Detailaufnahme von der China-Karte von Abraham Ortelius (1584), der ersten in einem abendländischen Atlas erscheinenden Karte von China. Die Karte ist nach Westen ausgerichtet. Die Chinesische Mauer verläuft auf einer Länge von etwa 400 Meilen (also viel zu kurz). Rechts, also im Norden, sind schöne mongolische Jurten zu sehen. Man beachte auch die Windwagen, die in China schon im 6. Jahrhundert nach Christus entwickelt worden sind. Der lateinische Text entlang der Chinesischen Mauer lautet: “Murus quadringentarum leucarum inter montium crepidines a Rege Chinæ contra Tartarorum ab hac parte eruptiones extructus.” Auf Deutsch übersetzt: “Eine vierhundert Meilen lange Mauer wurde zwischen den Bergkämmen vom König von China gegen die Invasionen der Ta(r)taren in diesem Gebiet erstellt.”, 1584.
(Karte: Abraham Ortelius, Wikimedia Commons, Gemeinfrei)
Eine chinesische Perspektive
Fünf Jahrhunderte globale Transformation (Teil 2)
Der zweite Teil dieser dreiteiligen Serie beleuchtet die Gründe für den Niedergang der US-geführten Ordnung.
Dieser Text wurde zuerst am 28.03.2023 auf www.dongshengnews.org unter der URL <https://dongshengnews.org/en/whzh-vol1-no1-article2/> veröffentlicht. Lizenz: Wenhua Zongheng, TriContinental, Yao Zhongqiu, CC BY-NC-ND 4.0
Teil 1 finden Sie hier.
Detailaufnahme von der China-Karte von Abraham Ortelius (1584), der ersten in einem abendländischen Atlas erscheinenden Karte von China. Die Karte ist nach Westen ausgerichtet. Die Chinesische Mauer verläuft auf einer Länge von etwa 400 Meilen (also viel zu kurz). Rechts, also im Norden, sind schöne mongolische Jurten zu sehen. Man beachte auch die Windwagen, die in China schon im 6. Jahrhundert nach Christus entwickelt worden sind. Der lateinische Text entlang der Chinesischen Mauer lautet: “Murus quadringentarum leucarum inter montium crepidines a Rege Chinæ contra Tartarorum ab hac parte eruptiones extructus.” Auf Deutsch übersetzt: “Eine vierhundert Meilen lange Mauer wurde zwischen den Bergkämmen vom König von China gegen die Invasionen der Ta(r)taren in diesem Gebiet erstellt.”, 1584.
(Karte: Abraham Ortelius, Wikimedia Commons, Gemeinfrei)
Phase III: Niedergang der US-geführten Ordnung
Der Aufstieg Chinas hat die alte, westlich dominierte Weltordnung überwältigt. Allerdings war der eigentliche Auslöser für ihren Zusammenbruch die Instabilität, die aus der Tatsache resultierte, dass die Vereinigten Staaten unfähig waren, die unipolare globale Dominanz zu sichern, die sie nach dem Ende des Kalten Krieges anstrebten.
Aus historischer Sicht: Das Römische Reich war nicht in der Lage Indien zu erreichen, geschweige denn sich über das Zwiebelgebirge (das Pamir-Gebirge in Zentralasien, Anm. d. Red.) hinaus auszubreiten; umgekehrt hätten auch die Han- und Tang-Dynastien ihre Macht kaum halten können, selbst wenn es ihnen gelungen wäre, dieses Gebirge zu überqueren. Das strukturelle Gleichgewicht in der Welt beruht darauf, dass die Nationen im Gleichgewicht bleiben und nicht von einem einzigen Zentrum regiert werden.
Selbst die enormen technologischen Fortschritte im Transportwesen und in der Kriegsführung konnten an diesem ehernen Gesetz nichts ändern. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren die Westmächte in fast alle Ecken der Welt vorgedrungen; trotz ihrer konkurrierenden Interessen und der zur Aufrechterhaltung ihrer Kolonien erforderlichen Gewalt, war dieses Herrschaftssystem in gewisser Weise stabiler als die heutige Ordnung, da es die Macht breiter über die verschiedenen Länder verteilte. In der Nachkriegszeit bildeten die Sowjetunion und der Westen gegensätzliche Blöcke im Kalten Krieg, wobei jedes Lager seinen eigenen Einflussbereich hatte und in gewissem Maße durch das andere ausgeglichen wurde.
Im Gegensatz dazu wurden die Vereinigten Staaten nach dem Ende des Kalten Krieges zur einzigen Supermacht, die die ganze Welt beherrschte. Die Vereinigten Staaten – das jüngste westliche Land, die letzte von den Europäern „entdeckte“ „Neue Welt“ und die bevölkerungsreichste dieser Mächte – waren dazu bestimmt, das letzte Kapitel in den Bemühungen des Westens um die Beherrschung der Welt zu schreiben. Die Vereinigten Staaten verkündeten selbstbewusst, dass ihr Sieg über die Sowjetunion „das Ende der Geschichte“ sei. Der Anspruch kommt jedoch nicht an den harten Zwängen der Realität vorbei. Unter der alleinigen Vorherrschaft der Vereinigten Staaten wurde die Weltordnung sofort instabil und fragmentiert; die so genannte Pax Americana war zu kurzlebig, um in die Geschichte eingehen zu können. Nach der kurzen „Ende-der-Geschichte“-Euphorie unter den Regierungen Clinton und Bush haben die Vereinigten Staaten in der Obama-Ära eine „strategische Schrumpfung“ eingeleitet und versucht, die Lasten ihrer globalen Herrschaft nach und nach auf andere abzuladen.
