spielte zusammen mit mehreren ihrer Geschwister eine Schlüsselrolle dabei, verschiedene Aspekte des Erbes ihres Vaters, einschließlich seiner Spionageaktivitäten, am Leben zu erhalten.

Anmerkung:

Dieser zweiteilige Artikel ist eine gekürzte Fassung aus dem demnächst erscheinenden Buch von Whitney Webb über den Epstein-Maxwell-Skandal: „One Nation Under Blackmail“.

Quellen:

[1] Yahoo News, Jacob Shamsian, „FBI agents used a saw to open a safe in Jeffrey Epstein’s Manhattan mansion that held hard drives and diamonds“, am 06.12.2021, <https://archive.li/CnXLS>
[2] Mirror, Christopher Bucktin, „Ghislaine Maxwell ‘too fragile’ to be grilled about Jeffrey Epstein and Prince Andrew“, am 15.12.2021, <https://archive.li/J7Oci>
[3] The New York Times, Benjamin Weiser, „Ghislaine Maxwell’s Unusual Request: Allow Anonymous Defense Witnesses“, am 13.12.2021, <https://archive.li/h0nCP>
[4] New York Post, Tamar Lapin, „Ghislaine Maxwell case details too ‘sensational and impure’ for public, judge says“, am 18.03.2021, <https://archive.li/9r8r8>
[5] Unlimited Hangout, Whitney Webb, Epstein Reihe, <https://unlimitedhangout.com/epstein/>
[6] siehe [6]
[7] Trine Day, Whitney Webb, Buch: „One Nation Under Blackmail”, <https://trineday.myshopify.com/products/one-nation-under-blackmail>
[8] New York Post, Mary Kay Linge, „How Robert Maxwell rose from poverty — and corrupted his daughter Ghislaine“, am 06.02.2021, <https://archive.li/cAZpF>
[9] Internet Archive, Gordon Thomas und Martin Dillon, „Robert Maxwell: Israel’s Superspy“, 2002, <https://archive.org/details/robert-maxwell-israels-superspy-thomas-dillon-2002>
[10] Amazon, David Talbot, „The Devil’s Chessboard: Allen Dulles, the CIA, and the Rise of America’s Secret Government“, Reprint 2016, <https://www.amazon.com/Devils-Chessboard-Dulles-Americas-Government/dp/0062276174>
[11] siehe [10]
[12] The Guardian, Stephen Buranyi, „Is the staggeringly profitable business of scientific publishing bad for science?“, am 27.06.2017, <https://archive.li/IoAxa>
[13] The Guardian, Dennis Barker und Christopher Sylvester, „Robert Maxwell obituary“, am 06.11.1991, <https://archive.li/Rvn2P>
[14] siehe [9]
[15] The Village Voice, robert I. Friedman, „The Most Dangerous Mobster in the World“, am 26.05.1998, <https://archive.li/uzYky>
[16] siehe [9]
[17] siehe [13]
[18] Ham & High, Bridget Galton, „’The Dig’ author excavates the life of Robert Maxwell“, am 21.06.2021, <https://archive.li/EGnn3>
[19] Los Angeles Times, Reuters, „Paper Breaks Taboo on Shamir, Nazi Link : Jerusalem Post Cites Stern Gang Past, Hits Stance on Peace Now”, am 07.03.1989, <https://archive.li/JkPq3>
[20] Consortium News, Nima Shirazi, „Yitzhak Shamir: the Well-Liked Terrorist“, am 02.07.2012, <https://archive.li/NZGVm>
[21] siehe [9]
[22] The New York Times, Alison Leigh Cowan, „Wall Street; Israeli Stocks’ Post-Shamir Rally“, am 19.07.1992, <https://archive.li/PycmY>
[23] siehe [9]
[24] siehe [9]
[25] Unlimited Hangout, Whitney Webb, „From “Spook Air” to the “Lolita Express”: The Genesis and Evolution of the Jeffrey Epstein-Bill Clinton Relationship“, am 23.08.2019, <https://unlimitedhangout.com/2019/08/investigative-series/from-spook-air-to-the-lolita-express-the-genesis-and-evolution-of-the-jeffrey-epstein-bill-clinton-relationship/>
[26] Unlimited Hangout, Whitney Webb, „Ending Anonymity: Why The WEF’s Partnership Against Cybercrime Threatens The Future Of Privacy”, am 12.07.2021, <https://unlimitedhangout.com/2021/07/investigative-reports/ending-anonymity-why-the-wefs-partnership-against-cybercrime-threatens-the-future-of-privacy/>
[27] siehe [25]
[28] The Guardian, Ian Black, „Rafi Eitan obituary“, am 25.03.2019, <https://archive.li/KlUZQ>
[29] Unlimited Hangout, Whitney Webb, „The Maxwell Family Business: Espionage”, am 15.07.2020, <https://unlimitedhangout.com/2020/07/investigative-series/the-maxwell-family-business-espionage/>
[30] siehe [29]
[31] siehe [29]
[32] siehe [9]
[33] siehe [9]
[34] siehe [9]
[35] siehe [29]
