Familienfoto der BRICS-Mitgliedsstaaten während des 16. BRICS-Gipfels im Kazan Expo Center in Russland am 23. Oktober 2024. (von links) Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed, Ägyptens Präsident Abdel Fattah el-Sisi, Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa, der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas Xi Jinping, Russlands Präsident Wladimir Putin, Indiens Premierminister Narendra Modi, der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate Mohammed bin Zayed Al Nahyan, Irans Präsident Masoud Pezeshkian und Brasiliens Außenminister Mauro Vieira. (Foto: Büro des Premierministers Indien, Wiikimedia Commons, CC0)
Der BRICS-Gipfel dürfte dies bedeuten.
Das Ende neokonservativer Wahnvorstellungen
Einfach ausgedrückt: Die Mehrheit der Welt kann und will die Hegemonie der USA nicht mehr akzeptieren. Sie ist bereit, sich ihr zu widersetzen, statt sich ihrem Diktat zu unterwerfen.
0ieser Text wurde zuerst am 02.11.2024 auf www.commondreams.org unter der URL <https://www.commondreams.org/opinion/brics-summit-2024> veröffentlicht. Lizenz: Jeffrey D. Sachs, Common Dreams, CC BY-NC-ND 4.0
Der jüngste BRICS-Gipfel in Kasan, Russland, dürfte das Ende der neokonservativen Wahnvorstellungen markieren, die im Untertitel von Zbigniew Brzezinskis Buch „Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ aus dem Jahr 1997 zusammengefasst sind. Seit den 1990er Jahren ist das Ziel der amerikanischen Außenpolitik die „Vorherrschaft“, auch bekannt als globale Hegemonie. Kriege, Regime-Change-Operationen und einseitige Zwangsmaßnahmen (Wirtschaftssanktionen) waren die bevorzugten Mittel der USA. Kasan brachte 35 Länder mit mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung zusammen, die das Mobbing der USA ablehnen und sich von den Hegemonialansprüchen der USA nicht einschüchtern lassen.
In der Kasaner Erklärung betonten die Länder „die Entstehung neuer Zentren der Macht, der politischen Entscheidungsfindung und des wirtschaftlichen Wachstums, die den Weg für eine gerechtere, ausgewogenere, demokratischere und multipolare Weltordnung ebnen können“.
Sie betonten „die Notwendigkeit, die derzeitige Architektur der internationalen Beziehungen anzupassen, um die aktuellen Realitäten besser zu berücksichtigen“. Gleichzeitig erklärten sie ihr „Engagement für den Multilateralismus und die Wahrung des Völkerrechts, einschließlich der in der Charta der Vereinten Nationen (UN) verankerten Ziele und Grundsätze als unverzichtbare Eckpfeiler“. Sie richteten sich insbesondere gegen die von den USA und ihren Verbündeten verhängten Sanktionen und erklärten, dass „solche Maßnahmen die UN-Charta, das multilaterale Handelssystem, die Vereinbarungen zur nachhaltigen Entwicklung und die Umweltabkommen untergraben“.
Das neokonservative Streben nach globaler Hegemonie hat tiefe historische Wurzeln im Glauben Amerikas an seinen Exzeptionalismus. Im Jahr 1630 beschrieb John Winthrop die Massachusetts Bay Colony unter Berufung auf die Evangelien als „Stadt auf dem Hügel“ und erklärte großspurig: „Die Augen aller Menschen sind auf uns gerichtet.“ Im 19. Jahrhundert wurde Amerika von der Idee des „Manifest Destiny“ geleitet: Nordamerika zu erobern, indem die Ureinwohner vertrieben oder ausgerottet wurden. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs begrüßten die Amerikaner die Idee des „amerikanischen Jahrhunderts“, das die USA nach dem Krieg die Welt anführen würden.
Der Zusammenbruch der Sowjetunion Ende 1991 verstärkte den Größenwahn der USA noch. Nachdem Amerikas Erzfeind aus dem Kalten Krieg verschwunden war, ersannen die aufstrebenden amerikanischen Neokonservativen eine neue Weltordnung, in der die USA die einzige Supermacht und Weltpolizist waren. Ihre bevorzugten außenpolitischen Instrumente waren Kriege und Regime-Change-Operationen, um Regierungen zu stürzen, die ihnen missfielen.
