COINTELPRO-Operationen trugen zur Schaffung der heutigen dystopischen politischen Landschaft bei

Die heutige düstere politische Landschaft mit zwei im Wesentlichen rechtsgerichteten Parteien und ohne wirksame politische Opposition hat ihre Wurzeln in der McCarthy-Ära und den Spionageabwehrmaßnahmen des FBI (COINTELPRO) während des Kalten Krieges, deren Ziel es war, die politische Linke zu unterwandern und zu zerstören.

Eine der Taktiken, die im Rahmen von COINTELPRO angewendet wurden, bestand darin, linke Parteien und Gruppen – wie die Socialist Workers Party (SWP), die Black Panther Party und die Students for a Democratic Society (SDS) – zu infiltrieren, um Spaltungen innerhalb dieser Gruppen zu schüren und interne Konflikte zu provozieren.

Es wurden Provokateure eingeschleust, die extremistische Positionen einnahmen und gewalttätige und kontraproduktive Protestaktionen oder Initiativen förderten, die die Öffentlichkeit verunsicherten und die Glaubwürdigkeit legitimer Protestbewegungen zerstörten.

Darüber hinaus schufen US-Geheimdienste gewalttätige sektenähnliche Gruppen, die sich linker Rhetorik bedienten und kriminelle Aktivitäten verübten, um dem Staat einen weiteren Vorwand für die Ausweitung der Polizeibefugnisse zu liefern.

Brad Schreibers Buch Revolution’s End: The Patty Hearst Kidnapping, Mind Control, and the Secret History of Donald DeFreeze and the SLA bietet wichtige Einblicke in die Symbionese Liberation Army (SLA). Eine radikale Gruppe aus Kalifornien, die in den 1970er Jahren Patty Hearst, die Erbin der wohlhabenden Hearst-Familie, entführte und eine Verbrechensserie verübte, die dazu beitrug, die Öffentlichkeit von linken Idealen abzubringen.

Schreiber zeigt, dass der Gründer der SLA, Donald DeFreeze (alias Field Marshal Cinque [1]), ein Regierungsagent war, der in den 1970er Jahren in der kalifornischen medizinischen Einrichtung in Vacaville im Rahmen des MK-ULTRA-Programms der CIA einer Verhaltensänderung und Programmierung unterzogen worden war. [2]

Donald David DeFreeze. (Screenshot vom Fahndungsposter des FBI. <https://www.wikiwand.com/en/articles/Donald_DeFreeze#/media/File:FBI_Wanted_Flyer_473_-_Donald_David_DeFreeze.jpg>)

Gelder kamen aus der Operation Chaos, einer illegalen Spionageoperation der CIA, und vom Stanford Research Institute (das mit der CIA in Verbindung stand). Vacaville war ein wahres „Haus des Grauens“. Dort wurden psychochirurgische Eingriffe, Elektroschocks und Lobotomien durchgeführt, und die CIA führte medizinische Experimente mit Drogen an Insassen durch und sperrte sie für längere Zeit in Isolationshaft. [3]

DeFreeze, ein Kleinkrimineller aus Cleveland, Ohio, der seine Frau und sechs Kinder verlassen hatte, wurde nach Vacaville gebracht, nachdem er als Informant für das Los Angeles Police Department (LAPD) tätig gewesen war. Er war von Ronald G. Farwell, einem Beamten des „Red Squad“ des LAPD, angeworben worden und hatte die Aufgabe, Waffen an die Black Panthers zu verkaufen, um sie so in eine Falle zu locken, damit sie verhaftet werden konnten, und um die Gewalt zwischen verschiedenen Fraktionen der Panthers anzuheizen. [4]

Während seiner Zeit in Vacaville freundete sich DeFreeze mit Colston Westbrook an, einem afroamerikanischen Linguisten, der die Black Cultural Association (BCA) im Gefängnis leitete – eine Tarnorganisation für ein experimentelles Projekt, mit dem untersucht werden sollte, inwieweit instabile oder beeinflussbare Häftlinge kontrolliert werden konnten, um sie in radikale Gruppen in der Bay Area einzuschleusen. [5]

Westbrook wurde offiziell zum „Outside Guest Coordinator“ der BCA ernannt und arbeitete als Lehrassistent am Afro-American Studies Department der University of California in Berkeley, wo er sich auf schwarze Linguistik spezialisierte. [6]

Colston Westbrook, Lehrer und Linguist, beeinflusste Häftlinge, um sie in radikale Gruppen einzuschleusen. (Foto: African American Registry: <https://aaregistry.org/story/colston-westbrook-born/>)

