Kunstwerk „German Mutant“, des Künstlers Simon Rosenthal. Dieses Bild brachte dem Künstler eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung ein. Man warf ihm die Verharmlosung des Nationalsozialismus vor, in einer Weise die geeignet wäre, den öffentliche Frieden zu stören. Dabei ist diese Adaption eine Reaktion auf das durch die Impfwerbung gemachte und letztlich nicht eingelöste Versprechen, die grundrechtlich garantierten Freiheiten nach Akzeptanz der Spritze zurückzuerhalten. (Foto: Steffen Peter)

Kunstfreiheit in Gefahr

Simon Rosenthal, Maler und Konzeptkünstler Jahrgang 1984, studierte zunächst Kunstgeschichte, Kunstdidaktik, Restaurierungswissenschaften und Philosophie in Bamberg und Paris und schloss danach ein Studium der Malerei und Grafik, sowie Kunsttherapie (Diplom) an der HfBK Dresden als Meisterschüler ab. Schon früh reagierte er mit künstlerischen Arbeiten auf die sich fortlaufend zuspitzende Krise des deutschen Rechtsstaats und der in diesem Fahrwasser stattfindenden Verrohung des Miteinanders im Rahmen der Corona-Krise und ist damit einer der ganz wenigen akademischen bildenden Künstler in Deutschland, womöglich sogar der einzige, der in und mit seinem Werk Stellung bezog.

Von Steffen Peter , veröffentlicht am: 1. Oktober 2024, Kategorien: Gesellschaft & Geschichte

Lizenz: Steffen Peter, Free21, CC BY-NC-ND 4.0

Wir freuen uns daher, dass wir seine Arbeiten zur Coronapolitik erstmalig in Deutschland Ende 2022 in der Ausstellung „Sezession“ in Wuppertal zeigen konnten. Ebenso erfreut sind wir über die kommende Werkschau mit Simon Rosenthal vom 5.10. bis 17.11, in der wir neue Arbeiten ausstellen, die sich mit dem Thema Krieg unter dem Titel „Heimatfront“ beschäftigen.

Ein zentrales Element aus der kritischen künstlerischen Werkreihe zur Corona-Krise bildet die Serie der „Mutanten“, zumeist farbenfrohe Digitalcollagen von Parfümflakons [1]. Für die Arbeit „German Mutant“ wurde er über das aus öffentlichen Mitteln finanzierte Onlineportal „Meldestelle REspect“ wegen „Volksverhetzung“ angezeigt.

Als Anfang August 2021 im Bundestag und in den Medien die Rufe nach einem autoritären Staat und einem Ausschluss Ungeimpfter aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens immer lauter wurden und Slogans wie „Impfen schafft Freiheit“ (Marcus Söder, CSU) oder „Impfen = Freiheit“ (Leon Löwentraut, Künstler) kursierten, twitterte u.a. der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Huber „#ImpfenMachtFrei“, was z.T. kritisch kommentiert wurde und er den Tweet in der Folge unter zahlreichen Entschuldigungen und Relativierungen wieder löschte.

„Mutanten“-Serie, Simon Rosenthal. Der Künstler weist uns mit dieser Serie einerseits auf den inflätionären Gebrauch des vorher in der deutschen Sprache nicht existenten Wortes „Mutante“ hin und andererseits auf den dahinterliegenden Rassismus, durch die Verknüpfung eines Viruses mit einer Länderzuordnung (Brasilianische / Indische / Chinesische Mutante usw.). (Foto: Alexander Eckhardt / Galerie Friedrich + Ebert in Wuppertal / Text zur Ausstellung „Sezession“)

Simon Rosenthal reagierte und veröffentlichte wenige Tage nach diesem Tweet sein Kunstwerk „German Mutant“ auf Instagram. Die Anzeige der im Grunde intransparenten „Meldestelle REspect“ erreichte ihn allerdings erst im Mai 2022, es folgte ein Strafbefehl über 3250 Euro (50 Tagessätze). Beidem widersprach Rosenthal mit anwaltlicher Unterstützung, woraufhin nichts weiter geschah.