Nach dem 11. September planten die Neokonservativen, sieben Regierungen in der islamischen Welt zu stürzen. Se begannen mit dem Irak, gefolgt von Syrien, dem Libanon, Libyen, Somalia, dem Sudan und dem Iran. Laut Wesley Clark, dem ehemaligen Oberbefehlshaber der NATO, erwarteten die Neokonservativen, dass die USA diese Kriege innerhalb von fünf Jahren gewinnen würden. Doch nun, mehr als 20 Jahre später, dauern die von den Neokonservativen angezettelten Kriege an, während die USA absolut keines ihrer hegemonialen Ziele erreicht haben.
Die Neokonservativen argumentierten bereits in den 1990er Jahren, dass kein Land und keine Gruppe von Ländern es jemals wagen würde, sich der Macht der USA entgegenzustellen. Brzezinski argumentierte beispielsweise in „Die einzige Weltmacht“, dass Russland keine andere Wahl haben würde, als sich der von den USA angeführten NATO-Erweiterung und den geopolitischen Diktaten der USA und Europas zu unterwerfen. Es gebe keine realistische Aussicht darauf, dass Russland erfolgreich eine anti-hegemoniale Koalition mit China, dem Iran und anderen bilden könne. Brzezinski drückte es so aus:
„Russlands einzige geostrategische Option – die Option, die ihm eine realistische Rolle auf der internationalen Bühne eintragen und auch seine Chancen für eine gesellschaftliche Veränderung und Modernisierung erhöhen könnte – ist Europa. Und zwar nicht irgendein Europa, sondern das transatlantische Europa einer erweiterten EU und NATO.“ (S. 173, Hervorhebung hinzugefügt, engl. Kindle-Ausgabe, S. 118)
Brzezinski lag entschieden falsch, und seine Fehleinschätzung trug dazu bei, dass es zu der Katastrophe des Krieges in der Ukraine kam. Russland hat sich nicht einfach dem Plan der USA zur Erweiterung der NATO auf die Ukraine gebeugt, wie Brzezinski es angenommen hatte. Russland sagte klar Nein und war bereit, Krieg zu führen, um die Pläne der USA zu stoppen. Aufgrund der Fehleinschätzungen der Neokonservativen in Bezug auf die Ukraine hat Russland nun die Oberhand auf dem Schlachtfeld und Hunderttausende Ukrainer sind tot.
Und – und das ist die klare Botschaft aus Kasan – die Sanktionen und der diplomatische Druck der USA haben Russland nicht im Geringsten isoliert. Als Reaktion auf das allgegenwärtige Mobbing der USA ist ein anti-hegemoniales Gegengewicht entstanden. Einfach ausgedrückt: Die Mehrheit der Welt kann und will die Hegemonie der USA nicht mehr akzeptieren. Sie ist bereit, sich ihr zu widersetzen, statt sich ihrem Diktat zu unterwerfen. Auch verfügen die USA nicht mehr über die wirtschaftliche, finanzielle oder militärische Macht, um ihren Willen durchzusetzen, falls sie das jemals getan haben.
Die Länder, die in Kasan zusammenkamen, repräsentieren eine klare Mehrheit der Weltbevölkerung. Die neun BRICS-Mitglieder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika als die ursprünglichen fünf, plus Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate) sowie die Delegationen von 27 aufstrebenden Mitgliedern machen 57 Prozent der Weltbevölkerung und 47 Prozent der Weltproduktion (gemessen in kaufkraftbereinigten Preisen) aus.
Die USA hingegen machen nur 4,1 Prozent der Weltbevölkerung und 15 Prozent der Weltproduktion aus. Rechnet man die Verbündeten der USA hinzu, beträgt der Bevölkerungsanteil der von den USA geführten Allianz etwa 15 Prozent der Weltbevölkerung.