Vor seiner Tätigkeit im kalifornischen Strafvollzugssystem war Westbrook Berater der koreanischen CIA und arbeitete während des Vietnamkriegs für Pacific Architects and Engineers (PA&E), ein privates Vertragsunternehmen, das als Deckmantel für das Phoenix-Programm der CIA diente. [7]

Letzteres war eine Geheimdienstoperation, bei der die CIA „subversive Elemente“ identifizierte und mit lokalen Geheimdienstagenten zusammenarbeitete, um diese zu entführen, zu verhaften, zu foltern und oft auch zu töten. [8]

Die Programme zur Verhaltensänderung in Vacaville wurden vom kalifornischen Gouverneur Ronald Reagan und seinem Gesundheitsminister Dr. Earl Brian sowie dem Berater für Aufstandsbekämpfung William Herrmann unterstützt, die entschlossen waren, die Protestbewegungen der 1960er Jahre und die Neue Linke zu zerstören, und Initiativen zur Bewusstseinskontrolle als Mechanismus der sozialen Kontrolle konzipierten. [9]

Sowohl Brian als auch Herrmann, ein Experte für psychologische Operationen in Vietnam und Kambodscha, der in Indochina Westbrook kennenlernte und ihn dann für die Arbeit in Vacaville anwarb, hatten Verbindungen zur CIA.

Brian gründete eine Firma, die hochentwickelte Computersoftware von einem privaten Unternehmen namens INSLAW stahl, die von der CIA zu Überwachungs- und Geldwäschezwecken verwendet wurde. Zusammen mit Herrmann war er auch eine Schlüsselfigur der „October Surprise“, einer illegalen Operation zur Unterwanderung der Geiselverhandlungen der Carter-Regierung, um Reagan 1980 zur Wahl zum Präsidenten zu verhelfen. [10]

Als Gegenleistung für seine Zusammenarbeit mit Westbrook erhielt DeFreeze in Vacaville Sonderrechte, darunter eheliche Besuche, obwohl er nicht verheiratet war. [11]

Eine der Frauen, die ihn besuchten, war Patty Hearst, deren Großvater William Randolph Hearst ein Medienmogul gewesen war, der für seine Förderung des Sensationsjournalismus zur Unterstützung ausländischer Kriege bekannt war.

Offiziell existierte die BCA, um schwarzen Gefangenen die Möglichkeit zu geben, ihre Frustration gegenüber sympathisierenden jungen Weißen zu äußern, doch der Austausch mit weißen Linken ermöglichte es Westbrook und seinem Versuchskaninchen DeFreeze, Kontakte zu ihnen zu knüpfen, mit der geheimen Absicht, sie zu manipulieren und für die SLA zu rekrutieren. [12]

Viele der zugelassenen weißen Linken waren Maoisten und ehemalige Mitglieder der radikalen Organisation Venceremos, die die kubanische Revolution unterstützte. Willie Wolfe, ein Gründer der SLA, engagierte sich für die BCA, während er eine Hausarbeit darüber für einen afroamerikanischen Studienkurs an der UC Berkeley schrieb, der von Westbrook gehalten wurde.

DeFreeze war politisch nie radikal, sondern ein Opportunist, der laut der Forscherin Mae Brussell „von der CIA und anderen Behörden „mechanisiert und robotisiert“ wurde. [13]

DeFreeze erzählte einem Mitgefangenen von seinem Plan für die Zeit nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, um „eine revolutionäre Gruppe dazu zu bringen, eine reiche Person zu entführen … diese Person an einem geheimen Ort gefesselt zu halten, sie in Angst um ihr Leben zu versetzen, ihr dann Meskalin und andere Drogen zu verabreichen, woraufhin sie zu einem Roboter würde, der alles tun würde, was man ihm befiehlt – einschließlich andere Menschen zu töten.“ [14]

Das ist im Grunde genommen das, was er mit der SLA und Patty Hearst gemacht hat, obwohl Hearst nie jemanden getötet hat. Schreiber weist darauf hin, dass DeFreeze Hearst so behandelt hat, wie er es aus seiner Erfahrung in Vacaville gelernt hatte.

