Von Verschwörungstheoretikern und Beschwichtigungspredigern:
Lügenpresse und Medienkrise
Statistische Erhebungen belegen, dass die Unzufriedenheit mit den Medien heute nicht signifikant größer ist als vor zehn bis fünfzehn Jahren [1]. Und doch ist die Qualität dieser Unzufriedenheit heute offensichtlich eine andere. Warum sonst berichten Journalisten von zunehmender Wut und Ablehnung, mit der sie von Seiten des potentiellen oder tatsächlichen Publikums bedacht werden? ([2]) Und warum das unsägliche Unwort?
In Zeiten des klassischen Zeitungsjournalismus gaben sich Leserschaften unterschiedlicher Blätter häufig noch nicht einmal die Hand. Die Zeitungen definierten soziale Milieus, mithin ideologische Heimatbiotope. Heute liegen etablierte Nachrichtenanbieter nur einen Mausklick weit von einander entfernt, Seit an Seite mit den alternativen Medien. Dieser Umstand hat das Spiel grundlegend verändert. Wo man früher die weltanschaulichen Attitüden dem eigenen Hausblatt entnahm, findet heute ein so noch nie dagewesener Informationswettbewerb statt. Mal eben einen sozialistischen mit einem libertären Standpunkt zu vergleichen kann heute jeder am Händi in der Mittagspause. Das fördert und fordert eine erhöhte Medienkompetenz.
Mithin mag es auch überfordern. Denn wo konträre Standpunkte nebeneinander sichtbar werden, entsteht kognitive Dissonanz. So bezeichnet man in der Psychologie einen unbehaglichen Zustand des Bewusstseins, in Anbetracht widersprüchlicher Erklärungsmuster. Wer der Welt, wenigstens aber seiner Umwelt, vertrauen will muss wissen, was Sache ist. Deswegen ist es nur zu verständlich, wenn Menschen versuchen, ihrem Weltbild eine gewisse Abgeschlossenheit zu verleihen.
Sich hier in einer vorschnellen Sicherheit wiegen kann jedoch zu zweierlei Irrtümern führen. Ja, es gibt sie, die viel gescholtenen „Verschwörungstheoretiker“, die ich jedoch lieber als „Verschwörungsfanatiker“ bezeichnen würde, denn nichts sollte dagegen sprechen, wohlbegründete Theorien zu vertreten. Welches Weltereignis auch immer kommt, sie wissen es als Teil dieses oder jenes finsteren Planes zu identifizieren. Für sie ist alles ein abgekatertes Spiel. Es ist legitim eine Verschwörungshypothese zu vertreten, wenn dies in wohlbegründeten Argumenten geschieht und durch nachprüfbare Indizien belegt ist. Man verlässt jedoch den Boden der Aufklärung, wenn Argumentationsmuster dazu tendieren, sich selbst zu immunisieren, wenn beispielsweise jede der Verschwörungshypothese widersprechende Tatsache stereotyp als Propaganda der Verschwörung tituliert wird.
Der Verschwörungsfanatiker hat aber wenigstens den Vorteil zu provozieren, herauszufordern, was von der weit gefährlicheren Art der Simplifizisten nicht behauptet werden kann. Ich möchte sie hier die „Beschwichtigungsprediger“ nennen, als Gegenbegriff zum Verschwörungsfanatiker. Beschwichtigungsprediger wollen uns ebenso wie die Verschwörungsfanatiker von unserer kognitiven Dissonanz heilen. Nur tun sie dies, indem sie alle Zweifel zu zerstreuen versuchen. Sie Argumentieren stets im Sinne des Status Quo, reden uns ein, der Staat, die EU, die Nato, das Finanzsystsem, seien im Grunde genommen gut so wie sie sind. Vielleicht hier und da ein paar Fehler, aber unter‘m Strich vertrauenswürdig. Und wenngleich auch der Beschwichtigungsprediger ausgiebig davon Gebrauch macht, Ängste zu schüren, so tut er dies doch niemals ohne bereits eine wohl institutionalisierte Lösung parat zu haben. Beschwichtigungsprediger und die ihnen folgenden Schafe stehen stets auf der Seite der bestehenden Machtverhältnisse.