Das flüchtige Streben Washingtons nach globaler Hegemonie verursachte nicht nur externe Kosten, sondern auch interne Spannungen. Obwohl die Vereinigten Staaten viele Vorteile aus ihrer imperialen Herrschaft zogen, indem sie ein Finanzsystem entwickelten, in dem Kapital global verteilt werden konnte, hatte dies seinen Preis; wie ein chinesisches Sprichwort sagt: „Ein Segen könnte ein getarntes Unglück sein“ (福兮祸所依, fú xī huò suǒ yī). Der Boom des US-amerikanischen Finanzsektors und die damit einhergehenden unberechenbaren Spekulationen haben zu einer Deindustrialisierung des Landes geführt, unter der vor allem die Arbeiter- und Mittelschicht zu leiden hatte. Aufgrund der Selbstschutzmaßnahmen aufstrebender Länder wie China war es diesem Finanzsystem nicht möglich, ausreichend externe Gewinne zu erzielen, um die inländischen Verluste zu decken, unter denen die unteren Volksschichten durch die Deindustrialisierung zu leiden hatten. Infolgedessen hat sich in den USA ein extremes Maß an Einkommensungleichheit entwickelt und eine starke Polarisierung mit zunehmender Spaltung und Feindseligkeit zwischen verschiedenen Klassen und sozialen Gruppen.
Die Deindustrialisierung ist die Ursache für die Krise der USA. Im 19. Jahrhundert waren westliche Supermächte vor allem aufgrund ihrer industriellen Überlegenheit, die es ihnen ermöglichte, die leistungsfähigsten Schiffe und Kanonen zu produzieren, in der Lage, die Welt zu tyrannisieren – einschließlich des Schikanierens Chinas. Die Deindustrialisierung führt dazu, dass die Verfügbarkeit solcher „Schiffe und Kanonen“ unzureichend wird. Sogar das militärisch-industrielle System der USA ist aufgrund des Niedergangs der unterstützenden Industrien fragmentarisch und übermäßig kostspielig geworden. Die US-Elite ist sich der Schwere dieses Problems bewusst, aber die aufeinanderfolgenden Regierungen haben sich schwer getan, es anzugehen; Obama forderte eine Reindustrialisierung, kam aber aufgrund der weitgehenden Pattsituation zwischen Republikanern und Demokraten nicht voran – eine Dynamik, die wirksames Regierungshandeln verhindert und die Francis Fukuyama als „Vetokratie“ bezeichnete; Trump schloss sich dem mit dem zeitgemäßen Slogan „Make America Great Again“ an und versprach, die USA wieder zur stärksten Industriemacht der Welt zu machen. Diese Absicht zeigt sich auch in dem Drängen der amtierenden Biden-Administration, den CHIPS and Science Act zu verabschieden und andere Initiativen zur Förderung der Entwicklung der Binnenindustrie voranzutreiben. Solange das US-Finanzkapital jedoch weiterhin das globale System nutzt, um im Ausland hohe Gewinne zu erzielen, kann es sich unmöglich der Binnenindustrie und Infrastruktur zuwenden. Die Vereinigten Staaten müssten, um ihre Industrie wiederzubeleben, die Macht der Finanzmagnaten brechen, aber: Wie soll das überhaupt möglich sein?
Im Gegensatz zur Deindustrialisierung in den Vereinigten Staaten, schreitet China in seinem vierten Durchbruch der Industrialisierung stetig voran und rückt an die Spitze der globalen Fertigung, wobei es sich auf die solide Grundlage einer vollständigen Wertschöpfungskette stützt. Aus Angst in Sachen „Hard Power“ übertroffen zu werden, hat die US-Elite China zum „Konkurrenten“ erklärt und die Art der Beziehungen zwischen den beiden Ländern hat sich grundlegend verändert.
