Die Sprachpolizei

Wenn Sie schnell beleidigt sind, sollten Sie diesen Artikel vielleicht überspringen.

Dies ist nicht die Kolumne, die ich eigentlich schreiben wollte. Ich wollte eine unerträglich aufgeblasene und todlangweilige Kolumne über „den Zustand der Verlagsbranche“ und „zeitgenössische Literatur“ und all diesen Mist schreiben, aber dann kam mir eine Reihe von Ereignissen in die Quere und zwang mich, meinen Plan zu ändern.

Ich hatte vor, diese unerträglich aufgeblasene und todlangweilige Kolumne über die Verlagsbranche und Literatur usw. zu veröffentlichen, weil in Kürze ein paar neue Bücher von mir erscheinen werden. Das erste, „Fear and Loathing in the New Normal Reich“ [1], wird im April bei Skyhorse Publishing erscheinen. Das andere ist eine Neuauflage meines dystopischen Romans „Zone 23“ [2], der im Juli bei Arcade Publishing erscheinen wird.

Skyhorse Publishing wurde 2006 von Tony Lyons gegründet und ist einer der am schnellsten wachsenden unabhängigen Buchverlage in den Vereinigten Staaten. Das Unternehmen hat 112 Bestseller der New York Times veröffentlicht. Arcade Publishing ist ein Imprint von Skyhorse Publishing. Das offizielle Motto lautet: „Hier finden Sie etwas, um jeden zu beleidigen.“ („Something to Offend Everyone.“)

Skyhorse Publishing und Arcade Publishing beschäftigen, wie Sie wahrscheinlich schon daran erkennen, dass sie zwei meiner Bücher veröffentlichen, keine „Sensibilitäts-Redakteure“. Und versuchen auch nicht, die Texte der von ihnen veröffentlichten Autoren zu zensieren. „Sensible Bearbeitung“ ist nur ein weiteres Beispiel für Zensur, wie „Sichtbarkeitsfilterung“ und andere Formen der Sprachkontrolle, die sich in den letzten Jahren normalisiert haben. Sollten Sie mit „sensibler Bearbeitung“ nicht vertraut sein: Ich habe 2023 eine Kolumne darüber veröffentlicht [3], nachdem Puffin Books – ein Imprint von Penguin Random House – seine „sensiblen Lektoren“ auf die Bücher von Roald Dahl losgelassen hatte.

Wie auch immer, ich habe beschlossen, diese furchtbar langweilige Kolumne über die Verlagsbranche, die „großen Fünf“, die hauptsächlich darüber entscheiden, was jeder liest und den Zustand der zeitgenössischen Literatur usw. nicht zu schreiben, weil ich die Nase voll habe von all der Zensur, der sensiblen Bearbeitung, der Sprachpolizei, dem harten Durchgreifen gegen politische Meinungsverschiedenheiten und der Aufhebung der Reste unserer demokratischen Rechte.

Die kürzlich erfolgte Verhaftung und geplante Abschiebung von Mahmoud Khalil, einem pro-palästinensischen Aktivisten und Doktoranden an der Columbia University, durch das Heimatschutzministerium, den die Trump-Regierung nicht wegen eines tatsächlichen Verbrechens, sondern wegen „terroristischer“ Äußerungen angeklagt hat, und Trumps faschistoide Tweets, die darauf folgten, und die Rechtfertigungen der Menschen für dieses jüngste Beispiel der neuen, aufkommenden Form des Totalitarismus, vor dem ich geschrieben und gewarnt habe, war einfach … nun, ich hatte das Gefühl, dass etwas Relevanteres als eine unerträglich pompöse und nervtötend langweilige Kolumne über die Verlagsbranche und Literatur angebracht war.

Und los geht’s.

Ein offener Brief an das Heimatschutzministerium der Vereinigten Staaten, die Gedankenpolizei der Europäischen Union, die Gemeinschaft der Sensibilitäts-Editoren, die Anti-Defamation League, die Anti-Zionisten Inquisition, die Abteilung für Sichtbarkeits-Filterung von Free-Speech X, die deutsche Anti-Meme-Polizei, das britische Verteidigungsministerium gegen potenziell schädliche, stille Gebete, die endgültig wachen Woken, den Covid-Kult, den Musk-Kult, die Demokratische Partei, die Republikanische Partei, das Bundesamt für die obligatorische Verwendung von Pronomen, die Internationale Gesellschaft der anusverkrampfenden Kontrollfreaks, die Nationale Vereinigung zur Förderung humorloser Menschen und andere.