Verschwörungsfanatiker gegen Beschwichtigungsprediger; etablierte, sogenannte „Qualitätsmedien“ gegen alternative. Hier geht es um Machtverhältnisse, die ganz konkrete Auswirkungen haben. Ein Grund, warum die AfD vermutlich nicht so schnell in der Bedeutungslosigkeit versinken wird, wie einst die Piratenpartei, liegt darin, dass sie alternative Medien auf ihrer Seite hat, die mittlerweile über eine erhebliche Reichweite verfügen. Zu nennen wären etwa der Kopp-Verlag oder das Compact-Magazin, [4]. Das sind erhebliche Größenordnungen, und sie haben einen spürbaren Einfluss auf das Meinungsklima des Landes.
Dieser Umstand verleitet die etablierten Medien immer wieder dazu, die alternativen Medien pauschal in die rechte Ecke zu stellen. Umfragen haben ergeben, dass Journalisten generell die größte Sympathie für eine gemäßigt linke politische Einstellung haben, [3]. So gesehen mag es die kognitive Dissonanz der Medienschaffenden des Mainstreams lindern, die alternative Konkurrenz mit der Faschokeule zu erschlagen. Doch so einfach sollten sie es sich nicht machen. Wieder lehrt uns die Statistik, dass das Misstrauen gegenüber den Medien am linken Rand des politischen Spektrums in etwa gleich ausgeprägt ist, wie am rechten. Und darüber hinaus ist es auch in der politischren Mitte stark verbreitet und überwiegt selbst im gemäßigen konservativen Lager bereits das Vertrauen (siehe [1]). Für viele vollzog sich mit zunehmender Versorgung durch kontroverse Informationen via Internet eine Art Initiationserlebnis. Eine wichtige Bedeutung haben hierbei etwa die Ereignisse vom 11. September. Wer aus guten Gründen die „offizielle“ Version der Geschehnisse anzweifelt, ohne damit notwendiger Weise schon zum Verschwörungsfanatiker geworden zu sein, muss die etablierten Medien zunehmend als Kunstwelt und Propagandafabrik erleben, ähnlich wie viele kritische Bürger der DDR sich zum staatlichen Rundfunk- und Zeitungsangebot stellten. Da wäre zunächst die innere Immigration, dann der Medienkonsum im Skeptikermodus. So könnte man es nennen, wenn man Medien nicht konsumiert, um deren vorgeblichen Informationen zu erhalten, sondern um das dahinterstehende System in oppositioneller Absicht zu dechiffrieren.
Zu dechiffrieren gäbe es vieles. Zum Beispiel die ARD-Dokumentation „Vertrauen verspielt? Wie Medien um Glaubwürdigkeit kämpfen“ [2] Die Autoren Sinje Stadtlich und Bastian Berbner unternehmen hier den scheinbar gründlichen den Versuch, dem wachsenden Medienmisstrauen selbstkritisch zu begegnen. Doch schon der Einstieg bedient die abgeschmacktesten Klischeés: Engagierte Alphajournalistinnen zitieren aus Briefen des Publikums, wüsteste Beschimpfungen, Gewaltandrohungen und antisemitische Ausfälle. Damit sind die Täter- und Opferrollen erst einmal verteilt, und der Zuschauer weiß: Wer „Lügenpresse“ sagt, der ist Nazi.