Die US-Elite bezeichnet ihr Land schon lange als „Stadt auf dem Hügel“ – eine christliche Vorstellung, mit der gemeint ist, dass die Vereinigten Staaten eine Ausnahmestellung in der Welt einnehmen und ein „Leuchtfeuer“ sind, dem andere Nationen folgen sollen. Dieser tief verwurzelte Glaube an die eigene Überlegenheit bedeutet, dass Washington den Aufstieg anderer Nationen oder Zivilisationen, wie z. B. China – das seit Tausenden von Jahren seinen eigenen Weg geht – nicht akzeptieren kann. Chinas wirtschaftlicher Aufstieg und damit sein wachsender Einfluss auf die Neugestaltung der US-geführten Weltordnung ist nichts anderes als die Rückkehr der Welt zu einem ausgewogeneren Zustand. Für Washington ist dies jedoch ein Sakrileg, vergleichbar mit der Ablehnung religiöser Bekehrung für Missionare. Es liegt auf der Hand, dass die US-Elite ihr Wohlwollen gegenüber China aufgegeben hat, geschlossen eine feindselige Strategie gegen China verfolgt und alle Mittel einsetzen wird, um Chinas Entwicklung und Einfluss auf der Weltbühne zu stören. Washingtons aggressives Vorgehen hat wiederum die Entschlossenheit Chinas gestärkt, sich aus der Enge des US-geführten globalen Systems zu befreien. Die Pax Americana wird es China nur erlauben, sich in einer Weise zu entwickeln, die der Herrschaft der Vereinigten Staaten untergeordnet ist und so China keine andere Wahl lässt, als einen neuen Weg einzuschlagen und auf die Schaffung einer neuen internationalen Ordnung hinzuarbeiten. Dieser Kampf zwischen den Vereinigten Staaten und China wird die Schlagzeilen der Welt auf absehbare Zeit beherrschen.
Dennoch gibt es mehrere Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit verringern, dass sich der Kampf in einer katastrophalen Weise entwickeln wird. Erstens sind die beiden Länder geografisch durch den Pazifik voneinander getrennt. Und zweitens sind die Vereinigten Staaten zwar eine maritime Nation, die in der Lage ist, ein Gleichgewicht auf dem Meer herzustellen, aber weit weniger in der Lage, Landangriffe zu starten. Insbesondere gegen ein Land wie China, das eine kombinierte Land-See-Macht mit enormer strategischer Tiefe ist. Infolgedessen wären die Bemühungen der USA, einen umfassenden Krieg gegen China zu führen, nicht umsetzbar; selbst wenn Washington einen Seekrieg im Westpazifik anzetteln würde, stünden die Chancen nicht zu ihren Gunsten. Hinzu kommt, dass die Vereinigten Staaten im Wesentlichen eine „Handelsrepublik“ sind (die ursprüngliche Definition des Landes durch einen seiner Gründerväter, Alexander Hamilton) – was bedeutet, dass ihre Handlungen grundsätzlich auf Kosten-Nutzen-Kalkulationen beruhen. China hingegen ist sehr erfahren im Umgang mit aggressiven externen Kräften [6]. Zusammengenommen sind diese Faktoren nahezu eine Garantie dafür, dass ein umfassender Frontalkrieg zwischen den beiden Ländern vollständig vermieden werden kann.
In dieser Hinsicht unterscheiden sich die wechselnden Positionen Chinas und der Vereinigten Staaten stark von ähnlichen Dynamiken in der Vergangenheit, wie z. B. die sich entwickelnde Hegemonie auf dem europäischen Kontinent in den letzten Jahrhunderten. Im letztgenannten Kontext kann die Enge Europas nicht mehrere Großmächte zulassen, während der riesige Pazifische Ozean dies durchaus kann. Diese Situation bildet die Grundlage für die Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
China und die Vereinigten Staaten werden zwar an allen Fronten miteinander konkurrieren, doch solange China seine wirtschaftliche und militärische Stärke weiter ausbaut und deutlich zeigt, dass es bereit ist diese Macht auch einzusetzen, werden sich die Vereinigten Staaten auf die gleiche rationale Weise zurückziehen, wie es ihr früherer Oberherr Großbritannien getan hat. Sobald sich die Vereinigten Staaten aus Ostasien und dem westlichen Pazifik zurückziehen, wird sich eine neue Weltordnung herausbilden.
In den letzten Jahren haben sich Chinas Bemühungen diesbezüglich ausgezahlt. Das hat einige in den Vereinigten Staaten dazu veranlasst, Chinas Macht und Entschlossenheit anzuerkennen und ihre Strategie entsprechend anzupassen: Sie setzen verbündete Länder unter Druck, damit sie höhere Kosten für die Aufrechterhaltung der vom Westen geführten Ordnung tragen. Die USA haben ihr Bündnissystem immer auf gemeinsame Interessen gestützt, wobei das Wichtigste die Zusammenarbeit ist. Nicht, um irgendein hochtrabendes Ideal zu fördern, sondern um andere Länder ausbluten zu lassen. Sobald diese Länder nicht mehr in der Lage sind gemeinsam externe Profite zu sichern, müssen sie miteinander konkurrieren und ihr Bündnissystem bricht sofort auseinander. In einer solchen Situation würden die westlichen Länder zu einem Zustand zurückkehren, der der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ähnelt: Um zu überleben, bekämpfen sie sich eher gegenseitig, statt die Welt in Kolonien aufzuteilen. Dieser Kampf der Nationen – wenn auch nicht unbedingt durch einen heißen Krieg – könnte dazu führen, dass die westlichen Länder in ihren frühmodernen Zustand zurückfallen.