Sehr geehrte Damen und Herren (oder wie zum Geier Sie sich heutzutage auch immer nennen),

ich schreibe Ihnen, um Sie auf einige beunruhigende Gedanken aufmerksam zu machen, die ich in letzter Zeit hatte. Ich gehe davon aus, dass Sie diese in der paranoiden Datenbank speichern werden, die Sie führen, um verurteilte Gedankenverbrecher wie mich zu überwachen.

Diese Gedanken haben mit meinen Ansichten zu tun, die leider aus dem Ruder gelaufen sind. Gefährlich aus dem Ruder gelaufen.

Ich möchte betonen, dass ich in keiner Weise eine Gefahr für mich selbst oder andere bin. Ich mache mir jedoch Sorgen, dass einige meiner Ansichten es sind.

Insbesondere befürchte ich, dass meine Ansichten „den außenpolitischen und nationalen Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten von Amerika zuwiderlaufen“ [4] und auch den „demokratischen Staat delegitimieren“, in dem ich lebe, d. h. die Bundesrepublik Deutschland, und andere Mitgliedstaaten der Europäischen Union, und … nun ja, die gesamte Menschheit selbst [5].

Zum Beispiel Terrorismus. Ich bin ein großer Fan von Terrorismus. Meine Ansichten sind definitiv „auf einer Wellenlänge“ mit Terrorismus. Der mutwillige Massenmord an unschuldigen Zivilisten. Entführungen. Selbstmordattentate. Enthauptungen. Ermordungen. Solche Sachen.

Auch Rassismus, Antisemitismus und verschiedene andere Formen von Fanatismus. Meine Ansichten stimmen auch damit überein. Hass im Allgemeinen, je mehr Hass, desto besser! Und nicht nur Hass auf Randgruppen wie Schwule, Transen, Dschungelhasen, Illegale, Hymies (verunglimpfende Bezeichnung für „Juden“, Begriff kommt aus den USA, Anm. d. Red.), Turbanträger, Schlitzaugen, Spastis, Liliputaner und andere geschützte Personen, sondern auch Hass auf normale heterosexuelle Weiße, von denen die meisten Inzucht-Knallköppe wie das Banjo-Kind im Film Deliverance (deutscher Filmtitel: Beim Sterben ist jeder der Erste, Anm. d. Red.) sind.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin selbst kein Rassist, kein Fanatiker und auch kein bösartiger Antisemit. Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie einfach meine gute Freundin Shaniqua. Shaniqua ist eine schwarze jüdische Transgender-Frau, die sich seit Jahren aktiv dafür einsetzt, Israel von der Erdoberfläche zu tilgen – und eine persönliche Freundin von mir. Erst neulich als Shaniqua mich in den Arsch fickte und dabei nichts als eine gigantische Hamas-Flagge trug – d. h. sie trug sie um den Hals gebunden wie einen Superheldenumhang – während ich in meiner besten Imitation der Stimme von William S. Burroughs – der Burroughs, der seiner Frau in den Kopf schoss – den Propheten Mohammed und Jesus Christus verhöhnte, lief dabei auf dem riesigen Plasmafernseher, den ein ukrainischer Nazi-Freund von mir einem Börsenmakler, dem er Snuff-Filme verkauft, gestohlen hatte, ein Video-Loop von Elon Musk mit Hitlergruß. Da sagte sie zu mir (d. h. Shaniqua, nicht mein ukrainischer Nazi-Freund), also da sagte sie: „C. J., du bist wahrscheinlich der am wenigsten voreingenommene weiße Abschaum, mit dem ich je befreundet war.“

Also kommt nicht auf die Idee, in den Kommentaren zu behaupten, dass „C. J. ein Rassist und Antisemit ist“, sonst hetze ich Shaniqua und meine jüdischen Anwälte auf euch.

Oh, und wo wir gerade davon sprechen, Menschen und Nationalstaaten von der Erdoberfläche zu tilgen. Ich habe noch eine weitere Ansicht, von der ich befürchte, dass sie wahrscheinlich „den außenpolitischen und nationalen Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten von Amerika zuwiderläuft“ und zur „Delegitimierung des demokratischen Staates“ Deutschland führt, oder was auch immer.

Ja, das ist richtig, Völkermord. Ich bin für Völkermord, terroristischer Völkermord ist am besten, aber jede Art von Völkermord ist für mich in Ordnung. Wie die Europäer, die einen Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern begangen haben, oder die Nazis, die einen Völkermord an den Juden begangen haben, oder Israel, das einen Völkermord an den Palästinensern begeht, oder – meine Güte, es gibt einfach so viele Beispiele in unserer Geschichte. Das britische Empire, das osmanische Reich, die Sowjetunion, die Roten Khmer, Darfur, der Völkermord in Ruanda, Bangladesch, der Albigenser-Kreuzzug, der Völkermord an den Tesla-Autohändlern und so weiter.

