US-Finanzministerium in Not – 25 prima Gründe, Russland zu sanktionieren!

Veröffentlicht am: 10. April 2018

Das gab‘s noch nie: Strafe ohne Begründung! Das US-Finanzministerium macht es sich einfach und bedient sich der Nazilogik: Strafe beweist Schuld!

von Leo Ensel

Das US-Finanzministerium hat am 6. April Sanktionen gegen nicht weniger als 38 russische Firmen und Oligarchen verhängt, die dem Kreml nahestehen sollen. Bemerkenswert war diesmal, dass man sich schon gar nicht mehr die Mühe machte, die Maßnahmen weiter zu begründen! „Finanzminister Steven Mnuchin begründete die neuen Sanktionen nicht mit konkreten Vergehen, sondern mit Russlands ‚bösartigen Tätigkeiten‘. Es gehe darum, Moskau für die Gesamtheit seiner Aktivitäten zu bestrafen, einschließlich der Annexion der Krim, der Unterstützung des syrischen Regimes und Versuchen, die westliche Demokratie zu untergraben.“1 Mit anderen Worten: Den zuständigen Verantwortungslosen gehen offenbar die Argumente aus.

Den Männern kann geholfen werden. Hier kommen 25 plausible Gründe für die kommenden Sanktionen:

  1. Weil Putin immer so zynisch guckt.

  1. Weil Putin manchmal auch ganz normal guckt. (Vorsicht Falle!)

  1. Weil russische Frauen viel attraktiver sind als amerikanische Frauen.

  1. Weil Spielverderber Gorbatschow den Kalten Krieg beendet hat.

  1. Weil Russland den ersten Satelliten ins Weltall geschickt hat.

  1. Weil russische Schüler noch Rechtschreibung und Grundrechenarten beherrschen.

  1. Weil Russland 1968 den Prager Frühling erwürgt hat.

  1. Weil Russland vielleicht den US-Wahlkampf manipuliert hat.

  1. Weil Russland vielleicht den US-Wahlkampf nicht manipuliert hat.

  1. Weil Russland immer noch nicht sein nukleares Potenzial auf Null reduziert hat.

  1. Weil Putin durchtrainierter ist als Trump.

  1. Weil Russland sich nicht mehr als Juniorpartner behandeln lässt.

  1. Weil Raissa Gorbatschowa zehnmal mehr kulturelles Kapital hatte als Nancy Reagan.

  1. Weil Russland die unipolare Weltordnung stört.

  1. Weil Russland in den Neunziger Jahren doch nicht in den Abgrund gestürzt ist.

  1. Weil man Russland den Giftanschlag auf Skripal immer noch nicht nachweisen kann.

  1. Weil Putin früher für den KGB gearbeitet hat.

  1. Weil Russland den Brexit organisiert hat.

  1. Weil Russland das Baltikum noch nicht angegriffen hat.

  1. Weil Russland den Kommunismus eingeführt hat.

  1. Weil Russland den Kommunismus wieder abgeschafft hat.

  1. Weil der russische Militärhaushalt 2016 ein Neuntel des amerikanischen betrug.

  1. Weil Russland dieses Jahr die Fußballweltmeisterschaft austrägt.

  1. Weil Putin vor vier Jahren den Oligarchen Chodorkowski begnadigt hat.

  1. Weil es Russland und die Russen überhaupt gibt.

Ladies and Gentlemen, langen Sie zu! Für die nächsten Sanktionen müssen Sie nicht mehr nebulös das „wachsende Muster bösartiger Aktivitäten Russlands in der Welt“ bemühen.2 Russische Sünden findet man überall. Suchen Sie sich einfach Ihre Lieblingssünde aus!

Autor: Leo Ensel

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Dr. Leo Ensel („Look at the other side!“) ist Konfliktforscher und interkultureller Trainer mit Schwerpunkt „Postsowjetischer Raum und Mittel-/Ost-Europa“. Veröffentlichungen zu den Themen „Angst und atomare Aufrüstung“, zur Sozialpsychologie der Wiedervereinigung sowie Studien über die Deutschlandbilder im postsowjetischen Raum. Im Neuen West-Ost-Konflikt gilt sein Hauptanliegen der Überwindung falscher Narrative, der Deeskalation und der Rekonstruktion des Vertrauens. – Der Autor legt Wert auf seine Unabhängigkeit. Er fühlt sich ausschließlich den genannten Themen und keinem nationalen Narrativ verpflichtet.