Die Bereitschaft der Vereinigten Staaten, für ihr Profitstreben alles zu tun, hat zu einem raschen Zerfall ihres Wertesystems geführt. Seit der frühere Präsident Woodrow Wilson das Land an die Spitze des Weltsystems geführt hat, waren Werte der Kern der Attraktivität der USA. Damals war Wilson bei vielen chinesischen Intellektuellen sehr beliebt, doch schon bald folgte die Ernüchterung. Heute ist der Mythos des „amerikanischen Traums“ und der universellen Werte der Vereinigten Staaten für einen beträchtlichen Teil der chinesischen Eliten nach wie vor attraktiv, doch die Erfahrung der Trump-Präsidentschaft hat diesen angeblichen Werten die Maske vom Gesicht gerissen. Die Vereinigten Staaten sind offen zu der Vulgarität und Brutalität der kolonialen Eroberung und der Expansion nach Westen zurückgekehrt.
Darüber hinaus leidet die derzeitige Generation der westlichen Eliten an einem Defizit in Sachen strategischer Denkfähigkeit. Viele der führenden Strategen und Taktiker des Kalten Krieges sind inzwischen verstorben, und inmitten der Hybris und Dominanz der zwei Jahrzehnte währenden Ära des „Endes der Geschichte“ haben die Vereinigten Staaten und die europäischen Länder nicht wirklich eine neue Generation scharfer intellektueller Persönlichkeiten hervorgebracht. Folglich ist das Beste, was diese Elite-Generation angesichts ihrer aktuellen Dilemmata anbieten kann, nichts anderes als die Wiederverwendung alter Lösungen und die Rückkehr zur Vulgarität der Kolonialzeit.
Diese Art von Vulgarität mag für einige schockierend sein, ist aber tief verwurzelt in der Geschichte der USA: Von den puritanischen Kolonisten, die Völkermord an den Ureinwohnern verübten, um ihre so genannte „Stadt auf dem Hügel“ zu errichten; über die vielen Gründungsväter, die Sklavenhalter waren und die Sklaverei in der Verfassung verankerten; über die Federalist Papers, die ein komplexes System der Gewaltenteilung entwarfen, um die Freiheit zu garantieren, aber kaltschnäuzig über Krieg und Handel zwischen den Ländern entschied; bis hin zur Besessenheit vom Recht auf das Tragen von Waffen, das jedem das Recht gibt, im Namen der Freiheit zu töten. Wir sehen also, dass Trump nicht die Vulgarität in den Vereinigten Staaten eingeführt hat, sondern nur die verborgene Tradition der „Handelsrepublik“ offenbart hat (es ist erwähnenswert, dass in der westlichen Tradition die Kaufleute ebenfalls dazu neigten, Plünderer und Piraten zu sein).
Heute haben die Vereinigten Staaten diesen Wandel ihrer Identität fast abgeschlossen: von einer Republik der Werte zu einer Republik des Handels. Diese Version des Landes verfügt nicht über den vereinten Willen, seine Position als Führer der Weltordnung wieder einzunehmen, wie der starke und anhaltende Einfluss der „America First“-Rhetorik beweist. Die wachsende Unterstützung in bestimmten Teilen der US-Bevölkerung für diese politische Vulgarität wird weitere Politiker ermutigen, diesem Beispiel zu folgen.
Die Weltordnung wird nach wie vor von einer Reihe mächtiger Staaten angeführt. Allerdings befindet sie sich inmitten großer Instabilitäten, weil die Bemühungen um eine Stärkung der Europäischen Union gescheitert sind, Russland wahrscheinlich weiter schrumpfen wird, China wächst, Japan und Südkorea keine wirkliche Autonomie besitzen und die Vereinigten Staaten aufgrund finanzieller Zwänge ihre Verantwortung für die Unterstützung des Netzwerkes aus globalen multilateralen Institutionen und Bündnissen der Nachkriegszeit rasch einstellen und stattdessen versuchen, bilaterale Systeme zur Maximierung ihrer spezifischen Interessen aufzubauen. Einfach ausgedrückt: Die Weltordnung bricht auseinander. Die relevanten Fragen sind derzeit, wie schnell dieser Zusammenbruch erfolgen wird, wie eine alternative neue Ordnung aussehen sollte und ob diese neue Ordnung rechtzeitig entstehen und in Kraft treten kann, um eine weit verbreitete, ernsthafte globale Instabilität zu vermeiden.
Teil 3 finden Sie hier.
Quellen:
Literaturverzeichnis
Hamilton, Alexander, John Jay, and James Madison. The Federalist Papers. Translated by Cheng Fengru, Han Zai, and Xun Shu. The Commercial Press, 1995.
Yao, Zhongqiu. The Way of Yao and Shun: The Birth of Chinese Civilisation. Hainan Publishing House, 2016.
Zhu, Qianzhi. The Influence of Chinese Philosophy on Europe. Hebei People’s Publishing House, 1999.
Anmerkungen des Autors
[6] Alexander Hamilton, John Jay, and James Madison, The Federalist Papers, trans. Cheng Fengru, Han Zai, and Xun Shu (The Commercial Press, 1995).