Selbstverständlich würde ich mich niemals an terroristischen Handlungen, Völkermord oder rassistischem Verhalten beteiligen oder solche Handlungen oder Personen, Gruppen, Nationalstaaten, globale Unternehmen oder andere Körperschaften, die sich an solchen Handlungen beteiligen, finanziell oder anderweitig materiell unterstützen.

Das vorausgeschickt, sind meine Ansichten meine Ansichten (es sei denn, ich lüge), und sie sind schlecht, falsch, beleidigend und potenziell schädlich, und ich habe sie gerade auf einer öffentlichen Plattform publiziert.

Dagegen muss etwas unternommen werden. Etwas lächerlich übertrieben Autoritäres, wie mich zu verhaften und in irgendein Höllenloch im tiefen Süden zu überstellen und mich dann irgendwohin abzuschieben (dazu gleich mehr). Denn wir können nicht zulassen, dass terroristische politische Satiriker, die bereits als Hassverbrecher verurteilt wurden, herumlaufen und die Außenpolitik und die nationalen Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten von Amerika in Frage stellen, drohen, den demokratischen Staat Deutschland zu delegitimieren, wahllos antizionistische afroamerikanische Transgenderpersonen terrorisieren und den Golf von Amerika „Golf von Mexiko“ nennen (was ich, wie ich zugeben muss, auch getan habe). Oder?

Okay, die Abschiebung könnte in meinem Fall etwas knifflig werden. Die Trump-Regierung kann mich nicht abschieben, weil ich nicht in den USA lebe. Ich lebe hier in Deutschland. Ich nehme an, sie könnten Deutschland dazu bringen, mich in die USA abzuschieben, mich in dieses Höllenloch im tiefen Süden zu überstellen, wo sie Khalil hingeschickt haben, und dann versuchen, mich nach Deutschland abzuschieben, wo ich bereits wegen Gedankenverbrechen verurteilt wurde und auf die Urteilsverkündung warte [6], und dann könnte Deutschland mich erneut abschieben, ich weiß nicht, wohin auch immer die AfD plant, alle Nicht-Arier massenhaft abzuschieben.

Ich überlasse es Präsident Trump, Vizepräsident Vance, Außenminister Rubio und Propagandaminister Musk, oder wie auch immer sein Titel derzeit lautet, das zu klären.

In der Zwischenzeit – wenn Sie ein Mitglied der Sensibilitätsbearbeitungsgemeinschaft sind oder zu den anderen „woken“ Fanatikern gehören, die in den letzten zehn Jahren den neuen Totalitarismus mit ins Leben gerufen haben und die jetzt scheinheilig die Trump-Administration dafür kritisieren, dass sie genau das tut, was Sie getan haben, nur auf eine ungeschicktere Art und Weise – nun, ich nehme an, Sie könnten versuchen mich zu „canceln“, aber das könnte auch etwas schwierig werden.

Sie haben mich bereits als „Hassverbrecher“ verurteilt, weil ich das Cover eines meiner Bücher getwittert habe, sodass Sie meinem Ruf und meinem Einkommen nicht viel mehr schaden können als Sie es bereits getan haben. Und ich stehe auf der Schwarzen Liste meiner ehemaligen Freunde und Kollegen in der Theater- und Literaturbranche, seit ich 2020 die offizielle Covid-Erzählung in Frage gestellt habe. Beruflich habe ich also nicht mehr viel zu verlieren. Ich nehme an Sie könnten versuchen, Skyhorse Publishing und Arcade Publishing unter Druck zu setzen, damit sie die bevorstehende Veröffentlichung meiner nächsten beiden Bücher absagen und eine Art feige Pressemitteilung darüber herausgeben, was für ein schrecklicher, Covid-leugnender, rechtsextremer, impfgegnerischer, extremistischer, Desinformation verbreitender Hassverbrecher ich bin.

Viel Glück damit!

Oh, und danke noch einmal, dass Sie die Rechts­staatlichkeit und demokratischen Rechte und Prinzipien wie die Rede- und Pressefreiheit verhöhnt und jeden dämonisiert, von Plattformen verbannt und zensiert haben, der Ihre offizielle Propaganda und lächerliche woke-Ideologie Scheiße in den letzten zehn Jahren in Frage gestellt hat, und dem Trump-Regime ansonsten einen verdammten Freibrief gegeben haben, voll und ganz faschistisch zu werden und ihre Handlungen mit den von Ihnen eingeführten Kriterien der „gefährlichen“, „schädlichen“ und „extremistisch ausgerichteten“ Argumenten zu rechtfertigen, die Sie in Pionierarbeit vorgebracht haben.

Reife Leistung, ihr beschissenen Idioten!

Beste Wünsche und höchstachtungsvoll,

C. J. Hopkins