Ansatzweise schafft die Dokumentation es zwar, gewisse Aspekte der aktuellen Medienkrise zutreffend zu benennen. So stimmt es, dass es gewisse Schlüsselthemen wie die Flüchtlings- oder die Ukrainekrise das Vertrauen in die Journalistenzunft nachhaltig beschädigt haben. Doch wird das zentrale Problem nicht angesprochen: Die westliche Welt, genauer gesagt deren politische und ökonomische Eliten befinden sich in der Krise. Die Dominanz des Westens steht zu Disposition. Die alten kolonialen Muster werden sich auf Dauer nicht behaupten lassen. Doch anstatt sich auf alte Stärken zu besinnen, eine dezentrale, subsidiären Freiheitskultur auf eine neue Stufe zu heben, träumen die westlichen Eliten weiter den eitlen Traum eines Imperiums, vom Pazifik bis an die Grenzen Russlands.
Es gibt viele Menschen, die dies ahnen. In einer solchen Situation wären Medien zwingen notwendig, welche Kernfragen der gegenwärtigen Krise benennen: Brauchen wir ein anderes Finanzsysten? Wie steht es um geheimdienstliche Abrüstung? Was sind die tieferen Ursachen des zunehmenden Demokratieabbaus? Wer hat Interesse an einer Konfrontation mit Russland? Steckt hinter den Flüchtlingsströmen ein geopolitisches Kalkül?
Dies sind nur einige der Fragen, die in den etablierten Medien einfach nicht vorkommen, zumindest nicht in einer Weise, die dem verfügbaren Wissen auch nur ansatzweise gerecht werden würde. Stattdessen gibt es selbstgerechte Hofberichterstattung und politisch korrekte Volkspädagogik.
Noch einmal zurück zur zitierten ARD-Doku. Als Beispiel für die mangelnde Seriosität der alternativen Medien wurde hier Christoph Hörstels Aussage angeführt, al Quaida sei ein Geschöpf der CIA – laut der Kommentatorin eine „absurdeste These“. Ob hier auf Seiten der etablierten Journalisten Dummheit oder Dreistigkeit vorliegt, mag der Leser selbst entscheiden, in Anbetracht der Worte der ehemaligen US-Außenministerin und Präsidentin in spe Hillary Clinton:
„Um fair zu sein: Wir halfen das Problem zu erschaffen, das wir nun bekämpfen. Denn als die Sowjetunion Afghanistan besetzte, hatten wir die brillante Idee nach Pakistan zu gehen und eine Miliz von Mudschahedin zu schaffen. Wir rüsteten sie mit Stinger-Raketen aus und allem anderen, um die Sowjets in Afghanistan zu bekämpfen. Und wir waren damit erfolgreich. Die Sowjetunion verließen Afghanistan. Und wir sagten: Wunderbar, auf Wiedersehen, und ließen diese ausgebildeten Kämpfer, die Fanatiker waren, in Afghanistan und Pakistan, ließen ihnen ihre Waffen und erschufen ein Problem, das wir zur damaligen Zeit gar nicht war nahmen. Wir waren nur so froh, dass die Sowjetunion fiel. Schön, alles wird nun wesentlich besser werden. Wenn wir zurückblicken, dann sind die Leute, die wir jetzt bekämpfen die selben, die wir damals unterstützten.“
Der ungemeine Erfolg alternativer Medienschaffender wie Ken Jebsen zeigt, dass der Trend, dem zu Misstrauen, was für Jahrzehnte als vertrauenswürdig galt, sich in der Zukunft vermutlich noch verstärken wird. Mehr noch: Eine schleichende Erosion des gesamtgesellschaftlichen Konsenses kann gesehen werden als Vorbote eines tiefgreifenden gesellschaftlichen und kulturellen Umbruchs. Wie könnte ein derartiger Umbruch aussehen? An dieser Stelle sei eine Prognose gewagt: Hier und heute kündigt sich eine neue Aufklärung an. Alles, was historisch als Durchbruch von Freiheit und Demokratie bezeichnet wird, war nur eine Generalprobe. Bis zur Uraufführung bleibt jedoch noch eine Menge Arbeit – wider der Herrschsucht der Eliten und wider der Ignoranz der Massen.