Die Vorgehensweise bestand darin, Hearst zu isolieren, psychologisch zu bedrohen, körperlich zu misshandeln und ihr angeblich halluzinogene Drogen zu verabreichen, um sie zu programmieren und einer Gehirnwäsche zu unterziehen. [15]

Die SLA entstand zu einer Zeit, als die Bewegungen der 1960er Jahre aufgrund des Endes des Vietnamkriegs im Niedergang begriffen waren. Die wichtigste studentische Anti-Kriegs-Organisation, Students for a Democratic Society (SDS), war bereits zerfallen, nachdem ihr Name von der gewalttätigen Weather Underground-Fraktion übernommen worden war.

Patty Hearst mit Maschinengewehr vor dem Emblem der SLA. Ihr Kampfname lautete „Tania“. (Foto: <https://www.britannica.com/topic/Symbionese-Liberation-Army>)

Viele Linke in der Bay Area hatten laut Schreiber das Gefühl, dass DeFreeze ein Provokateur war, weil er „zu hart ranging.“ [16]

Die SLA hat nie konstruktive Programme für einen sozialen Wandel verabschiedet oder versucht, eine Basis bei den Massen aufzubauen. Stattdessen raubte sie lokale Unternehmen aus, denen sie vorwarf, „faschistische“ Regierungen wie Portugal, Südafrika, Chile und Israel zu unterstützen, und verbreitete radikale Literatur und Kommuniqués, in denen Slangbegriffe wie „Schweine“ [Euphemismus für Polizisten] verwendet wurden. [17]

Am 6. November 1973 ermordeten Mitglieder der SLA Dr. Marcus Foster, den afroamerikanischen Superintendenten des Oakland Unified School District, und schossen auf Robert Blackburn, seinen weißen stellvertretenden Superintendenten, der schwer verletzt wurde. [18]

In einer Erklärung warf die SLA Dr. Foster vor, er versuche, eine politische Polizeitruppe in den Schulen von Oakland aufzubauen, im Rahmen eines Jugendidentifizierungsprogramms Biografiedossiers anzulegen und Akten für eine Computerdatenbank anzulegen.

Schreiber sagt, dass diese Anschuldigungen offensichtlich falsch waren und dass Foster ein guter Mann war, der mutige Schritte unternommen hatte, um die Bildung nicht-weißer Kinder zu verbessern, und ihnen nicht ihre Privatsphäre oder Rechte vorzuenthalten.

Er distanzierte sich von einem Ausweisprogramm und reagierte auf die Gewalt an den Schulen mit Bemühungen um eine Integration von Polizei und Jugendgerichtssystem sowie mit der Einstellung von „Friedensbeamten” und „Sicherheitskoordinatoren an ausgewählten Schulen” im Rahmen eines Plans, der in der Bevölkerung auf breite Zustimmung stieß. [19]

Das nach seiner Ermordung veröffentlichte Kommuniqué der SLA enthielt die falsche Behauptung, Foster und Blackburn hätten „die reiche herrschende Klasse und die Großunternehmen vertreten und nicht die Kinder und Jugendlichen unserer Gemeinde“. [20]

Laut Schreiber hatte Westbrook DeFreeze falsche Informationen über Foster zugespielt und die SLA-Mitglieder davon überzeugt, dass Foster beabsichtige, die Polizei- und Überwachungsbefugnisse gegenüber Studenten zu verstärken und schwarze Jugendliche zu kriminalisieren. [21]

Westbrook war letztendlich der Drahtzieher hinter dem brutalen Mord an Foster, dessen Absicht es war, die Linke in der Bay Area zu diskreditieren, indem er sie mit einer abscheulichen Tat in Verbindung brachte.

Die Herausgeber des gegenkulturellen Magazins „Ramparts“ aus der Bay Area veröffentlichten, was viele Radikale hinter vorgehaltener Hand sagten: Nämlich, dass „die Tat selbst [der Mord an Foster] so brutal, moralisch so unvertretbar und politisch so unverständlich war, dass die meisten Radikalen in der Bay Area davon ausgingen, dass die SLA nur eine Tarnorganisation für eine rechte oder polizeiliche Gruppe war“. [22] Und genau das war auch der Fall.

Nachdem Patty Hearst entführt worden war, brachte die SLA ihren Vater, William Randolph Hearst Jr., dazu, mehrere Millionen Dollar für die Ernährung der Armen zu spenden [23] – ein PR-Trick, der den Ruf der SLA als „Robin Hood“ stärkte. [24]

Hearst wurde einer Gehirnwäsche unterzogen, um an einem Banküberfall auf die Hibernia Bank in San Francisco und anderen kriminellen Handlungen mit SLA-Mitgliedern teilzunehmen, von denen einige sie während ihrer Gefangenschaft vergewaltigt haben sollen. In dieser letzten Phase nahm Hearst den Kampfnamen „Tania“ an – nach dem Spitznamen von Tamara Bunke, einer in Argentinien geborenen ostdeutschen Revolutionärin und Geliebten von Che Guevara – und prahlte damit, eine „urbane Guerilla“ zu sein.”