Die BRICS-Staaten werden in den kommenden Jahren an wirtschaftlichem Gewicht, technologischer Kompetenz und militärischer Stärke gewinnen. Das gesamte BIP der BRICS-Staaten wächst jährlich um etwa 5 Prozent, während das gesamte BIP der USA und ihrer Verbündeten in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum jährlich um etwa 2 Prozent wächst.
Trotz ihres wachsenden Einflusses können die BRICS-Staaten die USA jedoch nicht als neuen globalen Hegemon ersetzen. Ihnen fehlt schlichtweg die militärische, finanzielle und technologische Macht, um die USA zu besiegen oder auch nur ihre vitalen Interessen zu bedrohen. Die BRICS-Staaten fordern faktisch eine neue und realistische Multipolarität – keine alternative Hegemonie, in der sie das Sagen haben.
Amerikanische Strategen sollten die letztlich positive Botschaft aus Kasan beherzigen. Das neokonservative Streben nach globaler Hegemonie ist nicht nur gescheitert, es war auch eine kostspielige Katastrophe für die USA und die Welt. Es hat zu blutigen und sinnlosen Kriegen, wirtschaftlichen Schocks, Massenvertreibungen und einer zunehmenden Gefahr einer nuklearen Konfrontation geführt. Eine inklusivere und gerechtere multipolare Weltordnung bietet einen vielversprechenden Ausweg aus dem gegenwärtigen Sumpf, von dem sowohl die USA und ihre Verbündeten als auch die in Kasan versammelten Nationen profitieren können.
Der Aufstieg der BRICS ist daher nicht nur eine Zurechtweisung für die USA, sondern auch eine potenzielle Chance für eine weitaus friedlichere und sicherere Weltordnung. Die von den BRICS angestrebte multipolare Weltordnung kann für alle Länder, einschließlich der Vereinigten Staaten, ein Segen sein. Die Zeit der neokonservativen Wahnvorstellungen und der von den USA angezettelten Kriege ist abgelaufen. Die Zeit ist reif für eine erneuerte Diplomatie, um die Konflikte, die in der Welt toben, zu beenden.
Der BRICS-Gipfel dürfte dies bedeuten.
Das Ende neokonservativer Wahnvorstellungen
0ieser Text wurde zuerst am 02.11.2024 auf www.commondreams.org unter der URL <https://www.commondreams.org/opinion/brics-summit-2024> veröffentlicht. Lizenz: Jeffrey D. Sachs, Common Dreams, CC BY-NC-ND 4.0
Familienfoto der BRICS-Mitgliedsstaaten während des 16. BRICS-Gipfels im Kazan Expo Center in Russland am 23. Oktober 2024. (von links) Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed, Ägyptens Präsident Abdel Fattah el-Sisi, Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa, der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas Xi Jinping, Russlands Präsident Wladimir Putin, Indiens Premierminister Narendra Modi, der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate Mohammed bin Zayed Al Nahyan, Irans Präsident Masoud Pezeshkian und Brasiliens Außenminister Mauro Vieira. (Foto: Büro des Premierministers Indien, Wiikimedia Commons, CC0)
Einfach ausgedrückt: Die Mehrheit der Welt kann und will die Hegemonie der USA nicht mehr akzeptieren. Sie ist bereit, sich ihr zu widersetzen, statt sich ihrem Diktat zu unterwerfen.
Der jüngste BRICS-Gipfel in Kasan, Russland, dürfte das Ende der neokonservativen Wahnvorstellungen markieren, die im Untertitel von Zbigniew Brzezinskis Buch „Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ aus dem Jahr 1997 zusammengefasst sind. Seit den 1990er Jahren ist das Ziel der amerikanischen Außenpolitik die „Vorherrschaft“, auch bekannt als globale Hegemonie. Kriege, Regime-Change-Operationen und einseitige Zwangsmaßnahmen (Wirtschaftssanktionen) waren die bevorzugten Mittel der USA. Kasan brachte 35 Länder mit mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung zusammen, die das Mobbing der USA ablehnen und sich von den Hegemonialansprüchen der USA nicht einschüchtern lassen.