Im April 2023 wurde die Arbeit „German Mutant“ im Rahmen einer großen Gruppenausstellung erneut in Düsseldorf gezeigt. Am Eröffnungstag fühlten sich drei mitausstellende Kunststudenten Anfang zwanzig so von der Arbeit provoziert, dass sich einer von ihnen nach kurzer fruchtloser Diskussion mit dem verantwortlichen Aussteller entschied, die Polizei zu rufen. Die Beamten, denen der Vorgang sichtlich unangenehm war, leiteten ein Foto des Kunstwerks an Mitarbeiter des Staatsschutzes weiter, welche, laut Aussage der Polizisten vor Ort, unmittelbar danach signalisierten, dass sie das Ausstellen der Arbeit als unbedenklich einstuften.

Nachdem Simon Rosenthal zwischenzeitlich davon ausgegangen war, dass sich die erste Anzeige ebenfalls erledigt hatte, erreichte ihn nun doch die Vorladung zur Hauptverhandlung (29.10.2024 Amtsgericht Bamberg, 13:30, Raum 24). Möglicherweise wird die Staatsanwaltschaft Bamberg ein höheres Strafmaß fordern, um einen Präzedenzfall zu schaffen, der das Grundrecht der Kunstfreiheit nachhaltig beschädigen würde. Ob die Kritik des Künstlers in Form und Inhalt angemessen ist, kann und sollte diskutiert werden können, wird hier jedoch der Versuch unternommen mit staatlicher Gewalt den Diskussionsanlass zu unterbinden, blicken wir in den Abgrund. Kunst als Kanal für öffentlichen Protest gegen staatliche Fehlentwicklungen sind dezidiert der Kern der Kunstfreiheit, sie ist eines der am stärksten bewehrten Grundrechte der deutschen Verfassung, auch und vor allem als Lehre aus dem Umgang mit Kunst und Künstlern im Dritten Reich. Im Übrigen nutzt der Bundesverband Bildender Künstler (BBK), der größte Berufsverband für Künstler in Deutschland, der auch öffentlich gefördert wird, eine Arbeit von Simon Rosenthal als Coverillustration seines Magazins „kultur politik“ zum Thema „Kunstfreiheit“ und lässt ihn im Heft auch in einem kurzen Interview zu Wort kommen [2].

Als Galeristen und Kunstvermittler halten wir vor diesem Hintergrund bereits sowohl die Aktivitäten der Staatsanwaltschaft als auch die Entscheidung des Gerichts zur Zulässigkeit der Anklage für einen Skandal. Simon Rosenthal:

„Ich bin immer wieder aufs Neue schockiert, welche Dinge in unserem demokratischen Rechtsstaat möglich waren und sind.“

Fast scheint es, als möchte man nicht nur keine Aufarbeitung der Coronazeit zulassen, sondern gewissermaßen noch nachträglich an Kritikern „Rache üben“, s. Multipolar Magazin, CJ Hopkins, zahlreiche Verfahren gegen Ärzte etc.. Dies alles vor dem Hintergrund, dass sich viele der folgenschweren Maßnahmen als verfassungswidrig und wissenschaftlich unhaltbar herausgestellt haben.

Quellen:

[1] Galerie Friedrich + Ebert, Steffen Peter, Ausstellung von Simon Rosenthal „Sezession – Gebt mir eure Müden, eure Armen, eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren“, 1.10.-19.11.2022, <https://atelier-simon-rosenthal.de/wp-content/uploads/2023/02/Simon_Rosenthal-Sezession-M-2.pdf>
[2] Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler, kultur politik Nr. 2/2024, „Kunst. Freiheit. Diskurs.“, <https://www.bbk-bundesverband.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/kupo/KuPo_Archiv/2024_02_kultur_politik_gesamt_ES.2.pdf>

– Einen Eindruck vom Künstler Simon Rosenthal erhalten sie auf seiner Webseite: <www.atelier-simon-rosenthal.de>
– Simon Rosenthal zur Ausstellung Sezession: <https://www.youtube.com/watch?v=wJHDPxDOOfw