Von Verschwörungstheoretikern und Beschwichtigungspredigern:
Lügenpresse und Medienkrise
Statistische Erhebungen belegen, dass die Unzufriedenheit mit den Medien heute nicht signifikant größer ist als vor zehn bis fünfzehn Jahren [1]. Und doch ist die Qualität dieser Unzufriedenheit heute offensichtlich eine andere. Warum sonst berichten Journalisten von zunehmender Wut und Ablehnung, mit der sie von Seiten des potentiellen oder tatsächlichen Publikums bedacht werden? ([2]) Und warum das unsägliche Unwort?
In Zeiten des klassischen Zeitungsjournalismus gaben sich Leserschaften unterschiedlicher Blätter häufig noch nicht einmal die Hand. Die Zeitungen definierten soziale Milieus, mithin ideologische Heimatbiotope. Heute liegen etablierte Nachrichtenanbieter nur einen Mausklick weit von einander entfernt, Seit an Seite mit den alternativen Medien. Dieser Umstand hat das Spiel grundlegend verändert. Wo man früher die weltanschaulichen Attitüden dem eigenen Hausblatt entnahm, findet heute ein so noch nie dagewesener Informationswettbewerb statt. Mal eben einen sozialistischen mit einem libertären Standpunkt zu vergleichen kann heute jeder am Händi in der Mittagspause. Das fördert und fordert eine erhöhte Medienkompetenz.
Mithin mag es auch überfordern. Denn wo konträre Standpunkte nebeneinander sichtbar werden, entsteht kognitive Dissonanz. So bezeichnet man in der Psychologie einen unbehaglichen Zustand des Bewusstseins, in Anbetracht widersprüchlicher Erklärungsmuster. Wer der Welt, wenigstens aber seiner Umwelt, vertrauen will muss wissen, was Sache ist. Deswegen ist es nur zu verständlich, wenn Menschen versuchen, ihrem Weltbild eine gewisse Abgeschlossenheit zu verleihen.
Sich hier in einer vorschnellen Sicherheit wiegen kann jedoch zu zweierlei Irrtümern führen. Ja, es gibt sie, die viel gescholtenen „Verschwörungstheoretiker“, die ich jedoch lieber als „Verschwörungsfanatiker“ bezeichnen würde, denn nichts sollte dagegen sprechen, wohlbegründete Theorien zu vertreten. Welches Weltereignis auch immer kommt, sie wissen es als Teil dieses oder jenes finsteren Planes zu identifizieren. Für sie ist alles ein abgekatertes Spiel. Es ist legitim eine Verschwörungshypothese zu vertreten, wenn dies in wohlbegründeten Argumenten geschieht und durch nachprüfbare Indizien belegt ist. Man verlässt jedoch den Boden der Aufklärung, wenn Argumentationsmuster dazu tendieren, sich selbst zu immunisieren, wenn beispielsweise jede der Verschwörungshypothese widersprechende Tatsache stereotyp als Propaganda der Verschwörung tituliert wird.
Der Verschwörungsfanatiker hat aber wenigstens den Vorteil zu provozieren, herauszufordern, was von der weit gefährlicheren Art der Simplifizisten nicht behauptet werden kann. Ich möchte sie hier die „Beschwichtigungsprediger“ nennen, als Gegenbegriff zum Verschwörungsfanatiker. Beschwichtigungsprediger wollen uns ebenso wie die Verschwörungsfanatiker von unserer kognitiven Dissonanz heilen. Nur tun sie dies, indem sie alle Zweifel zu zerstreuen versuchen. Sie Argumentieren stets im Sinne des Status Quo, reden uns ein, der Staat, die EU, die Nato, das Finanzsystsem, seien im Grunde genommen gut so wie sie sind. Vielleicht hier und da ein paar Fehler, aber unter‘m Strich vertrauenswürdig. Und wenngleich auch der Beschwichtigungsprediger ausgiebig davon Gebrauch macht, Ängste zu schüren, so tut er dies doch niemals ohne bereits eine wohl institutionalisierte Lösung parat zu haben. Beschwichtigungsprediger und die ihnen folgenden Schafe stehen stets auf der Seite der bestehenden Machtverhältnisse.