Eine chinesische Perspektive
Fünf Jahrhunderte globale Transformation (Teil 2)
Dieser Text wurde zuerst am 28.03.2023 auf www.dongshengnews.org unter der URL <https://dongshengnews.org/en/whzh-vol1-no1-article2/> veröffentlicht. Lizenz: Wenhua Zongheng, TriContinental, Yao Zhongqiu, CC BY-NC-ND 4.0
Detailaufnahme von der China-Karte von Abraham Ortelius (1584), der ersten in einem abendländischen Atlas erscheinenden Karte von China. Die Karte ist nach Westen ausgerichtet. Die Chinesische Mauer verläuft auf einer Länge von etwa 400 Meilen (also viel zu kurz). Rechts, also im Norden, sind schöne mongolische Jurten zu sehen. Man beachte auch die Windwagen, die in China schon im 6. Jahrhundert nach Christus entwickelt worden sind. Der lateinische Text entlang der Chinesischen Mauer lautet: “Murus quadringentarum leucarum inter montium crepidines a Rege Chinæ contra Tartarorum ab hac parte eruptiones extructus.” Auf Deutsch übersetzt: “Eine vierhundert Meilen lange Mauer wurde zwischen den Bergkämmen vom König von China gegen die Invasionen der Ta(r)taren in diesem Gebiet erstellt.”, 1584.
(Karte: Abraham Ortelius, Wikimedia Commons, Gemeinfrei)
Der zweite Teil dieser dreiteiligen Serie beleuchtet die Gründe für den Niedergang der US-geführten Ordnung.
Teil 1 finden Sie hier.
Detailaufnahme von der China-Karte von Abraham Ortelius (1584), der ersten in einem abendländischen Atlas erscheinenden Karte von China. Die Karte ist nach Westen ausgerichtet. Die Chinesische Mauer verläuft auf einer Länge von etwa 400 Meilen (also viel zu kurz). Rechts, also im Norden, sind schöne mongolische Jurten zu sehen. Man beachte auch die Windwagen, die in China schon im 6. Jahrhundert nach Christus entwickelt worden sind. Der lateinische Text entlang der Chinesischen Mauer lautet: “Murus quadringentarum leucarum inter montium crepidines a Rege Chinæ contra Tartarorum ab hac parte eruptiones extructus.” Auf Deutsch übersetzt: “Eine vierhundert Meilen lange Mauer wurde zwischen den Bergkämmen vom König von China gegen die Invasionen der Ta(r)taren in diesem Gebiet erstellt.”, 1584.
(Karte: Abraham Ortelius, Wikimedia Commons, Gemeinfrei)
Phase III: Niedergang der US-geführten Ordnung
Der Aufstieg Chinas hat die alte, westlich dominierte Weltordnung überwältigt. Allerdings war der eigentliche Auslöser für ihren Zusammenbruch die Instabilität, die aus der Tatsache resultierte, dass die Vereinigten Staaten unfähig waren, die unipolare globale Dominanz zu sichern, die sie nach dem Ende des Kalten Krieges anstrebten.
Aus historischer Sicht: Das Römische Reich war nicht in der Lage Indien zu erreichen, geschweige denn sich über das Zwiebelgebirge (das Pamir-Gebirge in Zentralasien, Anm. d. Red.) hinaus auszubreiten; umgekehrt hätten auch die Han- und Tang-Dynastien ihre Macht kaum halten können, selbst wenn es ihnen gelungen wäre, dieses Gebirge zu überqueren. Das strukturelle Gleichgewicht in der Welt beruht darauf, dass die Nationen im Gleichgewicht bleiben und nicht von einem einzigen Zentrum regiert werden.
Selbst die enormen technologischen Fortschritte im Transportwesen und in der Kriegsführung konnten an diesem ehernen Gesetz nichts ändern. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren die Westmächte in fast alle Ecken der Welt vorgedrungen; trotz ihrer konkurrierenden Interessen und der zur Aufrechterhaltung ihrer Kolonien erforderlichen Gewalt, war dieses Herrschaftssystem in gewisser Weise stabiler als die heutige Ordnung, da es die Macht breiter über die verschiedenen Länder verteilte. In der Nachkriegszeit bildeten die Sowjetunion und der Westen gegensätzliche Blöcke im Kalten Krieg, wobei jedes Lager seinen eigenen Einflussbereich hatte und in gewissem Maße durch das andere ausgeglichen wurde.
Im Gegensatz dazu wurden die Vereinigten Staaten nach dem Ende des Kalten Krieges zur einzigen Supermacht, die die ganze Welt beherrschte. Die Vereinigten Staaten – das jüngste westliche Land, die letzte von den Europäern „entdeckte“ „Neue Welt“ und die bevölkerungsreichste dieser Mächte – waren dazu bestimmt, das letzte Kapitel in den Bemühungen des Westens um die Beherrschung der Welt zu schreiben. Die Vereinigten Staaten verkündeten selbstbewusst, dass ihr Sieg über die Sowjetunion „das Ende der Geschichte“ sei. Der Anspruch kommt jedoch nicht an den harten Zwängen der Realität vorbei. Unter der alleinigen Vorherrschaft der Vereinigten Staaten wurde die Weltordnung sofort instabil und fragmentiert; die so genannte Pax Americana war zu kurzlebig, um in die Geschichte eingehen zu können. Nach der kurzen „Ende-der-Geschichte“-Euphorie unter den Regierungen Clinton und Bush haben die Vereinigten Staaten in der Obama-Ära eine „strategische Schrumpfung“ eingeleitet und versucht, die Lasten ihrer globalen Herrschaft nach und nach auf andere abzuladen.