1976 wurde Hearst vor einem Bundesgericht wegen Bankraubs zu 35 Jahren Haft verurteilt, doch ihre Strafe wurde von Jimmy Carter umgewandelt und sie wurde von Bill Clinton begnadigt. [25] Der renommierte Psychiater Robert Jay Lifton bezeichnete Hearst [26] als „klassischen Fall, der alle psychologischen Kriterien eines gezwungenen Kriegsgefangenen erfüllt“.

Die SLA fand ihr gewaltsames Ende im Mai 1974, als die LAPD live im Fernsehen ein Haus beschoss, in dem sich viele ihrer Mitglieder verschanzt hatten, nachdem die SLA-Mitglieder Bill und Emily Harris wegen Ladendiebstahls verhaftet worden waren. [27] Nancy Ling Perry, Patricia Soltysik und Camilla Hall wurden durch Schussverletzungen hingerichtet, Angela Atwood und Willie Wolfe starben an Rauchvergiftung, nachdem die LAPD Tränengasgranaten und pyrotechnische Granaten in das Haus geschossen und die Feuerwehr daran gehindert hatte, das von ihr entfachte Feuer zu löschen. [28]

DeFreeze soll Selbstmord begangen haben, indem er sich in den Kopf schoss; eine Untersuchung, bei der die Ballistik analysiert wurde, ergab jedoch, dass er von jemandem außerhalb des Hauses erschossen wurde. [29]

Ein Bericht eines von Willie Wolfes Vater beauftragten Privatdetektivs aus Las Vegas stellte fest, dass das LAPD schuld war, weil es nicht versucht hatte, mit der SLA über deren Kapitulation zu verhandeln. Und dass die LAPD ohne Provokation das Feuer auf das Haus eröffnet hatte, nachdem ein falsches Gerücht verbreitet worden war, die SLA habe einen LAPD-Beamten getötet.

Das LAPD feuerte mehr als 5.000 Schüsse auf das Haus ab, während die SLA nur einen Bruchteil davon auf sie abgab. [30] Nancy Ling Perry soll erschossen worden sein, nachdem sie auf die Polizei geschossen hatte, obwohl ihre Leiche zehn Fuß von der Rückseite des Hauses entfernt mit einem Schuss in den Rücken gefunden wurde und keine Waffe in ihrer Nähe lag. [31]

Ein Fahndungsposter des FBI aus dem Jahr 1974. (Foto: New York Post: <https://nypost.com/2022/12/31/why-did-a-camilla-hall-join-symbionese-liberation-army/>

Trotz des Verstreichens eines halben Jahrhunderts fasziniert die Geschichte der SLA die Öffentlichkeit weiterhin und hat nichts von ihrer Bedeutung verloren. [32]

Unter anderem hilft es dabei, die „Strategie der Spannung“ zu beleuchten, die von US-Geheimdiensten im Auftrag plutokratischer Eliten verfolgt wurde und dazu beitrug, den politischen Kurs der USA nach den sozialen Bewegungen der 1960er Jahre radikal zu verändern.

Bruce Franklin, der wegen seiner Beteiligung an politischen Aktivitäten von seiner Stelle als Englischprofessor an der Stanford University entlassen wurde, gehörte zu denen, die die SLA als „konterrevolutionäre Organisation“ bezeichneten, die wahrscheinlich von Provokateuren gegründet worden war.

Franklin sagte Ende der 1970er Jahre, dass die SLA „der revolutionären Bewegung [der 1960er Jahre] großen Schaden zugefügt und den reaktionärsten Kräften in den Vereinigten Staaten von heute in die Hände gespielt hat“. [33]

Fast 50 Jahre später hallen Franklins Worte nach, denn die reaktionären Kräfte, die darauf aus waren, die Neue Linke der 1960er Jahre zu zerstören, sind fest an der Macht und kontrollieren beide großen politischen Parteien.

Um zu verstehen, wo wir heute stehen, ist es wichtig, die Geschichte zu studieren und die dunklen Kräfte zu erkennen, die weiterhin unser politisches System korrumpieren und dabei teilweise dieselben finsteren Methoden anwenden wie zu Zeiten der SLA.