Verschwörungsfanatiker gegen Beschwichtigungsprediger; etablierte, sogenannte „Qualitätsmedien“ gegen alternative. Hier geht es um Machtverhältnisse, die ganz konkrete Auswirkungen haben. Ein Grund, warum die AfD vermutlich nicht so schnell in der Bedeutungslosigkeit versinken wird, wie einst die Piratenpartei, liegt darin, dass sie alternative Medien auf ihrer Seite hat, die mittlerweile über eine erhebliche Reichweite verfügen. Zu nennen wären etwa der Kopp-Verlag oder das Compact-Magazin, [4]. Das sind erhebliche Größenordnungen, und sie haben einen spürbaren Einfluss auf das Meinungsklima des Landes.
Dieser Umstand verleitet die etablierten Medien immer wieder dazu, die alternativen Medien pauschal in die rechte Ecke zu stellen. Umfragen haben ergeben, dass Journalisten generell die größte Sympathie für eine gemäßigt linke politische Einstellung haben, [3]. So gesehen mag es die kognitive Dissonanz der Medienschaffenden des Mainstreams lindern, die alternative Konkurrenz mit der Faschokeule zu erschlagen. Doch so einfach sollten sie es sich nicht machen. Wieder lehrt uns die Statistik, dass das Misstrauen gegenüber den Medien am linken Rand des politischen Spektrums in etwa gleich ausgeprägt ist, wie am rechten. Und darüber hinaus ist es auch in der politischren Mitte stark verbreitet und überwiegt selbst im gemäßigen konservativen Lager bereits das Vertrauen (siehe [1]). Für viele vollzog sich mit zunehmender Versorgung durch kontroverse Informationen via Internet eine Art Initiationserlebnis. Eine wichtige Bedeutung haben hierbei etwa die Ereignisse vom 11. September. Wer aus guten Gründen die „offizielle“ Version der Geschehnisse anzweifelt, ohne damit notwendiger Weise schon zum Verschwörungsfanatiker geworden zu sein, muss die etablierten Medien zunehmend als Kunstwelt und Propagandafabrik erleben, ähnlich wie viele kritische Bürger der DDR sich zum staatlichen Rundfunk- und Zeitungsangebot stellten. Da wäre zunächst die innere Immigration, dann der Medienkonsum im Skeptikermodus. So könnte man es nennen, wenn man Medien nicht konsumiert, um deren vorgeblichen Informationen zu erhalten, sondern um das dahinterstehende System in oppositioneller Absicht zu dechiffrieren.
Zu dechiffrieren gäbe es vieles. Zum Beispiel die ARD-Dokumentation „Vertrauen verspielt? Wie Medien um Glaubwürdigkeit kämpfen“ [2] Die Autoren Sinje Stadtlich und Bastian Berbner unternehmen hier den scheinbar gründlichen den Versuch, dem wachsenden Medienmisstrauen selbstkritisch zu begegnen. Doch schon der Einstieg bedient die abgeschmacktesten Klischeés: Engagierte Alphajournalistinnen zitieren aus Briefen des Publikums, wüsteste Beschimpfungen, Gewaltandrohungen und antisemitische Ausfälle. Damit sind die Täter- und Opferrollen erst einmal verteilt, und der Zuschauer weiß: Wer „Lügenpresse“ sagt, der ist Nazi.