Das flüchtige Streben Washingtons nach globaler Hegemonie verursachte nicht nur externe Kosten, sondern auch interne Spannungen. Obwohl die Vereinigten Staaten viele Vorteile aus ihrer imperialen Herrschaft zogen, indem sie ein Finanzsystem entwickelten, in dem Kapital global verteilt werden konnte, hatte dies seinen Preis; wie ein chinesisches Sprichwort sagt: „Ein Segen könnte ein getarntes Unglück sein“ (福兮祸所依, fú xī huò suǒ yī). Der Boom des US-amerikanischen Finanzsektors und die damit einhergehenden unberechenbaren Spekulationen haben zu einer Deindustrialisierung des Landes geführt, unter der vor allem die Arbeiter- und Mittelschicht zu leiden hatte. Aufgrund der Selbstschutzmaßnahmen aufstrebender Länder wie China war es diesem Finanzsystem nicht möglich, ausreichend externe Gewinne zu erzielen, um die inländischen Verluste zu decken, unter denen die unteren Volksschichten durch die Deindustrialisierung zu leiden hatten. Infolgedessen hat sich in den USA ein extremes Maß an Einkommensungleichheit entwickelt und eine starke Polarisierung mit zunehmender Spaltung und Feindseligkeit zwischen verschiedenen Klassen und sozialen Gruppen.
Die Deindustrialisierung ist die Ursache für die Krise der USA. Im 19. Jahrhundert waren westliche Supermächte vor allem aufgrund ihrer industriellen Überlegenheit, die es ihnen ermöglichte, die leistungsfähigsten Schiffe und Kanonen zu produzieren, in der Lage, die Welt zu tyrannisieren – einschließlich des Schikanierens Chinas. Die Deindustrialisierung führt dazu, dass die Verfügbarkeit solcher „Schiffe und Kanonen“ unzureichend wird. Sogar das militärisch-industrielle System der USA ist aufgrund des Niedergangs der unterstützenden Industrien fragmentarisch und übermäßig kostspielig geworden. Die US-Elite ist sich der Schwere dieses Problems bewusst, aber die aufeinanderfolgenden Regierungen haben sich schwer getan, es anzugehen; Obama forderte eine Reindustrialisierung, kam aber aufgrund der weitgehenden Pattsituation zwischen Republikanern und Demokraten nicht voran – eine Dynamik, die wirksames Regierungshandeln verhindert und die Francis Fukuyama als „Vetokratie“ bezeichnete; Trump schloss sich dem mit dem zeitgemäßen Slogan „Make America Great Again“ an und versprach, die USA wieder zur stärksten Industriemacht der Welt zu machen. Diese Absicht zeigt sich auch in dem Drängen der amtierenden Biden-Administration, den CHIPS and Science Act zu verabschieden und andere Initiativen zur Förderung der Entwicklung der Binnenindustrie voranzutreiben. Solange das US-Finanzkapital jedoch weiterhin das globale System nutzt, um im Ausland hohe Gewinne zu erzielen, kann es sich unmöglich der Binnenindustrie und Infrastruktur zuwenden. Die Vereinigten Staaten müssten, um ihre Industrie wiederzubeleben, die Macht der Finanzmagnaten brechen, aber: Wie soll das überhaupt möglich sein?
Im Gegensatz zur Deindustrialisierung in den Vereinigten Staaten, schreitet China in seinem vierten Durchbruch der Industrialisierung stetig voran und rückt an die Spitze der globalen Fertigung, wobei es sich auf die solide Grundlage einer vollständigen Wertschöpfungskette stützt. Aus Angst in Sachen „Hard Power“ übertroffen zu werden, hat die US-Elite China zum „Konkurrenten“ erklärt und die Art der Beziehungen zwischen den beiden Ländern hat sich grundlegend verändert.