In der Kasaner Erklärung betonten die Länder „die Entstehung neuer Zentren der Macht, der politischen Entscheidungsfindung und des wirtschaftlichen Wachstums, die den Weg für eine gerechtere, ausgewogenere, demokratischere und multipolare Weltordnung ebnen können“.
Sie betonten „die Notwendigkeit, die derzeitige Architektur der internationalen Beziehungen anzupassen, um die aktuellen Realitäten besser zu berücksichtigen“. Gleichzeitig erklärten sie ihr „Engagement für den Multilateralismus und die Wahrung des Völkerrechts, einschließlich der in der Charta der Vereinten Nationen (UN) verankerten Ziele und Grundsätze als unverzichtbare Eckpfeiler“. Sie richteten sich insbesondere gegen die von den USA und ihren Verbündeten verhängten Sanktionen und erklärten, dass „solche Maßnahmen die UN-Charta, das multilaterale Handelssystem, die Vereinbarungen zur nachhaltigen Entwicklung und die Umweltabkommen untergraben“.
Das neokonservative Streben nach globaler Hegemonie hat tiefe historische Wurzeln im Glauben Amerikas an seinen Exzeptionalismus. Im Jahr 1630 beschrieb John Winthrop die Massachusetts Bay Colony unter Berufung auf die Evangelien als „Stadt auf dem Hügel“ und erklärte großspurig: „Die Augen aller Menschen sind auf uns gerichtet.“ Im 19. Jahrhundert wurde Amerika von der Idee des „Manifest Destiny“ geleitet: Nordamerika zu erobern, indem die Ureinwohner vertrieben oder ausgerottet wurden. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs begrüßten die Amerikaner die Idee des „amerikanischen Jahrhunderts“, das die USA nach dem Krieg die Welt anführen würden.
Der Zusammenbruch der Sowjetunion Ende 1991 verstärkte den Größenwahn der USA noch. Nachdem Amerikas Erzfeind aus dem Kalten Krieg verschwunden war, ersannen die aufstrebenden amerikanischen Neokonservativen eine neue Weltordnung, in der die USA die einzige Supermacht und Weltpolizist waren. Ihre bevorzugten außenpolitischen Instrumente waren Kriege und Regime-Change-Operationen, um Regierungen zu stürzen, die ihnen missfielen.
Nach dem 11. September planten die Neokonservativen, sieben Regierungen in der islamischen Welt zu stürzen. Se begannen mit dem Irak, gefolgt von Syrien, dem Libanon, Libyen, Somalia, dem Sudan und dem Iran. Laut Wesley Clark, dem ehemaligen Oberbefehlshaber der NATO, erwarteten die Neokonservativen, dass die USA diese Kriege innerhalb von fünf Jahren gewinnen würden. Doch nun, mehr als 20 Jahre später, dauern die von den Neokonservativen angezettelten Kriege an, während die USA absolut keines ihrer hegemonialen Ziele erreicht haben.
Die Neokonservativen argumentierten bereits in den 1990er Jahren, dass kein Land und keine Gruppe von Ländern es jemals wagen würde, sich der Macht der USA entgegenzustellen. Brzezinski argumentierte beispielsweise in „Die einzige Weltmacht“, dass Russland keine andere Wahl haben würde, als sich der von den USA angeführten NATO-Erweiterung und den geopolitischen Diktaten der USA und Europas zu unterwerfen. Es gebe keine realistische Aussicht darauf, dass Russland erfolgreich eine anti-hegemoniale Koalition mit China, dem Iran und anderen bilden könne. Brzezinski drückte es so aus:
„Russlands einzige geostrategische Option – die Option, die ihm eine realistische Rolle auf der internationalen Bühne eintragen und auch seine Chancen für eine gesellschaftliche Veränderung und Modernisierung erhöhen könnte – ist Europa. Und zwar nicht irgendein Europa, sondern das transatlantische Europa einer erweiterten EU und NATO.“ (S. 173, Hervorhebung hinzugefügt, engl. Kindle-Ausgabe, S. 118)
Brzezinski lag entschieden falsch, und seine Fehleinschätzung trug dazu bei, dass es zu der Katastrophe des Krieges in der Ukraine kam. Russland hat sich nicht einfach dem Plan der USA zur Erweiterung der NATO auf die Ukraine gebeugt, wie Brzezinski es angenommen hatte. Russland sagte klar Nein und war bereit, Krieg zu führen, um die Pläne der USA zu stoppen. Aufgrund der Fehleinschätzungen der Neokonservativen in Bezug auf die Ukraine hat Russland nun die Oberhand auf dem Schlachtfeld und Hunderttausende Ukrainer sind tot.