Ansatzweise schafft die Dokumentation es zwar, gewisse Aspekte der aktuellen Medienkrise zutreffend zu benennen. So stimmt es, dass es gewisse Schlüsselthemen wie die Flüchtlings- oder die Ukrainekrise das Vertrauen in die Journalistenzunft nachhaltig beschädigt haben. Doch wird das zentrale Problem nicht angesprochen: Die westliche Welt, genauer gesagt deren politische und ökonomische Eliten befinden sich in der Krise. Die Dominanz des Westens steht zu Disposition. Die alten kolonialen Muster werden sich auf Dauer nicht behaupten lassen. Doch anstatt sich auf alte Stärken zu besinnen, eine dezentrale, subsidiären Freiheitskultur auf eine neue Stufe zu heben, träumen die westlichen Eliten weiter den eitlen Traum eines Imperiums, vom Pazifik bis an die Grenzen Russlands.
Es gibt viele Menschen, die dies ahnen. In einer solchen Situation wären Medien zwingen notwendig, welche Kernfragen der gegenwärtigen Krise benennen: Brauchen wir ein anderes Finanzsysten? Wie steht es um geheimdienstliche Abrüstung? Was sind die tieferen Ursachen des zunehmenden Demokratieabbaus? Wer hat Interesse an einer Konfrontation mit Russland? Steckt hinter den Flüchtlingsströmen ein geopolitisches Kalkül?
Dies sind nur einige der Fragen, die in den etablierten Medien einfach nicht vorkommen, zumindest nicht in einer Weise, die dem verfügbaren Wissen auch nur ansatzweise gerecht werden würde. Stattdessen gibt es selbstgerechte Hofberichterstattung und politisch korrekte Volkspädagogik.
Noch einmal zurück zur zitierten ARD-Doku. Als Beispiel für die mangelnde Seriosität der alternativen Medien wurde hier Christoph Hörstels Aussage angeführt, al Quaida sei ein Geschöpf der CIA – laut der Kommentatorin eine „absurdeste These“. Ob hier auf Seiten der etablierten Journalisten Dummheit oder Dreistigkeit vorliegt, mag der Leser selbst entscheiden, in Anbetracht der Worte der ehemaligen US-Außenministerin und Präsidentin in spe Hillary Clinton:
„Um fair zu sein: Wir halfen das Problem zu erschaffen, das wir nun bekämpfen. Denn als die Sowjetunion Afghanistan besetzte, hatten wir die brillante Idee nach Pakistan zu gehen und eine Miliz von Mudschahedin zu schaffen. Wir rüsteten sie mit Stinger-Raketen aus und allem anderen, um die Sowjets in Afghanistan zu bekämpfen. Und wir waren damit erfolgreich. Die Sowjetunion verließen Afghanistan. Und wir sagten: Wunderbar, auf Wiedersehen, und ließen diese ausgebildeten Kämpfer, die Fanatiker waren, in Afghanistan und Pakistan, ließen ihnen ihre Waffen und erschufen ein Problem, das wir zur damaligen Zeit gar nicht war nahmen. Wir waren nur so froh, dass die Sowjetunion fiel. Schön, alles wird nun wesentlich besser werden. Wenn wir zurückblicken, dann sind die Leute, die wir jetzt bekämpfen die selben, die wir damals unterstützten.“
Der ungemeine Erfolg alternativer Medienschaffender wie Ken Jebsen zeigt, dass der Trend, dem zu Misstrauen, was für Jahrzehnte als vertrauenswürdig galt, sich in der Zukunft vermutlich noch verstärken wird. Mehr noch: Eine schleichende Erosion des gesamtgesellschaftlichen Konsenses kann gesehen werden als Vorbote eines tiefgreifenden gesellschaftlichen und kulturellen Umbruchs. Wie könnte ein derartiger Umbruch aussehen? An dieser Stelle sei eine Prognose gewagt: Hier und heute kündigt sich eine neue Aufklärung an. Alles, was historisch als Durchbruch von Freiheit und Demokratie bezeichnet wird, war nur eine Generalprobe. Bis zur Uraufführung bleibt jedoch noch eine Menge Arbeit – wider der Herrschsucht der Eliten und wider der Ignoranz der Massen.