Die US-Elite bezeichnet ihr Land schon lange als „Stadt auf dem Hügel“ – eine christliche Vorstellung, mit der gemeint ist, dass die Vereinigten Staaten eine Ausnahmestellung in der Welt einnehmen und ein „Leuchtfeuer“ sind, dem andere Nationen folgen sollen. Dieser tief verwurzelte Glaube an die eigene Überlegenheit bedeutet, dass Washington den Aufstieg anderer Nationen oder Zivilisationen, wie z. B. China – das seit Tausenden von Jahren seinen eigenen Weg geht – nicht akzeptieren kann. Chinas wirtschaftlicher Aufstieg und damit sein wachsender Einfluss auf die Neugestaltung der US-geführten Weltordnung ist nichts anderes als die Rückkehr der Welt zu einem ausgewogeneren Zustand. Für Washington ist dies jedoch ein Sakrileg, vergleichbar mit der Ablehnung religiöser Bekehrung für Missionare. Es liegt auf der Hand, dass die US-Elite ihr Wohlwollen gegenüber China aufgegeben hat, geschlossen eine feindselige Strategie gegen China verfolgt und alle Mittel einsetzen wird, um Chinas Entwicklung und Einfluss auf der Weltbühne zu stören. Washingtons aggressives Vorgehen hat wiederum die Entschlossenheit Chinas gestärkt, sich aus der Enge des US-geführten globalen Systems zu befreien. Die Pax Americana wird es China nur erlauben, sich in einer Weise zu entwickeln, die der Herrschaft der Vereinigten Staaten untergeordnet ist und so China keine andere Wahl lässt, als einen neuen Weg einzuschlagen und auf die Schaffung einer neuen internationalen Ordnung hinzuarbeiten. Dieser Kampf zwischen den Vereinigten Staaten und China wird die Schlagzeilen der Welt auf absehbare Zeit beherrschen.
Dennoch gibt es mehrere Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit verringern, dass sich der Kampf in einer katastrophalen Weise entwickeln wird. Erstens sind die beiden Länder geografisch durch den Pazifik voneinander getrennt. Und zweitens sind die Vereinigten Staaten zwar eine maritime Nation, die in der Lage ist, ein Gleichgewicht auf dem Meer herzustellen, aber weit weniger in der Lage, Landangriffe zu starten. Insbesondere gegen ein Land wie China, das eine kombinierte Land-See-Macht mit enormer strategischer Tiefe ist. Infolgedessen wären die Bemühungen der USA, einen umfassenden Krieg gegen China zu führen, nicht umsetzbar; selbst wenn Washington einen Seekrieg im Westpazifik anzetteln würde, stünden die Chancen nicht zu ihren Gunsten. Hinzu kommt, dass die Vereinigten Staaten im Wesentlichen eine „Handelsrepublik“ sind (die ursprüngliche Definition des Landes durch einen seiner Gründerväter, Alexander Hamilton) – was bedeutet, dass ihre Handlungen grundsätzlich auf Kosten-Nutzen-Kalkulationen beruhen. China hingegen ist sehr erfahren im Umgang mit aggressiven externen Kräften [6]. Zusammengenommen sind diese Faktoren nahezu eine Garantie dafür, dass ein umfassender Frontalkrieg zwischen den beiden Ländern vollständig vermieden werden kann.
In dieser Hinsicht unterscheiden sich die wechselnden Positionen Chinas und der Vereinigten Staaten stark von ähnlichen Dynamiken in der Vergangenheit, wie z. B. die sich entwickelnde Hegemonie auf dem europäischen Kontinent in den letzten Jahrhunderten. Im letztgenannten Kontext kann die Enge Europas nicht mehrere Großmächte zulassen, während der riesige Pazifische Ozean dies durchaus kann. Diese Situation bildet die Grundlage für die Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
China und die Vereinigten Staaten werden zwar an allen Fronten miteinander konkurrieren, doch solange China seine wirtschaftliche und militärische Stärke weiter ausbaut und deutlich zeigt, dass es bereit ist diese Macht auch einzusetzen, werden sich die Vereinigten Staaten auf die gleiche rationale Weise zurückziehen, wie es ihr früherer Oberherr Großbritannien getan hat. Sobald sich die Vereinigten Staaten aus Ostasien und dem westlichen Pazifik zurückziehen, wird sich eine neue Weltordnung herausbilden.
In den letzten Jahren haben sich Chinas Bemühungen diesbezüglich ausgezahlt. Das hat einige in den Vereinigten Staaten dazu veranlasst, Chinas Macht und Entschlossenheit anzuerkennen und ihre Strategie entsprechend anzupassen: Sie setzen verbündete Länder unter Druck, damit sie höhere Kosten für die Aufrechterhaltung der vom Westen geführten Ordnung tragen. Die USA haben ihr Bündnissystem immer auf gemeinsame Interessen gestützt, wobei das Wichtigste die Zusammenarbeit ist. Nicht, um irgendein hochtrabendes Ideal zu fördern, sondern um andere Länder ausbluten zu lassen. Sobald diese Länder nicht mehr in der Lage sind gemeinsam externe Profite zu sichern, müssen sie miteinander konkurrieren und ihr Bündnissystem bricht sofort auseinander. In einer solchen Situation würden die westlichen Länder zu einem Zustand zurückkehren, der der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ähnelt: Um zu überleben, bekämpfen sie sich eher gegenseitig, statt die Welt in Kolonien aufzuteilen. Dieser Kampf der Nationen – wenn auch nicht unbedingt durch einen heißen Krieg – könnte dazu führen, dass die westlichen Länder in ihren frühmodernen Zustand zurückfallen.