Und – und das ist die klare Botschaft aus Kasan – die Sanktionen und der diplomatische Druck der USA haben Russland nicht im Geringsten isoliert. Als Reaktion auf das allgegenwärtige Mobbing der USA ist ein anti-hegemoniales Gegengewicht entstanden. Einfach ausgedrückt: Die Mehrheit der Welt kann und will die Hegemonie der USA nicht mehr akzeptieren. Sie ist bereit, sich ihr zu widersetzen, statt sich ihrem Diktat zu unterwerfen. Auch verfügen die USA nicht mehr über die wirtschaftliche, finanzielle oder militärische Macht, um ihren Willen durchzusetzen, falls sie das jemals getan haben.
Die Länder, die in Kasan zusammenkamen, repräsentieren eine klare Mehrheit der Weltbevölkerung. Die neun BRICS-Mitglieder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika als die ursprünglichen fünf, plus Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate) sowie die Delegationen von 27 aufstrebenden Mitgliedern machen 57 Prozent der Weltbevölkerung und 47 Prozent der Weltproduktion (gemessen in kaufkraftbereinigten Preisen) aus.
Die USA hingegen machen nur 4,1 Prozent der Weltbevölkerung und 15 Prozent der Weltproduktion aus. Rechnet man die Verbündeten der USA hinzu, beträgt der Bevölkerungsanteil der von den USA geführten Allianz etwa 15 Prozent der Weltbevölkerung.
Die BRICS-Staaten werden in den kommenden Jahren an wirtschaftlichem Gewicht, technologischer Kompetenz und militärischer Stärke gewinnen. Das gesamte BIP der BRICS-Staaten wächst jährlich um etwa 5 Prozent, während das gesamte BIP der USA und ihrer Verbündeten in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum jährlich um etwa 2 Prozent wächst.
Trotz ihres wachsenden Einflusses können die BRICS-Staaten die USA jedoch nicht als neuen globalen Hegemon ersetzen. Ihnen fehlt schlichtweg die militärische, finanzielle und technologische Macht, um die USA zu besiegen oder auch nur ihre vitalen Interessen zu bedrohen. Die BRICS-Staaten fordern faktisch eine neue und realistische Multipolarität – keine alternative Hegemonie, in der sie das Sagen haben.
Amerikanische Strategen sollten die letztlich positive Botschaft aus Kasan beherzigen. Das neokonservative Streben nach globaler Hegemonie ist nicht nur gescheitert, es war auch eine kostspielige Katastrophe für die USA und die Welt. Es hat zu blutigen und sinnlosen Kriegen, wirtschaftlichen Schocks, Massenvertreibungen und einer zunehmenden Gefahr einer nuklearen Konfrontation geführt. Eine inklusivere und gerechtere multipolare Weltordnung bietet einen vielversprechenden Ausweg aus dem gegenwärtigen Sumpf, von dem sowohl die USA und ihre Verbündeten als auch die in Kasan versammelten Nationen profitieren können.
Der Aufstieg der BRICS ist daher nicht nur eine Zurechtweisung für die USA, sondern auch eine potenzielle Chance für eine weitaus friedlichere und sicherere Weltordnung. Die von den BRICS angestrebte multipolare Weltordnung kann für alle Länder, einschließlich der Vereinigten Staaten, ein Segen sein. Die Zeit der neokonservativen Wahnvorstellungen und der von den USA angezettelten Kriege ist abgelaufen. Die Zeit ist reif für eine erneuerte Diplomatie, um die Konflikte, die in der Welt toben, zu beenden.