Kunstfreiheit in Gefahr

Von Steffen Peter , veröffentlicht am: 1. Oktober 2024, Kategorien: Gesellschaft & Geschichte

Lizenz: Steffen Peter, Free21, CC BY-NC-ND 4.0

Kunstwerk „German Mutant“, des Künstlers Simon Rosenthal. Dieses Bild brachte dem Künstler eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung ein. Man warf ihm die Verharmlosung des Nationalsozialismus vor, in einer Weise die geeignet wäre, den öffentliche Frieden zu stören. Dabei ist diese Adaption eine Reaktion auf das durch die Impfwerbung gemachte und letztlich nicht eingelöste Versprechen, die grundrechtlich garantierten Freiheiten nach Akzeptanz der Spritze zurückzuerhalten. (Foto: Steffen Peter)

Simon Rosenthal, Maler und Konzeptkünstler Jahrgang 1984, studierte zunächst Kunstgeschichte, Kunstdidaktik, Restaurierungswissenschaften und Philosophie in Bamberg und Paris und schloss danach ein Studium der Malerei und Grafik, sowie Kunsttherapie (Diplom) an der HfBK Dresden als Meisterschüler ab. Schon früh reagierte er mit künstlerischen Arbeiten auf die sich fortlaufend zuspitzende Krise des deutschen Rechtsstaats und der in diesem Fahrwasser stattfindenden Verrohung des Miteinanders im Rahmen der Corona-Krise und ist damit einer der ganz wenigen akademischen bildenden Künstler in Deutschland, womöglich sogar der einzige, der in und mit seinem Werk Stellung bezog.

Wir freuen uns daher, dass wir seine Arbeiten zur Coronapolitik erstmalig in Deutschland Ende 2022 in der Ausstellung „Sezession“ in Wuppertal zeigen konnten. Ebenso erfreut sind wir über die kommende Werkschau mit Simon Rosenthal vom 5.10. bis 17.11, in der wir neue Arbeiten ausstellen, die sich mit dem Thema Krieg unter dem Titel „Heimatfront“ beschäftigen.

Ein zentrales Element aus der kritischen künstlerischen Werkreihe zur Corona-Krise bildet die Serie der „Mutanten“, zumeist farbenfrohe Digitalcollagen von Parfümflakons [1]. Für die Arbeit „German Mutant“ wurde er über das aus öffentlichen Mitteln finanzierte Onlineportal „Meldestelle REspect“ wegen „Volksverhetzung“ angezeigt.

Als Anfang August 2021 im Bundestag und in den Medien die Rufe nach einem autoritären Staat und einem Ausschluss Ungeimpfter aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens immer lauter wurden und Slogans wie „Impfen schafft Freiheit“ (Marcus Söder, CSU) oder „Impfen = Freiheit“ (Leon Löwentraut, Künstler) kursierten, twitterte u.a. der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Huber „#ImpfenMachtFrei“, was z.T. kritisch kommentiert wurde und er den Tweet in der Folge unter zahlreichen Entschuldigungen und Relativierungen wieder löschte.

„Mutanten“-Serie, Simon Rosenthal. Der Künstler weist uns mit dieser Serie einerseits auf den inflätionären Gebrauch des vorher in der deutschen Sprache nicht existenten Wortes „Mutante“ hin und andererseits auf den dahinterliegenden Rassismus, durch die Verknüpfung eines Viruses mit einer Länderzuordnung (Brasilianische / Indische / Chinesische Mutante usw.). (Foto: Alexander Eckhardt / Galerie Friedrich + Ebert in Wuppertal / Text zur Ausstellung „Sezession“)

Simon Rosenthal reagierte und veröffentlichte wenige Tage nach diesem Tweet sein Kunstwerk „German Mutant“ auf Instagram. Die Anzeige der im Grunde intransparenten „Meldestelle REspect“ erreichte ihn allerdings erst im Mai 2022, es folgte ein Strafbefehl über 3250 Euro (50 Tagessätze). Beidem widersprach Rosenthal mit anwaltlicher Unterstützung, woraufhin nichts weiter geschah.