Die Bereitschaft der Vereinigten Staaten, für ihr Profitstreben alles zu tun, hat zu einem raschen Zerfall ihres Wertesystems geführt. Seit der frühere Präsident Woodrow Wilson das Land an die Spitze des Weltsystems geführt hat, waren Werte der Kern der Attraktivität der USA. Damals war Wilson bei vielen chinesischen Intellektuellen sehr beliebt, doch schon bald folgte die Ernüchterung. Heute ist der Mythos des „amerikanischen Traums“ und der universellen Werte der Vereinigten Staaten für einen beträchtlichen Teil der chinesischen Eliten nach wie vor attraktiv, doch die Erfahrung der Trump-Präsidentschaft hat diesen angeblichen Werten die Maske vom Gesicht gerissen. Die Vereinigten Staaten sind offen zu der Vulgarität und Brutalität der kolonialen Eroberung und der Expansion nach Westen zurückgekehrt.
Darüber hinaus leidet die derzeitige Generation der westlichen Eliten an einem Defizit in Sachen strategischer Denkfähigkeit. Viele der führenden Strategen und Taktiker des Kalten Krieges sind inzwischen verstorben, und inmitten der Hybris und Dominanz der zwei Jahrzehnte währenden Ära des „Endes der Geschichte“ haben die Vereinigten Staaten und die europäischen Länder nicht wirklich eine neue Generation scharfer intellektueller Persönlichkeiten hervorgebracht. Folglich ist das Beste, was diese Elite-Generation angesichts ihrer aktuellen Dilemmata anbieten kann, nichts anderes als die Wiederverwendung alter Lösungen und die Rückkehr zur Vulgarität der Kolonialzeit.
Diese Art von Vulgarität mag für einige schockierend sein, ist aber tief verwurzelt in der Geschichte der USA: Von den puritanischen Kolonisten, die Völkermord an den Ureinwohnern verübten, um ihre so genannte „Stadt auf dem Hügel“ zu errichten; über die vielen Gründungsväter, die Sklavenhalter waren und die Sklaverei in der Verfassung verankerten; über die Federalist Papers, die ein komplexes System der Gewaltenteilung entwarfen, um die Freiheit zu garantieren, aber kaltschnäuzig über Krieg und Handel zwischen den Ländern entschied; bis hin zur Besessenheit vom Recht auf das Tragen von Waffen, das jedem das Recht gibt, im Namen der Freiheit zu töten. Wir sehen also, dass Trump nicht die Vulgarität in den Vereinigten Staaten eingeführt hat, sondern nur die verborgene Tradition der „Handelsrepublik“ offenbart hat (es ist erwähnenswert, dass in der westlichen Tradition die Kaufleute ebenfalls dazu neigten, Plünderer und Piraten zu sein).
Heute haben die Vereinigten Staaten diesen Wandel ihrer Identität fast abgeschlossen: von einer Republik der Werte zu einer Republik des Handels. Diese Version des Landes verfügt nicht über den vereinten Willen, seine Position als Führer der Weltordnung wieder einzunehmen, wie der starke und anhaltende Einfluss der „America First“-Rhetorik beweist. Die wachsende Unterstützung in bestimmten Teilen der US-Bevölkerung für diese politische Vulgarität wird weitere Politiker ermutigen, diesem Beispiel zu folgen.
Die Weltordnung wird nach wie vor von einer Reihe mächtiger Staaten angeführt. Allerdings befindet sie sich inmitten großer Instabilitäten, weil die Bemühungen um eine Stärkung der Europäischen Union gescheitert sind, Russland wahrscheinlich weiter schrumpfen wird, China wächst, Japan und Südkorea keine wirkliche Autonomie besitzen und die Vereinigten Staaten aufgrund finanzieller Zwänge ihre Verantwortung für die Unterstützung des Netzwerkes aus globalen multilateralen Institutionen und Bündnissen der Nachkriegszeit rasch einstellen und stattdessen versuchen, bilaterale Systeme zur Maximierung ihrer spezifischen Interessen aufzubauen. Einfach ausgedrückt: Die Weltordnung bricht auseinander. Die relevanten Fragen sind derzeit, wie schnell dieser Zusammenbruch erfolgen wird, wie eine alternative neue Ordnung aussehen sollte und ob diese neue Ordnung rechtzeitig entstehen und in Kraft treten kann, um eine weit verbreitete, ernsthafte globale Instabilität zu vermeiden.
Teil 3 finden Sie hier.
Quellen:
Literaturverzeichnis
Hamilton, Alexander, John Jay, and James Madison. The Federalist Papers. Translated by Cheng Fengru, Han Zai, and Xun Shu. The Commercial Press, 1995.
Yao, Zhongqiu. The Way of Yao and Shun: The Birth of Chinese Civilisation. Hainan Publishing House, 2016.
Zhu, Qianzhi. The Influence of Chinese Philosophy on Europe. Hebei People’s Publishing House, 1999.
Anmerkungen des Autors
[6] Alexander Hamilton, John Jay, and James Madison, The Federalist Papers, trans. Cheng Fengru, Han Zai, and Xun Shu (The Commercial Press, 1995).