[36] siehe [29]
[37] Unlimited Hangout, Whitney Webb, „Isabel Maxwell: Israel’s “Back Door” Into Silicon Valley”, am 24.07.2020, <https://unlimitedhangout.com/2020/07/investigative-reports/isabel-maxwell-israels-back-door-into-silicon-valley/>
[38] Unlimited Hangout, Whitney Webb, „The Cover-Up Continues: The Truth About Bill Gates, Microsoft, and Jeffrey Epstein”, am 25.05.2021, <https://unlimitedhangout.com/2021/05/investigative-reports/the-cover-up-continues-the-truth-about-bill-gates-microsoft-and-jeffrey-epstein/> ; auf deutsch: Free21, „Die Vertuschung geht weiter:
Die Wahrheit über Jeffrey Epstein, Bill Gates und Microsoft”, am 03.07.2021, <https://free21.org/die-wahrheit-ueber-jeffrey-epstein-bill-gates-und-microsoft/>
[39] Muckrock, Emma Best, „Sir Robert Maxwell’s FBI file is getting more classified by the minute“, am 28.06.2017, <https://archive.li/vrhYi>
[40] siehe [9]
[41] siehe [9]
[42] Mint Press News, Whitney Webb, „Former Israeli Intel Official Claims Jeffrey Epstein, Ghislaine Maxwell Worked for Israel“, am 02.10.2019, <https://www.mintpressnews.com/ari-ben-menashe-jeffrey-epstein-ghislaine-maxwell-israel-intelligence/262162/>
[43] Mint Press News, Whitney Webb, „How the CIA, Mossad and “the Epstein Network” are Exploiting Mass Shootings to Create an Orwellian Nightmare”, am 06.09.2019, <https://www.mintpressnews.com/cia-israel-mossad-jeffrey-epstein-orwellian-nightmare/261692/>
[44] Unlimited Hangout, Whitney Webb, „Mega Group, Maxwells and Mossad: The Spy Story at the Heart of the Jeffrey Epstein Scandal”, am 07.08.2019, <https://unlimitedhangout.com/2019/08/investigative-series/mega-group-maxwells-and-mossad-the-spy-story-at-the-heart-of-the-jeffrey-epstein-scandal/>
[45] siehe [42]
[46] Marie Claire, „The Most Shocking Revelations To Come From The ‘Ghislaine Maxwell: Epstein’s Shadow’ Documentary“, am 01.07.2021, <https://archive.li/APwM1>
[47] The Guardian, Edward Helmore und Mark Townsend, „High society to hideaway arrest: Ghislaine Maxwell’s dramatic fall“, am 04.07.2020, <https://archive.li/a4s4A>
[48] siehe [44]
[49] IOL, Alyssia Birjalal, „Pilot dies as jet crashes at air show“, am 01.07.2012, <https://www.iol.co.za/news/pilot-dies-as-jet-crashes-at-air-show-1331588>
[50] BBC, On this day 1950-2005, „1987: MP on gay sex charges“, 16.04.1987, <https://archive.li/CbGu>
[51] Daily Mail, Andrew Pierce, „Spanking parties and the Enoch fan too right wing for Maggie: Shamed Tory MP Harvey Proctor revelled in notoriety, writes ANDREW PIERCE“, am 05.03.2015, <https://archive.li/7eYZX>
[52] Trinity Mirror / Mirrorpix / Alamy Stock Photo, „The Mirror organised a Disney day out for the kids at Lord and Lady Bath’s Longleat House, in Wiltshire. A great fun day in which Ghislaine Maxwell presented a cheque for £2000 for the save the children fund. Ghislaine meets Henry Thynne, Lord Bath and h” <https://archive.li/mhr1E>
[53] The Telegraph, William Langley, „The Marquess of Bath: the old lion abandons his pride“, am 27.11.2010, <https://archive.li/bx6Qm>
[54] The Telegraph, Guy Kelly, „Ghislaine Maxwell: How did she go from socialite to the shadowy figure in a sex crime investigation?“, am 13.08.2019, <https://unlimitedhangout.com/wp-content/uploads/2021/12/2019-08-13-Ghislaine-Maxwell_-How-did-she-go-from-socialite-to-the.pdf>
[55] The Last American Vagabond, „Epstein Victim Exposes Prince Andrew, Maxwell, Wexner… Whitney Webb & Maria Farmer“, am 25.04.2020, <https://unlimitedhangout.com/2020/04/press/epstein-victim-exposes-prince-andrew-maxwell-wexner-whitney-webb-maria-farmer/>
[56] siehe [55]
[57] Daily Mail, Wendy Leigh, „JUST LIKE her daddy; With a ruthless ambition worthy of her father,
Ghislaine Maxwell has clawed her way back from the brink of ruin. Now
she’s the toast of New York but has she fallen under the spell of an equally
questionable tycoon?“, am 19.05.2007, <https://unlimitedhangout.com/wp-content/uploads/2021/12/2007-05-19-JUST-LIKE-her-daddy_-With-a-ruthless-ambition-worthy-of.pdf>