Im April 2023 wurde die Arbeit „German Mutant“ im Rahmen einer großen Gruppenausstellung erneut in Düsseldorf gezeigt. Am Eröffnungstag fühlten sich drei mitausstellende Kunststudenten Anfang zwanzig so von der Arbeit provoziert, dass sich einer von ihnen nach kurzer fruchtloser Diskussion mit dem verantwortlichen Aussteller entschied, die Polizei zu rufen. Die Beamten, denen der Vorgang sichtlich unangenehm war, leiteten ein Foto des Kunstwerks an Mitarbeiter des Staatsschutzes weiter, welche, laut Aussage der Polizisten vor Ort, unmittelbar danach signalisierten, dass sie das Ausstellen der Arbeit als unbedenklich einstuften.

Nachdem Simon Rosenthal zwischenzeitlich davon ausgegangen war, dass sich die erste Anzeige ebenfalls erledigt hatte, erreichte ihn nun doch die Vorladung zur Hauptverhandlung (29.10.2024 Amtsgericht Bamberg, 13:30, Raum 24). Möglicherweise wird die Staatsanwaltschaft Bamberg ein höheres Strafmaß fordern, um einen Präzedenzfall zu schaffen, der das Grundrecht der Kunstfreiheit nachhaltig beschädigen würde. Ob die Kritik des Künstlers in Form und Inhalt angemessen ist, kann und sollte diskutiert werden können, wird hier jedoch der Versuch unternommen mit staatlicher Gewalt den Diskussionsanlass zu unterbinden, blicken wir in den Abgrund. Kunst als Kanal für öffentlichen Protest gegen staatliche Fehlentwicklungen sind dezidiert der Kern der Kunstfreiheit, sie ist eines der am stärksten bewehrten Grundrechte der deutschen Verfassung, auch und vor allem als Lehre aus dem Umgang mit Kunst und Künstlern im Dritten Reich. Im Übrigen nutzt der Bundesverband Bildender Künstler (BBK), der größte Berufsverband für Künstler in Deutschland, der auch öffentlich gefördert wird, eine Arbeit von Simon Rosenthal als Coverillustration seines Magazins „kultur politik“ zum Thema „Kunstfreiheit“ und lässt ihn im Heft auch in einem kurzen Interview zu Wort kommen [2].

Als Galeristen und Kunstvermittler halten wir vor diesem Hintergrund bereits sowohl die Aktivitäten der Staatsanwaltschaft als auch die Entscheidung des Gerichts zur Zulässigkeit der Anklage für einen Skandal. Simon Rosenthal:

„Ich bin immer wieder aufs Neue schockiert, welche Dinge in unserem demokratischen Rechtsstaat möglich waren und sind.“

Fast scheint es, als möchte man nicht nur keine Aufarbeitung der Coronazeit zulassen, sondern gewissermaßen noch nachträglich an Kritikern „Rache üben“, s. Multipolar Magazin, CJ Hopkins, zahlreiche Verfahren gegen Ärzte etc.. Dies alles vor dem Hintergrund, dass sich viele der folgenschweren Maßnahmen als verfassungswidrig und wissenschaftlich unhaltbar herausgestellt haben.

Quellen:

[1] Galerie Friedrich + Ebert, Steffen Peter, Ausstellung von Simon Rosenthal „Sezession – Gebt mir eure Müden, eure Armen, eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren“, 1.10.-19.11.2022, <https://atelier-simon-rosenthal.de/wp-content/uploads/2023/02/Simon_Rosenthal-Sezession-M-2.pdf>
[2] Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler, kultur politik Nr. 2/2024, „Kunst. Freiheit. Diskurs.“, <https://www.bbk-bundesverband.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/kupo/KuPo_Archiv/2024_02_kultur_politik_gesamt_ES.2.pdf>

– Einen Eindruck vom Künstler Simon Rosenthal erhalten sie auf seiner Webseite: <www.atelier-simon-rosenthal.de>
– Simon Rosenthal zur Ausstellung Sezession: <https://www.youtube.com/watch?v=wJHDPxDOOfw